BAU ELEMENTE Stromversorgung Batterie-Management für Li-Ion-Zellen Eine kompakte Komplettlösung Brigitte Hauke Tragbare Geräte werden immer kleiner, dafür nimmt die Anzahl an Leistungsmerkmalen zu. Um dies zu ermöglichen, gab es Entwicklungen im Bereich kleinere und leistungsstärkere Akkumulatoren. Die neueste Entwicklung ist der Lithium-Polymer-(Li-Pol)-Akku. Das Verhältnis von Gewicht und Volumen zu Kapazität ist bei Li-Ion- oder Li-Pol-Akkus besser als bei Ni-basierten. Li-basierte Akkus haben aber noch den Nachteil des etwas höheren Preises. Außerdem ist eine genauere Überwachung und Sicherung nötig, um Fehlfunktionen zu vermeiden und die Arbeitsleistung über viele Ladezyklen sicherzustellen. D ie hier gezeigte Lösung für Systeme mit einer Li-Ion- oder LiPol-Zelle als Versorgung besteht aus drei ICs. Alle Sicherheitskriterien sind berücksichtigt und die Akkus werden schonend behandelt, um die Lebensdauer zu verlängern. Zudem ist der Stromverbrauch und Platzbedarf sehr gering. Li-Ion und Li-Pol Akkus Die Energiedichte Li-basierter Akkus liegt höher als die aller anderen Akkus, die aktuell auf dem Markt verfügbar sind. Tabelle 1 zeigt die Eigenschaften der Li-Ion-Akkus. Die hohe Energiedichte führt allerdings zu einem höheren Aufwand für die Sicherheits- und Ladeschaltungen, um das Batteriepaket gegen Zerstörung durch falsches Laden oder Entladen zu sichern. Batteriehersteller müssen sicherstellen, dass ihre Akkus den Benutzer nicht gefährden. Gegen folgende Fehler muss ein Li-Ion- oder Li-Pol-Akku gesichert sein: Überspannung, Überstrom und Übertemperatur könnten den Benutzer gefährden. Unterspannung verringert die Lebensdauer der Batterie. Die Anforderung, tragbare Geräte immer kleiner und leichter zu machen, Bild 1: Überwachungsbaustein (UCC3952) und Batteriemonitor (bq2019): im Batteriepaket implementierter Teil der Lösung verlangt auch, dass die Fehlersicherung innerhalb des Batteriepakets verkleinert wird. Dies stößt mit der aktuellen, teilweise diskreten Lösung an physikalische Gehäusegrenzen. Der nächste Schritt ist, alle Funktionen in ein IC zu integrieren. Bild 1 zeigt mit dem UCC3952 einen Überwachungsbaustein für Li-Ion- oder Li-Pol-Akkus mit einer Zelle, der all diese Funktionen übernimmt. Der ebenfalls gezeigte Batteriemonitor bq2019 wird später beschrieben. Die Funktion der Sicherheitsschaltung besteht Batterieeigenschaft Li-Ion-Akku aus dem Baustein UCC3952 mit den exterEnergiedichte [Wh/kg] 100+ nen Kondensatoren C3, Nominale Spannung [V] 3,6 - 3,7 C4 und C5. Wobei C3 Ladespannung [V] 4,1 - 4,2 Spannungsspitzen abfängt, C4 im KurzschlussEntladeschlussspannung [V] 2,5 - 3,0 fall den internen TransiLaderate 1C stor abschaltet, und C5 Maximale Entladerate 2C gegen EMV schützt. Lademethode Konstantstrom Der UCC3952 integriert gefolgt von alle Funktionen, und er Konstantspannung verwendet einen einzelnen Transistor, der eine Durchschnittliche Selbst~6 patentierte Gate-Treiberentladung [%/Monat] Schaltung besitzt. Dadurch reduziert sich der Tabelle 1: Eigenschaften des Li-Ion-Akkus 26 Stromverbrauch und Platzbedarf der Lösung. Tabelle 2 fasst die Schutzfunktionen des UCC3952 zusammen. Kapazitätsmessung Vor allem bei teuren Produkten wie PDA, Laptop oder Mobiltelefon will der Benutzer wissen, wann eine Ladung nötig ist und wie lange diese dauert. Die Messung der Batteriespannung gibt, durch die teilweise sehr flachen Entladekurven, die Abhängigkeit vom Entladestrom oder auch den Einfluss der Temperatur auf die Selbstentladung, nur einen sehr ungenauen Wert über die Restkapazität. Eine Messung des Lade- und Entladestromes ermöglicht eine weitaus genauere Bestimmung der Restladung. Um keinen Leckstrom an der Messeinrichtung vorbei aus der Batterie zuzulassen, ist es nötig die entsprechende Schaltung in das Batteriepaket zu integrieren. Der bq2019 ist ein in das Paket integrierter Batteriemonitor, der die Basis für ein System zur Kapazitätserfassung bildet. Der Strom der Ladung und Entladung wird pro Zeiteinheit gemessen. In Serie zum negativen Pol der Zelle ist ein kleiner Messwiderstand geschal- elektronik industrie 03-2003 BAU ELEMENTE Stromversorgung tet, an dem der Stromfluss einen Spannungsabfall erzeugt. Ein SpannungsFrequenz-Umsetzer wandelt diesen in eine Lade- oder Entladefrequenz, die interne Zähler inkrementiert. Der Ladestrom, die Ladezeit, der Entladestrom, die Entladezeit und die Selbstentladung werden erfasst. Ein integrierter Temperatursensor stellt die Siliziumtemperatur fest und passt die Selbstentladerate an. Durch Auslesen dieser Register kann ein Prozessor die Restladung des Batteriepakets errechnen. Der Prozessor muss, um die Registerdaten zu interpretieren, die genaue Ladung bestimmen und diese an den Benutzer kommunizieren. Die Schnittstelle zwischen Batterie und System bildet eine 1-Draht-Leitung, eine sogenannte HDQ-Schnittstelle. Diese überträgt ein Kommando des Prozessors an den bq2019, der dann die geforderten Daten sendet. Folgende Funktionen übernimmt der bq2019: Fehler UCC3952 Überspannung 1,75 s Verzögerungszeit, dann Unterbindung des Ladestroms Unterspannung 25 ms Verzögerungszeit, dann Unterbindung des Entladestroms und Übergang in Stromsparmodus; Teil der internen Schaltungen aktiv, um Lader zu erkennen Überstrom Abschaltung bei mehr als 3,5 A, Wiederanschaltung erst, wenn eine Last >7,5 MΩ erkannt wird (z.B. durch Trennen des Batteriepakets von der Applikation) Übertemperatur Abschaltung, wenn Siliziumtemperatur >135 °C, Anschaltung erst bei reduzierter Temperatur Tabelle 2: Schutzfunktionen des UCC3952 Ladefunktion Ladezyklen Sicherheit Kapazität • • • • Batterieüberprüfung vor der Ladung (Spannung, Temperatur) Temperaturüberwachung • • • • • • • • Genaue Spannungsregelung (±1%) Genaue Beendigung der Ladung Ladezeitüberwachung Batteriestatusübermittlung • Tabelle 3: Einflüsse der wichtigsten Ladefunktionen Coulomb-Zählung für Ladung und Entladung, Temperaturmessung, Selbstentladungsabschätzung, TI-programmierte ID- oder Seriennummer, Speicher, 1-Draht-Schnittstelle zum Prozessor, Prozessor-programmierbare Ausgangsleitung. Bild 1 zeigt die Beschaltung des bq2019: R2 niederohmiger Messwiderstand, R1 und C2 Rauschfilter, R3 legt die Oszillatorfrequenz fest, C1 ist der Abblockkondensator, R4 und die Z-Diode bilden die Schutzschaltung für die HDQ-Schnittstelle. Zwischen Pack+ und Cell- wird die Zelle angeschlossen. Somit fließt jeder Lade- und Entladestrom durch den UCC3952 (zwischen BNEG und PACK-) und über den Messwiderstand R2. Für das System ist der Punkt Cell- nicht zugänglich. Platzsparendes Ladegerät Das richtige Laden der Zelle ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Dies erhöht die BAU ELEMENTE Stromversorgung erst mit einem konstanten Ladestrom geladen, bis die Batteriespannung ihren Maximalwert erreicht. Dies führt zu etwa 60% bis 70% der vollen Kapazität. Dann wird der Akku mit einer konstanten Spannung weitergeladen, bis der absinkende Ladestrom einen Minimalwert (etwa 10% bis 3% des Schnelladestroms) unterschreitet. Nur durch diese KonBild 2: Typischer Ladezyklus eines Li-Ion- oder stantspannungsladung wird die Li-Pol-Akkus volle Kapazität erreicht. Die Konstantspannung liegt zwiAnzahl möglicher Lade- und Entladezy- schen 4,1 V und 4,2 V, abhängig vom klen, die Sicherheit und nutzt die volle Hersteller und Anodenmaterial. Sie darf Kapazität der Batterie. Tabelle 3 fasst nicht mehr als ±1% schwanken, um die die Einflüsse der wichtigsten Ladefunk- Batterie auf ihre vollständige Kapazität tionen zusammen: aufzuladen, ohne sie zu zerstören. Vor einem Ladezyklus muss ein Li-Ion- Bild 2 zeigt einen typischen Ladezyklus. oder Li-Pol-Batteriepaket qualifiziert Deutlich sind die drei Ladebereiche zu werden. Ist die Temperatur außerhalb unterscheiden. Zuerst die optionale bestimmter Grenzen (in etwa unter Sickerladung (bei einem tiefentladenen 10 °C oder über 45 °C), darf aus Sicher- Akku), bis die Akkuspannung auf die heitsgründen keine Ladung stattfinden. minimale Schnelladespannung anLiegt die Spannung unter einem Min- steigt. Dann folgen die beiden Phasen destwert, darf keine Schnelladung er- der Schnelladung. Das Abfallen des Lafolgen. Dann wird mit einer Sickerla- destroms in der Konstantspannungsdung (engl. Trickle) begonnen, bis die phase ist deutlich zu erkennen. Aus SiSpannung die minimale Schnellade- cherheitsgründen sollte man für die Lagrenze überschreitet. Bei der Schnellla- dung auch eine maximale Zeit festledung eines Li-basierten Akkus wird zu- gen. Der oben beschriebene Ladezyklus eines Li-basierten Akkus macht den Einsatz eines speziellen Ladereglers nötig. Der hier vorgestellte Regler verwendet eine lineare Regelung. Diese hat den Nachteil des etwas niedrigeren Wirkungsgrades und einer gewissen Wärmeentwicklung, vor allem in der Konstantstromphase. Dies wird aber für kleinere Batteriepakete durch die Vorteile: Geringe Gesamtkosten, einfache Schaltung und rauscharmes Verhalten aufgehoben. Bild 3 zeigt den Schaltplan des linearen Ladereglers bq24002. Er ist für einzelne Li-basierte Zellen ausgelegt, deren Kapazität unter 1500 mAh liegt. Im Batteriepaket sollte ein Temperatursensor eingebaut sein, damit die Temperatur berücksichtigt werden kann. Die Funktionen der externen Bauteile sind in Tabelle 4 beschrieben. Der bq24002 bietet folgende Vorteile: Geringer Spannungsabfall: < 0,8 V bei 1,2 A. Eine einzelne Li-Ion-Zelle kann mit 5 V geladen werden, bei geringem Leistungsverlust. Integrierter FET und integrierte Schottky-Diode: Dies reduziert den Platzbedarf. Sicherheitsfunktionen: Integriert sind ein Zeitgeber für die Sicker- und Schnelladung, die Überwachung der Batterietemperatur, -spannung und des Ladestroms, u.a. Zusammenfassung Bild 3: Schaltplan des linearen Ladereglers bq24002 Bauteile Funktion C1, C2 Abblockkondensatoren der Eingangsspannung vom Netzteil C3 Filterkondensator C4 Abblockkondensator der Batteriespannung R1 Strommesswiderstand R2, R3, Thermistor Netzwerk zur Temperaturmessung R4, R5 Strombegrenzung der Ladeindikations-LEDs Tabelle 4: Funktionen der externen Bauteile des bq24002 28 Die beschriebene Lösung für ein Li-basiertes Batteriepack mit einer Zelle, ist sehr einfach in kleine tragbare Geräte einzubauen. Ist mehr Platz vorhanden, kann der lineare durch einen Schaltregler ersetzt werden. Damit erhöht sich der Wirkungsgrad und die Flexibilität. Ein Beispiel hierfür wäre der bq2000. Der Batteriemonitor könnte durch einen Kapazitätsüberwachungsbaustein (engl. „Gas Gauge“) ersetzt werden. Diese Bausteine haben einen integrierten Prozessor und übernehmen die komplette Berechnung aller Batterieladungs- und -entladungsdaten. Sie übermitteln an den Systemprozessor den aktuellen Ladezustand. Dies entlastet den Systemprozessor und die Batterie ist auch überwacht, wenn sie vom restlichen System getrennt ist. Was immer berücksichtigt werden sollte, ist ein gutes Batteriemanagement. Die drei wichtigen Parameter Kapazität, Zyklenzahl und Sicherheit verbessern sich dadurch entscheidend. Texas Instruments 701 Brigitte Hauke arbeitet bei Texas Instruments in Freising elektronik industrie 03-2003