Inkontinenz - Urologische Klinik München

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Inkontinenz
Was versteht man unter Harninkontinenz?
Darunter verstehen wir unwillkürlichen Urinverlust.
Je nach Beschwerden unterscheidet man hauptsächlich zwischen
Belastungsinkontinenz (Stressharninkontinenz) und Dranginkontinenz
(Urgeinkontinenz). Daneben gibt es noch Mischformen oder spezielle Formen der
Harninkontinenz bei bestimmten neurologischen Erkrankungsbildern.
Verhältnis der Inkontinenz-Subtypen
29%
49%
Stressinkontinenz
Dranginkontinenz
Gemischte Inkontinenz
22%
Welche Untersuchungen sind notwendig?
•
Körperliche Untersuchung
Nach der Anamnese macht sich der Arzt ein orientierendes Bild durch eine
allgemeine körperliche Untersuchung. Dazu gehören vor allem das Abtasten und
Abgrenzen der Blase und der umgebenden Organe. Bei Frauen ist eine Beurteilung
der Beckenbodenmuskulatur, bei Männern der Prostata nötig.
Eine Urinprobe wird im Labor auf Bakterien, Eiweiß, rote und weiße Blutkörperchen
untersucht. Liegen andere Erkrankungen, wie z. B. eine Blasenentzündung vor,
müssen diese zuerst behandelt werden. Ein Blasenkrebs darf nicht übersehen
werden.
•
Ultraschalluntersuchung
Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist eine inzwischen zur Routine
gehörende schmerzlose und nebenwirkungsfreie Untersuchungstechnik, mit der
innere Organe auf einem Monitor sichtbar gemacht werden. Hier können die Lage
der Niere und der ableitenden Harnwege, Befunde wie Nieren- oder Blasensteine,
Tumore oder angeborene Fehlbildungen festgestellt werden.
Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg
Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de
Auch die Entleerungsfunktion der Blase ist mit Hilfe des Ultraschalls leicht
kontrollierbar. Die Abbildung der gefüllten und danach der entleerten Blase gibt
Auskunft über das Füllvolumen und über die eventuelle Restharnmenge aber ebenso
über die Blasenkontur, einschließlich eventueller Unregelmäßigkeiten (Blasenkrebs!).
Auch eine Untersuchung der Prostata ist mit einer Ultraschalluntersuchung durch
den Enddarm gut möglich.
•
Harnflussmessung (Uroflowmetrie)
Der Patient entleert seine Blase in einen Messtrichter oder auf einem speziellen
Toilettensitz. Angeschlossene Messgeräte registrieren die ausgeschiedene
Harnmenge pro Sekunde und ermitteln eine Harnflusskurve. An der Form dieser
Kurve erkennt der Urologe Blasenentleerungsstörungen oder Abflussbehinderungen
durch Harnröhrenverengungen oder Prostatavergrößerungen.
•
Blasen- und Schließmuskelfunktionsdiagnostik (Urodynamik)
Durch gleichzeitige Messung des Drucks in der Blase über einen Blasenkatheter und
des Harnflusses in Abhängigkeit von der Blasenfüllung können Blasenaktivität und
Schließmuskelfunktion gemessen und dokumentiert werden. Diese Untersuchung ist
unumgänglich, wenn eine eindeutige Unterscheidung zwischen Stress- und
Dranginkontinenz mit den einfachen klinischen Untersuchungen nicht möglich ist
oder wenn eine Inkontinenzoperation geplant ist.
•
Röntgenuntersuchung
Zur Darstellung der Nieren, der Blase und der ableitenden Harnwege im Röntgenbild
ist ein Kontrastmittel erforderlich. Dieses kann je nach Fragestellung über die Venen
in die Blutbahn geleitet (Infusionsurogramm), über einen Katheter in die Blase
(Zysturethrogramm)
Um die Lage der Harnblase besser beurteilen zu können wird auch Kontrastmittel in
den Enddarm und die Scheide eingefüllt.
•
Blasenspiegelung
Dabei wird ein Untersuchungsinstrument (Zystoskop) über die Harnröhre in die
Harnblase eingeführt. Auf diesem Wege kann die Harnröhre, der
Harnröhrenschließmuskel, die Prostata und die Harnblase von innen genau
untersucht werden. Die Untersuchung wird ambulant in örtlicher Betäubung
durchgeführt.
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Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de
Wir führen alle notwendigen Untersuchungen in unserer Privatsprechstunde durch. In
der Regel sind für die komplette Abklärung zwei Besuche bei uns völlig ausreichend.
Die Blasendruckmessung führen wir mit einem computergestützten Gerät der
neuesten Generation durch.
Zur Terminvereinbarung rufen Sie uns bitte unter 089-85693-2132 an.
E-Mail: [email protected]/
Was versteht man unter einer Belastungsinkontinenz?
Darunter versteht man einen unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher
Anstrengung. Es werden 3 Stärkegrade angegeben.
Grad I:
Grad II:
Grad III:
Urinverlust beim Husten, Pressen und Niesen
Urinverlust beim Gehen, Bewegen und Aufstehen
Urinverlust bereits im Liegen
Was ist die Ursache?
Bei Frauen ist eine allgemeine Beckenbodenschwäche die häufigste Ursache.
Risikofaktoren sind mehrere vaginale Geburten und Übergewicht. Bei Männern tritt
eine Belastungsinkontinenz als Folge von Operationen im Beckenbodenbereich
(postoperative Belastungsinkontinenz) auf.
Wie wird die Belastungsinkontinenz behandelt?
Geringfügige Formen können mit einem Beckenbodentraining oder spezieller
Krankengymnastik erfolgreich behandelt werden. Während und nach den
Wechseljahren kann eine lokale oder systemische Hormonsubstitution mit
Östrogenen sinnvoll sein.
Wenn eine physiotherapeutische Behandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht
hat, kann eine Operation eine Belastungsinkontinenz bessern oder auch heilen. Es
stehen dafür viele verschiedene Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche
Operationen für Sie die richtige ist, kann erst nach einer umfassenden Untersuchung
entschieden werden.
Bandoperationen
(Einlage eines Kunststoffbandes unter die mittlere Harnröhre)
Dieser Eingriff ist die am häufigsten angewendete Operation bei
Belastungsinkontinenz. Über einen kleinen Schnitt in der Scheide unter der
Harnröhre wird eine Kunststoffband entweder zur Oberschenkelinnenseite hin
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(transobturatorisches Band) oder hinter dem Schambeinbogen (retropubisches
Band) ausgeleitet. Das Band soll spannungsfrei unter der Harnröhre liegen. Es
werden alle zur Zeit gängigen Netze in unserer Klinik eingelegt.
Der Eingriff kann in Spinalanästhesie oder in einer kurzen Vollnarkose
durchgeführt werden. Die Operationsdauer beträgt in der Regel 15 bis 20 Minuten.
Nach der Operation müssen Restharnkontrollen durchgeführt werden, um zu
gewährleisten, dass sich die Blase gut entleert. Selten ist es erforderlich, nach 1-2
Tagen das Band etwas zu lockern.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit für diese Operationen beträgt 80 bis 90%
Besserung und Heilung.
Anheben der Scheide über einen Bauchschnitt (Kolposuspension)
In bestimmten Situationen ist eine Kolposuspension die geeignete Operation. Dabei
wird über einen Bauchschnitt die Scheide angehoben und mit Fäden hinter dem
Schambeinbogen fixiert. Dadurch wird der Blasenhals stabilisiert. Dieser Eingriff
erfolgt in der Regel in Vollnarkose und dauert ca. 45 Minuten. Nach der Operation
sind Restharnkontrollen erforderlich. Die Erfolgsaussichten betragen je nach
Vorgeschichte 70 bis 80% Besserung und Heilung.
Über Risiken und Komplikationen werden Sie in einem Vorgespräch
ausführlich informiert.
Harnröhreneinspritzungen
Bei diesen Operationen wird durch die Harnröhre eine Art Schwellkörper unter die
Harnröhrenschleimhaut gespritzt. Dadurch dichtet die Harnröhre besser ab. Dieser
Eingriff kann in Lokalanästhesie oder in kurzer Narkose erfolgen. Die Erfolgsraten
liegen bei 60% Besserung und Heilung. Eine zweite Einspritzung nach 4 Wochen
kann die Erfolgsrate verbessern. Auch hier sind Restharnkontrollen notwendig.
Wir führen die o.g. Operationen routinemäßig und häufig durch. In komplexen und
schwierigen Fällen arbeiten wir eng mit dem Beckenboden Zentrum München
(www.bbzmuenchen.de) zusammen. Diese spezielle Einrichtung stellt ein regionales
und überregionales Kompetenzzentrum für Patientinnen und Patienten, die unter
Blasen- und Enddarmfunktionsstörungen leiden, dar. Das Beckenbodenzentrum ist
als Kontinenzzentrum durch die deutsche Kontinenzgesellschaft zertifiziert.
Durch die koordinierte Zusammenarbeit von Experten der Fachgebiete Urologie,
Frauenheilkunde, Proktologie, Chirurgie, Neurologie und Physiotherapie kann hier
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den Betroffenen eine umfassende medizinische und interdisziplinäre Versorgung
angeboten werden.
Was versteht man unter einer Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)?
Darunter versteht man einen unwillkürlicher Urinverlust durch starken, nicht
unterdrückbaren Harndrang. Es kann eine Überaktivität des
Blasenentleerungsmuskels vorliegen oder die Sensibilität der
Blasenwahrnehmung verstärkt sein.
Was kann man dagegen tun?
Die Dranginkontinenz wird hauptsächlich sehr erfolgreich medikamentös behandelt,
v.a. mit Medikamenten, die die Blase „beruhigen“ (sog. Anticholinergika). Dadurch
lassen sich die Intervalle des Harndranges deutlich verlängern.
Leichte Formen, v.a. bei Kindern, lassen sich durch ein spezielles
Verhaltenstraining günstig beeinflussen. Hierzu zählt v.a. das Biofeedback.
Eine operative Therapie kommt nur bei Mischformen der Inkontinenz in Frage. Hier
kann die Drangkomponente durch Beseitigung der Belastungs- oder
Überlaufinkontinenz positiv beeinflusst werden.
Wenn Symptome einer überaktiven Blase nicht mit den vorangegangenen Methoden
erfolgreich therapiert wird, kann die Einspritzung von Botulinumtoxin in der Blase
sinnvoll sein. Botulinumtoxin ist ein Nervengift, das die Übertragung von Impulsen in
der Muskulatur hemmt. Die blase wird an den Stellen, wo die Einspritzung erfolgt,
quasi ruhig gestellt und dadurch verringert sich das Dranggefühl.
Ob eine Botulinumtoxininjektion in Ihrem Fall sinnvoll ist, kann erst nach einer
Voruntersuchung entschieden werden.
Was versteht man unter einer Reflexinkontinenz?
Eine durch neurologische Grunderkrankungen (z.B. Alzheimer Krankheit, Demenz
oder Multiple Sklerose) bedingte Funktionsstörung der Harnblase mit Urinverlust
ohne Harndranggefühl. Eine Reflexinkontinenz entspricht dem
Blasenentleerungsmechanismus beim Säugling.
Was kann man dagegen tun?
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Die Therapie der Reflexinkontinenz bleibt neurourologischen Zentren vorbehalten, da
es sich je nach neurologischer Grunderkrankung um sehr individuelle und komplexe
Störungen des Harntraktes handelt. Unter Umständen kann eine medikamentöse
Therapie oder eine kleine Operation am Blasenauslass erforderlich werden.
Gerade bei diesen Patienten ist eine sorgfältige neuro-urologische Abklärung
inklusive einer Zystomanometrie (Urodynamik) äußerst wichtig.
Was versteht man unter einer Überlaufinkontinenz?
Jede Form der Blasenentleerungsbehinderung durch anatomische Engstellen kann
unbehandelt zu einer Überlaufinkontinenz führen. Neben angeborenen Engen wie
Harnröhrenklappen spielen die vielen erworbenen Engen die größere Rolle. Hierzu
gehören das Prostataadenom, die Blasenhalsenge, die Harnröhrenenge und der
Prostatakrebs.
Was macht man bei einer Überlaufinkontinenz?
Als Erstmaßnahme wird ein Blasenkatheter eingelegt. Daraufhin erfolgt eine
sorgfältige Abklärung der Ursache.
Entscheidend ist die rechtzeitige operative Beseitigung der mechanischen
Entleerungsbehinderung. Eine Überlaufinkontinenz sollte möglichst vermieden
werden. Ist sie einmal eingetreten, so besteht oftmals eine erhebliche strukturelle
und funktionelle Schädigung des unteren und oft auch des oberen Harntraktes (z.B.
Harnstauungsnieren). Nicht alle Veränderungen sind reversibel. Eine Instabilität des
Blasenentleerungsmuskels mit wiederum auftretender Dranginkontinenz kann
längere Zeit bestehen bleiben.
Was versteht man unter einer extraurethralen Inkontinenz?
Darunter versteht man einen ständigen Urinverlust außerhalb der Harnröhre durch
Fisteln oder untypisch mündende Harnleiter (z.B. in die Scheide mündender
Harnleiter).
Diese Form der Inkontinenz ist relativ selten und wird in der Regel bereits im
Kindesalter bzw. unmittelbar nach einer Operation im kleinen Becken festgestellt.
Hier kann nur die operative Beseitigung der Anomalie oder Fistel zu einer Heilung
führen.
Wo finde ich weitere Informationen zum Thema Harninkontinenz?
Weitere detaillierte Informationen zum Thema erhalten Sie im Internet auf der
Homepage der Deutschen Kontinenz Gesellschaft:
Urologische Klinik München-Planegg, Germeringer Straße 32, 82152 Planegg
Tel.: +49 (0) 89 85693-0, www.ukmp.de
www.kontinenz-gesellschaft.de
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