Univ.Prof. Dr. Reginald Bittner Muskeldystrophien – Tumorerkrankungen: Mögliche Bedeutung zur Therapieentwicklung Muskeldystrophien (MD) sind vererbte Erkrankungen, die durch fortschreitende, degenerative Veränderungen der Skelettmuskulatur und folglich zunehmende Schwäche gekennzeichnet sind. MD verlaufen je nach genetischer Ursache sehr variabel und sind häufig mit einer verkürzten Lebenserwartung assoziiert. Alle Therapieansätze haben sich bis heute als ineffektiv herausgestellt. Es ist daher notwendig, neue Erkenntnisse die den MDs zugrundeliegenden Pathomechanismen zu erforschen, um neue Therapiekonzepte entwickeln zu können. MDs sind durch Mutationen in durchwegs sehr großen und komplex organisierten Genen bedingt, die für funktionell sehr unterschiedliche Proteine kodieren, denen einerseits Membran stabilisierende Eigenschaften (z.B. Dystrophin, Dysferlin) oder aber auch enzymatische Funktionen (z.B. Calpain 3, Large) zugeschrieben werden. Wir stellten fest, dass bei verschiedenen Mausmodellen für humane MDs in höherem Lebensalter spontan bösartige Muskeltumore, sog. Sarkome, auftreten, nicht jedoch bei gesunden Kontrollmäusen. Als wir durch Zuchtansätze unterschiedliche MD-Gendefekte kombinierten, traten diese Muskel-assoziierten Sarkome durchwegs früher und mit größerer Inzidenz auf. Daher postulieren wir, dass unterschiedliche MD-Proteine Eigenschaften von Tumorsupressoren aufweisen. Ziel unserer Forschungsarbeiten ist es, die gemeinsamen Pathomechanismen für zwei bis dato nicht verwandte Erkrankungen, nämlich die Gruppe der Muskeldystrophien einerseits und Weichteiltumoren (Sarkome) andererseits, zu entschlüsseln. Die Aufklärung dieser zugrundeliegenden molekularen Mechanismen werden die Muskeldystrophien unter einem neuen Aspekt darstellen und aus der Ecke der „seltenen Erkrankungen“ näher zu den häufigen Tumorerkrankungen rücken und dadurch möglicherweise auch neue Wege zu Therapieansätzen eröffnen.