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EINE STUDIE ÜBER DEN EFFEKT VON
SACCHAROSE UND KÜNSTL
KÜNSTLICHEN
ICHEN
ZUCKERERSATZSTOFFEN AAUF
UF DEN KÖRPER
MATURAARBEIT VON
SAMUEL WIELER
BETREUT VON
RAPHAEL RIEDERER
KANTONSSCHULE
ANTO
SCHAFFHAUSEN
2015
ABSTRACT
In dieser Maturaarbeit werden, wie der Titel bereits offenlegt, die Auswirkungen von künstlichen
Süssungsmittel auf unseren Körper im Vergleich mit gewöhnlichem Haushaltszucker (Saccharose)
untersucht. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf Blutzucker, Insulin, Nahrungsaufnahme, Appetit
und Sättigungsgefühl.
Dafür wurden drei Testflüssigkeiten festgelegt, welche alle gleich süss sein sollten: eine
Saccharose-Wasser Lösung, eine Aspartam-Wasser Lösung und ein Coca Cola Zero. So wurde der
Zuckerersatz Aspartam einmal isoliert und einmal in einem Gemisch aus Zuckerersatzstoffen
betrachtet. Schlussendlich gab es drei Testdurchläufe (jede Lösung wurde einmal getestet) an drei
verschiedenen Tagen. Um den Blutzucker- und Insulinspiegel messen zu können, wurde jeweils
vor und 20, 30, 60, 90, 120 Minuten nach Einnahme der zu testenden Lösung venös eine Ampulle
Blut entnommen. Um den Appetit und das Sättigungsgefühl zu untersuchen, mussten mir die
Probanden stündlich über Appetit und Sättigung berichten. Zusätzlich schrieben sich die Probanden
auf, was sie den ganzen Tag assen, womit die Kalorienzufuhr berechnet werden konnte.
Es galt herauszufinden, ob der Mensch auf ein Gemisch aus Zuckerersatzstoffen möglicherweise
anders reagiert, als auf einen einzelnen Süssstoff, um somit das Gemisch als schädlicher oder
weniger schädlich einzustufen. Des Weiteren stellte sich die Frage, ob der süsse Geschmack allein
ausreicht, um die Insulinsekretion des Pankreas anzuregen oder ob ausschliesslich der
Blutzuckerspiegel die Sekretion steuert.
Insgesamt wurden sieben Probanden mit einem Durchschnittsalter von 29 ± 14 Jahren und einem
durchschnittlichen Gewicht von 79 ± 19 kg untersucht. Darunter sind zwei weiblich. Die Probanden
unterscheiden sich stark voneinander. Alter, Gewicht und Aktivitätsgrad sind von Proband zu
Proband verschieden. Das zeigt sich auch darin, dass jedes Individuum anders auf die
Testsubstanzen reagiert hat.
Es konnte festgestellt werden, dass Aspartam in isolierter Form weder den Blutzuckerspiegel, noch
die Insulinkonzentration beeinflusst. Das Gemisch im Coca Cola Zero hat jedoch einen seltsamen
Effekt auf Blutzucker-und Insulinspiegel, welcher möglicherweise auf das Gemisch chemischer
Substanzen im Coca Cola Zero zurückzuführen ist. Der Appetit vor dem Mittagessen ist im 2. und 3.
Testdurchlauf grösser als nach Saccharose. Trotzdem essen die Probanden während des
Untersuchungszeitraums gleichviel (Aspartam) bzw. weniger (Coca Cola Zero). Nach dem
Mittagessen im 2. und 3. Durchlauf fühlen sich die Probanden trotzdem satter. Aber die Probanden
kriegen im Verlauf des Nachmittages schneller wieder hunger bzw. Appetit und essen dadurch mehr
Snacks zwischendurch. Meine Ergebnisse lassen vermuten, dass ein Gemisch aus künstlichen
Süssungsmittel, in Verbindung mit weiteren chemischen Substanzen, andere, eher schädlichere
Effekte auf unseren Körper hat, als ein Zuckerersatzstoff in isolierter Form.
Inhalt
1
Motivation
Einleitung ....................................................................................................................................... 7
1.1
Glucosekreislauf ..................................................................................................................... 7
1.1.1
Zellatmung ...................................................................................................................... 7
1.1.3
Glykogensynthese ......................................................................................................... 14
1.1.2
1.1.4
1.2
Lipogenese .................................................................................................................... 14
Insulin ................................................................................................................................... 16
1.2.1
Insulinproduktion .......................................................................................................... 16
1.2.3
Insulinrezeptor und Signalweiterleitung mittels Kinasen-Kaskaden ............................ 19
1.2.2
1.2.4
1.2.5
1.2.6
1.3
Insulinsekretion............................................................................................................. 18
Insulinwirkungen ........................................................................................................... 20
Fehlfunktionen und Krankheiten .................................................................................. 21
Gegenspieler ................................................................................................................. 23
Künstliche Zuckerersatzstoffe .............................................................................................. 24
1.3.1
Kategorisierung süssender Stoffe ................................................................................. 25
1.3.3
Effekt auf den Metabolismus ........................................................................................ 27
1.3.2
2
Cori-Zyklus..................................................................................................................... 10
Der süsse Geschmack.................................................................................................... 26
Material und Methoden .............................................................................................................. 28
2.1
Süsskraft der Testflüssigkeit ................................................................................................. 28
2.3
Nachweis von Insulin ............................................................................................................ 30
2.2
2.4
Appetit, Sättigung und Nahrungsaufnahme......................................................................... 28
Mercodia Insulin ELISA ......................................................................................................... 32
2.4.1
Testprinzip..................................................................................................................... 32
2.4.3
Grenzen des Verfahrens ............................................................................................... 33
2.4.2
2.4.4
2.4.5
Inhalt ............................................................................................................................. 33
Erwartete Werte ........................................................................................................... 34
Spezifität ....................................................................................................................... 34
3
2.4.6
Praktikumsbericht ......................................................................................................... 34
2.4.8
Berechnung der Resultate ............................................................................................ 37
2.4.7
3
Resultate ...................................................................................................................................... 38
3.1
Die Probanden ...................................................................................................................... 38
3.3
Das Verhalten der Insulinkonzentration .............................................................................. 40
3.2
3.4
3.5
4
3.6
Das Blutzuckergedächtnis..................................................................................................... 47
4.7
9
Das Sättigungsgefühl ............................................................................................................ 44
4.3
4.6
8
Der Appetit ........................................................................................................................... 42
Probanden ............................................................................................................................ 46
4.5
7
Nahrungszufuhr .................................................................................................................... 41
4.1
4.4
6
Das Verhalten des Blutzuckerspiegels .................................................................................. 38
Diskussion .................................................................................................................................... 46
4.2
5
Umrechnungsfaktor ...................................................................................................... 36
4.8
Homeostatic Model Assessment .......................................................................................... 46
Korrelation von Blutzucker-und Insulinkonzentration ......................................................... 48
Chi Quadrat Test ................................................................................................................... 49
Das Verhalten des Blutzuckerspiegels .................................................................................. 50
Das Verhalten der Insulinkonzentration .............................................................................. 55
Nahrungszufuhr, Appetit und Sättigung............................................................................... 58
Ausblick ........................................................................................................................................ 61
Dank ............................................................................................................................................. 61
Glossar ......................................................................................................................................... 62
Quellenverzeichnis ....................................................................................................................... 64
8.1
8.2
Literatur ................................................................................................................................ 64
Internet ................................................................................................................................. 64
Abbildungs-und Tabellenverzeichnis ........................................................................................... 64
9.1
Diagramme ........................................................................................................................... 64
9.3
Abbildungen ......................................................................................................................... 66
9.2
Tabellen ................................................................................................................................ 65
10 Anhang ......................................................................................................................................... 67
4
10.1
Rohdaten und Messwerte .................................................................................................... 67
10.1.1
Blutzucker [mmol/l] ...................................................................................................... 67
10.1.3
Nahrungszufuhr [kJ] ...................................................................................................... 70
10.1.2
Insulin [mU/l] ................................................................................................................ 68
5
MOTIVATION
Mittlerweilen ist die Liste der künstlichen Zuckerersatzstoffe unüberschaubar geworden. Cyclamat,
Xylit, Aspartam u.a. finden wir immer häufiger in allen möglichen Lebensmitteln und diese künstlich
gesüssten Produkte sind beliebt. Der Mensch entwickelte in den letzten gut 70 Jahren ein enormes
Ernährungsbewusstsein. Jeder will sich so gesund ernähren wie möglich, aber trotzdem nicht auf
den süssen Geschmack verzichten. Mittlerweilen gibt es alle möglichen Süssgetränke in einer „Zero“
Version. Coca Cola Zero, Sprite Zero oder Fanta Zero. Diese Zero-Getränke scheinen die perfekte
Lösung zu sein. Ein Getränk das dem Original geschmacklich extrem nahe ist, aber kein Zucker
enthält. Jedes Mal, wenn ich einkaufen gehe, gibt es wieder ein neues kalorienarmes Produkt in den
Regalen. Die Süssungsmittel machen es möglich. Dennoch sind viele Leute und auch die
Wissenschaft misstrauisch. Viele Gerüchte über diese Süssstoffe machen die Runde. Sie regen den
Appetit an. Manch einer behauptet sogar, sie seien krebserregend. Ich habe mich gefragt, was
wirklich dahinter steckt und wollte mehr wissen. Wie kommt man auf das Ergebnis, dass diese
künstlichen Süssstoffe krebserregend seine sollen? Verursachen sie wirklich einen grösseren
Appetit und sind sie überhaupt gesund für unseren Körper?
Man untersucht den Effekt von künstlichen Süssungsmittel häufig an Mäusen. Dabei gibt man den
Mäusen so viel von diesen Zuckerersatzstoffen, dass sie förmlich darin ertrinken. Folglich erkranken
die Tiere an einem Tumor. So viele künstliche Zuckerersatzstoffe kann ein Mensch kaum
konsumieren. Soweit ich mich ins Thema eingelesen hatte, wurde der krebserregende Effekt an
Menschen noch nie nachgewiesen. Dennoch ist diesen chemischen Substanzen nicht zu trauen. Sie
werfen eine Menge Fragen auf. Ich wollte mehr wissen und widmete meine Maturaarbeit diesem
Thema.
6
1 EINLEITUNG
1.1 Glucosekreislauf
So wie ein Auto Diesel oder Benzin benötigt, um zu funktionieren, braucht
der Mensch Energie in Form von Nahrung um zu überleben. Ein Grossteil
der Nahrung besteht aus einer
er Vielfalt von Kohlenhydraten, vorkommend
als Einfach- oder Mehrfachzucker.
zucker. Der bedeutendstes Energieträger ist
Glucose C6H12O6 ein
in Einfachzucker, am besten bekannt als Traubenzucker.
Ohne Glucose kann unser Körper nicht funktionieren. Das beste
Beispiel hierfür ist das Gehirn, welches ausschliesslich mit Energie in
Form von Glucose versorgt werden kann. Im folgenden Kapitel möchte
ich zeigen, welche zentrale
ntrale Rolle Einfachzucker für unser Leben spielt,
indem ich seine Funktionen und Verwendun
Verwendungen etwas genauer und
kritisch erläutere.
H
H
C
H
C
H
H
C
C
H
C
O OH OH OH OH
OH
C
O
H
Strukturisomere von Glucose C6H12O6
1.1.1 Zellatmung
Würde man sagen, dass die Verwendung von Glucose im Körper sehr mannigfaltig ist, so hätte man
nur beschränkt recht.
echt. Denn das, was eine so vielseitige Verwendung findet
findet,, ist das Molekül ATP
(Adenosintriphosphat). Es ist das Produkt der Zellatmung, gilt als die universelle Zellenergie und ist
daher für den Menschen unverzichtbar. Sei es die Kontraktion der Muskeln oder gar die kleinste
intrazelluläre
re Bewegung auf dem Cytoskelett; ATP liefert die dafür nötige Energie, indem eine von
drei Phosphatgruppen abgespalten wird
wird. Dabei wird Energie frei, die der menschliche Körper
gelernt hat zu nutzen. Die Produkte sind unte
unten zu sehen.
ATP
⇄
ADP + P + Energie
Was hat das aber nun mit der Glucose zu tun? Die Antwort liegt in einem der zentralsten
zen
biochemischen Prozesse des Körpers: der Zellatmung. Sie ist in drei Schritte unterteilbar.
1.1.1.1 Glykolyse im Cytoplasma
ytoplasma1
Durch Umformen und Anhängen
nhängen von zwei Phosphatgruppen an Glucose
O
entsteht Fructose-1,6-Bisphosphat.
phosphat. Hier wird Energie investiert. Nun folgt die
Phase der Energiegewinnung.
giegewinnung. Dieses energiereichere und instabilere C6Molekül zerfällt in zwei identische C3-Körper. Durch deren Oxidation
entstehen schlussendlich zwei Mol Pyruvat (C3H4O3), wobei gleichzeitig
NAD+ zu NADH + H+ reduziert wird. Diese Reduktion wird spä
später noch von
H3C
COO
-
Strukturformel Pyruvat C3H4O3
grosser Bedeutung sein!
1
Prof. Dr. Jürgen Markl et. al. (Klett 2010), Klett Markl Biologie 1. Auflage, S. 108
7
Abbildung 1:: Die Glykolyse vereinfacht dargestellt. Ein schwarzer Punkt ist stellvertretend für ein Kohlenstoffatom.
C6H12O6 + 2(ADP+P)
P) + 2NAD+
→
2 C3H4O3 + 2(NADH+H
2(NADH +) + 2ATP
1.1.1.2 Citratzyklus in der Mitochondrienmatrix2
Bevor Pyruvat in den Citratzyklus geschleust wird, oxidiert es zu einem C2-Körper
Körper (Acetylrest bzw.
aktivierte Essigsäure), wobei ein Molekül CO2 abgetrennt und erneut NAD+ zu NADH + H+ reduziert
wird Diesen Vorgang, welcher dem Citratzyklus noch vorausgeht, nennt man Pyruvatoxidation
Pyruvatoxidation.
Zeitgleich bindet der Acetylrest an das Coenzym A (CoA) und bildet das Molekül Acetyl-CoA,
Acetyl
das
wohl wichtigste Zwischenprodukt im Zellstof
Zellstoffwechsel der dreii Hauptnährstoffe Kohlenhydrate,
Proteine und Fette. Verbunden mit CoA
CoA, hat der Acetylrest eine besondere Bereitschaft, sich mit
den Enzymkomplexen des Citratzyklus zu verbinden. Eingeschleust in den Citratzyklus
Citratzyklus, trennt sich
die aktivierte Essigsäure vom CoA und bindet an Oxalacetat (C4). Es entsteht Citrat (C6). In den nun
folgenden zyklischen enzymatischen
schen Reaktionen wird Citrat unter Abspaltung von zwei CO
C 2-
Molekülen zu Oxalacetat oxidiert
oxidiert. Das heisst, der Acetylrest aus dem Acetyl-CoA
CoA oxidiert zu zwei
CO2-Molekülen. Oxidationsmittel ist das bereits bekannte Molekül NAD+ und zusätzlich FAD. Sie
werden dabei zu NADH + H+ und
nd FADH2 reduziert. Das Kohlenstoffgerüst der anfänglichen Glucose
ist somit vollständig verarbeitet
tet worden.
2 Pyruvat + 8 NAD+ + 2FAD + 2(ADP+P)
2
→
8(NADH+H+) + 2FADH2 +2ATP + 6CO2
Prof. Dr. Jürgen Markl et. al. (Klett 2010), Klett Markl Biologie 1. Auflage, S. 110
8
1.1.1.3 Atmungskette in der inneren
Mitochondrienmembran3
In diesem letzten Schritt der Zellatmung wird mit Abstand
am meisten Energie erzeugt. In den beiden vorherigen
Schritten wurde immer wieder NAD+ zu NADH + H+ und
FAD+ zu FADH2 reduziert. Die Elektronen, welche diese
Reduktionsäquivalente aufgenommen haben, könne
können an
einen Proteinkomplex in der inneren
Abbildung 2: Mitochindrium
Mitochondrienmembran (1) abge
gegeben werden. Insgesamt
gibt es vier Arten von diesen Komplexen in der inneren Mitochondrienmembran, welche zusammen
eine
ne Elektronentransportkette bilden
bilden.. Die Elektronen werden von Komplex zu Komplex
weitergegeben. Dabei wirken die Elektronen wie eine Protonenpumpe. Denn jedes Mal, wenn ein
Elektron einen solchen Komplex passi
passiert,
ert, gibt es Energie ab. Dadurch kann jedes Mal ein H+-Atom
von der Mitochondrienmatrix (4) durch einen der vier Komplexe in den Intermembranraum
Interme
(3)
transportiert werden.. So entsteht ein Ladungsunte
Ladungsunterschied
rschied zwischen der Matrix (4,
( negativ) und dem
Intermembranraum (3, positiv). Der Ladungsausgleich geschieht ebenfalls wieder an einem
tunnelartigen
lartigen Protein in der Membran; der ATP-Synthase. Die H+-Ionen können die Membran durch
diese Synthase passieren. Bei diesem Ladungsausgleich wird erneut Energie frei, welche den
drehbaren Kopf der ATP-Synthase
Synthase antreibt, womit die Energie auf ADP + P übertragen werden kann
kann,
und sie sich zu ATP verbinden. Zeitgleich steigt das Redoxpotential von Komplex zu Komplex, da das
Elektron immer energieärmer wird. Hat es den vierten Komplex erreicht, kann das Elektron in die
Matrix abgegeben werden, wo es an folgender Reaktion teilnimmt:
4H+ + O2 + 4e-
→
2H2O
Dadurch, dass die H+-Ionen immer an ein anderes Molekül gebunden werden,, wird eine
Knallgasreaktion (Wasserstoff reagiert mit Sauerstoff), bei der sehr viel Energie auf einmal frei
würde, verhindert. Erst ganz am Schluss wird diese Reaktion zugelassen. So lautet die gesamthafte
Reaktion der Atmungskette wie folgt:
10(NADH + H+) + 2FADH2 + 6O2 + 34(ADP+P)
→
10NAD+ + 2FAD + 34ATP + 12H2O
Bei jedem dieser drei Schritte,
hritte, die in sich sehr kompliziert sind, entsteht Energie, unter anderem in
Form von ATP. Glucose hat jedoch seine Hauptrolle ganz am Anfang der Zellatmung, da sie
Ausgangsstoff für die Glykolyse und somit für die gesamte Zellatmung ist. Ohne C6H12O6 läuft nicht
einmal mehr die Glykolyse. Pyruvat, Endprodukt der Glykolyse und Ausgangsstoff für den
Citratzyklus,
ratzyklus, würde nicht mehr synthetisiert werden. Der Citratzyklus steht still, wodurch kein NAD+
und FAD+ reduziert werden kann. Die Atmung
Atmungskette
skette kann nicht mehr mit genügend Elektronen
3
Prof. Dr. Jürgen Markl et. al. (Klett 2010), Klett Markl Biologie 1. Auflage, S. 111
9
versorgt werden, was zur Folge hat, dass kein ATP mehr aufgebaut werden kann. Die gesamte
Zellatmung und die damit verbundene Energiegewinnung käme zum Erliegen und das bloss, weil ein
Molekül fehlt: Glucose.
1.1.1.4 Gesamtreaktion Zellatmung
C6H12O6 + 6O2 + 38 (ADP +P) → 6H2O + 6CO2 + 38ATP
Aus einem Mol Glucose entstehen also 38 Mol Adenosintriphosphat.
1.1.2 Cori-Zyklus4
Der Cori-Zyklus beschreibt im Grunde den Glucose-Lactat Kreislauf zwischen der Skelettmuskulatur
und der Leber. Auch für die Skelettmuskulatur ist Glucose der bevorzugte Brennstoff. Anders als in
der Zellatmung können die Reaktionen in den Skelettmuskeln unter anaeroben Bedingungen
(Sauerstoffmangel) ablaufen. Die anaerobe Glykolyse unterscheidet sich kaum von jener in der
Zellatmung. Aber das unter diesen anaeroben Bedingungen anfallende Pyruvat in den
Skelettmuskeln kann nicht in den Citratzyklus eingeschleust werden, da kein NAD+ und FAD mehr
vorhanden ist, sondern muss zu Lactat (Milchsäure) reduziert werden. Diesen Vorgang nennt man
Milchsäuregärung. Wir alle kennen das Gefühl, wenn unsere Muskeln vor lauter Anstrengung zu
schmerzen beginnen und brennen. Das ist auf das Lactat zurückzuführen, das in den Muskeln
anfällt. Dieses Lactat muss also abtransportiert werden. Es gelangt über das Blut in die Leber, wo
mittels Gluconeogenese wieder ursprüngliche Glucose erzeugt werden kann.
1.1.2.1 Anaerober Abbau von Pyruvat
Wenn wir uns körperlich verausgaben, brauchen wir mehr Energie, als wenn wir nur gemütlich auf
einem Stuhl sitzen. Wir benötigen also mehr ATP als im Ruhezustand. Die Zellatmung muss mehr
Energie (ATP) produzieren. Dies ist aber nur möglich, wenn genügend Sauerstoff im Körper
vorhanden ist. Denn die Elektronen aus der Atmungskette müssen zum Schluss auf folgende, bereits
bekannte Reaktion übertragen werden, damit eine Knallgasreaktion verhindert werden kann:
4H+ + O2 + 4e-
→
2H2O
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S. 94-96, S. 101-106
4
10
Als Konsequenz daraus atmen wir viel stärker, um weiterhin genug ATP produzieren zu können.
Aber was geschieht nun, wenn wir zu wenig Sauerstoff bereitstellen können?


Weil die Elektronen aus der Atmungskette nicht mehr auf den Sauerstoff übertragen
werden können, wird die ATP-Synthase nicht mehr angetrieben, wodurch die ATP-Synthese
zum Erliegen kommt.
Unmittelbar vor der Atmungskette kann weder NADH + H+ noch FADH2 seine Elektronen an
die Membranproteine der inneren Mitochondrienmembran abgeben. Es liegen also immer
mehr NADH + H+ und FADH2 in reduzierter Form vor und die Menge an NAD+ und FAD+
nimmt stetig ab. Somit fehlen die nötigen Oxidationsmittel für den Citratzyklus und die
Glykolyse, wodurch diese enorm wichtigen Reaktionen stark beeinträchtigt werden.
Für den Fall, dass die Zellatmung nicht mehr genügend Energie liefern kann, hat der Körper bzw.
die Muskeln noch eine Alternativmethode, eine Art Notfallplan, um Energie zu produzieren: die
Milchsäuregärung. Sie erlaubt dem Körper, auch ohne Sauerstoff ATP zu synthetisieren. Trotz des
Sauerstoffmangels kann die Glykolyse wie gewohnt ablaufen. Es entstehen ATP und Pyruvat.
Aufgrund des Sauerstoffmangels und den oben aufgezählten Gründen wird das Pyruvat nicht in den
Citratzyklus eingeschleust sondern zu Lactat reduziert. Dabei dient NADH + H+ als Reduktionsmittel
und oxidiert zu NAD+. ATP entsteht hier nur dank der Glykolyse. Durch die eigentliche
Milchsäuregärung ,das heisst, wenn Pyruvat wird zu Lactat reduziert wird, entsteht Energie in Form
von NAD+.
Die Gärung hat im Gegensatz zur Zellatmung einige Nachteile. Zum einen ist die Gärung
ineffizienter. Damit gleich viel ATP entsteht wie bei der Zellatmung braucht es 19-mal mehr
Glucose. Zum anderen muss das anfallende Lactat schnellst möglich aus den Muskeln
abtransportiert werden, da es sonst zu einer Übersäuerung der Muskeln kommt und wir derart
Schmerzen empfinden, dass wir unsere Aktivität abbrechen müssen.
Der Mensch ist jedoch nicht in der Lage, dauerhaft auf diese Weise ATP zu
generieren. Denn unter hoher und längerer Belastung wie beispielsweise bei
einem 100 Meter Sprint kann das anfallende Lactat nicht genügend schnell
abtransportiert werden.
H3C
OH
O
H
O
-
Strukturformel Pyruvat C3H4O3
11
Abbildung 3: Glykolyse und Milchsäuregärung
12
1.1.2.2 Gluconeogenese5
Das bei der Milchsäuregärung entstehende Lactat gelangt über die Blutbahn in die Leber. Was nun
folgt, zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig die Glucose für den Menschen ist.
Die Gluconeogenese (gr. neo = neu, genesis = Erzeugung) ist die endogene Biosynthese von Glucose
aus Nicht-Zuckern – Lactat, Aminosäuren und Glycerin – und findet vor
or allem im Zytosol statt. Man
könnte sie als eine Umkehrung der Glykolyse beschreiben. Denn die Nicht
Nicht-Zucker
Zucker werden immer
zuerst in Pyruvat umgewandelt (Glycerin und einige Aminosäuren müssen nicht in Pyruvat
umgewandelt werden, sondern in andere Zwischen
Zwischenprodukte
produkte der Gluconeogenese, wie
beispielsweise Oxalacetat). Dann folgt eine Reihe von Reaktionen, an denen viele Enzyme beteiligt
sind und am Schluss der Gluconeogenese liegt wieder Gluc
Glucose
ose vor. Die Glucose gelangt ins Blut,
damit der Körper mit ausreichend
nd Energie versorgt werden kann.
Anders als die Glykolyse ist die Gluconeogenese eine endogene Reaktion. Es wird also Energie
gebraucht und nicht produziert. Die Gluconeogenese ist demnach keine exakte Umkehrung der
Glykolyse. Die meisten Reaktionen der G
Glykolyse
lykolyse sind zwar reversibel, die drei Schlüsselreaktionen,
Schlüsselreaktionen
bei welchen in der Glykolyse Energie entsteht, sind jedoch irreversibel und müssen durch
energieaufwendige Alternativen ersetzt werden
werden.. Diese drei Schritte bilden dann auch in der
Gluconeogenese die Schlüsselreaktionen.
Abbildung 4:: Drei verschiedene Einstiegsmöglichkeiten für die Gluconeogenese
5
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen
Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium
edizinstudium 5. Auflage,
S. 94-96, S. 101-106
5
13
1.1.3 Glykogensynthese
Das Glykogen dient unserem Organism
Organismus als Speicher für Glucose, welcher schnell mobilisiert
werden kann. Anders als bei den Pflanzen, die ihre Energie in Form von Stärke speichern, dient bei
uns Menschen das Glykogen als Speicher. Der menschliche Körper ist in der Lage, 400 g Glucose zu
speichern. Da Glucose aber osmotisch ak
aktiv
tiv ist (zieht Wasser in die Zelle), wird es in Form von
Glykogen gespeichert. Da es sich in Wasser nicht löst, ist dieses Molekül osmotisch nicht aktiv.
aktiv
Glykogen ist ein verzweigtes Polysaccharid (Vielfachzucker), das aus Glucose
Glucose-Einheiten
Einheiten aufgebaut
ist, die aneinander gehängt wurden. Auch in der Glykogensynthese wird die Glucose wie in der
Glykolyse zuerst phosphoryliert, damit sie in einen angeregten Zustand kommt, in welchem sie
schneller und besser reagiert.
rt. Die Glykogen
Glykogen-Synthase
Synthase (Verzweigungsenzym) hängt
hä
die einzelnen
Glucosemoleküle aneinander. Umgekehrt gibt es natürlich auch das Entzweigungsenzym, das di
die
Glucosemoleküle wieder voneinander trennt. Sind die Verzweigungen aufgehoben, ist die Glucose
wieder im ursprünglichen Zustand und gelangt in die Blutbahn. Die beiden Enzyme werden unter
anderem von drei sehr speziellen und zentralen Hormone
Hormonen beeinflusst, auf die ich bald zu sprechen
komme: Insulin, Adrenalin und Glucagon.
Abbildung 5: Das Polysaccharid Glykogen
1.1.4 Lipogenese6
Die Lipogenese beschreibt den Vorgang der Fettproduktion. Dabei werden dr
drei
ei Fettsäuren mit
einem Glycerol verknüpft. Es entsteht ein Triacylglycerin (TAG). TAG’s sind genau wie Glykogen
Energiespeicher. TAG‘s haben jedoch eine viel höhere Energ
Energiedichte
iedichte und machen bei
Normalgewichtigen 12% des Körpergewichtes aus. Die Fettdepots reichen aus, um einige Wochen
über die Runden zu kommen, wobei die Glykogenspeicher nach 24 Stunden leer sind. Was aber hat
die Glucose mit der Fettproduktion zu tun? Der Fettaufbau im Fettgewebe kann aus zwei Gründen
nur ablaufen, wenn genügend Glucose im Körper ist:
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen
Menschen:: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S. 141-146 &
https://de.wikibooks.org/wiki/Biochemie_und_Pathobiochemie:_Triacylglycerinbiosynthe
https://de.wikibooks.org/wiki/Biochemie_und_Pathobiochemie:_Triacylglycerinbiosynthese
se
6
14
1. Es braucht Insulin, damit die Glucose in die Fettzellen aufgenommen werden kann.
2. Es wird ein Zwischenprodukt (Glyceron
(Glyceron-3-Phosphat)
Phosphat) der Glykolyse benötigt.
Ohne Glucose läuft die Lipogenese also nicht ab. Glyceron
Glyceron-3-Phosphat
Phosphat wird zu Glycerin-3-Phosphat
Glycerin
reduziert und kann dann in weiteren Schritten mit drei Fettsäuren verknüpft werden. Di
Die Glucose
hat also im Fettstoffwechsel eine grosse Bedeutung. Betrachtet man das Glucosemolekül, dann
würde man nicht vermuten, dass einmal ein TGA daraus entsteht.
Abbildung 6:: Ein Triacylglycerin aus einem Glycerinkopf und drei Fettsäuren
15
1.2 Insulin
Wenn wir essen, dann werden bereits im Mund die Kohlenhydrate (Mehrfachzucker, wie zum
Beispiel Stärke aus den Kartoffeln) ein Stück weit verdaut. Durch das Verdauungsenzym α-Amylase,
das sich im Speichel befindet, werden die Kohlenhydrate gespalten. Das kann man sehr schön
feststellen, wenn man Brot etwas länger kaut. Mit der Zeit beginnt es, süss zu schmecken. Das liegt
an der Spaltung der Kohlenhydrate durch α-Amylase in Maltose, ein Disaccharid (Zweifachzucker).
Der Grossteil der Kohlenhydrate wird im Verdauungstrakt zu Glucose verdaut. Die Glucosemoleküle
können aus dem Verdauungstrakt diffundieren und gelangen so ins Blut. Vorläufig geschieht nichts
geringeres, als dass sich die Konzentration von Glucose im Blut erhöht. Mit anderen Worten: Der
Blutzuckerspiegel steigt an. Solange sich die Glucose-Moleküle im Blut befindet, nützen sie uns
nicht viel, denn der Energiegewinnungsprozess läuft in den Zellen ab.
Hier kommt Insulin ins Spiel. Eines der absolut wichtigsten Hormone in unserem Körper und das
einzige, welches den Blutzucker senken kann. Insulin (vom lateinischen „insula“, was Insel bedeutet)
hat seinen Namen von seinem Ursprung. Es wird im endokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse, in den
β-Zellen der Langerhansschen Inseln, produziert. Das Peptidhormon besteht aus einer A-Kette aus
21 Aminosäuren und einer B-Kette aus 30 Aminosäuren. Die Ketten halten durch zwei
Disulfidbrücken zusammen. Eine dritte Disulfidbrücke innerhalb der A-Kette stabilisiert das Molekül.
Insulin sorgt dafür, dass die Glucose in die Zelle aufgenommen werden kann und unterbricht
gleichzeitig glucoseliefernde Prozesse im Körper, indem es deren Enzyme hemmt. Was alles
geschehen muss, bis die Glucose schlussendlich in der Zelle für die Energiegewinnung bereit steht,
werde ich in folgendem Kapitel erläutern.
1.2.1 Insulinproduktion7
Die Biosynthese von Insulin im Zellinnern verläuft, wie bei allen Eiweissen, nach den Grundsätzen
der Genexpression. Zuerst wird das Insulingen im Zellkern in eine mRNA transkribiert und
gespleisst. Diese messenger-RNA wird an den Ribosomen ins Prä-Proinsulin translatiert. Danach
werden überflüssige Stellen vom Prä-Proinsulin entfernt und durch die charakteristische Faltung der
Aminosäurenkette können die Disulfidbrücken gebildet werden. So entsteht das Proinsulin. Es
unterscheidet sich noch vom Insulinhormon, da eine dritte Aminosäurensequenz, das C-Peptid aus
35 Aminosäuren, die A-Kette und die B-Kette miteinander verbindet. Der letzte Schritt der Synthese
findet im Golgi-Apparat statt. Hier wird enzymatisch das C-Peptid vom Proinsulin abgespalten. Das
„reife“ Insulinhormon sowie das C-Peptid werden vom Golgi-Apparat in Sekretgranula (Vesikel, die
Speicher-und Sekretstoffe enthalten) verpackt. Auch wenn das C-Peptid keine physiologische
Wirkung hat, wird es nicht abgebaut, sondern in äquimolarem Verhältnis zusammen mit dem
Insulin in den Blutkreislauf sekretiert. Diese Tatsache macht man sich zu Nutze, da man so indirekt
Gertrud Rehner et. al. (Spektrum Akademischer Verlag, 2010), Biochemie der Ernährung 3. Auflage, S. 141-144 &
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S. 350-351
7
16
die Menge Insulin im Blut bestimmen kann, die vom Pankreas sezerniert wurde. Auch bei
Diabetikern, die mit exogenem Insulin nachhelfen müssen, kann anhand der C-Peptid Konzentration
bestimmt werden, wie viel Insulin vom eigenen Körper noch produziert und sezerniert wird.
Biosynthese des Insulins:
1.
2.
3.
4.
Transkription des Insulingens (DNA) in eine mRNA
Translation der mRNA in eine Aminosäurensequenz → Prä-Proinsulin
Faltung und Bildung der Disulfidbrücken → Proinsulin
Entfernung des C-Peptids → Insulin
Abbildung 7: Biosynthese des Insulins
17
1.2.2 Insulinsekretion8
Interessant wird es, wenn man sich die
Frage stellt, welches die Bedingungen
für eine Insulinausschüttung sind. Es ist
dies nämlich eine Erhöhung des
Blutzuckerspiegels. Die Sekretion
beginnt bei einer
Blutzuckerkonzentration von 2-3
mmol/l und nimmt bis zu einer
Konzentration von 15 mmol/l zu.
Untersuchungen der letzten Jahre
lassen stark vermuten, dass die
Erhöhung der Blutglucosekonzentration
ein intrazelluläres Signal in den β-
Zellen auslöst. Dieses Signal ermöglicht
Abbildung 8: Auslösen der Insulinsekretion durch Glucose
schlussendlich die Verschmelzung der Sekretgranula mit der Zellmembran der β-Zellen, wodurch
deren Inhalt (Insulin und C-Peptid) per Exocytose in das Blut abgegeben werden.
Man geht davon aus, dass die β-Zellen eine Art Glucosesensor in Form eines Glucose-Transporters
(GLUT 2) besitzt. Dieses Transportprotein in der Zellmembran befördert die Glucose, proportional
zu deren Konzentration, ins Zellinnere. Der erste Schritt, der die intrazelluläre Metabolisierung der
Glucose einleitet, ist eine Phosphorylierung der Glucose. Auch die Phosphorylierung (mittels des
Enzyms Glucokinase) geschieht proportional zur Glucosekonzentration. Nach der Phosphorylierung
im Zellinnern durchläuft die Glucose den üblichen Prozesse der Energiegewinnung (Kapitel 1.1.1).
Je nach Glucoseangebot entsteht so mehr oder minder viel ATP. Je höher der Glucoseeintritt in die
Zelle, desto grösser die ATP-Konzentration im Zellinnern. Diese erhöhte ATP-Menge hat zur Folge,
dass ATP-sensitive Kalium-Kanäle inhibitiert werden. Der K+-Ausstrom wird somit gestoppt und die
Membran wird depolarisiert. Durch das veränderte Membranpotenzial öffnen sich
spannungsgesteuerte Calcium-Kanäle, die einen Ca2+-Einstrom ermöglichen. Eine der spezifischen
Zellantworten auf eine Erhöhung der intrazellulären Ca2+-Konzentration ist das Auslösen der
Exocytose. Die insulin- und C-Peptid-haltigen Sekretgranula verschmelzen mit der Zellmembran der
β-Zellen und geben ihren Inhalt in den extrazellulären Raum ab.
8
Gertrud Rehner et. al. (Spektrum Akademischer Verlag, 2010), Biochemie der Ernährung 3. Auflage, S. 144-146
18
Zusammengefasst ergibt das folgenden Ablauf:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Glucosetransport ins Zellinnere durch GLUT 2
Phosphorylierung der Glucosemoleküle
ATP-Produktion
Inhibition der K+-Kanäle durch steigende ATP-Konzentration. K+-Ausstrom wird gestoppt.
Depolarisation der Membran
Spannungsgesteuerte Ca2+-Kanäle werden aktiviert. Ca2+-Einstrom.
Durch Calcium-Ionen wird die Excytose ausgelöst. Die Sekretgranula verschmelzen mit
der Plasmamembran.
8. Insulin und C-Peptid gelangen in die Blutbahn.
1.2.3 Insulinrezeptor und Signalweiterleitung mittels Kinasen-Kaskaden9
Das Peptidhormon Insulin hat ein sehr breites Wirkungsspektrum. Die Wirkungen sind
organspezifisch. Je nach Zelle, löst Insulin ein anderes Signal aus, was schlussendlich zu vielen
verschiedenen Wirkungen führt. Auch in ihrer Dauer unterscheiden sie sich. Manche haben den
Umfang einiger Sekunden oder Minuten, während andere Wirkungen mehrere Stunden andauern
können. Trotz des breiten Wirkungsspektrums löst Insulin, durch das Andocken an den
Insulinrezeptor, im Zellinnern immer dieselbe Reaktion aus. Im Folgenden wird diese Reaktion
genauer erläutert.
Der Insulinrezeptor ist ein Typ-1-Rezeptor. Wie alle Typ-1-Rezeptoren besteht auch der
Insulinrezeptor aus zwei identischen α-Untereinheiten, die sich vollständig im Extrazellulärraum
befinden und zwei ebenfalls identischen β-Untereinheiten, die sich durch die Membran hindurch bis
ins Zellinnere erstrecken. Typisch für einen Typ-1-Rezeptor ist auch die Signalweiterleitung im
Zellinnern, welche über eine Tyrosinkinase-Aktivität verläuft. An die β-Untereinheiten sind
Tyrosinkinasen angehängt. Tyrosin ist eine
Aminosäure. Kinasen sind nichts Geringeres als
Enzyme, die Phosphatgruppen transportieren und
auf andere Proteine übertragen können. Durch
das Anhängen einer Phosphatgruppe an ein
Protein wird dessen Wirkung und Funktion stark
verändert. Auf diesem Grundsatz pflanzen sich
beinahe alle Signale im Zellinnern fort. Wenn nun
Insulin an die α-Untereinheiten bindet, dann wird
das an die β-Untereinheiten weitergeleitet,
TyrosinKinase
Abbildung 9: Insulinrezeptor und Signalweiterleitung
Gertrud Rehner et. al. (Spektrum Akademischer Verlag, 2010), Biochemie der Ernährung 3. Auflage,
S. 146-149,S. 28-29 &
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S. 339-340, S. 352-353,
9
19
worauf sich diese verformen. Durch diese Verformung beginnen die Tyrosinkinasen, ihre eigenen
Tyrosinreste zu phosphorylieren. Das nennt sich Autophosphorylierung. Die phosphorylierten
Tyrosinreste sind nun in der Lage ein zelluläres Signalproteine zu phosphorylieren.
Im Fall des Insulinrezeptors ist dies das Insulin-Rezeptor-Substrat-1 (IRS-1). Das IRS-1 in
phosphorylierter Form kann nun alle möglichen Enzyme und Substrate phosphorylieren. Je nach
phosphoryliertem Enzym bzw. Substrat hat das einen völlig anderen Effekt.
Insulinwirkung:
1. Insulin dockt an die α-Untereinheit des Insulinrezeptors. Dadurch verformen sich die βUntereinheiten innerhalb der Zelle.
2. Autophosphorylierung. Die Tyrosinkinasen phosphorylieren ihre eigenen Tyrosinreste.
3. Zelluläres Signalprotein (IRS-1) wird an den Tyrosinkinasen phosphoryliert.
4. Es folgen Kinasen-Kaskaden, die je nach Enzym und Substrat verschiedenste Wirkungen
haben können. Unter einer Kinasen-Kaskade versteht man eine Folge von
Phosphorylierungen. Die Phosphatgruppe wird in der Zelle von Enzym zu Enzym
weitergegeben.
1.2.4 Insulinwirkungen10
Die Grundlage für alle Insulinwirkungen ist die Aktivierung bzw. Hemmung von Enzymen durch
Kinasen-Kaskaden. Der Ursprung ist immer die Autophosphorylierung der Tyrosinkinasen des
Insulinrezeptors. Von hier aus können alle möglichen Enzyme phosphoryliert werden. Folglich sind
die wichtigsten Beispiele aufgelistet:
GLUT 4
Wie bereits erwähnt, senkt Insulin den Blutzuckerspiegel. Dies erreicht das Hormon, indem es die
Glucoseaufnahme der Zellen dosisproportional zum Blutzuckerspiegel fördert. Neben der Leber sind
Muskel- und Fettgewebe die bedeutendsten Glucoseverbraucher. Aber wie funktioniert das genau?
Man weiss heute, dass im Golgikompartiment ein inaktiver Pool von Glucose-Carriern vorhanden
ist. Carrier-Proteine sind Membranproteine, die den Durchtritt von Molekülen durch die Membran
vereinfachen. Glucose-Carrier-Proteine ermöglichen es den Glucosemolekülen, die Zellmembran zu
passieren. Dieses Carrier-Protein ist in diesem Fall der Glucosetransporter 4 (GLUT 4). Die
intrazelluläre Signalweiterleitung verursacht im Zellkern eine Translokation. Das Chromosom
enthält nun andere Informationen als vorher. Die Folge: Der GLUT 4-Pool wird aktiviert und die
Carrier lagern sich in die Zellmembran ein. Das ermöglicht eine vermehrte Glucose-Aufnahme in die
Zellen.
Gertrud Rehner et. al. (Spektrum Akademischer Verlag, 2010), Biochemie der Ernährung 3. Auflage,
S. 146-149 &
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S. 352-353
10
20
Effekt auf die Leber
Im Energiestoffwechsel ist die Leber das wichtigste und aktivste Organ. Die Leber unterscheidet sich
von anderen Organen, da sie Glucose insulinunabhängig aufnimmt. Dennoch hat Insulin einen
Einfluss auf die Glykogensynthese. Insulin bewirkt in der Leber, dass vermehrt Glykogen gebildet
und gleichzeitig weniger Glykogen in Glucose gespaltet wird. Auch dieser Effekt geschieht aufgrund
der Kinase-Kaskade im Zellinnern. Bindet Insulin an den Insulinrezeptor, wird das für die
Glykogensynthese zuständige Enzym (Glykogen-Synthase) phosphoryliert und dadurch aktiviert. Das
bewerkstelligt eine erhöhte Glykogensynthese. Andere Kinasen-Kaskaden verursachen zeitgleich
eine Aktivierung wichtiger Enzyme der Glykolyse (Phosphofructokinase), wodurch vermehrt Glucose
abgebaut wird. Die Enzyme der Gluconeogenese werden durch die intrazellulären
Phosphorylierungsreaktionen gehemmt, was den Unterbruch einer glucoseliefernden Reaktion
bedeutet.
Der Effekt von Insulin auf den Kohlenhydratstoffwechsel lässt sich folgendermassen
Zusammenfassen:
Insulin fördert die Glucoseaufnahme (GLUT 4), den intrazellulären Glucoseabbau(Glykolyse) und
den intrazellulären Umbau (Glykogensynthese). Gleichzeitig unterbricht er glucoseliefernde
Prozesse wie beispielsweise Die Gluconeogenese.
Fettstoffwechsel
Insulin hat auch einen bedeutenden Effekt auf den Fettstoffwechsel. Durch GLUT 4 wird mehr
Glucose in die Fettzellen aufgenommen. Gleichzeitig werden durch die oben erwähnten KinasenKaskaden (mehrere Phosphorylierungsreaktionen) genau die Enzyme (Pyruvat-Dehydrogenase,
Acetyl-CoA-Carboxylase) aktiviert, die das Pyruvat so verstoffwechseln, dass es zu Malonyl-CoA
verarbeitet wird. Malonyl-CoA dient als Vorstufe für die Biosynthese von Fettsäuren, die dann
später mit Glycerol zu TAG’s werden. Auf dieselbe Art und Weise hemmt Insulin die Enzyme, die an
der Lipolyse beteiligt sind. Die Lipolyse ist die Umkehrung der Lipogenese. Insulin ist das einzige
Hormon, das die Lipogenese fördert und gleichzeitig unser Fett in den Fettzellen festhält, indem es
den Abbau von TAG’s hemmt.
1.2.5 Fehlfunktionen und Krankheiten
Ich möchte diese Möglichkeit nutzen, um die Krankheiten, die einer Fehlfunktion oder gar dem
vollständigen Versagen von Insulin zu Grunde liegen, etwas kritisch zu betrachten.
Die häufigsten Erkrankungen sind:

Diabetes Mellitus (Typ 1 & Typ 2; im Volksmunde auch Zuckerkrankheit)

Insulinom (Tumor aus endokrinen Zellen, die vermehrt Insulin produzieren. Macht sich


Insulinresistenz (Vorstufe von Diabetes)
durch wiederkehrende Unterzuckerung bemerkbar.)
Hyperinsulinismus (erhöhte Insulinkonzentration im Blut)
21
Ich will gar nicht weiter darüber berichten, welche Erkrankungen das sind und wie sie wirken,
sondern vielmehr darauf eingehen, wie sie entstehen. Der Volksmund glaubt nämlich, dass der
Auslöser für diese Fehlfunktionen (vor allem Diabetes) der erhöhte Zuckerkonsum (und folglich ein
erhöhter Blutzucker) ist. Das ist nicht falsch. Es ist wahr, dass in den letzten 100 Jahren der
Zuckerkonsum drastisch angestiegen ist. Alle denkbaren Süssgetränke und Süssigkeiten wurden von
der Zuckerindustrie clever vermarktet. Die Leute konnten nicht ahnen, was das für Folgen haben
könnte. Man kannte die Krankheiten kaum, und plötzlich gehörten die „Zuckerkrankheiten“ zu den
häufigsten Erkrankungen überhaupt.
Man weiss heute, dass der übermässige Zuckerkonsum bzw. allgemein die ungesunde Ernährung
nur eine von vielen Ursachen ist. Auch die Menge an Nahrungsmitteln, die der Mensch konsumiert,
ist drastisch gestiegen. Vergleicht man Portionsgrössen von heute mit jenen von früher, wird man
sich dessen bewusst. Der „Popcorn-Eimer“ im Kino oder das 5 dl Coca Cola im Restaurant waren
einst kleine Tüten Popcorn und ein 2-3 dl Glas mit Wasser.
Durch die Ernährungsgewohnheiten von heute werden unsere β-Zellen viel stärker beansprucht als
früher. Fakt ist, dass die Lebensmittel von heute viel raffinierter und reiner sind als noch vor 100
Jahren. Dadurch schmecken sie intensiver. Unser Körper leidet jedoch darunter. Ich ziele hier auf
den glykämischen Index. Dieser ist ein Mass dafür, wie stark ein Kohlenhydrat den Blutzuckerspiegel
ansteigen lässt. Die raffinierten Lebensmittel haben einen höheren glykämischen Index, was
bedeutet, dass die den Blutzucker stärker ansteigen lassen. Die β-Zellen sind stark gefordert. Früher
verhielt sich der Blutzucker um einiges gleichmässiger und ruhiger. Die β-Zellen blieben verschont.
Folgende Grafik soll diesen Sachverhalt wiedergeben:
Heute
Früher
Abbildung 10: Der Blutzuckerverlauf früher und heute
22
Ein weiterer Grund für die unzähligen Erkrankungen ist die Bequemlichkeit der heutigen
Gesellschaft. Der Mensch muss sich weniger bewegen als früher. Auto und öffentliche
Verkehrsmittel machen uns mobil und wir können innert kürzester Zeit ohne jegliche Anstrengung
von A nach B reisen. Im Winter ist es überall beheizt und bequem. Man bleibt lieber drinnen als
hinaus in die Kälte zu gehen.
Die Gesellschaft will jedoch nicht glauben respektive akzeptieren, dass der Mensch selbst an der
Zunahme der oben erwähnten Krankheiten schuld ist. Man gibt den Krankheiten und der Genetik
die Schuld. Nach dem Motto; „Wir können nichts dagegen tun und sind unserem Körper hilflos
ausgeliefert.“ Dabei liegt es einzig und allein in unserer Hand. Die Pharmaindustrie profitiert
natürlich von dieser Einstellung der Menschen. Medikamente, die heilende Wirkungen haben
sollten, lassen sich dadurch gut verkaufen.
Zucker wird von vielen Leuten immer wieder als „Gift“ bezeichnet und in gewisser Weise haben sie
Recht! Es wird immer wieder vergessen, dass unser Körper keinen Zucker (Mono-und
Dissaccharide), wie er in vielen Lebensmitteln enthalten ist, mit der Nahrung aufnehmen muss. Wie
bereits erwähnt, können wir aus den Mehrfachzuckern den für uns wichtigsten Einfachzucker
Glucose selbst herstellen.
Es lassen sich unter anderem die folgenden Punkte als Ursachenbündel für die erhöhte Anzahl an
Zuckerkranken zusammenfassen:

Unausgewogene und ungesunde Ernährung (hoher Zuckerkonsum, zu grosse Portionen)

Zunehmende Bequemlichkeit und mangelhafte Bewegung

Raffiniertere Lebensmittel
Die Wissenschaft weiss bis heute nicht, welches die Auslöser einer Diabetes Mellitus Typ 2Erkrankung sind.
1.2.6 Gegenspieler
Es gibt nur ein Hormon, das den Blutzucker senken kann, aber dafür eine Menge, welche das
Gegenteil bewirken. Fällt der Blutzuckerspiegel unter einen kritischen Wert von ca. 4 mmol/l, wird
die Insulinproduktion drastisch reduziert und es kommt zu einer Erhöhung des Blutzuckers durch:

Adrenalin

Kortisol


Glucagon
Somatostatin
23
1.3 Künstliche Zuckerersatzstoffe11
Der erste künstliche Zuckerersatz war Saccharin, erstmals synthetisiert um 1897. Im ersten und
zweiten Weltkrieg war er aufgrund des Zuckermangels und seiner niedrigen Produktionskosten weit
verbreitet. Nach den Kriegen stieg der Lebensstandard und die Wirtschaft konnte sich erholen. Der
Zucker wurde plötzlich bezahlbar und somit in Unmengen konsumiert. Die Zahl der
Übergewichtigen und Fettleibigen stieg drastisch an. Von hier an war die Verwendung von
Saccharin nicht mehr kostenbedingt, sondern man nutzte Saccharin, um kalorienreduzierte
Lebensmittel herzustellen. Der Zucker wurde durch Saccharin ersetzt. Der Markt mit
kalorienreduzierten Produkten boomte. Leider verleiht Saccharin den Produkten einen bitteren
Nachgeschmack. Die Leute wollten alternative Substanzen, die süss schmecken, jedoch keine
Kalorien enthalten. Mit Cyclamat erreichte man in den 1950er Jahren einen Durchbruch. Zusammen
mit Saccharin entstand eine sehr angenehme Süsse. Man mischte die beiden Zuckerersatzstoffe
zusammen und mischte weitere Substanzen dazu. So entstand die Produktreihe „Sweet ’n’ Low“,
welche vor allem in den USA ein grosser Erfolg wurde. Die Süssungsmittel-Industrie erlitt einen
Schock, als Cyclamat verboten wurde. Laut der „Food and Drug Aministration (FDA)“ sollte Cyclamat
krebserregend sein. In allen anderen Ländern ausser den USA wird Cyclamat heute noch verwendet.
Der nächste Schritt war die Entdeckung von Aspartam in den 1980er Jahren. Lebensmittel wurden
zum ersten Mal mit „light“ beschriftet. Diese drei Substanzen Saccharin, Cyclamat und Aspartam
bilden die „erste Generation“ künstlicher Süssstoffe. Alle folgenden (Acesulfam-K, Sucralose etc.)
formen die „neue Generation“ der Süssungsmittel.
11
M. R. Weihrauch (Review, 2004), Artifical sweeteners – do they bear a carcinogenic risk?
24
1.3.1 Kategorisierung süssender Stoffe12
Die süss schmeckenden Stoffe lassen sich in drei Kategorien einordnen:

Zucker (im Sinne von Zuckerstoffen)

Süssstoffe

Zuckeraustauschstoffe (Zuckeralkohole)
Süssende Substanzen
Kohlenhydrate (mit Energie)
Süssstoffe (ohne Energie)
Einfachzucker
Zweifachzucker
Mischungen
Zuckeralkohole
Natürlich
künstlich
Fructose
Lactose
Stärkezucker
Xylit
Thaumatin
Cyclamat
Glucose
Saccharose
Maltose
Glucosesirup
Sorbit
Laktit
Stevioside
Miraculin
Maltit
Isomalt
Zuckerstoffe
Zuckeraustauschstoffe
Saccharin
Acesulfam-K
Aspartam
Süssstoffe
Süssungsmittel
Tabelle 1: Kategorisierung süssender Stoffe
Folgende Differenzierungen sind wichtig: Zuckerstoffe und Zuckeraustauschstoffe (auch bekannt als
mehrwertige Alkohole) verleihen einem Lebensmittel Masse und Volumen, Struktur, Geschmack
und Mundgefühl. Süssstoffe dagegen geben einem Lebensmittel lediglich einen süssen Geschmack.
Daraus folgt ihr Gebrauch in der Lebensmittelindustrie:

Zuckerstoffe v.a. in Backwaren, Süsswaren, Getränken und Obsterzeugnissen als

Zuckeraustauschstoffe v.a. in zuckerfreien Backwaren, Süsswaren, Dessertspeisen und

Geschmacksverstärker, Feuchthaltemittel, Überzugsmittel und auch Konservierungsmittel
Kaugummi als Geschmacksverstärker, Feuchthaltemittel, Trennmittel, Überzugsmittel und
auch Konservierungsmittel
Süssstoffe v.a. in Getränken, zuckerfreien Süsswaren, Dessertspeisen, Kaugummi und in
kalorienverminderten Lebensmitteln ausschliesslich als Süssungsmittel.
Dazu muss man erwähnen, dass gerade der Gebrauch von Süssungsmitteln gesetzlich geregelt ist. Je
nach dem, mit welchen anderen Substanzen die Süssungsmittel gemischt werden, variiert die
zugelassene Menge.
K. Rosenplenter et. al. (Behr’s Verlag, 2007), Handbuch Süssungsmittel: Eigenschaften und Anwendung,
2. Auflage, S. 2-5
12
25
1.3.2 Der süsse Geschmack13
Es soll die Frage geklärt werden, weshalb die Zuckerersatzstoffe
süss schmecken, obwohl sich ihre Struktur stark von derjenigen
der Glucose unterscheidet.
Die Wahrnehmung des Geschmackes im Mund findet
hauptsächlich über die Zunge statt, während sich im
Rachenraum nur sehr wenige Geschmackspapillen befinden.
Auf der Zunge befinden sich Geschmackspapillen. Es gibt 3
Abbildung 11: Die Geschmackspapille
verschiedene Arten von Geschmackspapillen. Sie unterscheiden sich in ihrer Form und in der Anzahl
an Geschmacksknospen. In den Papillen befinden sich die Geschmacksknospen. Etwa 100 Zellen
einer Geschmacksknospe sind die eigentlichen Sinneszellen, die als Geschmacksrezeptoren
fungieren und schlussendlich mit den Geschmacksstoffen in Verbindung treten. Folglich sind
Substanzen nur schmeckbar, wenn sie die Geschmacksrezeptorzellen reizen, sprich an deren
Rezeptor andocken können. Die Sinneszellen sind mit afferenten Nervenfasern in Verbindung.
Nach neueren Forschungen stellte man fest, dass die Süssrezeptoren eine Vielzahl von
unterschiedlichen Stoffen detektieren können, auch wenn sich diese in ihrem Bau stark
voneinander unterscheiden. Die angeführten Quellen unterscheiden sich dennoch. Die einen
behaupten, dass die Süssstoffe und die Zuckerstoffe über den gleichen Weg erkannt werden und
andere behaupten wiederrum, dass sie über unterschiedliche Wege zu einem süssen Geschmack
führen. Aber auch wenn man behauptet, dass es unterschiedliche Vorgänge sind, haben diese
trotzdem Gemeinsamkeiten und funktionieren nach demselben Prinzip:
K. Rosenplenter et. al. (Behr’s Verlag, 2007), Handbuch Süssungsmittel: Eigenschaften und Anwendung,
2. Auflage, S. 16-17 &
Christine Knopf (Diplomarbeit, 2000), Beziehung zwischen Struktur und Geschmack bei Aspartam und seinen
Analogen, S. 2-12 &
HC. Pape et. al. (Thieme, 2014), Physiologie, 7. Auflage, S.805-808
13
26
Durch das Andocken des süss schmeckenden Stoffes wird im Inneren der Sinneszelle ein G
G-Protein
aktiviert. Dieses aktivierte G-Protein
Protein ist in der Lage, weitere Enzyme zu aktivieren, wodurch
wod
sich
Calcium-Speicher im Inneren der Sinneszelle „öffnen“. Gleichzeitig steigt die ATP-Konzentration.
ATP
Steigende Ca2+-und ATP-Konzentration
Konzentrationen depolarisieren die Membran der Sinneszelle.
Spannungsgesteuerte Kanäle auf Seiten der Präsynapse öffnen sich und die Ca2+-Ionen und ATPMoleküle können ihre Wirkung als Transmitter entfalten. Die Folge ist eine Depolarisierung der
postsynaptischen Membran.. Schlussendlich entsteht ein Aktionspotenzial in der afferenten
Nervenfaser. Das Signal, in Form eines Aktionspotenzials
Aktionspotenzials, wird an das zentrale Nervensystem
weitergeleitet. Schlussendlich nehmen wir einen süssen Geschmack wahr.
Abbildung 12:: Entstehung eines süssen Geschmackes
1.3.3 Effekt auf den Metabolismus14
Süssungsmittel haben keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel bzw. auf die Insulinsekretion. Der in
diesem Fall verwendete Zuckerersatz Aspartam hat keinen krebsfördernden Effekt beim Menschen.
Auch wenn die Zuckerersatzstoffe süss schmecken, erhöhen sie den Blutzucker
Blutzucker-und den
Insulinspiegel nicht.
Stephen D. Anton et. al. (Elsevier, 2010), Effects of Stevia, Aspartame and Sucrose on food intake, satiety and
postprandial glucose an insulin levels
14
27
2 MATERIAL UND METHODEN
Mein Ziel ist es, zu zeigen, wie sich künstliche Zuckerersatztstoffe auf unseren Körper auswirken. Ich
führte hierfür folgenden Versuch mit insgesamt 7 Probanden durch:
Jeder Proband musste drei verschiedene Testflüssigkeiten an drei verschiedenen Tagen zu sich
nehmen. Jede Flüssigkeit hat ein Volumen von 500 ml und ist jeweils mit einem anderen Stoff
gesüsst: eine Saccharose-Wasser Lösung, eine Aspartam-Wasser Lösung und ein Coca Cola Zero.
Letzteres ist mit einem Gemisch aus Süssstoffen (Cyclamat, Acesulfam-K und Aspartam) versehen.
Das entspricht viel eher der Realität, als die Aspartam-Wasser Lösung, denn der Grossteil der
künstlich gesüssten Getränke ist mit mehr als nur einem Zuckerersatz versehen. Um
herauszufinden, welche Einflüsse diese künstlichen Süssstoffe auf unseren Körper haben, wurde vor
dem Einnehmen der zu testenden Flüssigkeit und 20, 30, 60, 90 und 120 Minuten danach von
jedem Proband venös Blut genommen. Ich hatte also am Schluss insgesamt 126 Proben um
herauszufinden, wie sich Blutzucker-und Insulinspiegel nach der Einnahme der drei verschiedenen
Testflüssigkeiten verhalten. Weiter untersuchte ich, wie sich der Appetit, das Sättigungsgefühl und
die Nahrungsaufnahme der Probanden an den drei Testtagen verhielten.
2.1 Süsskraft der Testflüssigkeit
Damit mein Versuch möglichst realitätsgetreu und nachvollziehbar ist, kann ich die Flüssigkeiten
nicht irgendwie süssen! Ich versuche also, alle Flüssigkeiten gleich stark zu süssen, so dass sie alle
gleich süss schmecken. Da Coca Cola Zero gleich süss ist, wie das gewöhnliche Coca Cola, nehme ich
für das Saccharose-Wassergemisch die Zuckerkonzentration von Coca Cola. Es ist bekannt, dass
Aspartam 180-200-mal so stark süsst wie Saccharose. Daraus lässt sich berechnen, wie viel
Aspartam ich zufügen muss. Das gibt dann folgende Mengen: 53 g Saccharose auf 500 ml Wasser
und 0.265 g Aspartam auf 500 ml Wasser. Wie viel Süssstoffe Coca Cola Zero enthält, ist mir leider
nicht bekannt.
2.2 Appetit, Sättigung und Nahrungsaufnahme
Um vergleichen zu können, wie viel die Probanden an den drei Testtagen assen, zählte ich die
jeweils aufgenommenen Kalorien. Um Appetit und Sättigung zu untersuchen, mussten die
Probanden an den Testtagen eine Scorecard wie folgt ausfüllen:
1.
2.
3.
4.
Unmittelbar vor dem Mittagessen
Unmittelbar nach dem Mittagessen
30 Minuten nach dem Mittagessen
Jede Stunde bis 18 Uhr
28
Abbildung 13: Sättigungs-und Appetit-Scorecard
So weiss ich am Schluss, wie satt resp. hungrig sie sich fühlen. Diese Fragen im Verlauf des Tages
betrachtet, geben mir Auskunft darüber, wie lange ihr Sättigungsgefühl anhält und wie sich ihr
Appetit verhält. Zusammen mit der Nahrungsaufnahme lassen sich dann genauere Schlüsse ziehen,
aber dazu später mehr.
10
9
8
Hungry
7
full
6
satisfied
5
4
eat now
3
Mean 1&4
2
Mean 2&3
1
0
vor
nach 30 min
1h
2h
3h
4h
Diagramm 1: Veranschaulichung der Ähnlichkeit der einzelnen Kurvenverläufe von Sättigung und Appetit
Beim Auswerten sämtlicher Werte habe ich folgende Beobachtung gemacht:
Die Antworten auf die Frage, wie hungrig die Probanden sind (1. How hungry do you feel? Kurve
„hungry“) und wie viel sie noch essen könnten (4. How much do you think you can eat now? Kurve
„eat now“) sind in den meisten Fällen identisch, weshalb ich für die weiteren Auswertungen den
Mittelwert dieser beiden Werte (Mean 1&4) verwende. Ebenso fasse ich die Werte der Fragen 2
und 3 zusammen (Mean 2&3).
Wenn man sich die Fragen auf der Scorecard genauer anschaut, dann fällt auf, dass die Antworten
auf die Frage 3 dieselben sind, wie die Antworten auf die Frage 4, bloss umgedreht. Während bei
29
der 3. Frage „I can’t eat another bite“ ganz rechts steht, befindet sich „Nothing at all“ bei der 4.
Frage ganz links. Die 3. und die 4. Frage sind also einfach spiegelverkehrt, sagen aber beide aus, wie
viel der Proband noch essen könnte. Aus diesem Grund verzichte ich beim Auswerten auf die 3.
Frage, wodurch auch die weitere Betrachtung des Wertes „Mean 2&3“ hinfällig wird. Somit habe
ich noch folgende drei Fragen auszuwerten:
1. Wie hungrig fühlst du dich?
2. Wie voll fühlst du dich?
4. Wie viel könntest du jetzt noch essen?
Appetit
Sättigung
Appetit
Wie dem Diagramm oben zu entnehmen ist, sind die drei Kurven „hungry“, „eat now“ und „Mean
1&4“ bis auf den ersten Wert deckungsgleich. Da dieses Diagramm Werte einer umfassenden
Stichprobe enthält und dadurch aussagekräftig ist, werde ich mit den Werten „Mean 1&4“
weiterarbeiten. Ausserdem wird beide Male nach dem Appetit gefragt. Mit den Mittelwerten dieser
zwei Fragen erhalte ich Kurven, die den Appetit im Verlauf des Tages sehr gut veranschaulichen. Die
Diagramme sehen dann zusammen mit den Werten der Frage 2 (Sättigung) folgendermassen aus:
10
9
8
7
6
Appetit
5
Sättigung
4
3
2
1
0
1
2
3
4
5
6
7
Diagramm 2: Die verwertbaren Kurven von Appetit und Sättigung
2.3 Nachweis von Insulin
Insulin im Blut ist mittels eines „Direct ELISA (Enzyme-Linked-Immuno-Sorbent-Assay)“, auch
Sandwich ELISA genannt, nachzuweisen. Dieses Verfahren basiert auf den Grundlagen der
Immunbiologie und funktioniert folgendermassen:
1. Ausgangsposition
Die Innenwände der Vertiefungen der Mikrotiterplatte sind mit spezifischen monoklonalen
Antikörpern beschichtet. In meinem Fall sind es Insulin-Antikörper einer Maus.
30
2. Zufügen
Das zu testende Serum wird in die Vertiefungen gegeben. Falls vorhanden, binden die
Antigene aus dem Serum an die Antikörper in der Vertiefung. Das kann später
nachgewiesen werden. Ich teste also, ob Insulin-Antigene, sprich Insulin, in meinem Serum
enthalten ist.
3. Auswaschen
Die Testflüssigkeit wird ausgeleert und ausgewaschen. Die Bindung zwischen Antikörper
und Antigen hält diesen Krafteinwirkungen stand. Hat das Antigen nicht an den Antikörper
gebunden, wird es in diesem Vorgang ausgewaschen.
4. Reporterenzym / Konjugat
Es wird derselbe monoklonale Antikörper in die Vertiefung gegeben mit dem Unterschied,
dass dieser an ein Reporterenzym gebunden ist. Dieses Enzym hat die Eigenschaft, dass es
sich verfärbt, wenn es mit dem richtigen Substrat in Verbindung kommt. Eine solche
Konstellation aus Antikörper und eines zweiten funktionalen Moleküls (Reporterenzym)
nennt man Konjugat.
5. Auswaschen
Die Vertiefungen werden erneut ausgewaschen. Entweder befindet sich jetzt ein Komplex
aus Antikörper der Beschichtung, Antigen und reporterenzymgebundener Antikörper in der
Vertiefung oder falls anfänglicher Antikörper und Antigen nicht aufeinander gepasst haben
nur der spezifische monoklonale Antikörper, der noch immer an der Innenwand "klebt".
6. Verfärbung durch Substrat
Das Substrat wird zugefügt. Wenn das Reporterenzym präsent ist, wird sich die
Testflüssigkeit in der Vertiefung verfärben. Das Reporterenzym ist aber nur vorhanden,
wenn auch das nachzuweisende Antigen in der Vertiefung ist. Diese Verfärbung geschieht
also nur, wenn das nachzuweisende Antigen im Serum ist. Anderenfalls gibt es keine
Verfärbung. Wenn man die Intensität der Verfärbung misst, kann man bestimmen, wie hoch
die Konzentration der Antigene (in meinem Fall Insulin) ist.
Zufügen von Serum
Auswaschen
Nachzuweisendes Antigen
anwesend
Nachzuweisendes Antigen
abwesend
Die Anziehungskräfte von
Antikörper und Antigen
halten den einwirkenden
Kräften stand. Der Komplex
bleibt in der Vertiefung
Das Serum und all seine
Bestandteile werden
ausgewaschen. Nur die
Antikörperbeschichtung
bleibt in der Vertiefung
zurück
Antikörper der Beschichtung
verbinden sich mit den
Antigenen im Serum. Es
entsteht ein AntikörperAntigen-Komplex
Antikörper der Beschichtung
können nicht binden. Es
entsteht kein AntikörperAntigen-Komplex
31
Reporterenzym /
Konjugat
Auswaschen
Substrat
Antikörper mit verfärblichem
Enzym kann an das Antigen
binden. Hier entsteht dieses
Sandwich: Antikörper,
Antigen,
reporterenzymgebundener
Antikörper.
Auch dieses Mal sind Die
Antikörper-AntigenBindungen genug stark, um
den Kräften standzuhalten.
Der Komplex bleibt in der
Vertiefung.
Antikörper mit verfärblichem
Enzym kann nicht binden, da
kein Antigen anwesend ist
Reporterenzym bzw. das
funktionale Molekül des
Konjugats bindet mit dem
Substrat und die Vertiefung
verfärbt sich
Es kommt zu keiner
Verfärbung.
2.4 Mercodia Insulin ELISA15
Der Antikörper mit dem
Reporterenzym wird
ausgewaschen, da er nirgens
binden konnte. Wieder bleibt
nur die
Antikörperbeschichtung
zurück
Tabelle 2: ELISA zusammengefasst
2.4.1 Testprinzip
Mercodia Insulin ELISA ist ein enzymatischer, zweiseitiger Immunoassay mit einer Festphase. Der Test
basiert auf der direkten Sandwich-Technik, in welcher zwei monoklonale Antikörper gegen ein
bestimmtes Antigen im Insulinmolekül gerichtet sind. Während der Inkubation reagiert das Insulin in der
Probe mit den Insulin-Antikörpern im Peroxidase-Konjugat und den Insulin-Antikörpern welche auf der
Mikrotiterplatte gebunden sind. Unter einem Konjugat versteht man einen Antikörper, der mit einem
zweiten funktionalen Molekül als Markierung verbunden ist. Eine einfache Waschung entfernt die
ungebundenen, enzymatisch gekennzeichneten Antikörper. Das gebundene Konjugat wird durch 3,3’und
5,5’- Tetramethylbenzidine (TMB) sichtbar gemacht. Durch Zugabe von Säure wird die Reaktion
gestoppt. Der dadurch erhaltene Endpunkt wird nun spektrophotometrisch abgelesen.
15
Mercodia Insulin ELISA Gebrauchsinformationen
32
2.4.2 Inhalt
Beschichtete Mikrotiterplatte
Maus Anti-Insulin monoklonal
1 Platte
Kalibratoren 1,2,3,4,5
5 Fläschchen
96 Vertiefungen
8 Streifen
gebrauchsfertig
Die unbenutzten Mikrotiterstreifen können in der mit Klebstreifen wiederverschlossenen
Originalverpackung 2 Monate lang aufbewahrt werden.
Rekombinantes Humaninsulin
Gelbfärbung
1000 μl
gebrauchsfertig
Konzentrationen sind auf dem Fläschchen angegeben.
Kalibrator 0
Gelbfärbung
Konzentration 0 mU/l
1 Fläschchen
5 ml
gebrauchsfertig
Enzym Konjugat 11x
Reporterenzym
Monoklonales Anti-Insulin der
Maus.
1 Fläschchen
1.2 ml
Zubereitung siehe
Enzym Konjugat Puffer
Blaufärbung
1 Fläschchen
12 ml
gebrauchsfertig
Wasch Puffer 21x
1 Flasche
50 ml
Substrat TMB
Farblose Lösung
Achtung: lichtempfindlich!
1 Flasche
50 ml
Zubereitung siehe
Praktikumsbericht
1 Fläschchen
7 ml
Stopp Lösung
0.5 M H2SO4
2.4.3 Grenzen des Verfahrens
Praktikumsbericht
gebrauchtfertig
gebrauchsfertig
Tabelle 3: Inhalte des Mercodia Insulin ELISA Kit
Proben von Individuen, die einer Insulinbehandlung unterzogen wurden, können den Test stören, da in
diesen Insulin-Antikörper vorhanden sind.
Hämolysierte Proben (Blutproben, in welchen sich die roten Blutkörperchen aufgelöst haben)
beeinträchtigen den Versuch nicht. Hämolyse in Serum- und Plasmaproben kann jedoch einen Abbau
von Insulin verursachen, der zu falsch erniedrigten Werten führen kann.
Dieser ELISA hat eine obere und untere Messwertgrenze. Werte ausserhalb dieses Bereiches
können nicht mehr gemessen werden. Der Bereich reicht von 3 mU/l bis 17 mU/l
33
2.4.4 Erwartete Werte
Anhand von Referenzwerten des Labors für Endokrinologie und Diabetologie der Universität Zürich habe
ich folgende Insulinkonzentrationen erwartet:: Die Werte von augenscheinlich gesunden und fastenden
fastende
Personen erreichten einen Mittelwert
telwert von 9.2 mU/l und einen Medianwert von 6.9 mU/l. Die
Spannweite betrug 2–25
25 mU/l bezogen auf die zentralen 95% der beobachteten Werte.
Diese Werte basieren auf jahrelanger
langer Erfahrung des Universitätslabors.
2.4.5 Spezifität
Dieser Insulin Elisa Kit von Mercodia ist, was die Kreuzreaktionen mit Proinsulinen anbelangt, sehr genau
und reagiert mit diesen in einem Bereich, der ohne weiteres vernachlässigbar ist (<0.5 %).
Insulinpräparate
präparate jedoch verfälschen die Werte enorm, da diese stark mit den Antikörpern der
Mikrotiterplatte
tte reagieren. Das ist aber ein gutes Zeichen, denn das zeigt, dass diese Präparate dem
Humaninsulin sehr ähnlich sind.
Die folgenden Kreuzreaktionen werden in der Gebrauchsinformation angegeben:
C-Peptide
<0.01 %
Proinsulin
<0.01 %
Mausinsulin
0.3 %
Schweine-Insulin
nsulin
374 %
Schaf-Insulin
Rinder-Insulin
2.4.6 Praktikumsbericht
48 %
31 %
Tabelle 4:: Kreuzreaktionen
Die Blutentnahme wurde im Kantonsspital Schaffhausen
ausen durchgeführt. Den Insulin-Elisa
Insulin
durfte ich im
Labor für Endokrinologie und Diabetologie der Universität Zürich durchführen.
1. Süsse Lösung trinken
Die Probanden trinken die Flüs
Flüssigkeit und starten danach ihre
Stoppuhren.
2. Blutentnahme
Nach den angegebenen Zeitpunkten wird Blut genommen. Da das
Serum des Blutes für den ELISA benötigt wird, muss eine grössere
Menge Blut venös entnommen werden. Ein Röhrchen mit 8,5 ml
Inhalt reicht aus.
3. Blutzucker messen
Der Blutzuckerspiegel
tzuckerspiegel lässt sich mit einem Blutzuckermessgerät und
dem Blut aus den Röhrchen einwandfrei messen.
4. Blutgerinnung
Röhrchen 30 Minuten bei Raumtem
Raumtemperatur stehen lassen, damit das
Blut gerinnen kann.
Abbildung 14:
Blutserum und Blutzellen
durch Zentrifugation
getrennt
34
5. Serumgewinnung
Das Blut wird bei 3‘900
900 Umdrehungen pro Minute für 6 Minuten zentrifugiert.
6. Vorbereitung der Enzym Konjugat 1x Lösung
Man mische 10 ml Enzym Konjugat Puffer mit 1 ml Enzyme Konjugat 11x (elffache
(
Konzentration.
ation. So erhält man eine Enzym Konjugat 1x Lösung (einfach kkonzentriert)
7. Vorbereitung der Was
Wasch Lösung 1x
Man mische 20 ml Wasch
ch P
Puffer
uffer 21x mit destilliertem Wasser. Mit diesem Mischverhältnis
erhält man die gewollte Was
Wasch Lösung 1x
8. Kalibratoren
25 μl von jedem Kalibrator
alibrator in die dafür vorgesehene Vertiefung pipettieren. Die Calibrators
müssen doppelt gemessen werden!
9. Proben
25 μl von jeder Blutserumprobe in die daf
dafür
ür vorgesehene Vertiefung pipettieren.
10. Enzym Konjugat 1x Lösung
Zugabe von 100 μl Enzyme Konjugat 1x Lösung in jede Vertiefung
11. Inkubation
Inkubation auf einem Schüttler (700
(700-900
900 rpm) für eine Stunde bei Raumtemperatur (18(18
25°C). In dieser Zeit verbinden sich die Antigene des Humaninsulins aus den Blutseren mit
den Antikörpern
ikörpern der beschichteten Mikrotiterplatte.
12. Waschen mit Wasch Lösung 1x
Reaktionsvolumen verwerfen, durch Umdrehen der
Mikrotiterplatte
latte über einem Ausgussbecken.
300 μL Wasch Lösung 1x in jede Vertiefung geben.
Wasch Lösung 1x verwerfen und mehrmals kräftig
gegen saugfähiges Papier schlagen, um
überschüssige Flüssigkeit zu entfernen. 66-mal
wiederholen. Längere Einwirkzeiten während
dieser Waschprozedur vermeiden.
13. TBM Substrat
Zugabe von 200 μl TBM Substrat in die
Vertiefungen
Abbildung 15: Auswaschen der Vertiefungen
35
14. Inkubation
15 Minuten bei Raumtemperatur inkubieren lassen. In dieser Zeit verfärben sich die
Vertiefungen je nach Insulinko
Insulinkonzentration unterschiedlich stark.
15. Stopp Lösung
Zugabe von 50 μL Stopp Lösung in jede
Vertiefung. Um eine gute Mischung von Substrat
und Stopp Lösung zu gewährleisten, wird
empfohlen, die Platte für 5 Sekunden auf den
Schüttler zu stellen
16. Absorption mit Photometer messen
Messen der Absorption bei 450 nm (Wellenlänge)
und auswerten. Das Resultat sollte innerhalb von
30 Minuten abgelesen werden.
Abbildung 16: Unterschiedlich starke
Verfärbungen je nach Insulinkonzentration
2.4.7 Umrechnungsfaktor
1 μg/l = 23 mU/l
1mU/l = 6.0 pmol/l
mmol/l = 18 mg/dl
36
2.4.8 Berechnung der Resultate
Kalibratorkurve Linear Regression
2.5
450 Blank
2
1.5
1
0.5
0
0
50
100
150
200
Konzentrationen der Kalibratoren [mU/l]
250
Diagramm 3: Kalibratorkurve
Auf der X-Achse sind die Konzentrationen der Kalibratoren eingetragen und auf der Y-Achse die
dabei gemessenen Absorptionen:
Konzentration der
Kalibratoren [mU/l]
0
3
9.74
29.8
104
Absorption
0
0.0285
0.1135
0.401
1.176
Jede Verfärbung wird relativ zu diesen Standardwerten beziehungsweise zu der Standardkurve
berechnet. Die Standardkurve (hier ist es eine Trendkurve durch die erhaltenen Punkte) ist dem
Diagramm oben zu entnehmen. Die von Excel berechnete Funktionsgleichung der Standardkurve
wird nach „x“ aufgelöst, da auf der X-Achse die Konzentrationen eingetragen, sind und die will man
herausfinden. Nun setzt man die vom Photometer gemessene Absorption in die Funktionsgleichung
ein und man erhält die dazugehörige Insulinkonzentration.
37
3 RESULTATE
3.1 Die Probanden
P1
Geschlecht
Alter
Gewicht (kg)
BMI
Grösse (cm)
Blutdruck
W
44
68
24
168
118-71
W
P2
P3
M
P4
M
P5
M
P6
M
P7
M
20
50
18
165
108-81
46
104
32
178
168-103
16
75
22
186
124-74
183
124-73
43
17
18
100
71
85
30
181
21
25
184
125-75
125-71
Tabelle 5: Angaben zu den Probanden
Ich hatte für meinen Feldversuch 7 Probanden gefunden. Wie man der Tabelle entnehmen kann,
unterscheiden sich die Probanden stark voneinander, und das war auch mein Ziel.
3.2 Das Verhalten des Blutzuckerspiegels
Anhand der Blutproben konnte ich folgende Blutzuckerkonzentrationen messen:
9.00
Blutzucker [mmol/l]
8.00
7.00
Saccharose
6.00
Aspartam
Coke Zero
5.00
4.00
3.00
0
30
60
Zeit [min]
90
120
Diagramm 4: Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel aller Probanden
38
Zeit
Saccharose
0
STABW
Aspartam
STABW
Coke Zero
STABW
5.11
0.38
5.30
0.39
5.49
0.41
Saccharose:
20
7.79
30
1.00
5.29
0.52
5.57
0.43
6.57
1.86
5.34
0.68
5.50
0.54
60
4.89
90
1.03
5.24
0.36
5.51
0.26
4.76
120
0.66
5.07
0.33
5.36
0.42
5.17
0.54
5.19
0.32
5.54
0.48
Tabelle 6: Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel und Standardabweichungen (STABW)
Nach 20 Minuten war der Blutzucker am höchsten. Danach wird die Blutglucose in die Zelle
aufgenommen, worauf der Blutzuckerspiegel unter den Nüchternwert fällt. Nach 120 Minuten hat
sich der Blutzuckerspiegel wieder auf dem Nüchternlevel eingependelt.
Aspartam:
Die Kurve verläuft beinahe waagrecht.
Coca Cola Zero:
Die Kurve entspricht bis auf einen vernachlässigbaren Ausschlag (nach 30min) der parallelen
Verschiebung der Aspartamkurve nach oben.
Standardabweichungen:
Die Standardabweichungen sind im Durchlauf mit Saccharose am grössten.
39
3.3 Das Verhalten der Insulinkonzentration
Nachdem die Blutproben zentrifgiert wurden, konnte ich anhand der Blutseren und eines ELISAs die
folgenden Insulinkonzentrationen messen:
40.00
35.00
30.00
Insulin [mU/l]
25.00
Saccharose
20.00
Aspartam
15.00
Coke Zero
10.00
5.00
0.00
Zeit
Saccharose
STABW
Aspartam
STABW
Coke Zero
STABW
Saccharose:
0
0
30
60
90
Zeit [min]
120
Diagramm 5: Durchschnittliche Insulinkonzentration aller Probanden
4.89
4.95
3.21
3.35
5.45
2.84
20
29.29
19.33
3.43
2.37
7.13
4.41
30
29.60
23.87
3.65
3.01
6.97
4.68
60
11.75
90
8.38
4.08
4.19
4.89
2.96
4.93
5.07
3.49
2.23
6.27
4.32
120
5.94
5.51
3.76
3.67
7.27
4.11
Tabelle 7: Durchschnittliche Insulinkonzentrationen und Standardabweichungen (STABW)
Die Insulinkonzentration steigt zu Beginn stark an und bleibt für einen Moment (ca. 5-10 Minuten)
auf diesem Niveau. Danach wird das Insulin von den Zellen aufgenommen und abgebaut, wodurch
die Konzentration auf den nüchternen Insulinwert fällt.
Aspartam:
Die Kurve verhält sich waagrecht ohne irgendwelche signifikante Ausreisser.
40
Coca Cola Zero:
Die Insulinkonzentration im Blut nach Einnahme von Coca Cola Zero unterliegt seltsamen
Schwankungen. Zuerst folgt eine Ausschüttung von Insulin ins Blut, wodurch die
Insulinkonzentration auf ein erstes Maximum ansteigt. Bei 60 Minuten knickt die Kurve ein und die
Insulinkonzentration fällt unter den Nüchternwert. Von hier an steigt sie linear an.
Standardabweichungen:
Auch bei den Insulinkonzentrationen sind die Abweichungen im 1. Testdurchlauf deutlich am
höchsten. Im Vergleich zu Aspartam und Coca Cola Zero sind die Standardabweichungen im
Durchlauf mit Saccharose stark erhöht.
3.4 Nahrungszufuhr
Die Probanden haben sich an den drei Testtagen notiert, was sie gegessen hatten. Somit konnte ich
ermitteln, wie viel Kalorien sie gegessen hatten.
10000
9000
8000
7000
Energie [kJ]
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
Abend
Snack
Mittag
Saccharose:
Saccharose
Aspartam
Coke Zero
1197
2475
2686
3839
3281
3714
3161
2192
2917
Diagramm 6: Durchschnittliche Nahrungszufuhr in Kilojoule aller Probanden
Insgesamt: 8‘317 kJ (= 1‘986 kcal). An der Nahrungsaufnahme ist nichts Aussergewöhnliches
festzustellen, als die Probanden die Saccharose-Wasser Lösung zu sich nahmen. Die knappen 8'400
(=2‘000 kcal) entsprechen der Referenzmenge für einen Erwachsenen. Das Mittagessen war etwas
grösser als das Abendessen und die kleinen Mahlzeiten zwischendurch sind durchaus angemessen.
Aspartam:
Insgesamt: 9‘351 kJ (=2‘233 kcal). Nach der Einnahme der Aspartamlösung assen die Probanden im
Vergleich zu den anderen Testtagen am meisten. Das sind immerhin 1‘034 kJ (=247 kcal) mehr, als
sie nach der Saccharose zu sich genommen haben und 1‘550 kJ (=371 kcal) mehr als nach dem
halben Liter Coca Cola Zero. Die Hauptmahlzeiten Mittag-und Abendessen sind bei Saccharose und
41
Aspartam beinahe identisch. Es fällt auf, dass vor allem zwischendurch (Snacks) mehr gegessen
wurde.
Coca Cola Zero:
Insgesamt: 7‘794 kJ (=1‘862 kcal). Am dritten und letzten Tag, als die Probanden das Coca Cola Zero
tranken, assen sie am wenigsten. Am Mittag und am Abend wurde weniger konsumiert, als im
ersten und zweiten Testdurchlauf. Zwischendurch assen die Probanden noch mehr, als sie es am
zweiten Testtag nach Aspartam taten.
3.5 Der Appetit
Durch Berichte der Probanden über ihren Appetit im Verlauf des Tages konnte ich folgende Kurven
zeichnen:
10.0
8.0
6.0
Saccharose
4.0
Coke Zero
Aspartam
2.0
0.0
Zeit
Saccharose
Aspartam
Coke Zero
Saccharose:
vor
vor
nach
30 min
1h
2h
3h
4h
Diagramm 7: Durchschnittlicher Appetit aller Probanden im Tagesverlauf
3.2
3.4
3.3
nach
2.0
1.5
1.1
30 min
1.8
1.1
1.1
1h
2.1
1.3
1.6
2h
2.0
1.7
1.9
3h
2.7
4h
2.0
2.3
2.6
2.5
2.9
Tabelle 8: Durchschnittliche Standardabweichungen beim Appetit
Wie dem Diagramm zu entnehmen ist, hatten die Probanden im Durchlauf mit Saccharose keine
Probleme mit dem Appetit. Vor dem Essen war er weder ausserordentlich gross noch extrem klein.
Nach dem Essen fühlten sich die Probanden satt und im Verlauf des Nachmittages stieg der Appetit
wieder an.
Aspartam:
42
Wie man sieht, ist der Appetit vor dem Essen grösser, als bei der Saccharose. In den ein bis zwei
Stunden nach dem Essen bleibt der Appetit, im Vergleich zur Saccharose, länger klein. Im Verlauf
des Nachmittags steigt er jedoch ein wenig schneller und stärker an. Im Grossen und Ganzen verhält
sich der Appetit am Nachmittag jedoch gleich wie im ersten Testdurchlauf.
Coca Cola Zero:
Offensichtlich war der Appetit, im Vergleich zu Saccharose und Aspartam, vor dem Essen am
grössten. Nach dem Mittagessen hatten die Probanden den kleinsten Appetit von allen drei
Testdurchläufen. Das hielt jedoch nicht lange an. Im Gegenteil. Der Appetit stieg stark an und wurde
sehr schnell sehr viel grösser als in den ersten zwei Durchläufen.
Will man eine Aussage darüber machen, an welchem Tag die Probanden den grössten Appetit
verspürten, so muss man dafür die Fläche unter den Kurven berechnen.
ä ℎ =
(
+
2
Saccharose
Aspartam
Coke Zero
× ∆
)
Fläche
1184
1089
1179
Tabelle 9: Fläche unter den Appetitkurven
Je grösser diese Fläche ist, desto grösser ist der Appetit. Somit kann man aussagen, dass die
Probanden am ersten und dritten Testtag am meisten Appetit hatten, während sie im Durchlauf mit
Aspartam weniger Appetit hatten.
43
3.6 Das Sättigungsgefühl
Anhand einer Scorecard konnte ich das Sättigungsgefühl der Probanden untersuchen.
10.0
9.0
8.0
7.0
6.0
Saccharose
4.0
Coke Zero
5.0
Aspartam
3.0
2.0
1.0
0.0
Zeit
vor
nach
30 min
1h
2h
3h
4h
Diagramm 8: Durchschnittliches Sättigungsgefühl aller Probanden im Tagesverlauf inkl. Standardabweichungen
Saccharose
vor
Aspartam
Coke Zero
1.5
3.4
3.3
nach
3.4
1.6
1.2
30 min
3.1
1.1
0.9
1h
3.1
1.2
1.6
2h
2.8
1.6
1.9
3h
2.8
4h
1.9
2.4
2.5
2.6
2.8
Tabelle 10: Durchschnittliche Standardabweichungen beim Sättigungsgefühl
Saccharose:
Die Probanden hatten im ersten Testdurchlauf ein gewöhnliches Sättigungsgefühl. Sie haben sich
weder extrem voll noch extrem leer gefühlt. Das Sättigungsgefühl machte sich erst 30 Minuten nach
dem Essen bemerkt. Im Verlauf des Nachmittags liess dieses Gefühl nach und die Probanden
wurden allmählich wieder hungrig.
Aspartam:
Im Vergleich zu den anderen zwei Testdurchläufen fühlten sich die Testpersonen im Testdurchlauf
mit Aspartam vor dem Essen ein wenig satter. Nach dem Essen fühlten sie sich dann deutlich satter.
Und das Sättigungsgefühl hielt auch deutlich länger an, so dass sich die Probanden lange nach dem
Essen noch satt fühlten.
Coca Cola Zero:
Nachdem die Probanden den halben Liter Coca Cola Zero getrunken hatten, waren sie im Vergleich
mit den ersten zwei Durchläufen am hungrigsten. Dafür fühlten sie sich nach dem Essen am
44
sattesten. Dieses Sättigungsgefühl verschwand jedoch genauso schnell wieder, wie es kam. Die
Sättigungskurve von Coca Cola Zero fällt stark, bis unter die Kurven von Aspartam und Saccharose.
Auch hier lässt sich dieselbe Methode anwenden, um zu bestimmen, an welchem Tag die
Probanden am sattesten waren. Je grösser die Fläche unter der Kurve, desto grosser war das
Sättigungsgefühl.
Saccharose
Aspartam
Coke Zero
Fläche
1827
2102
1927
Tabelle 11: Flächen unter den Sättigungskurven
Im Testdurchlauf mit Aspartam fühlten sich die Probanden insgesamt am sattesten. An zweiter
Stelle steht der 3. Durchlauf mit Coca Cola Zero und nach Saccharose hatten die Probanden das
kleinste Sättigungsgefühl.
45
4 DISKUSSION
Bevor ich beginne, genauer auf die Resultate einzugehen und diese zu erklären, möchte ich
folgendes anmerken: Aufgrund der Informationen meiner Probanden gehe ich davon aus, dass die
Resultate aus dem Durchlauf mit Saccharose mit denen aus dem Alltag korrelieren. Vor allem was
Nahrungszufuhr, Sättigung und Appetit betrifft. Natürlich hätte ich die Probanden auffordern
können, die Scorecard zusätzlich an einem ganz normalen Tag auszufüllen und mir zu berichten,
was sie gegessen hatten. Da ich aber untersuche, wie sich künstliche Süssstoffe im Vergleich zu
Haushaltszucker auf den Körper auswirken, hat dies nur im entfernteren Sinne mit meiner
Maturaarbeit zu tun.
Ich muss an dieser Stelle noch erwähnen, dass meine Stichprobe aus 7 Probanden sehr klein ist. Mit
einer Basis aus Messewerten von 7 Probanden lassen sich keine signifikanten Statistiken erstellen.
Um statistisch relevante Aussagen machen zu können, muss eine Studie eine viel grössere
Stichprobe behandeln. Ich kann lediglich Vermutungen aufstellen, und diese mit meinen
Messwerten versuchen zu begründen.
4.1 Probanden
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass meine Probanden kerngesund sind. Da der BMI
Muskeln und Fett nicht unterscheidet und den Körperbau ebenfalls nicht berücksichtigt, ist auf
diesen in dem Fall kein Verlass. Keiner meiner Probanden hat auch nur im entferntesten Adipositas!
Sie treiben alle regelmässig Sport und ernähren sich ausgewogen.
4.2 Homeostatic Model Assessment16
In der folgenden Tabelle sind die sogenannten HOMA (Homeostatic Model Assessment)
eingetragen. Diese HOMA Werte sind ein Methode, mit welcher man die Insulinresistenz und die
Beta-Zell Funktion messen kann. Man muss jedoch dazu sagen, dass diese Werte einen stark
mathematischen Charakter haben und deshalb die Werte mit Vorsicht zu geniessen sind! Die
Formeln sind unten zu sehen. Es werden jeweils nur die Nüchternwerte (n.Glucose und n.Insulin)
für die Berechnung gebraucht. Die Nüchtern-Werte allein genügen also, um zu ermitteln, ob jemand
eine Insulinresistenz hat und wie gut seine Beta-Zellen funktionieren.
=
.
× .
22,5
=
20 × .
.
− 3,5
%
Der HOMA IR (Insulinresistenz) besagt, dass wenn der Wert die Grenze von 2,7 überschreitet, ist es
wahrscheinlich, dass die Person eine Insulinresistenz vorweist. Je höher der HOMA IR, desto
wahrscheinlicher ist es also, dass eine Insulinresistenz vorliegt.
16
National Center for Biotechnology Information: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3152191/
46
Der HOMA -Zelle gibt (in Prozent) an, wie gut die Beta-Zellen funktionieren bzw. wie stark sie
ausgelastet sind. Hier ist ein hoher Wert ein Zeichen dafür, dass die Beta-Zellen viel Insulin
ausschütten. Werte bis zu 65% sind liegen im gesunden Bereich.
Proband 1
Proband 2
Proband 3
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
Nüchtern Blutzucker
Nüchtern Insulin
HOMA IR
HOMA b-Cell (%)
5.00
1.48
0.33
19.69
4.85
2.66
0.57
39.45
5.70
12.27
3.11
111.57
5.61
2.49
0.62
23.57
5.26
3.61
0.84
41.14
5.40
3.76
0.90
39.60
5.58
5.35
1.33
51.48
Tabelle 12: Homeostatic Model Assessment
Wie man der Tabelle entnehmen kann, sind alle Probanden weit von einer Insulinresistenz entfernt
und haben gesunde und funktionierende Beta-Zellen, bis auf einen einzigen Probanden. Dieser
Proband hat einen erhöhten HOMA IR und einen im Vergleich mit den restlichen Probanden hohen
HOMA -Zelle. Was heisst das nun?
Man muss diese Werte miteinander in Verbindung bringen, denn sie hängen stark voneinander ab.
Proband 3 hat einen gewöhnlichen Nüchternblutzucker, jedoch eine erhöhte
Nüchterninsulinkonzentration. Diese erhöhte Nüchtern-Insulinkonzentration stimmt mit dem
erhöhten HOMA IR und ebenfalls erhöhten HOMA -Zelle überein. Aufgrund der Tendenz einer
Insulinresistenz muss die β-Zelle mehr Insulin produzieren und ausschütten, damit der Blutzucker
gesenkt werden kann, denn die Zellen reagieren weniger auf Insulin wie diejenigen eines gesunden
Menschen. Um den Blutzucker auf ein gewisses Niveau zu senken, braucht es bei einer Person mit
einer Insulinresistenz mehr Insulin als bei einer gesunden Person. In diesem Zusammenhang soll
gesund bedeuten, dass die medizinischen Werte im Normalbereich liegen. Die drei Werte von
Proband 3 (nüchtern Insulin, HOMA IR, HOMA -Zelle) lassen eine Insulinresistenz vermuten. Der
Körper schafft es, durch eine erhöhte Insulinsekretion den Blutzucker auf ein gesundes Level zu
senken. Auch wenn man die Insulinkonzentrationen in den drei Versuchen mit den Mittelwerten
vergleicht, sind sie deutlich höher (siehe Kapitel 10.1.2).
4.3 Das Blutzuckergedächtnis17
Um sicher zu gehen, ob und wie ausgeprägt der Proband 3 insulinresistent ist, müsste dieser den
HbA1C Test machen. HbA1C ist ein Glykohämoglobin, das heisst eine Form von Hämoglobin, an das
Glukose gebunden ist. Der Anteil des HbA1C am gesamten Hämoglobin (Hb) lässt sich mit einer
Blutuntersuchung feststellen. Dieser erlaubt eine Aussage über den Blutzuckerspiegel der
vergangene Wochen und ist somit einiges aussagekräftiger als meine Messungen. Diesen Test lege
ich dieser Person ans Herzen.
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium 5. Auflage,
S.523
17
47
4.4 Korrelation von Blutzucker-und Insulinkonzentration
Der Korrelationskoeffizient (auch Korrelationswert) ist ein dimensionsloses Mass, das angibt, wie
sehr zwei Merkmale linear zusammenhängen. Er kann Werte von -1 bis 1 annehmen, wobei bei
einem Wert von 1 (bzw. -1) ein vollständiger linearer Zusammenhang besteht. Je näher sich der
Korrelationswert bei null befindet, desto kleiner ist der lineare Zusammenhang der zwei Merkmale.
Diese Merkmale sind in dem Fall der Blutzucker und die Insulinkonzentration im Blut.
Proband 1
Saccharose
-0.14
Proband 2
Aspartam
0.90
Proband 3
Proband 6
0.13
0.59
0.77
-0.63
0.95
-0.60
0.75
Proband 7
0.03
0.34
0.85
Proband 5
-0.09
0.02
0.97
Proband 4
0.05
Coca Cola Zero
0.30
0.66
-0.01
0.83
0.63
Tabelle 13: Korrelationskoeffizienten
Die rot markierten Werte sind diejenigen, welche eine auffallend kleine Korrelation aufweisen. Alle
diese Werte sind auf Ausreisser zurückzuführen. Alle anderen Korrelationswerte zeugen von einer
guten Korrelation von Blutzucker und Insulin. Im Durchlauf mit Saccharose korrelieren Blutzucker
und Insulin sehr gut miteinander. Mit Ausnahme von Proband 1. Das könnte daran liegen, dass ihre
Zellen so sensitiv auf Insulin reagieren, dass die kleinste Menge bereits zu einer Glucoseaufnahme
der Zellen führt. Dadurch wird der verzögerte Effekt von Insulin geschwächt, auf dem Papier jedoch
verstärkt:
Proband 1
Blutzucker (mmol/l)
Insulin (mU/l)
0
4.8
0.94
20
6.3
3.02
30
4.7
19.81
60
3.9
7.64
90
3.8
120
5.57
4.4
1.13
Tabelle 14: Blutzucker und Insulin von Proband 1 im ersten Testdurchlauf
Man kann erkennen, dass in den ersten 30 Minuten die Blutzuckerkonzentration ansteigt und gleich
wieder sinkt, während der Insulinspiegel stetig ansteigt. Deshalb ist die Korrelation so klein.
In den Versuchen mit Aspartam und Coca Cola Zero häufen sich die niedrigen Korrelationen. Diese
Tatsache ist möglicherweise auf die Homöostase zurückzuführen. Insulin und seine Gegenspieler
versuchen den Blutzucker auf einem Niveau zu halten. Dies geschieht jedoch unter gewissen
Schwankungen und Unregelmässigkeiten, was zu einer geringen Korrelation von Insulin und
Blutzucker führt. Die hohen Korrelationswerte im 2. Und 3. Durchlauf sind also eher zufälligen
Ursprungs.
48
4.5 Chi Quadrat Test
Da das ELISA-Verfahren ein sehr schwieriges Verfahren ist, können sehr schnell Ungenauigkeiten bei
den Messungen auftauchen. Der Chi Quadrat Test ist ein statistisches Mittel, welches ich verwende,
um herauszufinden, ob ein Ausreisser irrtümlich entstand ist oder ob er im Bereich der erwarteten
Schranken liegt. Am Ende erhalte ich eine Wahrscheinlichkeit, die Irrtumswahrscheinlichkeit p. Je
höher diese ist, umso eher ist der Ausreisser irrtümlichen Ursprungs.
Aspartam
Erwartung
0
20
3.21
Gemessen
3.11
3.43
30
60
3.65
26.51
4.08
3.40
90
3.49
3.40
120
3.76
5.19
3.58
Tabelle 15: Literaturwerte Insulinkonzentration nach künstlichen Zuckerersatzstoffen
18
Nullhypothese: Der Ausreisser (Proband 7, Aspartam, 20 Minuten) ist kein Zufall sondern liegt im
erwarteten Schwankungsbereich.
ℎ
Proband 7
Chi Werte
0
(
=
0.003
20
155.431
30
ℎ
0.018
60
−
0.116
)
90
0.826
120
Summe
0.008
156.402
Tabelle 16: Chi Quadrat Test Proband 7
Man kann deutlich erkennen, dass der rot markierte Wert aus der Reihe tanzt. Nach dem
Aufsummieren erhält man einen Chi Quadrat Wert, der extrem hoch ist und ausschliesslich auf den
Ausreisser nach 20 Minuten zurückzuführen ist.
p
Chi Werte
0,005
0,68
0,01
0,87
0,025
1,24
0,05
1,64
0,1
0,5
2,20
5,35
0,9
0,95
0,975
0,99
0,995
10,64 12,59 14,45 16,81 18,55
Tabelle 17: Chi Quadrat Verteilung für den Freiheitsgrad 6
19
Es liegt also mit beinahe 100 prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Irrtum vor. Ich muss diese
Insulinkonzentration durch einen Literatur-bzw. Mittelwert ersetzen. Was wird das für einen
Einfluss auf meine Teststatistik haben? Folgende Diagramme veranschaulichen dies.
18
Stephen D. Anton et. al. (Elsevier, 2010), Effects of Stevia, Aspartame and Sucrose on food intake, satiety and
postprandial glucose an insulin levels
19
https://de.wikibooks.org/wiki/Statistik:_Tabelle_der_Chi-Quadrat-Verteilung
49
0
30
60
Zeit [min]
90
Insulin [mU/l]
Insulin [mU/l]
10.00
8.00
6.00
4.00
2.00
0.00
120
10.00
8.00
6.00
4.00
2.00
0.00
Diagramm 9: Korrigierte Insulinkurve
0
30
60
Zeit [min]
90
120
Diagramm 10: Ursprüngliche Insulinkurve
4.6 Das Verhalten des Blutzuckerspiegels
Auf der Basis meiner Messwerte versuche ich in den folgenden Kapitel Blutzucker, Insulin,
Nahrungsaufnahme, Appetit und Sättigung in Verbindung zu bringen.
9.00
Blutzucker [mmol/l]
8.00
7.00
Saccharose
6.00
Aspartam
Coke Zero
5.00
4.00
3.00
0
Zeit
30
0 min
60
90
Zeit [min]
120
Diagramm 11:Blutzuckerspiegel mit Standardabweichung
20 min
30 min
60 min
90 min
120 min
Saccharose
5.11
7.79
6.57
4.89
4.76
5.17
Maximum
5.6
9.4
9
6.4
5.6
5.8
Minimum
Standardabweichung
4.60
0.38
6.30
1.00
4.50
1.86
3.60
1.03
3.80
0.66
4.40
0.54
50
Aspartam
5.30
5.29
5.34
5.24
5.07
5.19
Maximum
5.9
6.2
6.2
5.7
5.7
5.7
Minimum
4.90
4.70
4.30
4.70
4.80
4.70
Standardabweichung
0.39
0.52
0.68
0.36
0.33
0.32
Coke Zero
5.49
5.57
5.50
5.51
5.36
5.54
Maximum
6
6.2
6.2
5.8
5.9
6.5
Minimum
Standardabweichung
4.80
0.41
4.90
0.43
4.70
0.54
5.10
0.26
4.50
0.42
5.10
0.48
Tabelle 18: Mittelwerte, Minima, Maxima und Standardabweichung der Blutzuckerkonzentration
Die Standardabweichung ist ein Mass für die Streuung der Testresultate. Sie beschreibt den Bereich,
in dem sich 68% aller Werte befinden.
Saccharose:
Aufgrund meiner Recherche habe ich herausfinden können, welche Zeitpunkte für meine
Feldversuche die geeignetsten und aussagekräftigsten sind. Viele Publikationen benutzen genau
dieselben Zeitpunkte, wenn Blutzucker oder Insulin gemessen wird20. Nach 20 Minuten erwartet
man das Maximum. Danach sinkt der Blutzucker aufgrund einer Insulinausschüttung und sollte nach
120 Minuten wieder den Nüchternwert erreichen. Das stimmt für die Saccharosekurve ziemlich
genau. Meine Kurve ist mit jenen der Publikationen praktisch äquivalent. Was jedoch auffällt, sind
die hohen Standardabweichungen. Nach 30 Minuten ist die Streuung am grössten. Das könnte
bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel bei den einen schneller und effektiver gesenkt wird, als bei
den anderen. Die ebenfalls hohe Streuung nach 20 Minuten lässt vermuten, dass bei denselben
Probanden der Blutzucker gar nicht erst so sehr ansteigt. Wie bereits erwähnt sind meine
Probanden sehr unterschiedlich: männlich-weiblich, sportlich-passiv, die Essgewohnheiten,
genetische Variabilität etc. Diese Faktoren haben alle einen Einfluss darauf, wie effektiv ein
Individuum auf Kohlenhydrate reagiert.
Stephen D.Anton et. al. (Elsevier, 2010), Effects of Stevia, Aspartame and Sucrose on food intake, satiety and
postprandial glucose an insulin levels
20
51
Aspartam:
Da Aspartam ein künstlicher Süssstoff ist, ist es kein Kohlenhydrat. Es gibt also keinen Grund,
weshalb der Blutzucker ansteigen sollte. Aspartam hatte keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.
pro 100 g
pro Stück
(0,05g)
1564 kJ 0,8 kJ (0,2 kcal)
(368kcal)
92 g
0.046 g
0g
0g
0g
0g
Brennwert
Proteine
Kohlenhydrate
Fette
Tabelle 19: Nährwerte von Assugrin Gold (Süssstoff Aspartam)
21
Im zweiten Testdurchlauf hatten die Probanden also insgesamt 4kJ zu sich genommen (5 Assugrin
Gold). Die Blutzuckerkurve mit ihren leichten Schwankungen stimmt also mit der Tatsache überein,
dass dem Körper kein Zucker hinzugefügt wurde.
Die leichten Schwankungen sind normal und können auch beobachtet werden, wenn man den
Blutzucker eines Probanden nach 12 Stunden fasten ohne Einnahme irgendwelcher Testsubstanzen
beobachtet. Diese leichten Schwankungen gehen auf das Zusammenspiel von Insulin und Glucagon
zurück. 22
Was im Vergleich zur Saccharose auffällt, sind die Standardabweichungen. Sie sind um einiges
kleiner, was bedeutet, dass die Probanden im 2. Testdurchlauf deutlich ähnlicher auf die
Testsubstanz reagiert haben. Die Begründung ist dieselbe wie beim Coca Cola Zero und steht
deshalb im Abschnitt Coca Cola Zero.
Coca Cola Zero:
Wie der Name schon sagt, hat Coca Cola Zero keine Kalorien und der Blutzuckerspiegel verhält sich
auch dementsprechend.
Brennwert
Proteine
Kohlenhydrate
Fette
pro 100 ml
pro Portion (250 ml)
0.9 kJ (0.2 kcal)
2.3 kJ (1kcal)
0g
0g
0g
0g
0g
0g
Tabelle 20: Nährwerte von Coca Cola Zero
Die Kurve ist bis auf die ersten 30 Minuten sogar parallel mit dem Verlauf der Aspartamkurve. Der
Nüchternblutzucker ist höher als im 2. Testdurchlauf. Das kann verschiedene Gründe haben. Die
Probanden könnten am Vorabend mehr gegessen haben. Sie könnten aufgeregter gewesen sein.
Der 3. Testdurchlauf fand am Morgen des ersten Schultages nach den Herbstferien statt. Die
Probanden wurden vom Unterricht dispensiert. Die Tatsache, dass die Schüler nicht zur Schule
mussten, hat möglicherweise ebenfalls einen erhöhenden Einfluss auf die Nüchternglucose.
21
22
Homepage von Assugrin: http://www.assugrin.ch/daten_d/produkte/assugrin_gold.php
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19789156
52
Die Standardabweichungen sind allesamt kleiner, als diejenigen des ersten Testdurchlaufes. Denen
des zweiten Testdurchlaufes sind sie sehr ähnlich. Die Probanden sprachen auf Coca Cola Zero, wie
auch auf Aspartam, ähnlich an.
Begründung des ähnlichen Verhaltens auf die Zufuhr von Aspartam und Coca Cola Zero:
Es wird dem Körper nichts zugefügt, was Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben könnte. Deshalb
verändert sich dieser auch nicht. Der Körper muss auf nichts reagieren und versucht im Sinne der
Homöostase den Blutzucker konstant zu halten. Die Folge ist, dass die Streuung der
Blutzuckerwerte viel kleiner ist. Faktoren wie Essverhalten, Aktivitätsgrad und biologische
Variabilität (Veranlagung, Genetik) spielen erst eine Rolle, wenn der Körper auf eine Erhöhung des
Blutzuckers infolge von Nahrungsaufnahme reagieren muss. Die folgenden drei Diagramme
veranschaulichen die unterschiedlichen bzw. ähnlichen Reaktionen aller 7 Probanden auf
Saccharose bzw. Aspartam und Coca Cola Zero.
Saccharose
Blutzucker [mmol/l]
10
9
p1
8
p2
7
p3
6
p4
5
p5
4
3
0
30
60
Zeit [min]
90
120
p6
p7
Diagramm 12: Blutzucker der einzelnen Probanden im 1. Durchlauf
53
Aspartam
Blutzucker [mmol/l]
10
9
p1
8
p2
7
p3
6
p4
5
p5
4
3
0
30
60
Zeit [min]
90
120
p6
p7
Diagramm 13: Blutzucker der einzelnen Probanden im 2. Durchlauf
Coca Cola Zero
Blutzucker [mmol/l]
10
9
p1
8
p2
7
p3
6
p4
5
p5
4
3
0
30
60
Zeit [min]
90
120
p6
p7
Diagramm 14: Blutzucker der einzelnen Probanden im 3. Durchlauf
54
4.7 Das Verhalten der Insulinkonzentration
Da ich die Ausreisser diskutiert und ersetzt habe, kann ich nun die Insulinkonzentration in meine
Diskussion einbinden.
40.00
35.00
30.00
Insulin [mU/l]
25.00
Saccharose
20.00
Aspartam
15.00
Coke Zero
10.00
5.00
0.00
0
Zeit
30
0 min
60
90
Zeit [min]
20 min
120
Diagramm 15: Insulinkonzentration mit Standardabweichungen
30 min
60 min
90 min
120 min
Saccharose
4.89
29.29
29.60
11.75
4.93
5.94
Maximum
15.47
57.45
82.26
23.49
15.85
15.09
Aspartam
3.21
3.43
3.65
4.08
3.49
3.76
Maximum
10.57
8.58
8.96
13.11
6.79
11.70
Coke Zero
5.45
7.13
6.97
4.89
6.27
7.27
Maximum
10.78
15.83
15.39
11.30
15.83
15.04
Minimum
Standardabweichung
Minimum
Standardabweichung
Minimum
Standardabweichung
0.94
4.95
0.66
3.35
2.26
2.84
3.02
19.33
1.89
2.37
1.39
4.41
14.72
23.87
0.75
3.01
0.96
4.68
1.60
8.38
1.42
4.19
2.61
2.96
1.13
5.07
0.66
2.23
3.39
4.32
1.13
5.51
0.85
3.67
4.09
4.11
Tabelle 21: Mittelwerte, Minima, Maxima und Standardabweichung der Insulinkonzentration
55
Saccharose:
Der Kurvenverlauf von Insulin stimmt mit dem des Blutzuckers überein. Leicht verzögert zum
Blutzucker erreicht die Insulinkonzentration ihr Maximum 30 Minuten nach Einnahme der
Saccharose-Wasser Lösung. Im Zeitraum zwischen 20 und 90 Minuten kann Insulin maximal wirken
(in diesem Zeitraum wird der Blutzuckerspiegel gesenkt, indem die Glucose in die Zelle
aufgenommen wird) und zugleich abgebaut werden. Aber auch das geschieht verzögert zum
Blutzucker. Die Verzögerung der Insulinausschüttung-und Wirkung wird im folgenden Diagramm
ersichtlich.
Verspätete Insulinwirkung
Blutzucker
Insulin
0
Aspartam:
30
60
Zeit [min]
90
120
Diagramm 16: Die verzögerte Ausschüttung und Wirkung von Insulin
Diese Kurve widerspricht der Annahme, dass trotz gleichbleibendem Blutzucker Insulin
ausgeschüttet wird. Die Insulinkonzentration nach Einnahme der Aspartam-Wasser Lösung ist
konstant und weisst keine Schwankungen auf. Blutzucker und Insulin stimmen also auch in diesem
Fall überein. Weder die Blutzucker-noch die Insulinkonzentration verändern sich während diesen
120 Minuten. Somit unterstützt meine Messung die Hypothese, die besagt, dass ausschliesslich der
ansteigende Blutzuckerspiegel die β-Zellen zur Insulinausschüttung veranlasst. Steigt der Blutzucker
nicht, so wird auch kein Insulin ausgeschüttet. Laut meinen Messungen reicht die blosse
Wahrnehmung eines süssen Geschmackes nicht aus, damit Insulin ausgeschüttet wird.
Coke Zero:
Die Insulinkonzentration im Blut nach Einnahme von Coca Cola Zero unterliegt seltsamen
Schwankungen, die nicht mit dem Blutzuckergehalt korrelieren. Zuerst folgt eine Ausschüttung von
Insulin ins Blut, obwohl der Blutzucker nicht ansteigt. Bei 60 Minuten knickt die Kurve ein und die
niedrigste Insulinkonzentration wird erreicht. Von hier an steigt sie linear an. Obwohl es sich im
Versuchsdurchlauf mit Aspartam und Coca Cola Zero um künstliche Süssstoffe handelt, sind die
beiden Kurven sehr verschieden. Die Kurve von Aspartam ist strukturiert und nachvollziehbar,
56
während die Coca Cola Zero-Kurve Fragen aufwirft. Sie ist unstrukturiert, schlägt seltsam aus. Worin
könnten die Gründe für diese seltsamen Schwankungen liegen?
Erklärungsversuch #1
Eine Substanz im Coca Cola verstärkt den Rebound Effekt. Dadurch würde durch eine hormonelle
Wirkung dieser Substanz die Glucagon- beziehungsweise Glucosekonzentration erhöht. Die erhöhte
Glucosekonzentration würde wiederum die β-Zellen anregen, Insulin ins Blut zu schütten. Das
würde den linearen Anstieg von Insulin ab 60 Minuten erklären. Jedoch würde sich in diesem Fall
die Blutzuckerkonzentration zuerst erhöhen und danach wieder senken, was jedoch nicht im Ansatz
geschieht! Die Blutzuckerkonzentration bleibt über die 120 Minuten konstant. Diese Erklärung ist
also falsch.
Erklärungsversuch #2
Coca Cola Zero ist ein homogenes Gemisch, bestehend aus drei verschiedenen Süssstoffen
(Aspartam, Cyclamat und Acesulfam-K) und vieler anderer Substanzen, welche möglicherweise
nicht deklariert sind.
Würden wir alle Inhaltsstoffe und deren Anteil kennen, wissen wir noch immer nicht, wie unser
Körper auf Zusatzstoffe wie Säuerungsmittel, Natriumcitrate und Aromen inklusive Koffein reagiert.
Es wird vermutet, dass Koffein einen steigernden Einfluss auf den Blutzucker hat. Meine Messwerte
widersprechen jedoch auch dieser Vermutung. Meine Annahme, dass Coca Cola Zero aufgrund des
Süssstoffcocktails den Insulinspiegel stärker ansteigen lässt als isoliertes Aspartam, ist ebenfalls
noch nicht geklärt. Trinkt man Coca Cola Zero, meint das Gehirn (Signal der Süss-Rezeptoren auf der
Zunge) aufgrund des süssen Geschmackes, dass Kohlenhydrate in Form von Saccharose
aufgenommen werden. Die Systemfunktionen im Körper, wie beispielsweise die Verdauung,
bereiten sich auf die Verarbeitung der in Aussicht gestellten Stoffe vor. Der Proband weiss aber
(kognitiv), dass Coca Cola Zero keinen Zucker enthält. In gewisser Weise stellt man dem Körper mit
diesen künstlichen Süssstoffen ein Bein.
Dem Körper wird Zucker signalisiert. Er bereitet sich vor, aber tatsächlich kommt kein Zucker. Als
würde man am Bahnhof auf einen angekündigten Zug warten, welcher nicht kommt.
Erklärungsversuch #3
Die verschiedenen Substanzen, die bekannten und auch die unbekannten, haben unterschiedliche
Halbwerts-und Abbauzeiten. Sie verweilen also unterschiedlich lange im Körper und haben zu
unterschiedlichen Zeitpunkten Einfluss auf den Körper bzw. auf die Insulinkonzentration. So kommt
dieser Verlauf schlussendlich zustande.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in einer Kombination aus Erklärungsversuch #2 und
Erklärungsversuch #3. Meine Messwerte unterstützen die Annahme, dass Coca Cola Zero bei
übermässigem Verzehr ungesund sein kann.
57
Die Standardabweichungen der Insulinwerte verhalten sich ähnlich wie diejenigen der
Blutzuckerkurve. Auch die Begründung ist wieder dieselbe. Die Variabilität zeigt sich erst, wenn der
Körper reagieren und handeln muss. Mit Variabilität ist vor allem die Insulinsensitivität, sprich wie
gut die Zellen auf Insulin ansprechen, gemeint. Aktivitätsgrad, Essverhalten und Veranlagung
können diese beeinflussen.
4.8 Nahrungszufuhr, Appetit und Sättigung
Weil die Nahrungsaufnahme, der Appetit und die Sättigung stark voneinander abhängig sind, will
ich sie hier in einem Kapitel besprechen und miteinander in Verbindung bringen.
10000
9000
8000
Energie [kJ]
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
Abend
Snack
Mittag
Saccharose
Aspartam
Coke Zero
1197
2475
2686
3839
3281
3714
3161
2192
2917
Diagramm 17: Nahrungszufuhr
58
10.0
9.0
8.0
Sättigung
7.0
6.0
Saccharose
5.0
Aspartam
Coke Zero
4.0
3.0
2.0
Appetit
1.0
0.0
vor
nach
30 min
1h
2h
3h
Saccharose:
4h
Diagramm 18: Appetit und Sättigung
Die 8400 Kilojoule (= 200 kcal) entsprechen der Referenzmenge für einen Erwachsenen. Aufgrund
ihres gewöhnlichen Appetites vor dem Essen, assen sie weder zu viel noch zu wenig, sodass die
Probanden unmittelbar nach dem Essen noch nicht satt waren. Das Sättigungsgefühl kam erst 30
Minuten nach dem Essen. Da zwischendurch ein kleiner Snack gegessen wurde, fühlten sich die
Probanden den Tag über immer einigermassen satt und verspürten auch keinen Heisshunger. Wie
zu erwarten war, nahm der Appetit im Verlauf des Tages wieder zu.
Aspartam:
Am Tag des zweiten Testdurchlaufes wurde mit Abstand am meisten gegessen. Vor dem
Mittagessen ist der Appetit und das Sättigungsgefühl grösser als im ersten Testdurchlauf. Deshalb
essen die Probanden gleichviel zu Mittag, sind danach jedoch satter und haben weniger Appetit.
Auch das Abendessen ist beinahe gleich geblieben. Aber: Zwischendurch wurde deutlich mehr
gegessen. Das erklärt auch, weshalb die Probanden am zweiten Versuchstag insgesamt satter
waren, als im ersten Testdurchlauf. Wenn man ständig etwas isst, dann wird man nicht wirklich
hungrig und bleibt satt. Dabei stellt sich die Frage, weshalb die Probanden zu einer erhöhten
Nahrungsaufnahme neigten.
Coca Cola Zero:
Am letzten Versuchstag wurde am wenigsten gegessen. Vor dem Mittagessen war der Appetit am
grössten. Das Mittagessen am 3. Versuchstag war das kleinste von allen, machte die Probanden
aber am sattesten. Das Sättigungsgefühl war nicht, wie in den beiden ersten Durchläufen, erst nach
30 Minuten am grössten. Aber so schnell wie sie satt waren, wurden sie auch wieder hungrig. Das
war auch zu erwarten, denn sie assen sehr wenig zu Mittag. Auch das Abendessen war im Vergleich
59
das kleinste von allen. Das kleine Mittag- und Abendessen wurde mit Snacks versucht zu
kompensieren. Die Probanden hatten Heisshunger.
Saccharose
Aspartam
Coca Cola Zero
8400 kJ entsprechen
als normal.
weniger als normal
Nahrungsaufnahme Normales Niveau.
der Referenzmenge
9351 kJ. Man isst mehr
7794 kJ.Man isst
eines
durchschnittlichen
Appetit vor dem
Essen
Erwachsenen
Gewöhnlich, dem
Körper wurden nur
„natürliche“ Stoffe
zugeführt
Sättigung nach dem Steigend
Essen
Grösser als bei
Am grössten
Nahe des grössten
Am sattesten.
Saccharose
Sättigungsgefühls
Sättigungsgefühl von
allen drei Durchgängen.
Sättigung nach 30
Am sattesten
Veränderung im
Appetit und Sättigung verhalten sich sehr ähnlich,
Der Appetit nimmt
Probanden länger satt und haben weniger
Das Sättigungsgefühl
min
Tagesverlauf
Am sattesten
Grösstes
abgesehen vom Niveau. Nach Aspartam sind die
Appetit.
Sinkend
schneller wieder zu.
lässt sehr schnell
wieder nach.
Vermutung:
Durch die Zufuhr eines Gemisches vieler chemischer und körperfremder Substanzen verwirren wir
unseren Körper. Aspartam in isolierter Form scheint in Anbetracht meiner Messwerte weniger
schädlich zu sein.
60
5 AUSBLICK
Ich konnte mit meiner Feldarbeit vieles in Erfahrung bringen und Aussagen und Vermutungen in
Frage stellen. Dennoch basieren meine Resultate auf den Messwerten von 7 Probanden, was nicht
gerade viel ist. Um statistisch relevante Aussagen machen zu können, müsste ich auf diesem Gebiet
weiterforschen und weitere Versuche durchführen. Ein paar Ideen:

Eine grössere Probandengruppe

Den Probanden vorschreiben, was sie essen dürfen. So bleibt die Kalorienzahl immer

Andere Testflüssigkeiten beziehungsweise die verabreichte Menge Süssstoff variieren
konstant. Wie verhalten sich in diesem Fall Appetit und Sättigungsgefühl?
6 DANK
An erster Stelle möchte ich mich bei den Probanden bedanken, welche sich freiwillig bereit erklärt
haben, bei meinem Versuch mitzumachen. Ich bin sehr dankbar für ihre Kooperation und Mitarbeit.
Ein weiterer Dank geht an meine Betreuungsperson, Raphael Riederer. Er konnte mir immer wieder
weiterhelfen, brachte mich auf neue Gedanken und stand stets hinter mir. Die Tatsache, dass wir
uns nicht immer einig waren und verschiedene Ansichten und Ideen hatten, liess uns interessante
und anregende Diskussionen führen.
Grossen Dank schulde ich dem endokrinologischen Labor der Universität Zürich. Damit sind vor
allem Frau Dr. Maren Dietrich und Herr Dr. Richard Züllig gemeint. Ich durfte in ihrem Labor meine
Insulin ELISA durchführen. Erst als ich die Messungen durchgeführt habe, merkte ich, dass es
beinahe unmöglich gewesen wäre, den Nachweis von Insulin mittels ELISA an der Schule
durchzuführen. Dazu kommt noch, dass Frau Dietrich und Herr Züllig vor lauter guten Ideen
sprudelten und mir enorm helfen konnten. Sie haben mir alle Fragen beantworten können, und ich
durfte sie immer kontaktieren.
Ein besonderer Dank gebührt auch mein Vater, Paul Wieler. Er hatte immer sehr gute Einwände und
konnte mir immer wieder aufs Neue helfen.
Aber auch denjenigen, die jetzt ungenannt geblieben sind, sei an dieser Stelle ein Dankeschön
gesagt. Ich war enorm froh, dass mir so viele Leute zur Seite standen. Ohne euch wäre das Ganze
nicht möglich gewesen!
61
7 GLOSSAR23
Aminosäure
Carbonsäure, die neben der funktionellen Carboxylgruppe (-COOH) die funktionelle Gruppe
den Amine (-NH2) enthält. Diese Aminosäuren liegen in der Zelle in freier Form als Bausteine
für Proteine (wie bspw. Insulin) vor.
Carrier-Proteine
Auch Transportproteine oder Carrier genannt; sind Proteine, die in die Membran eingelagert
sind und spezifischen Substanzen den Durchtritt durch die Membran ermöglichen. Sie können
die Substanz auch entgegen ihres Konzentrationsgefälles transportieren.
Chromosom
Ein Chromosom ist ein DNA-Doppelstrang, der die Erbinformation eines Individuums enthält.
Ein Chromosomenabschnitt wird als Gen bezeichnet. Jedes Gen hat eine andere Erbinformation
codiert. Die Zellen des menschlichen Körpers sind diploid, was bedeutet, dass in jedem Zellkern
jedes Chromosom zweimal vorhanden ist.
Depolarisation
Im Ruhezustand, wenn ein Neuron keine Signale weiterleiten muss, ist dessen Membran nicht
neutral geladen. Es herrsch eine Spannung von -70 mV über der Membran (negativer
Ladungsüberschuss im Innern des Neurons). Strömen positive Ladungen (K+, Na+ oder Ca2+)
durch Kanäle ins Innere, dann wird die Ungleichverteilung der Ladungsträger ausgeglichen. Die
Depolarisation der Membran beschreibt den Vorgang, in dem das Membranpotenzial eines
Neurons positiver wird.
Endoplasmatisches Reticulum (ER)
Ein Zellorganell, das aus einem Membransystem besteht und das bei der Synthese, der
Umwandlung und beim Transport von Stoffen eine zentrale Rolle spielt.
Exocytose
Eine Art des Stofftransports aus der Zelle. Dabei verschmelzen Vesikel mit der Zellmembran,
wodurch deren Inhalt ins Zelläussere gerät.
Genexpression
Vorgang der Merkmalsausbildung, indem die Zelle die Information eines Genes nutzt. Um
Proteine (wie bspw. Insulin) herzustellen, muss zuerst das Gen in eine mRNA transkribiert
werden (Transkription). Diese mRNA codiert nun die Aminosäurensequenz (Abfolge der
Aminosäuren) für das zu produzierende Protein. Die mRNA kann an den Ribosomen gelesen
und in die Aminosäurensequenz übersetzt werden (Translation).
Prof. Dr. Jürgen Markl et. al. (Klett 2010), Klett Markl Biologie 1. Auflage, S. 483-500 &
www.wikipedia.com & flexikon. doccheck.com
23
62
Golgi-Apparat
Zellorganell, welcher aus einem Stapel Membranvesikel besteht. Spielt vor allem beim
Transport von Substanzen eine wichtige Rolle. Die Substanzen werden vom Golgi-Apparat in
Vesikel verpackt, wodurch sie mittels Exocytose aus der Zelle transportiert werden können.
Kinase
Enzyme, die einen Phosphatrest eines ATP-Moleküls auf andere Substrate übertragen kann. So
laufen die Phosphorylierungen in den meisten Fällen.
Membranpotenzial
Damit ist die Ladung gemeint, die über der Membran liegt. Sie entsteht durch eine
Ungleichverteilung von Ladungsträgern zwischen dem Innern und Äusseren der Zelle.
mRNA
„messenger RNA“; Die im Zellkörper in Form von DNA enthaltene Informationen können
gelesen und benutzt werden. Dafür wird ein Gen (DNA) abgelesen und in eine andere
„Sprache" übersetzt. So entsteht die mRNA, die dann an den Ribosomen gelesen werden kann.
Ribosomen
Proteinkomplex, an dem die Translation der mRNA stattfindet. Sie befinden sich auf der
Oberfläche des ER.
Synapse
Verbindungsstelle von zwei Neuronen. Hier wird das Signal von der Präsynapse auf die
Postsynapse übertragen.
Transkription
Dieser Vorgang beschreibt die Übersetzung der DNA in eine mRNA im Zellkern.
Translation
Synthese einer Aminosäurenkette. Die mRNA kann an den Ribosomen in die
Aminosäurensequenz übersetzt werden.
Translokation
Ortsveränderung von Genen innerhalb eines Chromosoms.
63
8 QUELLENVERZEICHNIS
8.1 Literatur
Prof. Dr. Jürgen Markl et. al. (Klett 2010), Klett Markl Biologie, 1. Auflage
Florian Horn et. al. (Thieme 2012), Biochemie des Menschen: Das Lehrbuch für das Medizinstudium
5. Auflage,
Gertrud Rehner et. al. (Spektrum Akademischer Verlag, 2010), Biochemie der Ernährung 3. Auflage,
Stephen D. Anton et. al. (Elsevier, 2010), Effects of Stevia, Aspartame and Sucrose on food intake,
satiety and postprandial glucose an insulin levels
Christine Knopf (Diplomarbeit, 2000), Beziehung zwischen Struktur und Geschmack bei Aspartam
und seinen Analogen
HC. Pape et. al. (Thieme, 2014), Physiologie, 7. Auflage
M. R. Weihrauch (Review, 2004), Artificial sweeteners – do they bear a carcinogenic risk?
Mercodia Insulin ELISA Gebrauchsinformationen
8.2 Internet
www.roche.com (Biochemical Pathways)
www.wikibooks.org/wiki/Statistik:_Tabelle_der_Chi-Quadrat-Verteilung
www.ncbi.nlm.nih.gov (National Center for Biotechnology Information)
www.wikipedia.com
flexikon.doccheck.com
9 ABBILDUNGS-UND TABELLENVERZEICHNIS
9.1 Diagramme
Diagramm 1: Veranschaulichung der Ähnlichkeit der einzelnen Kurvenverläufe von Sättigung und
Appetit ................................................................................................................................................. 29
Diagramm 2: Die verwertbaren Kurven von Appetit und Sättigung ................................................... 30
Diagramm 3: Kalibratorkurve .............................................................................................................. 37
Diagramm 4: Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel aller Probanden .................................................. 38
Diagramm 5: Durchschnittliche Insulinkonzentration aller Probanden .............................................. 40
Diagramm 6: Durchschnittliche Nahrungszufuhr in Kilojoule aller Probanden................................... 41
Diagramm 7: Durchschnittlicher Appetit aller Probanden im Tagesverlauf........................................ 42
Diagramm 8: Durchschnittliches Sättigungsgefühl aller Probanden im Tagesverlauf inkl.
Standardabweichungen ....................................................................................................................... 44
64
Diagramm 9: Korrigierte Insulinkurve
Diagramm 10: Ursprüngliche Insulinkurve .......................... 50
Diagramm 11:Blutzuckerspiegel mit Standardabweichung ................................................................ 50
Diagramm 12: Blutzucker der einzelnen Probanden im 1. Durchlauf ................................................. 53
Diagramm 13: Blutzucker der einzelnen Probanden im 2. Durchlauf ................................................. 54
Diagramm 14: Blutzucker der einzelnen Probanden im 3. Durchlauf ................................................. 54
Diagramm 15: Insulinkonzentration mit Standardabweichungen ...................................................... 55
Diagramm 16: Die verzögerte Ausschüttung und Wirkung von Insulin .............................................. 56
Diagramm 17: Nahrungszufuhr ........................................................................................................... 58
Diagramm 18: Appetit und Sättigung .................................................................................................. 59
9.2 Tabellen
Tabelle 1: Kategorisierung süssender Stoffe ....................................................................................... 25
Tabelle 2: ELISA zusammengefasst ...................................................................................................... 32
Tabelle 3: Inhalte des Mercodia Insulin ELISA Kit ................................................................................ 33
Tabelle 4: Kreuzreaktionen .................................................................................................................. 34
Tabelle 5: Angaben zu den Probanden ................................................................................................ 38
Tabelle 6: Durchschnittlicher Blutzuckerspiegel und Standardabweichungen (STABW) .................... 39
Tabelle 7: Durchschnittliche Insulinkonzentrationen und Standardabweichungen (STABW) ........... 40
Tabelle 8: Durchschnittliche Standardabweichungen beim Appetit ................................................... 42
Tabelle 9: Fläche unter den Appetitkurven ......................................................................................... 43
Tabelle 10: Durchschnittliche Standardabweichungen beim Sättigungsgefühl .................................. 44
Tabelle 11: Flächen unter den Sättigungskurven ................................................................................ 45
Tabelle 12: Homeostatic Model Assessment....................................................................................... 47
Tabelle 13: Korrelationskoeffizienten.................................................................................................. 48
Tabelle 14: Blutzucker und Insulin von Proband 1 im ersten Testdurchlauf ...................................... 48
Tabelle 15: Literaturwerte Insulinkonzentration nach künstlichen Zuckerersatzstoffen ................... 49
Tabelle 16: Chi Quadrat Test Proband 7 .............................................................................................. 49
Tabelle 17: Chi Quadrat Verteilung für den Freiheitsgrad 6................................................................ 49
Tabelle 18: Mittelwerte, Minima, Maxima und Standardabweichung der Blutzuckerkonzentration 51
Tabelle 19: Nährwerte von Assugrin Gold (Süssstoff Aspartam)......................................................... 52
Tabelle 20: Nährwerte von Coca Cola Zero ......................................................................................... 52
Tabelle 21: Mittelwerte, Minima, Maxima und Standardabweichung der Insulinkonzentration ....... 55
65
9.3 Abbildungen
Abbildung 1: Die Glykolyse vereinfacht dargestellt. Ein schwarzer Punkt ist stellvertretend für ein
Kohlenstoffatom. ................................................................................................................................... 8
Abbildung 2: Mitochindrium .................................................................................................................. 9
Abbildung 3: Glykolyse und Milchsäuregärung ................................................................................... 12
Abbildung 4: Drei verschiedene Einstiegsmöglichkeiten für die Gluconeogenese5 ............................ 13
Abbildung 5: Das Polysaccharid Glykogen ........................................................................................... 14
Abbildung 6: Ein Triacylglycerin aus einem Glycerinkopf und drei Fettsäuren ................................... 15
Abbildung 7: Biosynthese des Insulins................................................................................................. 17
Abbildung 8: Auslösen der Insulinsekretion durch Glucose ................................................................ 18
Abbildung 9: Insulinrezeptor und Signalweiterleitung ........................................................................ 19
Abbildung 10: Der Blutzuckerverlauf früher und heute ...................................................................... 22
Abbildung 11: Die Geschmackspapille ................................................................................................. 26
Abbildung 12: Entstehung eines süssen Geschmackes ....................................................................... 27
Abbildung 13: Sättigungs-und Appetit-Scorecard ............................................................................... 29
Abbildung 14: Blutserum und Blutzellen durch Zentrifugation getrennt ............................................ 34
Abbildung 15: Auswaschen der Vertiefungen ..................................................................................... 35
Abbildung 16: Unterschiedlich starke Verfärbungen je nach Insulinkonzentration ........................... 36
66
10 ANHANG
10.1 Rohdaten und Messwerte
10.1.1 Blutzucker [mmol/l]
Saccharose
0
20
30
60
90
120
4.5
4.9
Proband 1
4.8
6.3
4.7
3.9
3.8
Proband 3
5.4
7.7
7.2
5.6
5.6
Proband 2
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
4.6
5.6
5.5
4.9
5
6.9
8.2
8.2
4.8
7.7
9
7.8
4.5
9.4
8.1
3.6
5.4
6.4
4.1
5.2
4.8
4.3
4.7
5.6
4.4
5.2
5.8
4.7
5.4
5.8
Mean
5.11
7.79
6.57
4.89
4.76
5.17
Min
4.60
6.30
4.50
3.60
3.80
4.40
Standardabw
Max
Aspartam
0.38
5.6
0
1.00
9.4
20
1.86
9
30
1.03
6.4
60
0.66
5.6
120
4.8
4.7
4.9
4.7
4.6
5.1
4.9
Proband 3
5.6
5.6
5.6
5.3
5.2
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
4.9
5.9
5.5
5
5.3
4.8
6.2
5.4
5
5.3
4.3
6.2
5.7
5.2
5.8
4.7
5.4
5.6
4.9
5.7
5.8
90
Proband 1
Proband 2
0.54
5.2
4.9
4.8
5.7
5.1
5.3
5.4
5.1
5
5.7
Mean
5.30
5.29
5.34
5.24
5.07
5.19
Min
4.90
4.70
4.30
4.70
4.80
4.70
Standardabw
Max
0.39
5.9
0.52
6.2
0.68
6.2
0.36
5.7
0.33
5.7
0.32
5.7
67
Coke Zero
0
20
30
60
90
120
4.5
5.1
Proband 1
5.1
5.2
4.7
5.1
5.4
Proband 3
5.8
5.9
5.7
5.7
5.5
Proband 2
Proband 4
4.8
6
Proband 5
5.5
Proband 7
5.6
Proband 6
5.6
4.9
6.2
5.6
5.6
5.6
4.9
6.2
5.8
5.4
5.8
5.2
5.8
5.6
5.6
5.6
5.9
5.5
5.4
5.3
5.1
5.7
6.5
5.3
5.5
5.6
Mean
5.49
5.57
5.50
5.51
5.36
5.54
Min
4.80
4.90
4.70
5.10
4.50
5.10
Standardabw
Max
10.1.2 Insulin [mU/l]
Saccharose
0.41
6
0
Proband 1
0.94
Proband 3
15.47
Proband 5
2.83
Proband 2
Proband 4
Proband 6
Proband 7
Mean
Standardabw
Min
Max
0.43
6.2
20
0.94
15.47
90
6.5
120
5.57
1.13
57.45
82.26
23.49
15.85
11.23
17.45
19.06
3.58
3.30
26.60
4.95
60
5.9
0.48
7.64
2.17
4.89
30
5.8
0.42
19.81
50.00
6.32
6.2
0.26
3.02
3.68
2.83
0.54
12.36
23.77
31.79
29.29
19.33
3.02
57.45
17.26
24.43
14.72
2.83
17.17
1.60
31.23
10.47
23.87
8.38
29.60
14.72
82.26
11.75
1.60
23.49
1.79
2.08
1.13
4.53
4.93
5.07
1.13
15.85
1.51
15.09
1.70
7.64
5.94
5.51
1.13
15.09
68
Aspartam
0
20
30
60
90
120
Proband 1
1.23
2.17
1.51
1.89
1.51
1.79
Proband 3
10.57
8.58
8.96
13.11
6.79
11.70
Proband 5
2.26
2.26
2.08
2.55
3.30
Proband 2
Proband 4
Proband 6
Proband 7
Mean
Standardabw
Min
Max
CokeZero
0.66
2.08
2.55
3.11
3.21
3.35
0.66
10.57
0
2.36
3.58
1.98
1.89
3.43
3.43
2.37
1.89
8.58
20
2.08
6.60
0.75
3.40
3.65
3.01
0.75
Proband 3
10.78
15.83
10.43
Proband 5
5.74
5.22
6.7
Proband 6
Proband 7
Mean
Standardabw
Min
Max
3.22
5.91
6.61
5.45
2.84
2.26
10.78
8.43
5.74
4.68
6.97
0.96
15.39
2.64
0.66
5.19
3.49
2.23
0.66
1.51
3.58
0.85
3.58
3.76
3.67
0.85
6.79
11.70
90
120
5.39
7.13
11.3
15.83
15.04
4.43
6.09
4.09
4.61
4.7
5.09
3.3
4.35
4.41
15.83
1.42
3.04
15.39
1.39
4.19
0.96
6.43
7.13
4.08
60
6.26
Proband 4
3.40
30
6.87
1.39
1.60
13.11
2.26
3.65
1.42
8.96
Proband 1
Proband 2
5.09
4.96
2.61
4.89
2.96
2.61
11.30
3.39
3.91
4.09
4.26
4.78
5.04
5.22
10.52
4.32
4.11
6.27
3.39
15.83
7.27
4.09
15.04
69
10.1.3 Nahrungszufuhr [kJ]
Saccharose
Proband 1
Proband 2
Proband 3
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
Aspartam
Proband 1
Proband 2
Proband 3
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
Coke Zero
Proband 1
Proband 2
Proband 3
Proband 4
Proband 5
Proband 6
Proband 7
Mittag
1549
Snack
3182
1465
712
3182
712
4815
0
5715
4187
2638
1302
1884
Mittag
1926
0
Snack
3350
3350
2428
837
12770
2449
4334
4354
4200
Abend
837
14257
8140
Insgesamt
3601
4187
11849
1256
628
2805
1424
2303
419
1424
2307
9689
3819
1097
4702
7955
11640
2219
2805
7244
8374
1306
1675
3350
7034
837
703
Snack
3140
4438
2470
11472
Mittag
1424
Insgesamt
703
3362
6406
Abend
4124
2470
1256
6406
Abend
1047
1507
1507
2931
6523
6523
16091
9932
Insgesamt
3350
5736
5736
5652
2521
14516
2202
7118
3626
12452
70
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