3.0 VU Formale Modellierung Verortung in der Landschaft der

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Verortung in der Landschaft der Bachelorstudien
Modul „Modellierung“
Modul „Gl. digitaler Systeme“
Technische Informatik
Gernot Salzer und Lara Spendier
Medieninformatik & Visual Computing
Medizinische Informatik
Software & Information Engineering
Wirtschaftsinformatik
3.0 VU Formale Modellierung
3.0 VU Formale Modellierung
unter Mitwirkung von
3.0 VU Datenmodellierung
3.0 VU Grundlagen digitaler
Systeme
3.0 VU Formale Modellierung
Ch. Fermüller, R. Freund, B. Gramlich, M. Kronegger, M. Oswald
sowie
3.0 VU Objektorientierte
Modellierung
17 TutorInnen
„3.0“ . . . 3 Ects = 75 Arbeitsstunden
Institut für Computersprachen
Arbeitsbereich Theoretische Informatik und Logik
Formale Modellierung ist Teil der Studieneingangs- u. Orientierungsphase.
Sommersemester 2012
Voraussetzung für die Lehrveranstaltungen ab dem 3.Semester.
Nur zwei Wiederholmöglichkeiten.
1
Formale Modellierung – Lehrziele und Inhalt
2
Was Sie heute erwartet
In dieser Lehrveranstaltung lernen Sie
. . . die wichtigsten formalen Spezifikationsmethoden kennen.
. . . Sachverhalte mit diesen Methoden zu modellieren.
. . . formal-mathematischen Beschreibungen zu lesen und zu
verstehen, insbesondere die formale Definition der Methoden selbst,
wie sie in der Fachliteratur üblich ist.
1. Organisatorisches
2. Was bedeutet Modellierung?
3. Aussagenlogik
Themengebiete:
3.1. Was ist Logik?
3.2. Aussagenlogische Funktionen
3.3. Syntax und Semantik der Aussagenlogik
Aussagenlogik
Endliche Automaten und reguläre Ausdrücke
Formale Grammatiken
Prädikatenlogik als Spezifikationssprache
Petri-Netze
3
4
Anmeldung
1
2
3
4
Kommunikation
Studieneingangsgespräch (STEG): Absolvierung bis 2.3.2012
nicht erforderlich für „alte“ Studierende
TUWEL – Drehscheibe für Information und Kommunikation
Diskussionen mit uns ausschließlich über TUWEL-Forum
(keine Verwendung von TISS- oder Informatikforum)
Alle Unterlagen liegen in TUWEL oder sind dort verlinkt.
Inskription in der Studienabteilung bis 12.3.2012
=⇒ Matrikelnummer
Anmeldung zur Lehrveranstaltung in TISS bis 14.3.2012
STEG und Matrikelnummer erforderlich!
I
I
I
Eingangstest in TUWEL bis 15.3.2012
TISS-Anmeldung erforderlich!
I
I
I
I
I
Abgabe der gelösten Übungsaufgaben
Stoff: Heutige Vorlesungseinheit
Multiple-Choice-Test
80 % richtige Antworten erforderlich
Beliebig oft wiederholbar
Terminvereinbarung für die Abgabegespräche
Stellen Sie Fragen!
Ab hier nehmen Sie an der Lehrveranstaltung teil und erhalten ein Zeugnis!
TISS . . . TU Wien Informationssysteme & Services (tiss.tuwien.ac.at)
TUWEL . . . E-Learning-Plattform der TU Wien (tuwel.tuwien.ac.at)
Vorlesungspräsentation
Übungsblätter
Videoaufzeichnung der Vorlesung
weitere Materialen
Während oder nach der Vorlesung,
im TUWEL Diskussionsforum (Sie dürfen auch antworten!),
per Email an [email protected], und
5
in den Sprechstunden der TutorInnen, von Frau Spendier und mir.
Ablauf (1)
Ablauf (2)
Vorlesung
2 Abgabegespräche
im Zeitraum 16.4.–20.4. bzw. 7.5.–11.5.2012
jeweils Dienstag, 14:00–17:00, Informatik-Hörsaal
mündlich, etwa eine Stunde
5 Termine: 6.3., 13.3., 20.3., 27.3., 17.4.2012
Terminvereinbarung nur über TUWEL, keine Emails
2 Übungsblätter
Fragen zum Stoff der Übungsblätter
Verfügbar in TUWEL ab 18.3. bzw. 22.4.2012
Abschlusstest
Abgabe der Lösungen in TUWEL bis 25.3. bzw. 29.4.2012
Textsystem oder leserliche (!) Handschrift gescannt im PDF-Format
schriftlich, etwa zwei Stunden
Korrigierte Lösungen per Email retour bis 1.4. bzw. 6.5.2012
Stellen Sie sicher, dass Ihre @student.tuwien.ac.at-Adresse
funktioniert!
1.Termin Mi, 23.5.2012, 18:00–20:00
Diskussion ist gut, Abschreiben schlecht.
Keine Plagiate!
Anmeldung über TISS erforderlich!
Beurteilt werden vernünftige Lösungsversuche,
Fehler sind erlaubt.
6
2.Termin Mi, 13.6.2012, 18:00–20:00
3. und 4. Termin im Wintersemester 2012
Antritt bei mehreren Terminen möglich, falls Ergebnis nicht genügend.
Pro Antritt wird ein Zeugnis ausgestellt.
7
Nach dem 4.Termin verfallen die Übungsleistungen.
8
Beurteilung
Punkteverteilung
Aufwandsabschätzung
Für positive Note erforderlich:
max. 5 Punkte/Übungsblatt
min. 1 Punkt/Übungsblatt
max. 10 P./Abgabegespräch
min. 1 P./Abgabegespräch
max. 50 P. bei Abschlusstest
min. 25 P. bei Abschlusstest
max. 80 Punkte insgesamt
(80 = 2 × 5 + 2 × 10 + 50)
min. 40 Punkte insgesamt
15 h
5h
1h
20 h
6h
Notenschlüssel:
2h
40-49 Punkte: genügend
24 h
50-59 Punkte: befriedigend
2h
60-69 Punkte: gut
Vorlesungsbesuch (5 × 3 h)
Vor- und Nachbereitung Vorlesung (5 × 1 h)
Verpflichtender Eingangstest in TUWEL
Übungsbeispiele (2 Blätter × 10 Beispiele × 1 h)
Vorbereitung auf die Abgabegespräche (2 × 3 h)
Abgabegespräche (2 × 1 h)
Vorbereitung auf Abschlusstest (3 Tage × 8 h)
Abschlusstest
75 h = 3 Ects = 2 Arbeitswochen
70-80 Punkte: sehr gut
Gute Taktik: 5 P./Ü-Blatt, min. 3 P. bei Gesprächen, min. 25 P. bei Test
Riskant: 1 Punkt/Ü-Blatt, 1 Punkt/Gespräch, 36 Punkte bei Abschlusstest9
Was haben diese Bilder gemeinsam?
10
Verwenden Sie einen Terminkalender!
Tragen Sie alle Termine ein, von allen Ihren Lehrveranstaltungen!
Anmeldetermine
Abgabetermine
Gesprächstermine
Prüfungstermine
Warten Sie mit Ihren Aufgaben nicht bis zum letzten Augenblick!
Probleme in letzter Sekunde:
Wie erzeuge ich eine einzige Pdf-Datei aus meinen Blättern?
Wie bekomme ich sie ins Tuwel?
Wieso ist der Server nicht erreichbar?
Ist die Datei vollständig angekommen?
11
Hilfe, mein PC ist hin!
12
Ausreden, die uns nicht überzeugen
Abschreiben, Plagiate, Schwindeln, Betrug
„Ich wollte mich eh anmelden, es war aber kein Termin mehr frei!“
Plagiat: Übernahme von Absätzen, Abschnitten, Lösungen aus anderen
Quellen ohne inhaltliche Notwendigkeit und/oder ohne Kennzeichnung.
Kopieren aus dem Internet
. . . aus Büchern
Abschreiben von KollegInnen
„Mein Abgabegespräch überschneidet sich mit der Mathematik-Übung!“
„. . . und meines mit dem Programmiertest!“
„Ich konnte den Termin nicht wahrnehmen, da ich beruflich zu tun hatte."
„. . . da ich einen Urlaub gebucht hatte.“
„Der Computer/das Internet ist schuld: 1 Minute vor Abgabeschluss brach
die Technik zusammen.“
Nutzen Sie Ihren Terminkalender und gönnen Sie sich einen Puffer!
13
Was Sie heute erwartet
Diskutieren Sie die Aufgaben mit KollegInnen, aber lösen Sie sie
eigenständig!
Sie lernen nur, wenn Sie es selber versuchen.
Unser Feedback hilft Ihnen nur, wenn es Ihre eigene Lösung war.
Wir haben weder Zeit noch Lust, mehrfach identische Lösungen zu
korrigieren.
Identische Lösungen werden nicht gewertet. Im Zweifelsfall müssen Sie
nachweisen, dass Sie nicht abgeschrieben haben bzw. jemanden
abschreiben ließen.
14
Was bedeutet Modellierung?
Modell
Abstrakte, vereinfachte Darstellung eines komplexen Sachverhalts – der
„Realität“ – die nur die für relevant erachteten Aspekte darstellt.
Aspekte: Komponenten, Beziehungen zwischen Komponenten,
Eigenschaften
1. Organisatorisches
2. Was bedeutet Modellierung?
3. Aussagenlogik
Zwei grundlegende Verwendungsmöglichkeiten:
Analyse komplexer Systeme:
3.1. Was ist Logik?
3.2. Aussagenlogische Funktionen
3.3. Syntax und Semantik der Aussagenlogik
I
I
I
Modell kommt nach der Realität.
Modell wird angepasst und korrigiert, bis es die Realität wiedergibt.
Kritischer Vergleich der Voraussagen des Modells mit der Realität.
Plan für die Konstruktion von Systemen:
I
I
I
15
Modell kommt vor dem System.
System wird angepasst und korrigiert, bis es dem Modell entspricht.
Kritischer Vergleich des Systemverhaltens mit dem Modell.
Modellierungssprachen: dienen der Beschreibung und Kommunikation des
16
Modells
Natürliche Sprachen
Schimmel: Pilz oder Pferd?
Basis jeder Kommunikation
bedeutenste Kulturleistung der Menschenheit
Hunde riechen gut. Guter Geruchssinn, oder duften sie?
universell, vielseitig, ausdruckstark
Wieviel Geld müssen wir noch nach Griechenland schicken?
wandlungsfähig
Das ist eine gute Gelegenheit, auch heute wieder klarzustellen, man soll da
gar nichts schönreden. Der Euro ist geschaffen worden als gemeinsame
Währung und [man] hat damals auch bereits bei der Einführung gewusst,
es handelt sich um Länder mit ganz verschiedenen Volkswirtschaften, ganz
unterschiedlichen Voraussetzungen in einer gemeinsamen Währungsunion.
Und durch die Wirtschaftskrise einerseits, aber anderseits natürlich auch
durch die Finanzmärkte, die Spekulation, die Globalisierung der
Finanzmärkte hat sie ja verändert, die hat sie ja noch viel stärker gemacht,
durch diese beiden Faktoren zeigen sich die Schwächen innerhalb dieses
Euro . . . (Bundeskanzler Faymann auf die Frage eines Zusehers, 30.8.2011, ORF2)
Ein Albtraum für Modellierung und Spezifikation!
komplex
mehrdeutig
unscharf
Jeder Mann liebt eine Frau.
Jeder Mann liebt mindestens eine Frau?
Jeder Mann liebt genau eine Frau?
Alle Männer lieben dieselbe Frau?
Es gibt genau eine Frau, und alle Männer lieben sie?
Und was genau heißt das nun?
18
17
Formale Sprachen
Formale Modellierungssprachen in dieser Lehrveranstaltung
konstruiert, „künstlich“
Textuelle Sprachen:
eingeschränkte Ausdrucksmöglichkeiten
Logische Sprachen: Aussagenlogik, Prädikatenlogik
spezifische Anwendungsgebiete
Reguläre Ausdrücke
Bedeutung präzise festlegbar
Formale Grammatiken
Beispiele:
Graphische Sprachen:
Mathematische Notationen
Endliche Automaten
Programmiersprachen
Petri-Netze
logische Formelsprachen
Kernaspekte:
Formale Modellierung/Formalisierung/Spezifikation
Syntax: Was ist eine zulässige Äußerung in dieser Sprache?
Übersetzung unpräziser natürlichsprachiger Problemstellungen in
unmissverständliche Beschreibungen in einer formalen Sprache
Semantik: Was bedeuten die Äußerungen?
Ausdrucksstärke: Was kann ausgedrückt werden, was nicht?
19
20
Was Sie heute erwartet
Was ist Logik?
Neulich in der U-Bahn
„Stell dir vor, die Julia hat mit dem Mike Schluss gemacht!“
„Logisch, er hat ja was mit der Laura angefangen.“
1. Organisatorisches
Was daran ist logisch?
2. Was bedeutet Modellierung?
3. Aussagenlogik
Es ist nicht logisch,
3.1. Was ist Logik?
3.2. Aussagenlogische Funktionen
3.3. Syntax und Semantik der Aussagenlogik
dass Mike mit Laura anbandelt
oder dass man bei Untreue Schluss machen muss
oder dass sich Julia von Mike trennt.
Diese Aussagen können zutreffen oder auch nicht, sie sind aber nicht
„logisch“.
22
21
Schlussfolgerungen (Inferenzen)
Falls man aber akzeptiert,
dass Mike untreu war
Alle Menschen sind sterblich.
Sokrates ist ein Mensch.
Sokrates ist sterblich.
und dass Untreue zur Trennung führt
dann ist es logisch schlüssig,
dass sich Julia von Mike trennt.
Mike ist Julia untreu.
Wenn Untreue, dann Trennung.
Julia trennt sich von Mike.
)
Prämissen, Annahmen
Konklusion, Folgerung
Clipart courtesy FCIT
Die Prämissen sind durch „und“ verbunden.
Die Linie bedeutet „daher“.
Wahre Prämissen, wahre Konklusion.
Gültige Inferenz: Die Konklusion folgt logisch aus den Prämissen.
x
Wenn x , dann y .
y
Alle geraden Zahlen sind durch 2 teilbar.
4 ist eine gerade Zahl.
4 ist durch 2 teilbar.
Die Logik untersucht allgemeine Prinzipien korrekten Schließens.
23
wahre Prämissen, wahre Konklusion
gültige Inferenz
Inferenzmuster identisch mit vorigem Beispiel
24
Gültigkeit von Inferenzregeln
Alle US-Präsidenten sind in der USA geboren.
Schwarzenegger ist US-Präsident.
Schwarzenegger ist in der USA geboren.
Unzulässige Inferenzen
Alle Menschen sind sterblich.
Sokrates ist sterblich.
Sokrates ist ein Mensch.
eine wahre und eine falsche Prämisse
falsche Konklusion
trotzdem korrekte Inferenz!
wahre Prämissen
wahre Konklusionen
Zugrundeliegende Inferenzregel
Alle x sind y .
z ist ein x .
z ist y .
aber trotzdem keine zulässigen Inferenzen!
x . . . Mensch, US-Präsident, gerade Zahl
y . . . sterblich, in USA geboren, durch 2 teilbar
z . . . Sokrates, Schwarzenegger, 4
Kriterium für die Gültigkeit von Inferenzregeln
x , y , z: Platzhalter (Variablen) für Eigenschaften, Individuen, . . .
Die Logik befasst sich mit den Inferenzregeln.
Das Anwendungsgebiet bestimmt den Wertebereich der Variablen und
die Wahrheit der elementaren Aussagen.
25
Alle Menschen sind sterblich.
Sokrates ist sterblich.
Sokrates ist ein Mensch.
Immer wenn alle Prämissen wahr sind, ist auch die Konklusion wahr.
Äquivalentes Kriterium (Umkehrung)
Immer wenn die Konklusion falsch ist, ist mindestens eine Prämisse falsch.
26
Logische Junktoren (Operatoren, Konnektive, Funktionen)
Alle x sind y .
Inferenzregel: z ist y .
z ist ein x .
. . . ermöglichen die Bildung zusammengesetzter Aussagen,
so wie Addition und Subtraktion bei arithmetischen Ausdrücken.
Wenn Feiertag ist oder der Professor krank ist,
findet die Vorlesung nicht statt.
Diese Regel erfüllt nicht das Kriterium.
Gegenbeispiel: x = Ball, y = rund, z = Sonne
Alle Fußbälle sind rund.
Die Sonne ist rund.
Die Sonne ist ein Fußball.
Sokrates ist ein Mensch.
Sokrates ist sterblich.
Alle Menschen sind sterblich.
„es ist Feiertag“ (x ), „Prof ist krank“ (y ), „VO findet statt“ (z)
. . . elementare Aussagen aus dem Uni-Milieu
wahr
wahr
falsch
Logische Struktur: „Wenn x oder y , dann nicht z“
Junktoren: wenn-dann, oder, nicht
Weitere Junktoren in . . .
Die Inferenzregel ist daher nicht gültig,
obwohl sie gelegentlich zu wahren Konklusionen führt.
Aber eben nicht immer!
der Aussagenlogik: und, entweder-oder, genau dann-wenn, . . .
Zeitlogiken: morgen, gestern, im nächsten Moment, bis, . . .
Modallogiken: notwendigerweise, möglicherweise, . . .
...
27
28
Quantoren
Komponenten einer Logik
. . . ermöglichen Aussagen über die Anzahl betroffener Individuen,
Zeitpunkte etc.
logische Symbole, Variablen:
notwendig für kompakte und unmissverständliche Schreibung
Jeder Mann liebt eine Frau.
Syntax: Regeln für Wohlgeformtheit
Wann ist eine Folge logischer Symbole eine Formel?
Semantik: Bedeutung von Formeln
Welche Wahrheitswerte gibt es?
Wann ist eine Formel wahr, wann falsch?
Was bedeuten die Symbole?
Wertebereiche: Männer (x ) , Frauen (y )
Logische Struktur:
„Für alle x gibt es mindestens ein y , sodass x y liebt."
Quantoren: für alle, mindestens ein
Konsequenzrelation:
Wann folgt eine Formel logisch aus anderen Formeln?
Weitere Quantoren: einige, viele, mindestens fünf, höchstens drei, immer,
manchmal, irgendwann später, . . .
Inferenzregeln (logischer Kalkül)
Wie lassen sich Formeln beweisen?
29
Unterscheidung von Logiken
. . . nach Wahrheitswerten:
Zweiwertige Logik: wahr/falsch
Mehrwertige Logiken: wahr/falsch/unbekannt/widersprüchlich, . . .
Fuzzy logic: [0,1] (alle reellen Zahlen zwischen 0 und 1)
. . . nach Quantoren:
Aussagenlogik: keine Quantoren
Quantifizierte Aussagenlogik: Quantoren über Aussagenvariablen
Prädikatenlogik: Quantoren über Individuenvariablen
Logiken höherer Stufen: Quantoren über Funktionen und Prädikate
. . . nach den Ausdrucksmöglichkeiten:
Elementare Logik: und, oder, nicht, für alle, . . .
Zeitlogiken: im nächsten Moment, für immer, irgendwann später, . . .
Modallogiken: „ich glaube/weiß, dass“, „es ist möglich/notwendig,
dass“, . . .
31
. . . nach wahren/beweisbaren Formeln, nach Kalkülen, . . .
30
Klassische Aussagenlogik (Propositionallogik)
zwei Wahrheitswerte: wahr/falsch, true/false, verum/falsum, 1/0,
ein/aus, . . .
Aussagenvariablen, die wahr oder falsch sein können
elementare Operatoren wie „und“, „oder“, „nicht“, . . .
keine Quantoren
Geht zurück auf die Antike
Grundlegend für
Philosophie
Mathematik
Informatik
Clipart courtesy FCIT
Aristoteles
384–322 v.Chr.
32
Was Sie heute erwartet
Negation
Ich gehe nicht ins Kino.
Ist falsch, wenn ich ins Kino gehe, und wahr andernfalls.
x not x
1
0
1
0
1. Organisatorisches
2. Was bedeutet Modellierung?
3. Aussagenlogik
3.1. Was ist Logik?
3.2. Aussagenlogische Funktionen
3.3. Syntax und Semantik der Aussagenlogik
Andere Bezeichnung: non
Symbole: ¬x , −x , ∼x , x 0 , !x , x , Nx , . . .
Logikgatter:
1
33
34
Konjunktion
Disjunktion, Alternative
Der Himmel ist blau und die Sonne scheint.
Ich trinke zum Essen Wein oder Bier (oder auch beides).
Trifft nur zu, wenn jede der beiden Teilaussagen wahr ist.
Nur falsch, wenn ich weder Wein noch Bier trinke.
x
1
1
0
0
y x and y
1
1
0
0
1
0
0
0
x
1
1
0
0
Andere Bezeichnung: et
Andere Bezeichnung: vel
Symbole: x ∧ y , x · y , xy , x &y , Kxy , . . .
Symbole: x ∨ y , x + y , x | y , Axy
Logikgatter:
&
Logikgatter:
35
y x or y
1
1
0
1
1
1
0
0
≥1
36
Ausschließende Disjunktion (Antivalenz)
Äquivalenz
Ich bin entweder gut drauf oder saugrantig,
etwas anderes gibt es bei mir nicht.
Ich springe dann (und nur dann), wenn du es auch tust.
Trifft zu, wenn beide springen oder keiner.
Trifft zu, wenn ich in genau einer der Stimmungslagen bin (die sich
ausschließen).
x y x xor y
1 1
0
1
1 0
0 1
1
0 0
0
x
1
1
0
0
y x iff y
1
1
0
0
0
1
0
1
Andere Formulierungen: x oder y
Andere Formulierungen: x genau dann wenn y , x if and only if y , x ist
notwendig und hinreichend für y , x ist äquivalent zu y
Andere Bezeichnungen: exor, aut
Andere Bezeichnungen: eq, äq, xnor, nxor, . . .
Symbole: x 6≡ y , x ⊕ y , x 6⇔ y , x 6↔ y , Jxy , . . .
Symbole: x ≡ y , x ⇔ y , x ↔ y , Exy , . . .
Logikgatter:
=1
37
Logikgatter:
=1
38
Implikation
Implikation (Umkehrung)
Wenn/Falls ich ins Kino gehe, (dann) esse ich dort Popcorn.
Ich gehe nur dann ins Kino, wenn ich dort Popcorn esse.
Ich esse (dann) Popcorn, wenn/falls ich ins Kino gehe.
Falsch, wenn ich im Kino kein Popcorn esse, und wahr, wenn doch.
Keine Festlegung betreffend Popcorn außerhalb des Kinos, daher wahr.
x
1
1
0
0
y x implies y
1
1
0
0
1
1
0
1
x
1
1
0
0
„Verum ex quodlibet“: x implies 1 = 1
„Ex falso quodlibet“: 0 implies y = 1
Andere Formulierungen: x folgt aus y , x wird von y impliziert, x ist
notwendig für y
Andere Formulierungen: aus x folgt y , x impliziert y , x hinreichend für y
Symbole: x ⊂ y , x ⇐ y , x ← y , . . .
Andere Bezeichnung: seq (sequi)
Logikgatter:
Symbole: x ⊃ y , x ⇒ y , x → y , Cxy , . . .
Logikgatter:
x
x
y
y
≥1
y x if y
1
1
1
0
1
0
0
1
39
x
x
y
y
≥1
40
Negierte Konjunktion
x
1
1
0
0
y x and y
1
1
0
0
1
0
0
0
x nand y
0
1
1
1
Andere Bezeichnungen:
Sheffer-Strich, nd (J.Nicod)
Negierte Disjunktion
x
1
1
0
0
y x or y
1
1
0
1
1
1
0
0
Wenn Feiertag ist oder der Professor krank ist,
findet die Vorlesung nicht statt.
x nor y
0
0
0
1
Logische Struktur: „Wenn x oder y , dann nicht z.“
Logische Funktion: (x or y ) implies not z
Logische Formel: (x ∨ y ) ⊃ ¬z
Andere Bezeichnungen:
Peirce-Pfeil, sh (H.M.Sheffer)
Prefix-Notation: C A x y N z
Algebraische Notation: (x + y ) → z
Symbole: x ↑ y , x | y , x /y , Dxy , . . . Symbole: x ↓ y , Xxy , . . .
Logikgatter:
&
Logikgatter:
implies (or (x , y ), not(z))
≥1
xy +z
x
Logischer Schaltkreis:
y
z
x
≥1
y
≥1
z
41
Implikation oder Äquivalenz?
42
Der Besitz eines Führerscheins berechtigt zum Lenken eines Autos.
Ohne Führerschein keine Berechtigung? (Äquivalenz)
Auch nicht auf Privatgelände? (Doch nur Implikation?)
Natürlichsprachliche Implikationen sind oft logische Äquivalenzen.
Wenn du mein Auto wäscht, bekommst du 10 Euro.
In formalen Kontexten wird strikt zwischen Implikation und Äquivalenz
unterschieden. „Implikation = halbe Äquivalenz“
Und was, wenn ich es nicht tue?
Nur ein Logiker hält in diesem Fall 10 Euro für möglich.
Alle anderen interpretieren den Satz als:
Wenn eine Zahl durch 4 teilbar ist, ist sie gerade.
Du bekommst 10 Euro dann und nur dann, wenn du das Auto wäscht.
4-Teilbarkeit ist eine hinreichende Bedingung für Geradheit, aber keine
notwendige.
Der positive Erfolg bei allen Lehrveranstaltungen und Prüfungen der
Studieneingangs- und Orientierungsphase berechtigt zur Absolvierung der
weiteren Lehrveranstaltungen und Prüfungen sowie zum Verfassen der im
Curriculum vorgesehenen Bachelor- oder Diplomarbeiten.
Äquivalenz führt zu einer falschen Aussage:
Eine Zahl ist durch 4 teilbar genau dann, wenn sie gerade ist.
Universitätsgesetz 2002, Stand Bgbl I Nr. 13/2011, § 66(1a)
Logiker: Keine Einschränkung bei nicht bestandener STEOP.
Ministerium: Restliches Studium dann und nur dann, wenn STEOP.
2 ist eine gerade Zahl, aber nicht durch 4 teilbar.
43
44
Inklusive oder exklusive Disjunktion?
Ich fahre entweder Auto oder höre Musik.
(Auf beides gleichzeitig kann ich mich nicht konzentrieren.)
Natürlichsprachliche Disjunktionen sind meist ausschließend gemeint.
Wirklich ein Beispiel für ausschließende Disjunktion?
Falls du mich suchst: Ich bin zu Hause oder in der Arbeit.
Habe ich außerhalb des Autos tatsächlich keine ruhige Minute?
Physikalisch kann ein Körper nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.
Andererseits: Das Büro kann Teil der Wohnung sein.
Die exklusive Disjunktion ist hier als Implikation gemeint (und wird auch
so verstanden):
„Tee oder Kaffee?“ – „Beides, bitte!“
Wenn ich Auto fahre, höre ich nicht Musik.
Eher unüblich. Aber: Der Gast ist König.
Legt nicht fest, was ich außerhalb des Autos mache.
Ich besuche dich morgen oder übermorgen.
Ein Besuch an beiden Tagen wäre unerwartet.
45
x xor y
0
1
1
0
x implies not y
0
1
1
1
x nand y
0
1
1
1
0
1
1
1
↑
1
1
1
0
∨
0
0
0
1
↓
1
0
0
1
≡
0
1
1
0
6
≡
1
0
1
1
⊃
if
1
0
0
0
∧
0
1
0
0
6
⊃
1
1
0
1
⊂
0
0
1
0
6
⊂
n
Es gibt 22 verschiedene n-stellige logische (Boolesche) Funktionen.
2n verschiedene Argumentkombinationen („Zeilen“)
2 Ergebnismöglichkeiten für jede Argumentkombination
x implies not y : Wenn ich Auto fahre, dann höre ich nicht Musik.
x nand y : Es kommt nicht vor, dass ich Auto fahre und Musik höre.
implies
z x or y
1
0
1
1
1
1
0
1
xor
y
1
0
1
0
0
1
¬
y
1
0
1
0
iff
x
1
1
0
0
0
⊥
x
1
1
0
0
nor
z = Entweder „ich fahre Auto“ (x ) oder „ich höre Musik“ (y ).
1
>
x
1
0
or
Wähle geeignete logische Funktionen
(unbeirrt von Intuition und natürlicher Sprache).
nand
3
and
Analysiere alle Wahrheitsbelegungen.
not
2
false
Identifiziere die elementaren Aussagen.
true
Aussagenlogische Funktionen – Zusammenfassung
Rezept für Zweifelsfälle der aussagenlogischen Modellierung
1
46
47
2 nullstellige Funktionen (Konstanten): true (1), false (0)
4 einstellige Funktionen: not, . . .
16 zweistellige Funktionen: and, nand, or, . . .
48
Funktionale Vollständigkeit
{nand} ist funktional vollständig.
Eine Menge von Funktionen heißt vollständig (für eine Funktionsklasse),
wenn damit alle Funktionen (der Klasse) ausgedrückt werden können.
{not, and} ist funktional vollständig (siehe oben).
not x = x nand x
x and y = not(x nand y ) = (x nand y ) nand (x nand y )
{not, and, or} ist funktional vollständig.
Praktisch relevant: nand ist einfach als Halbleiter-Schaltkreis realisierbar.
Somit ist jede logische Funktion als Schaltkreis realisierbar.
Begründung siehe später.
{not, and} ist funktional vollständig.
Die Mengen {nor}, {not, or}, {not, implies} und {implies, false} sind
ebenfalls funktional vollständig.
{not, and, or} ist vollständig (siehe oben).
or kann durch {not, and} ausgedrückt werden kann:
x or y = not(not x and not y )
x
1
1
0
0
y not x
1
0
0
0
1
1
0
1
not y
0
1
0
1
not x and not y
0
0
0
1
not(not x and not y )
1
1
1
0
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Was Sie heute erwartet
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Aussagenlogik – Syntax
Ausdrücke wie x and y und (x nand y ) nand (x nand y ) sind
ununterscheidbar (gleiche Funktion!). Um Aussagen über ihre Form treffen
zu können, benötigen wir eine Formelsprache.
Syntax aussagenlogischer Formeln
1. Organisatorisches
Die Menge A der aussagenlogischen Formeln ist die kleinste Menge, für
die gilt:
2. Was bedeutet Modellierung?
3. Aussagenlogik
(a1) V ⊆ A
3.1. Was ist Logik?
3.2. Aussagenlogische Funktionen
3.3. Syntax und Semantik der Aussagenlogik
(a2) {>, ⊥} ⊆ A
(a3) ¬F ∈ A, wenn F ∈ A.
Variablen sind Formeln.
> und ⊥ sind Formeln.
¬F ist eine Formel, falls F eine ist.
(a4) (F ∗ G) ∈ A, wenn F , G ∈ A und ∗ ∈ {∧, ↑, ∨, ↓, ≡, 6≡, ⊃, ⊂}.
(F ∗ G) ist eine Formel, falls F und G welche sind und ∗ ein binäres Op.symbol ist.
V = {A, B, C , . . . , A0 , A1 , . . . }
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aussagenlogische Variablen
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((A ↑ B) ↑ (A ↑ B)) ist eine aussagenlogische Formel, weil:
1
2
A und B sind Formeln.
(A ↑ B) ist eine Formel,
I
I
3
da A und B Formeln sind (Punkt 1)
und ↑ ein binäres Operatorsymbol ist.
((A ↑ B) ↑ (A ↑ B)) ist eine Formel,
I
I
da (A ↑ B) und (A ↑ B) Formeln sind (Punkt 2)
und ↑ ein binäres Operatorsymbol ist.
Induktive Definition unendlicher Mengen
(a1)
(a4)
(a4)
A ∧ B ist keine aussagenlogische Formel.
Stufenweise Konstruktion der gerade Zahlen:
0 ist eine gerade Zahl: G0 = {0}
Addiert man zu geraden Zahlen 2, erhält man wieder gerade Zahlen:
G1 = G0 ∪ { n + 2 | n ∈ G0 } = {0, 2}
G2 = G1 ∪ { n + 2 | n ∈ G1 } = {0, 2, 4}
Gi+1 = Gi ∪ { n + 2 | n ∈ Gi } = {0, 2, 4, . . . , 2(i + 1)}
Die geraden Zahlen sind alle so konstruierten Zahlen:
S
G = limi→∞ Gi = i≥0 Gi
∧ kann nur aufgrund von A4 in einer Formel vorkommen.
Dann muss es aber auch ein Klammernpaar geben.
Umständlich, aber konstruktiv: Beginnend mit G0 lassen sich systematisch
alle geraden Zahlen berechnen.
A ∧ B enthält ∧, aber keine Klammern.
Beobachtung:
G0 ⊆ G
Die Definition der Formelsyntax ist Beispiel einer induktiven Definition.
Wenn n ∈ G, dann auch n + 2 ∈ G.
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Induktive Definition – allgemeine Situation
Induktive Definition der geraden Zahlen
G ist die kleinste Menge, für die gilt:
U . . . Universum, Menge aller relevanten Elemente
M0 ⊆ U . . . Menge von Grundelementen
f1 : U n1 7→ U, f2 : U n2 7→ U, . . . Konstruktionsfunktionen
0∈G
Wenn n ∈ G, dann auch n + 2 ∈ G.
Stufenweise Konstruktion der Menge M
Kompakte Definition, aber nicht konstruktiv:
In den Bedingungen kommt die zu definierende Menge G selbst vor.
Mi+1 = Mi ∪ { f1 (x1 , . . . , xn1 ) | x1 , . . . , xn1 ∈ Mi }
∪ { f2 (x1 , . . . , xn2 ) | x1 , . . . , xn2 ∈ Mi }
∪ ···
S
M = limi→∞ Mi = i≥0 Mi
Beiden Methoden definieren dieselbe Menge.
(Nicht offensichtlich, Beweis erforderlich!).
Daher: „Use the best of both worlds.“
Induktive Definition der Menge M
Definiere die Menge induktiv.
M ist die kleinste Menge, für die gilt:
Konstruiere benötigte Elemente stufenweise.
Anmerkung: Der Zusatz „ist kleinste Menge“ ist wesentlich.
Die natürlichen Zahlen erfüllen ebenfalls beide Bedingungen, sind aber
nicht die kleinste derartige Menge.
G ist die kleinste Menge mit diesen beiden Eigenschaften.
M0 ⊆ M
Wenn x1 , . . . , xn1 ∈ M, dann f1 (x1 , . . . , xn1 ) ∈ M.
Wenn x1 , . . . , xn2 ∈ M, dann f2 (x1 , . . . , xn2 ) ∈ M.
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...
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Aussagenlogik – Semantik
A ist die kleinste Menge, für die gilt:
(a2) {>, ⊥} ⊆ A
B = {1, 0} . . . Wahrheitswerte
I : V 7→ B . . . Wahrheitsbelegung, Interpretation
I = { I | I : V 7→ B } . . . Menge aller Interpretationen
(a4) (F ∗ G) ∈ A, wenn F , G ∈ A und ∗ ∈ {∧, ↑, ∨, ↓, ≡, 6≡, ⊃, ⊂}.
I(A) = I(C ) = 1 und I(v ) = 0 sonst
„Die elementaren Aussagen A und C sind wahr, die übrigen sind falsch.“
(a1) V ⊆ A
(a3) ¬F ∈ A, wenn F ∈ A.
U . . . Menge aller Zeichenketten bestehend aus Variablen,
Operatorsymbolen und Klammern
Semantik aussagenlogischer Formeln
Der Wert einer Formel in einer Interpretation I wird festgelegt durch die
Funktion val : I × A 7→ B:
V ∪ {>, ⊥} . . . Grundelemente

f¬ (F ) = ¬F




f∧ (F , G) = (F ∧ G) 

f↑ (F , G) = (F ↑ G)
...
f⊂ (F , G) = (F ⊂ G)






(v1) valI (A) = I(A) für A ∈ V;
(v2) valI (>) = 1 und valI (⊥) = 0;
. . . Konstruktionsfunktionen
(v3) valI (¬F ) = not valI (F );
(v4) valI ( (F ∗ G) ) = valI (F ) ~ valI (G),
wobei ~ die logische Funktion zum Operator ∗ ist.
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