1.1 Aussagenlogik Grundlagen der Mathematik 1 1.1 Aussagenlogik Definition: Aussage Eine Aussage im Sinne der Logik ist ein formulierter Tatbestand, der sich bei objektiver Prüfung immer eindeutig als wahr oder falsch bewerten lässt. Aussagen werden ihrem Wahrheitswert entsprechend als wahre oder falsche Aussagen bezeichnet. Schreibweise: Kleine lateinische Buchstaben wie z. B. p, q, r, s t, usw. Wahrheitswerte: "wahr": "falsch" : 1 0 bzw. "w" in der Technik auch H ( high ) bzw. "f" in der Technik auch L ( low ) Definition: Verknüpfungen von Aussagen Es werden folgende elementare logische Verknüpfungen von Aussagen eingeführt: Negation ( NOT ) p "Es gilt nicht p" Logisches Oder ( OR ) p∨q "Es gilt wenigstens eine der beiden Aussagen" Logisches Und ( AND ) p∧q "Es gelten beide Aussagen" Äquivalenz p⇔q "Es gilt p genau dann, wenn auch q gilt" Implikation p⇒q "Aus p folgt q" Wahrheitstabellen p q p 0 0 1 1 0 1 0 1 1 1 0 0 q 1 0 1 0 p∨q p∧q p⇔q p⇒q 0 1 1 1 0 0 0 1 1 0 0 1 1 1 0 1 Bei der Implikation wird vereinbart, dass eine falsche Voraussetzung stets eine wahre Implikation bewirkt, da aus einer falschen Voraussetzung alles folgen kann. 1.1 Aussagenlogik Grundlagen der Mathematik 2 Wahrheitstabellen für mehrfache Verknüpfungen zwischen logischen Aussagen enthalten 2n Zeilen mit allen Kombinationen für die n zu verknüpfenden Aussagen. Die Gesamtverknüpfung wird dann schrittweise entwickelt. Wahrheitstabelle für die Verknüpfung p q R 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 s 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 v ⇔ (( p ∨ q ) ⇒ (r ⇔ s )) q s p∨q r⇔s v 1 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 0 0 1 1 0 1 1 1 1 0 1 1 0 0 1 1 0 Rechengesetze für logische Verknüpfungen Für beliebige logische Aussagen p, q, r gelten die folgenden Gesetze 1.) Assoziationsgesetze p ∨ (q ∨ r ) ⇔ ( p ∨ q) ∨ r ⇔ p ∨ q ∨ r p ∧ (q ∧ r ) ⇔ ( p ∧ q) ∧ r ⇔ p ∧ q ∧ r 2.) Distributivgesetze p ∧ (q ∨ r ) ⇔ ( p ∧ q) ∨ ( p ∧ r ) p ∨ (q ∧ r ) ⇔ ( p ∨ q) ∧ ( p ∨ r ) 1.1 Aussagenlogik Grundlagen der Mathematik 3 3.) Absorptionsgesetze p ∨ ( p ∧ q) ⇔ p p ∧ ( p ∨ q) ⇔ p p ∧ ( p ∨ q) ⇔ p ∧ q p ∨ ( p ∧ q) ⇔ p ∨ q 4.) Gesetze von de Morgan p∨q⇔ p∧q p∧q⇔ p∨q 5.) Gesetze für Implikationen ( p ⇒ q) ⇔ (q ⇒ p) ( p ⇒ q) ⇔ ( p ∨ q) Die Beweise für alle Regeln ergeben sich durch Vergleich der rechten und linken Seiten der Äquivalenzen, indem die Wahrheitstabellen erstellt werden. Der indirekte Beweis (Widerspruchsbeweis) A ⇒ B wird bewiesen, indem man aus der Annahme B einen Widerspruch zu A herleitet. Beispiel: Der Beweis, dass „ 2 ist irrational“, d.h. „wenn p und q teilerfremde natürliche Zahlen p sind (A), dann ist 2 ≠ (B)“, wird geführt, indem man die Annahme „mit teilerfremden q p ( A ∧ B ) “ zum Widerspruch führt. Zahlen p, q gilt 2 = q ( ) D.h. allgemein: Annahme ( A ∧ B ) falsch ⇒ A ∧ B bewiesen ⇒ ( A ⇒ B ) bewiesen. 1.1 Aussagenlogik Grundlagen der Mathematik 4 Definition: Weitere Verknüpfungen von Aussagen Es werden folgende weitere logische Verknüpfungen von Aussagen eingeführt: Exklusives Oder ( XOR ) p⊕q "Es gilt entweder p oder q" NOR-Verknüpfung p∨q "Es gilt die Negation des logischen Oder" NAND-Verknüpfung p∧q "Es die Negation des logischen Und" Wahrheitstabellen p q p⊕q p∨q 0 0 1 1 0 1 0 1 0 1 1 0 1 0 0 0 p∧q 1 1 1 0 Darstellung von Implikation, Äquivalenz und Exklusivem Oder durch die elementaren logischen Verknüpfungen NOT, OR und AND Es gelten die folgenden Darstellungen 1.) Implikation ( p ⇒ q) ⇔ ( p ∨ q) 2.) Äquivalenz ( p ⇔ q) ⇔ (( p ⇒ q ) ∧ (q ⇒ p)) ⇔ (( p ∨ q) ∧ (q ∨ p)) 3.) Exklusives Oder ( p ⊕ q) ⇔ ( p ⇔ q) ⇔ ( p ∨ q ) ∧ (q ∨ p ) ⇔ (( p ∧ q) ∨ (q ∧ p)) Darstellung von Verknüpfungen NOT, OR und AND durch NOR- bzw. NAND- Es gelten die folgenden Darstellungen 1.) Negation p⇔ p∨ p⇔ p∧ p 2.) Logisches Oder ( p ∨ q) ⇔ p ∨ q ⇔ p ∧ q 3.) Logisches Und ( p ∧ q) ⇔ p ∧ q ⇔ p ∨ q 1.1 Aussagenlogik Grundlagen der Mathematik 5 Definition: Allsymbol und Existenzsymbo Zur Formulierung und Formalisierung mathematischer Aussagen werden die folgenden Symbole erklärt: Allsymbol ∀ mit der Bedeutung "Für alle .... Existenzsymbol ∃ mit der Bedeutung "Es existiert .... " " Beispiele : 1.) ∀x ( x + 1 = 1 + x ) 2.) ∀x∃y ( y 2 = x) Definition: Aussageform, Lösung einer Aussageform Eine Aussageform ist eine Aussage, die noch von einer oder mehreren Variablen abhängt, für welche geeignete konkrete Werte eingesetzt werden können. Durch Belegung dieser Variablen entstehen wahre oder falsche Aussagen. Als Lösung einer Aussageform bezeichnet man alle Variablen, für welche sich eine wahre Aussage ergibt. Beispiele : 1.) p(x) ⇔ x ist eine positive ganze Zahl und durch 11 teilbar Lösungen der Aussageform p(x) sind die Zahlen 11, 22, 33, 44, ... 2.) q(x) ist eine Primzahl Lösungen von q(x) sind die Zahlen 2,3,5,7,11,13,17,.... 3.) h(x) ⇔ x ist ein Mathematiker Lösungen sind Gauß, Euler, Pascal,.... 3.) v(x,y) ⇔ Die Summe x + y hat den Wert 3 Lösungen sind Wertepaare von Zahlen (x,y), z.B. (1,2) , (7,-4), ....