Pressemeldung | Stand: 21.3.2016 | acr Kabarett-Revue mit den Geschwistern Pfister und Stefan Kurt Heute Nacht oder nie – Die Spoliansky-Revue Premiere: Freitag, 1. April 2016 | 19:30 Uhr Die Geschwister Pfister kehren mit der Vorbühnenshow Heute Nacht oder nie, einer Hommage an den jüdisch-russischen Komponisten Mischa Spoliansky, an die Komische Oper Berlin zurück. Gemeinsam mit Regisseur Stefan Huber, der auch für die Textfassung verantwortlich zeichnet, und Arrangeur und Dirigent Kai Tietje lassen sie die Berliner Kabarett-Revue der Weimarer Republik wieder auferstehen. Das pikante »Wenn die beste Freundin«, dem Marlene Dietrich und Margo Lion im Duett zu durchschlagendem Erfolg verhalfen, der Welthit »Heute Nacht oder nie«, Spolianskys »Eintrittskarte« ins britische Exil, oder der laszive Boston-Waltz »Morphium«, den die notorische Anita Berber skandalös vertanzte, dürfen in dieser turbulenten Nummernshow ganz im Geiste der »Wilden Zwanziger« ebenso wenig fehlen wie unentdeckte Perlen aus Spolianskys gesamter übriger Schaffensphase, allesamt opulent arrangiert für großes Orchester. In Heute Nacht oder nie erwecken die nicht erst seit Clivia – ihrem ersten großen Erfolg an der Komischen Oper Berlin – Operetten-erprobten Geschwister Pfister (Christoph Marti, Tobias Bonn und Andreja Schneider) gemeinsam mit Schauspieler Stefan Kurt und den Ensemblemitgliedern Mirka Wagner, Johannes Dunz und Christoph Späth in Episoden typische Berliner Charaktere zu neuem Leben, die glatt einer satirischen Kabarett-Revue der 1920er Jahre entsprungen sein könnten: Da verzehrt sich die Hure vergebens nach dem steinreichen Verflossenen und tröstet sich flugs mit der besten Freundin, hier findet der adrette Brünette ganz modern per Annonce seine vielleicht nicht ganz so konstante Constanze aus Spandau. Nie um ’nen Spruch verlegen ist und bleibt der typisch kodderschnauzige Berliner Taxifahrer … Alle warten gespannt auf das, was passiert – heute Nacht oder nie! – mitten im Orchester auf der Bühne der Komischen Oper Berlin. Informationen zu Stab, Besetzung und Terminen sowie Hintergrundinformationen und ausgewählte Biografien finden sich auf den folgenden Seiten. Stiftung Oper in Berlin/Komische Oper Berlin Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin Telefon +49 (0)30 202 60 370 Fax +49 (0)30 20260 366 Dr. Andrea C. Röber Pressesprecherin [email protected] www.komische-oper-berlin.de Die Geschwister Pfister in Heute Nacht oder nie Die Spoliansky-Revue [2015] Textfassung von Stefan Huber Musikalisches Arrangement von Kai Tietje Musikalische Leitung: Kai Tietje Inszenierung: Stefan Huber Choreographie: Danny Costello Kostüme: Heike Seidler Dramaturgie: Johanna Wall Licht: Diego Leetz Mit Andreja Schneider (Die Hure), Christoph Marti (Die Lesbe), Mirka Wagner (Das Fräulein), Tobias Bonn (Der Bonze), Stefan Kurt (Der Beamte), Christoph Späth (Der Taxichauffeur), Johannes Dunz (Der Provinzler), Kai Tietje (Der Klavierspieler); Meri Ahnamiemi, Anke Merz, Maja Sikora, Mariana Souza (Girls und »Boys«) Biografische Informationen unter https://www.komische-oper-berlin.de/spielplan/heute-nacht-oder-nie/1432/ Termine Premiere: Freitag, 1. April 2016, 19:30 Uhr Weitere Vorstellungen: 9. April, 23. Juni und 4. Juli 2016 Karten Preise: 12 - 92 € Kartentelefon (030) 47 99 74 00 | Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr, So- und Feiertage: 14 bis 20 Uhr [email protected] www.komische-oper-berlin.de 2 Hintergrund Mischa Spoliansky ist heute hierzulande weitaus weniger bekannt als sein berühmter Weggenosse Friedrich Hollaender, an dessen Seite er allabendlich in Max Reinhardts berühmtem Kabarett »Schall und Rauch« im Keller des Großen Schauspielhauses musizierte und komponierte. Songs wie »Morphium«, geschrieben für die bisexuelle Erotik-Tänzerin Anita Berber, oder »Wenn die beste Freundin« waren die Hits jener Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Mit Revuen und Revue-Operetten wie Es liegt in der Luft (mit Marlene Dietrich, die in einer Nebenrolle das anzügliche »Wenn die beste Freundin« sang), Zwei Krawatten (erneut mit Marlene Dietrich, dieses Mal in der Hauptrolle), Alles Schwindel, Rufen Sie Herrn Plim! oder 100 Meter Glück (uraufgeführt im Metropol-Theater im Gebäude der heutigen Komischen Oper Berlin) gehörte der stets zurückhaltend bescheidene Spoliansky zu den Stars der Unterhaltungsbranche. Mit seinem Gespür für die Moden der Zeit und seinem Talent, den Geist der Großstadt zu vertonen, zählte er zu den prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Weimarer Republik. Mischa Spolianskys Leben ist von Anfang an bewegt – im wahrsten Sinne des Wortes, wenn auch keineswegs immer aus freien Stücken: Die jüdisch-russische Familie ist praktisch ständig auf der Flucht oder beim Umziehen, Mischa verliert früh beide Eltern und zieht schließlich zu Bruder und Schwester in die preußische Hauptstadt. Mit 14 tingelt er als Barpianist durch die Berliner Cafés, eine wichtige Schule für ihn, denn hier kann er üben, aufs Publikum zu reagieren und lernt autodidaktisch neue Strömungen kennen, wie beispielsweise den Jazz. Im »Café Schön« Unter den Linden hört ihn eines Abends Victor Hollaender und stellt ihn seinem Sohn Friedrich vor: Mischas Eintrittskarte in das berüchtigte Ensemble des »Schall und Rauch«. Laster sind chic und werden stolz zur Schau getragen. Eine besondere Freundschaft und produktive Zusammenarbeit verbindet Spoliansky mit Marcellus Schiffer, der auch zwei Opernlibretti für Paul Hindemith verfasste. Schiffers feingeistiger Wortwitz passt zu Spolianskys bittersüßen Walzern und Tangos, die »elegisch und ironisch, zynisch bitter und schmeichelnd kapriziös« sind, wie die Zeitung Weltbühne 1928 schreibt. Das Duo erlebt große Erfolge mit ihren Revuen, darunter Es liegt in der Luft und Wie werde ich reich und glücklich. Spolianskys kompositorische Illustrier-Kunst, seine nonchalante Tonmalerei passt perfekt in die Ära: mondän und dekadent klingt sie nach hochgezogener Augenbraue und weißen Handschuhen. »Beste Unterhaltung für gutangezogene Menschen«, schreibt Kritiker Erich Urban, der Spoliansky für seine 3 lässige Melancholie den »Komponisten des Kurfürstendamms« tauft. Eine junge, bis dahin eher erfolglose Marlene Dietrich verdankt Spoliansky ihren Durchbruch: Obwohl sie ihr Vorsingen ordentlich verpatzt, übt er mit ihr so lange, bis die richtige Tonlage gefunden ist. Marlene darf zusammen mit Margo Lion den Schlager der Saison singen: »Wenn die beste Freundin«. Bald darauf beginnt ihre Weltkarriere. Der Spaß findet ein jähes Ende, als Spoliansky nach der Machtübernahme der Nazis, die er in so manchem Lied verspottet hatte, seine Wahlheimat Berlin verlassen muss. Aufgrund seines internationalen Ruhms kann Mischa Spoliansky seine Karriere im englischen Exil fortsetzen. Besonders als Tonfilmkomponist feiert er international Erfolge, seine frechen, vor Witz sprühenden Melodien fügen sich nahtlos zu Cole Porter oder Noël Coward. 1977 tritt er nach vielen Jahren ein letztes Mal im Berliner Renaissance-Theater auf. An seiner Seite: Margo Lion. Der Auftritt ist ein riesiger Erfolg und wird vom Fernsehen übertragen. Er stirbt 1985 im Alter von 86 Jahren in London. Biografien Der in Zürich geborene Stefan Huber arbeitete bereits mehrfach mit den Geschwistern Pfister zusammen; zuletzt u. a. in seiner viel beachteten Inszenierung der Operette Clivia an der Komischen Oper Berlin. Nach der Matura studierte Stefan Huber Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Bern. Schon während dieser Ausbildung wurde er für die Rolle des Tony in West Side Story ans Pfalztheater Kaiserslautern verpflichtet. Sein erstes Engagement nach dem Schauspieldiplom führte ihn ans Stadttheater Aachen. Ein Engagement ins deutschsprachige Originalensemble des Musicals Les Misérables brachte ihn nach Wien an die Vereinigten Bühnen, wo er auch im Musical Elisabeth mitwirkte. In dieser Zeit gründete er die Musical-Comedy-Gruppe TIETZES, mit der er drei eigene Programme entwickelte. Zusammen mit den TIETZES gab er zahlreiche Gastspiele im gesamten deutschsprachigen Raum und war regelmäßig im österreichischen Fernsehen zu sehen. Nachdem er bereits in seiner Aachener Zeit als Regisseur mit dem Musical Linie 1 debütiert hat, häufen sich die Regieangebote. Seine Inszenierungen führen ihn u. a. nach Berlin, Wien, München, Zürich, Dresden, Essen, Nürnberg, Mannheim, Dortmund, Freiburg, Rostock, Halle, Baden-Baden, Koblenz Basel, Bern, Luzern und 4 Winterthur. Neben Stücken wie Cabaret, West Side Story, La Cage aux folles, Anatevka, Ims Weißen Rößl, Die Fledermaus u. v. a. übernimmt Stefan Huber auch die Regie für die Schweizer Erstaufführungen von Grease, Aspects of Love und Singin´ in the Rain. Für die deutschsprachige Erstaufführung von Gershwins Crazy For You und für die Europäische Erstaufführung von Victor / Victoria besorgt er neben der Regie auch die deutsche Übersetzung. Zusammen mit dem Musikalischen Leiter Kai Tietje, dem Choreografen Markus Buehlmann und seinen Ausstattern Harald B. Thor (Bühne) und Susanne Hubrich (Kostüme) macht er sich mit qualitativ hochstehenden Musicalrevivals wie Anything Goes, Silk Stockings und Sweet Charity in der deutschsprachigen Musicalszene einen Namen. Große Aufmerksamkeit in der Musicalfachwelt erregt Hubers Interpretation der ersten deutschsprachigen Neuinszenierung des Andrew-Lloyd-Webber-Hits Sunset Boulevard. Dafür erhält er 2011 den »Da Capo Musical-Award« für die beste Regie. Stefan Huber gilt als einer der erfolgreichsten Musicalregisseure im deutschsprachigen Raum und entwickelt sich zudem zum Spezialisten für neue Schweizer Musicals: Vier Jahre lang betreut er für die Seebühne Walenstadt die Welturaufführungen von Heidi – Das Musical (Teil 1 und 2) als künstlerischer Berater, Regisseur und Übersetzer, und als Stückentwickler und Bearbeiter inszeniert er erfolgreich neue Schweizer Musicalproduktionen wie Bibi Balù, Die Schweizermacher und Gotthelf. Zwei davon, Heidi 2 (2007) und Die Schweizermacher (2011) werden für den »Prix Walo« nominiert. Seit einigen Jahren verbindet Huber eine enge Zusammenarbeit mit dem Casinotheater Winterthur, dem wichtigsten Haus der Schweizer Comedy- und Kabarettszene, wo er u.a. die Erfolgsproduktionen Ein seltsames Paar, Business Class und Achtung Schwiiz! herausbrachte. Zusammen mit dem Musiker Michael Frei schrieb Stefan Huber die Eigenkreationen Pepper!, A Day on Abbey Road und White – The Album! The Beatles! 1968!, mit denen er die Kult-Alben der Fab Four theatralisch auf die Bühne brachte. Mehrere Jahre arbeitete Huber für das Schweizer Fernsehen. Über 30 Folgen der beliebten Sitcom-Serien Fascht e Familie, Mannezimmer und Fertig Lustig entstanden unter seiner Regie. 5 Kai Tietje absolvierte nach dem Abschluss als Dipl. Ton- und Bildingenieur an der FH und Musikhochschule Düsseldorf ein Dirigier-Studium ebenda, das er 1999 »mit Auszeichnung« abschloss. Zwischen 2002 und 2008 war er am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier zuletzt als Koordinierter 1. Kapellmeister für zahlreiche Einstudierungen von Opern und Musicals (u. a. Der Barbier von Sevilla, Die Fledermaus, Crazy For You, Strike Up The Band, Anything Goes, The Life, Fame) verantwortlich und brachte die Oper Das Salome-Prinzip und das Schalke-Musical nullvier– keiner kommt an Gott vorbei zur Uraufführung. In der Spielzeit 2008/09 leitete er neben der Tätigkeit als Kapellmeister und Studienleiter am Theater Nordhausen die Musicals Silk Stockings und Sweet Charity am Staatstheater Nürnberg, Evita am Theater Dortmund und South Pacific am Staatstheater Kassel. Kai Tietje schrieb zahlreiche Orchesterarrangements und Neubearbeitungen für seine Aufführungen sowie u. a. für das Theater Basel, das Staatstheater Wiesbaden und die Staatsoper Hannover. 2010 wechselte er an die Vereinigten Bühnen Wien (Ich war noch niemals in New York, Tanz der Vampire, Sister Act). 2012 leitete er das Musical Anatevka bei den Bad Hersfelder Festspielen sowie Sunset Boulevard in Hof. Von 2012 bis 2015 war er Kapellmeister und Musikalischer Leiter der neuen MusicalSparte am Landestheater Linz, wo er alle Neuinszenierungen musikalisch verantwortete (Hexen von Eastwick, Honk!, The Wiz, Next To Normal, Showboat, Les Miserables, Company, Tommy…). Für das Theater 11 in Zürich arrangierte und leitete er zuletzt das Musical Io senza te mit Songs der Gruppe »Peter, Sue & Marc«. An der Komischen Oper Berlin war er in der Spielzeit 2014/15 als Dirigent der Operetten Clivia und Arizona Lady zu erleben. Die Geschwister Pfister sind der aus Bern stammende Christoph Marti alias Ursli Pfister, der in Bonn und Mainz aufgewachsene Tobias Bonn alias Toni Pfister und die in Zagreb geborene und in Köln aufgewachsene Andreja Schneider alias »Fräulein Schneider« als die Dritte im Bunde. Als Musikkabarett-Trio treten sie in der aktuellen Besetzung seit 1993 zusammen auf, jeder widmet sich aber auch eigenen Projekten. So war Christoph Marti beispielsweise als Sylva Varescu in Die Csárdasfürstin in Köln oder als Dolly in Hello, Dolly! in Bern zu erleben. Außerdem führte er Regie bei sämtlichen Geschwister Pfister-Produktionen. Auch Tobias Bonn war bereits als Regisseur – zuletzt inszenierte er u. a. Die 6 Csárdasfürstin in Osnabrück – und in Rollen wie Oskar Kurz in Bibi Balù oder Tassilo in Gräfin Mariza tätig. Andreja Schneider ist außerhalb der Geschwister Pfister-Auftritte mit musikalischen Solo-Projekten, als Moderatorin und auch als Schauspielerin zu erleben – sie spielte z. B. die Rössl-Wirtin in der Operette Im Weißen Rößl am Wolfgangsee in der Berliner Bar Jeder Vernunft oder an Katharina Thalbachs Seite in Shakespeares Wie es euch gefällt. Ihr Operndebüt gab sie als Fürstin Anhilte in der Operette Die Csárdasfürstin in Köln. Aktuell stehen alle drei Geschwister Pfister in Wiesbaden in Der Graf von Luxemburg auf der Bühne. An der Komischen Oper Berlin war das Trio bereits überaus erfolgreich in der Operette Clivia von Nico Dostal zu erleben, die ab 22. April wieder auf dem Spielplan steht. Weitere Informationen unter http://geschwister-pfister.de/hp/ 7