Kino Varieté - Komische Oper Berlin

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Pressemitteilung | 21.9.2015 | acr
»Kino Varieté« – Alte Filme, neue Musiken und
Bühnenshow à la Metropol-Theater
Freitag, 16. Oktober | Samstag, 17. Oktober 2015
Das hat es seit der Stummfilmzeit in dieser Vielfalt nicht gegeben: An zwei Abenden
präsentiert die Komische Oper Berlin den Stummfilm so, wie er das Publikum in den
1910er und 20er Jahren in Massen in die Kinos zog: als einzigartiges Gesamterlebnis – ein
revueartiger Mix aus Wochenschauen, kurzen Reiseberichten, Werbe-, Kultur- und
Spielfilmen sowie unterschiedlichsten live dargebotenen Tanz-, Gesangs- und Musikeinlagen. Die vielfältige Kultur der frühen Filmpaläste und den Reichtum der Kino-Musik
machen die beiden, in Kooperation mit ZDF/ARTE entwickelten Abende erlebbar und
bieten bei den Live-Acts und Filmmusiken zahlreiche Erstaufführungen.
Das Programm der beiden Abende orientiert sich an den Abfolgen der damaligen KinoRevuen mit Vorfilmen, Live-Acts und einem Hauptfilm. Uraufführungen von neukomponierten und rekonstruierten Filmmusiken spannen den Bogen von der historischen zur
heutigen Musik. Liveauftritte unter anderem von Künstlern der Komischen Oper Berlin,
wie Adam Benzwi und Theresa Kronthaler, holen die Kinokultur von damals in die
Gegenwart. Das revueartige, genreübergreifende Programm lässt die Tradition des
Metropol-Theaters, von 1898 bis 1933 an der Behrenstraße beheimatet, lebendig werden.
Zu Raoul Walshs Gangsterfilm Regeneration (1915) ist am 16. Oktober als Uraufführung
eine neue, jazzige Musik von Peter Reiter (hr-Bigband) zu hören. Der Komponist hat
gemeinsam mit Uwe Dierksen (Ensemble Modern) auch die Musikalische Leitung des
Abends. Am 17. Oktober spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin unter der
Leitung des Filmmusik-Spezialisten Frank Strobel (Europäische FilmPhilharmonie) zu
Friedrich Wilhelm Murnaus Tartüff (1925) die Original-Filmmusik von Giuseppe Becce in
der Bearbeitung und Orchestrierung von Detlev Glanert. Vor den jeweils 70-minütigen
Hauptfilmen gibt es jeweils ein Vorprogramm mit kurzen Filmen sowie Live-Musik und Tanz auf der Bühne.
Mit diesen Filmabenden hat ZDF/ARTE als Auftraggeber aller aufgeführten Filmmusiken ein weiteres großes Stummfilmprojekt initiiert. ARTE schneidet die Filmmusiken
mit und sendet Tartüff am 9.11. und Regeneration am 23. November 2015. Der ganze
Tartüff-Abend wird am 17. November 2015 ab 20 Uhr auf der Cinema Plattform als
Stream angeboten (www.arte.tv/stummfilm/Variete).
Am 17. Oktober ab 14 Uhr findet zudem das Symposium »Bühne–Tanz–
Vergnügungswahn« in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Berlin statt.
Weitere Informationen auf den nächsten Seiten sowie unter http://cinema.arte.tv/de/stummfilm/Variete.
Stiftung Oper in Berlin/Komische Oper Berlin
Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin
Telefon +49 (0)30 202 60 370
Fax +49 (0)30 20260 366
Dr. Andrea C. Röber
Pressesprecherin
[email protected]
www.komische-oper-berlin.de
Fr, 16. Oktober 2015, 19:30 Uhr
Zwischen Berlin und New York
REGENERATION (1915)
Vorprogramm
Der erste Abend von KINO VARIETÉ führt zurück ins American Vaudeville und
schlägt den großen Bogen vom Ragtime und Cake-Walk zum Jazz unserer Zeit. Die
Musikalische Leitung des Abends haben zwei Größen der deutschen Musikszene: Uwe
Dierksen, Posaunist beim Ensemble Modern, und Peter Reiter, Pianist der hr-Big Band.
Zwischen amerikanischen Wochenschauen und zwei emblematischen New York-Filmen
– The Immigrant (1917) von Charles Chaplin und Manhatta (1921) von Paul Strand –
sorgen das Lindenquintett, Gasttänzer der Komischen Oper Berlin und die Band rund
um Uwe Dierksen für rasante Live-Acts und Improvisationen.
Hauptfilm
Raoul Walshs Regeneration (1915), der erste abendfüllende Gangsterfilm, erzählt die
Geschichte des Waisenjungen Owen: von dessen Einstieg ins kriminelle Milieu auf der
Lower East Side über seine Karriere als Gangleader bis hin zur Läuterung durch die
Begegnung mit der Sozialarbeiterin Marie. Ganz in Gangsterfilmmanier holt ihn
schließlich seine Vergangenheit ein. Seinen unverwechselbaren Stil hat der Film dank
der Mitwirkung zahlreicher Komparsen, die Walsh von der Straße holte: »Ich kannte all
diese jungen Gangster in New York, die im Eingang zu den Kneipen rumhingen, Leute
mit zerschundenen und harten Gesichtern«.
Die neue Musik von Peter Reiter ist für ein Ensemble von sieben Musikern geschrieben:
Trompete, Posaune, Sousaphon, Bass, Banjo, Schlagzeug und Klavier. Mit dieser
Besetzung spannt sie den großen Bogen vom frühen zum modernen Jazz und führt
mitten hinein in die Entstehungszeit des Films, in der sich in etwa zeitgleich der Jazz
aus der afroamerikanischen Musikkultur und als unverwechselbare Mischung aus
Ragtime, Cake-Walk und Blues herausbildete.
Im Anschluss: Lounge mit Livemusik
Sa, 17. Oktober 2015, 19:30 Uhr
Zwischen Berlin und Paris
TARTÜFF (1925)
Vorprogramm
Der zweite Abend führt ins Berlin der 1920er-Jahre mit einem amüsanten Mix aus
Wochenschau, Filmsketch (Wenn die Filmkleberin gebummelt hat) und Kulturfilm (Die
Pritzelpuppe), begleitet von Stummfilmmusik aus der Feder des Filmkomponisten
Cornelius Schwehr sowie Klavierimprovisationen von Peter Reiter. Zwischen den
Filmen stimmen Theresa Kronthaler, Solistin der Komischen Oper Berlin, und
Adam Benzwi mit Chansons von Friedrich Hollaender sowie Gasttänzer und das
Orchester der Komischen Oper Berlin unter der Leitung des renommierten
Filmmusikdirigenten Frank Strobel mit Musik- und Tanznummern aus diversen
Offenbach-Operetten auf den Hauptfilm ein.
Hauptfilm
Friedrich Wilhelm Murnau erzählt in Tartüff (1925) Molières gleichnamige Komödie
über die Machenschaften des scheinheiligen Tartüff, der den gutgläubigen Orgon
betrügt und in eine tiefe Sinn- und Glaubenskrise stürzt, eingebunden in eine
Rahmengeschichte: Ein alter Herr wird von seiner betrügerischer Haushälterin fast ums
Leben und sein Vermögen gebracht. Doch sein gewiefter Enkel durchschaut deren
Pläne und führt, verkleidet als Betreiber eines kleinen Wanderkinos, seinem Großvater
Tartüff als Film vor. Der Schock der Erkenntnis stellt sich in dem Moment ein, als auch
ein Giftfläschchen in der Handtasche der Haushälterin entdeckt wird.
Giuseppe Becce, Komponist der historischen Originalmusik, war es wichtig, die
Technik des Leitmotivs aus der Oper auf den Film zu übertragen, erweitert durch LeitZitate bekannter Melodien und Anspielungen auf andere Musiken. Ganz eigen erscheint
bei ihm auch der Anspruch, äußere und innere Haltungen durch eine stark gestische
Musik auszudrücken und durch rezitativische Passagen eine kommentierende
Handlungsebene einzuziehen. Viele Kritiker sahen nach der Premiere darin etwas
bahnbrechend Neues. Die Rekonstruktion der Musik durch Detlev Glanert erfolgte auf
Grundlage des Klavierauszugs, der im Deutschen Filminstitut erhalten ist, und der von
Detlev Glanert neu orchestriert und ergänzt wurde.
Ab 22:30 Uhr Party mit Swing-DJ Stephan Wuthe
Sa, 17. Oktober 2015, 14-18 Uhr
Symposium des Stadtmuseums Berlin und der Komischen Oper Berlin
Bühne–Tanz–Vergnügungswahn
Das Symposium beleuchtet die einmalige Vergnügungs- und Massenkultur im Berlin
der 1920er-Jahre: Was änderte sich im Vergleich zum Kaiserreich? Inwiefern trugen
Tanzpaläste, Kino, Varieté, Revue, Operette, Rundfunk und die neuen Aufnahmetechniken zum Funkeln dieser Jahre bei? Wo befanden sich die Vergnügungsorte, die
Theater, Kinos und Partymeilen? Wie funktionierte der Musik- und Kulturtransfer aus
den USA? Und aus welchen Milieus stammten die Vergnügungssüchtigen? Diesen und
weiteren Fragen wird in verschiedenen Vorträgen und Diskussionen, anhand konkreter
Film-, Ton- oder Tanzbeispiele nachgegangen.
Mit Daniel Morat, Kerstin Lange, Stefan Wuthe, Karl-Heinz Steinle, Simon Berger, Nina Goslar
Die Schlussdiskussion moderiert Knut Elstermann (radioeins).
Karten
Kino Varieté: 15 € / 11 € (ermäßigt) pro Film
Ein Film-Ticket (Regeneration oder Tartüff) berechtigt zum freien Eintritt in
das Symposium und die Party mit DJ am 17. Oktober.
Kombi-Ticket nur für das Symposium und/oder die Party (ohne einen Film): 5 €
Kartentelefon (030) 47 99 74 00
Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr | So- und Feiertage: 14 bis 20 Uhr
[email protected]
www.komische-oper-berlin.de
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