Studierende coachen Jungunternehmerinnen und -unternehmer Bachelor Thesis 2009 Auftraggeber: Stiftung GBB/HWV, Herr Daniel Friedmann Autor: Andreas Karpf, Christian Ryf Dozent: Prof. Dr. Florian Blumer Ort, Datum: Basel, 21. Juli 2009 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Ehrenwörtliche Erklärung Wir versichern, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt haben. Die wörtlich oder inhaltlich den im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmitteln entnommenen Stellen sind in der Arbeit als Zitat bzw. Paraphrase kenntlich gemacht. Diese Bachelorarbeit ist noch nicht veröffentlicht worden. Sie ist somit weder anderen Interessenten zugänglich gemacht, noch einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Basel, 21. Juli 2009 Andreas Karpf Christian Ryf I Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Management Summary Um für den Schritt in die Selbständigkeit ausreichend gerüstet zu sein, hat sich ein angehender Unternehmer grundsätzlich mit acht Themenbereichen auseinanderzusetzen – Unternehmertum, Businessplan, Rechtsformen, Finanzen, Marketing, Risikomanagement & Versicherungen, Standort & Infrastruktur sowie Personalwesen. Die nachfolgende Arbeit, welche als theoretische Grundlage für eine von Studierenden betreuten Beratungsfirma dienen soll, geht auf jeden einzelnen dieser acht Themenbereiche genauer ein. So erhält der Leser detaillierte Informationen darüber, welche persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten ein angehender Unternehmer mitbringen sollte, welche massgebenden Überlegungen und Abklärungen er vorab zu treffen hat oder welche signifikanten Unterschiede die einzelnen Rechtsformen aufweisen. Entschliesst sich jemand zur Selbständigkeit, ist es bereits vor der Gründung unabdingbar, dass sich diese Person Gedanken zur eigenen Marktleistung und allen damit zusammenhängenden Marketing-Faktoren macht. Hat man erst einmal Klarheit betreffend der eigenen Positionierung im Markt, fällt es anschliessend auch einfacher, sich mit den Finanzierungsaspekten zu befassen. Darüber hinaus erhält der Leser Informationen zur Buchhaltung und zum Controlling und damit verbundenen Vorschriften. Weiter birgt der Schritt in die Selbständigkeit immer die Gefahr, dass sich der angehende Unternehmer nicht oder nur ungenügend gegen potenzielle Risiken absichert. Wie man derartige Risiken identifiziert und analysiert und wie darauf reagiert werden kann, wird im Abschnitt Risikomanagement und Versicherungen detaillierter betrachtet. Zudem wird in diesem Abschnitt genauer auf die obligatorischen und nicht obligatorischen, aber dennoch dringend zu empfehlenden, Versicherungen und die entsprechenden Beitragssätze eingegangen. Die Standortwahl des Unternehmens stellt eine weitere wichtige Entscheidung in der Phase der Unternehmensgründung dar. Mittels einer eingehenden Standortanalyse kann das unternehmerische Risiko dabei zusätzlich eingedämmt werden. Jedoch führt auch die beste Organisation und die optimalste Standortwahl ein Unternehmen nicht zum Erfolg, wenn es demotiviertes oder fachlich unqualifiziertes Personal in den eigenen Reihen beschäftigt. Aus diesem Grund wird im Abschnitt Personalwesen auf die verschiedenen Faktoren eingegangen, welche es bei der Personalrekrutierung zu beachten gilt. Neben den beschriebenen Themenabschnitten, welche jeweils zusätzlich durch Vorlagen und Muster ergänzt werden, ist es auch wichtig zu sehen, in welchen Themenbereichen der angehende Unternehmer noch Wissensdefizite aufweist. Diese Wissenslücken können mittels der eigens dafür erstellten Checklisten lokalisiert und anschliessend gezielt angegangen werden. Da jedoch die acht themenspezifischen Abschnitte unmöglich auf alle Probleme und FragestellunII Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 gen rund um das Thema Selbständigkeit eingehen können, wird den Studierenden in beratender Funktion als unterstützendes Dokument ein Factsheet mit weiterführende Informationen in Form von Literaturhinweisen, informativen Webpages und Adressdaten zu jedem der acht Themenbereiche zur Verfügung gestellt. III Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Inhaltsverzeichnis Ehrenwörtliche Erklärung .................................................................................................................I Management Summary ...................................................................................................................II Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................................... IV Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................. XII Tabellenverzeichnis ..................................................................................................................... XIII Abkürzungsverzeichnis................................................................................................................. XV 1 2 Einleitung ...............................................................................................................................1 1.1 Problemstellung ............................................................................................................1 1.2 Zielsetzung ....................................................................................................................1 1.3 Methodisches Vorgehen................................................................................................1 Das Unternehmertum .............................................................................................................3 2.1 2.2 Vor der Unternehmensgründung ...................................................................................3 2.1.1 Wichtige Grundüberlegungen ............................................................................3 2.1.2 Persönliche Standortanalyse .............................................................................3 2.1.3 Anforderungsprofil an den angehenden Unternehmer ......................................5 Die Unternehmensgründung .........................................................................................7 2.2.1 Von der Vision zur Realität ................................................................................7 2.2.2 Wege in die Selbständigkeit ..............................................................................8 2.2.2.1 Neugründung ......................................................................................8 2.2.2.2 Übernahme ..........................................................................................8 2.2.2.3 Spin-Off ...............................................................................................9 2.2.2.4 Franchising ........................................................................................ 10 2.2.2.5 Agent ................................................................................................. 10 2.2.2.6 Alleinvertreter .................................................................................... 11 2.2.2.7 Mischform zwischen Selbständigkeit und Anstellungsverhältnis ........ 12 3 Businessplan ........................................................................................................................ 13 IV Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.1 Was ist ein Businessplan? .......................................................................................... 13 3.2 Nutzen und Zweck eines Businessplans ..................................................................... 13 3.3 Adressaten eines Businessplans ................................................................................. 14 3.4 Was gilt es bei der Erstellung eines Businessplans zu beachten? ............................... 14 3.5 Grundregeln zur Form ................................................................................................. 15 3.6 Aufbau eines Businessplans ...................................................................................... 16 3.6.1 Zusammenfassung .......................................................................................... 17 3.6.2 Unternehmung ................................................................................................ 18 3.6.3 Produkte/Dienstleistungen ............................................................................... 19 3.6.4 Märkte ............................................................................................................. 20 3.6.5 Konkurrenz ...................................................................................................... 21 3.6.6 Marketing ........................................................................................................ 22 3.6.7 Standort/Herstellung/Administration ................................................................ 23 3.6.8 Organisation/Management .............................................................................. 24 3.6.9 Risikoanalyse .................................................................................................. 25 3.6.10 Finanzplanung ................................................................................................. 26 3.6.11 Finanzierung ................................................................................................... 28 3.6.12 Zeitplan .......................................................................................................... 28 4 Rechtsformen ....................................................................................................................... 29 4.1 4.2 Einzelfirma .................................................................................................................. 30 4.1.1 Merkmale einer Einzelfirma? ........................................................................... 30 4.1.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? ........................................................ 30 4.1.3 Was sind die Vorteile der Einzelfirma? ............................................................ 30 4.1.4 Was sind die Nachteile der Einzelfirma? ......................................................... 31 Kollektivgesellschaft .................................................................................................... 31 4.2.1 Merkmale einer Kollektivgesellschaft? ............................................................. 31 4.2.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? ........................................................ 31 V Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 4.3 4.4 5 4.2.3 Was sind die Vorteile der Kollektivgesellschaft? .............................................. 32 4.2.4 Was sind die Nachteile der Kollektivgesellschaft? ........................................... 32 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) .......................................................... 32 4.3.1 Merkmale einer GmbH .................................................................................... 32 4.3.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? ........................................................ 33 4.3.3 Was sind die Vorteile einer GmbH? ................................................................. 33 4.3.4 Was sind die Nachteile einer GmbH? .............................................................. 33 Aktiengesellschaft (AG) ............................................................................................... 34 4.4.1 Merkmale einer AG ......................................................................................... 34 4.4.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? ........................................................ 34 4.4.3 Was sind die Vorteile einer AG? ...................................................................... 35 4.4.4 Was sind die Nachteile einer AG? ................................................................... 35 Finanzen .............................................................................................................................. 36 5.1 Finanzierungskonzept ................................................................................................. 36 5.1.1 Budgetplanung ................................................................................................ 36 5.1.2 Kapitalbedarfsplanung ..................................................................................... 37 5.1.2.1 Kapital für Unternehmensgründung ................................................... 38 5.1.2.2 Kapital zur Betriebsführung ................................................................ 38 5.1.2.3 Kapital für zusätzliche Investitionen ................................................... 38 5.1.3 Liquiditätsplanung ........................................................................................... 38 5.1.4 Finanzierungsplan ........................................................................................... 39 5.1.4.1 Eigenfinanzierung – Family, Friends and Fool ................................... 40 5.1.4.2 Fremdfinanzierung – Kapital von Dritten ............................................ 42 5.2 Kalkulation .................................................................................................................. 43 5.2.1 Kostenträgerrechnung ..................................................................................... 43 5.2.1.1 Herstellkosten .................................................................................... 44 5.2.1.2 Selbstkosten ...................................................................................... 44 VI Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.2.1.3 Nettoerlös .......................................................................................... 44 5.2.2 Deckungsbeitragsrechnung ............................................................................. 44 5.2.2.1 Variable Kosten ................................................................................. 45 5.2.2.2 Fixe Kosten........................................................................................ 45 5.2.2.3 Deckungsbeitragsberechnung ........................................................... 45 5.2.3 Investitionsrechnungen ................................................................................... 46 5.2.3.1 Statische Verfahren ........................................................................... 46 5.2.3.2 Dynamische Verfahren ...................................................................... 47 5.2.4 Kennzahlen .................................................................................................... 48 5.2.4.1 Liquiditätskennzahlen ........................................................................ 48 5.2.4.2 Anlagedeckungsgrade ....................................................................... 49 5.2.4.3 Eigen- / Fremdfinanzierungsgrad & Verschuldungsgrad .................... 49 5.2.4.4 Rentabilitätskennzahlen ..................................................................... 50 5.2.4.5 Umschlagsätze .................................................................................. 50 5.3 5.4 Buchhaltung ................................................................................................................ 51 5.3.1 Gliederung der Bilanz und der Erfolgsrechnung .............................................. 52 5.3.2 Buchführungsvorschriften ................................................................................ 53 5.3.3 Revisionspflicht ............................................................................................... 54 5.3.4 Auslagerung der Buchhaltung ......................................................................... 55 Steuern ....................................................................................................................... 55 5.4.1 Besteuerung von natürlichen Personen und Personengesellschaften ............. 57 5.4.1.1 Einkommenssteuer ............................................................................ 57 5.4.1.2 Vermögenssteuer .............................................................................. 57 5.4.2 Besteuerung von Kapitalgesellschaften ........................................................... 57 5.4.2.1 Gewinnsteuer .................................................................................... 58 5.4.2.2 Kapitalsteuer...................................................................................... 58 5.4.3 Mehrwertsteuer (MWST) ................................................................................. 58 VII Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.4.3.1 Wann ist man MWST-Pflichtig? ......................................................... 59 5.4.3.2 Berechnung der Steuerlast nach effektivem Entgelt........................... 59 5.4.3.3 Berechnung der Steuerlast nach der Saldosteuersatzmethode.......... 60 6 Marketing ............................................................................................................................. 62 6.1 Das Marketingkonzept................................................................................................. 62 6.1.1 Die Situationsanalyse ...................................................................................... 63 6.1.1.1 Die Marktanalyse ............................................................................... 63 6.1.1.2 Die Konkurrenzanalyse ...................................................................... 64 6.1.1.3 Die Unternehmensanalyse ................................................................. 64 6.1.1.4 Die Diagnose (SWOT-Analyse) ........................................................ 64 6.1.2 Die Marketingziele .......................................................................................... 65 6.1.3 Die Marketingstrategie..................................................................................... 65 6.1.3.1 Marktwahl ......................................................................................... 65 6.1.3.2 Marktsegmentierung .......................................................................... 66 6.1.3.3 Segmentwahl ..................................................................................... 66 6.1.3.4 Positionierung .................................................................................... 67 6.1.3.5 Marketingstrategien ........................................................................... 68 6.1.4 Der Marketing-Mix ........................................................................................... 68 6.1.4.1 Das Produkt ...................................................................................... 69 6.1.4.2 Der Preis .......................................................................................... 70 6.1.4.3 Die Promotion .................................................................................... 70 6.1.4.4 Die Platzierung .................................................................................. 71 6.1.5 7 Das Marketing-Controlling .............................................................................. 72 Risikomanagement & Versicherungen.................................................................................. 73 7.1 Risikomanagement ..................................................................................................... 73 7.1.1 Risikoidentifikation........................................................................................... 73 7.1.2 Risikoanalyse .................................................................................................. 74 VIII Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.1.3 7.2 Risikobewältigung ........................................................................................... 75 Versicherungen ........................................................................................................... 76 7.2.1 Personen- und Sozialversicherungen .............................................................. 76 7.2.2 Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) ............................................... 77 7.2.3 Invalidenversicherung (IV) ............................................................................... 77 7.2.4 Erwerbsersatzordnung (EO) inkl. Mutterschaft ................................................ 77 7.2.5 Familienzulagen .............................................................................................. 78 7.2.6 Arbeitslosenversicherung (ALV) ...................................................................... 78 7.2.7 Pensionskasse – die berufliche Vorsorge (BVG) ............................................. 78 7.2.8 Berufsunfall ..................................................................................................... 79 7.2.9 Krankenversicherung ...................................................................................... 79 7.2.10 Private Selbstvorsorge .................................................................................... 80 7.2.11 Beitragssätze für Arbeitgeber und mögliche Versicherer ................................ 80 7.2.12 Beitragssätze für Arbeitnehmer und mögliche Versicherer ............................. 81 7.2.13 Beitragssätze für selbständig Erwerbende und mögliche Versicherer ............. 82 7.3 7.4 8 Sachversicherung im Unternehmen ............................................................................ 82 7.3.1 Gebäudeversicherung ..................................................................................... 83 7.3.2 Versicherung für Fahrhabe .............................................................................. 83 7.3.3 Betriebsunterbrechungsversicherung .............................................................. 84 7.3.4 Technische Versicherungen ............................................................................ 84 7.3.5 Transportversicherung..................................................................................... 85 7.3.6 Motorfahrzeugversicherung ............................................................................. 85 Vermögensversicherungen im Unternehmen .............................................................. 85 7.4.1 Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung .................................................... 85 7.4.2 Rechtsschutzversicherung .............................................................................. 86 7.4.3 Kautionsversicherung ...................................................................................... 86 Standort & Infrastruktur ........................................................................................................ 87 IX Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 8.1 9 Standort ...................................................................................................................... 87 8.1.1 Allgemeine Kriterien für die Standortwahl ........................................................ 87 8.1.2 Wichtige Kriterien für die Standortwahl im Dienstleistungsbereich ................... 88 8.1.3 Wichtige Kriterien für die Standortwahl im Produktionsbereich ........................ 88 8.2 Infrastruktur ................................................................................................................. 88 8.3 Technoparks ............................................................................................................... 89 Personalwesen ..................................................................................................................... 91 9.1 9.2 9.3 Mitarbeiter ................................................................................................................... 91 9.1.1 Vollzeitmitarbeiter ............................................................................................ 91 9.1.2 Teilzeitmitarbeiter ............................................................................................ 91 9.1.3 Aushilfe ........................................................................................................... 92 9.1.4 Ehe- oder Lebenspartner................................................................................. 92 9.1.5 Ausländische Mitarbeiter ................................................................................. 92 9.1.6 Lehrlinge ......................................................................................................... 92 Rechte und Pflichten als Arbeitgeber ......................................................................... 93 9.2.1 Gehalt ............................................................................................................. 93 9.2.2 Arbeitszeit ....................................................................................................... 93 9.2.3 Urlaub ............................................................................................................. 93 9.2.4 Kündigung ....................................................................................................... 93 Personalrekrutierung ................................................................................................... 94 9.3.1 Vorbereitungsphase ........................................................................................ 95 9.3.1.1 Inserate ............................................................................................. 95 9.3.1.2 Personaldienstleister ......................................................................... 95 9.3.1.3 Regionale Arbeitsvermittlung (RAV)................................................... 96 9.3.2 Selektionsphase .............................................................................................. 96 9.3.3 Entscheidungsphase ....................................................................................... 97 9.3.4 Nachbereitungsphase ..................................................................................... 97 X Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 9.4 Personalführung .......................................................................................................... 97 9.4.1 Personalleitbild ................................................................................................ 98 9.4.2 Ziele gemeinsam definieren ............................................................................ 98 Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 99 XI Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1: Anforderungsprofil an den Jungunternehmer ...........................................................5 Abbildung 2-2: Von der Vision zur Realität ......................................................................................7 Abbildung 3-1: Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Unternehmensgründung ............................... 13 Abbildung 3-2: Adressaten eines Businessplans ........................................................................... 14 Abbildung 3-3: Aufbau eines Businessplans .................................................................................. 16 Abbildung 3-4: Unternehmensrisiken ............................................................................................. 25 Abbildung 3-5: Aufbau der langfristigen Finanzplanung ................................................................. 27 Abbildung 5-1: Kalkulationsschema ............................................................................................... 43 Abbildung 5-2: Schema der Revisionspflicht ................................................................................. 54 Abbildung 5-3: Schema der MWST-Pflicht..................................................................................... 59 Abbildung 6-1: Situationsanalyse .................................................................................................. 63 Abbildung 6-2: Marktwahl .............................................................................................................. 66 Abbildung 6-3: Marketing-Mix ........................................................................................................ 69 Abbildung 6-4: Absatzwege ........................................................................................................... 71 Abbildung 6-5: Das Marketing-Controlling ..................................................................................... 72 Abbildung 7-1: Risikoanalysematrix ............................................................................................... 74 XII Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Tabellenverzeichnis Tabelle 2-1: Persönliche Standortanalyse .......................................................................................4 Tabelle 2-2: Neugründung: Vor- und Nachteile ................................................................................8 Tabelle 2-3: Übernahme: Vor- und Nachteile...................................................................................9 Tabelle 2-4: Spin-Off: Vor- und Nachteile ........................................................................................9 Tabelle 2-5: Franchising: Vor- und Nachteile ................................................................................. 10 Tabelle 2-6: Agent: Vor- und Nachteile .......................................................................................... 11 Tabelle 2-7: Alleinvertreter: Vor- und Nachteile ............................................................................. 12 Tabelle 2-8: Mischform zwischen Selbständigkeit und Anstellungsverhältnis ................................ 12 Tabelle 3-1: Kontrollliste Zusammenfassung ................................................................................. 17 Tabelle 3-2: Kontrollliste Unternehmung ........................................................................................ 18 Tabelle 3-3: Kontrollliste Produkte/Dienstleistungen ...................................................................... 19 Tabelle 3-4: Kontrollliste Märkte .................................................................................................... 20 Tabelle 3-5: Kontrollliste Konkurrenz ............................................................................................. 21 Tabelle 3-6: Kontrollliste Marketing ............................................................................................... 22 Tabelle 3-7: Kontrollliste Standort/Herstellung/Administration........................................................ 23 Tabelle 3-8: Kontrollliste Organisation/Management ..................................................................... 24 Tabelle 3-9: Instrumente der langfristigen Finanzplanung ............................................................. 26 Tabelle 3-10: Instrumente der kurzfristigen Finanzplanung ........................................................... 26 Tabelle 3-12: Kontrollliste Zeitplan ................................................................................................ 28 Tabelle 5-1: Unterdeckung & Debitorenverluste ............................................................................ 39 Tabelle 5-2: Finanzierungsplan ..................................................................................................... 40 Tabelle 5-3: Eigenfinanzierung ...................................................................................................... 41 Tabelle 5-4: Fremdfinanzierung ..................................................................................................... 43 Tabelle 5-5: Steuerunterschiede.................................................................................................... 56 Tabelle 5-6: Steuerhoheit .............................................................................................................. 56 Tabelle 5-7: Effektives Entgelt ....................................................................................................... 60 XIII Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Tabelle 5-8: Saldosteuersatzmethode ........................................................................................... 61 Tabelle 6-1: Marketingziele ........................................................................................................... 65 Tabelle 6-2: Marktsegmentierung .................................................................................................. 66 Tabelle 6-3: Positionierung ............................................................................................................ 68 Tabelle 6-4: Marketingstrategien ................................................................................................... 68 Tabelle 7-1 Gefahrenliste 1 ........................................................................................................... 74 Tabelle 7-2: Risikomassnahmen ................................................................................................... 75 Tabelle 7-3: Gefahrenliste 2 .......................................................................................................... 75 Tabelle 7-4: Beitragssätze für Arbeitgeber..................................................................................... 81 Tabelle 7-5: Beitragssätze Arbeitnehmer ....................................................................................... 81 Tabelle 7-6: Beitragssätze für selbständig Erwerbende ................................................................. 82 Tabelle 7-7: Unterschiede Fahrhabe ............................................................................................. 83 Tabelle 7-8 Technische Versicherungen ....................................................................................... 84 Tabelle 8-1: Allgemeine Kriterien für die Standortwahl .................................................................. 87 Tabelle 8-2: Wichtige für die Standortwahl im Dienstleistungsbereich ........................................... 88 Tabelle 8-3: Wichtige Kriterien für die Standortwahl ...................................................................... 88 Tabelle 8-4: Allgemein benötigte Inventargegenstände ................................................................. 89 Tabelle 8-5: Inventargegenstände im Produktionsbereich ............................................................. 89 Tabelle 9-1: Kündigungsfristen ...................................................................................................... 94 Tabelle 9-2: Selektionspunkte ....................................................................................................... 96 XIV Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Abkürzungsverzeichnis AG Aktiengesellschaft AHV Alters- und Hinterlassenenversicherung ALV Arbeitslosenversicherung BVG Berufliche Vorsorge CAD Computer Aided Design CRM Customer Relationship Management EDV Elektronische Datenverwaltung EK Eigenkapital EO Erwerbsersatzordnung ESTV Eidgenössische Steuerverwaltung FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz FK Fremdkapital FlüMi Flüssige Mittel GBB Gesellschaft Basler Betriebsökonomen HWV/FH GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GV Generalversammlung IV Invalidenversicherung MWST Mehrwertsteuer OR Obligationenrecht POS Point of Sale ROA Return on Assets ROE Return on Equity UAP Unique Advertising Proposition USP Unique Selling Proposition UVG Unfallversicherung XV Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 1 1.1 Einleitung Problemstellung Das Betriebsökonomiestudium an der Fachhochschule Nordwestschweiz ist im Vergleich zum universitären Studium stärker praxisorientiert. Bis heute gibt es jedoch noch kein Modul und keine Stelle innerhalb der FHNW Basel, wo eine 1:1-Umsetzung der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, speziell im Bereich der Beratung, der Realisierung und des Coachings im Berufsalltag angewendet werden. Damit Studenten künftig ihre erlangten Fähigkeiten des Studiums direkt in die Praxis umsetzen können, plant die „Stiftung GBB/HWV“ den Aufbau einer Organisation oder einer Firma "Studierende als Unternehmer", durch welche Jungunternehmerinnen und –unternehmer von Studierenden in der Gründungs- und Aufbauphase beraten und gecoacht werden. So erhalten die Studierenden die Chance, ihr fachliches Wissen praktisch umzusetzen und wertvolle Erfahrung zu sammeln. Auf der anderen Seite soll der Jungunternehmer gerade in der kostspieligen Gründungsphase von der kostengünstigen Beratung und Unterstützung in der Startphase respektive dem Aufbau der Unternehmung auf wichtige Themen aufmerksam gemacht werden. 1.2 Zielsetzung Der Unternehmung „Studierende als Unternehmer“ fehlen zur gezielten Beratung jedoch noch einheitliche Informationen, welche die wichtigen betriebswirtschaftlichen Themen während der Aufbauphase genauer erläutern. Das Ziel dieser Bachelorarbeit besteht darin, die wichtigen betriebswirtschaftlichen Themenbereiche für die Studenten in einer einfachen, übersichtlichen und klar verständlichen Form aufzubereiten. Zusätzlich sollen die Studierenden in beratender Funktion über weitere Möglichkeiten der Informationsbeschaffung in den entsprechenden Themenbereichen informiert werden, um Jungunternehmern auch bei komplexeren Fällen weiterhelfen zu können. 1.3 Methodisches Vorgehen Um die gegebene Zielsetzung bestmöglich zu erfüllen, wurden als Basis der Arbeit acht Themenabschnitte zu den Themen, welche für die Gründung einer Unternehmung von grösster Bedeutung sind, ausgearbeitet – Unternehmertum, Businessplan, Rechtsformen, Marketing, Finanzen, Risikomanagement & Versicherungen, Personalwesen sowie Standort & Infrastruktur. Diese Themenabschnitte basieren auf relevanter Fachliteratur und aus Informationen aus dem Internet. Bei der Erstellung dieser Themenabschnitte wurde zudem darauf geachtet, im Anhang entsprechende 1 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Vorlagen und Muster zu integrieren, welche dem Leser einen besseren Praxisbezug vermitteln sollen. Im Anschluss an die Erstellung der Themenabschnitte wurde für jeden Themenbereich zusätzlich eine Checkliste erarbeitet. Diese beinhaltet jeweils relevante Fragen zum betreffenden Themengebiet und erlaubt es dem Studierenden in beratender Funktion beim ersten Treffen mit dem Kunden eine genaue Bedürfnisabklärung vorzunehmen und allfällige Wissensdefizite zu lokalisieren. Da die Themenabschnitte jedoch nur die wichtigsten Themenschwerpunkte behandeln, besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich nicht auf Anhieb eine passende Antwort auf eine spezifische Frage finden lässt. Aus diesem Grund wurde pro Themenabschnitt ein Factsheet erarbeitet, welches weiterführende Informationen in Form von Literaturhinweisen, Webpages und nützlichen Adressen enthält. Alle zuvor genannten Dokumente - Themenabschnitte, Checklisten und Factsheets - sind grundsätzlich nicht zur Abgabe an die angehenden Jungunternehmer vorgesehen. Deshalb wurde zudem eine Zusammenfassung erstellt, welche dem potenziellen Jungunternehmer die verschiedenen Themengebiete aufzeigt und ihn dazu animiert, sich beraten zu lassen. Die acht Themenabschnitte der vorliegenden Arbeit stützen sich inhaltlich vorwiegend auf die folgenden drei Bücher: „Ich mache mich selbständig“, Winistörfer Norbert; „Meine Firma“, Roth Erwin; *Selbständig“, Junge Basler Wirtschaftskammer. 2 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 2 Das Unternehmertum 2.1 Vor der Unternehmensgründung 2.1.1 Wichtige Grundüberlegungen Selbständig und als Jungunternehmer unabhängig zu sein, ist für viele Berufstätige ein Lebensziel. Jedoch ist die Vorstellung der Selbständigkeit oft von falschen Erwartungen geprägt und der Weg dorthin kann sehr steinig sein: Ein Jungunternehmer arbeitet durchschnittlich 60-80 Stunden pro Woche und unterliegt nicht dem Arbeitsschutzgesetz. Die 42-Stundenwoche, die man als Angestellter kennt, gehört der Vergangenheit an. Vor allem während den ersten Jahren der Selbständigkeit muss der Unternehmer wohl oder übel auf einen beachtlichen Teil seiner Ferien und seiner Freizeit verzichten. Auch die Wochenenden müssen immer mal wieder für das Unternehmen geopfert werden. Der Umgang mit dem existentiellen Druck kann vor allem in der Anfangsphase eine Belastungsprobe für das persönliche Umfeld des angehenden Unternehmers darstellen. Das monatliche Salär muss von nun an selbst erarbeitet werden, und wird nicht mehr vom Arbeitgeber am Ende des Monats auf das Bankkonto überwiesen. In aller Regel müssen sich Jungunternehmer in den ersten zwei bis drei Jahren mit einem vergleichsweise niedrigeren Einkommen zufrieden geben. 2.1.2 Persönliche Standortanalyse Mittels einer persönlichen Standortanalyse erhält der angehende Unternehmer Klarheit über seine gegenwärtige Situation und soll sich seiner Stärken und Schwächen bewusst werden. Die Standortanalyse soll dem angehenden Unternehmer Illusionen nehmen, Realitäten aufzeigen und ihn zum Nachdenken animieren, damit er die richtigen Entscheide für die Zukunft trifft. 1 (Vgl. Muster & Vorlagen Unternehmertum: Persönliche Standortanalyse) Bei der persönlichen Standortanalyse sollte sich der angehende Unternehmer folgende Fragen stellen: 1 Winistörfer, Norbet (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 3 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Kenne ich mich selber und weiss ich, wer ich bin? Persönliches Lebensgefühl Gesundheit Lebensenergie Zufriedenheit Persönliche Fähigkeiten Stärken und Schwächen Umgang mit Stresssituationen Weiss ich, was ich will? Motivation und persönlicher Antrieb Setzen von Zielen Was ist der Grund, warum ich mich selbständig machen will? Selbstverwirklichung Zu wenig Eigenkompetenz, fehlende Unabhängigkeit Differenzen mit dem Vorgesetzten Unterforderung Eingeschränkter Freiraum für Kreativität Bin ich für die Selbständigkeit geeignet? Lebens- und Berufserfahrung Branchenkenntnisse Betriebswirtschaftliches Know-how Bestehendes Beziehungsnetz Führungs- und Fachkompetenz Wie steht mein Umfeld zu meiner Selbständigkeit? Unterstützung durch Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde Bin ich bereit, ein finanzielles Risiko einzugehen? Kein regelmässiges und gesichertes Einkommen Verfügbarkeit eines finanziellen Polsters, um auch ohne Banken/Kapitalgeber auszukommen Weitere Einkommensquellen zur Sicherung des Lebensunterhaltes Tabelle 2-1: Persönliche Standortanalyse 4 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 2.1.3 Anforderungsprofil an den angehenden Unternehmer 2 Der Weg in die Selbständigkeit eröffnet viele Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist jedoch wichtig, dass der angehende Unternehmer einen gewissen „Rucksack“ an Fähigkeiten und Erfahrung mitbringt. Je mehr Kenntnisse der angehende Unternehmer in folgenden Bereichen hat, desto höher ist die Chance, dass er sich als Unternehmer behaupten wird: Abbildung 2-1: Anforderungsprofil an den Jungunternehmer 2 Prof. Fischer, Werner; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Entrepreneurship, Herbstsemester 2008 5 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Betriebswirtschaftliches Know-how Der Unternehmer verfügt über die nötigen betriebswirtschaftlichen Kompetenzen, vor allem im Bereich Finanz- und Rechnungswesen, und ist sich zielorientiertes unternehmerisches Vorgehen gewohnt. Soziale Kompetenz Der Unternehmer ist eine kontaktfreudige und kommunikative Persönlichkeit, verfügt über gute Erfahrung im Umgang mit Menschen und weiss sich kundenorientiert zu verhalten. Risikobereitschaft Der Unternehmer muss bereit sein, die Gratwanderung zwischen kalkulierbarem und hohem Risiko bewusst einzugehen. Lässt er sich nur auf kalkulierbare Risiken ein, verliert er zwar nicht viel, kann aber meist auch nur wenig gewinnen. Pokert er hingegen zu hoch, kann er alles verlieren. Demnach ist eine gesunde Risikobereitschaft am erfolgversprechendsten. Emotionale Stabilität Der Unternehmer ist aussergewöhnlichen Stresssituationen und Mehrbelastungen gewachsen und lässt sich durch Misserfolge nicht vom Weg abbringen. Leistungsorientierung Der Unternehmer kann sich mit seiner Arbeit vollkommen identifizieren, stellt hohe Anforderungen an sich selbst und setzt sich Ziele, die nur durch eine hohe Leistungsbereitschaft zu erreichen sind. Dazu gehört auch das kontinuierliche Streben nach Verbesserung. Eigeninitiative Der Unternehmer ist stets aktiv und handelt aus eigenem Antrieb. Er ist sich seiner Verantwortung bewusst und bleibt auch nach einem Misserfolg handlungsorientiert. Unabhängigkeitsstreben Der Unternehmer verfügt über ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Unabhängigkeit. Dazu gehört ein unerschütterlicher Glaube an die eigenen Einflussmöglichkeiten und an den Erfolg der eigenen Geschäftsidee. 6 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 2.2 2.2.1 Die Unternehmensgründung Von der Vision zur Realität Nachdem sich der angehende Unternehmer einer intensiven Selbstanalyse unterzogen hat, die Geschäftsidee eine gewisse Reifezeit durchlaufen hat und hitzige Diskussionen mit Freunden geführt wurden, ist es an der Zeit, die weitere Entwicklung voranzutreiben. Abbildung 2-2: Von der Vision zur Realität 7 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 2.2.2 Wege in die Selbständigkeit 2.2.2.1 Neugründung 3 Bei einer Neugründung beginnt der Unternehmer in allen Bereichen bei Null. Einerseits geht damit ein gewisses Risiko einher, da der zukünftige Erfolg nur schwer abschätzbar ist. Märkte müssen zuerst analysiert und entwickelt werden, Beziehungen zu Kunden und Lieferanten aufgebaut und eine solide Finanzierung für die ersten Jahre sichergestellt werden. Andererseits muss sich der Unternehmer auch damit auseinandersetzen, welche Rechtsform das zu gründende Unternehmen haben soll. Ist diese schwierige Phase erstmals überstanden, bietet eine Neugründung auch eine Vielzahl von Chancen: Das Unternehmen kann von Beginn an nach den eigenen Vorstellungen gestaltet und aufgebaut werden. Zudem können Risiken, die beim Kauf eines bestehenden Unternehmens eventuell noch anhaften würden, komplett ausgeschlossen werden. Vorteile Nachteile Möglichkeit zur Verwirklichung der eigenen Ideen Beachtlicher organisatorischer und administrativer Aufwand Firmenimage kann von Grund auf aufgebaut werden Gefahr, sich bei der Flut von anstehenden Aufgaben nicht zurechtzufinden Altlasten müssen nicht übernommen werden Risikoreichste Variante der Selbständigkeit Tabelle 2-2: Neugründung: Vor- und Nachteile 2.2.2.2 Übernahme Bei einem Unternehmenskauf wird ein bestehendes Unternehmen vom bisherigen Inhaber übernommen. Generell kann gesagt werden, dass ein Unternehmenskauf mit einigen komplexen und umfangreichen Aufgaben wie der Bewertung der Unternehmung und der Kaufpreisermittlung verbunden ist. Verfügt der potenzielle Käufer nicht über das nötige betriebswirtschaftliche “Know-how“ ist es ratsam, einen Treuhänder oder einen Unternehmensberater beizuziehen. Zwei Varianten der Übernahme sind der “Management Buyout“ (MBO) und der “Management BuyIn“ (MBI). Während der Käufer beim MBO nicht von ausserhalb kommt, sondern das Unternehmen als ehemaliger Mitarbeiter aus den eigenen Reihen übernimmt, kaufen beim MBI externe Manager das Unternehmen. (Vgl. Muster & Vorlagen Unternehmertum: Checkliste Firmenübernahme) 3 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 8 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Vorteile Nachteile Struktur, Image und Know-how können übernommen werden. Die Übernahme ist mit komplexen Aufgaben verbunden. Sofern das zu kaufende Unternehmen ertragsreich ist, lässt es sich einfach Geldgeber finden. Bestehende Kunden- und Lieferantenbeziehungen können übernommen werden. Es besteht die Gefahr, dass der Käufer zu viel bezahlt. Firmenaltlasten können die Entwicklung der Unternehmung nach Übernahme behindern. Tabelle 2-3: Übernahme: Vor- und Nachteile 2.2.2.3 Spin-Off Bei einem Spin-Off wird ein Teil (z.B. eine Betriebsabteilung) von einem Unternehmen abgespaltet und als selbständige Einheit in eine neue, eigene Rechtsform überführt. In der Praxis übernimmt dabei oft einer der leitenden Mitarbeiter auch die Führung des neuen Unternehmens. Ein Spin-Off ist vor allem Personen zu empfehlen, die bereits im Kader des abspaltenden Unternehmens vertreten waren und über das erforderliche Know-how und unternehmerisches Denken verfügen. Das neu gegründete Unternehmen kann von Beginn an mit Aufträgen rechnen, da es diese weiterhin vom Mutterhaus erhält. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Unternehmen deshalb keine neuen Kunden akquirieren muss. Ganz im Gegenteil, denn schliesslich sollte es auch das Ziel der neu gegründeten Unternehmung sein, die Abhängigkeit vom Mutterhaus so bald wie möglich zu reduzieren. Aus Sicht des Mutterhauses besteht der Vorteil eines Spin-Offs darin, dass sich dieses fortan auf das Kerngeschäft konzentrieren kann und durch die Auslagerung der Abteilung die Fixkosten gesenkt werden können. Vorteile Nachteile Das Mutterhaus versorgt das neu gegründete Unternehmen mit Aufträgen. Die Auftragsversorgung durch das Mutterhaus verursacht eine gewisse Abhängigkeit. Das neu gegründete Unternehmen muss sich nicht zwangsläufig an die Unternehmenspolitik des Mutterhauses halten. Übernommene, festgefahrene Strukturen sind meist nicht einfach zu ändern. Bestehende Kunden- und Lieferantenbeziehungen können übernommen werden. Tabelle 2-4: Spin-Off: Vor- und Nachteile 9 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 2.2.2.4 Franchising Franchising bedeutet, ein bereits bestehendes und am Markt etabliertes Produkt mit einem bestimmten Geschäftsmodell von einem Franchisegeber einzukaufen. Dabei erhält der Unternehmer als Franchisenehmer das Recht, Produkte und Dienstleistungen des Franchisegebers zu verkaufen sowie das gesamte Unternehmenskonzept zu übernehmen. Der Franchisegeber liefert dem Franchisenehmer den Markennamen, bestimmte Produktionsverfahren, Know-how sowie Logistikund Marketing-Konzepte und unterstützt den Franchisenehmer beim Aufbau des Geschäftes. In der Regel bezieht sich dieses Recht auf ein bestimmtes geografisches Gebiet. Dies kann ein ganzes Land oder auch nur eine Region oder Stadt umfassen. Als Franchisenehmer muss der Unternehmer ein rechtlich unabhängiges Unternehmen gründen, das vertraglich an den Franchisegeber gebunden ist. Bei Vertragsabschluss bezahlt der Franchisenehmer dem Franchisegeber eine fixe Lizenzgebühr. Zudem verpflichtet sich der Franchisenehmer zur Zahlung weiterer Gebühren, welche hauptsächlich vom Jahresumsatz abhängig sind. Die Vorteile für den Franchisenehmer bestehen darin, dass bereits entwickelte Produkte sowie Markt- und Führungs-Know-how übernommen werden können. Mit dem Start des Unternehmens verfügt der Franchisenehmer bereits über ein bestehendes Produktprogramm, Lieferanten und Kundenbeziehungen und meist auch über einem im Markt bekannten Markennamen. Dadurch wird das unternehmerische Risiko beträchtlich gesenkt. Als Nachteil ist zu erwähnen, dass der Franchisenehmer zu einem beachtlichen Grad vom Franchisegeber abhängig ist und eigene Ideen meist nur sehr bedingt verwirklicht werden können. (Vgl. Muster & Vorlagen Unternehmertum: Checkliste Franchising) Vorteile Nachteile Je nach Franchisegeber ist dieser gut im Markt etabliert und weist ein hohes Umsatzpotenzial auf. Handlungsfreiheit ist eher eingeschränkt und es besteht fast kein Raum für eigene Ideen. Der Aufwand für den Aufbau des Unternehmens ist eher gering, da alle Strukturen vorgegeben sind und übernommen werden können. Der eigens erschaffene Mehrwert kommt nach Ablauf der Vertragslaufzeit ausschliesslich dem Franchisegeber zugut. Schneller Einstieg ist möglich. Es besteht eine Abhängigkeit vom Franchisegeber. Tabelle 2-5: Franchising: Vor- und Nachteile 2.2.2.5 Agent Agenten sind selbständig erwerbende Personen, welche auf eigenes Risiko arbeiten. Sie verkaufen bereits existierende Produkte und müssen diese nicht selber herstellen oder als eigene Dienst10 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 leistung anbieten. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Absatzfähigkeit des Produktes oder der Dienstleistung im Vorfeld abzuklären und nicht nur von einem einzigen Auftraggeber abhängig zu sein. Zudem muss beachtet werden, dass ein Agent nicht von seinen Auftraggebern unterstützt wird und somit das gesamte Geschäftsrisiko selbst trägt. Deshalb ist es unabdingbar, dass der angehende Unternehmer über umfassende Produkte- und Branchenkenntnisse verfügt. Agenten werden hauptsächlich von Firmen eingesetzt, die gewisse Verkaufsrisiken an Dritte delegieren wollen und sich von ihnen mehr Umsatz erhoffen als vom eigenen Aussendienst. 4 Vorteile Nachteile Keine Abhängigkeit von einem einzelnen Auftraggeber Umfassende Produkt- und Branchenkenntnisse notwendig Kein eigenes Produkt und keine eigene Dienstleistung nötig Keine oder nur wenig Unterstützung durch Auftraggeber Agent trägt volles Geschäftsrisiko Tabelle 2-6: Agent: Vor- und Nachteile 2.2.2.6 Alleinvertreter Hierbei gewährt ein Lieferant einem Alleinvertreter ein ausschliessliches Bezugsrecht für bestimmte Waren in einem bestimmten Verkaufsgebiet. Der Weg in die Selbständigkeit als Alleinvertreter hat den Vorteil, dass der angehende Unternehmer in einem vertraglich bestimmten Verkaufsgebiet Exklusivität erhält. Ein einziges Produkt mit einem guten Marktabsatz kann den Erfolg des Unternehmens bestimmen. Nicht zu vernachlässigen sind jedoch die damit verbundenen Risiken. So muss der Alleinvertreter unter Umständen Waren bestellen, obwohl der noch bestehende Warenbestand nicht verkauft werden konnte. Wichtig ist, dass das zugesicherte Verkaufsgebiet genug gross ist und eine grosse Nachfrage nach dem angebotenen Produkt besteht. Vorteile Nachteile Exklusives Vertriebsrecht in klar festgelegtem Verkaufsgebiet Starke Abhängigkeit vom Lieferanten sowie dessen Produkten und Image Kein eigenes Produkt und keine eigene Dienstleistung nötig Kein Recht, Konkurrenzprodukte anzubieten Alleinvertreter kann von der Bekanntheit der von ihm vertriebenen Produkte profitieren. Risiko, bei Vertragsauflösung ohne Kunden und ohne Produkte dazustehen 4 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 11 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Tabelle 2-7: Alleinvertreter: Vor- und Nachteile 2.2.2.7 Mischform zwischen Selbständigkeit und Anstellungsverhältnis Vielfach möchten angehende Unternehmer, die auch familiäre Pflichten zu erfüllen haben, das Risiko der Selbständigkeit einschränken, indem sie sich schrittweise in die Selbständigkeit begeben und vorerst noch ein gesichertes Einkommen aus einem Teilzeitpensum in einem Anstellungsverhältnis erzielen. Dadurch bleiben auch die arbeitsvertraglichen Vorteile (Anspruch auf Urlaub, Lohn bei Krankheit und Unfall, Kündigungsschutz, usw.) bestehen. (siehe auch Themenabschnitt Personalwesen, 9.2) Bei dieser Vorgehensweise muss beachtet werden, dass der angehende Unternehmer seinen Arbeitgeber nicht konkurrenzieren darf. Es empfiehlt sich, den Arbeitgeber über die eigenen Pläne bzw. das eigene Unternehmen zu informieren. Obwohl diese Variante einige Vorteile aufweist, sollte stets beachtet werden, dass die Belastung für den angehenden Unternehmer aufgrund beider Tätigkeiten extrem hoch werden kann. Vorteile Nachteile Unternehmer kommt weiterhin in den Genuss von arbeitsvertraglichen Vorteilen Entschluss zur Selbständigkeit und Doppeltätigkeit kann bei Arbeitgeber auf Unbehagen stossen. Existenzieller Druck wird verringert Das eigene Unternehmen darf den Arbeitgeber nicht konkurrieren. Hohe Belastung durch Doppeltätigkeit Tabelle 2-8: Mischform zwischen Selbständigkeit und Anstellungsverhältnis 12 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3 Businessplan 3.1 Was ist ein Businessplan? Der Businessplan zwingt den Verfasser zum disziplinierten und ehrlichen Durchdenken der eigenen Pläne und Absichten. Zwar mag eine Geschäftsidee im kleinen Kreis der Initianten grossartig klingen. Erst wenn man sie jedoch detailliert beschreiben möchte, merkt man, dass sie (noch) nicht wirklich durchdacht ist. Durch die Darstellung der eigenen Vorstellungen und Zielsetzungen werden Defizite, Zielkonflikte und Spannungen zwischen den einzelnen Zielsetzungen identifiziert. 5 (Vgl. Muster & Vorlagen Businessplan: Muster Businessplan) Der Businessplan gilt darüber hinaus als flexibles Arbeits- und Strategiepapier mit dem Augenmerk auf drei voneinander abhängigen Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Unternehmensgründung: Abbildung 3-1: Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Unternehmensgründung 3.2 Nutzen und Zweck eines Businessplans Ein Businessplan kann für mehrere Zwecke verwendet werden. Unter anderem dient er… als Strategiepapier und Führungsinstrument zur Realisierung der Geschäftsidee, 5 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 13 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 als Basis zur Kommunikation der Geschäftsidee mit den Kooperationspartnern und den wichtigsten Kunden, als Basis zur Kapitalbeschaffung gegenüber Banken und Investoren sowie als Planungs- und Kontrollinstrument für die Entwicklung des Unternehmens. 3.3 Adressaten eines Businessplans Abbildung 3-2: Adressaten eines Businessplans 3.4 Was gilt es bei der Erstellung eines Businessplans zu beachten? Ein professioneller Businessplan ist… in seiner Lesbarkeit und Darstellung empfängerorientiert, klar strukturiert, übersichtlich und kurz (15-30 Seiten), nachvollziehbar (klare Trennung von Tatsachen und Plänen), in sich stimmig, ehrlich und wahr, auch für Laien verständlich, 14 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.5 Grundregeln zur Form Der Businessplan sollte gebunden oder geheftet sein. Eine lose Blättersammlung gilt es zu vermeiden. Ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis darf auf keinen Fall fehlen. Dem Adressat wird dadurch ein schneller und unkomplizierter Zugriff auf die für ihn relevanten Informationen gewährleistet. Name, Adresse und Telefonnummer der Firma sowie der Name des Hauptverantwortlichen gehören auf die Titelseite. Beilagen wie Bilanzen und Analysen, Lebensläufe der Gründungsmitglieder und sämtliche Korrespondenz mit Kunden und Lieferanten gehören in den Anhang. 15 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6 Aufbau eines Businessplans 6 Nachfolgend wird eine mögliche, praxisnahe Gliederung für die Erarbeitung eines Businessplans präsentiert: Abbildung 3-3: Aufbau eines Businessplans 6 Prof. Fischer, Werner; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Entrepreneurship, Businessplan Credit Suisse, Herbstsemester 2008 16 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.1 Zusammenfassung Die Zusammenfassung präsentiert den zukünftigen Geschäftspartnern die Unternehmung und das anstehende Vorhaben. Logisch aufgebaut, interessant und packend geschrieben, werden auf maximal zwei Seiten die wichtigsten Aspekte des Geschäftsvorhabens erläutert. Der Adressat sollte nicht mehr als fünf Minuten einsetzen müssen um herauszufinden, was die Aktivitäten und Projekte der Unternehmung sind und was der Verfasser von den zukünftigen Geschäftspartnern erwartet. Die Zusammenfassung bildet den wichtigsten Teil des Businessplans, da sie im Regelfall zuerst gelesen wird. Die Zusammenfassung erfüllt folgende Zwecke: Soll den Unternehmer dazu veranlassen, seine Gedanken kurz und prägnant zu formulieren. Soll das Interesse und die Fantasie des Lesers wecken. Soll das Geschäftsvorhaben attraktiv präsentieren, damit die potenziellen Investoren auch den Rest des Businessplans lesen wollen. Das Kapitel Zusammenfassung sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Was ist die Geschäftsidee? Welche Ziele sollen erreicht werden? In welchem Geschäftsbereich ist die Unternehmung aktiv? Welche Produkte und/oder Dienstleistungen werden angeboten? Wie gross ist das Wachstumspotenzial des Marktes? Wer sind die Kunden? Wer sind die Führungskräfte und über welche Erfahrung verfügen sie? Warum wird die Geschäftsidee erfolgreich sein? Welche Chancen und Risiken birgt das Projekt? Wie hoch ist der Finanzbedarf? Tabelle 3-1: Kontrollliste Zusammenfassung 17 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.2 Unternehmung In diesem Kapitel wird die Entwicklung der Unternehmung von der Gründung bis zur heutigen Form beschrieben. Firmenstrukturen werden aufgezeigt und das unternehmerische Umfeld genauer beleuchtet. Das Kapitel Unternehmung sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Wann wurde die Unternehmung gegründet? Wie hat sich die Unternehmung bisher entwickelt? Wo befindet sich der Standort oder der Sitz der Unternehmung? Wie lautet die Vision der Unternehmung? Welches sind die Unternehmensziele? Welche Rechtsform besitzt die Unternehmung? Wie sehen die Eigentumsverhältnisse aus? Mit welchen Gesellschaften bestehen finanzielle und personelle Verbindungen? Welches sind die Stärken und Schwächen der Unternehmung? Welches waren die bisher grössten Erfolge/Misserfolge der Unternehmung? Tabelle 3-2: Kontrollliste Unternehmung 18 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.3 Produkte/Dienstleistungen Ein neues Produkt zur Marktreife zu bringen erfordert meist hohe Investitionen in Forschung & Entwicklung und Marketing, bei gleichzeitig immer kürzer werdenden Lebenszyklen. Ein anderes Bild präsentiert sich im Dienstleistungssektor. Neue Marktleistungen sind zwar oft schnell kreiert, jedoch ist ihre Markteinführung und Profilierung sehr zeitaufwendig und kostspielig. Das Kapitel Produkte/Dienstleistungen sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Worin bestehen die Marktleistungen des Unternehmens? Welchen Kundennutzen erbringen die Produkte und Dienstleistungen? Ist für die angebotene Marktleistung ein attraktiver Markt vorhanden? Wie und wo werden die Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt? Können die Produkte und Dienstleistungen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der geforderten Menge und Qualität erbracht werden? Was macht die angebotene Marktleistung im Vergleich zur Konkurrenz einzigartig? Welches sind aktuelle oder potenzielle Technologien, die zukünftig zur Verbesserung der Produktentwicklung angewendet werden können? Muss die Marktleistung patentrechtlich geschützt werden? Ist die Marktleistung rentabel? Tabelle 3-3: Kontrollliste Produkte/Dienstleistungen 19 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.4 Märkte Kein Unternehmen kann ohne Kenntnisse des Marktes auskommen. Durch fundierte Marktstudien und daraus gewonnenen Erfahrungen kann sich ein Unternehmen entsprechend positionieren und sich einzigartige Markt- und Produktvorteile aneignen. Die Investoren möchten stets die Gewissheit haben, dass der Unternehmer seinen Zielmarkt genauestens analysiert hat, ihn versteht und dementsprechend die Fähigkeit entwickelt, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Angaben zu Märkten sind in vielen Geschäftsplänen oft zu oberflächlich oder zu vage. Die Nachfrage nach neuen Produkten wird zumeist als gesichert betrachtet. Studien über Innovationen 7 zeigen jedoch klar, dass Produktneueinführungen vor allem infolge fehlender Marktakzeptanz und Überschätzung des Marktpotenzials scheitern. Die oft gehörte Bemerkung, dass über den betreffenden Spezialmarkt keine publizierten Daten zu finden seien und dass die Marktforschungsinstitute zu viel kosten, ist nicht stichhaltig: Ideenreiche Unternehmer werden immer Wege finden, den Markt fundiert abzuklären. Das Kapitel Märkte sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Wie gross ist das Marktpotenzial? Welche Eintrittsbarrieren gilt es zu überwinden? Wie setzt sich der Markt zusammen? Welche Teilmärkte existieren? Wie ist die Kundenstruktur in diesen Märkten? Welches sind die Kaufgewohnheiten und die Kaufmotive in diesen Märkten? Welche Marktlücken existieren? Welches sind die allgemeinen Erfolgsfaktoren in den relevanten Märkten? Wo sieht die Unternehmung ihre eigenen Erfolgsfaktoren? Welcher Marktanteil kann realistischerweise angestrebt werden? Wie gross sind die Marktanteile der Konkurrenz? Welche Markttrends können ausgemacht werden und wie kann die Unternehmung dar- auf reagieren? Tabelle 3-4: Kontrollliste Märkte 7 Prof. Fischer, Werner; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Entrepreneurship, Herbstsemester 2008 20 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.5 Konkurrenz Bei der Konkurrenzanalyse wird ein Stärken-Schwächen-Vergleich zur härtesten effektiven und potenziellen Konkurrenz angestellt. Die härtesten effektiven Konkurrenten sind jene, die der eigenen Unternehmung am meisten Aufträge oder Kunden wegschnappen. Die härtesten potenziellen Konkurrenten sind diejenigen, die in Zukunft das grösste Gefahrenpotenzial darstellen. (siehe auch Themenabschnitt Marketing, 0) Was es bei der Konkurrenzanalyse unbedingt zu beachten gilt ist, dass sich diese auf keinen Fall nur auf inländische oder etablierte Firmen beschränkt. Oft kommt die stärkste Konkurrenz aus der Ecke, wo sie am wenigsten erwartet wird. Wie bei der Marktanalyse können relevante Informationen zur Konkurrenzsituation über Lieferanten, Kunden, Experten und Verbandsfunktionäre in Erfahrung gebracht werden. Auch der Besuch von Fachmessen kann sich bezahlt machen. Das Kapitel Konkurrenz sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Wie heissen die Konkurrenzunternehmungen, wo sind ihre Standorte und was sind ihre jeweiligen Tätigkeiten? In welchen Märkten ist die Konkurrenz aktiv? Welche Marktstellungen nimmt die Konkurrenz ein? (Marktanteile, Umsatz, usw.) Wie gestaltet sich die Absatz- und Vertriebsorganisation der Konkurrenz? Wo liegen die Hauptstärken und –schwächen der Konkurrenz? Welche Konkurrenzstrategien können erkannt werden und wie kann darauf reagiert werden? Wie kann sich die eigenen Unternehmung Vorteile gegenüber der Konkurrenz verschaffen? Wie sieht die Marktleistung der Konkurrenz aus? (Produktbreite, Produkttiefe, usw.) Welche Produkteigenschaften und Zusatzleistungen bietet die Konkurrenz an? (Zuverlässigkeit, Design, Langlebigkeit, Funktion, Service, Garantie, usw.) Zu welchem Preis bietet die Konkurrenz ihre Marktleistung an und wie gestalten sich die Zahlungskonditionen? Tabelle 3-5: Kontrollliste Konkurrenz 21 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.6 Marketing Nachdem die Marktleistung in den vorangehenden Kapiteln definiert wurde, gilt es nun die potenziellen Investoren davon zu überzeugen, dass die Unternehmensaktivitäten darauf ausgerichtet sind, kundengerechte Leistungen zu erbringen. Zudem soll aufgezeigt werden, dass die Unternehmung die Fähigkeit und die Ressourcen besitzt, ihre Produkte und Dienstleistungen durch den effizienten Einsatz von Werbung, Verkauf und Distribution wirkungsvoll im Markt zu verankern. Aus diesem Grund besteht nun die Aufgabe des Unternehmers darin, ein schlüssiges Marketingkonzept zu entwickeln. (siehe auch Themenabschnitt Marketing, 6.1) Das Kapitel Marketing sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Marktsegmentierung: Nach welchen geographischen Kriterien wird der Markt segmentiert? (Ortschaft, Region, Stadt, usw.) Nach welchen demographischen Kriterien wird der Markt segmentiert? (Alter, Einkommen, Ausbildung, Geschlecht, Sprache, usw.) Nach welchen weiteren Kriterien wird der Markt segmentiert? (z.B. Tierhalter, Professionelle, Amateure, usw.) Marktbearbeitung: Wie wird die Marktleistung verkauft? (persönlicher Verkauf, Telefonverkauf, Vertretungen und Agenten, Beratung, usw.) Wie wird die Marktleistung kommuniziert und beworben? (Inserate, Mailings, Internet, TV-Werbung, Informationspolitik, usw.) Wie wird die Marktleistung an den Kunden gebracht? (Vertriebskanäle, Vertriebsart, Lagerbewirtschaftung, Standorte der Verkaufsstellen, usw.) Leistungsgestaltung: Wie gestalten sich Sortiment, Produktzusammensetzung und Serviceangebot? (Tiefe, Breite, Umfang, Qualität, Funktion, Design, Verpackung, Service & Garantie, usw.) Wie gestaltet sich die Preispolitik? (Rabatte, Zahlungskonditionen, Preisdifferenzierungen, usw.) Tabelle 3-6: Kontrollliste Marketing 22 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.7 Standort/Herstellung/Administration Der Standort eines Unternehmens ist der Ort, wo die Marktleistung erbracht wird. (siehe auch Themenabschnitt Standort & Infrastruktur, 8.1) Die Herstellung ist vor allem für Produktionsbetriebe von Wichtigkeit. Dabei soll aufgezeigt werden, ob die Marktleistung eigenproduziert oder fremdproduziert werden soll und bei welchen Lieferanten der Waren- und Materialeinkauf getätigt wird. Der administrative Bereich umfasst je nach Tätigkeitsbereich der Unternehmung unterschiedliche Funktionen. Das Kapitel Standort/Herstellung/Administration sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Standort: Wo befindet sich das Geschäftsdomizil und weshalb wurde dieser Standort gewählt? Wo befinden sich sonst noch Geschäftsstellen? (z.B. Produktion, Filialen, usw.) Welches sind die Vor- und Nachteile der Standorte? (Steuerbelastung, Lage, usw.) Bietet der Standort genügend Raum für Expansion? Herstellung: Wie und wo wird die Marktleistung hergestellt? (Eigenproduktion, Fremdproduktion) Aus welchen Gründen hat man sich für diese Variante entschieden? Wie gestaltet sich der Produktionsprozess? Waren- und Materialeinkauf: Welches sind die wichtigsten Lieferanten und welches sind ihre Lieferfristen? Können die Waren und Materialien bei verschiedenen Lieferanten bezogen werden? Administration: Wie ist der administrative Bereich aufgebaut? Wie ist das Rechnungswesen organisiert? Welche EDV- und Bürokapazitäten stehen zur Verfügung? Tabelle 3-7: Kontrollliste Standort/Herstellung/Administration 23 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.8 Organisation/Management In diesem Kapitel wird näher auf die Organisation der Unternehmung und die verantwortlichen Personen hinter dem Projekt eingegangen. Es gilt die bestehende und angestrebte Aufbauorganisation – inklusive Organigramm und Entwicklung der Mitarbeiterzahlen – genauer zu erläutern. Die Fähigkeiten und Qualifikationen des Managements sind meist ausschlaggebend für den Erfolg eines Unternehmens. Die Beurteilung des Managements ist für die Investoren daher von sehr grosser Bedeutung. Wichtig ist eine ausgewogene Besetzung des Führungsteams. Sofern Lücken bestehen ist es sinnvoll, auf diese hinzuweisen und zu erläutern, wie diese Lücken gefüllt werden sollen. Für die Investoren von Interesse ist auch, mit welchen externen Beratern, Anwälten, Werbeagenturen, Banken und Treuhändern das Unternehmen bereits zusammenarbeitet oder eine zukünftige Zusammenarbeit beabsichtigt. Das Kapitel Organisation/Management sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Wer gehört dem Unternehmerteam an? Welche Ausbildung und Erfahrung bringen die Führungspersönlichkeiten mit? Welche Funktionen und Aufgaben nehmen die einzelnen Führungspersönlichkeiten wahr? Wie werden die Führungspersönlichkeiten entlöhnt? Stehen kompetente Berater und Spezialisten zur Seite? (Verwaltungsrat, Anwälte, Banken, Treuhänder, usw.) Welche Spezialisten fehlen noch und welche wichtigen Positionen gilt es noch zu besetzen? Wie gestaltet sich das Organigramm? Wie werden bei Bedarf Mitarbeiter akquiriert und rekrutiert? Tabelle 3-8: Kontrollliste Organisation/Management 24 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.9 Risikoanalyse Die Risikoanalyse dient sowohl dem Unternehmer als auch möglichen Investoren dazu, die unternehmerischen Risiken des Unternehmens abzuschätzen. Eine gewisse Risikobereitschaft ist die Grundlage jeder unternehmerischen Tätigkeit. Sowohl der Unternehmer als auch der Investor gehen bewusst gewisse kalkulierbare Risiken ein. (siehe auch Themenabschnitt Risikomanagement & Versicherungen, 7.1) Durch die sorgfältige Analyse der Risiken können Probleme schneller erkannt und besser bewältigt werden. Ganz nach dem Motto: Das Erkennen der Risiken ist der erste Schritt zu ihrer Bewältigung. Die wichtigste Regeln bei der Aufstellung der Risikoanalyse lautet: Objektivität bei der Einschätzung der Risiken! Früher oder später werden die Investoren die möglichen Risiken ansprechen. Mit einer offenen Informationspolitik kann das Vertrauen der Investoren schon frühzeitig gewonnen werden. Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Arten von unternehmerischen Risiken unterscheiden: Abbildung 3-4: Unternehmensrisiken 25 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.10 Finanzplanung Bei der Finanzplanung geht es darum, die im Businessplan formulierten Unternehmungsziele und die getroffenen Annahmen (Planvarianten) in Zahlen auszudrücken. Daraus ergibt sich anschliessend der konkrete Finanzierungsbedarf. Das Hauptziel der Finanzplanung besteht darin, aufzuzeigen, wie sich die finanzielle Situation des Unternehmens entwickelt, wenn alle Ziele planmässig erreicht werden. Generell kann zwischen der langfristigen und der kurzfristigen Finanzplanung unterschieden werden. Während der geeignete Planungszeitraum bei der langfristigen Planung drei bis fünf Jahre beträgt, beschränkt sich die kurzfristige Finanzplanung auf das laufende Geschäftsjahr. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.1) Instrumente der langfristigen Finanzplanung: Instrumente Was interessiert den Investor? Plan-Bilanz Gegenwärtige und zukünftige Vermögenssituation Plan-Erfolgsrechnung Zukünftige Ertragssituation Plan-Kapitalflussrechnung Investitions- und Finanzierungsbewegungen Entwicklungen des zukünftigen “freien Cashflows“ Langfristiger Finanzierungsbedarf Tabelle 3-9: Instrumente der langfristigen Finanzplanung (Vgl. Muster & Vorlagen Businessplan: Vorlage Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung, PlanKapitalflussrechnung, Liquiditätsplan) Instrumente der kurzfristigen Finanzplanung: Instrumente Was interessiert den Investor? Budgetierte Liquiditätsrechnung Jederzeitige Zahlungsbereitschaft Kurzfristiger Finanzierungsbedarf Detailplanung Art und Weise wie die finanziellen Ziele realisiert werden Tabelle 3-10: Instrumente der kurzfristigen Finanzplanung 26 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Die vielfachen Querverbindungen zwischen den einzelnen Instrumenten bewirken, dass kein Teil der Finanzplanung unabhängig und losgelöst von den anderen Teilen erstellt werden kann. Es ist deshalb wichtig zu erkennen, dass alle Berechnungen, ob lang- oder kurzfristiger Natur, in einer wechselseitigen Abhängigkeit zueinander stehen und ihre Erstellung nach einer gegenseitig bedingenden Logik zu erfolgen hat. Aus diesem Grund sollte die Erstellung der Finanzplanung nach einem gut strukturierten Konzept geschehen. Der folgende Ablauf veranschaulicht, wie die langfristige Finanzplanung am sinnvollsten aufgebaut wird: Abbildung 3-5: Aufbau der langfristigen Finanzplanung 27 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 3.6.11 Finanzierung Im Kapitel Finanzierung steht die Frage im Vordergrund: „Wie wird der aus der Finanzplanung errechnete Finanzierungsbedarf gedeckt?“ Der zukünftige Investor erwartet im Businessplan kein vollständiges Finanzierungskonzept. Es genügt, wenn die Resultate der Finanzplanung begründet sind und ein Grobkonzept vorhanden ist. Die detaillierte Finanzierung wird in aller Regel gemeinsam mit dem Investor aufgrund der Analysen erarbeitet. Dadurch wird dem zukünftigen Investor genügend Spielraum gelassen, den für die Unternehmung optimalen Finanzierungsmix zusammenzustellen. Investoren und Fremdkapitalgeber sehen es gerne, wenn die Schlüsselpersonen hinter der Geschäftsidee auch finanziell massgeblich beteiligt sind. Aus verhandlungstechnischen Gründen kann es deshalb von Vorteil sein, anzugeben, wie die Zusammensetzung des Kapitals der Unternehmung in Zukunft aussehen soll. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.1.4) 3.6.12 Zeitplan Im Rahmen der Zeitplanung werden die wichtigsten Meilensteine der geplanten Entwicklung des Unternehmens für die nächsten Jahre festgehalten. Dabei gilt es auch allfällige Verzögerungen einzuplanen. Das Kapitel Zeitplan sollte unter anderem Antworten auf folgende Fragen geben: Welches sind die wichtigsten Unternehmensziele im 1. Jahr, 2. Jahr, 3. Jahr, 4. Jahr und 5. Jahr? Welches sind die Zwischenziele und Meilensteine auf dem Weg zur Erreichung der Ziele? Wann sollen die einzelnen Zwischenziele und Meilensteine erreicht werden? Wie kann reagiert werden, wenn die geplanten Etappenziele nicht oder erst verspätet erreicht werden? Welches sind die Konsequenzen bei Nichterfüllung oder Verspätung? Tabelle 3-11: Kontrollliste Zeitplan 28 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 4 Rechtsformen Bereits vor Beginn der Unternehmertätigkeit muss man mit der Wahl der Rechtsform eine wichtige Entscheidung treffen. Denn diese bildet die rechtliche „Leitplanke“ einer Unternehmung und bringt auch finanzwirtschaftliche und versicherungstechnische Vorschriften mit sich. Da nicht jede Rechtsform zu jeder Unternehmung passt, sollte sich ein Unternehmer genügend Zeit lassen für diesen Entscheid. Es ist rechtlich zwar erlaubt, die einmal gewählte Rechtsform zu ändern, da dies jedoch mit hohen Kosten und einem beträchtlichen Zeitaufwand verbunden ist, sollte dies möglichst vermieden werden. Dem Unternehmer bietet das schweizerische Gesetz eine Vielzahl von Möglichkeiten von Rechtsformen, dabei muss er jedoch zwischen einer Gesellschaft oder einer Einzelfirma entscheiden. Einzelfirma Gesellschaften (natürliche Person) Personengesellschaften Kapitalgesellschaften Einfache Gesellschaft Aktiengesellschaft Kollektivgesellschaft GmbH Kommanditgesellschaft Dabei hat sich der Unternehmer eine Grundsatzfrage zu stellen: „Will ich als Gründer mit meinem ganzen Privatvermögen für allfällige Forderungen haften oder das Risiko beschränken?“ 8 Wer das Risiko selber tragen will und kann, muss kein Unternehmen gründen, sondern kann sich als Einzelfirma im Handelsregister eintragen lassen. Unternehmende, welche zusammen mit Kolleginnen oder Kollegen starten, werden mit Vorteil eine Kollektiv- oder Kommanditgesellschaft gründen. Wer finanziell weniger Unternehmerrisiko eingehen will, beschränkt dies durch die Gründung einer Kapitalgesellschaft auf einen bestimmten Betrag. Etwa mittels einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder einer Aktiengesellschaft (AG). Es gilt zu beachten, dass es die ideale Rechtsform, welche die Risiken minimiert, die Unabhängigkeit voll garantiert und steuerlich ideal ist, nicht gibt. Der Unternehmer sollte daher diejenige Ge- 8 http://www.kmu.admin.ch/themen/00614/00656/index.html?lang=de 29 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 sellschaftsform wählen, die seinen Bedürfnissen am ehesten entspricht. Nachfolgend wird auf die wichtigsten vier Gesellschaftsformen genauer eingegangen. (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Rechtsformenvergleich) 4.1 Einzelfirma 4.1.1 Merkmale einer Einzelfirma? Zur Gründung einer Einzelfirma braucht es genau eine natürliche Person und es gibt keine gesetzlichen Mindestkapitalvorschriften einzuhalten. Da die Einzelfirma keine eigene Rechtspersönlichkeit besitzt und somit auch nicht selbständiger Träger von Rechten und Pflichten sein kann, haftet der Firmeninhaber unbeschränkt und mit seinem gesamten privaten Vermögen für allfällige finanzielle Forderungen. Weiter wird aufgrund der fehlenden Rechtspersönlichkeit auch nicht zwischen privatem und geschäftlichem Vermögen unterschieden. Vor allem beim Ausfüllen der Steuererklärung ist diesem Umstand Rechnung zu tragen, da jegliche Finanzwerte der Einzelfirma als Einkommen oder Vermögen besteuert werden. (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Merkmale, Checkliste und Anmeldeformular Einzelfirma) 4.1.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? 9 Der Familienname muss im Firmennamen enthalten sein. Ab einem Jahresumsatz von CHF 100‘000.— ist ein Eintrag im Handelsregister zwingend. Ab einem Jahresumsatz von CHF 75‘000.— ist die Buchführungspflicht zwingend. Ab einem Jahresumsatz von CHF 75‘000.— gilt die MWST-Pflicht. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.4.3) AHV/IV/EO-Pflicht (zusätzliche Erbringung eines Selbständigkeitsnachweis bei der Registrierung) 4.1.3 Was sind die Vorteile der Einzelfirma? Geringe Kosten bei der Gründung (HR-Eintrag erst ab Jahresumsatz von CHF 100‘000.—) Die Gründung der Einzelfirma ist mit einem kleinen administrativen Aufwand möglich, da jedermann ohne Formvorschriften eine Einzelfirma gründen kann. 9 http://www.baselarea.ch/downloads/informationsblaetter.html 30 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Aufgrund der Versteuerung im privaten Vermögen entsteht keine Doppelbelastung. Meist höhere Kreditwürdigkeit, da Einzelunternehmer für „Geschäftsschulden“ auch mit seinem privaten Mögen haftet. 4.1.4 Was sind die Nachteile der Einzelfirma? Es besteht keine Haftungsbegrenzung, da der Einzelinhaber unbeschränkt mit seinem privaten Vermögen haftet, im schlimmsten Fall bis zur Konkursbetreibung! Wenig Anonymität (Familienname als Bestandteil des Firmennamens) Die Kapitalkraft beschränkt sich auf das Vermögen des Einzelunternehmers, was den Handlungsspielraum einschränken kann. 4.2 Kollektivgesellschaft 4.2.1 Merkmale einer Kollektivgesellschaft? Zur Gründung einer Kollektivgesellschaft braucht es mindestens zwei natürliche Personen. Gleich wie bei der Einzelunternehmung gibt es bezüglich dem Mindestkapital keine Vorschriften. Die Kollektivgesellschaft hat keine eigene Rechtspersönlichkeit. Somit haftet in erster Linie das gesamte Geschäftsvermögen. Reicht dies nicht aus um die Schulden zu decken, haften die Gesellschafter unbeschränkt und solidarisch mit ihrem gesamten privaten Vermögen. Da die Kollektivgesellschaft nicht steuerpflichtig ist, werden das Einkommen und das Vermögen direkt beim Gesellschafter besteuert. Aufgrund der gemeinsamen Haftung und der gleichgrossen Mitsprachemöglichkeit der Gesellschafter ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten bestens verstehen und entsprechend dieselben Ziele verfolgen. Daher ist es üblich, einen Gesellschaftsvertrag abzuschliessen, um die Rechte der Gesellschafter klar abzugrenzen. (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Merkmale, Checkliste und Anmeldeformular Kollektivgesellschaft) 4.2.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? 10 Der Familienname von mindestens einem Gesellschafter muss im Firmennamen enthalten sein sowie ein Zusatz, welcher das Geschäftsverhältnis andeutet (& Co., & Cie.). Eintrag im Handelsregister ist zwingend. 10 http://www.baselarea.ch/downloads/informationsblaetter.html 31 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Buchführungspflicht ist zwingend. Ab einem Jahresumsatz von CHF 75‘000.— gilt die MWST-Pflicht. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.4.3) AHV/IV/EO-Pflicht (zusätzliche Erbringung eines Selbständigkeitsnachweis bei der Registrierung) 4.2.3 Was sind die Vorteile der Kollektivgesellschaft? Ohne Zustimmung der übrigen Gesellschafter darf ein Gesellschafter weder auf eigene noch auf fremde Rechnung Geschäfte abschliessen. Kleiner Gründungsaufwand, da bereits ein mündlicher Vertrag zur Firmengründung ausreicht. Keine Mindestkapitalvoraussetzungen Aufgrund der Versteuerung im privaten Vermögen entsteht keine Doppelbelastung. 4.2.4 Was sind die Nachteile der Kollektivgesellschaft? Unbeschränkte, solidarische Haftung der Gesellschafter (Gesellschaftsvertrag) Wenig Anonymität (Familienname mindestens eines Gesellschafters im Firmennamen) 4.3 4.3.1 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Merkmale einer GmbH Zur Gründung einer GmbH braucht es mindestens eine natürliche oder juristische Person. Das Mindestkapital zur Eröffnung einer GmbH beträgt CHF 20‘000.— und muss voll einbezahlt sein. Im Unterschied zu den Personengesellschaften besitzt die GmbH als juristische Person eine eigene Rechtspersönlichkeit. Die GmbH kann deshalb selbständiger Träger von Rechten und Pflichten sein. Im Unterschied zu den Personengesellschaften oder der Einzelfirma haftet bei der GmbH ausschliesslich das Gesellschaftsvermögen. Die privaten Vermögenswerte der Gesellschafter werden nicht als Haftungskapital herangezogen. Als Gesellschafter einer GmbH besteht hingegen eine wirtschaftliche Doppelsteuerbelastung. Zum einen werden Gewinne und Kapitalien bei der Gesellschaft besteuert und zum anderen werden Gewinnausschüttungen (Einkommenssteuer) und Gesellschaftsanteile (Vermögenssteuer) beim Gesellschafter besteuert. (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Merkmale, Checkliste und Anmeldeformular GmbH) 32 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 4.3.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? 11 Mindestens eine Person mit Vertretungsbefugnis muss den Wohnsitz in der Schweiz haben. Der Firmenname muss den Zusatz GmbH enthalten. Erforderliches Gründungskapital durch eine Bareinlage bei einer Schweizer Bank oder durch eine Sacheinlage muss durch einen Revisor bestätigt werden. Eintrag im Handelsregister erforderlich Öffentliche Beurkundung zwingend (Organbestellung, Statuten, Vertragsunterzeichnung) (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Musterstatuten) Die Generalversammlung ist mindestens 20 Tage vor der Durchführung mit der Ankündigung der Traktanden und Anträgen einzuberufen. Die GmbH ist buchführungspflichtig. Die GmbH ist revisionspflichtig, es besteht jedoch die Möglichkeit der eingeschränkten Revision. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen,5.3.3) Ab einem Jahresumsatz von CHF 75‘000.— gilt die MWST-Pflicht. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.4.3) AHV/IV/EO / BVG / Unfallversicherung sind zwingend. (siehe auch Themenabschnitt Versicherungen, 7.2.1) 4.3.3 Was sind die Vorteile einer GmbH? Die Haftung ist auf das einbezahlte Stammkapital beschränkt. Relativ kleines Mindestkapital im Vergleich zur AG Der Unternehmer und seine Angestellten können sich durch die GmbH gegen Unfall und Krankheit versichern lassen. 4.3.4 Was sind die Nachteile einer GmbH? Im Vergleich zu den Personengesellschaften resp. Einzelfirma entstehen relativ hohe Gründungskosten. 11 http://www.baselarea.ch/downloads/informationsblaetter.html 33 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Hoher Verwaltungsaufwand für Protokolle, Geschäftsberichte, Buchführung etc. Es gilt strenge Bilanzierungsvorschriften einzuhalten. Publizitätspflicht; alle Geschäftsführer und Gesellschafter sind im Schweizerischen Handelsamtsblatt zu publizieren. Die Veräusserung oder Abtretung von Stammanteilen bedarf der Zustimmung der GV. Doppelbesteuerungsnachteil 4.4 Aktiengesellschaft (AG) 4.4.1 Merkmale einer AG Zur Gründung einer AG braucht es mindestens eine natürliche oder juristische Person. Das Mindestkapital zur Eröffnung einer AG beträgt CHF 100‘000.—, wovon mindestens 20%, in jedem Fall aber CHF 50‘000.—, voll einbezahlt sein müssen. Im Unterschied zu den Personengesellschaften besitzt die AG als juristische Person eine eigene Rechtspersönlichkeit. Die AG als Kapitalgesellschaft kann deshalb selbständiger Träger von Rechten und Pflichten sein. Im Unterschied zu den Personengesellschaften oder der Einzelfirma haftet bei der AG ausschliesslich das Gesellschaftsvermögen. Die privaten Vermögenswerte der Gesellschafter werden nicht als Haftungskapital herangezogen. Als Gesellschafter einer AG ist man ebenfalls einer wirtschaftlichen Doppelsteuerbelastung ausgesetzt. Zum einen werden Gewinne und Kapitalien bei der Gesellschaft besteuert und zum anderen werden Gewinnausschüttungen (Einkommenssteuer) und Gesellschaftsanteile (Vermögenssteuer) beim Gesellschafter besteuert. (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Merkmale, Checkliste und Anmeldeformular AG) 4.4.2 Welche Vorschriften gilt es zu befolgen? 12 Mindestens eine Person mit Vertretungsbefugnis muss den Wohnsitz in der Schweiz haben. Erforderliches Gründungskapital durch eine Bareinlage bei einer Schweizer Bank oder durch eine Sacheinlage muss durch einen Revisor bestätigt werden. Der Firmenname muss den Zusatz AG enthalten. Eintrag im Handelsregister erforderlich 12 http://www.baselarea.ch/downloads/informationsblaetter.html 34 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Öffentliche Beurkundung zwingend (Organbestellung, Statuten, Vertragsunterzeichnung) (Vgl. Muster & Vorlagen Rechtsformen: Musterstatuten) Als Organe, welche im Handelsregister eingetragen werden müssen, walten die Generalversammlung, der Verwaltungsrat und die Revisionsstelle. Die Generalversammlung ist mindestens 20 Tage vor der Durchführung mit der Ankündigung der Traktanden und Anträgen anzukündigen. Die AG ist buchführungspflichtig. Die AG ist revisionspflichtig, es besteht jedoch die Möglichkeit der eingeschränkten Revision (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.3.3). Ab einem Jahresumsatz von CHF 75‘000.— gilt die MWST-Pflicht. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.4.3) AHV/IV/EO / BVG / Unfallversicherung sind zwingend. (siehe auch Themenabschnitt Versicherungen, 7.2.1) 4.4.3 Was sind die Vorteile einer AG? Die Haftung ist beschränkt auf das Gesellschaftsvermögen. Die Eigentümer (Aktionäre) der AG bleiben grundsätzlich geheim. Der Unternehmer und seine Angestellten können sich durch die AG gegen Unfall und Krankheit versichern lassen. 4.4.4 Was sind die Nachteile einer AG? Im Vergleich zu den Personengesellschaften resp. der Einzelfirma entstehen relativ hohe Gründungskosten. Hoher Verwaltungsaufwand für Protokolle, Geschäftsberichte, Buchführung etc. Es gilt strenge Bilanzierungsvorschriften einzuhalten Publizitätspflicht; der Verwaltungsrat, die Revisionsstelle und das Aktienkapital sind im Schweizerischen Handelsamtsblatt zu publizieren. Doppelbesteuerungsnachteil 35 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5 Finanzen Dieser Themenabschnitt soll die Wichtigkeit finanzieller Aspekte innerhalb einer Unternehmung aufzeigen. Denn um gute Geschäfte abschliessen zu können, ist eine solide finanzielle Basis unabdingbar. Nachfolgend wird daher darauf eingegangen, wie durch das Befolgen des Finanzierungskonzeptes eine strukturierte Unternehmensgründung getätigt wird. Weiter wird mittels der Kennzahlen darauf eingegangen, auf welche Gesichtspunkte ein Unternehmer nach der Gründung Wert legen sollte und welche buchhalterischen Minimalanforderungen unbedingt erfüllt werden müssen. Abschliessend wird in diesem Themenabschnitt ebenfalls auf die gängigsten Steuerthematiken eingegangen, über welche sich ein Unternehmer im Klaren sein muss. 5.1 Finanzierungskonzept Eine der wichtigsten finanziellen Fragen, welche sich ein angehender Unternehmer in der Phase der Unternehmensgründung stellen muss, ist jene nach den benötigten Mitteln: „Wie viel Geld brauche ich, um kurz bis mittelfristig über die Runden zu kommen?“ Das zukunftsorientierte Finanzierungskonzept besteht aus vier Bereichen und soll das Risiko finanzieller Fehlentscheidungen vermeiden. 13 Budgetplanung Mit wie viel Einnahmen und Ausgaben wird gerechnet? Kapitalbedarfsplanung Wie viel Geld wird für den Aufbau der Firma benötigt? Liquiditätsplanung Wie wird künftig die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sichergestellt? Finanzierungsplanung Durch wen wird dieser Finanzbedarf gedeckt? 5.1.1 Budgetplanung Ein Budget soll in erster Linie aufzeigen, wie rentabel sich das Geschäft aus Sicht des Unternehmers entwickeln soll. Es gilt daher die kalkulierten Einnahmen, welche vorsichtshalber eher zu tief angesetzt werden, den Ausgaben gegenüberzustellen. Man multipliziert also die geplante Absatzmenge mit dem Verkaufspreis und bringt alle Aufwendungen wie z.B. Löhne, Sozialversicherungsbeiträge, Mieten oder Fremdkapitalzinsen in Abzug. 13 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 36 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 So kann ein Unternehmer berechnen, wie viel aufgrund seiner Annahmen zum Schluss übrigbleibt. Nach dem Ablauf einer Budgetphase ist es enorm wichtig, die budgetierten Werte den tatsächlichen Zahlen gegenüberzustellen. Besonders Positionen mit grossen Abweichungen gilt es genauer unter die Lupe zu nehmen. In der Budgetplanung unterscheiden sich die Planungshorizonte je nach gewünschter Betrachtungsweise enorm. Für einen Jungunternehmer ist es jedoch wichtig zu wissen, dass während der Zeit des Firmenaufbaus viele Einmalkosten anfallen und daher die Umsätze in der Startphase oftmals gering ausfallen. Speziell in der Anfangsphase ist daher ein überdurchschnittlich grosses Kapital von Nöten, um diese schwierige Aufbauphase möglichst sorgenlos zu meistern. Für die Zeit nach dem Aufbau der Unternehmung werden die nachfolgenden vier Budgetplanungshorizonte unterschieden: Kurzfristige Budgetplanung: Dispositive Planung (einzelne Wochen) Operative oder kurzfristige Planung (Jahresplanung) Langfristige Budgetplanung: Taktische oder mittelfristige Planung (2-3 Jahre) Strategische oder langfristige Planung (3-10 Jahre) (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Budgetplanung (Plan-Bilanz, Plan-Erfolgsrechnung)) 5.1.2 Kapitalbedarfsplanung Der Kapitalbedarfsplan soll dem Unternehmer als Resultat aufzeigen, wie viel Kapital er für die Inbetriebnahme seiner Unternehmung benötigt. Dies beschränkt sich nicht nur auf eine unmittelbare Planung sonder beinhaltet auch eine mittel- bis langfristige Betrachtungsweise. Dabei gilt es auch die privaten Lebenshaltungskosten zu beachten. Nachfolgende Kapitalarten gilt es zu beachten: Kapital für Unternehmensgründung Kapital für Betriebsaufrechterhaltung Kapital für zusätzliche Investitionen (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Kapital- und Finanzierungsplan) 37 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.1.2.1 Kapital für Unternehmensgründung Dieser Posten beinhaltet die Einmalkosten, welche durch die Gründung anfallen. Dabei handelt es sich um zu zahlende Beratungshonorare von Fachkräften, erste Marketingaktivitäten, Versicherungskosten aber auch jegliche Gebühren für öffentliche Beurkundungen. 5.1.2.2 Kapital zur Betriebsführung Dabei handelt es sich um die Werte des Umlaufvermögens (Vgl. Ziff. 5.3.1), für welche ein Unternehmer jederzeit flüssige Mittel zur Verfügung haben muss. Da das Umlaufvermögen aus flüssigen Mitteln und schnell verwertbaren Vermögen besteht, ist es schwieriger zu bewerten als das Anlagevermögen. Bei allen Kapitalien, welche zur unmittelbaren Betriebsführung einberechnet werden müssen, handelt es sich jedoch um kurzfristige Mittel wie Lohnkosten, Mieten, Versicherungskosten, Zinsen sowie Strom- und Wasserausgaben. Hinzu kommen weitere Mittel, welche für den Erwerb von Verbrauchsmaterialien, Rohmaterialien sowie Halb- und Fertigfabrikaten nötig sind. 14 5.1.2.3 Kapital für zusätzliche Investitionen Dabei handelt es sich um die Werte des Anlagevermögens (Vgl. Ziff. 5.3.1). Entsprechend wird diesem Kapital eine längerfristige Bindung unterstellt. Dabei werden alle Investitionen berücksichtig, welche zur Herstellung von Produkten oder zur Erbringung von Dienstleistungen nötig sind. Es handelt sich dabei um Sachinvestitionen für Maschinen, Immobilien aber auch um Investitionen für Büro- und Werkstattmobiliar. 5.1.3 Liquiditätsplanung Vor allem in der Phase der Gründung ist dieser Planung grösste Beachtung zu schenken, da während dieser Zeit Zahlungseingänge nicht unbedingt an der Tagesordnung stehen. Denn die beste Budgetkalkulation und der beste Kapitalbeschaffungsplan bringen nichts, wenn die nötigen liquiden Mittel nicht vorhanden sind, um den eigenen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Weist der Unternehmer zu wenig liquide Mittel oder eine zu geringe Kreditlimite auf, so kann das Unternehmen rasch in einen finanziellen Engpass geraten, was im schlimmsten Fall im Konkurs endet. Die meisten Firmenkonkurse geschehen normalerweise aufgrund der Zahlungsunfähigkeit als Folge mangelnder Liquidität. Es gilt jedoch auch klar zu betonen, dass nicht eine nie benötigte Liquiditätsreserve angespart werden soll, da diese Kapitalien bei Banken nur schlecht verzinst werden respektive das von Dritten zur Verfügung gestellte Kapital schlicht zu teuer ist. 14 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 38 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Befolgt ein Jungunternehmer die nachfolgend aufgeführten Punkte, kann ein Liquiditätsengpass weitestgehend vermieden werden. (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Liquiditätsplan) Unterdeckung vermeiden (Bedarf nach Geld) Beschleunigen der Zahlungseingänge Eigene Zahlungsfrist verlängern Rechnungen später bezahlen Längere Zahlungsfristen aushandeln Ausgaben drosseln Investitionen zurückstellen Eigenen Lohn senken Rechnungen früher stellen Kürzere Zahlungsfristen ansetzen Anzahlungen/Akontozahlungen/Skontozahlungen Bei kleineren Beträgen Barzahlungen verlangen Zusätzliches Kapital beschaffen Debitorenverluste vermieden Betreibungen Nach mehrmaligem und erfolglosem Mahnen Aufgrund hoher administrativer Kosten nur bei grossen Positionen Konsequente Mahnungspolitik einführen Bei grossen Aufträgen die „Reputation“ des Auftraggebers prüfen Tabelle 5-1: Unterdeckung & Debitorenverluste 5.1.4 Finanzierungsplan Wenn der Kapitalbedarfs- sowie der Liquiditätsplan seriös erstellt wurden ist ersichtlich, wie viel Kapital für die Unternehmensgründung benötigt wird. Heutzutage gibt es verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung. Grundsätzlich gilt jedoch eine Unterscheidung zwischen Eigenkapital und Fremdkapital (Vgl. Ziff. 5.3.1) vorzunehmen. Besonders junge Firmen sind dazu angehalten, sich möglichst mit Eigenkapital zu finanzieren. Ein gängiger Richtwert besagt einen Eigenkapitalanteil (Vgl. Ziff. 5.2.4.3) von mindestens 20% bis 30%. 15 Ein Unternehmer muss sich bewusst sein, dass die Frage nach der Finanzierung immer mit der Unabhängigkeit als Unternehmer zu tun hat, was durch nachfolgendes Raster verdeutlicht wird. (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Kapital- und Finanzierungsplan) 15 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 39 Nachteil Vorteil Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Finanzierung aus eigenen Mitteln Finanzierung aus fremden Mitteln Unabhängigkeit bei Entscheidungen 100%-iger Selbstbestimmungsgrad Kein/kaum verfügbares Kapital für anderweitige Investitionen Kein Know-how-Austausch mit Fremdparteien oder Externen (meist Geldgeber) Grössere Verfügbarkeit von Kapital für Entwicklungen, Anschaffungen etc. Know-how-Transfer von Drittparteien zum Jungunternehmer Finanzielle Flexibilität Mitspracherecht der Kapitalgeber oder Fremdparteien Einschränkung der Unabhängigkeit und Reduzierung des Selbstbestimmungsgrades Tabelle 5-2: Finanzierungsplan 5.1.4.1 Eigenfinanzierung – Family, Friends and Fool Vereinfacht gesagt stellt das Eigenkapital jenen Anteil am Gesamtvermögen dar, welcher nach Abzug des Fremdkapitals noch übrig bleibt. Dadurch ist er im Bezug auf die Kapitaldauer nicht von Dritten abhängig und schont auch die Liquidität, da keine Zinszahlungen von Nöten sind. Auch Banken honorieren einen hohen Eigenkapitalanteil mit einem besseren Rating und entsprechend lukrativeren Konditionen. Wenn eine Firma durch Eigenfinanzierung gegründet wird, ist dabei nicht nur vom Privatvermögen des Unternehmers die Rede, sondern auch von jenem der Verwandten, Freunden oder Gönnern. Folgende Tipps sollen dem Unternehmer die Möglichkeiten der Eigenfinanzierung aufzeigen: 16 Sparguthaben „Plündern“ Sie nicht alle Sparkonten und lassen Sie eine eiserne Reserve für Notfälle übrig Wertschriften Planen Sie die Verkäufe längerfristig und beobachten Sie die Börsenmärkte. Verkaufen Sie wenn möglich nicht, wenn der aktuelle Börsenpreis unter Ihrem damaligen Kaufpreis liegt. Belehnung eigener Liegenschaft Diese Variante ist prüfenswert, soweit der Hypotheken-Zinssatz tiefer ist als der Darlehenszins. Man muss aber seiner jeweiligen persönlichen Lebenssituation grosse Beachtung schenken und Vorsicht walten lassen. Wertgegenstände Diese eignen sich i.d.R. nicht gut, um sie zu Bargeld zu machen. Oft erhalten Sie einen zu niedrigen Verkaufserlös. Versicherungspolicen Lösen Sie Ihre Police nicht um jeden Preis vorzeitig auf, da es sich meistens um ein Verlustgeschäft handelt und der Versicherungsschutz entfällt. Nehmen Sie eher noch ein Policedarlehen auf. Es empfiehlt sich zuvor auf jeden Fall eine eingehende Beratung beim Versicherungsfachmann. 16 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 40 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Sacheinlagen Eigenkapital können Sie auch in Form von Mobilien, Immobilien oder immateriellen Anlagen einbringen. Säule 2 Siehe nachfolgenden Punkt „Geld aus der beruflichen Vorsorge – 2“ Säule 3a Siehe nachfolgenden Punkt „Geld aus der privaten Vorsorge – 3a“ Tabelle 5-3: Eigenfinanzierung Geld aus der beruflichen Vorsorge - 2 Gilt nur für Gründer von Einzelfirmen, Kollektiv- oder Kommanditgesellschaften. Sobald Sie von der AHV-Ausgleichskasse als selbständig Erwerbender klassifiziert werden, sind Sie nicht mehr der obligatorischen beruflichen Vorsorge unterstellt und können innerhalb eines Jahres die freigewordenen Freizügigkeitsleistungen beziehen. Beachten Sie jedoch die dreijährige Sperrfrist, sollten Sie sich bis zu drei Jahre vor der Aufnahme der selbständigen Erwerbstätigkeit eingekauft haben. Beachten Sie zudem, dass ein allfälliger Bezug in jedem Fall besteuert würde. Experten sind sich einig, dass für junge Selbständige ein Pensionskassenvorbezug sinnvoll sein kann, da einer jungen Person noch genügend Zeit verbleibt, die Altersvorsorge im Rahmen der 2. oder 3. Säule wieder aufzubauen. Speziell ältere Firmengründer müssen jedoch auf Ihre Altersvorsorge Acht geben, um nicht das gesamte Kapital für den Lebensabend zu „opfern“. 17 Geld aus der privaten Vorsorge – 3a Wie beim Bezug der Säule 2 gilt die Beanspruchung der Säule 3a nur für Einzelfirmen-, Kollektivoder Kommanditgesellschaftsgründer. Das Kapital aus einer Versicherungspolice oder einem Säule 3a Konto bei einer Bank kann zur Errichtung einer selbständigen Erwerbstätigkeit herangezogen werden, sofern dies mit einem entsprechenden Handelsregisterauszug oder einer Bestätigung der AHV-Ausgleichskasse belegt werden kann. Bei einem Säule 3a Konto werden der aktuelle Wert inkl. Zinsen und allfälliger Kursgewinne ausbezahlt. Bei einer Versicherungspolice wird jeweils der Rückkaufswert ausbezahlt und der Versicherungsschutz wird durch den Bezug hinfällig. Aufgrund der Steuerprogression empfiehlt es sich, Gelder aus der beruflichen und privaten Vorsorge nicht im gleichen Jahr zu beziehen. 18 17 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 18 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 41 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.1.4.2 Fremdfinanzierung – Kapital von Dritten Die Aufnahme von Fremdkapital stellt eine Verpflichtung gegenüber Dritten dar. Durch die Aufnahme von Fremdkapital soll grundsätzlich der aus dem Eigenkapital fehlende Kapitalbedarf gedeckt werden. Bei der Fremdfinanzierung gilt es die Unterscheidung zwischen der klassischen Kreditfinanzierung und der Beteiligungsfinanzierung zu machen. Als gesunder Wert wird ein Fremdfinanzierungsgrad (Vgl. Ziff. 5.2.4.3) von höchstens 40% erachtet. Bei der Wahl der richtigen Fremdfinanzierung ist es durchaus vorstellbar, verschiedene Finanzierungsvarianten miteinander zu vermischen: 19 Möglichkeiten der Fremdfinanzierung Kreditfinanzierung Zur Finanzierung des Umlaufsvermögens werden Betriebskredite gewährt. In der Regel in Form von Kontokorrentkrediten. Die Höhe des Zinssatzes ist abhängig vom Finanzierungsrisiko und den angebotenen Sicherheiten (z.B. Debitoren, Bürgschaften o.ä.). Die Kredithöhe richtet sich u.a. nach dem Umsatz und dem Cash Flow der Gesellschaft. Investitionskredit der Bank Dieser Kredit wird zur Finanzierung des Anlagevermögens verwendet. Die Höhe des Zinssatzes ist primär abhängig vom Risiko und den angebotenen Sicherheiten. Investitionsgüterleasing Die Leasinggesellschaft stellt dem Unternehmen Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge gegen eine monatliche Leasinggebühr zur Verfügung. Das Eigentum bleibt bei der Leasinggesellschaft. Leasingverträge beinhalten häufig eine Kaufoption, die es dem Leasingnehmer ermöglicht, das Leasingobjekt am Ende der Laufzeit zu einem im Voraus bestimmten Preis zu übernehmen. Factoring Der fortlaufende Ankauf von kurzfristigen, neu entstehenden Forderungen aus Warenlieferungen und/oder Dienstleistungen, in der Regel gegen Mehrfachabnehmer und unabhängig davon, ob der Käufer die Haftung für die Zahlungsfähigkeit des Schuldners übernimmt oder nicht; Factoring dient der kurzfristigen Umsatzfinanzierung und dem Schutz vor Forderungsausfällen; zum Factoring gehört ein effizientes Debitoren-Management. Venture Capital / Business Angels Wird auch oft als Risikokapital bezeichnet und wird als Eigenkapital verstanden. Darunter versteht man eine Beteiligungsfinanzierung an einem neu gegründeten Unternehmen. Damit man in den Genuss von Venture Capital kommt, wird das zu gründende Unternehmen sehr genau hinsichtlich Management, Geschäftsidee, rechtlicher Fragen etc. geprüft. Die Geldgeber nehmen in der Regel Einsitz in die Geschäftsleitung und bringen ihr Know-how in die Firma mit ein. Die Business Angels, erfahrene Unternehmer oder leitende Angestellte, engagieren sich erfahrungsgemäss ab einem Kapitalbedarf von CHF 100‘000.- und mehr. Venture Capital Gesellschaften steigen ab einem Kapitalbedarf von über CHF 500‘000.- ein. Mit den Bürgschaften eröffnet sich für gewerbliche Betriebe eine Bürgschaften 19 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 42 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 weitere Möglichkeit, von der Bank Fremdkapital zu erhalten oder zumindest bessere Konditionen zu erwirken. Entscheidend für die Finanzierung ist in diesem Fall nicht mehr ausschliesslich das ternehmen, sondern die Bonität des Bürgen. Lieferantenkredite Ein Lieferantenkredit entsteht, wenn die Zeitpunkte von Lieferung bzw. Leistung einerseits und Gegenleistung andererseits nicht zusammenfallen. Der Lieferant verlangt die Bezahlung der gelieferten Ware erst nach einer vereinbarten Zeit, bei Bezahlung durch den Kunden oder stellt die Ware auf Abruf zur Verfügung. Dadurch werden die liquiden Mittel der Unternehmung geschont und es entfällt eine Vorauszahlung. Tabelle 5-4: Fremdfinanzierung 5.2 Kalkulation Durch die betriebliche Kalkulation wird einem Unternehmer aufgezeigt, an welchem Ort in der Unternehmung welche Kosten verursacht werden. Dabei unterscheidet man die Gesamtkalkulation, bei welcher die gesamten betrieblichen Kosten angeschaut werden sowie die Einzelkalkulation, bei welcher die Kosten für ein einzelnes Produkt näher angeschaut werden. 5.2.1 Kostenträgerrechnung Der Kostenträger stellt jeweils ein Produkt dar. Bei der Kostenträgerrechnung werden somit die Selbstkosten je Produkt oder Dienstleistung berechnet. Somit lässt sich eine Gewinnmarge je Produktgruppe bestimmen, wodurch der Unternehmer den Verkaufspreis je Stück festlegen kann. Die Aufstellung der Kosten geschieht mittels nachfolgendem Kalkulationsschema: Nettoerlös Reingewinnzuschlag Selbstkosten + Verwaltung und VertriebsHerstellkosten gemeinkosten Einzellöhne + Fertigungs-Gemeinkosten Selbstkosten = Fertigungskosten Herstellkosten Einzelmaterial + Material-Gemeinkosten = Materialkosten Abbildung 5-1: Kalkulationsschema 43 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.2.1.1 Herstellkosten Die Herstellkosten bewerten den Fertigungsprozess, die Fabrikate in Arbeit und die Fertigfabrikate und beinhalten zudem die Material- und Fertigungskosten. 20 Materialkosten: Neben den Einzelmaterialkosten, welche jedem Produkt direkt zugerechnet werden, kommt zusätzlich noch ein sogenannter Materialgemeinkostenzuschlag hinzu. Dieser Zuschlag beinhaltet jene Kostenteile, welche infolge des Materialeinkaufs und der Lagerung entstehen, jedoch nicht je Produkt beziffert werden können und daher prozentual auf das Produkt aufgeteilt werden. Fertigungskosten: Neben den Einzellöhnen, welche jedem Produkt direkt zugerechnet werden, wird zusätzlich noch ein Fertigungskostenzuschlag hinzugerechnet. Diese nicht direkt zurechenbaren Kosten werden ebenfalls prozentual berücksichtigt und beinhalten Hilfslöhne, Energiekosten, Betriebsmittelkosten u.ä. 5.2.1.2 Selbstkosten Die Selbstkosten zeigen alle Kosten, welche mir der Herstellung des Produktes oder der Dienstleistung anfallen. Neben den Herstellkosten sind dies zusätzlich noch die Kosten, die durch die Verwaltung (Direktion, Personalwesen, Buchhaltung etc.) und den Vertrieb (Marketing, PR etc.) anfallen. Da diese Gemeinkosten nicht direkt einem Produkt zurechenbar sind, werden diese ebenfalls prozentual aufgeteilt. 5.2.1.3 Nettoerlös Jeder zusätzliche Franken über den Selbstkosten stellt für den Unternehmer einen Gewinn dar. Aufgrund von Angebot und Nachfrage und der Analyse des Marktes kann nun der Jungunternehmer seine Gewinnmarge selbst definieren, woraus sich der Verkaufspreis respektive der Nettoerlös je Produkt errechnen lässt. Dabei sollte nie ein Produkt unter den Selbstkosten verkauft werden, da man ansonsten seine eigenen Auslagen nicht decken kann. 5.2.2 Deckungsbeitragsrechnung Die Deckungsbeitragsrechnung zeigt einem Unternehmer auf, welches Produkt kostendeckend produziert wird. Aufgrund dieser Berechnungen ist ein Firmeninhaber in der Lage, die Produktions- 20 Rösli, Bruno (2005): Das betriebliche Rechnungswesen: Kostenrechnungssysteme und rechnung Planungs- 44 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 und Absatzentscheidungen zu steuern. Bei der nachfolgend vereinfachten Deckungsbeitragsrechnung wird jedoch aus Gründen der einfacheren Handhabung auf eine Differenzierung der Fixkosten verzichtet. Zur Berechnung des Deckungsbeitrages muss aber in jedem Falle eine Unterteilung in fixe und variable Kostenanteile gemacht werden. 21 5.2.2.1 Variable Kosten Als variabel werden die Kosten bezeichnet, welche sich durch eine Veränderung der Bezugsgrösse ändern. Je mehr Einheiten produziert werden, umso höhere variable Kosten entstehen. Im Normallfall sinken oder steigen die Kosten im gleichen prozentualen Verhältnis wie die Produktion. 5.2.2.2 Fixe Kosten Im Gegensatz zu den variablen Kosten ändern sich die fixen Kosten aufgrund der Betriebsleistung nicht. Typische, gleichbleibende Kosten sind Raumkosten, Lohnkosten (langfristige Verträge), grosse Teile der Gemeinkosten und Verwaltungskosten, da diese Unabhängig von der produzierten Menge anfallen. 5.2.2.3 Deckungsbeitragsberechnung Erlös CHF 100‘000 (100%) - variable Kosten CHF 55‘000 (55%) = Deckungsbeitrag CHF 45‘000 (45%) - fixe Kosten CHF 35‘000 (35%) = Betriebsergebnis CHF 10‘000 (10%) Als Deckungsbeitrag wird die Differenz zwischen dem Erlös und den variablen Kosten bezeichnet. Der resultierende Überschuss steht zur Deckung der fixen Kosten zur Verfügung. Daher ist es äusserst wichtig, eine genaue Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten machen zu können, um nicht das Resultat zu verfälschen. 22 21 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 22 www.controlling.bwl.uni-muenchen.de/studium/ws0809/interne_rechnung/thema_9.pdf 45 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Szenario 1: Deckungsbeitrag < fixe Kosten = Verlust Szenario 2: Deckungsbeitrag > fixe Kosten = Gewinn Szenario 3: Deckungsbeitrag = fixe Kosten = Gewinnschwelle Setzt man den Deckungsbeitrag ins Verhältnis zum Erlös, resultiert daraus der Deckungsbeitragssatz (DB-Satz). Für einen Unternehmer lässt sich mittels dieses DB-Satzes nun der Mindestumsatz berechnen. Diese Grösse ist für die Absatzplanung enorm wichtig. Bezugnehmend auf das obenstehende Beispiel würde dies einem Mindestumsatz von CHF 77‘778.-- entsprechen, um im Minimum die fixen Kosten decken zu können. Erst jeder darüberliegende „Umsatzfranken“ stellt einen Gewinn dar! Mindestumsatz = Fixkosten x 100 DB-Satz 5.2.3 Investitionsrechnungen 23 Lohnt sich eine Investition? Welche Variante ist lukrativer? Ist diese Investition rational noch vertretbar? Auf diese oder ähnliche Fragen findet ein Unternehmer oftmals nicht gerade auf Anhieb eine Antwort. Um verschiedene Investitionsvarianten miteinander vergleichen zu können, werden Projekte aufgrund der Investitionsrechnung analysiert. Dabei werden die statischen von den dynamischen Verfahren getrennt. 5.2.3.1 Statische Verfahren Die statischen Verfahren verzichten auf das Ab- und Aufzinsen der relevanten Rechnungsgrössen. Somit wird den zeitlichen Differenzen der Zahlungsein- und ausgänge keine Rechnung getragen. Aufgrund der möglichen Ungenauigkeit ist somit auch klar, dass die statischen Verfahren eigentlich 23 Thommen, Jean-Paul; Schellenberg, Aldo C. (1996): Rechnungswesen-Finanzierung-InvestitionUnternehmensbewertung 46 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 nur für kurzfristige und eher kleinere Investitionsprojekte zur Anwendung kommen. Positiv zu nennen gilt die einfache Handhabung dieser Berechnungen. Alle vier Varianten sind relativ einfach zu verstehen, da einfache betriebswirtschaftliche Basisdaten verwendet werden. Die statischen Verfahren sind vor allem dann anzuwenden, wenn die zu beurteilenden Investitionsprojekte nicht durch zeitlich und betraglich unterschiedliche Zahlungsströme gekennzeichnet sind. Kostenvergleichsmethode Kosten pro Rechnungsperiode, welche das jeweilige Investitionsprojekt planmässig verursacht, werden miteinander verglichen. Gewinnvergleichsrechnung Nicht nur die Kosten-, sondern auch die Ertragsseite fliesst in die Investitionsentscheidung mit ein. Ein Vergleich der Gewinnerwartung kann jedoch zu Schwierigkeiten führen, da dieses Verfahren stark von Schätzungen abhängig ist. Gesamtkapitalrendite (Return on Investment) Wenn unterschiedliche Investitionsprojekte mit unterschiedlichen Beträgen verglichen werden, ist es sinnvoll, die geschätzte Rentabilität der Projekte bei der Beurteilung zu berücksichtigen. Dabei werden der Gewinn sowie die durch das eingesetzte Kapital entstehenden Zinsen ins Verhältnis des durchschnittlich investierten Kapitals gesetzt. Amortisationsrechnung (Payback period) Dabei wird die Zeitdauer verglichen, welche bis zur Rückzahlung des Investitionsbetrages durch die Einzahlungsüberschüsse vergeht. 5.2.3.2 Dynamische Verfahren Diese drei Verfahren versuchen die Schwächen der statischen Verfahren zu beheben. Daher wird bei den dynamischen Methoden nicht mit Durchschnittswerten gerechnet, sondern mit Zahlungsströmen die während der ganzen Nutzungsdauer der Investition auftreten. Ebenfalls wird versucht, den zeitlichen Unterschied der Ein- und Auszahlungen zu berücksichtigen. Dementsprechend werden alle Transaktionen abgezinst, um den Barwert (heutiger Wert einer zukünftigen Zahlung) zu erhalten, was einen aussagekräftigen Vergleich ermöglicht. Kapitalwertmethode (Net Present Value) Dabei werden alle durch die Investition verursachten Ein- und Auszahlungen auf einen bestimmten Zeitpunkt abgezinst. Ist der Kapitalwert abzüglich der Investitionssumme > 0, erhält der Investor sein einge47 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 setztes Kapital zurück. Ist hingegen der Kapitalwert abzüglich der Investitionssumme < 0, so lohnt sich die Investition aus finanzieller Sich nicht. Interne Zinssatzmethode (Internal Rate of Return) Diese Variante stellt eine einfache Ableitung der Kapitalwertmethode dar. Der interne Zinssatz (Internat Rate of Return (IRR)) ist derjenige Zinssatz, bei dem sich gerade ein Kapitalwert von 0 (Barwert aller Zahlungseingänge abzüglich dem Kapitaleinsatz) ergibt. Annuitätenmethode Diese Methode stellt ebenfalls eine abgeänderte Variante der Kapitalwertmethode dar. Der Kapitaleinsatz wird mittels der Zinseszinsrechnung in Renten, d.h. Annuitäten, (sogenannt „jährlich gleichbleibender“ Betrag, der sich aus einem Kapitalanteil und der geforderten Kapitalverzinsung zusammensetzt) umgeformt und den durchschnittlichen jährlichen Cashflows gegenübergestellt. 24 5.2.4 Kennzahlen 25 Finanzwirtschaftlich gesehen hat eine Unternehmung vor allem zwei grosse Ziele. Einerseits soll eine gute Rendite mittels der grösstmöglichen Sicherheit erreicht werden, da dies die „Nahrung für das Wachstum“ einer Unternehmung darstellt. Auf der anderen Seite ist die Sicherheit und somit der Atem der Unternehmung nur gewährleistet, wenn auch genügend liquide Mittel vorhanden sind. Aufgrund von Kennzahlen kann man stichtagsbezogen Werte errechnen und diese mit den Vorperioden oder dem Benchmark vergleichen, wodurch die Entwicklung der Unternehmung beurteilt werden kann. 5.2.4.1 Liquiditätskennzahlen Durch diese Kennzahl wird die Zahlungsbereitschaft einer Unternehmung aufgezeigt. Durch die Analyse der Ergebniswerte kann eine Aussage darüber gemacht werden, ob eine Unternehmung zu einem bestimmten Stichtag genügend flüssige Mittel oder leicht zu verflüssigende Vermögensteile besitzt, um den eigenen Verpflichtungen nachzukommen. 24 Leimgruber, Jürg; Prochinig, Urs (2005): Investitionsrechnung 25 Leimgruber, Jürg; Prochinig, Urs (2005): Bilanz- und Erfolgsanalyse 48 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Richtwert Liquiditätsgrad 1 (Cash ratio) (Rückzahlungsfähigkeit durch FlüMi) Liquiditätsgrad 2 (Quick ratio) (Rückzahlungsfähigkeit durch FlüMi & Forderungen) Liquiditätsgrad 3 (Current ratio) (Rückzahlungsfähigkeit durch das Umlaufvermögen) Flüssige Mittel Kurzfristiges Fremdkapital 30 – 40% Flüssige Mittel & Forderungen Kurzfristiges Fremdkapital min. 100% Umlaufvermögen Kurzfristiges Fremdkapital 150 - 200% 5.2.4.2 Anlagedeckungsgrade Die goldene Bankregel ist ein wichtiger Finanzierungsgrundsatz. Diese besagt, dass das risikoreichere Anlagevermögen mit langfristigem Kapital finanziert werden muss. Die beiden Anlagedeckungsgrade zeigen einen Vergleich zwischen den beiden Bilanzseiten. Richtwert Anlagedeckungsgrad 1 Eigenkapital Anlagevermögen min. 100% Anlagedeckungsgrad 2 Eigenkap. & langf. Fremdkap. Anlagevermögen 120 - 160% 5.2.4.3 Eigen- / Fremdfinanzierungsgrad & Verschuldungsgrad Besonders in der Aufbauphase ist ein hoher Eigenfinanzierungsgrad von. 20-30% aus Gründen der Unabhängigkeit ratsam. Die optimale Kapitalstruktur ist jedoch nicht eindeutig festzulegen. Denn eine hohe Eigenfinanzierung bedeutet zwar mehr Sicherheit, jedoch auch eine Schwächung der Eigenkapitalrendite. Der Eigenfinanzierungsgrad war über die letzten 25 Jahre stark rückläufig. Von durchschnittlich 60-70% fiel er auf 40-50%. 49 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Richtwert Eigenfinanzierungsgrad Eigenkapital Gesamtkapital min. 30% Fremdfinanzierungsgrad Fremdkapital Gesamtkapital max. 70% Fremdkapital Eigenkapital Verschuldungsgrad Je höher der Verschuldungsgrad, desto schlechter werden die Kreditkonditionen. 5.2.4.4 Rentabilitätskennzahlen Die Rentabilität ist eine sehr wichtige Kennzahl der Bilanz- und Erfolgsanalyse. Daraus kann abgeleitet werden, wie wirtschaftlich eine Unternehmung in der Periode gearbeitet hat. Vor allem für Fremdkapitalgeber ist dies eine entscheidende Grösse. Für den Unternehmer steht jedoch die Rentabilität im Zielkonflikt mit der Liquidität und somit der Sicherheit. Veränderungen der Kapitalstruktur wollen daher sehr gut überlegt sein. Richtwert Eigenkapitalrendite Return on equity, ROE Gesamtkapitalrendite Return on assets, ROA Jahresgewinn & Eigenkapitalzins Durchschnittliches Eigenkapital Jahresgewinn & EK-Zins & FK-Zinsen Durchschnittliches Gesamtkapital 8 – 12% Sollte zwischen dem FKZinsfuss und der EKRentabilität liegen 5.2.4.5 Umschlagsätze Die Lagerumschlagshäufigkeit sowie die Debitorenumschlagshäufigkeit sagen aus, wie oft ihr durchschnittlicher Bestand im Lager während einer Periode komplett „ausgetauscht“ und „ersetzt“ wurde. Generell wird eine hohe Umschlagshäufigkeit angestrebt. Beim Lager würde ein niedriger Wert bedeuten, dass relativ grosse Vorratsbestände vorhanden sind, welche nicht (mehr) verkauft werden können. Bei den Debitoren sagt ein niedriger Wert aus, dass eine zu lange Debitorenfrist gewährt wurde. In beiden Fällen stellt dies somit unnötig gebundenes Kapital dar. 50 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Debitorenumschlag Lagerumschlag Return on assets, ROA 5.3 Warenertrag Durchschn. Debitorenbestand Warenaufwand Durchschn. Warenvorrat Buchhaltung Unter einer Buchhaltung versteht man eine lückenlose und zeitlich geordnete Aufstellung aller Geschäftsvorgänge innerhalb eines Geschäftsjahres. Aus der Buchhaltung erhält der Unternehmer wichtige Informationen über die Vermögens- und Erfolgssituation innerhalb der Firma. Führt man daher eine Buchhaltung sauber und hält die gesetzlichen Bestimmungen ein, ist sie aufgrund der daraus zu gewinnenden Informationen ein enorm wichtiges Führungsinstrument der Geschäftsleitung. Gemäss Art. 957 OR ist jedes Unternehmen, welches ins Handelsregister eingetragen werden muss, verpflichtet (siehe auch Themenabschnitt Rechtsformen, 4), seine Bücher anhand einer doppelten Buchhaltung ordnungsgemäss zu führen. Die Mindestanforderungen an die Buchhaltung gemäss der „Verordnung über die Führung und Aufbewahrung der Geschäftsbücher (GeBüV) 221.431“ sind: eine Bilanz (Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden) eine Erfolgsrechnung (Gegenüberstellung von Aufwand und Ertrag von einem Jahr) Für Kapitalgesellschaften (AGs und GmbHs) gelten gemäss Art. 662 ff. OR zu den allgemeinen Vorschriften noch weitere Gliederungs- und Bewertungsbestimmungen. So muss in diesen Fällen weiter ein Anhang und ein Gewinnverwendungsantrag erstellt werden. 51 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Der Schweizerische Bundesrat, gestützt auf Artikel 957 Absatz 5 des Obligationenrechts1, verordnet: 1. Abschnitt: Zu führende Bücher Art. 1 1 Wer buchführungspflichtig ist, muss ein Hauptbuch und, je nach Art und Umfang des Geschäfts, auch Hilfsbücher führen. 2 Das Hauptbuch besteht aus: a. den Konten (sachlogische Gliederung aller verbuchten Geschäftsvorfälle), auf deren Basis Betriebsrechnung und Bilanz erstellt werden; b. dem Journal (chronologische Erfassung aller verbuchten Geschäftsvorfälle). 3 Die Hilfsbücher müssen in Ergänzung zum Hauptbuch die Angaben enthalten, die zur Feststellung der Vermögenslage des Geschäftes und der mit dem Geschäftsbetrieb zusammenhängenden Schuld- und Forderungsverhältnisse sowie der Betriebsergebnisse der einzelnen Geschäftsjahre nötig sind. Darunter fallen insbesondere die Lohnbuchhaltung, die Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung sowie die fortlaufende Führung der Warenbestände bzw. der nicht fakturierten Dienstleistungen. 5.3.1 Gliederung der Bilanz und der Erfolgsrechnung Die Bilanz stellt eine Momentaufnahme der Vermögenswerte dar und wird in eine Aktiv- und in eine Passivseite unterteilt. Die Aktiv- respektive Vermögensseite wird weiter unterteilt in das Umlaufvermögen und das Anlagevermögen. Zum Umlaufvermögen zählen insbesondere alle flüssigen Mittel, Post- oder Bankkonten aber auch kotierte Wertschriften und der Warenvorrat, da sich diese Positionen relativ rasch zu „Bargeld“ umwandeln lassen. Zum Anlagevermögen zählen alle längerfristigen Vermögenswerte einer Unternehmung wie Maschinen, Mobiliar, Fahrzeuge, Immobilien aber auch Patente und Lizenzen. Auch die Passiv- respektive Schuldenseite wird in zwei Teile unterteilt. Zum einen ist dies der Fremdkapitalanteil und zum anderen der Eigenkapitalanteil. Das Fremdkapital, welches Kapital von Dritten darstellt, wird dabei noch nach kurzfristigem (Schuld < 1 Jahr) und langfristigem (Schuld > 1 Jahr) Fremdkapital getrennt. Sind alle Positionen auf der Vermögensseite eingetragen und hat man auf der Schuldenseite alle Fremdkapitalien aufgeführt, so erhält man als Differenz das Eigenkapital. Somit muss die Summe der Aktivseite immer der Summe der Passivseite entsprechen. Auch die Erfolgsrechnung wird nach Aufwand und Ertrag unterteilt. Im Unterschied zur Bilanz wird jedoch eine Erfolgsrechnung jedes Jahr bei null eröffnet und stellt somit nicht eine Momentaufnahme der Vermögenslage, sondern eine Periodenaufnahme der Einnahmen und Ausgaben dar. Ist am Ende der Periode das Total der Aufwendungen kleiner als das Total der Erträge, so resultiert für den Unternehmer ein Gewinn – ansonsten ein Verlust. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass aus der Erfolgsrechnung nicht Rückschlüsse auf die Rentabilität einzelner Produkt getroffen 52 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 werden können. Um diese je Produkte ausfindig machen zu können, muss man eine Produktkalkulation vornehmen. (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Mustervorlage Bilanz und Erfolgsrechnung) (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Kontenrahmen und -plan nach Käfer) 5.3.2 Buchführungsvorschriften Art. 662a OR besagt, dass die Jahresrechnung nach den Grundsätzen der ordnungsmässigen Rechnungslegung so aufgestellt wird, dass die Vermögens- und Ertragslage der Gesellschaft möglichst zuverlässig beurteilt werden kann. Entsprechend müssen aus einer Jahresrechnung auch immer die Vorjahreszahlen ersichtlich sein. Die ordnungsmässige Rechnungslegung erfolgt nach den Grundsätzen der 1. Vollständigkeit 2. Klarheit und Wesentlichkeit der Angaben 3. Vorsicht 4. Fortführung 5. Stetigkeit in Darstellung und Bewertung 6. Unzulässigkeit der Verrechnung von Aktiven und Passiven sowie von Aufwand und Ertrag 53 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.3.3 Revisionspflicht Nicht alle Unternehmen unterstehen zwingend einer Revisionspflicht. Um jedoch den Vorteil einer eingeschränkten Revision nutzen zu können, müssen gewisse Kriterien erfüllt sein. Diese sind im nachfolgenden Flussdiagramm beschrieben. Abbildung 5-2: Schema der Revisionspflicht 26 26 http://www.eycom.ch/publications/items/aktienrecht_flowcharts/de.pdf 54 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.3.4 Auslagerung der Buchhaltung Die Buchführung und das Controlling sind wichtige Informationsquellen für die Geschäftsleitung. Daher ist es für einen Jungunternehmer wichtig, sich die wichtigsten Fachkenntnisse anzueignen. Demnach sollte ein Unternehmer im Stande sein, die wichtigsten Kennzahlen berechnen und analysieren zu können, eine Liquiditätsplanung vorzunehmen, einfache Kalkulationen vorzunehmen, die firmeninterne Kapazitätsauslastung berechnen zu können, sowie Debitoren- und Kreditorenfristen berechnen zu können, um nicht den finanziellen Überblick zu verlieren. Auf der anderen Seite macht es jedoch wenig Sinn, wenn sich ein nicht finanzkundiger Firmeninhaber stundenlang der Buchhaltung widmet. Per Saldo kann daher eine Auslagerung an eine Fachperson günstiger sein, da sich der Unternehmer anstatt der Buchhaltung seiner Kernaufgabe widmen und somit produktiv sein kann. Die Frage, wann eine Buchhaltung (teil-) ausgelagert werden soll, kann jedoch nicht generell beantwortet werden. Zum einen hängt es von der Geschäftsgrösse ab. Denn je kleiner eine Unternehmung desto eher ist es möglich, die Buchhaltung in Eigenregie zu führen. Zum anderen spielt es auch eine Rolle, ob man im persönlichen Umfeld eine fachkundige Person hat, welche diese Arbeit relativ kostengünstig erledigen kann. Gerade aus Produktivitätsgründen macht es für viele Jungunternehmer durchaus Sinn, den Jahresabschluss von einem Treuhänder erstellen zu lassen. Denn speziell das Erstellen von Jahresabschlüssen erfordert im Zusammenhang mit Rückstellungen, Abschreibungen oder stillen Reserven spezifische Fachkenntnisse. Wenn ein Unternehmer jedoch in diesem wichtigen Bereich der Unternehmensführung nicht immer auf das Know-how von Fachleuten angewiesen sein will, tut er gut daran, Kurse zu besuchen oder sich selbst mit der nötigen Fachliteratur einzudecken, um diese Tätigkeit einmal selbst übernehmen zu können. 5.4 Steuern Zwei wichtige Faktoren haben einen Einfluss auf die steuerliche Belastung am Ende eines Geschäftsjahres. Zum einen spielt es eine Rolle, ob man als juristische oder aber als natürliche Person besteuert wird und zum anderen ist der Ort des Firmensitzes im Bezug auf die steuerliche Belastung sehr entscheidend. 55 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Aufgrund des föderalistischen Systems der Schweiz besagt die Gesetzgebung, dass Kantone und Gemeinden ihren eigenen Steuertarif festlegen können. Entsprechend gibt es im Bezug auf die Steuern mehr oder weniger attraktive Firmenstandorte. Deshalb ist es für einen angehenden Unternehmer wichtig, den möglichen Firmensitz auch steuerlich unter die Lupe zu nehmen. (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Steuern) Durch die nachfolgende Tabelle wird aufgezeigt, was vom Unternehmer wo versteuert wird: Gesellschaftsform Geschäftsort Wohnort Natürliche Person Einzelfirma Geschäftsgewinn (inkl. Unternehmerlohn) Verzinsung des Eigenkapitals Geschäftsvermögen Übriges Einkommen Privatvermögen Personengesellschaf Kollektivgesellschaft Kommanditgesellschaft Einfache Gesellschaft Geschäftsgewinn (exkl. Unternehmerlohn) Geschäftsvermögen Unternehmerlohn des Gesellschafters Verzinsung des Eigenkapitals Übriges Einkommen Privatvermögen Kapitalgesellschaft GmbH AG Geschäftsgewinn Geschäftsvermögen Unternehmerlohn Übriges Einkommen Privatvermögen Tabelle 5-5: Steuerunterschiede In der Schweiz besitzen vier Instanzen (Bund, Kanton, Gemeinde, Kirche) die sogenannte Steuerhoheit und sind dementsprechend ermächtigt, Steuern einzuziehen. Welche Steuer von welcher Instanz eingezogen werden kann, wird durch die nachfolgende Tabelle dargestellt. 27 Bund Kanton Gemeinde / Kirche Personengesellschaften Direkte Bundessteuer vom Einkommen Einkommens- und Vermögenssteuer Zu- oder Abschläge zur Staatssteuer, zum Teil eigene Tarife und Bestimmungen Kapitalgesellschaften Direkte Bundessteuer vom Gewinn Gewinn- und Kapitalsteuer Zu- oder Abschläge zur Staatssteuer Tabelle 5-6: Steuerhoheit 27 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 56 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.4.1 Besteuerung von natürlichen Personen und Personengesellschaften Wichtig für Jungunternehmer ist zu wissen, dass das Geschäftseinkommen und das Geschäftsvermögen zusammen mit dem privaten Einkommen und Vermögen im Rahmen der privaten Steuererklärung angegeben werden muss. Ausserdem gilt es festzuhalten, dass der steuerliche Aufwand nicht in der Erfolgsrechnung geltend gemacht werden kann. 28 5.4.1.1 Einkommenssteuer Das Einkommen eines Einzelunternehmers oder eines Gesellschafters setzt sich aus allen Bezügen aus der Unternehmung zusammen und muss entsprechend versteuert werden. So müssen dem Bund, dem Kanton und der Gemeinde der Unternehmensgewinn, der Unternehmerlohn, der Zins des Eigenkapitals sowie alle übrigen Einkommensteile als Einkommen angegeben werden. Je höher der Gewinn der Unternehmung ausfällt, umso höher ist auch das zu versteuernde Einkommen. Sollte die Unternehmung jedoch einen Verlust einfahren, ist dieser vom übrigen Einkommen abzuziehen. 5.4.1.2 Vermögenssteuer Die Vermögenssteuer wird nur vom Kanton und der Gemeinde erhoben. Somit wird nicht nur das gesamte Privatvermögen in die Berechnung einfliessen, sondern auch alle Vermögensteile aus der unternehmerischen Tätigkeit. 5.4.2 Besteuerung von Kapitalgesellschaften Wichtig für Jungunternehmer zu wissen ist, dass das private Einkommen und Vermögen getrennt vom Gewinn und dem Kapital der Gesellschaft betrachtet werden. Darüber hinaus gilt es festzuhalten, dass der Steueraufwand beim Reingewinn in Abzug gebracht werden kann. Generell wird der Abgrenzung von Geschäftsvermögen und Privatvermögen besondere Bedeutung beigemessen, da für das Vermögen aus dem Geschäft andere Besteuerungsrichtlinien gelten. So sind zum Beispiel Abschreibungen auf dem Privatvermögen nicht zulässig und Kapitalgewinne sind, im Unterschied zum Geschäftsvermögen, beim Privatvermögen steuerfrei. Weiter hat ein Unternehmer zu beachten, dass der Erfolgsrechnung nur geschäftsmässig begründete Aufwendungen belastet werden dürfen. Privat genutzte Güter (Auto, Boot, Haus etc.) dürfen nicht über die Firma abgehandelt werden. 28 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 57 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Ein wichtiger Grundsatz lautet daher: Geschäftsvermögen und Geschäftsaufwendungen klar von privaten Aufwendungen trennen, um nicht mit den Steuerbehörden in Konflikt zu geraten. 5.4.2.1 Gewinnsteuer Der Unternehmer kann jedoch zur Berechnung der Steuerlast nicht vom Reingewinn der Erfolgsrechnung ausgehen. Es gilt noch sämtliche Aufwendungen zu berücksichtigen, durch welche der unternehmerische Gewinn „künstlich“ tief gehalten wurde. Dazu zählen beispielsweise nicht gerechtfertigte Abschreibungen und Rückstellungen, verdeckte Gewinnausschüttungen und nicht gutgeschriebene Erträge. 5.4.2.2 Kapitalsteuer Das Kapital einer Kapitalgesellschaft wird nur vom Kanton sowie der Gemeinde besteuert, jedoch nicht vom Bund. Dabei gilt es das gesamte Eigenkapital zu versteuern. Dazu zählen die einbezahlten Aktien respektive das einbezahlte Stammkapital sowie die offenen und versteuerten Reserven. Für den Unternehmer ist jeweils das Eigenkapital am Ende der Steuerperiode massgebend. Kapitalveränderungen unter dem Jahr haben somit keinen Einfluss. 5.4.3 Mehrwertsteuer (MWST) Bei dieser Steuer werden die persönlichen Verhältnisse des Unternehmers in keiner Art und Weise berücksichtigt. Die Mehrwertsteuer ist eine sogenannte Verbrauchs- oder Konsumentensteuer. Diese Steuer wird bei allen Phasen der Produktion, bei der Einfuhr von Gegenständen sowie beim inländischen Dienstleistungsgewerbe und bei Bezügen von Dienstleistungen aus dem Ausland auf den Produktpreis aufgeschlagen. Der Sinn der Mehrwertsteuer besteht jedoch nicht darin, den Unternehmer zu belasten, sondern den Konsumenten. Aus Gründen der Vereinfachung wird die Steuer jedoch nicht direkt beim Konsumenten erhoben. Belastet werden die Produkte der Unternehmer. Der Unternehmer überwälzt diese Steuer anschliessend auf die Konsumenten, welche diese als einen Teil des Verkaufspreises wahrnehmen. In aller Regel beträgt dieser Steuersatz in der Schweiz 7.6%. Produkte des täglichen Bedarfs (Nahrungsmittel, exklusiv Alkohol), Medikamente sowie gewisse Zeitungen und Bücher unterliegen lediglich einem Satz von 2.4%. Auch im Gastgewerbe gibt es Sonderregelungen, welche nur eine MWST-Belastung von 3.6% erfordern. 29 (Vgl. Muster & Vorlagen Finanzen: Spezialbroschüre Nr. 02, Steuerpflicht bei der Mehrwertsteuer) 29 Steuerpflicht bei der Mehrwertsteuer: Spezialbroschüre Nr. 02, Bern (CH): Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV, Dezember 2007 58 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 5.4.3.1 Wann ist man MWST-Pflichtig? Der nachfolgenden Grafik kann entnommen werden, ab welchem Jahresumsatz ein Unternehmer steuerpflichtig wird: Abbildung 5-3: Schema der MWST-Pflicht Die Voraussetzung für die Steuerpflicht bei der Gründung einer Unternehmung ist insbesondere dann erfüllt, wenn für die ersten zwölf Monate nach Aufnahme der Tätigkeit zu erwarten ist, dass die massgebenden Betragsgrenzen überschritten werden. Die Anmeldung als steuerpflichtige Person erfolgt in schriftlicher Form oder online auf der Homepage der Eidgenössischen Steuerverwaltung. Alle Unternehmer müssen eigenständig und unabhängig der Rechtsform ihre Steuerpflicht abklären und dies der Steuerverwaltung melden. 5.4.3.2 Berechnung der Steuerlast nach effektivem Entgelt Der Unternehmer kann zur Berechnung der Steuerzahllast zwischen der Saldosteuersatzmethode und der Methode des effektiven Entgelts wählen. Bei der Abrechnung der MWST nach effektivem Entgelt hat der Unternehmer vierteljährlich die Differenz zwischen den eingenommenen Mehrwertsteuerbeträgen und den bereits „bezahlten“ Vorsteuern der Eidgenössischen Steuerverwaltung abzuliefern, da bei jeder Transaktion (Ver- 59 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 kauf/Kauf) nur der Mehrwert besteuert werden soll. Speziell beim Einkauf von Materialien, welche danach weiterverarbeitet werden, kommt dieser Vorsteuerabzug zum Tragen. 30 Beispiel der ESTV zur Berechnung der Steuerlast mittels effektivem Entgelt: Der nicht steuerpflichtige Handelsbetrieb Zbinden GmbH überprüft Ende Jahr die Steuerpflicht. Der Umsatz laut Buchhaltung beläuft sich auf CHF 200‘000.--. Der verbuchte Warenaufwand beträgt CHF 108‘000.--, die vorsteuerabzugsberechtigten Gemeinkosten betragen CHF 10‘500.-- und die im Laufe des Jahres getätigten Investitionen in bewegliche Gegenstände belaufen sich auf CHF 30‘128.-- (inkl. MWST). Effektives Entgelt Vorteil Effektive Vorsteuern können geltend gemacht werden, dies ist speziell bei Grossinvestitionen von Vorteil. Nachteil Vierteljährliche Abrechnung Übereinstimmung der Belege zur Geltendmachung der Vorsteuer Tabelle 5-7: Effektives Entgelt 5.4.3.3 Berechnung der Steuerlast nach der Saldosteuersatzmethode Unternehmer, die jährlich weniger als CHF 3 Mio. Umsatz erzielen und im gleichen Zeitraum nicht mehr als eine MWST-Zahllast von CHF 60‘000.— aufweisen, können die MWST nach der Saldosteuersatzmethode abrechnen. Dabei wird mittels eines branchenüblichen Pauschalsteuersatzes, welcher in der Spezialbroschüre der Eidgenössischen Steuerverwaltung veröffentlicht ist, gerech- 30 http://www.vimentis.ch/d/lexikon/112/Vorsteuerabzug+.html 60 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 net. 31 Beispiel der ESTV zur Berechnung der Steuerlast mittels der Saldosteuersatzmethode: Die Jost AG, welche ein Tea-Room und eine Bäckerei-Konditorei betreibt, war bisher nicht mehrwertsteuerpflichtig. Die Überprüfung des Umsatzes am Ende des laufenden Jahres zeigt folgendes Bild: Die Einnahmen aus der Bäckerei-Konditorei belaufen sich auf CHF 170‘000.--; die Einnahmen aus dem Tea-Room betragen CHF 60‘000.--. Berechnung der Steuerzahllast mittels Saldosteuersatz: Saldosteuersatzmethode Vorteil Geringer administrativer Aufwand Übereinstimmung der Belege nicht relevant, da die Abrechnung mittels Pauschalsatz erfolgt. Nachteil Bei grossen Investitionen kann die effektive Vorsteuer nicht abgezogen werden. Tabelle 5-8: Saldosteuersatzmethode 31 Hammel, Gilbert; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Steuerrecht, Herbstsemester 2008 61 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6 Marketing Marketing ist ein Prozess im Wirtschafts- und Sozialgefüge, durch den Einzelpersonen und Gruppen ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte und andere Dinge von Wert erzeugen, anbieten und miteinander austauschen. 32 Marketing besteht aus einigen immer wiederkehrenden und allgemeinen Grundelementen, welche jedoch zwingend auf die Bedürfnisse der eigenen Leistungen und Kunden sowie den eigenen Markt angepasst werden müssen. Die Grundlagen des Marketings müssen deshalb nicht immer wieder aufs Neue erfunden werden. Marketing basiert nie auf allgemeingültigen Rezepten; der Markterfolg muss immer wieder von neuem gesucht werden. Deshalb gilt: „Die einzige Konstante ist der stetige Wandel“. 33 6.1 Das Marketingkonzept Die Aufgabe eines erfolgreichen Marketingkonzepts ist es, die Zielgruppe so verführerisch anzusprechen, dass aus ihr Kunden hervorgehen. Demzufolge dient es nicht nur als Leitfaden für sämtliche Marketing- und Werbemassnahmen, sondern letztendlich auch über den zukünftigen geschäftlichen Erfolg. In diesem Sinne ist das Marketingkonzept ein “Architekturplan“ für das “Marketinghaus“. Das Marketingkonzept kann grob in fünf Phasen unterteilt werden: Situationsanalyse Marketingziele Marketingstrategie Marketing-Mix Marketing-Controlling (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Ablauf Marketingkonzept) 32 Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2005): Grundlagen des Marketing 33 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 62 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6.1.1 Die Situationsanalyse Die aktuelle Lage des eigenen Unternehmens, der Konkurrenz und die zukünftigen Marktentwicklungen werden analysiert und festgehalten. Demzufolge können bei der Situationsanalyse drei verschiedene Analysen unterschieden werden: Abbildung 6-1: Situationsanalyse 6.1.1.1 Die Marktanalyse In einem ersten Schritt wird der Markt, in welchem man sich bewegt, analysiert. Will man sich nicht auf Zufallserfolge verlassen, ist es unabdingbar, dass man „seinen“ Markt versteht. In erster Linie geht es darum, das relevante Marktumfeld zu analysieren und Marktsegmente, Teilmärkte sowie Absatzkanäle zu erkennen. Die Analyse von Umwelttrends und zukünftigen Entwicklungstendenzen bildet einen weiteren wichtigen Bestandteil der Marktanalyse. (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Analyse des Marktumfeldes nach R. Kühn) 63 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6.1.1.2 Die Konkurrenzanalyse Die Konkurrenzanalyse dient vor allem dazu, über den Marktauftritt naheliegender Teilnehmer detailliertere Informationen zu beschaffen. Nebst der Unterscheidung zwischen primären und sekundären Konkurrenten gilt es hauptsächlich die Marktmacht, das strategische Marktvorgehen sowie angekündigte Produktinnovationen dieser Unternehmen zu bestimmen und zu analysieren. Mittels dieser Informationsbeschaffung sollen letztendlich Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz geschaffen werden. (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Vorlage Konkurrenzanalyse) 6.1.1.3 Die Unternehmensanalyse Damit ein Unternehmen zukünftige Entwicklungen frühzeitig erkennen und sich bestmöglich darauf vorbereiten kann, ist eine detaillierte Analyse des eigenen Unternehmens unabdingbar. Dabei gilt es vor allem Leistungspotenziale und verfügbare Ressourcen zu erkennen und sich den Erfolgsfaktoren und Unternehmensrisiken bewusst zu werden. Die Analyse von Umsatz- und Ertragserwartungen und der Kostenstruktur bilden weitere wichtige Aufgaben der Unternehmensanalyse. Zudem gilt es über die eigene Kundschaft Bescheid zu wissen – „Wer sind unsere Kunden und was erwarten sie von uns? Welche Kundenbeziehungen bestehen schon und wie können neue Kunden akquiriert werden?“ 6.1.1.4 Die Diagnose (SWOT-Analyse) 34 Sind Markt-, Konkurrenz- und Unternehmensanalyse erstellt, kann mittels der erworbenen Kenntnisse eine Diagnose erstellt werden. Dazu bietet sich in erster Linie die SWOT-Analyse an, in welcher Strenghts (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Gefahren) ermittelt werden. Dabei werden die relevanten Informationen für die Auflistung der Stärken und Schwächen primär aus der internen Analyse, also der Unternehmensanalyse, abgeleitet wobei sich die Chancen und Gefahren aus der externen Analyse, also der Markt- und Konkurrenzanalyse, zusammensetzen. (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Vorlage SWOT-Analyse) Mittels der zusammengetragenen Informationen können nun in einem weiteren Schritt verschiedenen Massnahmen ausgearbeitet werden. Diese setzen sich wie folgt zusammen: 34 http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Grundlagen/SWOT-Analyse.html 64 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 SO-Massnahmen (Nutzung interner Stärken zur Realisierung externer Chancen) ST-Massnahmen (Nutzung interner Stärken um externe Gefahren zu reduzieren) WO-Massnahmen (Interne Schwächen abbauen um externe Chancen wahrzunehmen) WT-Massnahmen (interne Schwächen abbauen um externe Gefahren zu vermeiden) 6.1.2 Die Marketingziele 35 Ist die Situationsanalyse abgeschlossen, können die mittel- bis langfristigen Marketingziele bestimmt werden. Dabei kann zwischen quantitativen und qualitativen Zielen unterschieden werden. Während sich erstere vor allem mit marktökonomischen Zielen befassen, behandeln die qualitativen Ziele hauptsächlich marktpsychologische Anliegen. Quantitative Marketingziele Absatzmenge Jährlicher Umsatz Preisniveau Marktanteile Qualitative Marketingziele Kundenzufriedenheit Kundenbindung Unternehmensimage Markenimage Einhaltung der vorgegebenen Positionierung Tabelle 6-1: Marketingziele 6.1.3 Die Marketingstrategie In dieser Phase wird festgelegt, wie die vereinbarten Ziele erreicht werden sollen. Es stellt sich nun also die Frage, welche Märkte bzw. Segmente bearbeitet werden und wie die eigene Positionierung aussehen soll. 6.1.3.1 Marktwahl 36 In einem ersten Schritt wird der Markt in relevante Teilmärkte aufgeteilt. Anhand verschiedener Kriterien wird anschliessend abgewogen, welche Teilmärkte bearbeitet werden sollen. Um die Attraktivität eines Marktes festzustellen, können unter anderem folgende Kriterien zur Beurteilung beigezogen werden: (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Das Fünf-Kräfte-Modell nach Porter) 35 http://www.unifr.ch/marketing/download/de/marketing05/Vorlesung09_Logik_marketingmix.pdf 36 http://www.wiwi.uni-pas-sau.de/lehrstuehle/MarketingUndInnovation/downloads/Internationales_Marketing_SS2005_Kap_3.pdf 65 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Abbildung 6-2: Marktwahl 6.1.3.2 Marktsegmentierung Aufgrund der Vielzahl verschiedener Käufertypen, mit jeweils unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen, kann ein Unternehmen nie alle Kunden eines gegebenen Marktes bzw. Teilmarktes gleichwohl zufriedenstellen. Aus diesem Grund muss ein Unternehmen den Markt in kleinere Segmente aufteilen und anschliessend attraktive Marktsegmente auswählen, für die es Strategien zur gewinnbringenden Bearbeitung entwickelt. Innerhalb eines Marktsegments sollte sich eine Gruppe von Konsumenten befinden, die ähnliche Bedürfnisse haben und in ähnlicher Weise auf eine Reihe von Marketing-Stimuli reagieren. Grundsätzlich bestehen viele Möglichkeiten einen Markt zu segmentieren. Folgende Tabelle zeigt einige dieser Segmentierungsmerkmale auf: Merkmal Ausprägung 1 Ausprägung 2 Ausprägung 3 Ausprägung 4 Geografisch Länder, Grossregionen Regionen, Kantone Grossstädte, Kleinstädte Dörfer, Stadtteile Demografisch Geschlecht, Alter Einkommen Bildung Herkunft Psychografisch Soziale Klassenzugehörigkeit Status Lebensstil, Religion Ethnische Herkunft Verhaltensmerkmale Nutzenerwartung Nutzungshäufigkeit Kaufanlass Wiederkaufverhalten Tabelle 6-2: Marktsegmentierung 6.1.3.3 Segmentwahl Nachdem die Einteilung in Marktsegmente vorgenommen wurde, kann das Unternehmen nun den Eintritt in eines oder mehrere dieser Segmente anstreben. Um eine Auswahl an Segmenten zu 66 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 treffen, wird zuerst eine Beurteilung der verschiedenen Segmente in Bezug auf Attraktivität und der zugrunde liegenden Marktchancen vorausgesetzt. Das Unternehmen sollte letztendlich diese Segmente auswählen, in denen es einen Wettbewerbsvorteil aufbauen und dauerhaft halten kann und wo es auf lange Sicht die Käufer optimal bedienen kann. Viele kleinere Unternehmen, mit meist begrenzten Ressourcen, betreten vorerst nur ein Segment eines Marktes. Stellt sich das Unterfangen als erfolgreich heraus, wird die Tätigkeit auf weitere Segmente ausgedehnt. Im Unterschied dazu streben Grossunternehmen häufig die Abdeckung des gesamten Marktes an. (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Entscheidungsmatrix zur Beurteilung der Attraktivität von Segmenten) 6.1.3.4 Positionierung Ist der zukünftig zu bearbeitende Markt erst einmal bestimmt und die relevanten Segmente ausgewählt, folgt die Überlegung, welche Position man mit seinen Produkten im jeweiligen Segment besetzen will. Die Positionierung im Markt räumt dem Produkt eine klare und wünschenswerte Position in der Vorstellung der Zielkunden und im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ein. Die Position des Produktes ist die Art und Weise, wie ein Produkt von den Konsumenten im Hinblick auf wichtige Eigenschaften gesehen wird. Dadurch erhält es eine eindeutige Stellung in der Vorstellung des Konsumenten. Letztendlich geht es also darum, eine Position zu definieren und zu besetzen, die das Produkt gegenüber den Konkurrenzprodukten hervorhebt und ihm den grösstmöglichen strategischen Vorteil auf seinen Zielmärkten verschafft. Eine wirkungsvolle Positionierung differenziert das Angebot eines Unternehmens so, dass der Kunde mehr Wert erhält als durch jenes der Wettbewerber. Die Positionierung kann auf einem oder mehreren wichtigen Faktoren aufbauen. Wenn jedoch zu viele Faktoren herangezogen werden, besteht die Gefahr, dass sich das Unternehmen mit zu vielen Eigenschaften identifiziert, was nicht selten in mangelnder Glaubwürdigkeit und Verwirrung beim Konsumenten endet. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele, wie sich Unternehmen gegenüber der Konkurrenz bezüglich Produkten, Serviceleistungen, Mitarbeitern und Identitätsgestaltung differenzieren und profilieren kann: 67 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Produkt Serviceleistungen Mitarbeiter Identitätsgestaltung Ausstattungselemente Zustellung Fachkompetenz Symbolgestaltung Preis Installation Höflichkeit Medien Haltbarkeit Kundenschulung Vertrauenswürdigkeit Corporate Identity Zuverlässigkeit Kundenberatung Zuverlässigkeit Eventsponsoring Verpackung Garantieleistung Kommunikation Tabelle 6-3: Positionierung 6.1.3.5 Marketingstrategien Exzellente Produkte und Dienstleistungen sind eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung, um im Markt erfolgreich zu sein. Das Angebot eines Unternehmens muss in irgendeiner Form, sei dies beim Produkt selbst, bei den Serviceleistungen oder beim Preis, besser als das der Konkurrenz sein, um einen Wettbewerbsvorteil zu begründen. Deshalb müssen Positionierungsstrategien sowohl auf die Bedürfnisse der Kunden als auch die Strategien der Konkurrenzen eingehen. Die folgende Tabelle zeigt die drei gängigsten Marketingstrategien auf 37: Profilierungsstrategie In der Schweiz vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen vorherrschend. Zur Durchsetzung einer Profilierungsstrategie benötigt ein Unternehmen jedoch eindeutige Angebotsvorteile (USP) oder psychologische Vorteile (UAP). Me-too-Strategie Bewusste Nachahmung eines Konkurrenten, um von der Verwechslung zu profitieren. Diese Strategie ist jedoch nur sinnvoll, wenn auch ein Preisvorteil geboten werden kann. Aggressive Preisstrategie Diese Strategie kann nur gewählt werden, wenn auf Dauer ein Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz existiert. Sie sind oft in Märkten mit homogenen Produkten anzutreffen. Tabelle 6-4: Marketingstrategien 6.1.4 Der Marketing-Mix Sobald sich ein Unternehmen für eine Marketingstrategie entschieden hat, kann mit der Detailplanung für den Marketing-Mix begonnen werden. Der Marketing-Mix ist eine Gesamtheit steuerbarer, taktischer Werkzeuge, die ein Unternehmen miteinander kombiniert und einsetzt, um auf dem 37 Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2005): Grundlagen des Marketing 68 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Zielmarkt bestimmte erwünschte Reaktionen hervorzurufen. 38 Der Marketing-Mix beinhaltet alle einem Unternehmen zur Verfügung stehenden Massnahmen, um die Nachfrage nach dem eigenen Produkt zu beeinflussen. Die vielen Möglichkeiten lassen sich in vier Gruppen von Massnahmen aufteilen, die als die “4 Ps“ bekannt sind: Produkt, Preis, Promotion und Platzierung. Folgende Grafik zeigt die verschiedenen Marketing-Instrumente: Abbildung 6-3: Marketing-Mix 6.1.4.1 Das Produkt 39 Die Produkte oder Dienstleistungen, die ein Unternehmen anbietet, stellen den Kern der gesamten Unternehmensaktivitäten dar und bilden die Basis jedes unternehmerischen Erfolgs. Die Produktpolitik umfasst alle Überlegungen, Entscheidungen und Handlungen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Kombination und Variation der Eigenschaften des Produktes oder der Dienstleistung stehen. Hierzu zählen vor allem die Sortimentsplanung, Qualität und Service aber auch Verpackung, Markierung und Produktgestaltung sowie weitere produktbegleitende Dienstleistungen. Zwei Aspekte sind für die Produktinnovationen von besonderer Bedeutung: Angebotsbreite und Angebotstiefe. Unternehmen, die ein breitgefächertes Angebot anbieten, werden auch als Generalisten bezeichnet. Die Angebotstiefe hingegen beschreibt die unterschiedlichen Arten und Variationen eines bestimmten Angebots. Unternehmen, die ihren Schwerpunkt auf ein tiefes Angebot gelegt haben, bezeichnet man im Allgemeinen als Spezialisten. 38 Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2005): Grundlagen des Marketing 39 http://de.wikipedia.org/wiki/Marketing-Mix 69 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6.1.4.2 Der Preis 40 Die Preispolitik umfasst alle Entscheidungen, die Einfluss auf die Preishöhe sowie die Art und Weise der Preisfestlegung und -durchsetzung haben. Als zentraler Aspekt kann festgehalten werden, dass sich der Preis immer nach dem Markt richtet, der aus den Komponenten Anbieter, Nachfrager und Wettbewerber besteht. Allerdings sollten neben der unumgänglichen Orientierung am Markt auch die Kosten berücksichtigt werden, da Unternehmen darauf angewiesen sind, mit ihren Produkten und Leistungen Gewinn zu erzielen. Ebenfalls in die Preispolitik fallen sämtliche Zugaben wie Rabatte, Preisaktionen, Boni, Kredite sowie Zahlungskonditionen. 6.1.4.3 Die Promotion Unter Promotion versteht man Ziel- und Massnahmenentscheidungen zur einheitlichen Gestaltung aller das Produkt betreffenden Informationen. Das Hauptziel der Promotion besteht darin, die Vorzüge des Produktes bzw. der Dienstleistung an Kaufinteressenten zu kommunizieren und diese als Kunden zu gewinnen. 40 http://de.wikipedia.org/wiki/Marketing-Mix 70 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6.1.4.4 Die Platzierung Unter der Platzierungs- bzw. Distributionspolitik werden alle Entscheidungen und Handlungen des Unternehmens im Zusammenhang mit dem Weg eines Produktes vom Hersteller bis zum Endverbraucher getroffen. Die Möglichkeiten der Distributionspolitik sind vielfältig. Im Handel stellt sich die Frage, ob die Produkte in einer klassischen Verkaufsstätte (POS, Geschäft) verkauft werden oder ob die Ware direkt zum Kunden gebracht wird (wie z. B. bei Versandhäusern, die die Ware direkt zum Kunden nach Hause schicken). Die verschiedenen Möglichkeiten der Distribution schliessen sich nicht zwangsläufig gegenseitig aus. Häufig bieten Unternehmen Kombinationen oder mehrere Möglichkeiten parallel an. Ebenfalls der Distributionspolitik untergeordnet werden sämtliche Belangen betreffend der Lieferbereitschaft, des Belieferungsrythmuses und der Lagerhaltung. (Vgl. Muster & Vorlagen Marketing: Entscheidungsmatrix zur Beurteilung der Attraktivität der Absatzkanäle) Abbildung 6-4: Absatzwege 71 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 6.1.5 Das Marketing-Controlling 41 Da auf dem Weg zur erfolgreichen Implementierung eines Marketingkonzepts viele Abweichungen und Überraschungen auftreten können, ist es notwendig, den gesamten Ablauf konstant zu überwachen. Unter Marketing-Controlling versteht man die Messung und Bewertung der Ergebnisse eingesetzter Marketingstrategien und die Ergreifung von Korrekturmassnahmen, um die Erreichung der Marketingziele sicherzustellen. Zweckmässigerweise erfolgt das Marketing-Controlling in vier Schritten: Abbildung 6-5: Das Marketing-Controlling 41 Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2005): Grundlagen des Marketing 72 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7 Risikomanagement & Versicherungen 7.1 Risikomanagement Gerade für einen Jungunternehmer gehört das Gefühl der Sicherheit zu den Grundbedürfnissen und garantiert diesem oftmals das wirtschaftliche Überleben. Dieses Sicherheitsgefühlt kann durch Versicherungen erhöht werden. Doch Vorsicht, diese „Vollkasko-Mentalität“ ist oft auch eine Frage des Geldes, deshalb will so eine Versicherung wohl überlegt sein. Entsprechend sollte sich ein Unternehmer immer die Frage stellen, zu welchem Preis er gewillt ist, eine Versicherung abzuschliessen. Um den Nutzen einer Versicherung jedoch herauszufinden, muss er das entsprechende Risiko eingehend kennen und verstehen. Weiter ist es auch nötig über das mögliche „Schadensausmass“ sowie die zu erwartende „Eintrittswahrscheinlichkeit“ informiert zu sein. Erst dann ist der Unternehmer in der Lage, differenziert zu beurteilen, ob das Versichern des Risikos lohnenswert ist. Es wäre jedoch falsch, immer nur vom Risiko als Gefahr zu sprechen. Unternehmer sagen oftmals: „Wer Chancen wahrnehmen will, muss auch bereit sein, Risiken einzugehen.“ Das Risikomanagement erfolgt nach einem bestimmten Ablauft. Zuerst wird das Risiko identifiziert, anschliessend analysiert und erst dann entscheidet der Unternehmer, wie das Risiko bewältigt wird. Dieses Vorgehen beinhaltet folgende Vorteile: Frühwarnsystem von Gefahren und Risiken Verhinderung von unternehmerischen Überraschungen und Minimierung von Verlusten Identifikation und Management von unternehmensübergreifenden Risiken und Chancen Langfristige Zukunftssicherung Chancen sollen besser wahrgenommen werden können Verbesserung des Umgangs mit Risiken und Chancen 7.1.1 Risikoidentifikation Bei der Risikoidentifikation überlegt sich ein Unternehmer, mit welchen Risiken er respektive seine Unternehmung tagtäglich umzugehen hat. Dabei muss sich ein Unternehmer auch die Frage stellen, wo er persönlich einen Mangel an Sicherheit empfindet. Diese identifizierten Risiken werden in einer sogenannten „Gefahrenliste“ nacheinander, ohne eine bestimmte Reihenfolge zu beachten, aufgelistet. Somit wird sich ein Unternehmer über alle möglichen „Schadensszenarien“ bewusst. Nachfolgend wird ein Beispiel einer solchen Gefahrenliste aufgezeigt: 73 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Nr. Gefahrengebiet Risikobeschrieb 1 Strategische Bedrohung Abhängig von wenigen Kunden 2 Management und Mitarbeiter (Verhalten) Veruntreuung durch Mitarbeiter 3 Operative Bedrohung Überschwemmung, Feuer 4 Finanzielle Bedrohung Überschreiten der Kreditlimite Tabelle 7-1 Gefahrenliste 1 7.1.2 Risikoanalyse Nachdem die verschiedenen Risiken identifiziert, aufgelistet und beschrieben worden sind, geht es darum, dieselben Risiken nach der Eintrittswahrscheinlichkeit und dem Schadenspotenzial zu analysieren und in eine Risikoanalysematrix zu übertragen. 42 Dadurch lässt sich nun aussagen, ob ein Risiko keine Massnahmen erfordert (hellgelb), ob Massnahmen zur Risikominimierung geprüft werden müssen (gelb), ob Massnahmen erforderlich sind (orange) oder ob das Risiko gar nicht erst akzeptabel ist (rot). Damit hat der Unternehmer eine solide Entscheidungsbasis, um geeignete Massnahmen zu treffen. Abbildung 7-1: Risikoanalysematrix 42 http://www.sqs.ch/507.pdf 74 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.1.3 Risikobewältigung Nachdem die Risiken auch auf Schadenspotenzial und Eintrittswahrscheinlichkeit hin analysiert wurden, geht es bei der Risikobewältigung nun um die Frage, wie man in der Folge mit diesen Risiken umgeht. Die richtigen Massnahmen müssen getroffen werden und dabei geht es nicht nur um den Abschluss einer Versicherung, wie nachfolgende Tabelle aufzeigt. Risikobewältigung Beschreibung Vermeiden Auf die Erreichung eines bestimmten Zieles wird zugunsten der Sicherheit verzichtet. Vermindern Auf die Erreichung eines bestimmten Zieles wird nicht verzichtet, jedoch werden Massnahmen ergriffen, um Störungen zu verhindern oder in deren Wirkung herabzusetzen. Selber tragen Durch eine passive Risikobereitschaft nimmt ein Unternehmer einen Schaden ganz oder teilweise in Kauf, da ein möglicher Schaden zu den Bagatellrisiken gezählt wird. Oder aber man trägt das Risiko aktiv, indem bewusst Mittel bereitgestellt werden, mit welchen die Gefahr aus eigener Kraft überwunden werden soll. z.B. durch den Abschluss einer Versicherung überwälzen Tabelle 7-2: Risikomassnahmen So ist ein Unternehmer in der Lage, Massnahmen zur Risikobewältigung zu treffen. Nr. Gefahrengebiet Risikobeschrieb Eintrittswahrscheinlichkeit Schadenpotential Massnahmen 1 Strategische Bedrohung Abhängig von wenigen Kunden möglich existenzbedrohend Kundenstamm vergrössern 2 Management und Mitarbeiter (Verhalten) Veruntreuung durch Mitarbeiter sehr selten existenzbedrohend Unterschriftsberechtigungen überprüfen Operative Bedrohung Überschwemmung, Feuer sehr selten Finanzielle Bedrohung Überschreiten der Kreditlimite häufig 3 4 Freigabeprozesse überprüfen existenzbedrohend Neuer EDV-Raum Versicherung abschliessen spürbar Mahnwesen verbessern Liquiditätsplanung verbessern Tabelle 7-3: Gefahrenliste 2 75 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.2 Versicherungen Durch das Risikomanagement wird dem Unternehmer bewusst, welchen Risiken er ausgesetzt ist. Eine Variante ist das Überwälzen des Risikos an eine Versicherung. Gewisse Versicherungen müssen jedoch von Gesetzes wegen abgeschlossen werden. In der Schweiz werden drei verschiedene Versicherungsarten voneinander unterschieden: Personen- und Sozialversicherungen (3-Säulen-System) Sachversicherungen Vermögensversicherungen 7.2.1 Personen- und Sozialversicherungen Der Kern des schweizerischen Sozialversicherungssystems ist das sogenannte Dreisäulenprinzip. Durch dieses Prinzip sollen die „grössten Risiken“ wie Invalidität, Alter und Tod erfasst werden. Nach dem Auftrag der Bundesverfassung sollen diese Risiken von drei getrennten Vorsorgesystemen getragen werden, auch bekannt als 3-Säulen-Konzept. (siehe auch http://www.bsv.admin.ch/kmu/index.html?lang=de) (Vgl. Muster & Vorlagen Risikomanagement & Versicherungen: Sozialversicherungen im Überblick sowie Sozialversicherungen: Anmeldung für juristische Personen) 1. Säule (AHV/IV/EO) Diese Säule umfasst die staatliche Vorsorge, deren Versicherungen das Existenzminimum einer Person sichern sollen. 2. Säule (BVG) Diese Säule umfasst die berufliche Vorsorge, deren Versicherungen es erlauben, über das Existenzminimum hinaus den gewohnten Lebensstandard halten zu können. 3. Säule (3a/3b) Diese Säule umfasst die individuelle oder private Vorsorge, deren Versicherungen eine individuelle Ergänzung zu den ersten beiden Säulen darstellen. (siehe auch Themenabschnitt Finanzen, 5.1.4.1) 76 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.2.2 Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) „Der AHV unterstehen alle in der Schweiz wohnenden oder arbeitenden Personen, aber auch Mitarbeiter die von einer Schweizer Firma für eine gewisse Zeit ins Ausland entsandt und von dieser entlöhnt werden.“ 43 Diese obligatorische „Volksversicherung“ soll bei Wegfall des Einkommens aufgrund der Pensionierung oder dem Tod des Versicherungsnehmers das Existenzminimum sichern. Die Leistungen erfolgen in Form der Alters- respektive der Witwen- und Waisenrente. 7.2.3 Invalidenversicherung (IV) „Der IV unterstehen alle in der Schweiz wohnenden oder arbeitenden Personen, aber auch Mitarbeiter die von einer Schweizer Firma für eine gewisse Zeit ins Ausland entsandt und von dieser entlöhnt werden. Daher ist die IV eng mit der AHV verbunden.“ 44 Die Invalidenversicherung bezweckt die Früherfassung, die Frühintervention und die Eingliederung resp. Wiedereingliederung von Personen, die wegen Geburtsgebrechen, Krankheits- oder Unfallfolgen arbeitsunfähig sind. Es gilt jedoch anzumerken, dass eine allfällige Rente erst ausbezahlt wird, wenn eine Ein- oder Wiedereingliederung ins Berufsleben nicht möglich ist. 7.2.4 Erwerbsersatzordnung (EO) inkl. Mutterschaft „Nach der EO wird Personen, die Militärdienst oder Zivilschutz leisten, ein Teil des Verdienstausfalls ersetzt. Die Versicherung ist obligatorisch, Beiträge leisten all jene Personen, die auch an die AHV/IV Beiträge entrichten. Seit dem 01.07.2005 deckt die Versicherung nach EO ebenfalls den Lohnausfall bei Mutterschaft (Mutterschaftsentschädigung).“ 45 Anspruch auf diese Versicherungen haben alle Personen, die Diensttage für die schweizerische Armee, den Zivilschutz oder den Zivildienst sowie das Rote Kreuz leisten. Darüber hinaus werden Kurstage bei eidgenössischen oder kantonalen Kaderbildungskursen von Jugend und Sport sowie Jungschützenleiterkurse ebenfalls abgegolten. Seit dem Jahr 2005 sind ebenfalls Frauen, welche zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes entweder Arbeitnehmerinnen oder selbständig Erwerbende sind, versichert. Der Anspruch der Mutterschaftsentschädigung entsteht jedoch erst, wenn die Frau 43 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 44 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 45 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 77 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 während neun Monaten vor der Geburt des Kindes gemäss AHV obligatorisch versichert war und Sie in dieser Zeit mindestens fünf Monate einer Erwerbstätigkeit nachgegangen ist. 7.2.5 Familienzulagen „Die Berechtigung, Familienzulagen zu beziehen, ist von der beruflichen Stellung abhängig. Anspruch haben alle Arbeitnehmenden. Ebenfalls Familienzulagen erhalten Nichterwerbstätige mit bescheidenem Einkommen. Anspruchsberechtigt sind auch selbständige Landwirte. Ob selbständig Erwerbende ausserhalb der Landwirtschaft Anspruch haben, hängt davon ab, ob der Kanton solche Familienzulagen eingeführt hat. Die Mindestzulage pro Kind und Monat beträgt mindestens CHF 200.— bzw. CHF 250.-- (Ausbildungszulage). 46“ Die angeschlossenen Arbeitgebenden zahlen Beiträge an die Familienausgleichskassen. Die Beitragspflicht der selbständig Erwerbenden ist zudem je nach Kanton unterschiedlich. 7.2.6 Arbeitslosenversicherung (ALV) „Wer in der Schweiz eine unselbständige Erwerbstätigkeit ausübt oder wer für schweizerische Firmen im Ausland tätig ist und von der Schweiz aus entlöhnt wird, ist gegen Arbeitslosigkeit versichert. Versichert sind somit alle Arbeitnehmer, die obligatorisch durch die AHV versichert sind und für Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit sozialversicherungsrechtliche Beiträge abführen.“ 47 Diese Versicherung soll während einer Arbeitslosigkeitsphase zum Einsatz kommen und stellt einen angemessenen Erwerbsersatz sicher. Wer jedoch sozialversicherungstechnisch als Selbständiger gilt, hat keine Möglichkeit, sich gegen Arbeitslosigkeit zu versichern. 7.2.7 Pensionskasse – die berufliche Vorsorge (BVG) „Die berufliche Vorsorge soll Altersrentnern, Hinterlassenen und Invaliden, zusammen mit der AHV/IV-Rente, die Fortsetzung der gewohnten Lebenshaltung ermöglichen. Die Leistungen bauen auf den Leistungen der AHV bzw. IV auf. Versichert werden die Risiken Tod und Invalidität, gleichzeitig wird eine Altersvorsorge aufgebaut.“ 48 Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen je zur Hälfte die Beträge in die Pensionskasse ein. Als Berechnungsbasis dient das Einkommen. Alle unselbständig Erwerbenden sind ab einem gewissen 46 http://www.bsv.admin.ch/kmu/ratgeber/00907/index.html?lang=de 47 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 48 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 78 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Einkommen obligatorisch der Beitragspflicht unterstellt. Selbständig Erwerbende oder Arbeitnehmer mit einem befristeten Arbeitsvertrag von höchstens drei Monaten sind keiner Beitragspflicht unterstellt. Diese haben jedoch im Unterschied zur Arbeitslosenversicherung die Chance, sich freiwillig der beruflichen Vorsorge zu unterstellen. 7.2.8 Berufsunfall „Die Unfallversicherung nach Unfallversicherungsgesetz (UVG) ist für alle in der Schweiz tätigen Arbeitnehmer obligatorisch. Für Arbeitnehmer, die weniger als acht Stunden pro Wochen arbeiten, ist die Unfallversicherung nur im Bezug auf Betriebsunfälle zwingend. Der Arbeitgeber muss alle Mitarbeiter zwingend gegen Unfälle versichern, wobei er – je nach Tätigkeitsbereich – die Versicherung bei der SUVA oder bei einem zugelassenen Privatversicherer abschliessen muss.“ 49 Die Unfallversicherung sichert einen angemessenen Erwerbsersatz bei Einkommenseinbussen infolge eines Berufsunfalls, einer Berufskrankheit oder eines Nichtberufsunfalls. Der Versicherungsschutz beginnt aufgrund der Anstellung am ersten Arbeitstag und endet 30 Tage nach dem letzten Lohneingang. Selbständig Erwerbende können freiwillig eine Unfallversicherung abschliessen. Über die obligatorische Unfallversicherung hinaus, welche maximal einen Jahreslohn von CHF 126‘000.— versichert, kann eine Zusatzversicherung für die Mitarbeiter abgeschlossen werden. Dadurch können individuelle Risiken noch zusätzlich versichert werden (Lohnausfall, Spitalaufenthalt, Invalidität, Todesfall, Sonderrisiko). 7.2.9 Krankenversicherung „Versicherungspflicht besteht grundsätzlich bei allen in der Schweiz wohnhaften oder erwerbstätigen Personen. Zuzügler aus dem Ausland müssen innert drei Monaten nach Wohnsitznahme in der Schweiz eine Versicherung abschliessen. Freiwillig sind die Zusatzversicherungen nach Versicherungsvertragsgesetz, welche die obligatorische Krankenversicherung ergänzen.“ 50 Die Prämien müssen vom Versicherten selbst beglichen werden. Die Höhe der Prämie kann sich je nach Versicherer oder Region, in der man lebt, variieren. 49 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 50 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 79 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.2.10 Private Selbstvorsorge „Die private Selbstvorsorge wird als 3. Säule bezeichnet, mit der die Leistungen aus der AHV/IV (1. Säule) und der BVG (2. Säule) individuell ergänzt werden können. Wer die 3. Säule nutzt, profitiert von einer lückenlosen Vorsorge im Alter, bei Invalidität und Tod. Der Staat unterstützt zudem das private Vorsorge-Engagement der 3. Säule, indem Steuererleichterungen gewährt werden.“ 51 Da die Leistungen der ersten beiden Säulen nach der Pensionierung oder infolge Invalidität nicht ausreichen, den gewohnten/gewünschten Lebensstandard aufrecht zu erhalten, wird die private Vorsorge steuerlich vom Staat begünstigt. So wird ein Anreiz geschaffen, über die 1. und 2. Säule hinaus für das Alter oder die Invalidität zu sparen. Der maximale Betrag, welcher steuerbegünstigt ist, beträgt im Jahre 2009 CHF 6‘566.--. Da selbständig Erwerbende nicht allen Einrichtungen der Sozialversicherungen obligatorisch unterstellt sind und teilweise auch keine Möglichkeit haben, sich freiwillig versichern zu lassen, sind diese gezwungen, ihre Vorsorge weitestgehend selbst aufzubauen. Daher ermöglicht der Gesetzgeber den selbständig Erwerbenden den fünffachen Maximalbetrag einer unselbständig erwerbenden Person. 7.2.11 Beitragssätze für Arbeitgeber und mögliche Versicherer 52 obligaArbeitgeberbeitragssatz torisch? Versicherer AHV/IV/EO Ja 5.05%; Verwaltungskosten 0.8-3% der Beitragssumme Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Familienzulagen Ja 0.1-4.2%; Beitragssatz je nach Kanton und Familienausgleichskasse unterschiedlich Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen ALV Ja 1.0% bis CHF 126'000.--; ab CHF 126'000.-- keine Beiträge Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Pensionskasse Ja ca. 3.9-10% des BVG Lohnes Sammel-, Gemeinschaftsoder firmeneigene Vorsorgeeinrichtung Berufsunfall Ja Nettoprämien auf prämienpflichtiger UVG- SUVA, private Versicherer, öf- 51 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 52 Ratgeber Sozialversicherungen: Ein praktischer Führer für KMU, Bern (CH): Bundesamt für Sozialversicherungen, Mai 2009 80 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Lohnsumme, hängt zudem von der Branche und dem Betriebsrisiko ab Nichtberufsunfall nein fentliche Unfallversicherungskassen oder Krankenkassen SUVA, private Versicherer, öffentliche. Unfallversicherungskassen oder Krankenkassen Tabelle 7-4: Beitragssätze für Arbeitgeber 7.2.12 Beitragssätze für Arbeitnehmer und mögliche Versicherer 53 obligaArbeitgeberbeitragssatz torisch? Versicherer AHV/IV/EO Ja 5.05%; keine Verwaltungskosten Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen ALV Ja 1.0% bis CHF 126'000.--; ab CHF 126'000.-- keine Beiträge Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Pensionskasse Ja ca. 3.9-10% des BVG Lohnes Sammel-, Gemeinschafts- oder firmeneigene Vorsorgeeinrichtung Nichtberufsunfall Ab 8h in der Woche Nettoprämie auf prämienpflichtiger UVG-Lohnsumme, max. CHF 126‘000.-; hängt von der Branche und dem Betriebsrisiko ab SUVA, private Versicherer, öffentliche. Unfallversicherungskassen oder Krankenkassen Tabelle 7-5: Beitragssätze Arbeitnehmer 53 Ratgeber Sozialversicherungen: Ein praktischer Führer für KMU, Bern (CH): Bundesamt für Sozialversicherungen, Mai 2009 81 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.2.13 Beitragssätze für selbständig Erwerbende und mögliche Versicherer 54 obligatorisch? AHV/IV/EO Familienzulagen Ja In BE, GL, BS, BL, SH, AR, VD, GE Nicht versicherbar ALV Arbeitgeberbeitragssatz Versicherer 5.05%; Verwaltungskosten 0.8-3% der Beitragssumme Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Beitragssatz je nach Familienausgleichskasse unterschiedlich Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Nicht versicherbar Kantonale Ausgleichskasse, Branchen- / Verbandsausgleichskassen Pensionskasse Nein freiwillig Sammel-, Gemeinschaftsoder firmeneigene Vorsorgeeinrichtung Berufsunfall Nein Nettoprämie für die Berufs- und die Nichtberufsunfallversicherung SUVA, private Versicherer, öffentliche Unfallversicherungskassen oder Krankenkassen Nichtberufsunfall Nein Nettoprämie für die Berufs- und Nichtberufsunfallversicherung SUVA, private Versicherer, öffentliche. Unfallversicherungskassen oder Krankenkassen Tabelle 7-6: Beitragssätze für selbständig Erwerbende 7.3 Sachversicherung im Unternehmen Ein Unternehmer hat zwei verschiedene Formen der Sachversicherung zu unterscheiden. Zum einen spricht man von der Gebäudeversicherung und zum anderen von der Versicherung für Fahrhabe. In den meisten Kantonen ist die Gebäudeversicherung obligatorisch. Eine Versicherung für das Inventar (Fahrhabe) wird im Normalfall auf freiwilliger Basis abgeschlossen. Durch beide Versicherungsarten ist man jedoch gegen Elementarschäden wie Feuer, Wasser, Einbruch und Glasbruch versichert. Daher ist es eine unternehmerische Pflicht, einen solchen Versicherungsschutz zu haben. Gerade für einen Jungunternehmer ist es enorm wichtig, eine Unterversicherung zu vermeiden, da ein möglicher Schadensfall schwerwiegende finanzielle Folgen haben oder gar zum Konkurs der Firma führen kann. Die Versicherungsdeckung ist jedoch je nach 54 Ratgeber Sozialversicherungen: Ein praktischer Führer für KMU, Bern (CH): Bundesamt für Sozialversicherungen, Mai 2009 82 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Branche und Versicherer stark unterschiedlich, daher ist ein Unternehmer gut beraten, verschiedene Offerten einzuholen. 7.3.1 Gebäudeversicherung Mit einer Gebäudeversicherung muss sich ein Unternehmer nur befassen, wenn er eine Liegenschaft kauft respektive besitzt. In den meisten Kantonen ist die Gebäude-Feuerversicherung obligatorisch und verstaatlicht. Zusätzlich kann jedoch auch eine weiterführende Gebäudewasserversicherung, welche nicht im Obligatorium eingeschlossen ist, abgeschlossen werden. Solche Versicherungen werden seitens privater Versicherungsgesellschaften angeboten. Durch die Gebäudeversicherung sind jegliche feste Einrichtungen einer Liegenschaft eingeschossen und decken jegliche Elementarschäden. 7.3.2 Versicherung für Fahrhabe Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Versicherung. Sie bezweckt, dass jegliche Einrichtungen, welche der Unternehmer als Besitzer oder Mieter einer Liegenschaft als Inventar in das Gebäude bringt, versichert sind. Grundsätzlich wird die Fahrhabe gegen Elementarschäden versichert. Entsprechend wird in einem Schadenfall der Neuwert des Gutes zurückerstattet. Je nach Branche unterscheiden sich jedoch die Versicherungsleistungen. Die Versicherung der Fahrhabe kann in drei Kategorien eingeteilt werden. 55 Kategorie Erklärung Waren, Rohmaterial, Halbfabrikate Selbst hergestellte und eingekaufte Waren Einrichtungen Betriebseinrichtungen wie: Maschinen, Werkzeuge, Apparate, Ersatzteile, Mobilien, Betriebsmotorfahrzeuge und Anhänger ohne Kontrollschilder, Büroeinrichtungen, EDV-Anlagen, usw. Besondere Sachen und Kosten Modelle, Muster, Motorfahrzeuge und Anhänger mit Kontrollschildern, Personaleffekten, Geldwerte, Aufräumungskosten, Debitorenausstände, Marktpreisschwankungen Tabelle 7-7: Unterschiede Fahrhabe 55 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 83 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.3.3 Betriebsunterbrechungsversicherung Die Betriebsunterbrechungsversicherung ist auch bekannt als Ertragsausfallsversicherung und ist ebenfalls eine freiwillige Versicherung. So ist der Unternehmer im Falle einer Betriebsunterbrechung oder gar eines Betriebsstillstandes versichert. Dies trifft dann zu, wenn die gewohnte Produktion aufgrund von Feuer, Sturm, Überschwemmung, Einbruch oder Betriebsschäden an Maschinen nicht möglich ist. Dabei versichert ist der Umsatzerlös abzüglich des Wareneinsatzes. Somit ersetzt der Versicherer die fortlaufenden Kosten inklusive des entgangenen Gewinns und übernimmt den Schaden solange, wie die Haftzeit vertraglich bestimmt wurde. 56 Eine Betriebsunterbrechungsversicherung lohnt sich vor allem bei Firmen, welche im Falle einer Betriebsunterbrechung keine alternative Produktionsmöglichkeit besitzen. Für reine Handels- oder Bürobetriebe lohnt sich eine solche Versicherungslösung weniger. 7.3.4 Technische Versicherungen Diese nichtobligatorische Versicherung deckt finanzielle Schäden als Folge von menschlichen Einwirkungen, elektrischen Einflüssen, Diebstahl-, Wasser- oder Feuerereignissen ab. Solche Versicherungen sind vor allem für Unternehmer ratsam, welche teure Maschinen zur Produktion benötigen. Bei den technischen Versicherungen werden folgende Versicherungsarten unterschieden:57 Versicherungsart Was wird versichert Maschinenbruch Installierte oder fahrbare Maschinen, Apparate, Instrumente und technische Anlagen gegen unvorhergesehene und plötzlich eintretende Schäden aus eigenem oder fremdem Verschulden. EDV, allgemeine technische Anlagen Computer oder technische Anlagen sind gegen Schäden als Folge einer unsachgemässen Handhabung, einer Sabotage oder gegen Materialfehler versichert. Montage Die Montageversicherung deckt unvorhergesehene und plötzliche Schäden während der Montagedauer von Anlagen ab. Versichert sind Schäden durch Beschädigungen oder Zerstörungen an dem im Bau befindenden Bauwerk. Somit bietet diese Versicherung allen am Bau beteiligten Personen einen Versicherungsschutz. Bauwesen und Bauherrenhaftplicht Tabelle 7-8 Technische Versicherungen 56 Treibmann, Felix: Betriebsunterbrechung als Chance - Unternehmerische Entwicklungsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Versicherung 57 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 84 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 7.3.5 Transportversicherung Wenn Güter von einem Ort an einen anderen transportiert werden, können die Waren dadurch beschädigt werden oder gar verloren gehen. In aller Regel haften Frachtführer, Spediteure oder Kurierdienste aus vertraglichen Gründen nur bedingt für die finanziellen Schäden. Deshalb lohnt es sich für einen Unternehmer durchaus, den Abschluss einer Transportversicherung in Erwägung zu ziehen. 7.3.6 Motorfahrzeugversicherung Wie im privaten Bereich werden auch im Firmenbereich Versicherungen für Motorfahrzeuge angeboten. Dabei kann der Versicherungsnehmer verschiedene Versicherungen abschliessen. Bei den Autoversicherungen gibt es ein grosses Angebot an verschiedenen Versicherern. Entsprechend sind auch die Prämien unterschiedlich. Deshalb gilt auch bei den Motorfahrzeugversicherungen eine genaue Risikoanalyse vorzunehmen und die verschiedenen Angebote genau miteinander zu vergleichen. 7.4 Vermögensversicherungen im Unternehmen Wie bei den Sachversicherungen ist der Unternehmer auch bei den Vermögensversicherungen normalerweise nicht gesetzlich zu einem Abschluss verpflichtet. Da jedoch durch Vermögensversicherungen Schäden gegenüber Dritten versichert werden, sollte auch in diesem Bereich ein minimaler Versicherungsschutz in Erwägung gezogen werden. 7.4.1 Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung Dabei werden Schäden an Drittpersonen abgedeckt, welche der Unternehmer oder seine Angestellten verursachen. Personenschäden Tötung, Verletzung, Gesundheitsschäden Sachschäden Zerstörung, Beschädigung, Verlust Vermögensschäden als Folge von versicherten Sach- oder Personenschäden Weiter gibt es Branchen, welche ein grösseres Risiko im Bezug auf Forderungsansprüche aufweisen (Ärzte, Architekten, Ingenieure, Treuhänder, Rechtsanwälte/Notare). In diesem Fall besteht die 85 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Möglichkeit, Spezialversicherungen abzuschliessen, um nicht durch Haftungsklagen in ein finanzielles Fiasko zu geraten. 7.4.2 Rechtsschutzversicherung Gerät der Unternehmer in einen Rechtsstreit und hat zuvor eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen, so übernimmt die Versicherung die Anwaltshonorare, Kosten von Gutachten, Gerichtsgebühren sowie Prozessentschädigungen der Gegenpartei. Eine solche Rechtsschutzversicherung ist empfehlenswert, da durch die Betriebshaftpflichtversicherung nur die Kosten für die „Abwehr von unberechtigten Ansprüchen“ gedeckt wird (passiver Rechtsschutz). Sollte der Unternehmer jedoch versuchen, seine eigenen Ansprüche gerichtlich durchzusetzen, so hat er für die entstehenden Kosten selbst aufzukommen. 7.4.3 Kautionsversicherung Bei einer Kautionsversicherung bürgt der Versicherer für die Leistungs- und Zahlungsfähigkeit des Versicherungsnehmers. Diese Versicherung wird oftmals als Bedingung bei der Auftragsvergabe vertraglich festgehalten. Somit will der Auftraggeber (Unternehmer ist Auftragserbringer) sicherstellen, dass er gegen finanzielle Schäden aufgrund einer verspäteten Auftragserfüllung oder sonstigen finanziellen Schäden abgesichert ist. Da der Versicherer gegenüber Dritten für die Leistungsund Zahlungsfähigkeit eines Unternehmers bürgt, muss sich dieser entsprechend auch einer eingehenden Prüfung unterziehen (Zahlungsmoral, finanzielle Lage, Tätigkeit etc.). 86 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 8 Standort & Infrastruktur 8.1 Standort Grundsätzlich gibt es keinen allgemeingültigen Ratschlag für die Auswahl des Unternehmensstandortes. Vielmehr muss je nach Art des Unternehmens und dessen Geschäftstätigkeit bei der Selektion vorgegangen werden. Je nachdem, ob das Unternehmen im Dienstleistungs- oder Produktionsbereich tätig ist, gilt es die diversen Kriterien unterschiedlich zu gewichten. Oftmals wird jedoch der Unternehmensstandort bei Unternehmensgründung nicht aus rationalen Überlegungen heraus festgesetzt, sondern häufig dort errichtet, wo der bzw. die Gründer ansässig sind. Erst im Zuge einer Wachstumsphase kommen bei den meisten Unternehmen betriebswirtschaftliche Überlegungen ins Spiel. 58 (Vgl. Muster & Vorlagen Standort & Infrastruktur: Nutzwertanalyse bei der Standortwahl) 8.1.1 Allgemeine Kriterien für die Standortwahl Kriterien Mietkosten Mietvertrag (Kündigungsfrist, Anpassungsmöglichkeiten) Auflagen (Zonenvorschriften, Gebäudeöffnungszeiten) Kompatibilität der Räumlichkeiten mit strategischer Ausrichtung des Unternehmens für die nächsten drei bis fünf Jahre Investitionskosten (Stromversorgung, EDV) Funktionalitätszweck der Räumlichkeit (operativ, repräsentativ) Steuerbelastung Administrationsaufwand Allgemeines Wohlbefinden in den Räumlichkeiten bzw. der Umgebung Tabelle 8-1: Allgemeine Kriterien für die Standortwahl 58 http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensstandort 87 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 8.1.2 Wichtige Kriterien für die Standortwahl im Dienstleistungsbereich Kriterien Kundennähe Erreichbarkeit (öffentliche Verkehrsmittel, Anbindung an Strassennetz, Parkplätze) Konkurrenzsituation in der Umgebung Wahrnehmung durch Kunden (Werbewirksamkeit) Tabelle 8-2: Wichtige für die Standortwahl im Dienstleistungsbereich 8.1.3 Wichtige Kriterien für die Standortwahl im Produktionsbereich Kriterien Expansionsmöglichkeiten Umweltverträglichkeit Transportkosten Lager- und Umschlagsmöglichkeiten Anbindung an Verkehrswege Clusterbildung (Anhäufung verschiedenster Unternehmen der Wertschöpfungskette um Synergieeffekte zu schaffen) Tabelle 8-3: Wichtige Kriterien für die Standortwahl 8.2 Infrastruktur Nach Aufnahme der Unternehmenstätigkeit und der Wahl eines geeigneten Standorts, gilt es die nötige Infrastruktur anzuschaffen, um die Geschäftsräumlichkeiten in Betrieb zu nehmen. Dabei sollte sich der Unternehmer zu Beginn aus Kostengründen nur auf die wirklich notwendigen Möbel und Hilfsmittel beschränken. Sofern das Unternehmen als solches respektive der betreffende Unternehmensstandort aus Positionierungsgründen nicht zwingend Prestige oder Luxus vermitteln muss, empfiehlt es sich, jeweils nur das zweckmässigste und kostengünstigste Produkt zu wählen. In Einzelfällen kann es sogar lohnenswert sein, die einzelnen Hilfsmittel zu leasen, statt zu erwerben. Bei der EDV-Infrastruktur spielt die Kompatibilität mit den EDV-Systemen der Geschäftspartner, Kunden und weiteren externen Partnern (Anwalt, Treuhänder, usw.) eine wesentliche Rolle. Hierbei kann es sich durchaus lohnen, auf etablierte und bewerte Produkte und Lösungen zurückzugreifen. Es empfiehlt sich, mit den Schlüsselpartnern Rücksprache zu nehmen, um eine für alle involvierten Parteien geeignete Lösung zu finden. 88 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Für eine effiziente Arbeitsweise muss das Unternehmen über die entsprechende Infrastruktur verfügen. Dabei sollten insbesondere folgende Inventargegenstände beachtet werden: 59 Allgemeine Inventargegenstände Telefon, Telefonbeantworter, Fax Computer, Drucker Internet-Anschluss Office-Software (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Terminplanung, etc.) Spezialsoftware (Buchhaltung, CRM, CAD) Physische oder elektronische Ablage für die Datenarchivierung Fotokopierer Büromobiliar (Sitzgelegenheiten, Schreibfläche, Ablagefläche, Sitzungstische, usw.) Empfangsmöglichkeit für Kunden (Garderobe, Kaffeemaschine, usw.) Tresor (Aufbewahrung wichtiger und vertraulicher Dokumente) Büromaterial (Briefpapier, Druckerpapier, Briefumschläge, Ordner, Archivschachteln, Stempel, Schreibutensilien, usw.) Tabelle 8-4: Allgemein benötigte Inventargegenstände Ist das Unternehmen im Produktionsbereich tätig, gilt es zudem folgende Inventargegenstände zu berücksichtigen: Inventargegenstände im Produktionsbereich Maschinen Werkzeuge Lagereinrichtung Benötigte Instrumentarien Fahrzeuge Tabelle 8-5: Inventargegenstände im Produktionsbereich 8.3 Technoparks Für eine Vielzahl von neu gegründeten Unternehmen gestaltet sich die Standortwahl schwierig, da es kaum möglich ist, alle Wunschkriterien bei der Standortwahl zu berücksichtigen. Gute Räumlichkeiten beanspruchen oft hohe Mietkosten und sind meist nicht einfach zu haben. Hinzu kommt der Umstand, dass viele angehende Unternehmer wenig bis keine Erfahrung mit der Auswertung und Abwägung von potenziellen Standorten haben. Aus diesem Grund stellen sogenannte Tech- 59 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 89 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 noparks ausgewählten Jungunternehmern Räumlichkeiten mitsamt Infrastruktur gegen einen angemessenen Preis zur Verfügung. Dadurch, dass mehrere Unternehmen in einem solchen Park bzw. Gebäudekomplex integriert sind, bietet sich für teilnehmende Unternehmen zudem die Möglichkeit der Kooperation mit anderen teilnehmenden Unternehmen und zum Aufbau eines wertvollen Beziehungsnetzwerks. Häufig erhalten die teilnehmenden Unternehmen zudem kaufmännische und finanzielle Unterstützung, um so die Risiken der Unternehmensgründungsphase zu verkleinern. Hat sich ein Unternehmen schliesslich nach ein paar Jahren auf dem Markt durchgesetzt, verlässt es in der Regel den Technopark, da zumeist die Kapazitäten für ein organisches Unternehmenswachstum zu klein sind. 90 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 9 Personalwesen Mitarbeiter und deren Know-how gelten als sehr wichtiges Kapital in einer Unternehmung. Oftmals stellt sich jedoch die Frage nach der Personalrekrutierung erst im Zuge des Firmenwachstums und nicht bereits bei der Gründung. Wann auch immer dieses Thema angegangen wird, muss sich der Unternehmer über die Wichtigkeit eines seriösen Einstellungsprozesses bewusst sein. Denn sobald ein zuvor alleintätiger Unternehmer Personal zur Seite hat, können zwischenmenschliche Probleme entstehen. Diese gilt es möglichst zu vermeiden respektive gekonnt zu umgehen. Entsprechend wird ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen „Chef“ und „Mitarbeiter“ als Grundstein zum Erfolg betrachtet. Denn die meisten Menschen die spüren, dass Vertrauen in sie gesetzt wird, machen sich die gestellte Aufgabe zu Eigen, um so das in sie gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Andererseits wird vom „Chef“ verlangt, seine Mitarbeiter ausreichend zu motivieren und zu loben aber auch konstruktiv zu kritisieren. 60 Mehr Mitarbeiter gehen jedoch nicht zwingend mit mehr Aufträgen oder mehr Gewinn einher. Unter Umständen verliert ein Unternehmer gerade wegen seines Personals treue Kunden. So zum Beispiel, wenn Arbeitnehmer ihre Arbeit schlecht ausführen oder der Kunde sich nicht auf die vereinbarte Leistungserbringung verlassen kann. 61 9.1 Mitarbeiter 9.1.1 Vollzeitmitarbeiter Der Vollzeitmitarbeiter ist zu 100% arbeitstätig und durch verschiedene Gesetze gegen Willkür, Benachteiligung und Ausbeutung geschützt. Neben dem Lohn hat ein Vollzeitmitarbeiter Anspruch auf den gesetzlichen sozialversicherungsrechtlichen Schutz. (siehe auch Themenabschnitt Risikomanagement & Versicherungen,7.2.1 ) 9.1.2 Teilzeitmitarbeiter Sofern ein Arbeitsverhältnis während der Zeitdauer von nur drei Monaten, stunden- oder tageweise andauert, gilt dies als Teilzeitarbeitsverhältnis. Teilzeitbeschäftigte, welche weniger als CHF 19‘890.— jährlich verdienen, müssen nicht bei der Pensionskasse angemeldet werden. Weiter müssen Mitarbeiter, welche weniger als acht Stunden wöchentlich für das Unternehmen tätig sind, nur gegen Berufsunfälle, nicht aber gegen Nichtberufsunfälle versichert werden. 60 Roth, Erwin (2008): Meine Firma: Gründung, Aufbau und Führung für selbständig Erwerbende 61 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 91 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 9.1.3 Aushilfe Aushilfen werden nur vorübergehend mit für maximal drei Monate beschäftigt. Sie haben ein Recht auf eine Ferienentschädigung. Im Falle eines krankheitsbedingten Ausfalles ist der Unternehmer nicht verpflichtet, den Lohn weiter zu entrichten. Sollte dieselbe Person jedoch immer wieder aufs Neue in der Firma beschäftigt werden, gilt diese als Vollzeitmitarbeiter mit den entsprechenden Rechten (Lohn, Versicherungen, etc.). 9.1.4 Ehe- oder Lebenspartner Als Unternehmer liegt die Idee den (Ehe-)Partner als Arbeitskraft einzustellen meist nicht fern. Um klare Verhältnisse zu schaffen ist es ratsam, einen Arbeitsvertrag abzuschliessen. Dadurch wird eine Verbindlichkeit geschaffen und der (Ehe-)Partner geniesst dadurch die gleichen Arbeitsbedingungen wie ein „normaler“ Angestellter gemäss Obligationenrecht. 62 9.1.5 Ausländische Mitarbeiter Die Schweiz kennt bei der Zulassung ausländischer Arbeitskräfte ein duales System. Erwerbstätige aus den EU-/EFTA-Staaten können vom Personen-Freizügigkeitsabkommen profitieren. Aus allen anderen Staaten werden in beschränktem Ausmass lediglich Führungskräfte und Spezialisten sowie qualifizierte Arbeitskräfte zugelassen. 63 9.1.6 Lehrlinge Mit der Einstellung eines Lehrlings übernimmt der Firmeninhaber eine grosse Verantwortung. So muss er den Lernenden für das Leben nach der Ausbildung vorbereiten und ihn entsprechend mit den nötigen Branchenkenntnissen vertraut machen. Es wäre daher falsch, einen Lernenden nur als eine günstige Arbeitskraft zu sehen. Deshalb wird einem Lehrmeister vorgeschrieben, dem Lehrling sowie der Betreuungsperson genügend Zeit für die Ausbildung einzuräumen. 64 Um Lehrlinge ausbilden zu können, muss der Unternehmer oder einer seiner Mitarbeiter zudem über das nötige Lehrmeisterdiplom verfügen. 62 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 63 http://www.bfm.admin.ch/bfm/de/home/themen/arbeit.html 64 Roth, Erwin (2008): Meine Firma: Gründung, Aufbau und Führung für selbständig Erwerbende 92 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Rechte und Pflichten als Arbeitgeber 65 9.2 (Vgl. Muster & Vorlagen Personalwesen: Arbeitsvertrag) (siehe auch Arbeitsrecht: http://www.kmu.admin.ch/themen/00208/00223/index.html?lang=de) 9.2.1 Gehalt Eine einheitliche Aussage zur Höhe der Gehälter in der Schweiz lässt sich nur schwer machen. Wichtig: Das Gehalt ist meist Verhandlungssache (in einem abgesteckten Rahmen). Gemäss Gesetz ist es zudem Pflicht, Frauen und Männern das gleiche Gehalt für vergleichbare Arbeit zu bezahlen. Können Mitarbeiter unverschuldet nicht weiterarbeiten, zum Beispiel wegen Krankheit, Unfall, Militär oder Zivilschutz, muss der Unternehmer den Lohn während dieser Zeit weiter zahlen. 66 (siehe auch Themenabschnitt Risikomanagement & Versicherungen, 7.2.1) 9.2.2 Arbeitszeit Die Anzahl zu leistender Arbeitsstunden hängt vom Arbeitgeber, dem Job und der Branche ab, in der der Arbeitnehmer tätig ist. Die Arbeitszeiten werden normalerweise im Arbeitsvertrag festgehalten. Die Schweizerische Gesetzgebung begrenzt die Arbeitszeit auf ein wöchentliches Maximum von 45 Stunden für Industriearbeiter, Büroangestellte, technisches Personal und andere Angestellte wie Vertriebsmitarbeiter und Verkäufer. Für alle anderen Berufsgattungen gilt eine maximale wöchentliche Arbeitszeit von 50 Stunden. 2008 betrug die durchschnittliche Arbeitszeit in Schweizer Unternehmen 41,6 Stunden pro Woche. 9.2.3 Urlaub Nach Schweizer Gesetzgebung haben alle Angestellten und Auszubildenden einen Minimalanspruch auf Jahresurlaub. Für Angestellte bis 20 Jahre gelten fünf Wochen Urlaub. Allen anderen Angestellten muss eine Urlaubszeit von vier Wochen gewährt werden. 9.2.4 Kündigung Von Gesetzes wegen ist es einem Unternehmer erlaubt, das Arbeitsverhältnis jederzeit zu kündigen. Es gibt jedoch gewisse Fristen, welche beide Parteien gleichermassen einzuhalten haben. 65 http://www.comparis.ch/immigration/costs/jobs-switzerland.aspx/ 66 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung 93 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Dabei ist immer das Eingangsdatum des Schreibens für den Termin der Kündigung relevant, wobei sich die Fristen immer auf das Monatsende beziehen. Zeitraum Kündigungsfrist Probezeit (normalerweise 3-6 Monate) Sieben Tage Nach der Probezeit im 1. Dienstjahr Einen Monat 2. – 9. Dienstjahr Zwei Monate Ab dem 10. Dienstjahr Drei Monate Fristlose Kündigung Nur in Ausnahmefällen zulässig (Betrug, Diebstahl, etc.) Tabelle 9-1: Kündigungsfristen Kündigungsschutz: In folgenden Fällen darf Angestellten nicht gekündigt werden: 67 Während des obligatorischen Militär- oder Zivilschutzdienstes sowie vier Wochen vorher und nachher, falls der Dienst länger als elf Tage gedauert hat. Bei ganzer oder teilweiser Arbeitsunfähigkeit nach unverschuldetem Unfall oder Krankheit. Im ersten Dienstjahr gilt dieser Kündigungsschutz für 30 Tage, bis zum fünften Dienstjahr 90 Tage, ab dem sechsten Dienstjahr 180 Tage. Während einer Schwangerschaft und bis 16 Wochen nach der Geburt. Während einer vom Bund angeordneten Hilfsaktion im Ausland, die vom Arbeitgeber bewilligt wurde. 9.3 Personalrekrutierung „Gute Arbeitnehmer bilden den Grundstein des Erfolgs. Nehmen Sie sich daher die erforderliche Zeit bei der Suche nach dem „richtigen“ Arbeitnehmer. Der Aufwand lohnt sich. Rekrutierungsentscheide sind wichtige Weichenstellungen für die Zukunft.“ 68 Um die Personalrekrutierung nicht in einem Fiasko enden zu lassen, wird in der Praxis das nachfolgende Vier-Phasen-Modell durchlaufen. In diesem ganzen Prozess spielt auch das Bauchgefühl des Unternehmers eine grosse Rolle. Ein Personalentscheid nur aufgrund von Fakten zu treffen, wenn man innerlich nicht davon überzeugt ist, kann unangenehme Folgen haben. 67 68 http://www.kmu.admin.ch/themen/00208/00223/index.html?lang=de Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmen gründer 94 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 9.3.1 Vorbereitungsphase In dieser Phase der Personalbedarfsplanung soll dem Unternehmer klar werden, welche Mitarbeiter er zusätzlich in der Unternehmung benötig. Dabei wird nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten unterschieden. Anforderungsprofil (Qualität) Dabei werden die erforderlichen fachlichen und sozialen Fähigkeiten des künftigen Mitarbeiters aufgelistet. (Vgl. Muster & Vorlagen Personalwesen: Anforderungsprofil) Stellenbeschrieb (Quantität) Haupt- und Nebenaufgaben einer Stelle werden aufgelistet, wodurch einem Unternehmer klar wird, wie viele Stellenprozente geschaffen werden müssen. Hat ein Unternehmer diese beiden Dokumente erstellt, kann er sich auf dem Stellemarkt nach einem geeigneten Mitarbeiter umsehen. 9.3.1.1 Inserate Wie jedoch gelangt man an die richtige Person? Eine Möglichkeit ist das Schalten von Inseraten auf Stellenplattformen im Internet oder in den Printmedien. Dadurch kann die Suche nach einem Mitarbeiter selbst in die Hand genommen werden. Beim Schalten von Inseraten gilt es jedoch zu beachten, dass ein für das Unternehmen geeignetes Medium ausgesucht werden muss. Neben der sorgfältigen Auswahl des Mediums muss sich der Unternehmer auch über die Kosten und den zeitlichen Aufwand einer solchen Inseratekampagne bewusst sein. Denn normalerweise führt nicht gerade das erste Stelleninserat zum gewünschten Erfolg. (Vgl. Muster & Vorlagen Personalwesen: Checkliste Stelleninserat) 9.3.1.2 Personaldienstleister Möchte man nicht auf eigene Faust nach einem Mitarbeiter suchen, kann man auch ein Personalvermittlungsbüro damit beauftragen (Adecco, Kelly Services, kleinere Unternehmen in der Region etc.). Da jedoch jegliche Arbeit ausgegliedert wird, ist dies eine sehr kostspielige Angelegenheit. Im Gegenzug bleibt dem Unternehmer jedoch die Zeit, sich auf seine unternehmerische Tätigkeit zu konzentrieren. Der Vorteil eines Personalvermittlungsbüros liegt darin, dass jegliche Werbetätigkeit, Vorselektion 95 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 der Bewerber, Organisation der Vorstellungsgespräche etc. nicht im Aufgabenbereich des Unternehmers liegt und daher eine enorme Zeitentlastung bringt. 9.3.1.3 Regionale Arbeitsvermittlung (RAV) Eine weitere Möglichkeit besteht auch darin, sich über das RAV betreffend arbeitsuchender Personen zu informieren. Das RAV übernimmt die Vorselektion nach den unternehmerischen Kriterien und stellt die Daten der Arbeitssuchenden gratis zur Verfügung. (siehe auch www.treffpunkt-arbeit.ch) 9.3.2 Selektionsphase Zeigen die Ausschreibungen Wirkung und erhält der Unternehmer die ersten Bewerbungen, gilt es diese nach gewissen Gesichtspunkten zu selektionieren. Entsprechend teilt man die Bewerbungen nach Kandidaten der engeren Wahl, Reservekandidaten und ungeeigneter Kandidaten ein. Bei der Einteilung sollten nachfolgende Punkte beachtet werden: 69 Vollständigkeit der Unterlagen Lückenlosigkeit des Lebenslaufs Längere Reisen oder sonstige Auszeiten sind ebenfalls anzugeben Gesamteindruck Inhaltlich korrekte und saubere Darstellung Arbeitszeugnisse Inhalt sollte Arbeitgeber überzeugen, offene Fragen gilt es zu diskutieren Motivationsschreiben Lebenslauf Zeugnisse Arbeitszeugnisse Diplome Tabelle 9-2: Selektionspunkte Nach der ersten Sichtung der Unterlagen und der entsprechenden Einteilung in die drei Kategorien, werden die Kandidaten der engeren Wahl zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Dabei geht es darum, einen ersten persönlichen Eindruck der Person zu erhalten und auch die Möglichkeit zu haben, auf offene Fragen einzugehen und mögliche Schwachstellen abzuklären. Zudem sollen die beruflichen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten des Bewerbers ermittelt werden. Um eine Zweitmeinung einholen zu können, ist es durchaus erlaubt, auch die in der Bewerbung angegebenen Referenzpersonen zu kontaktieren. Fragen nach dem Privatleben gilt es jedoch 69 Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer 96 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 möglichst zu vermeiden. Denn solche setzten einen direkten Arbeitsplatzbezug voraus. Ein Berufslastwagenfahrer darf daher nach Verkehrsdelikten befragt werden, nicht aber ein kaufmännischer Angestellter. Die Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft ist ebenfalls unzulässig. Sollte sich unter den favorisierten Kandidaten nicht die gewünschte Person befinden, kann auf die „Reservekandidaten“ zurückgegriffen werden. Jene Kandidaten, welche jedoch als nicht geeignet betrachtet werden, sollten aus Fairnessgründen so rasch als möglich über den negativen Entscheid in Kenntnis gesetzt werden. 9.3.3 Entscheidungsphase Sind alle Interviews abgeschlossen, folgt die Auswahl des geeigneten Mitarbeiters. Aufgrund der Bewerbungsunterlagen, des persönlichen Interviews und der eingeholten Referenzauskünfte hat man nun ein genaueres Bild des Bewerbers und muss entscheiden können, ob dieser aufgrund der fachlichen und sozialen Fähigkeiten in die Unternehmung passt. Sollten der Unternehmer trotz der guten fachlichen und sozialen Fähigkeiten eines Bewerbers ein schlechtes „Bauchgefühl“ haben, sollte er sich gut überlegen, ob er diese Person wirklich einstellen möchte oder ob es nicht besser wäre, einen erneuten Bewerbungsprozess durchzuführen. 9.3.4 Nachbereitungsphase Ist der Entscheid gefällt, ist der Bewerber umgehend über den positiven Entscheid in Kenntnis zu setzen um zu erfahren, ob dieser nach wie vor an der ausgeschriebenen Stelle interessiert ist. Erst wenn die Zusage des Kandidaten vorliegt, ist den restlichen Bewerbern eine Absage zu erteilen. So hält man sich im Falle einer Absage des Wunschkandidaten die Möglichkeit offen, den nächstbesten Kandidaten einzustellen. Ganz wichtig in der Nachbereitungsphase ist es, sich bereits Gedanken über die Einführung des neuen Mitarbeiters in das Unternehmen zu machen und eine entsprechende Planung der ersten Tage und Wochen vorzunehmen. Denn aller Anfang ist schwer, besonders für einen Mitarbeiter für welchen vieles neu und fremd ist. Durch eine klare Betreuung, zum Beispiel durch einen Mitarbeiter welcher zur Seite steht, ist der neue Mitarbeiter schneller fähig, selbständig und produktiv zu arbeiten. 9.4 Personalführung Wie bereits erwähnt, ist ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen dem Chef und dem Mitarbeiter enorm wichtig. Dadurch entsteht eine höhere Identifikation mit der Arbeit, wodurch die Motivation und somit die Arbeitsleistung gesteigert wird. Eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Chef 97 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 und Mitarbeiter ist daher wünschenswert. Der Mitarbeiter sollte jederzeit die Möglichkeit haben, im Rahmen seiner Kompetenzen selbständig planen, entscheiden, realisieren und Ergebnisse kontrollieren zu können. 70 9.4.1 Personalleitbild Die Motivation der Mitarbeiter kann ebenfalls durch eine klare und schnelle Informationspolitik gesteigert werden. Sind die Mitarbeiter nicht nur über ihre eigene Tätigkeit informiert, sondern sehen auch gesamtheitliche Zusammenhänge innerhalb des Unternehmens, trägt dies wesentlich zu einer guten Stimmung bei. Entsprechend sind Unternehmer angehalten, ein sogenanntes „Leitbild der Unternehmung“ zu entwerfen. Dieses enthält die grundsätzlichsten und damit allgemein gültigen Vorstellungen über angestrebte Ziele und Verhaltensweisen der Unternehmung. Es soll ein realistisches Idealbild sein, an dem sich alle unternehmerischen Tätigkeiten orientieren. Darin sind Informationen über die Firma, Produkte und Dienstleistungen, Strategien, Zielmärkte, ethische Grundsätze sowie über das Personalwesen enthalten.71 (Vgl. Muster & Vorlagen Personalwesen: Leitbild) 9.4.2 Ziele gemeinsam definieren Kann ein Mitarbeiter auf ein Ziel hinarbeiten, welches er zusammen mit seinem Vorgesetzten definiert hat, so arbeitet dieser in der Regel mit einer grösseren Zielstrebigkeit darauf hin. Seit jeher haben Ziele und Visionen eine starke Zugkraft. Lässt man also den Mitarbeiter bei der Ausformulierung der Ziele mitarbeiten, erfährt der Unternehmer auch automatisch mehr über dessen Ängste und Bedenken. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Ziele nicht ambitiös sein dürfen. Sie müssen aber im Bereich des Möglichen liegen, um nicht eine demotivierende Wirkung zu haben. Dementsprechend ist es wichtig, dass die Ziele klar und eindeutig formuliert sind und für beide Parteien dieselbe Bedeutung haben, was zudem eine einfachere Zielüberprüfung zulässt. Um die Motivation der Mitarbeiter nicht nur während der Zielerreichungsperiode aufrecht zu erhalten, sollten auch mittel- bis langfristige Ziele definiert werden, welche den Mitarbeiter in seiner persönlichen Entwicklung weiterbringen. 72 70 Prof. Dr. Degen, Christoph; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Personal, Frühlingssemester 2008 71 Prof. Dr. Degen, Christoph; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Unterlagen Kurs Personal, Frühlingssemester 2008 72 http://www.tippscout.de/mitarbeiter-motivieren-ziele-gemeinsam-entwickeln_tipp_3035.html 98 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Literaturverzeichnis Schriftliche Quellen Junge Basler Wirtschaftskammer (2008): Selbständig: Ein Wegweiser für Jungunternehmer und Firmengründer, Zürich-Basel-Genf (CH): Schulthess Juristische Medien AG, 2008 Kotler, Philip; Armstrong, Gary; Saunders, John; Wong, Veronica (2005): Grundlagen des Marketing, München (D): Pearson Studium, 4. Auflage 2007 Leimgruber, Jürg; Prochinig, Urs (2005): Bilanz- und Erfolgsanalyse, Zürich (CH): Verlag SKV 2005 Leimgruber, Jürg; Prochinig, Urs (2005): Investitionsrechnung, Zürich (CH): Verlag SKV 2005 Rösli, Bruno (2005): Das betriebliche Rechnungswesen: Kostenrechnungssysteme und Planungsrechnung, Zürich (CH): Verlag SKV 2005 Roth, Erwin (2008): Meine Firma: Gründung, Aufbau und Führung für selbständig Erwerbende, Zürich (CH): Orell Füssli Verlag AG, 2008 Thommen, Jean-Paul; Schellenberg, Aldo C. (1996): Rechnungswesen-Finanzierung-InvestitionUnternehmensbewertung, Zürich (CH):Versus Verlag AG, 5., überarbeitete Auflage 2002 Winistörfer, Norbert (1996): Ich mache mich selbständig: Von der Geschäftsidee zur erfolgreichen Firmengründung, Zürich (CH): Beobachter-Verlag, 11., vollständig neu erarbeitete Auflage 2008 Zimmermann, Hans-Peter (1995): Grosserfolg im Kleinbetrieb, Heidelberg (D): Redline Wirtschaft GmbH, 6., aktualisierte Auflage 2007 Zimmermann, Hans-Peter (1996): Buchhaltung – ein Kinderspiel!, Wädenswil(CH): MES Service AG, 5. Auflage (Hardcover) 2001 99 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Schriftliche Quellen aus Broschüren und Vorlesungsunterlagen Hammel, Gilbert; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Steuerrecht, Herbstsemester 2008 Prof. Dr. Degen, Christoph; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Personal, Frühlingssemester 2008 Prof. Fischer, Werner; Dozent Bachelor of Science Betriebsökonomie, Entrepreneurship, Herbstsemester 2008 Ratgeber Sozialversicherungen: Ein praktischer Führer für KMU, Bern (CH): Bundesamt für Sozialversicherungen, Mai 2009 Steuerpflicht bei der Mehrwertsteuer: Spezialbroschüre Nr. 02, Bern (CH): Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV, Dezember 2007 Treibmann, Felix: Betriebsunterbrechung als Chance – Unternehmerische Entwicklungsmöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Versicherung, St. Gallen: Universität St. Gallen (HSG) 2005 100 Karpf Andreas; Ryf Christian, Bachelor Thesis, 2009 Elektronische Quellen http://de.wikipedia.org/wiki/Marketing-Mix 12.05.2009 http://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensstandort 26.06.2009 http://www.baselarea.ch/downloads/informationsblaetter.html 03.05.2009 http://www.bfm.admin.ch/bfm/de/home/themen/arbeit.html 29.04.2009 http://www.bsv.admin.ch/kmu/ratgeber/00907/index.html?lang=de 13.06.2009 http://www.comparis.ch/auto/info/glossar.aspx?id=rv_info_rechtsschutzversicherung 25.06.2009 http://www.comparis.ch/immigration/costs/jobs-switzerland.aspx/ 27.06.2009 http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Grundlagen/SWOT-Analyse.html 07.07.2009 http://www.eycom.ch/publications/items/aktienrecht_flowcharts/de.pdf 10.05.2009 http://www.kmu.admin.ch/themen/00208/00223/index.html?lang=de 29.04.2009 http://www.kmu.admin.ch/themen/00614/00656/index.html?lang=de 29.04.2009 http://www.sqs.ch/507.pdf 28.06.2009 http://www.tippscout.de/mitarbeiter-motivieren-ziele-gemeinsam-entwickeln_tipp_3035.html 05.07.2009 http://www.unifr.ch/marketing/download/de/marketing05/Vorlesung09_Logik_marketingmix.pdf 12.05.2009 http://www.vimentis.ch/d/lexikon/112/Vorsteuerabzug+.html 15.05.2009 http://www.wiwi.uni-pas-sau.de/lehrstuehle/MarketingUndInnovation/downloads/Internationales_Marketing_SS2005_Kap_3.pdf 01.06.2009 www.controlling.bwl.uni-muenchen.de/studium/ws0809/interne_rechnung/thema_9.pdf 16.06.2009 101