KONZERT PROGRAMM Sinfonieorchester der Universität Kassel 17.07.2015, 20.00 Uhr 18.07.2015, 19.00 Uhr Kassel, Friedenskirche P RO GRA MM William Walton (1902-1983) Richard III – A Shakespeare Suite I Fanfare II Music plays III The Princes in the Tower IV With Drum and Colours V Would I knew thy Heart VI Trumpets Sound Richard Addinsell (1904-1977) Warschauer Konzert Solist: Hellmuth Vivell, Klavier Howard Hanson (1896-1981) Andante con tenerezza aus der Sinfonie Nr. 2 – Pause – Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) Ein Jahr wie ein Leben, aus der Suite: – Intermezzo – Farewell monologue – Battle – Finale Sinfonieorchester der Universität Kassel Leitung: Malte Steinsiek Wir danken dem Musikhaus Eichler für die freundliche Leihgabe des Flügels. ZUM PROGRAMM William Walton Richard III – A Shakespeare Suite Das Schaffen des Sir William Turner Walton (1902-1983) umfasst vielfältige Werke aus verschiedenen Genres (u.a. auch Opern, Ballette und Sinfonien). Der englische Komponist und Dirigent begann 1934, als Filmmusikkomponist zu arbeiten. Richard III – A Shakespeare Suite ist die von William Walton komponierte Musik zu dem Film „Richard III“ aus dem Jahre 1955. Sie wurde unter der Leitung von Muir Mathieson vom Royal Philharmonic Orchestra in London eingespielt. Die Konzertreihenfolge der einzelnen Sätze der Suite entspricht aus dramaturgischen Gründen nicht der Reihenfolge der Sätze im Film. In dem Bühnenklassiker „Richard III“ von William Shakespeare geht es um den kranken König Edward IV und um dessen machthungrigen, intriganten Bruder Richard von Gloucester, der mit allen erdenklichen Mitteln versucht, die Thronfolge an sich zu reißen. Hinterlistig spinnt er Intrigen und lässt all seine Konkurrenten in schlechtem Licht erscheinen oder kaltblütig aus dem Weg räumen. Ferner wirbt er um Prinzessin Anne, die empört reagiert, da sie annimmt, dass Richard ihren Gatten, Prinz Edward und dessen Vater umgebracht hat. Nichtsdestotrotz macht Richard ihr inmitten des Trauerzuges für den ermordeten König einen Heiratsantrag. Weiterhin verbreitet er das Gerücht, der zwölf Jahre alte Prince of Wales und dessen Bruder seien illegitime Söhne des Königs und hätten daher keinen Anspruch auf den Königstitel. Schließlich versucht er, sie durch einen Verbündeten namens Buckingham töten zu lassen. Dieser Plan geht jedoch nicht auf, denn Buckingham weigert sich. Insgeheim wendet er sich an Henry Tudor, der sogleich im Hintergrund Truppen gegen die sich anbahnende Schreckensherrschaft des Richard von Gloucester generiert. Richards Wahn nimmt ein Ende im Schwertkampf gegen Henry Tudor und seine Truppen. Die Suite beginnt mit einer prunkvollen, von Blechbläsern angeführten Fanfare im Fortissimo, die im Film die Krönung König Edwards IV musikalisch untermalt. Passend zu der Freude des Volkes über die Krönung Königs Edwards IV erklingt kurz darauf ein tänzerisches Kettenrondo im Allegretto mit dem Titel Music Plays im 2/4-Takt. Das rhythmisch und melodisch einfach strukturierte, vornehme Ritornell (der A-Teil) umrahmt die bewegteren Episoden (B und C), die einen vorantreibenden, ausgelassenen Charakter haben. Der nun folgende Satz The Princes in the Tower bildet einen starken Kontrast zu der vorangegangenen Tanzmusik. Getragene Streicherklänge, die lediglich durch eine Flöte und eine Harfe ergänzt werden, sorgen hier für eine ernste, melancholische Atmosphäre analog zu der Filmszene, in der die zwei jungen Prinzen von Wales friedlich im Turm schlafen und durch Buckingham getötet werden sollen. Die unbeschwert wirkende Melodie von With Drum and Colours erklingt mehrfach im Zusammenhang mit den zwei Prinzen. Sie suggeriert die Unschuld und Naivität der Prinzen, die nicht ahnen, dass ihr Onkel insgeheim Mordgedanken hegt. Mit I Would I Knew Thy Heart (Könnt ich ins Herz dir sehen) erklingt nun ein herzerwärmendes Klagelied für Streicher. Besinnlich beginnt es in der Besetzung eines Streichquartetts, bevor die übrigen Streicher sanft einsteigen. Durch einzelne hervortretende Soli entsteht ein intimer, schwermütiger Klang, der Lady Annes Trauer um ihren ermordeten Ehemann und ihre Verwirrung im Hinblick auf Richards angebliche Liebe zu ihr ausdrücken soll. Die Suite endet mit dem festlichen Marsch Trumpets Sound, welcher im Film gleich am Anfang erklingt, als König Edward IV nach seiner Krönung aus einer Kirche tritt, fröhlich grüßend auf ein Pferd steigt und davonreitet, während das Volk jubelt und ihm euphorisch zuwinkt. Christine Svenson Howard Hanson Andante con tenerezza Howard (Harold) Hanson wurde 1896 in Nebraska (USA) geboren und verstarb 1981 im Alter von 84 Jahren in New York. Bis heute zählt er zu den einflussreichsten und bekanntesten Komponisten der nordamerikanischen Sinfonik, blieb jedoch in Europa lange Zeit so gut wie völlig unbekannt. Erst seit Anfang des neuen Jahrtausends werden seine Werke durch die wachsende Popularität von Filmmusikkonzerten auch hierzulande entdeckt. Das Œuvre Hansons umfasst neben sieben Sinfonien und weiteren Orchesterwerken zahlreiche Kompositionen für Kammerensemble, Chor sowie die in den Vereinigten Staaten sehr bekannte und häufig inszenierte Oper „Merry Mount“. Im Jahr 1944 wurde er für seine 4. Sinfonie mit dem international renomierten Pulitzer-Preis für Literatur, Theater und Musik ausgezeichnet. Als Kind schwedischer Einwanderer zeigt seine Tonsprache eine deutliche Anlehnung an die Tradition skandinavischer Komponisten, allen voran Jean Sibelius, aber auch Einflüsse Anton Bruckners sind nicht zu überhören. Hansons Stil ist geprägt von feinsinnigkraftvoller Instrumentationen sowie spätromantischen Melodieführungen und Harmoniken, die seinen Werken vor allem durch teils kühne, aber nicht dissonante Modulationen eine besondere Stimmung verleihen. Zu Lebzeiten von Kollegen und Kritikern oft als rückwärtsgewandt und oberflächlich abgetan, lässt sich heute feststellen, dass Hansons Tonsprache wie beinahe keine andere die Entwicklung der amerikanischen Filmmusik ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat. Zahlreiche, weltbekannte Komponisten der Branche, wie John Williams, Alan Silvestri oder auch Howard Shore, ließen sich stark von Hansons Stil beeinflussen; so ist beispielsweise die von John Williams komponierte und Oscar-prämierte Filmmusik zu „E.T.“ deutlich hörbar von Hansons 2. Sinfonie inspiriert worden. Der 2. Satz - Andante con tenerezza - der Sinfonie Nr. 2 in Des-Dur, op. 30 „Romantische“ beginnt mit einem in mittlerer Lage von den Holzbläsern gespielten, friedlichen Hauptthema in C-Dur. Die Streicher setzen sogleich mit einem weichen, harmonischen Klangteppich ein, in den die Bratschen, in der Wiederholung unterstützt vom 1. Horn, einen innigen Kontrapunkt einflechten. Dieser Aufbau wird im piano immer weiter entwickelt und zwischen den Instrumentengruppen umhergereicht, hin und wieder durchbrochen von leicht aufblühenden Crescendi und Decrescendi. Plötzlich überrascht eine trübgefärbte Akkordauflösung in den Hörnern die sorglose Stimmung, und die 1. Trompete leitet zu einem Motiv über, das den Grundstein der ganzen dreisätzigen Sinfonie bildet: Eine aus drei Tönen bestehende, aufsteigende Stufenmelodie mit in Gegenrichtung geführtem Kontrapunkt. Dieses harmonisch äußerst spannungsreiche Drei-Ton-Motiv wird durch immer wieder leicht veränderte Akkordauflösungen zu neuen Grundstufen moduliert und bewegt sich so langsam in die Höhe, ein direktes Zitat aus dem 1. Satz. Das Orchester gelangt zu einem ersten Höhepunkt, in dessen Anschluss das Hauptthema zu Triolen und Quintolen in den Holzbläsern zerfällt, nur um sogleich wieder von neuem langsam anzuschwillen. In den Streichern taucht das ehemals friedliche Hauptthema vom Anfang wieder im Ganzen auf, diesmal allerdings mit einer zum Tritonus erhöhten 4. Tonstufe, was den Charakter der Musik in Verbindung mit dem Drei-Ton-Motiv in eine deutlich dramatischere Stimmung versetzt. In variierter Orchestration wird das so veränderte Thema mehrmals wiederholt, über einen sehr gedehnten Zeitraum sowohl dynamisch als auch harmonisch entwickelt und nach oben geschraubt. Ein Zielpunkt scheint nicht in Sicht zu sein. Das Orchester droht an seine Ton-Obergrenze zu stoßen. Endlich löst sich das Drei-Ton-Motiv im Höhepunkt des Satzes in die Grundtonart der Sinfonie Des-Dur auf, und das Orchester breitet einen weiten Klangteppich aus, angeführt von den Unisono-Hörnern, die eine strahlende Melodie entfalten, welche abermals von den verschiedenen Instrumentengruppen aufgegriffen und teilweise mit Zitaten des 1. Satzes fortgeführt wird. Das Stück beruhigt sich allmählich wieder, lässt Ausschnitte des Anfangs nochmals Revue passieren, steigert sich immer wieder leicht, nur um sogleich wieder zu zerfallen. Melancholisch gefärbte Akkorde blitzen hier und da subtil in Themenwiederholungen auf und tauchen wieder ab. Der Satz dünnt immer mehr aus und endet nach einer einsam übriggebliebenen Hornüberleitung sehr leise wieder friedlich in von Des-Dur harmonisch sehr weit entferntem C-Dur. Das musikalische Emotionsspiel zwischen Hoffnung und Verzweiflung sowie vermeintlicher Sicherheit und subtiler Bedrohung durch das Unbekannte empfand der amerikanische Regisseur Ridley Scott als derart eindrücklich und passend für seinen 1979 erschienenen und bis heute sehr populären Science-Fiction Horrorfilm „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“, dass er den Komponisten der Filmmusik, Jerry Goldsmith, kurzerhand anwies, Teile der 2. Sinfonie Hansons, vor allem des 2. Satzes, in die Abspannmusik mit einzuarbeiten. Hanson beschwerte sich später darüber, dass dies ohne sein Einverständis geschah, sah jedoch von einer Klage ab. Der mehr subtil-gruselig als graphisch-gewaltätig angelegte Film handelt von einer Gruppe Astronauten, die mit ihrem Raumschiff im Nirgendwo des unendlichen Weltalls verloren gegangen sind und obendrein von einer unbekannten, außerirdischen Kreatur bedroht werden. Der Charakter der Musik unterstreicht nach der letzten Szene des Films sehr eindrücklich das offene Ende, welches den Zuschauer mit gemischten Gefühlen zwischen Happy- und Unhappy-End zurücklässt. Christian Schumacher Richard Addinsell Warschauer Konzert Der britische Filmmusikkomponist Richard Stewart Addinsell wurde am 13. Januar 1904 in London geboren und starb dort am 14. November 1977. Er studierte zunächst Jura in Oxford, entschied sich aber später für ein Musikstudium am Royal College of Music in London. Von 1929 bis 1932 setzte er seine Studien in Berlin und Wien fort. Neben zahlreichen Filmmusiken (z.B. 1936: Fire Over England, 1939: Goodbye, Mr. Chips, 1944: Blithe Spirit, 1950: The Black Rose, 1951: Scrooge, 1962: The War Lover) komponierte Addinsell auch Schauspielmusik, u.a. zu „The Taming of the Shrew“ von William Shakespeare (Uraufführung: 1937 in London) und „Alice in Wonderland“ von Lewis Carroll (Uraufführung: 1943 in London). Eines der bekanntesten Werke Addinsells ist die Musik zu dem Film „Dangerous Moonlight“ aus dem Jahre 1941, eine Rhapsodie für Klavier und Orchester, die unter dem Namen Warsaw Concerto (Warschauer Konzert) Weltruhm erlangte. Der Film spielt zu Beginn des 2. Weltkrieges und erzählt mit Hilfe zahlreicher Rückblenden die bewegende Geschichte eines polnischen Konzertpianisten und Komponisten namens Stefan Radetzky, der nach der Invasion der Nationalsozialisten in Polen im Jahre 1939 nach England flieht, um dort als Pilot sein Land gegen die Deutschen zu verteidigen. Nach einem Bombenangriff trifft der Protagonist auf die amerikanische Reporterin Carol Peters, die ihn klavierspielend in einem zerbombten Gebäude in Warschau vorfindet. Inmitten des Kriegsschauplatzes verlieben sich die beiden ineinander. Bei ihrer ersten Begegnung spielt Radetzky ein romantisches Thema als Teil einer noch unvollendeten Komposition. Er sagt im Film über das Werk: „Diese Musik handelt von uns beiden. Sie erzählt von uns in Amerika und in Warschau... und wer weiß, wo wir noch alles sein werden.“ Das Thema, welches musikalisch ein wenig an Frédéric Chopins (Militär-) Polonaise in A-Dur, op. 40 Nr. 1 erinnert, erklingt im Laufe des Films immer wieder in Verbindung mit Carol. Ursprünglich war die Verwendung von Sergei Rachmaninows 2. Klavierkonzert vorgesehen. Addinsells sehr virtuoses Warschauer Konzert enthält stilistische Anleihen aus diesen und anderen Werken seines russischen Kollegen und wird oft zusammen mit Rachmaninows Konzert eingespielt. Es beginnt schwungvoll und zupackend mit kräftigen, nach vorne drängenden, crescendierenden Akkorden im Klavier und einem Paukenwirbel, der die Dramatik unterstreicht. Anschließend greift das gesamte Orchester das Thema auf, welches Assoziationen an den Krieg und die damit verbundene Vehemenz und Brutalität weckt. Im Kontrast zu diesem ernsten, sehr entschlossen wirkenden Teil folgt nun ein instrumental reduzierter Teil, in dem das Klavier eine leise, verträumte, melancholische Melodie vorstellt. Die Geigen und Bratschen greifen sie auf und fügen der zarten, romantischen Melodie eine neue Klangfarbe bei. Passend zu der Liebesgeschichte im Film erklingen hier weit ausschweifende Melodiebögen. Englischhorn, Geigen und Klavier schließen nahtlos aneinander an und schwelgen in der Melodie. Nicht zuletzt geben die harfenähnlichen Arpeggi, die sich über das gesamte Klavier in Auf- und Abbewegungen erstrecken, dem Ganzen eine sehr verträumte Gestalt. Im weiteren Verlauf der Rhapsodie verschmelzen die beiden kontrastierenden Themen miteinander, bevor das Konzert mit zwei kräftigen Schlussakkorden endet. Der Film wurde ein durchschlagender Erfolg, wozu die Musik ganz erheblich beitrug. Der Soundtrack verkaufte sich blendend, und die Nachfrage nach der Klavierfassung für Klavier solo war groß. Aufgrund dieser Erfolgsgeschichte ließ sich der Pianist, der das Konzert für den Film ursprünglich anonym eingespielt hatte, um seinem Ruf als ernstzunehmender Künstler nicht zu schaden, im Nachhinein Tantiemen zusichern. Das Warschauer Konzert schaffte sogar den ungewöhnlichen Weg vom Film in den Konzertsaal. Zusammen mit Max Steiners „Tara-Thema“ aus „Vom Winde verweht“ kann das Warschauer Konzert als einer der ersten Hits der Filmmusikgeschichte bezeichnet werden. Christine Svenson Dmitri Schostakowitsch Ein Jahr wie ein Leben – Suite „Hören Sie doch meine Musik, da ist alles gesagt“, entgegnete Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) dem vielfachen Ansinnen, er möge sich über sein Leben äußern, Memoiren schreiben oder wenigstens seine Werke erläutern. Doch der russische Komponist hüllte sich über die Motive seines Schaffens weitestgehend in Schweigen. Verständlich, vor dem Hintergrund, dass kaum ein Tonkünstler dem politischen Klima seiner Zeit so sehr unterworfen und ausgesetzt war wie er. Schmal war stets der Grat, auf dem Schostakowitsch sich in der ehemaligen Sowjetunion bewegte; zwischen überschwänglicher Lobpreisung und überzogener Anerkennung, die Spielraum für versteckte Kritik zulassen könnte. So ist nicht bekannt, wie Schostakowitsch es aufnahm, dass er die Musik zu einer biographischen Abhandlung des Lebens Karl Marx anfertigen sollte. In dem 1965 (bis heute nur auf russisch) veröffentlichten Film „Ein Jahr wie ein Leben“ von Regisseur Grigoriy Roshal geht es um die Zeit zwischen 1848 bis 1849 aus dem Leben des jungen Karl Marx – also dem Zeitraum, in dem das Manifest der kommunistischen Partei unter Mitarbeit Friedrich Engels‘ entstanden war: Zusammen mit den ersten Exemplaren des Manifests erreicht Belgien auch die Nachricht über die Erfolge der französischen Revolution. Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wird Marx zuerst verhaftet und schließlich aus Brüssel ausgewiesen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris fährt Marx nach Köln, wo er zusammen mit Engels die Neue Rheinische Zeitung herausgibt. Nach der Niederlage der deutschen Revolution fährt Marx mit seiner Familie wieder nach Paris, darf aber dort nicht bleiben und muss ins Exil nach London gehen. Abgesehen von den Niederlagen des vergangenen Jahres sieht Marx am Ende des Films mit Hoffnung in die Zukunft. Zeitlich zwischen seiner 13. und 14. Sinfonie angesiedelt, war Schostakowitschs Leben in den 1960er-Jahren geprägt von gesundheitlichen Rückschlägen. Er litt zunehmend unter Herzproblemen und chronischer Rückenmarksentzündung. Zeitgleich erfährt seine musikalische Sprache eine deutliche Verschärfung der Harmonie, Reduktion der Mittel und eine Konzentration auf den Ausdruck. Wie eingangs erläutert, lädt uns Schostakowitsch erneut dazu ein, der Sprache seiner Komposition zu folgen, um so möglicherweise Rückschlüsse auf seine Gedanken zuzulassen. Direkte Äußerungen zu dem musikalischen Hintergrund sind auch hier von ihm nie gemacht worden. Festzustellen ist jedoch, dass Schostakowitschs Komposition zu dem stark propagandistisch aufgebauten Film von extremen musikalischen Kontrasten geprägt ist. Der 1. Satz: Intermezzo (Allegro, Moderato), der im Film eine Kriegsszene untermalt, beginnt mit einer wütenden Melodie in den Streichern, begleitet von brachialen Akkorden des restlichen Orchesters. Immer aggressiver, kälter und brutaler wird das musikalische Bild, das Schostakowitsch uns präsentiert. Am Ende des Satzes schlägt die Stimmung plötzlich ins genaue Gegenteil um: melancholisch und besinnlich entfalten die Flöten eine nachdenkliche Melodie. Gespickt mit musikalischen Todessymbolen wie Glocken und Tamtam klingt der Satz nach einer innigen Klarinettenüberleitung aus. Der lange 2. Satz: Farewell monologue (Andante, Moderato, Adagio) bewegt sich ständig zwischen friedlicher Harmonie- und schmerzlich gefärbten Melodieentwicklungen. Häufig wird dem Hörer die Umspielung eines Zieltons immer und immer wieder präsentiert, nur um sich letztendlich doch nicht aufzulösen. Der 3. Satz: Battle (Moderato, Allegro, Allegro pesante) ist erneut geprägt von musikalischer Brutalität, depressiver Schwere und kontrastierenden Einschüben, die wie ein zwielichtiges Spiel im Schatten schleichender Gestalten anmuten. Zum Schluss erklingt eine Reprise, die in der Coda mit großen Trompetenfanfaren den Satz abschließt. Der 4. Satz: Finale (Adagio) ist eine komplett anders gestrickte Musik, die über modulierende Harmonieverläufe eine geheimnisvolle, fast bezaubernde Stimmung aufbaut und die Suite mit einem heroischen Schluss beendet. Christian Schumacher Hellmuth Vivell, (Schwarzwald), studierte geboren an der in Wolfach Staatlichen Musikhochschule Karlsruhe Klavier bei Naoyuki Taneda und in Freiburg bei Edith Picht-Axenfeld und Naoyuki Inoue. Außerdem Kammermusik bei Helmut Barth und Komposition bei Klaus Huber. Er war Preisträger beim deutschen Hochschulwettbewerb und beim Kompositionspreis der Stadt Marl. Seine Konzerttätigkeit als Solist, Kammermusikpartner und Liedbegleiter führten ihn in mehrere europäische Länder und nach Japan. Aufnahmen bei Rundfunkanstalten verschiedenen sowie mehrere europäischen CD-Produktionen dokumentieren seine künstlerische Arbeit. Ein Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit liegt im Bereich der Neuen Musik. Viele Komponisten haben ihm ihre Werke zur Uraufführung anvertraut. Daneben pflegt er aber auch das klassisch-romantische Repertoire. Er erhielt Einladungen zu internationalen Festivals, u.a. „Festival International Piano et de Musique du Chambre Guil Durance“, Internationales Pianistenforum „......antasten“ Heilbronn, Gidon-Kremer-Festival in Lockenhaus. Hellmuth Vivell lehrte bis 2014 an der Universität Kassel Klavier und Musiktheorie. Mit dem Sinfonieorchester der Universität Kassel trat er als Solist bereits 2008 in Robert Schumanns Klavierkonzert a-moll, 2011 im 1. Klavierkonzert d-moll von Johannes Brahms und 2013 in Beethovens Tripelkonzert auf. Zudem spielt er regelmäßig auch als Geiger im Orchester mit. Malte Steinsiek, geboren in Gütersloh, erhielt seinen ersten Dirigierunterricht im Alter von 14 Jahren. Während seines Studiums an der Folkwang-Hochschule Essen erhielt er weiteren Unterricht. Von 1993 bis 1997 besuchte er Unterricht und Kurse bei Sergiu Celibidache und dessen Assistenten Konrad von Abel (München/ Paris). Er dirigierte mehrere Bläserensembles in Essen, Mannheim und Wuppertal und war als Dozent bei verschiedenen Orchestern, z.B. bei der “Jungen Deutschen Philharmonie”, tätig. 2008 leitete er in München ein Projekt des Saxophonensembles „Selmer Saxharmonic“ (Echo-Klassik-Preisträger 2010) mit Konzerten bei den Moselfestwochen und in Paris. Malte Steinsiek ist seit 1990 künstlerischer Leiter der Westfälischen Kammerphilharmonie Gütersloh (www.kammerphil.de), mit der er bereits sechs CDs einspielte. In seinen Konzertprogrammen widmet sich Malte Steinsiek immer wieder besonders den weniger bekannten Komponist/innen oder Kompositionen. Seine musikalische Offenheit und Vielseitigkeit lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Er dirigierte bislang über 300 Orchesterwerke von fast 150 Komponisten vom Barock bis heute. Das Sinfonieorchester der Universität Kassel (www.uni-kassel.de/orchester) leitet er seit 1997 und dirigierte es seitdem in fast 80 Konzerten. Das Sinfonieorchester der Universität Kassel besteht seit mehr als 20 Jahren (Jubiläum im Sommersemester 2012). Es setzt sich überwiegend aus Studierenden, ehemaligen Studierenden und Lehrenden der verschiedenen Fachbereiche zusammen und nimmt mittlerweile einen festen Platz im kulturellen Leben Kassels und der Umgebung ein. In wöchentlichen Proben und zwei zusätzlichen Probenwochenenden pro Semester erarbeiten die Musikerinnen und Musiker anspruchsvolle Programme, die sie am Semesterende in zwei bis drei Konzerten darbieten. Auf den Programmen standen bisher – überwiegend selten aufgeführte – Kompositionen aus der Spätklassik, der Romantik und dem 20. Jahrhundert. So hat das Orchester bislang Werke u.a. folgender Komponistinnen und Komponisten einstudiert: Arámbarri, Arriaga, Arutjunjan, Auric, Bartók, Beethoven, Bizet, Bragato, Bruckner, Brahms, Pierre Camus, Chatschaturjan, Chaminade, Copland, Debussy, Dvořák, Elgar, de Falla, Farrenc, Fauré, Fontyn, Francaix, Grieg, Guridi, Haydn, Hensel, Hindemith, Höhl, Honegger, Humperdinck, Killmayer, Mayer, Milhaud, Mozart, Piazzolla, Poulenc, Raff, Ravel, Respighi, Rodrigo, Roussel, Satie, Friedrich Scholz, Schostakowitsch, Schubert, Schumann, Sibelius, Smyth, Spohr, Strauss, Tschaikowski, Turina. Auch im nächsten Semester würde sich das Orchester über neue Mitglieder freuen, selbstverständlich sind auch Angehörige der Universität und sonstige Interessierte herzlich eingeladen. Die erste Probe im nächsten Semester findet am 14. Oktober 2015 um 19.45 Uhr im Konzertsaal des Instituts für Musik (Neubau Ecke Möncheberg-/Kurt-Wolters-Straße) statt. Unser Dank für die vielen freundlichen Unterstützungen, die dieses Konzert erst ermöglicht haben, gilt allen im Programm aufgeführten Unternehmen sowie privaten Helferinnen und Helfern. Außerdem förderten und halfen uns die Universität Kassel, das Institut für Musik, die Universitätsgesellschaft Kassel e.V. und der Verein der Freunde und Förderer sinfonischer Musik an der Universität Kassel e.V. Der Förderverein Im Hinblick auf die Fortentwicklung des Orchesters freuen wir uns über jede Unterstützung. Freundliche Spenden (steuerabzugsfähig) sind erbeten an den „Verein der Freunde und Förderer sinfonischer Musik an der Universität Kassel e.V.“, Konto 666 62, Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53), Verwendungszweck: „Spende“, Ihre Anschrift (Sie erhalten eine Spendenquittung). Wenn Sie die Arbeit des Orchesters kontinuierlich unterstützen wollen, werden Sie bitte Mitglied in unserem Förderverein (auch der Mitgliedsbeitrag ist vollständig steuerabzugsfähig). Kontakt / -- Christian Schumacher / -- Telefon: 0561-9798101 / -- E-Mail: [email protected] / -- Internet: www.uni-kassel.de/orchester Folgenden Mitgliedern des Staatsorchesters Kassel und Lehrenden der Universität Kassel danken wir ganz herzlich für die Betreuung unserer Stimmgruppen: / –– 1. Violine: Otfrid Nies / –– 2. Violine: Helmut Simon / –– Viola: Paul Wiederin / –– Violoncello: Manfred Schumann / –– Kontrabass: Philipp-Daniel Singer / –– Holzbläser: Stefan Hülsermann / –– Hörner, Blechbläser: Adrian McLeish Das Sinfonieorchester der Universität Kassel 1. Violine / –– Maria Weber-Krüger / –– Hartmut Hillmer / –– Hendrike Braun / –– Eva-Maria Heupts / –– Paul Mertin / –– Kathrin Oberhofer / –– Ulrike Overhagen / –– Veronika Schreck / –– Katharina Weerkamp / –– Madalina Bruhn* / –– Yoko Jungesblut* 2. Violine / –– Christian Schumacher / –– Alexander Basse / –– Andreas Bothmann / –– Claudia Feser / –– Birgitta Frigger / –– Dirk Hennemann / –– Dagmar Kaivers-Miel / –– Christine Krüger / –– Bettina Meurer / –– Esther Niemetz / –– Annika Obach / –– Erika Wannemacher / –– Anne Wiehr Viola / –– Ophélie Périquet / –– Jan Bender / –– Gottfried Elsas / –– Claudia Holzner / –– Christiane Kupski / –– Konrad Mollenhauer / –– Stefan Roser / –– Judit Simandi / –– Yvonne Zietzschmann Violoncello / –– Sebastian Schilling / –– Carolin Frank / –– Holger Göbel / –– Lukas Mai / –– Lena Poetter / –– Johanna Schäfer / –– Regine Brunke* / –– Fan Yang* Trompete / –– Oliver Persch / –– Philipp Gatzke / –– Silvio Nardi Tironi Kontrabass / –– Marc Janos Willi / –– Till Spohr* / –– Farah Winning* Tuba / –– Alexander Kraft (17.07.) / –– Thomas Lück*(18.07.) Flöte / –– Annette Sieben / –– Melanie Teutschmann / –– Cosima Waadt Oboe / –– Michael Brömse / –– Christine Svenson Klarinette / –– Katja Rudolph / –– Natalie Röse Fagott / –– Gunnar Schmitt / –– Ilka Viereck-Boenke Horn / –– Elisabeth Mayer / –– Katharina Liebich / –– Tabea Zimmermann / –– Kartini Suharto-Martin* Posaune / –– Drago Sandor* / –– Daniel Fleig / –– Kerstin Schäfers* Pauken / Schlagzeug / –– Ulf Bauer / –– Moritz Wappler* / –– Andi Grizhja* Harfe / –– Hanna Rabe* *als Gast wwwwwww www.uni-kassel.de/orchester