Zusammenfassung der 5. Vorlesung (19.11.07) 1.3 Korrelationen, Verschränktheit, Quantenkorrelationen bipartiter Systeme: Nach Wiederholung der Grundbegriffe der klassischen Wahrscheinlichkeitstheorie wie Messraum (Ω, A), Wahrscheinlichkeitsraum (Ω.A, µ) und der Interpretation, insbesondere der Deutung von A als Logik der Ereignisse, Versuchsreihen und Selektion nach dem Auftreten eines bestimmten Ereignisses, wurde für µ(b) 6= 0 die bedingte Wahrscheinlichkeit von a unter der Hypothese b, µ(a ∩ b) , µ(a|b) := µ(b) eingeführt. Offenbar gelten stets die Bayes’schen Identitäten µ(a ∩ b) = µ(b)µ(a|b) = µ(a)µ(b|a), sowie µ(a) = µ(b)µ(a|b) + µ(bc )µ(a|bc ), wobei bc die Komplementärmenge von b bezeichnet. Im Allgemeinen gilt µ(a|b) 6= µ(a). Falls jedoch µ(a|b) = µ(a), und folglich auch µ(a ∩ b) = µ(a)µ(b) sowie µ(b|a) = µ(b) gelten, dann heißen die Ereignisse a und b voneinander unabhängig. Seien nun (Ω, A) und (Ω0 , A0 ) die Messräume der Teile eines bipartiten Systems, dann ist das Produkt (Ω × Ω0 , A ⊗ A0 ), wobei A ⊗ A0 die von A × A0 erzeugte σ-Algebra ist, der natürliche Messraum für das zusammengesetzte System. Sind µ und µ0 Wahrscheinlichkeitsmaße auf (Ω, A) bzw. (Ω0 , A0 ), dann gilt für das durch (a, a0 ) 7→ µ(a)µ0 (b0 ) eindeutig bestimmte Produkmaß π auf (Ω × Ω0 , A ⊗ A0 ) π((a, Ω0 ) ∩ (Ω, b0 )) = π((a, b0 )) = π((a, Ω0 ))π((Ω, b0 )), d.h. die Ereignisse (a, Ω0 ) und (Ω, b0 ) treten unabhängig voneinander auf. Da dies für alle Paare (a, b0 ) gilt, nennt man das Maß π auch unkorreliert. Im Allgemeinen gibt es für ein Maß κ auf (Ω × Ω0 , A ⊗ A0 ) jedoch Ereignisse (a, b0 ) mit κ((a, Ω0 )|(Ω, b0 )) 6= κ((a, Ω0 )) und κ((Ω, b0 )|(a, Ω0 )) 6= κ((Ω, b0 )), 1 d. h. es treten Korrelationen auf. Sei nun (Ω, A)=(Ω ˜ 0 , A0 ) mit a ↔ a0 , b ↔ b0 und für alle (a, b0 ) gelte κ(a, b0 ) = κ((a ∩ b), (a0 ∩ b0 )), dann gilt κ((a, a0 )) κ((a, a0 )) κ((a, a0 )) = = κ((Ω, a0 )) κ((a, a0 )) κ((a, Ω0 )) 0 0 = κ((Ω, a ))|(a, Ω )) = 1. κ((a, Ω0 )|(Ω, a0 )) = In diesem Fall sind alle korrespondierenden Ereignisse der beiden Teilsysteme strikt korreliert. Ein solches Maß κ läßt sich leicht konstruieren. In der Quantenmechanik sei H der zugrunde liegende Hilbertraum. Ist (Ω, A) ein Messraum, dann betrachtet man anstelle eines Wahrscheinlichkeitsmaßes µ ein Spektralmaß M : A 7→ P(H) := {P ∈ L(H)|P = P + = P 2 } mit den Eigenschaften: M (Ω) = 1, M (ac ) = 1 − M (a), und für jede endliche oder abzählbar unendliche Folge paarweise disjunkter Ereignisse {an } gilt X [ M (an ). M ( an ) = n n Jede messbare Funktion f → R bestimmt dann durch Z Z xd(M ◦ f −1 ) f dM = F := R Ω eine Observable F = F + . Das letzte Integral über R stellt die in der Quantenmechanik übliche Form der Spektralzerlegung dar, in der die Spektralschar etwa durch Ex = M ◦ f −1 ((−∞, x]) gegeben ist. Man zeigt leicht, dass das Bild von A unter M aus vertauschbaren Projektionsoperatoren besteht und, dass mit einem Dichteoperator ρ durch µ(·) := tr(ρM (·)) ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf (Ω, A) gegeben ist. 2