liber albus Gesundheitsversorgung sichern – mit kommunalen Krankenhäusern Chancen Stärken Schwächen „Dem Volk aufs Maul schauen“ SWOT-Analyse für kommunale Krankenhäuser Haben kommunale Krankenhäuser eine Zukunft? Ja! Aber sie müssen die richtigen Antworten finden. Nicht nur Politiker und Gesundheitsexperten sind hier gefragt. Es geht vielmehr in erster Linie um die Meinungen, Einstellungen und Erfahrungen der tatsächlich betroffenen Menschen. Sie sind Experten „in eigener Sache“. Eine detaillierte empirisch-psychologische Untersuchung hilft, ihre Bedürfnisse und Erwartungen richtig wahrzunehmen. Text martin fritz Risiken Es geht darum, wie der Patient seinen Krankenhausaufenthalt insgesamt erlebt: Werden die Erwartungen erfüllt und gibt es Verbesserungen, die gewünscht werden? Der Ergebnisse dieser Erhebung sollte sich das Beschwerdemanagement des Krankenhauses annehmen. Spannend wird es, die Sicht der Patienten auf das Krankenhaus mit den Einschätzungen von Mitarbeitern und Führungskräften bezüglich der Patientenzufriedenheit zu vergleichen. Die Erkenntnisse daraus sollten in die Strategie zur Zielgruppenkommunikation einfließen. Strategie Die Grundlage für eine derartige Untersuchung bildet die SWOTAnalyse. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein im Marketing seit Langem bewährtes Instrument. Systematisch werden Produkte, Prozesse, Teams und Unternehmen mit all ihren Stärken und Schwächen betrachtet. SWOT steht für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Die im Rahmen einer solchen Analyse ermittelten Stärken und Schwächen dienen als Basis für die Entwicklung von Strategien. Das Ziel ist klar: der langfristige Erfolg. Das kommunale Krankenhaus – kein unbekanntes Wesen Kommunale Krankenhäuser können viel aus einer solchen Untersuchung erfahren. Befragt werden alle internen Zielgruppen wie Mitarbeiter und Führungskräfte der Krankenhäuser. Doch auch die Sicht krankenhausexterner Zielgruppen wie Zuweiser und Patienten spielt eine große Rolle. Bei der Untersuchung geht es zunächst um krankenhausinterne Fakten: die Qualität der Patientenversorgung (Grund- bis Maximalversorgung), die Größe des PatientenEinzugsbereichs sowie die Zahl der Betten im Krankenhaus und deren Auslastung. Hinzu kommt eine detaillierte Aufstellung aller Fachabteilungen und medizinischen Behandlungszentren mit ihrer gegenwärtigen Bedeutung und ihrem Potential. Vielleicht kann die Auslastung künftig noch erhöht und das Behandlungsangebot erweitert werden? Mit einer differenzierten Patientenstatistik können wichtige betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Case Mix und Case Mix Index (CMI) ermittelt werden, die Bewertungsrelationen zur Abrechnung medizinischer Leistungen in Krankenhäusern. Es geht aber auch darum, zu erfassen, aus welchen Motiven ein Patient sich genau für dieses Krankenhaus entschieden hat und wer den Anstoß dazu gab. Auf der Suche nach den Alleinstellungsmerkmalen Kein Krankenhaus gleicht dem anderen. Darum untersucht die SWOT-Analyse auch, welche besonderen fachlichen Stärken im medizinischen Bereich das Krankenhaus im Vergleich zu anderen Häusern hat. Oft werden solche Stärken nicht erkannt und darum auch gegenüber potentiellen Patienten, Zuweisern und der sonstigen Öffentlichkeit nicht offensiv genug kommuniziert. Aber es geht auch darum, zu klären, ob gegenüber regionalen Wettbewerbern Seite 164 Schwächen im medizinischen Leistungsbereich bestehen. Sollte dies der Fall sein, ist von zentraler Bedeutung, welches Verbesserungspotential in diesem Bereich besteht. Möglicherweise kann das Personal zusätzlich qualifiziert oder die Geräteausstattung verbessert werden. Auch Kooperationen mit anderen Krankenhäusern können eine Lösung sein. Neben den fachlichen Leistungen im medizinischen Bereich interessieren besonders die Zusatzleistungen, die das Krankenhaus seinen Privat- oder Kassenpatienten wahlweise gegen Berechnung zur Verfügung stellt. Mit solchen optionalen Angeboten können sich Kliniken an individuellen Patientenwünschen und -bedürfnissen orientieren. Auch hier ergeben sich viele Möglichkeiten für Alleinstellungsmerkmale des Krankenhauses. Das „Betriebsklima“ der Klinik und der persönliche Umgang von Ärzten, Mitarbeitern und Patienten untereinander spielen für Motivation und Zufriedenheit aller Beteiligten und damit für die Leistungsfähigkeit des Krankenhauses eine zentrale Rolle. Daher gilt es, die Klinikatmosphäre rechtzeitig in gewissen Intervallen und nach Zielgruppen differenziert zu erfassen, um eventuellen atmosphärischen Störungen schon in ihren Anfängen gezielt entgegenwirken zu können. In engem Zusammenhang damit steht die Personalpolitik. Fragen wie eine adäquate Stellenbesetzung und die Bezahlung der Mitarbeiter haben ebenso Einfluss auf die Atmosphäre wie Mitarbeitervertretung und -kommunikation. Der Blick von außen Neben solchen internen „hausgemachten“ Faktoren gibt es auch eine Reihe wichtiger externer Faktoren, die durch die SWOT-Analyse erfasst werden sollten. Die SWOT-Analyse dient schließlich der Festlegung einer Zielsetzung, der Formulierung einer zukunftsorientierten Strategie und der Erstellung eines Maßnahmenkatalogs, der im Rahmen eines Zeitplans realisiert werden soll. Mithilfe dieses effizienten Marketinginstruments gelingt es kommunalen Krankenhäusern, ihre Stärken weiterzuentwickeln und ihre Chancen zu nutzen. Sie können damit nachhaltig ihre Wettbewerbsposition gegenüber privaten Klinikbetreibern stärken. Damit die Frage, ob kommunale Krankenhäuser eine Zukunft haben, klar beantwortet werden kann: Ja! Da ein Krankenhaus sehr stark von den Entscheidungen der Zuweiser lebt, muss die Untersuchung auch die Motive dieser Zielgruppe erheben, warum sie Patienten genau diesem Krankenhaus zuweisen. Ebenso bedeutsam ist aber auch, die Gründe der NichtZuweiser zu erfassen. Auch die Art und Weise des Kontakts und die Maßnahmen zur Erhöhung der Zuweisungszahlen – etwa durch die Beteiligung an medizinischen Versorgungszentren, durch sogenannte IV-Verträge (integrierte Versorgung) oder Zuweisermonitoring – sind hier gefragt. Speziell aus Sicht der Zuweiser interessiert, ob sie mit einem oder mehreren Krankenhäusern in Kontakt stehen, ob diese Beziehungen eine vertragliche Basis haben, welche Kommunikationswege genutzt werden und welche Überlegungen und Gründe letztlich für die Einweisung in ein bestimmtes Krankenhaus eine Rolle spielen. Wichtig ist auch das Feedback, d. h. die Frage, wie der Umgang des Krankenhauses mit dem Zuweiser beurteilt wird und welche Änderungen sowie Verbesserungen vorgeschlagen werden. Das Image des Krankenhauses Bewusst oder unbewusst macht sich jede der Zielgruppen ihr eigenes Bild vom Krankenhaus: die Mitarbeiter, die Patienten, die Öffentlichkeit. Werden diese Selbst- und Fremdbilder erfasst, eröffnen sich interessante Erkenntnisse über das Maß der Übereinstimmung oder der Dissonanz des erlebten Klinikbilds. Daraus ergeben sich wichtige Anhaltspunkte für künftige kommunikative Maßnahmen, insbesondere auch zur Verbesserung der Identifikation der Zielpersonen mit dem Krankenhaus. So entsteht eine differenzierte empirische Grundlage für die Gestaltung und den Ausbau des Krankenhausimages bei den relevanten Zielgruppen sowie der Öffentlichkeit insgesamt. Die empirische Untersuchung sollte neben offenen Fragen mit freien Antwortmöglichkeiten auch geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortalternativen und psychometrische Skalierungen umfassen. Diese ermöglichen sowohl qualitative Erkenntnisse zu den Primärdimensionen, wie etwa Patientenzufriedenheit, Krankenhausimage oder Klinikatmosphäre, als auch quantitative Aussagen. Die Ergebnisse können sehr gut für Vergleiche verschiedener Krankenhäuser untereinander sowie zum Vergleich mit der Benchmark „ideales Krankenhaus“ und somit für ein Ranking genutzt werden. martin fritz Geschäftsführer MFMK – Martin Fritz Marketing Kommunikation GmbH „Die große Herausforderung für kleine und mittlere Unternehmen im Gesundheitsbereich besteht darin, mit einfachen Mitteln überraschend zu agieren, nach innen und nach außen. Wer die Grundregeln des modernen Medical-Marketings klug einsetzt, kann eine effektive und erfolgreiche Kommunikation aufbauen. Das Ergebnis ist messbar: mehr Zufriedenheit, mehr Identifikation, mehr Vertrauen. Mehr WIR.“ [email protected] liber albus | Seite 165 appendix Impressum Herausgeber Deutscher Städtetag, vertreten durch Dr. Stephan Articus Gereonshaus Gereonstraße 18 - 32, 50670 Köln Tel.: +49(0)221 / 3771 - 0 Fax: +49(0)221 / 3771 - 128 [email protected] Chefredaktion MFMK – Martin Fritz Marketing Kommunikation GmbH, Martin Fritz CL Clinic and Health Care Management AG, Ullrich Eidenmüller Redaktion EKKeG: Heribert Schlaus, Klaus-Peter Weber DST: Dr. Manfred Wienand, Jürgen Blocher MFMK: Claudia Schuhmacher-Fritz, Christine Weber, Annett Mayer Ariadne Medien: Dankwart von Loeper, Sandra Appel, Annette Crowther, Kristina Ohr Konzept und Gestaltung MFMK – Martin Fritz Marketing Kommunikation GmbH Ahaweg 6-8, 76131 Karlsruhe www.fritz-marketing.de Grafikdesign und Layout: Claudia Schuhmacher-Fritz, Annett Mayer, Christine Weber, Nils Dittmann, Joachim Schuhmacher Illustration: Julia Huber, Annett Mayer, Christine Weber Fotografie: Peter Sonnabend, Martin Fritz, Sebastian Kessler, Christine Weber, Susanne Breitkopf Verlag und Vertrieb MFMK – Martin Fritz Marketing Kommunikation GmbH Ahaweg 6-8, 76131 Karlsruhe Tel.: +49(0)721 / 130 860, [email protected] www.fritz-marketing.de Druck NINO Druck GmbH Im Altenschemel 21, 67435 Neustadt www.ninodruck.de Bildnachweis © MFMK: S. 40, 54-55, 62-63, 80, 90-91, 96, 100, 104, 106, 124-125, 133, 136, 141, 144-145, 158, 166-167, 172-173, 176-177, 182-183, 188189, 200-201, 212-213, 227, 242, 248-249, 252, 255, 258-259, U4 © Peter Sonnabend: S. 194, 216 © iStockphoto: S. 14-15, 18, 23, 24-25, 104, 107, 124-125, 242, 245, 252, 255 © Photocase: S. 84 © fotolia: S. 63, 242, 245 © dreamstime: S. 242, 245 © Fränkische Landeszeitung: Fabian Hähnlein „Kampf“ ums Feuchtwanger Krankenhaus, 2010, S. 28-29 © 2011 MFMK – Martin Fritz Marketing Kommunikation GmbH Alle Rechte vorbehalten. 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