Wenn Loreley auf den König von Thule trifft Altrip: Kammerchor singt von Sagen und Mythen – Moderator Ralf Kissel ergänzt das Programm mit Lesungen Wo sonst das geistliche Wort zu Hause ist, da hielten am vergangenen Sonntagabend wundersame Sagen und Mythen Einzug. Der Kammerchor Altrip präsentierte in der Katholischen Kirche in Altrip sein Programm „Sagenhaft“. Der ehemalige Radio- und Fernsehmoderator Ralf Kissel ergänzte die a-capella vorgetragenen Stücke mit unterhaltsamen Lesungen. Abgerundet wurde das Programm durch eine stimmungsvolle Illumination des Gotteshauses und begleitende Bilder auf Leinwand.„Es gab eine Zeit vor der Zeit. Da herrschte das Nichts. Es gab weder Götter noch Menschen, keine Zwerge und auch die drei Welten waren noch nicht erschaffen ...“ Mit eindringlicher Stimme entführt Ralf Kissel in das Reich der nordischen Sagenwelt. Dann erheben die Sänger ihre Stimmen eindrucksvoll zur Komposition „Orpheus“ des englischen Komponisten George Macfarren.Eine Aneinanderreihung ist der Abend, eine Aneinanderreihung vieler geradezu magischer Augenblicke. Konzentriert folgen die Zuhörer den weltbekannten Sagen und Märchen, vertont von Komponisten wie Brahms, Schuhmann, Ravel oder Monteverdi. Ob die „Ilias“ von Homer oder Goethes Gedicht über die Tragödie des „König von Thule“, ob die spannende Geschichte der Nibelungen oder das Schicksal vieler Schiffer auf dem Rhein, die durch den himmlischen Gesang der Loreley betört in den Tod fuhren – der Chor, stimmlich auf hohem Niveau, aber auch Ralf Kissel mit seinen spannenden Geschichten verstehen es, das Publikum in den Bann zu ziehen. Von der Wehmut altbekannter Volkslieder sichtlich ergriffen summt so mancher Stücke wie „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ oder das von Chorsängerin und Solistin Mirjam Buch mit glockenheller Sopranstimme vorgetragene Lied „Es waren zwei Königskinder“ leise mit. Ein wahres Kabinettstückchen liefert Ralf Kissel mit der Geschichte vom alten Seebären Kuttel Daddeldu, der seinen Kindern das Märchen vom Rotkäppchen erzählt. In waschechter Seemannssprache trägt er wortgewandt dem Publikum ein heiteres Märchen vor, in dem eigentlich nichts mehr stimmt. Im Rotkäppchens Korb sind nämlich nicht nur Brot und Wein für die kranke Großmutter. Da gibt es sogar echten schottischen Whisky, Schwedenpunsch und Rostocker Korn. Und bei der Großmutter in der Schwiegerstraße steht eines Tages sogar Dornröschen vor der Tür. Dass Rotkäppchen zum Schluss von der eigenen Großmutter verspeist wird, setzt allem die Krone auf. Nicht nur diese Geschichte, sondern auch die restlichen Stücke des Kammerchors unter der Leitung von Jan Wilke, der in diesem Jahr aus beruflichen Gründen Abschied vom Kammerchor nehmen muss, begeistern das Publikum. „Ein tolles Programm!“, ist die einhellige Meinung der Konzertbesucher. „Wir versuchen immer bei unseren Konzerten, den Chorgesang mit anderen Künsten zu kombinieren“, sagt Wilke: Das könnten Erzählungen sein oder auch kleine schauspielerische Einlagen . So hafte jedem Auftritt eine gewisse Einzigartigkeit an und sorge für hohen Unterhaltungswert. (rnc) Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ Publikation: Ludwigshafener Rundschau Ausgabe: Nr.133 Datum: Mittwoch, den 12. Juni 2013