Xian Hu - Verhaltensänderung und freier Wille - St.

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Xian Hu - Verhaltensänderung und freier Wille
Die Texte „Verhaltensänderung“ und „Freier Wille“ aus dem Buch
„Persönlichkeitstheorien“ von L.A. Pervin, das 2005 veröffentlicht wurde, behandeln die
Disziplin der Persönlichkeitspsychologie aus behavioristischer Sicht. Insbesondere wird das
Tokensystem näher erläutert und die Frage nach dem freien Willen des Menschen behandelt.
Der Behaviorist Burrhus Skinner schließt sich dem Begründer des Behaviorismus John
Watson an, dass das menschliche und objektive Verhalten von bestimmten Reizen und
Bedingungen abhängig ist und nicht von geistigen Ereignissen (z.B. Vorstellungen, Denken)
beeinflusst wird. Der Mensch lernt mittels klassichem und operantem Konditionieren, die im
Folgendem noch erläutert werden, auf äußere Einflüsse auf bestimmte Weise zu reagieren.
Somit ist aus Skinners Sicht die Persönlichkeit eines Menschen „nichts anderes als die
Summe der Gewohnheiten“(Schmidt Handout, S.6).
Das Tokensystem beruht auf den Grundlagen vom Operanten Konditionieren, das
insbesondere von Skinner erforscht wurde. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf der
Konsequenz, die einer Handlung folgt. Ist die Konsequenz einer Handlung eines Individuums
positiv (Belohnung), so führt dies zum vermehrten Auftreten dieses Verhaltens, während das
Auftreten des Verhaltens bei einer negativen Konsequenz (Bestrafung) verringert wird. So
ähnlich verhält es sich beim Tokensystem, das in Kliniken und Institutionen angewandt wird.
Der Patient erhält für das Putzen oder Essenservieren Tokens, die er wiederum in andere
Produkte eintauschen kann. Diese Tokens sind somit die Belohnungen und die Aktivitäten,
von denen die Tokens abhängig sind, treten häufiger auf. Es findet eine Verhaltensänderung
statt.
Beim Klassischen Konditionieren assoziiert das Individuum das Verhalten, das auf einen Reiz
bzw. einem Stimulus folgt, mit einem neuen Stimulus, sodass auch der neue Stimulus das
gleiche Verhalten auslöst.
Eine auf dem Klassischen Konditionieren basierte Verhaltenstherapie ist die systematische
Desensibilisierung. Hier können Ängste und Phobien abtrainiert werden. Nachdem der
Patient gelernt hat sich beispielsweise durch progressive Muskelentspannung zu entspannen,
stellt der Patient sich stufenweise ein Szenario vor, beginnend mit dem Szenario, das ihm am
wenigsten Angst einflößt (systematische Desensibilisierung in sensu). Der Angst einflößende
Reiz wird nun mit der Entspannung assoziiert und der Patient fürchtet sich in Zukunft
weniger vor dem Angst einflößenden Reiz. In einer alternativen Möglichkeit passiert das
Gleiche, mit dem Unterschied, dass man sich den Angst einflößenden Reiz nicht vorstellt,
sondern in der Realität mit ihm in Kontakt kommt (systematische Desensibilisierung in vivo).
Bei der Aversionstherapie werden ungewünschte Verhaltensweisen durch unangenehme
Reize verhindert. Der Patient verbindet bestimmte Verhalten dann mit Schmerzen, was zu
einer Abstellung des Verhaltens führt.
Im Gegensatz zum Tokensystem kann der Patient bei Therapien, die auf dem Klassischen
Konditionieren beruhen, das Verhalten nicht aktiv hervorrufen, da das Verhalten erst als
Reaktion auf einen Reiz auftritt. Im Tokensystem kann der Patient im Hinblick auf die
Konsequenzen aktiv das Verhalten auftreten oder eben nicht auftreten lassen. Außerdem ist
der Vorteil beim Tokensystem, dass man jedes beliebige Verhalten verstärken kann,
während bei der systematischen Desensibilisierung und Aversionstherapie bereits eine
Verknüpfung zwischen einem Reiz und einem Verhalten bestehen muss, damit man das
Verhalten dann auf einen anderen Reiz übertragen kann. Zudem müssen, damit eine
klassische Kondtionierung stattfinden kann, zwei Stimuli gleichzeitig auftreten, beim
operanten Konditionieren folgen Verhalten und Konsequenz aufeinander.
Gemein haben alle Therapien, dass sie das Verhalten nur durch die Umwelt eines
Inidviduums beeinflussen und die inneren Einflüsse nicht beachten. Außerdem ist das Ziel
immer, gezielt ein Verhalten an- oder abzutrainieren.
Wie oben schon erwähnt sieht Skinner als Behaviorist die Persönlichkeit als die Summe der
erlernten Gewohnheiten an. Weder geistige Einflüsse, noch biologische Determinanten
spielen eine Rolle, da alle Verhaltensweisen erworben wurden.
Aus ganzheitspsychologischer Sicht ist der Mensch sich seiner bewusst und wird als von
Grund auf gut angesehen. Besonders der Wert und die Würde des Menschen wird betont.
Des Weiteren strebt der Mensch kontinuierlich nach der Selbsverwirklichung, nach der
Berdürfnispyramide von Abraham Maslow steht die Selbstverwirklichung jedoch an der
Spitze der Pyramide, d.h. andere Bedürfnisse wie physiologische Bedürfnisse (Hunger,
sexuelle Bedürfnisse) oder Bedürfnisse nach Sicherheit müssen erst befriedigt werden.
Diese Bedürfnisse sind anders als beim Behaviorismus alle genetisch bedingt. Auch der
Wunsch nach Selbstverwirklichung, der den Menschen antreibt, ist eine geistige Einwirkung
auf das Verhalten. Mit der Betrachtung des Menschen als Wesen, das danach bestrebt ist,
sein ganzes Potential auszunutzen und das von kognitiven Eigenschaften geprägt ist, kann
man ihr Verhalten schlecht mit dem Verhalten eines Tieres erklären, wie es die Behavioristen
gerne tun.
Laut Skinner besitzt der Mensch keinen freien Willen. Jede vermeintlich freie Entscheidung,
die wir treffen, ist am Ende auf Erfahrungen oder Gewohnheiten (an die wir uns
möglicherweise gar nicht erinnern) zurückzuführen.
Andererseits gibt es auf der Seite der Ganzheitspsychologen vielseitige Meinungen zu
diesem Aspekt. Manche behaupten, der Mensch sei vollkommen frei, während andere sagen,
dass der Mensch von außen determiniert wird, was der Mensch allerdings nicht so
wahrnimmt, solange er in seinem Denken und Willen nicht eingeschränkt ist (vlg. Kolossa,
Bernd: „Die Persönlichkeit aus ganzheitspsychologischer Sicht“, Z. 28f.).
Skinners Ansicht klingt etwas erschreckend, jedoch ist sie zunächst am einleuchtendsten. Es
stellt sich aber nach weiteren Überlegungen die Frage, woher die ersten Moralvorstellungen
oder der Altruismus stammen. Weshalb sollten die Menschen sich für andere in Gefahr
begeben, wenn man selbst dafür verletzt wird, was ja eine Bestrafung ist? Aus
behavioristischer Sicht kann es die Verwandtenselektion nicht sein, da biologische Einflüsse
abgelehnt werden, aber auch die Reziprozitätsnorm kann nicht die Lösung sein, denn dazu
müsste schon ein gewisses Maß an Moral vorhanden sein, aber hier werden wiederum
geistige Einflüsse abgelehnt.
Aus ganzheitspsychologischer Sicht liegt das Problem schon in der Aussage, der Mensch sei
von außen determiniert, was er aber nicht spürt, solange er in seinem freien Willen nicht
eingeschränkt ist. Wenn der Mensch aber von außen determiniert ist, so besitzt er doch
keinen freien Willen?
Ich denke, dass die behavioristischen Annahmen sehr viel Logik besitzen und gut
nachvollziehbar sind. Schließlich gibt es auch da viele Versuche wie die des kleinen Alberts
von Watson und Rayner, die diese Theorien belegen. Allerdings gibt es einfach Aspekte wie
die des vorhin erwähnten Moralursprungs, die man nicht so einfach mit beobachtbaren
Reizen erkären kann. Der Mensch ist durchaus in der Lage sich seines Verstandes zu
bedienen und zu denken, sodass ich nicht denke, dass der Mensch sich immer den Einflüssen
der Umgebung beugt.
Quellenangaben:
Kolossa, Bernd (2015): Grundwissen Psychologie. Berlin: Cornelsen.
Pervin, L.A. et al (2005): Persönlichkeitstheorien. München: Pearson.
http://www.lebenshilfe-abc.de/desensibilisierung-systematische.html
http://www.psychology48.com/deu/d/aversionstherapie/aversionstherapie.htm
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