168 Dunkle Schale, heller Kern Rossetti + Wyss Architekten, Zürich Dieses Haus tanzt nicht aus der Reihe und fällt doch sofort ins Auge: Auf einer kleinen Gartenhofparzelle inmitten der Zürichseegemeinde Küsnacht errichteten Rossetti + Wyss Architekten einen ungewöhnlichen Neubau. In Kubatur und Höhenentwicklung orientiert er sich an den Nachbarhäusern und fügt sich zurückhaltend in das gewachsene Umfeld ein. Seine Außenhaut verleiht ihm jedoch ein atypisches Erscheinungsbild: Dach und Fassade sind mit großformatigen anthrazitfarbenen Faserzementplatten umhüllt, die den scharfkantigen Umriss des streng geometrischen Baukörpers besonders hervorheben. Das Grundstück liegt in zweiter Reihe, in unmittelbarem Anschluss an zwei historische Gebäude – einen alten Gutshof mit dazugehörender Scheune. Im hinteren Bereich fällt das Gelände gen Norden leicht ab und schließt an die weitläufige Grünanlage einer genossenschaftlichen Wohnsiedlung an. Die Architekten ergänzten diese historisch gewachsene Struktur, indem sie ein Doppelhaus als Bindeglied einfügten, das zwischen den beiden unterschiedlichen städtebaulichen Situationen vermittelt: Auf der Zugangsseite im Süden ergibt sich durch die geschickte Stellung des längsrechteckigen Baukörpers ein konisch zulaufender Vorplatz zwischen Alt- und Neubau, der öffentlichen und privaten Raum schrittweise miteinander verbindet. Auf der Rückseite wird die Grünfläche der Siedlungsbauten durch das orthogonal stehende Haus räumlich neu gefasst. Auf der kleinen Parzelle gelang es den Architekten, ein erstaunlich geräumiges Zweifamilienhaus entstehen zu lassen. Die insgesamt gut 400 Quadratmeter Wohnfläche verteilten sie auf vier Ebenen: Neben dem Hanggeschoss wurde auch der Dachraum komplett ausgebaut. Dabei differieren die Traufhöhen, was sich an den asymmetrischen Giebelseiten deutlich ablesen lässt. Durch das Gefälle im Gelände ergaben sich an beiden Längsseiten aufgrund des Bauordnungsrechts jeweils unterschiedliche, maximal zulässige Wandhöhen – was den Planern Anlass dazu bot, mit dem Höhensprung auch gestalterisch zu spielen. Die Eingänge der beiden Haushälften orientieren sich auf den Hof an der Südseite, der als gemeinsame Erschließungszone Raum für spontane Nachbarschaftskontakte bietet. Mit breiten Glasfronten profitieren die offenen Doppelhaus in Küsnacht Das Doppelhaus entstand auf einer Restparzelle in zweiter Reihe. Durch die Situierung des Gebäudes bildet sich ein konisch zulaufender Innenhof, der als gemeinsamer Erschließungs- und Aufenthaltsraum dient. Im Norden rückt das Haus nah an die Grundstücksgrenze heran. Die Ausrichtung des Baukörpers in Längsachse trägt dazu bei, den Übergang zur Grünfläche der benachbarten Wohnanlage räumlich zu fassen. Gebäudedaten 4 5 5 Dachgeschoss M 1:200 4 Grundstücksgröße: 430 m2 Wohn- und Nutzfläche: 2 1 2 3 4 5 2 410 m2 Anzahl der Bewohner 3 3 Zimmer Galerie Bad Luftraum/Lichthof Luftraum Bad je Haus: 4–6 1 Bauweise: Massivbau (Beton/ 1 Backstein), Fassaden- und Dachverkleidung mit Faserzementplatten Energiekonzept:ErdsondenWärmepumpe 2 3 2 3 Fertigstellung: 2007 1 1 4 Obergeschoss M 1:200 1 2 3 4 Zimmer Luftraum/Lichthof Bad Flur mit Schranknische 4 1 1 170 171 Erdgeschoss M 1:200 3 3 2 2 4 4 5 5 1 Ganz oben: Als dunkelgrauer Monolith präsentiert sich der streng geometrische Baukörper, der in ein Kleid aus großformatigen Faserzementplatten gehüllt ist. Die unterschiedlichen Traufhöhen resultieren aus dem Gefälle des Grundstücks, das auch im Fugenbild ablesbar ist. Vom Hauseingang gelangt man direkt in den offenen Wohnbereich, der sich auf der Südseite mit einer deckenhohen Glasfront zum gemeinsamen Innenhof hin öffnet. Auf der Gartenseite stellt ein durchgehender Luftraum Blickkontakte zwischen allen drei Wohnebenen her. Der Lichthof hilft zudem, die ungünstige Nordorientierung der Räume geschickt zu kompensieren. Schnitt M 1:200 Unterschiedlich große Fensterformate geben gezielte Ausblicke in die Umgebung frei. Breite Laibungsbretter aus Lärchenholz umrahmen die Öffnungen in den hellen Wänden. Lageplan Wohnbereiche im Erdgeschoss von den einfallenden Sonnenstrahlen. Auf der Gartenseite gelang es den Architekten, die ungünstige Nordorientierung geschickt zu kompensieren, indem sie einen über drei Geschosse reichenden Luftraum anlegten, der zugleich als Lichtschacht fungiert. Auf diese Weise entstand eine abwechslungsreiche offene Struktur, die Sichtkontakte zwischen den einzelnen Ebenen erlaubt und zudem die Kommunikation der Bewohner untereinander fördert. ➔ ➔ 1 1 2 3 4 5 Entree Wohnen/Essen Kochen Abstellen Gäste-WC