Dunkle Schale, heller Kern

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Dunkle
Schale,
heller
Kern
Rossetti + Wyss Architekten, Zürich
Dieses Haus tanzt nicht aus der Reihe und fällt doch sofort ins Auge: Auf einer kleinen Gartenhofparzelle inmitten
der Zürichseegemeinde Küsnacht errichteten Rossetti +
Wyss Architekten einen ungewöhnlichen Neubau. In Kubatur und Höhenentwicklung orientiert er sich an den Nachbarhäusern und fügt sich zurückhaltend in das gewachsene Umfeld ein. Seine Außenhaut verleiht ihm jedoch ein
atypisches Erscheinungsbild: Dach und Fassade sind mit
großformatigen anthrazitfarbenen Faserzementplatten umhüllt, die den scharfkantigen Umriss des streng geometrischen Baukörpers besonders hervorheben.
Das Grundstück liegt in zweiter Reihe, in unmittelbarem
Anschluss an zwei historische Gebäude – einen alten Gutshof mit dazugehörender Scheune. Im hinteren Bereich fällt
das Gelände gen Norden leicht ab und schließt an die
weitläufige Grünanlage einer genossenschaftlichen Wohnsiedlung an. Die Architekten ergänzten diese historisch
gewachsene Struktur, indem sie ein Doppelhaus als Bindeglied einfügten, das zwischen den beiden unterschiedlichen städtebaulichen Situationen vermittelt: Auf der
Zugangsseite im Süden ergibt sich durch die geschickte
Stellung des längsrechteckigen Baukörpers ein konisch
zulaufender Vorplatz zwischen Alt- und Neubau, der
öffentlichen und privaten Raum schrittweise miteinander
verbindet. Auf der Rückseite wird die Grünfläche der
Siedlungsbauten durch das orthogonal stehende Haus
räumlich neu gefasst.
Auf der kleinen Parzelle gelang es den Architekten, ein
erstaunlich geräumiges Zweifamilienhaus entstehen zu lassen. Die insgesamt gut 400 Quadratmeter Wohnfläche verteilten sie auf vier Ebenen: Neben dem Hanggeschoss
wurde auch der Dachraum komplett ausgebaut. Dabei differieren die Traufhöhen, was sich an den asymmetrischen
Giebelseiten deutlich ablesen lässt. Durch das Gefälle im
Gelände ergaben sich an beiden Längsseiten aufgrund des
Bauordnungsrechts jeweils unterschiedliche, maximal zulässige Wandhöhen – was den Planern Anlass dazu bot, mit
dem Höhensprung auch gestalterisch zu spielen.
Die Eingänge der beiden Haushälften orientieren sich auf
den Hof an der Südseite, der als gemeinsame Erschließungszone Raum für spontane Nachbarschaftskontakte
bietet. Mit breiten Glasfronten profitieren die offenen
Doppelhaus in Küsnacht
Das Doppelhaus entstand auf
einer Restparzelle in zweiter
Reihe. Durch die Situierung des
Gebäudes bildet sich ein
konisch zulaufender Innenhof,
der als gemeinsamer Erschließungs- und Aufenthaltsraum
dient.
Im Norden rückt das Haus
nah an die Grundstücksgrenze
heran. Die Ausrichtung des
Baukörpers in Längsachse trägt
dazu bei, den Übergang zur
Grünfläche der benachbarten
Wohnanlage räumlich zu
fassen.
Gebäudedaten
4
5
5
Dachgeschoss
M 1:200
4
Grundstücksgröße: 430 m2
Wohn- und Nutzfläche:
2
1
2
3
4
5
2
410 m2
Anzahl der Bewohner
3
3
Zimmer
Galerie
Bad
Luftraum/Lichthof
Luftraum Bad
je Haus: 4–6
1
Bauweise: Massivbau (Beton/
1
Backstein), Fassaden- und
Dachverkleidung mit Faserzementplatten
Energiekonzept:ErdsondenWärmepumpe
2
3
2
3
Fertigstellung: 2007
1
1
4
Obergeschoss
M 1:200
1
2
3
4
Zimmer
Luftraum/Lichthof
Bad
Flur mit Schranknische
4
1
1
170
171
Erdgeschoss
M 1:200
3
3
2
2
4
4
5
5
1
Ganz oben: Als dunkelgrauer
Monolith präsentiert sich der
streng geometrische Baukörper,
der in ein Kleid aus großformatigen Faserzementplatten gehüllt ist. Die unterschiedlichen
Traufhöhen resultieren aus dem
Gefälle des Grundstücks, das
auch im Fugenbild ablesbar ist.
Vom Hauseingang gelangt man
direkt in den offenen Wohnbereich, der sich auf der
Südseite mit einer deckenhohen Glasfront zum gemeinsamen Innenhof hin öffnet.
Auf der Gartenseite stellt ein
durchgehender Luftraum Blickkontakte zwischen allen drei
Wohnebenen her. Der Lichthof
hilft zudem, die ungünstige
Nordorientierung der Räume
geschickt zu kompensieren.
Schnitt M 1:200
Unterschiedlich große Fensterformate geben gezielte
Ausblicke in die Umgebung
frei. Breite Laibungsbretter
aus Lärchenholz umrahmen
die Öffnungen in den hellen
Wänden.
Lageplan
Wohnbereiche im Erdgeschoss von den einfallenden Sonnenstrahlen. Auf der Gartenseite gelang es den Architekten, die ungünstige Nordorientierung geschickt zu kompensieren, indem sie einen über drei Geschosse reichenden
Luftraum anlegten, der zugleich als Lichtschacht fungiert.
Auf diese Weise entstand eine abwechslungsreiche offene
Struktur, die Sichtkontakte zwischen den einzelnen Ebenen
erlaubt und zudem die Kommunikation der Bewohner
untereinander fördert.
➔
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1
1
2
3
4
5
Entree
Wohnen/Essen
Kochen
Abstellen
Gäste-WC
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