Schlussbericht der Forschungsstelle(n) Nr. N/1, Ruhr-Universität Lehrstuhl für Verkehrswegebau zu dem über die A7 im Rahmen des Programms zur Förderu ng der I ndustriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklu ng ( GF) I vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages geförderten Vorhaben 16639 N / 1 Einfluss der chemischen, rheologischen und physikalischen Grundeigenschaften von Straßenbaubitumen auf das Adhäsionsverhalten unterschiedlicher Gesfelnskörnungen (Bewilligungszeitraum: 01.01 .2012 - 30.06.2014) der Ai F-Forschungsvereinig ung Deutsches Asphaltinstitut e.v. - DAI Bochum 17.9.2014 und Unterschrift des/der POektleiter(s) an der/den Forschungsstelle(n) Gefördertdurch: # l'1'111,:iHil:1',"'" I und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages 091 0 Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis 0 Kurzfassung ................................................................................................... 3 1 Einleitung und Problemstellung ................................................................... 5 2 Zielsetzung ..................................................................................................... 6 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse ................................ 7 3.1 Bitumen ................................................................................................. 7 3.1.1 Allgemeines ................................................................................ 7 3.1.2 Physikalische Eigenschaften ...................................................... 9 3.1.3 Chemische Zusammensetzung ................................................ 13 4 3.2 Gestein ................................................................................................ 17 3.3 Haftverhalten zwischen Gestein und Bitumen ..................................... 19 Untersuchungsmethodik ............................................................................. 22 4.1 Auswahl der Materialien ...................................................................... 22 4.1.1 Bitumen .................................................................................... 22 4.1.2 Gesteine ................................................................................... 24 4.2 Bitumenuntersuchungen ...................................................................... 24 4.2.1 Prüfverfahren zur Bestimmung der physikalischen Eigenschaften ........................................................................... 24 4.2.2 Prüfverfahren zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung ............................................... 25 4.3 Gesteinsuntersuchungen ..................................................................... 26 4.4 Versuche zum Haftverhalten ............................................................... 26 4.4.1 Rolling-Bottle-Test .................................................................... 26 4.4.2 Schüttelabriebversuch .............................................................. 27 4.4.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit ................................. 27 4.4.4 Kontaktwinkelmessungen ......................................................... 28 4.5 5 Einfluss der Polymermodifizierung von Bitumen auf das Haftverhalten ....................................................................................... 29 Versuchsergebnisse .................................................................................... 30 5.1 Bitumen ............................................................................................... 30 5.2 Gesteinskörnungen ............................................................................. 36 5.3 Versuche zum Haftverhalten ............................................................... 38 5.3.1 Ausgewählte Materialien .......................................................... 38 Inhaltsverzeichnis II 5.3.2 Rolling-Bottle-Test .................................................................... 39 5.3.3 Schüttelabriebversuch .............................................................. 41 5.3.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit .................................. 43 5.3.4 Kontaktwinkelmessungen ......................................................... 46 6 Bewertung der Versuchsergebnisse .......................................................... 48 6.1 Bitumen ............................................................................................... 48 6.1.1 Zusammenhänge zwischen den physikalischen Kennwerten .. 48 6.1.2 Einfluss der verwendeten Polymere auf die Eigenschaften der untersuchten Bitumen ......................................................... 53 6.1.3 Zusammenhänge zwischen den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung der untersuchten Straßenbaubitumen ....................................... 57 6.1.4 Unterschiede in den Bitumeneigenschaften in Abhängigkeit von der liefernden Raffinerie ..................................................... 64 6.1.5 Alterungsverhalten der untersuchten Straßenbaubitumen ....... 71 6.2 Haftverhalten ....................................................................................... 73 6.1.1 Rolling-Bottle-Test .................................................................... 73 6.1.2 Schüttelabriebversuch .............................................................. 80 6.1.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit .................................. 84 6.1.4 Kontaktwinkelmessungen ......................................................... 86 6.1.5 Vergleich der Ergebnisse der verschiedenen Prüfverfahren .... 88 6.1.6 Einfluss der Polymermodifizierung ........................................... 89 7 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................... 91 8 Literatur ........................................................................................................ 93 Abbildungsverzeichnis ................................................................................... 97 Tabellenverzeichnis ..................................................................................... 102 Kurzfassung 3 0 Kurzfassung Die Dauerhaftigkeit unserer Straßen hängt maßgeblich von dem Haftverhalten des Bitumens und der Gesteinskörnung ab, denn eine Vielzahl an Rissen – sowohl Kälte- als auch Ermüdungsrisse – entsteht in der Grenzfläche der beiden Komponenten durch ein Versagen der Adhäsion. Zum Einfluss der Gesteine bestehen zwar Kenntnisse bezüglich der mineralogischen Zusammensetzung und deren qualitativen Einfluss auf das Adhäsionsverhalten, jedoch gibt es immer noch unzureichend erforschte quantifizierbare Einflussfaktoren. Der Einfluss der Bitumen auf die Adhäsion wird bislang überwiegend auf Basis verfahrenstechnisch einfacher Untersuchungen unter Einbeziehung der Gesteinskörnungen durchgeführt. Direkte Vorgaben an die Zusammensetzung der Bitumen, die gegebenenfalls in Kombination mit der jeweils verwendeten Gesteinsart ein adhäsionsbegünstigendes Bitumen kennzeichnen, sind aufgrund der chemischen Vielfalt der Bitumen bislang nicht klar formuliert worden. In diesem Forschungsprojekt soll durch eine umfassende Analyse von 90 im Straßenbau regelmäßig eingesetzten Bitumen aus acht, über Deutschland verteilten, Raffinerien der Einfluss der physikalischen Eigenschaften bzw. der chemischen Zusammensetzung auf das Adhäsionsverhalten bei verschiedenen Gesteinsarten mit Hilfe ausgewählter Bitumen quantifiziert werden. Das Ziel des Forschungsvorhabens wurde erreicht. Ein Einfluss der physikalischen und chemischen Grundeigenschaften der Bitumen auf die Adhäsion konnte grundsätzlich, wenn auch nicht systematisch nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnten auch die Laborversuche tiefergehend bewertet werden. Der Schüttelabriebversuch hat sich bei den hier verwendeten Randbedingungen als ungeeignet für ein Adhäsionsprüfverfahren erwiesen, da sich die Viskosität als maßgeblicher Faktor für den Abrieb herausgestellt hat. Bei den anderen Prüfverfahren ist ein unterschiedliches Haftverhalten der Bitumen und Gesteine festzustellen, jedoch zeigen die Versuche kein einheitliches Ranking der verschiedenen Bitumen-Gestein-Kombinationen, da die Versuche zu unterschiedliche Prüfungsrandbedingungen aufweisen. Hier wären Angleichungen der Prüfungsrandbedingungen zielführend. Darüber hinaus können zusätzliche Kennwerte wie die Säurezahl des Bitumens, der Anteil von Metallen wie Nickel und Vanadium im Bitumen oder das Zeta-Potential der Gesteine weitere grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse zum tieferen Verständnis der Zusammenhänge liefern. Die große in diesem Projekt gewonnene Datenmenge sollte um weitere Bitumen- und Gesteinskennwerte erweitert werden, so dass mit Hilfe einer Mulitvarianzanalyse die Einflussfaktoren in Zukunft eindeutig quantifiziert werden können. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes konnten zudem wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften der im Straßenbau verwendeten Bitumen gewonnen werden. Die physikalischen Kennwerte (v. a. die Erweichungspunkte Ring und Kugel) der verschiedenen Bitumensorten gleicher Raffinerie unterliegen größtenteils nur geringen Schwankungen, während das rheologische Verhalten (Black-Diagramm) in einigen Fällen grundsätzliche Unterschiede aufweist. Darüber hinaus zeigten die mit verschiedenen Messgeräten bestimmten physikalischen Kennwerte bei den Kurzfassung 4 Straßenbaubitumen eine weitgehende Übereinstimmung. So können die Ergebnisse des Dynamischen Scherrheometers grundsätzlich die herkömmlichen Bitumenkennwerte in allen relevanten Temperaturbereichen ersetzen. Eine thermisch-oxidative Alterung (RTFOT-Alterung), die an den Straßenbaubitumen durchgeführt wurde, bewirkt neben einer Steifigkeitserhöhung eine charakteristische Veränderung der Bitumenrheologie. Im Black-Diagramm ist eine deutliche Reduzierung der steifigkeitsabhängigen Phasenwinkel festzustellen. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung und den physikalischen Eigenschaften ist durch den Anteil der Asphaltene gegeben: mit zunehmendem Asphaltengehalt steigt die Bitumensteifigkeit stetig an. Der Einfluss des Asphaltengehalts auf die Viskosität nimmt bei steigender Temperatur und der damit verbundenen sinkenden Bitumensteifigkeit zu. Die Aufteilung der Aliphaten, Mono-, Diund Polyaromaten sowie der polaren Verbindungen innerhalb der Maltenephase beeinflusst die physikalischen Bitumeneigenschaften dagegen ebenso wie die Aufteilung der Asphaltene in ihre leicht-, mittel- und schwerlöslichen Anteile und das Siedeverhalten nicht maßgebend. 1 Einleitung und Problemstellung 5 1 Einleitung und Problemstellung Zur Dimensionierung von Straßenbefestigungen aus Asphalt werden beispielsweise in den Richtlinien für die rechnerische Dimensionierung des Oberbaus von Verkehrsflächen mit Asphaltdeckschicht [RDO Asphalt, 2009] zwei entscheidende Schadensmerkmale berücksichtigt: die Rissbildung durch Ermüdung und die theoretische Gefahr der Spurbildung. Anforderungen, durch deren Einhaltung die Spurbildung minimiert werden soll, werden sowohl an die Bindemittel (z.B. Erweichungspunkt Ring und Kugel), die Gesteinskörnungen (z.B. Fließkoeffizient) als auch an die Asphaltzusammensetzung (indirekt beispielsweise durch den Hohlraumgehalt) gestellt. Zur Vermeidung von Rissbildungen bestehen ebenfalls Anforderungen an die einzelnen Komponenten, sodass Risse durch die Gesteinskörner oder durch das Bitumen minimiert werden. Eine Vielzahl an Rissen – sowohl Kälte- als auch Ermüdungsrisse – entsteht jedoch in der Grenzfläche der beiden Komponenten durch ein Versagen der Adhäsion. Auf Seiten der Gesteine bestehen zwar Kenntnisse bezüglich der chemischen Zusammensetzung und deren Einfluss auf das Adhäsionsverhalten, jedoch gibt es immer noch unzureichend erforschte Einflussfaktoren. Der Einfluss der Bitumen auf die Adhäsion wird bislang überwiegend auf Basis verfahrenstechnisch einfacher Untersuchungen unter Einbeziehung der Gesteinskörnungen durchgeführt. Direkte Vorgaben an die Zusammensetzung der Bitumen, die gegebenenfalls in Kombination mit der jeweils verwendeten Gesteinsart ein adhäsionsbegünstigendes Bitumen kennzeichnen, sind aufgrund der chemischen Vielfalt der Bitumen bislang nicht klar formuliert worden. National wie international werden zahlreiche Verfahren zur Analyse des Adhäsionsverhaltens zwischen Bitumen und Gesteinskörnungen beschrieben. Ein Beispiel ist der nach europäischem Regelwerk aktuell anzuwendende Rolling-Bottle-Versuch. Sämtliche Ansätze weisen jedoch bedeutende Schwachstellen auf. Darunter fällt beispielsweise eine mangelhafte Präzision, ein starker Einfluss des Prüfers oder gar die Tatsache, dass nicht die Adhäsion, sondern letztendlich andere Parameter mit dem Verfahren geprüft werden. 2 Zielsetzung 6 2 Zielsetzung In diesem Forschungsprojekt soll durch eine umfassende Analyse von Straßenbaubitumen der Einfluss ihrer physikalischen Eigenschaften bzw. ihrer chemischen Zusammensetzung auf das Adhäsionsverhalten bei verschiedenen Gesteinskörnungen quantifiziert werden. Eine detaillierte chemische und physikalische Untersuchung von 90 im Straßenbau regelmäßig eingesetzten Bitumen aus acht, über Deutschland verteilten, Raffinerien ermöglicht trotz der provenienz- und herstellungsbedingten Vielfalt eine Charakterisierung der Bitumen. Ziel dieses ersten Schrittes ist zunächst eine Analyse der Zusammenhänge zwischen der chemischen Zusammensetzung und den physikalischen Eigenschaften der in Deutschland verwendeten Straßenbaubitumen. Acht in Deutschland im Straßenbau regelmäßig eingesetzte Gesteinsarten – teilweise bereits mit bekannt positiven oder negativen Einflüssen auf das Adhäsionsverhalten – werden in einem zweiten Schritt mineralogisch und petrographisch untersucht. In dem abschließenden dritten Schritt werden ausgewählte Bitumen und Gesteine mit mehreren Adhäsionsprüfungen untersucht. Diese Ergebnisse erlauben einen Vergleich der Prüfverfahren selbst und aufgrund der Analyse mit mehreren Verfahren eine Bewertung des Adhäsionsverhaltens der Kontaktpartner Bitumen und Gestein. Auf diesen Ergebnissen aufbauend sollen Rückschlüsse auf die zur Adhäsion relevanten Eigenschaften bzw. Bestandteile der Kontaktpartner, speziell des Bitumens, gezogen werden. 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 7 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 3.1 Bitumen 3.1.1 Allgemeines Den Ursprung von Rohöl bilden vor Jahrmillionen abgestorbene, meist kleinste Lebewesen, die sich auf dem Meeresboden ablagerten. Bei eingeschränkten oder ganz verhinderten Fäulungsprozessen folgte unter hohem Druck und hoher Temperatur über einen langen Zeitraum die Umwandlung zum Erdöl. Die Vielzahl der Parameter, die die Entstehung des Erdöls beeinflussen, bewirkt die Entwicklung unterschiedlichster Rohöle, sodass die Anzahl an Rohölen, die weltweit produziert werden, beispielsweise von [ZOOROB, AIREY, 2005] auf annähernd 1.500 beziffert wird. Diese unterscheiden sich elementar in ihren Eigenschaften und ihrer Zusammensetzung, sodass nur etwa ein Zehntel des verfügbaren Erdöls für die Produktion von Bitumen geeignet ist. Generell gilt hierbei: je schwerer das Öl, desto mehr Bitumen wird daraus gewonnen [WHITEOAK, READ, 2003]. Die meisten der tendenziell schwereren Öle, die zur Bitumenherstellung verwendet werden, weisen nach der Förderung eine für Bitumen zu geringe Viskosität auf. Erst durch die Verarbeitung treten die für die Viskosität verantwortlichen Bestandteile, die Asphaltene und Harze, in ausreichender Menge auf. Dies geschieht durch die Konzentration und teilweise auch durch die Neubildung der Asphaltene und Harze [NEUMANN, 1995]. Im zweiten Fall werden durch das sogenannte Anblasen Oxidationsprozesse ausgelöst, die zu einer Umwandlung der leichteren, vorwiegend aromatischen Verbindungen zu Harzen und/oder Asphaltenen führt. Bei der fraktionellen Destillation findet eine Konzentration der Harze und Asphaltene statt. Hierbei werden im ersten Schritt unter atmosphärischem Druck und im zweiten Schritt unter reduziertem Druck bei Temperaturen von 350 bis 425 °C nach und nach die jeweils leichtest flüchtigen Bestandteile abgetrennt. Als Endprodukt dieses Prozesses verbleibt das Bitumen als schwerster Bestandteil des Rohöls. Weltweit werden fast 100 Mio. t [LESUEUR, 2009] und alleine in Deutschland rund 2,5 Mio. t [ARBIT] Bitumen im Jahr verarbeitet. Einen Überblick über die Raffinerien und die Pipelines in Deutschland gibt Bild 3-1. Für Deutschland beträgt der Anteil des Bitumens, das im Straßenbau eingesetzt wird, fast 80 %, während weltweit 95 % auf den Straßenbau entfallen. Die im Straßenbau primär eingesetzten Destillationsbitumen, einschließlich der durch Zusätze modifizierten Arten, stellen folglich den größten Anteil dar. Die übrigen Arten wie Hart- oder Oxidationsbitumen werden im Gegensatz dazu nur relativ selten im Straßenbau eingesetzt. Bezüglich des Herstellungsprozesses können die im Straßenbau verwendeten Bitumen in drei Gruppen aufgeteilt werden: direkt auf die gewünschten Eigenschaften destillierte Bitumen, Mischungen aus verschiedenen Bitumen, die in Kombination die gewünschten Eigenschaften aufweisen und darüber hinaus unterschiedlich modifizierte Bitumen. Während die beiden erstgenannten Gruppen lediglich Unterschiede im Herstellungsprozess aufweisen sollten, weist die dritte Gruppe gezielt abweichende Charakteristika auf. Im Gegensatz zu 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 8 anderen Modifizierungsarten wie beispielsweise Gummi-, Wachs- oder chemische Modifizierungen sind Polymermodifizierungen aufgrund der umfangreichen Erfahrungen der vergangenen Jahre bereits in den [TL Bitumen-StB 07, 2013] aufgenommen. Eine wesentliche Verbesserung durch die Polymere ist die Vergrößerung der Plastizitätsspanne, also dem Temperaturbereich, in dem das Bitumen die Beanspruchungen im Gebrauchszustand theoretisch schadenfrei aufnehmen kann (technische Definition siehe Kapitel 3.1.3). Bezüglich der Polymermodifizierungen wird zwischen Elastomeren und Plastomeren unterschieden. Die Plastomere erhöhen im Wesentlichen die Plastizitätsspanne, während die Elastomere zusätzlich das elastisch rückverformende Potential der Bitumen verbessern. Für beide Modifizierungsarten gilt, dass die Zusätze mit dem Bitumen verträglich sein müssen (siehe Kapitel 3.1.3). Bild 3-1: Raffineriestandorte und Pipelines in Deutschland [Mineralölwirtschaftsverband] 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 9 3.1.2 Physikalische Eigenschaften Bitumen weist ein in hohem Maße temperaturabhängiges Verhalten auf. Dies betrifft die Adhäsion (siehe Kapitel 3.3) und vor allem die Kohäsion. Nicht modifizierte Straßenbaubitumen sind bei niedrigen Temperaturen hart und elastisch bis spröde. Bei einer Erwärmung werden Bitumen kontinuierlich duktiler und die Elastizität wie auch die Viskosität nimmt ab. Ohne einen diskreten Wechsel des Aggregatzustandes, also ohne einen definierten Schmelzpunkt, wird das Bitumen bei hohen Temperaturen dünnflüssig ohne elastische Anteile aufzuweisen. Die genannten Zustände treten je nach Härte des Bitumens bei unterschiedlichen Temperaturen auf. Dieses Verhalten kann in Anlehnung an [ZENKE, 1990] anhand des kolloidalen Aufbaus des Bitumens (siehe Kapitel 3.1.2) erfasst werden (Bild 3-2). Bild 3-2: Veränderung des Kolloidsystems in Abhängigkeit von der Temperatur [aus CETINKAYA, 2011 in Anlehnung an ZENKE, 1990] Bei niedrigen Temperaturen ist die Struktur der Asphaltene derart dicht, dass Deformationen des Bitumens nur durch das Aufbringen großer Kräfte möglich sind. Werden Deformationen im Bitumen erzeugt, so geschieht dies fast ausschließlich durch Deformationen der Asphaltene, da Verschiebungen zwischen diesen kaum möglich sind. Die Energie, die in das System Bitumen gebracht wurde, kann innerhalb des Bitumens entweder durch sehr langsame Verschiebungsprozesse zwischen den Asphaltenen oder durch die Rückverformung der Asphaltene abgebaut werden. Das Bitumen weist folglich einen hohen elastischen Verformungsanteil auf. Sind die internen Spannungen jedoch zu groß, entstehen Rissen zwischen den Asphaltenen und damit auch im Bitumen. Prüftechnisch werden die beschriebenen Deformations- bzw. Versagensmöglichkeiten durch die Bestimmung der Biegekriechsteifigkeit und des m-Wertes mittels Biegebalken-Rheometer (BBR) oder des Brechpunkts nach Fraaß erfasst. Die Biegekriechsteifigkeit, die nach [DIN EN 14771, 2012] als Verformungswiderstand eines Bitumenbalkens bei einer Dreipunktbiegebelastung (Bild 3-3, links) gemessen wird, gibt indirekt an, welche Kräfte bei einer extern induzierten Deformation entstehen. Bei geringerer Biegekriechsteifigkeit erlaubt die Struktur der Asphaltene größere interne Umlagerungen, wodurch geringere Spannungen aufgebaut werden. Eine 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 10 schnelle Rückverformung der Asphaltene und damit schnelle Abnahme der internen Spannungen wird durch einen hohen m-Wert gekennzeichnet. Der m-Wert wird im BBR-Versuch durch eine starke Abnahme der Biegekriechsteifigkeit mit der Versuchsdauer (beides im logarithischen Maßstab) berechnet. Im Gegensatz zum BBR-Versuch wird durch die Bestimmung des Brechpunktes nach Fraaß entsprechend [DIN EN 12593, 2002] unmittelbar die Temperatur bestimmt, bei der ein dünner Bitumenfilm bei einer vorgegebenen Deformation reißt (Bild 3-3, rechts). Biegevorrichtung Bitumenfilm Metallplättchen Bild 3-3: links: Prinzipskizze Bending Beam Rheometer [BP] rechts: Schematische Darstellung, Brechpunkt nach Fraaß [ARBIT] Durch eine Erwärmung des Bitumens reduziert sich der Volumenanteil der Mizellen durch das Lösen von Asphaltenen geringerer Assozisationskräfte, die dann als molekular aufgelöste Asphaltenanteile dispergieren. Daher wird die Härte des Bitumens in der Regel so gewählt, dass im üblichen Gebrauchstemperaturbereich Deformationen des Bitumens unter großem Kraftaufwand möglich sind. Diese können sowohl durch ein Verschieben zwischen den Asphaltenen als auch Deformationen der Asphaltene selbst auftreten. Auf kurzzeitig aufgebrachte Deformationen (z.B. rollender Straßenverkehr) reagiert das Bitumen durch eine Rückverformung der Asphaltene somit weitestgehend elastisch, während bei andauernden Deformationen (z.B. temperaturbedingte Zwangsspannungen) die Spannungen durch die Umlagerung der Asphaltene abgebaut werden. Eine konventionelle Bitumenuntersuchung im Gebrauchstemperaturbereich ist die Bestimmung der Nadelpenetration nach [DIN EN 1426, 2006]. Die Eindringtiefe der Nadel gibt dabei Auskunft über die Bitumensteifigkeit bei 25 °C und lässt somit Rückschlüsse zu, für welche Anwendungen das Bitumen geeignet ist. In der Regel findet die Bestimmung der Kraftduktilität bei 5 bis 25 °C und damit ebenfalls im Gebrauchstemperaturbereich statt. Die Kraft, die zu Versuchsbeginn der Deformation entgegengebracht wird, ist entscheidend von der Bitumenhärte abhängig. Da bei diesem Versuch starke Dehnungen vorgenommen werden, nimmt die Kraft bei nicht modifizierten Straßenbaubitumen nach einem anfänglichen Maximum stark ab. Bei Polymermodifiziertem Bitumen, für das dieser Versuch vorgesehen ist, kann das Netzwerk aus Polymeren mit zunehmender Deformation einen ansteigenden Widerstand aufbauen. Erst bei Überschreitung des Maximums reißen die Polymerverbindungen, wodurch ein abruptes Reißen des Bitumens auftritt. 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 11 Bild 3-4: links: Duktilitätsform [MANKE; 2009 in Anlehnung an DIN EN 13589] rechts: Schematische Darstellung, Nadelpenetration [ARBIT] Eine weitere Erwärmung des Bitumens führt oberhalb des Gebrauchstemperaturbereichs dazu, dass die Mizellen in der Maltenephase ausreichend Raum haben, um aneinander vorbei zu gleiten. In diesem Zustand weist das Bitumen nur noch ein geringes elastisches Rückstellvermögen auf und fließt zäh. Unter Verkehrsbelastung werden die Gesteinskörnungen nur noch mit einer zähen Masse verklebt, die der Spurbildung nur geringen Widerstand leistet. Der Erweichungspunkt Ring und Kugel, der nach [DIN EN 1427, 2006] erreicht ist, sobald eine Stahlkugel unter definierten Bedigungen auf einem Bitumenfilm nicht mehr gehalten wird, begrenzt den Gebrauchstemperaturbereich nach oben. Durch die Vielzahl weiterer Einflussfaktoren auf die Grenzbereiche der Gebrauchstauglichkeit (z.B. Mischgutzusammensetzung, Verkehrsbelastung) kann dies aber nur eine sehr grobe Abschätzung darstellen. Bild 3-5: Schematische Darstellung, Erweichungspunkt Ring und Kugel [ARBIT] Erhöht sich die Temperatur vom Gebrauchsbereich zum Bereich für Asphaltherstellung und –verarbeitung, können sich die Mizellen zunehmend ungestört und frei bewegen. Die Viskosität sinkt damit von relativ hochviskosem bis hin zu niedrigviskosem Verhalten. Deformationen sind in diesem Zustand viskoplastisch. Die verschiedenen Formen der Viskositätsmessung charakterisieren das Bitumenverhalten im fließfähigen Zustand. Neben den klassischen Kapillarviskosimetern kommen hierzu vermehrt Rotationsviskosimeter zum Einsatz. So ist beispielsweise in 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 12 [DIN EN 13702-1, 2010] die Bestimmung der dynamischen Viskosität mittels Rotationsviskosimeter im Platte-Kegel-Verfahren (eigentlich nur für Polymermodfiizierte Bitumen) genormt. Bei diesem Versuch wird die Bitumenprobe kraftschlüssig zwischen einer unteren, statischen Platte und einem oberhalb der Probe befindlichen Kegel gehalten. Der Kegel beansprucht das Bitumen durch seine Rotation auf Scherung. Der Neigungswinkel des Kegels ist derart ausgebildet, dass die Scherrate, also der Quotient aus Deformationsgeschwindigkeit und Plattenabstand, in der gesamten Probe konstant ist. Aus dem Verhältnis zwischen der aufgebrachten Scherspannung und der Scherrate wird die dynamische Viskosität berechnet. Wie die beschriebene dynamische Viskosität kann auch die komplexe Viskosität in Anlehnung an [DIN EN 14770, 2012] mittels Dynamischem Scherrheometer (DSR) bestimmt werden. Der entscheidende Unterschied zwischen dynamischer und komplexer Viskosität ist die Art der Beanspruchung. So wird die komplexe Viskosität als Widerstand des Bitumens gegen eine oszillierende Beanspruchung gemessen, während die dynamische Viskosität den Widerstand gegen eine gleichförmige, in diesem Fall rotierende Deformation darstellt. Obwohl es sich bei den beiden Viskositätsarten mechanisch um unterschiedliche Größen handelt, besagt die empirisch entwickelte COX-MERZ-Regel, dass beide Viskositäten für viele Substanzen gleich sind, sofern die Scherrate der rotatorischen der Kreisfrequenz der oszillatorischen Messung entspricht [COX, MERZ, 1957]. Bild 3-6: Prinzipskizze dynamisches Scherrheometer [ZIELKE, 2008] Nach [TL Bitumen-StB 07, 2013] ist das DSR im Temperaturbereich zwischen 30 und 90 °C einzusetzen. Möglich ist darüber hinaus die Anwendung bei höheren wie bei niedrigern Temperaturen. Als Ergebnis liefert das DSR bei Durchführung des in den [TL Bitumen-StB 07, 2013] geforderten Oszillationsversuchs nach [DIN EN 14770, 2012] zwei Kennwerte: den komplexen Schermodul und den Phasenwinkel. Der komplexe Schermodul, aus dem sich mittels Division durch die Kreisfrequenz unmittelbar die komplexe Viskosität berechnen lässt, ist als Verhältnis zwischen 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 13 Spannung und Deformation ein Maß für die Bitumensteifigkeit. Der Phasenwinkel, gemessen als Verzögerung der Deformationsreaktion gegenüber der aufgebrachten Spannung, quantifiziert das Verhältnis zwischen elastischem und viskosem Verformungsanteil. Rein elastische Materialien weisen einen Phasenwinkel von 0 °, rein viskose einen Phasenwinkel von 90 ° und Materialien mit beiden Anteilen einen entsprechend dazwischen liegenden Phasenwinkel auf. 3.1.3 Chemische Zusammensetzung Der chemische Aufbau des Bitumens ist mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kohlenwasserstoffverbindungen, die in vielen Fällen durch Heteroatome ergänzt werden, sehr komplex. Die Angaben zur Anzahl der vorkommenden Moleküle sind folglich nur grobe Schätzungen. So beziffert beispielsweise [ZHANG, GRIENFELD, 2007] deren Anzahl auf mehr als 100.000. Diese Moleküle bestehen zu einem Großteil aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Stickstoff und Sauerstoff treten in relativ geringen Mengen auf, während der Anteil des Schwefels einige Prozent betragen kann. Aufgrund der hohen Polarität kann der Schwefelgehalt, ebenso wie der Anteil an metallischen Bestandteilen wie Nickel oder Vanadium, die nur in kleinsten Spuren auftreten, für die Eigenschaften des Bitumens prägend sein. Eine grobe Angabe des AuftreMittlere chemische Zusammensetzung einesbezüglich Bitumens tens der einzelnen Elemente ist Bild 3-7 zu entnehmen. Schwefel 0 - 6 % Stickstoff 0 - 1 % Sauerstoff 0 - 1,5 % Wasserstoff 8 - 11 % Kohlenstoff 82 - 88 % Bild 3-7: Mittlere chemische Zusammensetzung eines Bitumens [WHITEOAK; READ, 2003] Die Angabe von Bandbreiten, in denen die Anteile der einzelnen Elemente vorkommen, anstelle von konkreten Werten ist darin begründet, dass die chemische Zusammensetzung der Bitumen von den jeweils verwendeten Rohölen abhängt. Deren elementarer Aufbau weist wiederum große Schwankungen aufgrund der in Kapitel 3.1.1 angedeuteten Entstehungsgeschichte des Rohöls auf. Neben den Schwankungen der 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 14 prozentualen Anteile der einzelnen Elemente entsteht so die zuvor grob bezifferte Vielzahl unterschiedlicher Moleküle. Aufgrund dieser Vielfalt unterschiedlichster chemischer Verbindungen ist eine Charakterisierung des Bitumens anhand seiner elementaren Zusammensetzung nur in Teilaspekten (beispielsweise Anteil der metallischen Bestandteile) möglich und sinnvoll: „Ein Kolloidsystem – auch Bitumen – kann man von den Molekülen her, aus denen es besteht, nicht verstehen. Erst der kolloidale Aufbau mit Mizellstruktur lässt uns seine Eigenschaften erfassen“ [NEUMANN, 1995]. Das Kolloidsystem zur Beschreibung des Bitumens geht im Wesentlichen auf [NELLESTYN, 1923] zurück. Das Bitumen wird generell in eine zusammenhängende, fließfähige Phase (Maltene) und eine darin dispers verteilte Phase (Asphaltene) unterteilt. Die definitionsgemäße Unterscheidung zwischen den beiden Phasen beruht auf dem Lösungsverhalten. Asphaltene werden hierbei als der Anteil des Bitumens definiert, der in n-Heptan nicht löslich, aber in Toluol löslich ist, während die Maltene in n-Heptan löslich sind. Eine weitere, im Wesentlichen auf der Polarität der Bestandteile beruhende Aufteilung der Maltenephase geht auf die Forschungen von [CORBETT, 1969] zurück. Mittels Flüssigchromatographie teilte er die Maltene in Aliphaten (Saturates), Aromaten (Aromatics, ursprünglich nephtene aromatics) und Harze (Resins, ursprünglich polar aromatics bzw. auf Deutsch auch als polare Verbindungen bezeichnet) auf. Beruhend auf der Trennung der Bitumen nach [CORBETT, 1969] existieren einige Weiterentwicklungen der SARA-Analyse (Saturates, Aromatics, Resins, Asphaltenes). Im US-Amerikanischen Raum wird die Trennung mit sichereren, einfacher zu handhabenden und umweltfreundlicheren Substanzen nach [ASTM D 4124, 2009] standardisiert durchgeführt (Bild 3-8). Die verfahrenstechnischen Optimierungen von [SEBOR et al., 1999], bei denen die Gruppe der Aromaten zusätzlich in Mono-, Di- und Polyaromaten aufgeteilt wird, finden ebenfalls oft Anwendung. Andere Verfahren wie die Dünnschichtchromatographie mit Flammen-Ionisations Detektor (TLC-FID) oder in selteneren Fällen die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) sind ebenfalls gebräuchlich. Bei geeigneter Kalibrierung auf die zuvor genannten Methoden werden mit diesen Verfahren im Allgemeinen vergleichbare Ergebnisse erzielt, wobei die Interpretation der Ergebnisse zu fehlerhaften Rückschlüssen führen kann. Feedstock (n-heptane) Deasphaltened oil (percolate through alumina) Asphaltenes (insolubles) Asphaltenes (soluble in toluene) Carbenes/Carboids (insoluble in toluene) Carbenes (soluble in CS2) 3: resins (pyridine wash) Carboids (insoluble in CS2) Bild 3-8: Vereinfachte Erdölfraktionierungsmethode [SPEIGHT, 2004] 2: aromatics (toluene wash) 1: saturates (n-heptane wash) 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 15 Die aliphatischen Verbindungen machen etwa 5 bis 15 M.-% des Bitumens aus. Sie sind annähernd farblos und bei Raumtemperatur flüssig mit einer Dichte von etwa 0,9 g/cm3. Als gesättigte Kohlenwasserstoffverbindungen liegt das H/C-Verhältnis nahe 2 und es befinden sich nur Spuren von Heteroatomen in den Molekülketten. Der Anteil der Aromaten wird mit 30 bis 45 M.-%, in anderen Quellen auch mit höheren Anteilen, am Bitumen beziffert. Die Angaben zur Farbe und Viskosität reichen von gelb und flüssig bis schwarz und hochviskos, jeweils bei Raumtemperatur. Die abwechselnden Angaben in der Fachliteratur sind durch die unterschiedliche Anzahl an Ringverbindungen (Aufteilung in Mono-, Di- und Polyaromaten) zu erklären. Die Dichte der aromatischen Verbindungen beträgt bei 20 °C etwa 1 g/cm3. Der Anteil der polaren Verbindungen am Bitumen wird oft mit 30 bis 45 M.-% beziffert. In der Literatur teilweise davon abweichende Werte werden mit dem Einsatz unterschiedlicher Lösungsmittel begründet. Die polaren Verbindungen sind bei Raumtemperatur ein schwarzer Feststoff mit einer Dichte von 1,07 g/cm3. Die chemische Zusammensetzung ist der der Asphaltene ähnlich [KOOTS, SPEIGHT, 1975], wobei die Polarität sogar höher sein kann [PIÉRI, 1995]. Bei frischem Destillationsbitumen wird der Anteil der Asphaltene mit 5 bis 20 M.-% angegeben. Durch thermisch-oxidative Prozesse, beispielsweise durch natürliche Alterung oder durch Anblasen, steigt der Asphaltengehalt deutlich an. Die Asphaltene haben im Bitumen eine viskositätsbildende Rolle, da diese bis etwa 200 °C als festes schwarzes Pulver vorliegen [CLAUDY, et al., 1992]. Die Asphaltene und die polaren Verbindungen enthalten einen Großteil der Heteroatome des Bitumens. Aufgrund der herausragenden Bedeutung der Asphaltene und der Tatsache, dass entscheidende Unterschiede zwischen den Asphaltenen bestehen, werden diese oftmals weiter unterteilt. [ZENKE, 1989] nimmt zu diesem Zweck eine Trennung anhand der Löslichkeit vor und unterscheidet zwischen leicht-, mittel- und schwerlöslichen Asphaltenen. 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 16 Bild 3-9: Mizellen-Modell [NÖSLER, 2000] Die Rolle und die Verteilung der Asphaltene und Harze in der Kolloidstruktur des Bitumens sind in wesentlichen Aspekten bis heute umstritten. Nach dem Mizellen-Modell dienen die Harze als Schutzschicht für die Asphaltene (siehe Bild 3-9), während nach dem Yen-Mullins-Modell eine direkte Aggregatbildung zwischen den Asphaltenen stattfindet und der Großteil der Harze in der Maltenephase verteilt ist (siehe Bild 3-10). Bild 3-10: Yen-Mullins Modell [MULLINS, et al., 2012] Im Gegensatz zu anderen Ansätzen hat sich die Trennung des Bitumens in die SARAFraktionen zur chemischen Charakterisierung des Bitumens weitestgehend durchgesetzt. Daher werden Verhältniswerte zwischen den vier Gruppen oft als Analyse-Parameter verwendet. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der GAESTEL-Index (auch Kolloidal-Index) IC, der das Verhältnis zwischen dispersen (Aliphaten und Asphaltene) und ausflockenden (Aromaten und Harze) Bestandteilen quantifiziert. Ein Beispiel für die Anwendung des GAESTEL-Index ist die Forderung nach möglichst geringen Werten, 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 17 um hierdurch die Kompatibilität zu Polymeren sicherzustellen, die teilweise auch auf die Kompatibilität zur Gesteinsoberfläche angewendet wird. Einem weiteren Ansatz zufolge kann der Quotient aus Harzen und Asphaltenen zur Kontrolle der Bitumenprovenienz genutzt werden. Dieser Verhältniswert ist nach [LOEBER et al., 1998] bei Bitumen einer Familie unabhängig von der Härte. 3.2 Gestein Gesteine bestehen aus überwiegend anorganischen, festen, kristallisierten Mineralen. Die meisten Gesteine sind dabei polymineralisch, d.h. bestehen aus mehreren Arten von Mineralen. Monomineralische Gesteine wie z.B. der Quarzit oder der Mamor sind seltener. Insgesamt gibt es etwa 4.600 bekannte Mineralarten, von denen jedoch nur ca. 250 gesteinsbildend sind. Wovon wiederum über 90 % Silicium-Verbindungen, d.h. Silikate und Quarz, sind. Neben den Mineralen zur Klassifizierung der Gesteine ist der Entstehungsprozess für die Einteilung von Gesteinen in magmatische Gesteine, Sedimentgesteine und metamorphe Gesteine ausschlaggebend. [OKRUSCH, MATTHES, 2014] Der Kreislauf der Gesteine ist in Bild 3-11 dargestellt. Bild 3-11: Der Kreislauf der Gesteine [OKRUSCH, MATTHES, 2014] 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 18 „Die Erdkruste besteht zu über 60 Vol.-% aus magmatischen Gesteinen“ [OKRUSCH, MATTHES, 2014]. In Tab. 3-1 ist eine Einteilung magmatischer Gesteine in sauer und basisch in Abhängigkeit von ihrem SiO2-Anteil mit Beispielen gegeben. Tab. 3-1: Gliederung magmatischer Gesteine in Abhängigkeit vom SiO2-Gehalt [WEISE, OESER, 2010] Bezeichnung Sauer Intermediär Basisch Ultrabasisch SiO2-Gehalt > 65 % SiO2 52-65 % SiO2 45-52 % SiO2 < 45 % SiO2 Beispiele Granit, Quarzporphyr Syenit, Diorit, Trachyt, Andesit Gabbro, Diabas, Basalt Peridotit, Basalt Ein Sedimentgestein, welches im Straßenbau eingesetzt wird, ist z.B. der Kalkstein. Durch metamorphe Prozesse entstehen aus älteren magmatischen oder Sedimentgesteinen metamorphe Gesteine. Ein Beispiel hierfür ist die Umwandlung von Quarzsandsteinen in Quarzite. [OKRUSCH, MATTHES, 2014] In Tab. 3-2 sind bautechnisch wichtige magmatische Festgesteine, die üblicherweise im Straßenbau eingesetzt werden, ihre Eigenschaften und Hauptvorkommen zusammengefasst. Tab. 3-2: Bautechnisch wichtige magmatische Festgesteine, ihre Eigenschaften und Hauptvorkommen [in Anlehnung an REUTER et al., 1992] Name Farbe Granit, Granodiorit hellgrau bis rotbraun Diabas (Grüngestein) schwarz bis dunkelgrün Basalt (häufigstes Oberflächengestein 98%) schwarz Hauptminerale Quarz (> 10 %), Feldspat, Glimmer, [Hornblende, (< 10 %) Augit] Feldspat, Augit, (Hornblende) Feldspat, -vertreter, Hornblende, Augit, Olivin, Einsprenglinge Quarz, Feldspat, Glimmer, Gesteinsbruchstücke Gefüge Druckfestigkeit [MN/m²] Rohdichte [t/m³] hypidiomorph-körnig, richtungslos 160 bis 300 2,6 bis 2,8 krypto-kristallin, sperrig 180 bis 250 2,8 bis 2,9 krypto-kristallin, sperrig 250 bis 400 2,9 bis 3,0 gebankt, fein-grobkörnig 150 bis 300 2,6 bis 2,65 Grauwacke dunkelgrau Kalkstein grau, gelb, braun Kalkspat massig, bankig, bis feingeschichtet, dicht bis grobkörnig 20 bis 90 1,7 bis 2,85 Quarzit weiß, grau Quarz, (Serizit, Feldspat) sehr hart, widerstandsfähig, spröde, oft massig 150 bis 300 2,7 bis 2,8 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 3.3 19 Haftverhalten zwischen Gestein und Bitumen Ein unzureichendes Haftverhalten bzw. eine unzureichende Adhäsion zwischen Gestein und Bitumen führt meistens zu irreparablen Schäden an der Asphaltschicht. Heutzutage kommt dem Haftverhalten von Gestein und Bitumen eine immer größere Bedeutung zu, da das Budget der Kommunen und Straßenverwaltungen immer knapper wird. Schäden können durch eine gezielte Auswahl der Baustoffe möglicherweise von vornherein verhindert werden und damit die Lebensdauer der Straße erhöht werden. Das Forschungsthema „Adhäsion“ ist nicht neu; bereits seit Jahrzehnten wird die Adhäsion von Gestein und Bitumen national und international untersucht. Zur Beschreibung des Haftverhaltens sind verschiedene Theorien bekannt, jedoch lässt sich das Haftverhalten nicht mit nur einer einzigen Theorie beschreiben, sondern immer durch das Zusammenspiel von mehreren. Die bedeutendsten Theorien sind nach [RENKEN, 2003] dabei folgende: Thermodynamische Theorie oder auch Theorie der Grenzflächenenergien: Nach dieser Theorie wird die Adhäsion als thermodynamische Erscheinung verstanden, die von der Oberflächenenergie der Stoffe abhängt. Hierbei spielt die Polarität der Stoffe eine entscheidende Rolle, so werden polare Flüssigkeiten von der Oberfläche der Gesteinskörnungen stärker angezogen als nichtpolare Flüssigkeiten. [MAJIDZADEH, BROVOLD 1968] Theorie der molekularen Orientierung: Die Haftung von Bitumen und Gestein beruht auf den unterschiedlichen Ladungszuständen an den Grenzflächen. Bei Kontakt mit Gestein orientieren sich die Bitumenmoleküle so, dass die Oberflächenenergien des Gesteins optimal gesättigt werden. [MACK, 1957] Chemische Theorie: Die Haftung wird durch Reaktionen zwischen den chemischen Bestandteilen des Bitumens und des Gesteins begründet. [RICE, 1958] Mechanische Theorie: Hiernach kommt es während des Mischvorgangs zu einer mechanischen Verzahnung des Bitumens mit dem Gestein, da das Bitumen in die Poren und Kapillaren des Gesteins eindringt. [McBAIN, HOPKINS, 1924] Neben den verschiedenen Theorien, die dazu dienen das Haftverhalten Gestein - Bitumen zu beschreiben, gibt es ebenfalls unterschiedliche Ansätze, den Versagensmechanismus zu beschreiben. Dies sind folgende Theorien [MAJIDZADEH, BROVOLD 1968], [RENKEN, 2003]: Verdrängungstheorie: Das Wasser verdrängt aufgrund seiner höheren Oberflächenspannung das Bitumen. Unterwanderungstheorie: Auch bei einem intakten Bitumenfilm gelangt Wasser an die Grenzfläche zwischen Bitumen und Gestein. Entweder, das Wasser kommt aus dem Inneren, 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse 20 da das Gestein noch feucht ist, oder es diffundiert von außen durch den Bitumenfilm. Die Unterwanderung kann ihre Ursache ebenfalls in der Verunreinigung des Gesteinskorns durch Staub haben. Filmbruchtheorie: Wasser dringt durch einen mechanischen Bruch des Bitumenfilms durch äußere Lasteinwirkungen zur Gesteinsoberfläche vor. Porendrucktheorie: Das Bitumen wird an der Grenzfläche zum Gestein durch den Druck, der entsteht, wenn Wasser durch den Reifen in den Asphalt gedrückt wird, abgelöst. Generell ist festzuhalten, dass ein Adhäsionsversagen erst durch den Einfluss von Wasser möglich ist. Tab. 3-3 gibt einen Überblick über die weiteren vielzähligen Einflussfaktoren auf das Haftverhalten. Tab. 3-3: Einflussgrößen auf das Haftverhalten in Anlehnung an [RENKEN, 2011; GROTHE, WISTUBA, 2010; HIRSCH, FRIEMEL-GÖTTLICH, 2009; LABIB, 1992] Komponente Gestein Einflussfaktoren Mineralogische/petrographische Zusammensetzung Chemische Zusammensetzung Oberflächenrauigkeit Porosität Verstaubung und Feuchtigkeitsfilm Lösliche Salze Oberflächen-/Grenzflächenspannung Viskosität Provenienz, Säurezahl, Paraffingehalt Alterungsverhalten Polymermodifizierung, Haftverbesserer Temperatur, Frost-Tau-Wechsel Chemische Inhaltsstoffe, gelöste Salze pH-Wert Bitumen Wasser Im Folgenden werden kurz einige Erkenntnisse hinsichtlich der verschiedenen Einflussfaktoren, die in den jeweils genannten Forschungsvorhaben gewonnen wurden bzw. aus der Literatur bekannt sind, zusammengefasst. - - Saure Gesteine sind meist haftkritisch, während basische Gesteine sich meist positiv auf die Haftung auswirken. Je höher der Quarz- bzw. SiO2-Anteil desto haftkritischer ist das Gestein. [MAJIDZADEH, BROVOLD 1968] Raue und poröse Gesteinsoberflächen sind vorteilhaft [MAJIDZADEH, BROVOLD 1968]. Staubpartikel und Feuchtigkeitsfilme wirken sich negativ auf die Adhäsion aus [RENKEN, 2003]. Entgegen früheren Aussagen in der Literatur zeigten [HARDERS, NÖSLER, 2003] mit dem Spurbildungstest, dass durch eine Abnahme der Oberflächenenergie der 3 Theoretische Grundlagen und Stand der Kenntnisse - - - - 21 Gesteinskörnungen - basierend auf den Lagerungszeiten auf offener Halde - eine Verbesserung des Verformungswiderstandes erreicht wird. Nach [MC CANN et al., 2005] ist die wichtigste Gesteinseigenschaft zur Abschätzung der Wasserempfindlichkeit die Säure-Unlösbarkeitszahl. Gute Korrelationen zwischen diesem Kennwert haben die Autoren mit dem Kalziumanteil, dem Siliciumgehalt, dem Glühverlust und dem Zeta-Potential festgestellt. Somit können diese Kennwerte auch anstelle der Säure-Unlösbarkeitszahl zur Vorhersage genutzt werden. Eine niedrige Viskosität des Bitumens wirkt sich positiv auf die Benetzungsfähigkeit des Bitumens aus, da die Oberflächenspannung geringer ist, jedoch lassen sich Bitumen mit einer hohen Viskosität schwerer von Wasser verdrängen [MAJIDZADEH, BROVOLD 1968]. Die Säurezahl des Bitumens begünstigt die Adhäsion, während ein hoher Paraffingehalt das Adhäsionsverhalten verschlechtert [RENKEN, 2003]. [JADA, SALOU, 2002] zeigten, dass der Kontaktwinkel bei Bitumen mit einem hohen Asphaltengehalt und/oder Bitumen mit einem geringen Verhältnis von Harzen zu Asphaltenen höher ist. Ein hoher Kontaktwinkel steht für eine schlechtere Benetzungsfähigkeit des Bitumens. Die Adhäsionsarbeit nimmt mit abnehmenden Verhältnis von Harzen zu Asphaltenen ab. Weiterhin stellten [JADA, SALOU, 2002] fest, dass Bitumen mit einem hohen Asphaltengehalt eine geringere Polarität aufweisen als andere. [KHUDYAKOVA et al., 1992] konnten fast keinen Einfluss der chemischen Eigenschaften des Bitumens auf das Adhäsionsverhalten feststellen. Sie untersuchten 16 Bitumen verschiedener Härte und unterschiedlichen Provenienzen aus der damaligen UdSSR mit zwei verschiedenen Gesteinen. 4 Untersuchungsmethodik 22 4 Untersuchungsmethodik 4.1 Auswahl der Materialien 4.1.1 Bitumen Für das Projekt wurden in Summe 90 Bitumenproben der Sorten 20/30, 30/45, 50/70, 70/100 und 160/220 beschafft. In einem ersten Schritt wurden acht über die Bundesrepublik Deutschland verteilte Asphaltmischanlagen ausgewählt (die den Lieferbereich der acht deutschen Raffinerien abdecken) und von Ende 2011 bis Mitte 2012 jeweils eine Probe des Bitumens der Sorte 50/70 bei Anlieferung an dem Tankkraftwagen entnommen. Von diesen acht Proben wurden die physikalischen Eigenschaften und die chemischen Zusammensetzungen bestimmt. Für die weitere Beprobung wurden sechs Asphaltmischanlagen ausgewählt, die eine große Bandbreite der chemischen Eigenschaften erwarten ließen. In dem zweiten Schritt der Beprobung wurden 82 Bitumenproben entnommen. Die Beprobung erfolgte von Juli 2012 bis Dezember 2013. Während der Beprobung wurde festgestellt, dass das Bitumen der Sorte 30/45 wesentlich seltener verwendet wird, als bei der ursprünglichen Antragsstellung angenommen. Aus diesem Grund wurde die Bitumensorte 160/220 zusätzlich mit in das Untersuchungsprogramm aufgenommen. Von jeder Bitumensorte wurden zum Vergleich auch Proben direkt von den Raffinerien, die die jeweilige Mischanlage beliefern, zur Verfügung gestellt. Die Anzahl wurde jedoch auf eine Probe je Sorte und Raffinerie beschränkt. Die Bezeichnung der Proben wurde wie folgt gewählt: z.B.: 4.6 50/70 Die erste Ziffer steht für die Provenienz bzw. Raffinerie (Nr. 1 bis 8), die zweite Ziffer steht für den Zeitpunkt der Entnahme (Nr. 1 bis 7) und dahinter die jeweilige Bitumensorte. Weiterhin gibt es Proben, die an der zweiten Stelle ein R stehen haben folgend von der Ziffer 1, dies kennzeichnet die Proben, die direkt von der Raffinerie und nicht über eine Mischanlage bezogen wurden (z.B. 2.R1 50/70). In Tab. 4-1 ist eine Übersicht der entnommenen Bitumenproben in Abhängigkeit von der Provenienz und Bitumensorte gegeben. 4 Untersuchungsmethodik 23 Tab. 4-1: Übersicht der entnommenen Bitumenproben Provenienz/Raffinerie 1 2 20/30 x x Raffinerie x x x 30/45 x x Raffinerie x x 50/70 x x Raffinerie x x x Raffinerie x x Raffinerie x x x x Raffinerie x Raffinerie x x Raffinerie x x x x x x Raffinerie 3 4 x x 5 6 Raffinerie Raffinerie 7 8 Summe Soll Differenz 14 10 +4 7 20 -13 x Raffinerie x x x x Raffinerie x Raffinerie 30 25 +5 70/100 x x x Raffinerie x x x x x Raffinerie 160/220 x x Raffinerie x x Raffinerie Raffinerie Raffinerie x x x x Raffinerie x x Raffinerie x x Raffinerie x x Raffinerie Raffinerie x x x Raffinerie x Raffinerie . 27 25 +2 12 10 +2 Entnahme 1 2 3 4 5 6 7 1 2 3 4 5 1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 1 2 1 2 3 4 5 1 2 90 90 0 4 Untersuchungsmethodik 24 4.1.2 Gesteine Für die Auswahl von vier Gesteinen für die Adhäsionsversuche, die ein möglichst unterschiedliches Haftverhalten aufweisen sollen, wurden die folgenden acht Gesteinsarten, die in Deutschland im Straßenbau üblicherweise verwendet werden, untersucht. - Diabas Grauwacke Basalt Rhyolith Kalkstein Granit Moräne Quarzit Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die ausgewählten Gesteine eine gute geografische Abdeckung der in Deutschland typischen Gesteinsarten aufweisen. Von allen Gesteinen wurden die Lieferkörnungen 0/2 mm, 2/5 mm, 5/8 mm und 8/11 mm sowie gröbere Gesteinsstücke für die Gesteinsansprache durch die jeweiligen Steinbrüche bereitgestellt und die Gesteinseigenschaften (siehe Kapitel 4.3) bestimmt. 4.2 Bitumenuntersuchungen Die 90 ausgewählten Straßenbaubitumen wurden im frischen Zustand chemisch und physikalisch untersucht. Dazu wurden die Veränderungen wesentlicher physikalischer Eigenschaften sowie die Änderung der Bitumenmasse aufgrund einer Kurzzeitalterung bestimmt. Die Kurzzeitalterung wurde mit dem weltweit zu diesem Zweck angewendeten Rolling-Thin-Film-Oven-Test (RTFOT) nach [DIN EN 12607-1, 2013] simuliert. 4.2.1 Prüfverfahren zur Bestimmung der physikalischen Eigenschaften Die detaillierte Analyse der physikalischen Bitumeneigenschaften wurden zum einen mit den klassischen Prüfverfahren durchgeführt, an deren Einhaltung nach den [TL Bitumen-StB 07, 2013] Anforderungen gestellt werden. Zum anderen wurden die Bitumen mit verfahrenstechnisch anspruchsvolleren, stärker an der Bitumenrheologie orientierten Verfahren analysiert. Die drei klassischen Prüfverfahren Nadelpenetration, Erweichungspunkt Ring und Kugel und Brechpunkt nach Fraaß wurden entsprechend [DIN EN 1426, 2006], [DIN EN 1427, 2006] bzw. [DIN EN 12593, 2006] durchgeführt. Die beiden erstgenannten Prüfverfahren wurden sowohl an den frischen als auch an den nach [DIN EN 12607-1, 2013] kurzzeitgealterten Bitumen vorgenommen, während der Brechpunkt nach Fraaß lediglich am frischen Bitumen bestimmt wurde. Mit dem Kraftduktilitätsverfahren nach [DIN EN 13589, 2010] wurde das Streckverhalten im frischen Zustand analysiert. Zur einheitlichen Bewertung werden Bitumen gleicher Sorte bei jeweils identischen Temperaturen untersucht: 20/30 bei 25 °C, 30/45 und 50/70 bei 15 °C, 70/100 bei 10 °C, 160/220 bei 5 °C und Polymermodifizierte Bitumen bei 10 °C. Das Kälteverhalten wurde mit dem Brechpunkt nach Fraaß sowie der Biegekriechsteifigkeit und dem m-Wert mit dem Biegebalken-Rheometer (BBR) nach [DIN EN 14771, 4 Untersuchungsmethodik 25 2013] charakterisiert. Hierbei wurde als einheitliche Prüftemperatur, abweichend von den Vorgaben der [TL Bitumen-StB 07,2013], -16 °C gewählt. Die rheologischen Kenngrößen komplexer Schermodul, komplexe Viskosität und Phasenwinkel wurden entsprechend [DIN EN 14770, 2013] ermittelt. Das in den [TL Bitumen-StB 07,2013] gegebene Temperaurspektrum wurde erweitert. Die Untersuchungen wurden bei Temperaturen von -10 bis +150 °C, jeweils bei einer Frequenz von 1,59 Hz, durchgeführt. Neben der komplexen Viskosität, die bei Straßenbaubitumen im newtonschen Zustand der dynamischen Viskosität entspricht, wurde bei den Polymermodifizierten Bitumen die dynamische Viskosität nach [DIN EN 13702-1, 2010] zwischen 100 und 150 °C bestimmt. 4.2.2 Prüfverfahren zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung Die chemische Zusammensetzung der frischen Straßenbaubitumen wurde ausgehend von drei für die Charakterisierung des Bitumens relevanten Ansätzen untersucht. Der Paraffingehalt, der als Anteil der Kohlenwasserstoffe, die „in einem 50%igen Ether-Ethanol-Gemisch (Volumenanteil) bei Temperaturen bis -20 °C kristallisieren und einen Schmelzbereich oberhalb 25 °C“ haben, definiert wird, wird mittels destruktiver Destillation nach [DIN EN 12606-1, 2006] bestimmt. Eine Aufspaltung des Bitumens in chemisch ähnliche Gruppen wurde in Anlehnung an [SEBOR, 1999] durchgeführt. Hierbei findet eine Aufspaltung der Bitumen mittels Flüssigchromatographie in einer Säule statt, die vor allem auf der unterschiedlichen Polarität beruht. Bei dieser SARA-Analyse findet eine Trennung in Aliphaten (Saturates), Mono-, Di- und Polyaromaten (Aromatics), Harze (Resins, im Deutschen meist als polare Verbindungen bezeichnet) und Asphaltene (Asphaltens) statt. Hierzu werden die Asphaltene im ersten Schritt abgetrennt, indem das Bitumen in Isooctan versetzt, diese Mischung gekocht und nach dem Abkühlen filtriert wird. Die verbleibende Maltenephase wird in eine Säule überführt. Diese Säule ist mit Aluminiumoxid und Kieselgel (jeweils mit Isooctan gesättigt) gepackt. Zum Lösen der Aliphate, Mono-, Di- bzw. Polyaromate und polare Verbindungen werden die folgenden fünf Elutionsmittel als mobile Phasen über die Säule geführt: - Reines Isooctan Isooctan / Toluol im Verhältnis 19 / 1 Isooctan / Toluol im Verhältnis 17 / 3 Reines Toluol Toluol / Diethylether / Methanol im Verhältnis 1 / 1 / 3 Die Asphaltene wurden in einem separaten Verfahren entsprechend der Anleitung von [ZENKE, 1989] in drei Gruppen unterteilt: leicht-, mittel- und schwerlösliche Asphaltene. Jede Gruppe wird durch ein dreimaliges Lösen und Fällen mit unterschiedlich zusammengesetzten Lösungs- und Fällungsmittel abgetrennt. Für eine exakte Beschreibung des Versuchsablaufs wird auf [ZENKE, 1989] verwiesen. 4 Untersuchungsmethodik 26 Mittels Gaschromatographie wurden die Straßenbaubitumen bezüglich ihrer thermischen Stabilität untersucht. Entsprechend dem von [THIMM, 2003] beschriebenen Verfahren werden die Bitumen in eine Säule (Schlauch) gegeben, in der sie kontinuierlich aufgeheizt werden. Die gelösten Verbindungen werden durch einen Detektor am Ende der Säule erfasst und den dazugehörigen Temperaturen zugeordnet. Das temperaturabhängige Siedeverhalten der Bitumen lässt Rückschlüsse auf die Verteilung der Molekülgrößen der Kohlenwasserstoffverbindungen im Bitumen zu. 4.3 Gesteinsuntersuchungen Zur Auswahl von vier Gesteinen für die Adhäsionsversuche wurden als Grundlage die folgenden Kennwerte ermittelt: 4.4 4.4.1 Korngrößenverteilung [DIN EN 933-1, 2012] und Rohdichte der Lieferkörnungen [DIN EN 1097-6, 2013], Reindichte zur Berechnung der Porosität, Mineralogisch-petrografische Zusammensetzung mittels Röntgendiffraktometrie, Quarzgehalt und Spezifische Oberfläche an der Fraktion 8/11 mm (berechnet). Versuche zum Haftverhalten Rolling-Bottle-Test Der Rolling-Bottle-Test wurde entsprechend [DIN EN 12697-11, 2012] durchgeführt. Als Gesteinskörnung wurde die Kornklasse 8/11 mm ausgewählt. Der Umhüllungsgrad wurde nach 6, 24 und 48 h bestimmt. Auf eine Ermittlung des Umhüllungsgrades nach 72 h wurde verzichtet, da bei dieser Prüfdauer der mechanische Einfluss sehr hoch ist. Wie in Bild 4-1 zu sehen, kommt es durch Kornabrieb zu einer Erhöhung der Kreisförmigkeit. Bild 4-1: Einfluss der Prüfdauer beim Rolling-Bottle-Versuch auf die Kreisförmigkeit [RUBE, GEHRKE, 2013] 4 Untersuchungsmethodik 27 4.4.2 Schüttelabriebversuch Beim Schüttelabriebversuch wurde das Prüfgerät gemäß [DIN EN 12274-7, 2005] verwendet. Das Schüttelabriebgerät ist in Bild 4-2 zu sehen. Bild 4-2: Schüttelabriebgerät Abweichend von der [DIN EN 12274-7, 2005] wurden die Probekörper aus Gesteinskörnungen 0,5/2 mm einer Gesteinsart hergestellt. Die Lieferkörnung 0/2 mm wurde dazu über dem 0,5 mm Sieb ausgesiebt und ausgewaschen. Damit wurde der Einfluss von Eigenfüller und anderen Staubpartikeln auf die Adhäsion ausgeschlossen. Für die Probenherstellung wurden die Formen entsprechend [DIN EN 12274-7] verwendet. Die Probekörper wurden mit einer statischen Presse weggeregelt bis zum Erreichen der Endhöhe von 25 mm verdichtet. Die dafür benötigte Kraft variierte dabei in Abhängigkeit von der Gesteinsart. Die Einwaage wurde durch Vorversuche auf 33 ± 3 g festgelegt. Der Bindemittelgehalt wurde in Vorversuchen mit dem Diabas so gewählt, dass ein Hohlraumgehalt von 32 ± 2 Vol.-% erreicht wird. Bei den anderen 2,650 Gesteinen wurde der Bindemittelgehalt über den Faktor α (α = ρ ) angepasst. LetztP lich wurde bei der Probekörperherstellung bei allen Gesteinen ein Hohlraumgehalt von 33 ± 3 Vol.-% erreicht. Die Probekörper wurden anschließend entsprechend [DIN EN 12274-7, 2005] in einen der Schüttelzylinder mit 750 ml frischem Leitungswasser (pH-Wert 7) gegeben und bei einer Geschwindigkeit von 20 U/min bis zu einer Gesamtzahl von 3.600 Umdrehungen in der Schüttelvorrichtung gedreht. Nach der Belastung werden die Probekörper bis zur Massekonstanz getrocknet und der Abrieb durch den Vergleich der Masse vor und nach der Prüfung berechnet. 4.4.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit Die Wasserempfindlichkeit wurde entsprechend [TP Asphalt StB 07, Teil 12] bei 15 °C an Marshall-Probekörpern (MPK) bestimmt. Entgegen der [TP Asphalt StB 07, Teil 12] wurden die MPK mit 100 Schlägen verdichtet. Es wurde jedoch eine Mischgutrezeptur in Anlehnung an den SMA 8 LA [Entwurf E LA D, 2014] gewählt, der von vornherein einen höheren Hohlraumgehalt aufweist, um ein Adhäsionsversagen im gesamten 4 Untersuchungsmethodik 28 Probekörper zu provozieren. Auf die Zugabe von Füller wurde auch bei diesem Prüfverfahren verzichtet, um diesen weiteren Einflussfaktor auf die Adhäsion auszuschlie2,650 ßen. Der Bindemittelgehalt wurde über den Faktor α (α = ρ ) angepasst. P Von den Probekörpern wurde neben dem Verhältniswert ITSR (Indirect Tensile Strength Ratio) der statischen Spaltzugfestigkeit (indirekte Zugfestigkeit) von wassergelagerten und trockenen Probekörpern in Prozent auch das Ermüdungsverhalten bei mittlerer Belastung mit dem Spaltzug-Schwellversuch bestimmt. 4.4.4 Kontaktwinkelmessungen Die Kontaktwinkelmessungen wurden mit dem Gerät DSA 10 der Firma Krüss durchgeführt. Mit diesem Gerät kann sowohl die Messung des Kontaktwinkels mit der „Sessile-DropMethode“ (Liegender Tropfen) als auch die Bestimmung der Oberflächenenergie mit der „Pendant-Drop-Method“ (Hängender Tropfen) erfolgen. So können die Gesteine durch vier verschiedene Prüflösungen, die durch eine automatische Dosiereinheit auf eine Oberfläche aufgebracht werden, untersucht werden. Zusätzlich lässt sich unter Verwendung eines Hochtemperaturdosiersystems (Typ DO3040) und einer Hochtemperaturmesszelle (Typ TC 20) die Wechselwirkung zwischen dem Bitumen und den Gesteinen analysieren. Der Kontaktwinkel wurde zwischen den verschiedenen Bitumen und polierten Gesteinsoberflächen gemessen. Aus gröberen Gesteinsbrocken wurden dazu Gesteinsplatten gesägt und poliert, um den Einfluss der Gesteinsrauheit und Porosität auszuschließen. Die Messungen wurden bei Äquiviskositätstemperatur (EVT) der Bitumen durchgeführt. Die EVT wurde über die DSR-Ergebnisse so bestimmt, dass ein komplexer Schermodul von 209 Pa vorliegt. Bei diesem komplexen Schermodul wurde eine gute Tropfenbildung erzielt. Weiterhin wurde die Oberflächenspannung der Gesteine und Bitumen bestimmt. In Bild 4-3 sind die Zusammenhänge zwischen dem Kontaktwinkel bzw. Kontaktwinkel und der Benetzung für verschiedene Winkel vergleichend dargestellt. Je kleiner der Kontaktwinkel ist, desto besser ist die Benetzung. 4 Untersuchungsmethodik 29 Bild 4-3: Qualität der Benetzung in Abhängigkeit vom Kontaktwinkel [KORN, 2004] 4.5 Einfluss der Polymermodifizierung von Bitumen auf das Haftverhalten Neben den reinen Straßenbaubitumen wurden die Adhäsionsversuche auch an Polymermodifizierten Bitumen durchgeführt. Eindeutige Rückschlüsse auf den Einfluss der Polymerzusätze wurden durch das Beimischen handelsüblicher Produkte zu einem der bereits untersuchten Straßenbaubitumen, dem Bitumen 2.1 50/70, sichergestellt. Mit drei unterschiedlich aufgebauten Styrol-Butadien-Styrol (SBS) Polymeren, zwei Ethylenvinylacetaten (EVA) und einem bereits mit Bitumen gemischten Ethylencopolymerisaten (ECB) wurden drei Elastomere und drei Thermoplaste verwendet, die SBS- und das ECB-Polymer wurden jeweils zu 3 M.-% mit dem gewählten Bitumen 2.1 50/70 homogen vermischt, beim EVA reichte bereits ein Zugabeanteil von 1,2 M.-% aus, um die gleiche Viskosität wie bei den anderen PmB zu erreichen. Ob sich eine Modifizierung positiv auf das Haftverhalten auswirkt, wurde mit dem Rolling-Bottle-Test und dem Schüttelabriebversuch überprüft. 5 Versuchsergebnisse 30 5 Versuchsergebnisse 5.1 Bitumen Aufgrund der sehr großen Datenmenge wird in diesem Kapitel auf eine tabellarische Darstellung aller Ergebnisse verzichtet. Die detaillierten Ergebnisse sind dem Anhang 1 zu entnehmen. In Bild 5-1 sind die normgerecht aus Doppel- bzw. Dreifachbestimmungen gemittelten Untersuchungsergebnisse der Nadelpenetration und des Erweichungspunktes Ring und Kugel der frischen Straßenbaubitumen dargestellt. Durch die farbliche Kennzeichnung wird die klare Abgrenzung der verschiedenen Bitumensorten anhand dieser Kennwerte deutlich. 70 Erweichungspunkt Ring und Kugel [ C] 20/30 30/45 60 50/70 70/100 160/220 50 40 30 20 10 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 Nadelpenetration bei 25 C [1/10 mm] Bild 5-1: Nadelpenetration bei 25 °C und Erweichungspunkt Ring und Kugel der untersuchten Straßenbaubitumen Zur Darstellung der Wirkung der Elastomere und Plastomere sind in Tab. 5-1 die Ergebnisse der Nadelpenetration und des Erweichungspunktes Ring und Kugel der modifizierten Bitumen sowie des zur Modifizierung verwendeten Basisbitumens 2.1 50/70 zusammengefasst. 5 Versuchsergebnisse 31 Tab. 5-1: Ergebnisse der Nadelpenetration und Erweichungspunkt Ring und Kugel der modifizierten Bitumen Nadelpenetration Erweichungspunkt Ring und Kugel [1/10 mm] [°C] 2.1 50/70 50 50,0 2.1 50/70 + Elastomer A 38 57,0 2.1 50/70 + Elastomer B 38 59,8 2.1 50/70 + Elastomer C 39 59,0 2.1 50/70 + Plastomer A 41 55,8 2.1 50/70 + Plastomer B 47 56,6 2.1 50/70 + Plastomer C 48 55,0 Bitumen Die Auswirkungen einer Kurzzeitalterung nach dem RTFOT-Verfahren auf die Nadelpenetration und den Erweichungspunkt Ring und Kugel sind Bild 5-2 zu entnehmen. Die prozentuale verbleibende Nadelpenetration und die Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel sind in Abhängigkeit von der Bitumensorte farblich gekennzeichnet. Zunahme Erweichungspunkt Ring und Kugel nach RTFOT [ C] 10,0 20/30 9,0 30/45 50/70 8,0 70/100 160/220 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Verbleibende Nadelpenetration nach RTFOT [%] Bild 5-2: Auswirkungen einer Kurzzeitalterung (RTFOT): Verbleibende Nadelpenetration bei 25 °C und Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel der untersuchten Straßenbaubitumen Zur Analyse des Kälteverhaltens wurden bei den frischen Straßenbaubitumen der Brechpunkt nach Fraaß sowie die Biegekriechsteifigkeit und der m-Wert bestimmt. Dem Bild 5-3 sind die Brechpunkte der Bitumen zu entnehmen. Die verschiedenen Bitumensorten sind hierbei farblich gekennzeichnet. 5 Versuchsergebnisse 32 Brechpunkt nach Fraaß [ C] 0 -5 -10 -15 20/30 30/45 -20 50/70 70/100 160/220 -25 Bild 5-3: Brechpunkt nach Fraaß der untersuchten Straßenbaubitumen Biegekriechsteifigkeit bei -16 C [-] Die Bestimmung der Biegekriechsteifigkeit und des m-Wertes mittels BBR erfolgte bei einer Temperatur von -16 °C. Zur Auswertung wurden in Bild 5-4 die Kennwerte nach einer Belastungszeit von 60 s zusammengefasst. 1.000 100 20/30 R² = 0,9467 30/45 50/70 70/100 160/220 10 0,000 0,100 0,200 0,300 0,400 0,500 0,600 m-Wert bei -16 C [MPa] Bild 5-4: m-Wert und Biegekriechsteifigkeit (jeweils bei -16 °C) der untersuchten Straßenbaubitumen In Bild 5-5 und Bild 5-6 sind die rheologischen Größen komplexer Schermodul und Phasenwinkel der frischen Straßenbaubitumen jeweils in Abhängigkeit von der Messtemperatur zusammengefasst. Die ebenfalls mittels DSR bestimmten rheologischen Größen der Polymermodifizierten bzw. gealterten Bitumen sind zur Verdeutlichung separat in den Bildern 6-10 und 6-11 bzw. 6-30 und 6-31 dargestellt. 5 Versuchsergebnisse 33 1,E+09 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 Kompl. Schermodul [Pa] 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 1,E+03 1,E+02 1,E+01 1,E+00 -20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 140 160 Temperatur [ C] Bild 5-5: Temperaturabhängige komplexe Schermoduln der untersuchten Straßenbaubitumen 100 90 Phasenwinkel [ ] 80 70 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 60 50 40 30 20 10 0 -20 0 20 40 60 80 100 120 Temperatur [ C] Bild 5-6: Temperaturabhängige Phasenwinkel der untersuchten Straßenbaubitumen Die im Rahmen des Forschungsprojektes ermittelten Kennwerte zur chemischen Zusammensetzung sind in Bild 5-7 bis Bild 5-9 zusammengefasst. Die Paraffingehalte der untersuchten Straßenbaubitumen sind Bild 5-7 zu entnehmen. 5 Versuchsergebnisse 34 2,5 20/30 30/45 50/70 Paraffingehalt [M.-%] 2,0 70/100 160/220 1,5 1,0 0,5 0,0 Bild 5-7: Paraffingehalte der untersuchten Straßenbaubitumen In Bild 5-8 sind die Ergebnisse der SARA-Analyse und des Asphaltenstatus nach ZENKE zusammengefasst. Für jede Bitumensorte sind hierbei die durchschnittlichen Anteile der Aliphaten, Mono-, Di- und Poly-Aromaten, der polaren Verbindungen sowie der leicht-, mittel- und schwerlöslichen Asphaltene dargestellt. Zudem ist jeweils die Spanne zwischen dem niedrigsten und höchsten gemessenen Wert angegeben. 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 Aliphaten MonoAromaten Di-Aromaten PolyAromaten 9,1 10,1 8,8 8,9 11,0 13,4 12,1 12,5 13,2 13,9 10,1 11,7 11,4 12,3 11,7 15,7 18,4 19,8 19,4 17,2 Polare Leichtlösliche Mittellösliche Verbindungen Asphaltene Asphaltene 29,3 25,9 29,2 29,5 31,7 4,7 5,1 5,0 4,8 4,8 8,5 9,7 8,7 8,8 7,1 Schwerlösliche Asphaltene 9,0 6,9 5,0 3,2 2,7 Bild 5-8: Chemischen Zusammensetzungen der untersuchten Straßenbaubitumen anhand der SARA-Analyse und des Asphaltenstatus nach ZENKE; je Bitumensorte die Mittelwerte sowie das Minimum und das Maximum 5 Versuchsergebnisse 35 Die Ergebnisse der Siedeanalyse sind Bild 5-9 zu entnehmen. Hierbei ist der Siedeanteil in Abhängigkeit von der Versuchszeit dargestellt. Der Versuchszeit ist ein einheitliches Temperaturprogramm zugeordnet: zu Versuchsbeginn beträgt die Ofentemperatur 45 °C. Nach Ablauf einer Minute wird eine Erwärmung mit einem Temperaturgradienten von 7,5 °C pro Minute durchgeführt. Die Ofentemperatur ist bei der gaschromatographischen Analyse jedoch nicht mit der Siedetemperatur des Bitumens selbst gleichzusetzen. 100 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 90 Siedeanteil [M.-%] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 20 25 30 35 Zeit [min] Bild 5-9: Ergebnisse der Siedeanalysen der untersuchten Straßenbaubitumen 40 45 5 Versuchsergebnisse 5.2 36 Gesteinskörnungen Die Ergebnisse der Korngrößenverteilungen und Rohdichten der Lieferkörnungen sind im Anhang 2 aufgeführt. In Tab. 5-2 sind die Quarzanteile der verschiedenen Gesteine zusammengefasst, diese wurden mittels Röntgenbeugung semi-quantitativ ermittelt. Tab. 5-2: Quarzanteile der Gesteine Quarzanteil [%] Basalt Diabas Granit Grauwacke Kalkstein Rhyolith Moräne 0 10 - 15 20 - 30 50 - 60 5 20 60 Der Tab. 5-3 sind die Ergebnisse der Reindichte, Porosität und spezifischen Oberfläche der Lieferkörnung 8/11 mm zu entnehmen. Die spezifische Oberfläche wurde mit der folgenden Formel unter der Annahme eines Formbeiwertes von af = 8 berechnet: O = ∑ Oi = i mit: af 10 ∙ ai m2 ∙ ∑( )[ ] ρRg dm,i kg i O Oi ρRg [m²/kg] [m²/kg] [kg/m³] spezifische Oberfläche Oberfläche der Korngruppe i mittlere Kornrohdichte der Gesteinskörnung dm,i [mm] mittlerer Korndurchmesser der Korngruppe i = √(du,i ∙ do,i ) unterer bzw. oberer Korndurchmesser der Korngruppe i Anteil der Korngruppe i Formbeiwert du,i /do,i [mm] ai [M.-%] af [-] Tab. 5-3: Reindichte, Porosität und spez. Oberfläche der Lieferkörnung 8/11 mm Kennwert Einheit Basalt Diabas Granit Grauwacke Kalkstein Reindichte [g/cm³] 3,024 2,881 2,658 2,754 2,739 2,658 [%] 2,1 0,7 1,0 1,7 0,9 0,3 [m²/kg] 0,288 0,298 0,324 0,315 0,314 0,322 Porosität der Lieferkörnung 8/11 mm Spezifische Oberfläche 8/11 mm Rhyolith Zur Bestimmung des Mineralbestands wurde eine repräsentative Teilmenge jeder Probe bei 40 °C getrocknet, gemahlen und eine Röntgendiffraktometeraufnahme angefertigt. Die Grafiken der Röntgendiffraktometrie der Gesteine sind im Anhang 2 dargestellt. In Tab. 5-4 sind die ermittelten Mineralphasen den jeweiligen Gesteinen zugeordnet. 5 Versuchsergebnisse 37 Tab. 5-4: Mineralische Zusammensetzung der Gesteinsproben Mineralphasen qualitativ Basalt Diabas Granit Grauwacke Kalkstein Rhyolith Moräne Olivin (Fe-haltiger Forsterit) X - - - - - - Klinopyroxen (D=Diopsid/A=Augit) XD XA - - - - - - X - - - - - XAn XAb XAb XAb - XAb XAb Kalifeldspat (wahrscheinlich Mikroklin) - - X X - X - Orthoklas - - - - - - X Spinell (Titanomagnetit Ti-haltiger Magnetit) X - - - - - - Quarz - X X X X X X - X X X - XV - - X XB X - XB X Calcit - - - - X - X Dolomit - - - - X - - Mg-Hornblende Plagioklas (Albit=Ab bzw. Andesin=An) Chlorit (Clinochlor) (V= Chlorit oder Vermikulit) Muskovit (B=Muskovit oder/und Biotit bzw. I=Muskovit/Illit) *die Reihenfolge der Mineralphasenlistung gibt keinen Aufschluss über die quantitative Verteilung der Phasen 5 Versuchsergebnisse 5.3 38 Versuche zum Haftverhalten 5.3.1 Ausgewählte Materialien Zur Auswahl der Gesteine für die Adhäsionsversuche wurde der Rolling-Bottle-Test zunächst mit allen zur Verfügung stehenden Gesteinen und einem Bindemittel (2.1 50/70) durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Bild 5-10 vergleichend dargestellt. 100 Bindemittel 2.1 50/70 90 Umhüllungsgrad [%] 80 70 Granit Kalkstein 60 Basalt 50 Rhyolith 40 Grauwacke Diabas 30 Moräne 20 Quarzit 10 0 0 Bild 5-10: 6 12 18 24 30 Rolldauer [h] 36 42 48 Ergebnisse des Rolling-Bottle-Tests zur Auswahl der Gesteine für weitere Adhäsionsversuche Für die weiteren Adhäsionsversuche wurden die Gesteine Basalt, Diabas, Grauwacke und Rhyolith ausgewählt. Der ausgewählte Rhyolith ist demnach ein sehr haftkritisches Gestein, während der Basalt im Rolling-Bottle-Test sehr gute Umhüllungsgrade erzielte. Dem Basalt wurde gegenüber dem Kalkstein der Vorzug gegeben, da dieser im Straßenbau oft als grobe Gesteinskörnung verwendet wird, während der Kalkstein als grobe Gesteinskörnungen überwiegend nur in Tragschichten eingesetzt wird. Der Diabas lässt sich als neutrales Gestein einstufen und die Grauwacke als tendenziell eher haftkritisches Gestein. Bei folgenden Prüfverfahren werden Rhyolith und Basalt verwendet: Rolling-Bottle-Test nach [DIN EN 12697-11, 2012] Schüttelabriebversuch nach [DIN EN 12274-7, 2005] Bestimmung der Wasserempfindlichkeit nach [TP Asphalt StB 07, Teil 12] Kontaktwinkelmessungen Basierend auf der chemischen Zusammensetzung wurden die in Tab. 5-5 aufgeführten Bitumen für die Adhäsionsversuche ausgewählt. Mit diesen Bitumen wird die größtmögliche Bandbreite der chemischen Zusammensetzung der untersuchten Bitumen abgedeckt. 5 Versuchsergebnisse 39 Tab. 5-5: Für die Adhäsionsversuche ausgewählte Bitumen Bitumensorte 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 Ausgewählte Bitumenproben 1.2, 2.1, 2.2 2.R1, 6.R1 1.1, 1.2, 2.1, 2.2 2.1, 5.1, 7.1 1.2, 2.1, 2.2 5.3.2 Rolling-Bottle-Test In Bild 5-11 bis Bild 5-14 sind die Ergebnisse des Rolling-Bottle-Tests für eine Rolldauer von 6 h, 24 h und 48 h der verschiedenen Gesteine und Bitumen aufgeführt. 100 90 80 Umhüllungsgrad [%] 70 1.2 20/30 60 2.1 20/30 2.2 20/30 50 2.R1 30/45 6.R1 30/45 40 1.2 50/70 7.1 70/100 30 2.1 160/220 20 10 0 0 Bild 5-11: 6 12 18 24 Rolldauer [h] Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Rhyolith 30 36 42 48 5 Versuchsergebnisse 40 100 90 80 1.2 20/30 70 Umhüllungsgrad [%] 2.1 20/30 2.2 20/30 60 2.R1 30/45 6.R1 30/45 50 1.1 50/70 1.2 50/70 40 2.1 50/70 2.2 50/70 30 1.2 160/220 2.1 160/220 20 2.2 160/220 10 0 0 Bild 5-12: 6 12 18 24 Rolldauer [h] 30 36 42 48 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Diabas 100 90 80 1.2 20/30 Umhüllungsgrad [%] 70 2.1 20/30 2.2 20/30 60 2.R1 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 50 1.2 50/70 2.1 50/70 40 2.2 50/70 4.1 50/70 30 7.1 50/70 1.2 160/220 20 2.1 160/220 10 0 0 Bild 5-13: 6 12 18 24 Rolldauer [h] Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Grauwacke 30 36 42 48 5 Versuchsergebnisse 41 100 90 80 1.2 20/30 Umhüllungsgrad [%] 70 2.1 20/30 2.2 20/30 60 2.R1 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 50 1.2 50/70 2.1 50/70 40 2.2 50/70 4.1 50/70 30 7.1 50/70 2.1 70/100 20 7.1 70/100 10 0 0 Bild 5-14: 6 12 18 24 Rolldauer [h] 30 36 42 48 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test Basalt In Tab. 5-6 sind die Ergebnisse des Rolling-Bottle-Tests der polymermodifizierten Bitumen zusammengefasst. Tab. 5-6: Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt mit den Polymermodifizierten Bitumen Umhüllungsgrad [%] Rhyolith Bitumen Diabas Grauwacke Basalt 6h 24 h 48 h 6h 24 h 48 h 6h 24 h 48 h 6h 24 h 48 h 2.1 50/70 + Elastomer A 40 5 5 75 60 50 90 85 65 90 85 50 2.1 50/70 + Elastomer B 80 20 5 90 70 35 85 70 60 90 60 50 2.1 50/70 + Elastomer C 65 5 5 95 40 25 90 75 65 95 80 60 2.1 50/70 + Plastomer A 45 5 0 90 35 20 85 30 25 90 40 35 2.1 50/70 + Plastomer B 75 40 25 85 45 30 85 75 45 90 85 50 2.1 50/70 + Plastomer C 85 45 35 85 45 30 85 60 40 90 75 60 5.3.3 Schüttelabriebversuch Die Mittelwerte des Schüttelabriebversuchs der verschiedenen Gesteine und Bitumen sind Tab. 5-7 zu entnehmen. Da die Zusammensetzung der Probekörper deutlich von der Norm abweicht und sehr hohlraumreich ist, kam es innerhalb einer Variante zu größeren Streuungen zwischen den einzelnen Versuchsergebnissen als nach [DIN EN 5 Versuchsergebnisse 42 12274-7, 2005] zulässig. Die Ausreißergrenze wurde auf eine maximal zulässige Standardabweichung von 4 % festgelegt. Tab. 5-7: Ergebnisse des Schüttelabriebversuchs mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt Abrieb [%] Bitumen Rhyolith Diabas Grauwacke Basalt 2.1 20/30 64,1 62,6 78,0 75,0 2.2 20/30 58,7 49,8 58,9 65,7 2.R1 30/45 52,3 50,5 52,3 61,3 6.R1 30/45 39,8 34,1 39,1 43,7 1.1 50/70 42,6 42,4 47,9 48,0 1.2 50/70 41,0 48,8 41,0 45,6 2.1 50/70 44,8 46,5 43,9 44,8 2.2 50/70 38,5 35,8 33,2 31,2 2.1 70/100 21,3 20,1 21,1 10,9 5.1 70/100 14,3 21,3 23,0 25,0 1.2 160/220 7,8 5,6 7,8 1,3 2.1 160/220 9,2 8,2 15,7 2,8 2.2 160/220 10,1 5,5 9,5 10,8 In Tab. 5-8 sind die Ergebnisse des Schüttelabriebversuchs für die Polymermodifizierten Bitumen zusammengefasst. Tab. 5-8: Ergebnisse des Schüttelabriebversuchs der Polymermodifizierten Bitumen mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt Abrieb [%] Bitumen Rhyolith Diabas Grauwacke Basalt 2.1 50/70 + Elastomer A 27,6 32,6 39,1 55,6 2.1 50/70 + Elastomer B 37,2 35,3 34,1 38,1 2.1 50/70 + Elastomer C 38,5 28,3 33,2 42,2 2.1 50/70 + Plastomer A 35,9 27,0 37,6 24,3 2.1 50/70 + Plastomer B 23,3 26,8 22,4 17,1 2.1 50/70 + Plastomer C 17,2 25,1 25,3 19,0 5 Versuchsergebnisse 43 5.3.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit Die Wasserempfindlichkeit wurde entsprechend [TP Asphalt StB 07, Teil 12] bei 15 °C an Marshall-Probekörpern (MPK) bestimmt. Die Zusammensetzungen der MarshallProbekörper in Abhängigkeit von der Gesteinsart sind in Tab. 5-9 zusammengefasst. Tab. 5-9: Mischgutzusammensetzung und -eigenschaften der Probekörper für die Bestimmung der Wasserempfindlichkeit Einheit Rhyolith Basalt Anteil Feine Gesteinskörnung 0/2 mm [M.-%] 11 12 Anteil Grobe Gesteinskörnung 2/5 mm [M.-%] 4 4 Anteil Grobe Gesteinskörnung 5/8 mm [M.-%] 85 84 Rohdichte Gesteinsgemisch [g/cm³] 2,647 2,965 11,2 mm [M.-%] 100,0 100,0 8,0 mm [M.-%] 93,0 94,9 5,6 mm [M.-%] 26,7 27,7 2,0 mm [M.-%] 10,6 11,8 0,125 mm [M.-%] 1,8 1,5 0,063 mm [M.-%] 1,0 1,0 [M.-%] 7,5 6,7 Raumdichte ρb gemessen [g/cm³] 1,924 2,136 Raumdichte ρb SSD [g/cm³] 2,141 2,370 Rohdichte ρm [g/cm³] 2,364 2,629 Hohlraumgehalt basierend auf gemessener Raumdichte [Vol.-%] 18,6 18,8 Hohlraumgehalt basierend auf Raumdichte SSD [Vol.-%] 9,4 9,9 Mischgutzusammensetzung und -eigenschaften Zusammensetzung der Gesteinskörnungen Kornverteilungslinie (Siebdurchgang) Bindemittelanteil und -eigenschaften Bindemittelgehalt B Mischguteigenschaften In Tab. 5-10 sind die Ergebnisse für den Verhältniswert ITSR (Indirect Tensile Strength Ratio) der statischen Spaltzugfestigkeit (indirekte Zugfestigkeit) von wassergelagerten und trockenen Probekörpern aufgeführt, die mit Hilfe des statischen Spaltzugversuches bei einer Temperatur von 15 °C bestimmt wurden. ITSR ist der Verhältniswert der Spaltzugfestigkeit nach Wasserlagerung zu der Spaltzugfestigkeit vor Wasserlagerung. Hierbei handelt es sich um die Mittelwerte einer 3-fach Bestimmung. Als Ausreißer wurden gemäß [TP Asphalt StB 07, Teil 23] Messungen mit Abweichungen größer als 17 % vom Mittelwert deklariert. 5 Versuchsergebnisse 44 Tab. 5-10: Ergebnisse der statischen Spaltzugversuche bei T = 15 °C mit Basalt und Rhyolith Gestein Basalt Rhyolith Bitumen 1.4 20/30 2.1 20/30 2.2 20/30 1.2 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 1.4 20/30 2.1 20/30 2.2 20/30 1.2 30/45 2.R1 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 ITStrocken [kPa] 1.452 1.651 1.567 1.612 926 1.130 1.200 1.182 1.192 715 963 1.061 1.408 1.523 1.364 1.510 1.155 1.065 1.213 1.421 1.231 1.034 953 892 1.173 ITSnass [kPa] 1.414 1.663 1.575 1.585 1068 1.135 1.250 1.473 1.080 913 1.001 1.156 1.553 1.509 1.111 1.276 1.064 1.001 1.234 1.343 1.310 836 893 507 1.116 ITSR [%] 97 101 100 98 115 100 104 125 91 128 104 109 110 99 81 85 92 94 102 95 106 81 94 57 95 Mit dem dynamischen Spaltzug-Schwellversuch wurde das Ermüdungsverhalten bei mittlerer Belastung untersucht und die Ermüdungslastwechselzahl (Nmakro) bei mittlerer Belastung bei einer Temperatur von 15 °C vor und nach Wasserlagerung bestimmt. Dabei wurde die gleiche Mischgutzusammensetzung gewählt wie bei den statischen Versuchen. Die Ergebnisse sowie der Verhältniswert von Nass zu Trocken sind in Tab. 5-11 zusammengefasst. 5 Versuchsergebnisse 45 Tab. 5-11: Ergebnisse der dynamischen Spaltzug-Schwellversuche bei T = 15 °C bei mittlerer Belastung mit Basalt und Rhyolith Gestein Bitumen Rhyolith Basalt 2.1 20/30 2.2 20/30 1.4 20/30 2.R1 30/45 1.2 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 2.1 20/30 2.2 20/30 1.4 20/30 1.2 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 Nmakro Nass [-] Nmakro Trocken [-] 3.718 3.386 6.789 3.553 2.557 9.031 1.560 1.893 2.556 4.051 2.557 1.560 814 4.880 6.292 5.213 3.718 5.378 5.212 2.307 1.867 3.553 3.386 2.058 1.727 2.058 4.715 3.220 4.549 5.047 6.209 2.224 2.887 2.723 2.557 2.390 1.394 1.063 3.718 4.548 3.884 2.724 3.387 3.054 1.809 966 1.516 1.394 2.310 2.059 Verhältnis Nmakro Nass/ Nmakro Trocken [%] 181 72 211 78 51 145 70 66 94 158 107 112 77 131 138 134 137 159 171 128 193 234 243 89 84 5 Versuchsergebnisse 46 5.3.4 Kontaktwinkelmessungen In Tab. 5-12 sind die Ergebnisse der Oberflächenspannung der Gesteine, die mit der Methode des „liegenden Tropfens“ (sessile-drop-method) bestimmt wurden, zusammengefasst. Neben der Oberflächenspannung wurden die dispersen und polaren Anteile bestimmt. Beim Diabas war eine Bestimmung der Oberflächenspannung nicht möglich. Tab. 5-12: Ergebnisse der Kontaktwinkelmessungen der Gesteine Basalt Einheit Oberflächenspannung Disperse Anteile [mN/m] Polare Anteile Einzelergebnisse Mittelwert Median 62,49 48,66 58,51 55,38 45,91 54,19 55,38 39,50 29,99 35,36 37,16 29,35 34,27 35,36 22,99 18,67 23,16 18,22 16,57 19,92 18,67 Grauwacke Oberflächenspannung Disperse Anteile [mN/m] Polare Anteile 54,00 54,16 48,08 55,27 51,76 52,65 54,16 38,93 34,56 36,70 40,11 39,19 37,90 38,93 15,07 19,60 11,38 15,16 12,57 14,76 15,07 Rhyolith Oberflächenspannung Disperse Anteile [mN/m] Polare Anteile 56,42 64,00 55,38 62,40 64,90 60,62 62,40 38,61 41,68 37,16 41,75 41,75 40,19 41,68 17,81 22,32 18,22 20,65 23,15 20,43 20,65 Für die Auswertung wird der Median herangezogen, da beim Mittelwert Ausreißer zu stark berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Oberflächenspannung der ausgewählten Bitumen sind Tab. 5-13 zu entnehmen. Hier wurde die Methode des „hängenden Tropfens“ (pendant-drop-method) verwendet. Tab. 5-13: Ergebnisse der Kontaktwinkelmessungen der Bitumen Oberflächenspannung [mN/m] Einzelwerte Bitumen Mittelwert 1.2 20/30 30,27 30,34 30,36 30,31 30,32 30,32 2.1 20/30 30,44 30,40 30,34 30,50 30,44 30,42 2.R1 30/45 30,51 30,48 30,55 30,61 30,45 30,52 6.R1 30/45 30,11 30,18 30,26 30,21 30,22 30,20 1.1 50/70 30,54 30,56 30,54 30,57 30,57 30,56 1.2 50/70 31,07 31,12 31,08 31,11 31,07 31,09 2.1 50/70 31,43 31,40 31,36 31,44 31,42 31,41 2.2 50/70 30,89 30,96 30,98 31,00 30,97 30,96 5.1 70/100 31,56 31,59 31,88 31,67 31,63 31,67 7.1 70/100 31,55 31,50 31,56 31,57 31,57 31,55 1.2 160/220 32,38 32,27 32,27 32,25 32,15 32,26 2.1 160/220 31,84 31,90 31,88 31,71 31,73 31,81 2.2 160/220 31,87 31,86 31,80 31,85 31,85 31,85 5 Versuchsergebnisse 47 In Tab. 5-14 sind die Ergebnisse der Untersuchungen zum Spreitverhalten der ausgewählten Bitumen bei Basalt und Rhyolith. Dabei wurde die Zeitspanne bestimmt, in der sich der Kontaktwinkel von 60° auf 30° verringert. Tab. 5-14: Spreitverhalten der ausgewählten Bitumen bei Basalt und Rhyolith Gestein Basalt Grauwacke Rhyolith Bitumen 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 5.1 70/100 7.1 70/100 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 160/220 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 5.1 70/100 7.1 70/100 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 160/220 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 5.1 70/100 7.1 70/100 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 160/220 Zeit für die Verringerung des Winkels von 60° auf 30° [s] 52 49 85 54 62 90 59 98 84 58 62 51 80 34 72 60 96 86 54 63 63 62 107 76 46 81 58 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 48 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 6.1 Bitumen 6.1.1 Zusammenhänge zwischen den physikalischen Kennwerten Die rheologischen Untersuchungen mittels DSR zeigen eine deutliche Abhängigkeit des komplexen Schermoduls und des Phasenwinkels von der Temperatur und der Bitumensorte (siehe Bild 5-5 und Bild 5-6). Bei einer Erwärmung ist bei allen Straßenbaubitumen eine ähnlich ausgeprägte, stetig abnehmende Steifigkeit und Elastizität festzustellen. Bitumen weicherer Sorten weisen einen klaren Trend zu niedrigeren Schermoduln und höheren Phasenwinkeln auf als Bitumen härterer Sorten. Die Streuungen der Messwerte von Bitumen gleicher Sorte sind vor allem bei dem Phasenwinkel groß. So weisen beispielsweise einige Bitumen 70/100 trotz deutlich höherer komplexer Schermoduln im mittleren Temperaturbereich höhere Phasenwinkel als der Durchschnitt der Bitumen 160/220 auf. Neben den rheologischen Untersuchungen mit dem DSR, deren minimale Messtemperatur -10 °C betrug, wurden gezielte Analysen zum Kälteverhalten durch die Bestimmung des Brechpunktes nach Fraaß sowie der Biegekriechsteifigkeit und des m-Wertes durchgeführt. Die Bestimmung der beiden letztgenannten Parameter mittels BBR erfolgte bei -16 °C. Zwischen den beiden Kennwerten der BBR-Messung besteht bei den untersuchten, nicht modifizierten Straßenbaubitumen ein direkter Zusammenhang: mit zunehmendem m-Wert nimmt die Biegekriechsteifigkeit in logarithmischem Maßstab ab (Bild 5-4). Die entsprechend [DIN EN 14771, 2012] ermittelten Messwerte nach einer Belastungsdauer von 60 s korrelieren mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,9467. Somit nimmt bei Straßenbaubitumen das Relaxationsvermögen mit zunehmender Steifigkeit proportional ab. Die mittels BBR bestimmten rheologischen Kennwerte stimmen mit hoher Präzision mit den bei niedrigen Temperaturen im DSR gemessenen Kennwerten überein. Das Bestimmtheitsmaß für den Zusammenhang zwischen der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C (BBR) und dem komplexen Schermodul bei 0 bzw. -10 °C (DSR) ist mit 0,94 bzw. 0,91 sehr hoch (Bild 6-1), da die in Beziehung gesetzten Größen zwar prüftechnische Unterschiede aufweisen, aber jeweils Kennwerte für die Steifigkeit darstellen. Die Bestimmtheitsmaße zwischen dem m-Wert bei -16 °C (BBR) und dem Phasenwinkel bei 0 bzw. -10 °C (DSR) sind mit 0,94 bzw. 0,92 ebenfalls sehr hoch (Bild 6-2). Ein hohes Relaxationsvermögen wird folglich im BBR durch einen langsamen Abbau der Biegekriechsteifigkeit (niedriger m-Wert) und im DSR durch einen geringen viskosen Verformungsanteil (niedriger Phasenwinkel) gekennzeichnet. Straßenbaubitumen mit einem geringen Relaxationsvermögen bauen die Spannungen unter statischer Belastung (BBR) dagegen nur langsam ab und verhalten sich bei dynamischer Belastung (DSR) weitestgehend elastisch. Kompl. Schermodul bei 0 bzw. -10 C [MPa] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 49 400 350 300 250 200 0 °C - 10 °C 20/30 20/30 30/45 30/45 50/70 50/70 70/700 70/100 160/220 160/220 R² = 0,9086 R² = 0,9391 150 100 50 0 0 200 300 400 500 600 700 Biegekriechsteifigkeit bei -16 C [MPa] Bild 6-1: Phasenwinkel bei 0 bzw. -10 C [ ] 100 Komplexer Schermodul bei 0 bzw. -10 °C in Abhängigkeit von der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C 60 50 40 30 0 °C - 10 °C 20/30 20/30 30/45 30/45 50/70 50/70 70/700 70/100 160/220 160/220 R² = 0,9375 20 R² = 0,9239 10 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 m-Wert bei -16 C [-] Bild 6-2: Phasenwinkel bei 0 bzw. -10 °C in Abhängigkeit von dem m-Wert bei -16 °C Während die Bewertung des Kälteverhaltens von Straßenbaubitumen mittels BBR und DSR nahezu identisch ausfällt, bestehen zur klassischen Charakterisierung durch den Brechpunkt nach Fraaß deutliche Unterschiede. Dabei wird die generelle Tendenz, dass weichere Bitumensorten ein besseres Kälteverhalten aufweisen als härtere, zwar auch anhand des Brechpunktes bestätigt (mit steigendem Brechpunkt nimmt die Biegekriechsteifigkeit zu und der m-Wert ab, siehe Bild 6-3). Mit Bestimmtheitsmaßen von 0,63 zwischen dem Brechpunkt und der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C bzw. 0,62 zwischen dem Brechpunkt und dem m-Wert bei -16 °C liefern die unterschiedlichen Untersuchungsmethoden jedoch im Detail deutlich abweichende Ergebnisse. Dass diese unterschiedliche Beurteilung nicht primär durch die abweichenden Temperaturen verursacht wird, geht aus der rechnerischen Bestimmung der komplexen Schermoduln bei der Temperatur des Brechpunktes hervor. Die aus den komplexen Schermoduln bei 0 und -10 °C inter- bzw. extrapolierten Steifigkeiten bei der Temperatur des Brechpunktes weisen bei einem Mittelwert von 245 MPa eine Standardabweichung von 109 MPa auf. 50 700 0,600 R² = 0,6202 600 0,500 500 0,400 400 0,300 300 m-Wert 30/45 70/700 S 30/45 70/100 200 100 R² = 0,6321 0 -25 -20 0,200 20/30 50/70 160/220 20/30 50/70 160/220 0,100 m-Wert bei -16 C [-] Biegekriechsteifigkeit bei -16 C [MPa] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 0,000 -15 -10 -5 0 Brechpunkt nach Fraaß [ C] Bild 6-3: Biegekriechsteifigkeit und m-Wert jeweils bei -16 °C in Abhängigkeit vom Brechpunkt nach Fraaß Im Gebrauchstemperaturbereich wurden an den Bitumen die Nadelpenetration, die Kraftduktilität sowie der komplexe Schermodul und der Phasenwinkel bestimmt. Die Ergebnisse der DSR-Untersuchungen, die bei 20 und 30 °C durchgeführt wurden, wurden auf die Temperatur der Nadelpenetration (25 °C) interpoliert. Die Phasenwinkel wurden hierzu linear und die komplexen Schermoduln aufgrund deren exponentieller Abhängigkeit von der Temperatur logarithmisch interpoliert. Da die Kraftduktilität entsprechend der Bitumenhärte bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt wurde, werden die Ergebnisse ausschließlich zur Charakterisierung der Polymermodifizierungen in Kapitel 6.1.2 berücksichtigt. Die Eindringtiefe ist ebenso wie der komplexe Schermodul ein Maß für die Bitumensteifigkeit. Bei einer Gegenüberstellung dieser Kennwerte im logarithmischen Maßstab besteht mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,93 von kleineren Abweichungen abgesehen ein präziser Zusammenhang (Bild 6-4). Im Vergleich zu der Nadelpenetration ist jedoch bei sehr harten Bitumen, deren Eindringtiefen nur geringfügige Unterschiede aufweisen, anhand des komplexen Schermoduls eine bessere Differenzierung möglich. Zwischen dem Phasenwinkel und der Nadelpenetration besteht mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,81 eine schwächere Korrelation, die prinzipiell darauf beruht, dass Straßenbaubitumen mit zunehmender Steifigkeit höhere elastische Verformungsanteile aufweisen. Vor allem bei modifizierten Bitumen liefert der Phasenwinkel jedoch Informationen über die Bitumeneigenschaften im Gebrauchstemperaturbereich, die durch die Nadelpenetration nicht analysiert werden. 51 10.000 90 9.000 80 R² = 0,8075 8.000 70 7.000 60 6.000 Kompl. Schermodul 20/30 30/45 50/70 5.000 70/100 160/220 4.000 Phasenwinkel 20/30 30/45 50/70 70/700 160/220 3.000 50 40 30 20 2.000 10 R² = 0,9332 1.000 0 Phasenwinkel bei 25 C [ ] Kompl. Schermodul bei 25 C [kPa] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Nadelpenetration bei 25 C [1/10 mm] Bild 6-4: Korrelation zwischen Nadelpenetration und dem komplexen Schermodul bzw. dem Phasenwinkel jeweils bei 25 °C Oberhalb des Gebrauchstemperaturbereichs wurden die Erweichungspunkte Ring und Kugel und, mittels DSR, die rheologischen Größen komplexer Schermodul und Phasenwinkel bestimmt. Die Straßenbaubitumen weisen im Temperaturbereich des Erweichungspunktes Ring und Kugel mit Phasenwinkeln von etwa 80 ° vorwiegend viskose und nur noch geringe elastische Verformungsanteile auf. Den daraus folgenden unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel und der Bitumensteifigkeit verdeutlicht Bild 6-5: die durch logarithmische Interpolation berechneten komplexen Schermoduln der untersuchten Straßenbaubitumen stimmen bei der Temperatur des jeweiligen Erweichungspunktes Ring und Kugel weitestgehend überein. Die vorhandene Streuung um den Mittelwert von 14,85 kPa ist angesichts der Tatsache, dass die komplexen Schermoduln in exponentiellen Zusammenhang zu der Temperatur stehen, sehr gering. Lediglich ein leichter Rückgang der komplexen Schermoduln mit abnehmender Bitumenhärte ist festzustellen. Kompl. Schermodul bei T = EPRuK [kPa] 40 20/30 35 30/45 50/70 30 70/100 160/220 25 20 15 10 5 0 Bild 6-5: Komplexe Schermoduln bei der Temperatur des Erweichungspunktes Ring und Kugel 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 52 Äquiviskositätstemperatur EG*(15 kPa)T [ C] Das Bild 6-6 veranschaulicht die deutlichen Zusammenhänge zwischen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel und dem komplexen Schermodul im gleichen Temperaturbereich. Die Gegenüberstellung des Erweichungspunktes Ring und Kugel und der Temperatur, bei der der komplexe Schermodul den Wert 15 kPa aufweist (vergleichbar mit einer Äquiviskositätstemperatur) führt bei den untersuchten Straßenbaubitumen zu einem Bestimmtheitsmaß von 0,94. Im Mittel weichen die beiden ermittelten Temperaturen bei den untersuchten Straßenbaubitumen lediglich um 1,3 °C voneinander ab, während unterschiedliche Modifizierungen zu charakteristischen Abweichungen führen können (siehe Kapitel 6.1.2). 70 20/30 R² = 0,943 30/45 60 50/70 70/100 50 160/220 PmB 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Erweichungspunkt Ring und Kugel [ C] Bild 6-6: Korrelation zwischen Erweichungspunkt Ring und Kugel und der Äquiviskositätstemperatur (= Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt) Generell ist die Bewertung der einzelnen Straßenbaubitumen über alle Temperaturbereiche konstant. Dies verdeutlicht die ungewöhnliche Gegenüberstellung der etwa bei Verarbeitungstemperatur gemessenen komplexen Viskosität, die bei reinviskosem Straßenbaubitumen (je nach Bitumenhärte etwa ab einer Temperatur von 60 °C) betragsmäßig der dynamischen Viskosität entspricht, mit dem Gebrauchstemperaturund dem Kälteverhalten. Die Zusammenhänge zwischen der komplexen Viskosität bei 120 °C und dem komplexen Schermodul bei 25 °C bzw. der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C zeigen mit Bestimmtheitsmaßen von 0,85 bzw. 0,66 direkte Zusammenhänge zwischen den Steifigkeiten bei den unterschiedlichen Temperaturen auf (Bild 6-7). Mit Plastizitätsspannen von 56,1 bis 73,3 °C bestehen zwischen den Bitumen jedoch deutliche Differenzen bezüglich der Temperaturabhängigkeit (Bild 6-8). Mit durchschnittlich 58,9 °C weisen hierbei die weichen Bitumen 160/220 deutlich geringere Plastizitätsspannen auf als die mittelharten 50/70 (im Mittel 61,6 °C) oder gar die harten 20/30 mit gemittelten 64,7 °C, da offensichtlich der versteifende Einfluss auf den Erweichungspunkt Ring und Kugel stärker ist als der versprödende Einfluss auf den Brechpunkt nach Fraaß. 10.000 Steifigkeit bei -16 °C 30/45 70/100 Steifigkeit bei 25 °C 30/45 70/700 600 500 20/30 50/70 160/220 20/30 50/70 160/220 9.000 8.000 R² = 0,6566 7.000 400 6.000 5.000 300 4.000 R² = 0,8521 200 3.000 2.000 100 1.000 0 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Komplexe Viskosität bei 120 C [Pa s] Bild 6-7: Abhängigkeit zwischen der komplexen Viskosität bei 120 °C und der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C bzw. dem komplexen Schermodul bei 25 °C 70 70 20/30 30/45 60 50/70 60 70/100 50 160/220 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 -10 -10 -20 -20 -30 -30 Bild 6-8: Brechpunkt nach Fraaß [ C] Erweichungspunkt Ring und Kugel [ C] 53 Kompl. Schermodul bei 25 C [kPa] Biegekriechsteifigkeit bei -16 C [MPa] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse Plastizitätsspanne (Erweichungspunkt und Brechpunkt nach Fraaß) der untersuchten Straßenbaubitumen 6.1.2 Einfluss der verwendeten Polymere auf die Eigenschaften der untersuchten Bitumen Das Bitumen 2.1 50/70, dass aufgrund des hohen Anteils an Aromaten und dem damit verbundenen niedrigen GAESTEL-Index zur Modifizierung mit Polymeren theoretisch gut geeignet ist (siehe Kapitel 3.1.3), wies bei der gewählten geringen Dosierung der Polymere augenscheinlich keine relevanten Probleme bei der Modifizierung auf. Da die einzelnen Messungen zudem nur geringe Streuungen aufwiesen, liegen offensichtlich homogene Mischungen vor. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 54 Das spröde Verhalten des Bitumen 2.1 50/70 führte im Kraftduktilitätsversuch bei niedrigen Temperaturen bereits bei relativ geringen Dehnungen zum Reißen des Bitumens. Erst bei einer Prüftemperatur von 15 °C war ein ausreichend duktiles Verhalten vorhanden, so dass eine aussagekräftige Auswertung der Kraft-Dehnungs-Kurve (Bild 6-9) möglich war. Die modifizierten Bitumen wurden zu Vergleichszwecken ebenfalls bei 15 °C untersucht. Eine quantitative Bewertung der Formänderungsarbeit, die nach den [TL Bitumen-StB, 2013] bei Polymermodifizierten Bitumen dieser Härte bei 5 °C anzugeben ist, ist folglich nicht möglich. Qualitativ sind aus den Funktionsverläufen in Bild 6-9 jedoch charakteristische Unterschiede abzulesen. Das Plastomer A bewirkt eine Versteifung des Bitumens, wodurch das Kraftmaximum im Bereich geringer Dehnungen um 115 % ansteigt. Nach Überschreiten des Kraftmaximums lässt die Wirkung der Polymere jedoch kontinuierlich nach. Die Plastomere B und C, deren Kraft-Dehnungs-Kurven nahezu identisch verlaufen, versteifen das Bitumen bei geringen Dehnungen nur leicht. Im Gegensatz zu Plastomer A bilden die beiden anderen Plastomere bei zunehmender Dehnung jedoch offensichtlich ein stabiles Netzwerk aus. Hierdurch nimmt die zur Verformung notwendige Kraft trotz zunehmender Streckung und damit verbundenem abnehmendem Bitumenquerschnitt nur geringfügig ab. Die beiden Elastomere A und C wirken identisch auf das Bitumen: sie versteifen das Bitumen mit einem Anstieg des Kraftmaximums um etwa 135 % deutlich und bilden offensichtlich ein Netzwerk aus, durch das die zur Deformation notwendige Kraft zwischen der Deformation von 200 bis 400 mm nur geringfügig abnimmt. Trotz identischer Zugabemenge wirkt das Elastomer B stärker als die beiden anderen Elastomere: das Kraftmaximum ist um knapp 20 % höher und die Kraft nimmt nach Überschreiten eines Minimums bei einer Dehnung von 225 mm vergleichbar mit dem Verhalten höhermodifizierter Bitumen wieder zu. 40 2.1 50/ 70 35 2.1 50/70 + Elastomer A 2.1 50/70 + Elastomer B 30 Kraft [N] 2.1 50/70 + Elastomer C 2.1 50/70 + Plastomer A 25 2.1 50/70 + Plastomer B 2.1 50/70 + Plastomer C 20 15 10 5 0 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 Dehnung [mm] Bild 6-9: Kraftduktilitätsverlauf bei 15 °C des 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren Die Untersuchungen mit dem DSR zeigen die für Polymermodifizierte Bitumen typische Reduzierung der Temperaturabhängigkeit (Bild 6-10). Die komplexen Schermo- 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 55 duln des Basisbitumens so wie der sechs unterschiedlichen Polymermodifizierten Bitumen weisen bei Temperaturen unterhalb von 10 °C nur geringe Differenzen auf. Ab einer Temperatur von 10 °C ist eine signifikante Versteifung durch die drei Elastomere und das Plastomer A festzustellen, was die Auswertung der Kraftmaxima bei 15 °C bestätigt. Mit zunehmender Erwärmung nimmt die versteifende Wirkung der Polymere bis zu einer Temperatur von 70 °C kontinuierlich zu. Ab dieser Temperatur bewirken die Elastomere A und C sowie das Plastomer A eine konstante Erhöhung des komplexen Schermoduls von etwa 100 % (Elastomer A), 140 % (Elastomer C) bzw. 70 % (Plastomer A) bezogen auf die komplexen Schermoduln des nicht modifizierten Bitumens bei jeweils identischer Temperatur. Die versteifende Wirkung des Elastomers B steigt vor allem oberhalb von 70 °C bei zunehmender Erwärmung überproportional an, sodass der gemessene komplexe Schermodul bei 150 °C den des Basisbitumens um den Faktor 12 übersteigt. Dieses Materialverhalten wird vermutlich durch eine extrem starke Netzwerkbildung der Polymere verursacht, wodurch selbst bei 150 °C kein idealviskoses Fließen des Polymermodifizierten Bitumens auftritt. Im Gegensatz dazu verhalten sich die übrigen Polymermodifizierten Bitumen bereits bei 100 °C wie Newtonsche Fluide. Die Plastomere B und C zeigen bis zu einer Temperatur von 50 °C praktisch keine versteifende Wirkung auf das Bitumen (vgl. geringen Einfluss auf die Kraftmaxima bei 15 °C). Erst bei einer weiteren Erwärmung ist eine Erhöhung der komplexen Schermoduln festzustellen. Ab einer Temperatur von 100 °C bewirkt das Plastomer B eine konstante Erhöhung des komplexen Schermoduls um etwa 80 % und das Plastomer C um etwa 50 % gegenüber dem nicht modifizierten Bitumen. 1,E+09 2.1 50/70 2.1 50/70 + Elastomer A 1,E+08 2.1 50/70 + Elastomer B 2.1 50/70 + Elastomer C 2.1 50/70 + Plastomer A 1,E+07 Kompl. Schermodul [Pa] 2.1 50/70 + Plastomer B 2.1 50/70 + Plastomer C 1,E+06 1,E+05 1,E+04 1,E+03 1,E+02 1,E+01 1,E+00 -20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Temperatur [ C] Bild 6-10: Komplexe Schermoduln in Abhängigkeit von der Temperatur des Bitumen 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 56 Die klassischen Kennwerte Nadelpenetration und Erweichungspunkt Ring und Kugel bestätigen die anhand des temperaturabhängigen komplexen Schermoduls und der Kraftduktilität beschriebenen Einflüsse der Polymere. Während die Plastomere B und C die bei 25 °C gemessene Nadeleindringtiefe lediglich um etwa 3 1/10 mm reduzieren, bewirken die übrigen Polymere mit Rückgängen von 9 bis 12 1/10 mm eine deutliche Versteifung. Der Erweichungspunkt Ring und Kugel wird dagegen durch alle Polymere deutlich erhöht. Im Fall der Plastomere beträgt der Anstieg im Mittel 5,8 °C, während der Erweichungspunkt Ring und Kugel durch den Einsatz der Elastomere um durchschnittlich 8,6 °C steigt. Den mit einem Anstieg von 9,8 °C größten Einfluss hat auch hier das Elastomer B, das auch den größten Einfluss auf die Kraftduktilität und den komplexen Schermodul zeigte. Der Anstieg des Erweichungspunktes Ring und Kugel ist bei allen Polymeren stärker als der Anstieg des komplexen Schermoduls. Die in Kapitel 6.1.1 definierte Äquiviskositätstemperatur, bei der der komplexe Schermodul den Wert 15 kPa aufweist, weicht hierdurch signifikant von der Temperatur des Erweichungspunktes Ring und Kugel ab (siehe Bild 6-7). 1,E+09 Kompl. Schermodul [Pa] 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 2.1 50/70 1,E+03 2.1 50/70 + Elastomer A 2.1 50/70 + Elastomer B 1,E+02 2.1 50/70 + Elastomer C 1,E+01 2.1 50/70 + Plastomer A 2.1 50/70 + Plastomer B 1,E+00 2.1 50/70 + Plastomer C 1,E-01 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Phasenwinkel [ ] Bild 6-11: Black-Diagramm des Bitumen 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren Im Black-Diagramm (Bild 6-11) wird unter Einbeziehung des Phasenwinkels die grundsätzlich typische, mit Ausnahme des Elastomers B jedoch relativ gering ausgeprägte Wirkung der Polymere deutlich. Das Plastomer A bewirkt die geringste auf den komplexen Schermodul bezogene Reduzierung des Phasenwinkels, die zwischen 100 Pa und 1 MPa bzw. zwischen 40 und 90 ° konstant verläuft. Die Wirkung der Plastomere B und C ist im Black-Diagramm lediglich im Bereich der Phasenwinkel von 70 bis 90 ° festzustellen. In diesem Bereich ist die Reduzierung des steifigkeitsabhängigen Phasenwinkels jedoch deutlich ausgeprägter als bei dem Plastomer A. Die Wirkung der Elastomere A und C zeigt sich bei der Darstellung im Black-Diagramm vor allem bei Phasenwinkeln von 60 bis 80 °. In diesem Bereich sind die komplexen Schermoduln trotz identischem Phasenwinkel deutlich geringer, während der übrige 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 57 Funktionsverlauf etwa dem des mit dem Plastomer A modifizierten Bitumens entspricht. Die Wirkung des Elastomers B tritt bei komplexen Schermoduln < 1 kPa sehr deutlich auf. Da das modifizierte Bitumen in diesem Fall selbst bei hohen Temperaturen und den damit verbundenen relativ geringen komplexen Schermoduln kein viskoses Fließen, sondern stark ausgeprägtes elastisches Verhalten aufweist, werden selbst geringen komplexen Schermoduln deutlich unter 1 kPa noch Phasenwinkel unter 70 ° zugeordnet. Da keines der verwendeten Polymere die Kälteeigenschaften nachteilig beeinflusst und die Plastomere geringfügig und die Elastomere stärker die Verformungsbeständigkeit bei hohen Temperaturen verbessern, vergrößern alle Zusätze die Plastizitätsspanne des Bitumens. Zudem bilden alle Polymere offensichtlich Netzwerke im Bitumen aus, die im Fall des Plastomers A schwach, im Fall des Elastomers B sehr stark und bei den übrigen Zusätzen mittelstark ausgeprägt sind. 6.1.3 Zusammenhänge zwischen den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung der untersuchten Straßenbaubitumen Der statistische Vergleich der chemischen Zusammensetzung in Bild 5-8 zeigt bezüglich der Aliphaten, Aromaten und polaren Verbindungen keine charakteristischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Bitumensorten. Die Streuungen innerhalb der Gruppen gleicher Bitumensorte weisen wesentlich größere Differenzen auf als die Mittelwerte der unterschiedlichen Bitumensorten. Aus der SARA-Analyse und dem Asphaltenstatus nach ZENKE gehen dennoch charakteristische Unterschiede zwischen harten und weichen Bitumensorten hervor. So veranschaulicht das Dreistoffdiagramm in Bild 6-12 beispielhaft, dass die weichen Bitumen 160/220 im Allgemeinen einen niedrigeren Anteil an Aliphaten und Asphaltenen haben als die harten Bitumen 20/30. Der Anteil der Aromaten ist im Gegenzug bei den Bitumen 160/220 tendenziell höher, während die polaren Verbindungen der unterschiedlichen Bitumensorten keinen charakteristischen Unterschied aufweisen. Die deutlichen Unterschiede in der Gruppe der Aliphaten und Asphaltene beruht auf dem wesentlich höheren Asphaltengehalt der härteren Bitumensorten: der gemittelte Asphaltengehalt beträgt im Fall der Bitumen 20/30 22,2 M.-% und im Fall der Bitumen 160/220 14,1 M.-%, während der Anteil der Aliphaten mit 9,1 M.-% bei den harten Bitumen 20/30 im Mittel sogar höher ausfällt als bei den weichen Bitumen 160/220 mit 11,0 M.-%. Die aufgrund der Übersichtlichkeit in Bild 6-12 nicht dargestellten Bitumensorten weisen mit abnehmender Härte einen stetig abnehmenden Asphaltengehalt auf: im Mittel beträgt der Asphaltengehalt bei dem Bitumen 30/45 21,7 M.-%, bei dem Bitumen 50/70 18,7 M.-% und bei dem Bitumen 70/100 16,8 M.-%. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 58 Raffinerie 1 (20/30) Raffinerie 2 (20/30) Raffinerie 5 (20/30) Raffinerie 6 (20/30) Raffinerie 1 (160/220) Raffinerie 2 (160/220) Raffinerie 3 (160/220) Raffinerie 4 (160/220) Raffinerie 6 (160/220) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Aliphaten + Asphaltene [M.-%] Bild 6-12: Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in Aromaten, polare Verbindungen und der Summe aus Aliphaten und Asphaltenen der Bitumen 20/30 bzw. 160/220 Bild 6-13: Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in leicht-, mittel- und schwerlösliche Asphaltene der Bitumen 20/30 bzw. 160/220 (* das auffällige Ergebnis wurde durch eine Überprüfung bestätigt) In der Gruppe der Asphaltene ist ebenfalls ein charakteristischer Trend festzustellen: harte Bitumensorten weisen im Mittel einen höheren Anteil schwerlöslicher Asphaltene und dafür einen geringeren Anteil mittel- und leichtlöslicher Asphaltene auf als weiche 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 59 Bitumensorten. Bei einem Vergleich der Bitumensorten 20/30 und 160/220 gemäß Bild 6-13 beträgt der durchschnittliche Anteil schwerlöslicher Asphaltene an der gesamten Gruppe der Asphaltene bei dem härteren Bitumen 20/30 37,5 M.-% und bei dem weicheren 160/220 18,8 M.-%. Die aus Gründen der Übersichtlichkeit in Bild 6-13 nicht abgebildeten Bitumen bestätigen den beschriebenen Trend grundsätzlich: durchschnittlich beträgt der Anteil schwer löslicher Asphaltene bei den Bitumen 30/45 31,6 M.-%, bei den Bitumen 50/70 26,3 M.-% und bei den Bitumen 70/100 18,8 M.-%. Die Siedeanalyseweist sehr deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Straßenbaubitumen auf (siehe Bild 5-9). Diese Unterschiede sind jedoch weitestgehend unabhängig von der Bitumensorte und damit von der Bitumensteifigkeit. Aus den für jede Bitumensorte gemittelten Siedetemperaturen sind keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Bitumenhärte zu ziehen (Bild 6-14). Im Mittel weisen die Bitumen 20/30, 50/70 und 70/100 das gleiche Siedeverhalten auf. Die Bitumen 30/45 und 160/220 weisen dagegen einen größeren Anteil an Molekülen auf, die bereits bei niedrigerer Temperatur sieden. Folglich kann ein Trend zu einem schnelleren Sieden bei niedrigeren Temperaturen mit abnehmender Bitumenhärte nicht festgestellt werden. 100 20/30 90 30/45 Siedeanteil [M.-%] 80 50/70 70/100 70 160/220 60 50 40 30 20 10 0 15 20 25 30 35 40 45 Zeit [min] Bild 6-14: Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumensorten Neben den zuvor geschilderten generellen Zusammenhängen zwischen der chemischen Zusammensetzung und der Bitumensorte bzw. der damit verbundenen Bitumenhärte bestehen bei den untersuchten Straßenbaubitumen direkte Zusammenhänge zwischen den einzelnen physikalischen Kennwerten und der chemischen Zusammensetzung. Vor allem die Ergebnisse der SARA-Analyse liefern Aufschlüsse über die physikalischen Eigenschaften der Bitumen. Mittels multipler linearer Regression können auf Basis der 90 untersuchten Bitumen die physikalischen Kennwerte durch die Anteile der Aliphaten, Aromaten, polaren Verbindungen und Asphaltene mit unterschiedlichen Präzisionen berechnet werden. Die nach den folgenden Gleichungen 6-1 bis 6-6 berechneten Kennwerte zur Charakterisierung des Kälteverhaltens weisen ebenso wie die Nadelpenetration relativ große Abweichungen zu den Messwerten auf. Die Bestimmtheitsmaße für die Korrelation zwischen den berechneten und den gemessenen Größen betragen lediglich 0,34 (Biegekriechsteifigkeit), 0,43 (m- 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 60 Wert), 0,42 (Brechpunkt nach Fraaß) bzw. 0,44 (Nadelpenetration). Bei Erhöhung der Temperatur nimmt die Präzision bei der Bestimmung der physikalischen Eigenschaften aufgrund der chemischen Zusammensetzung zu. So betragen die Bestimmtheitsmaße zwischen den berechneten und den gemessenen Erweichungspunkten bzw. komplexen Viskositäten bei 120 °C 0,62 bzw. 0,67. S = 816,5 - 13,6 × Al - 10,0 × Ar - 8,4 × P + 11,8 × As (Gl. 6-1) R2 = 0,34 m = -0,062 + 0,012 × Al + 0,006 × Ar + 0,007 × P - 0,006 × As (Gl. 6-2) R2 = 0,43 BP = 35,8 - 0,85 × Al - 0,67 × Ar - 0,60 × P + 0,36 × As (Gl. 6-3) R2 = 0,42 PEN = 150,3 + 2,51 × Al + 0,26 × Ar + 0,97 × P - 7,97 × As (Gl. 6-4) R2 = 0,44 EP RuK = 74,1 - 0,48 × Al - 0,53 × Ar - 0,53 × P + 1,00 × As (Gl. 6-5) R2 = 0,62 logη* (Gl. 6-6) R2 = 0,67 mit: (120 C) = 2,914 - 0,044 × Al - 0,039 × Ar - 0,042 × P + 0,025 × As S m BP PEN ER RuK logη*(120 °C) Biegekriechsteifigkeit in [MPa] m-Wert in [-] Brechpunkt nach Fraaß in [°C] Nadelpenetration bei 25 °C in [1/10 mm] Erweichungspunkt Ring und Kugel in [°C] Logarithmus der komplexen Viskosität bei 120 °C in [Pa s] Al Ar P As Anteil der Aliphaten in [M.-%] Anteil der Aromaten in [M.-%] Anteil der polaren Verbindungen in [M.-%] Anteil der Asphaltene in [M.-%] Ein höherer Asphaltengehalt wirkt sich unabhängig von der Temperatur versteifend auf das Bitumen aus (siehe Bild 6-15 bis Bild 6-18). Die Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C, der Erweichungspunkt Ring und Kugel und die komplexe Viskosität bei 120 °C steigen und die Nadelpenetration sinkt. Bei kalten Temperaturen geht zudem das Relaxationsvermögen (= m-Wert) zurück und die Sprödigkeit (= Brechpunkt nach Fraaß) steigt. Da eine Erhöhung des Asphaltengehalts eine Reduzierung des Anteils der Maltenephase zur Folge hat, folgt aus einer Reduzierung der Maltenephase eine Zunahme der Steifigkeit. Die einzelnen Bestandteile der Maltenephase, die Aliphaten, Aromaten und polaren Verbindungen, unterscheiden sich hierbei nicht signifikant in ihrem Einfluss auf die physikalischen Kennwerte. Eine weitere Aufteilung der Aromaten in Mono-, Di- und Poly-Aromaten liefert ebenso wie die zusätzliche Aufteilung der Asphaltene in die Gruppen der leicht-, mittel- und schwerlöslichen Asphaltene keine nennenswerte Verbesserung der Bestimmtheitsmaße. Trotz des in Bild 6-13 dargestellten Zusammenhangs zwischen der Bitumensorte und den unterschiedlich löslichen Asphaltenen, beeinflusst die Löslichkeit der Asphaltene die physikalischen Eigenschaften somit nicht entscheidend. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 61 Zwischen den Ergebnissen der Siedeanalyse und den physikalischen Kennwerten besteht darüber hinaus – wie aus dem in Bild 6-14 dargestellten fehlenden Zusammenhang zwischen der Bitumensorte und dem Siedeverhalten zu erwarten – kein relevanter Zusammenhang. Entsprechend den in Kapitel 3.1.2 beschriebenen auf [ZENKE, 1991] beruhenden Theorien ist der Asphaltengehalt folglich die maßgebende Größe für die Bitumensteifigkeit. Daher werden im Folgenden die Zusammenhänge zwischen den chemischen Bestandteilen und den temperaturabhängigen physikalischen Kenngrößen anhand des Asphaltengehalts der Bitumen beschrieben. Die Zusammenhänge zwischen den physikalischen Bitumeneigenschaften bei niedrigen Temperaturen und den Asphaltengehalten der einzelnen Bitumen sind relativ schwach. Die beste Korrelation weist der m-Wert auf. Wie in Bild 6-15 zu erkennen, nimmt der m-Wert mit steigendem Asphaltengehalt und damit steigender Bitumensteifigkeit ab. Entsprechend der Vorstellung des Bitumens als Kolloidsystem ist bei geringerem Asphaltengehalt eine bessere Beweglichkeit der Mizellen und damit ein besseres Relaxieren des Bitumens zu erwarten. Das Bestimmtheitsmaß von nur 0,38 bestätigt jedoch, dass die Zusammenhänge zwischen den Kälteeigenschaften der Bitumen und deren chemischer Zusammensetzung gering ist. Der ebenfalls in Bild 6-15 dargestellte Zusammenhang zwischen dem Asphaltengehalt und der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C ist mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,31 noch geringer. Der Trend zu einer höheren Steifigkeit bei steigendem Asphaltengehalt ist prinzipiell vorhanden, mathematisch aber nicht konkret zu quantifizieren. Ungewöhnlich ist in Bild 6-15 die überwiegende Position der Wertepaare der Bitumen 160/220. 1,000 100 Biegekr. 20/30 30/45 50/70 70/700 160/220 m-Wert 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 0,900 0,800 R² = 0,3107 0,700 0,600 0,500 R² = 0,3791 0,400 10 0,300 m-Wert bei -16 C [-] Biegekriechsteifigkeit bei -16 C [MPa] 1000 0,200 0,100 1 0,000 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-15: Biegekriechsteifigkeit bzw. m-Wert bei -16 °C in Abhängigkeit vom Asphaltengehalt der Bitumen Im Gebrauchstemperaturbereich werden sowohl die Steifigkeit als auch der elastische Verformungsanteil durch die Asphaltene beeinflusst. In der Anschauung des Bitumens als Kolloidsystem reduziert ein geringerer Asphaltengehalt die Steifigkeit durch einen Rückgang des Bewegungswiderstandes infolge des sinkenden Mizellenvolumens. Dazu reduziert ein geringerer Asphaltengehalt die Elastizität durch geringere innere 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 62 10.000 90 9.000 80 8.000 70 7.000 60 R² = 0,6216 6.000 50 5.000 40 4.000 3.000 2.000 1.000 Phasenwinkel 20/30 30/45 50/70 70/100 160/220 kompl. Schermodul 20/30 30/45 50/70 70/700 160/220 30 R² = 0,501 Phasenwinkel bei 25 C [ ] Kompl. Schermodul bei 25 C [kPa] Spannungen und Deformationen der Asphaltene selbst. Das Bestimmtheitsmaß zwischen dem Asphaltengehalt und dem Phasenwinkel bei 25 °C (Bild 6-16) zeigt mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,62 einen tendenziellen Zusammenhang auf, während das Bestimmtheitsmaß von 0,50 zwischen dem Asphaltengehalt und dem Logarithmus des komplexen Schermoduls einen schwächeren Trend dokumentiert. Hiermit besteht im Gebrauchstemperaturbereich eine exaktere Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und den Ergebnissen des DSR als zwischen den Ergebnissen der SARA-Analyse und der Nadelpenetration (Bestimmtheitsmaß für Gleichung 6-4: 0,44). 20 10 0 0 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-16: Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und dem komplexen Schermodul bzw. dem Phasenwinkel bei 25 °C Wie bereits zuvor in diesem Kapitel beschrieben, nimmt der Einfluss des Asphaltengehalts auf die Steifigkeit mit zunehmender Temperatur und damit verbundenem zunehmend viskosem Fließverhalten des Bitumens zu. Hier scheint sich die deutliche Einflussnahme der Kolloidstruktur und der Übergang vom Gel- (unterer Gebrauchstemperaturbereich) zum Solzustand (Verarbeitungstemperaturbereich) bemerkbar zu machen. Zwischen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel bzw. der damit bei Straßenbaubitumen korrespondierenden Äquiviskositätstemperatur (Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt; siehe Kapitel 6.1.1) und dem Asphaltengehalt bestehen daher klare Zusammenhänge. Das Bestimmtheitsmaß für eine einfache lineare Regression zwischen Asphaltengehalt und der Äquiviskositätstemperatur beträgt gemäß Bild 6-17 0,59. Bei reinviskosem Fließen ist die Steifigkeitszunahme mit zunehmendem Asphaltengehalt noch ausgeprägter. Das Bestimmtheitsmaß für den Zusammenhang zwischen dem Asphaltengehalt und dem Logarithmus der komplexen Viskosität bei 120 °C beträgt 0,66 (Bild 6-18). 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 63 70 20/30 Äquiviskositätstemperatur EG*(15 kPa)T [ C] 60 30/45 50/70 50 70/100 160/220 R² = 0,5946 40 30 20 10 0 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-17: Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der Äquiviskositätstemperatur (= Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt) Komplexe Viskosität bei 120 C [Pa s] 10 20/30 30/45 50/70 70/100 R² = 0,6554 160/220 1 0 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-18: Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der komplexen Viskosität bei 120 °C Die Temperaturabhängigkeit der untersuchten Straßenbaubitumen nimmt mit zunehmendem Asphaltengehalt tendenziell ab. Bei Untersuchungen mittels DSR verdeutlicht dies der Quotient aus den komplexen Schermoduln bei 0 und bei 60 °C, der mit zunehmendem Asphaltengehalt deutlich abnimmt. Das Bestimmtheitsmaß für den logarithmischen Zusammenhang zwischen diesen Größen beträgt 0,62 (Bild 6-19). Wie bereits bezüglich des Kälte-, Gebrauchstemperatur- und Wärmeverhaltens gezeigt, versteifen demnach die Asphaltene das Bitumen bei hohen Temperaturen maßgebend, während der Einfluss auf die Steifigkeit bei niedrigen Temperaturen gering ist. Bezüglich der konventionellen Kennwerte Erweichungspunkt Ring und Kugel ist dieser Zusammenhang jedoch minimal. Das Bestimmtheitsmaß für die Zunahme der Plastizitätsspanne bei zunehmendem Asphaltengehalt beträgt lediglich 0,15. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 64 80 80.000 50 50.000 40 40.000 30 30.000 C) 60.000 / G*(T= 60 60 C) 70.000 20 10 Plastizitätsspanne 20/30 30/45 50/70 70/700 160/220 kompl. Schermodul 20/30 30/45 50/70 70/100 G*(T=0 Plastizitätsspanne [ C] R² = 0,1532 70 20.000 R² = 0,6217 10.000 160/220 0 0 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-19: Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der Plastizitätsspanne bzw. dem Quotienten aus dem komplexen Schermodul bei 0 °C und dem komplexen Schermodul bei 60 °C 6.1.4 Unterschiede in den Bitumeneigenschaften in Abhängigkeit von der liefernden Raffinerie Mit dem DSR wurden die rheologischen Kennwerte komplexer Schermodul und Phasenwinkel bei einer Frequenz von 1,59 Hz in Abständen von jeweils 10 °C zwischen -10 und +150 °C gemessen. Eine Gegenüberstellung der beiden Kennwerte mit dem Phasenwinkel auf der Abszisse und dem komplexen Schermodul im logarithmischen Maßstab auf der Ordinate, dem sogenannten Black-Diagramm, liefert grundlegende Informationen über das rheologische Verhalten der untersuchten Bitumen. In Bild 6-20 bis Bild 6-22 sind die rheologischen Kennwerte der Bitumen 20/30, 30/45, 50/70, 70/100 und 160/220 der Raffinerien 1 und 2 (Bild 6-20), 4 und 5 (Bild 6-21) bzw. 6 und 7 (Bild 6-22) jeweils in Black-Diagrammen zusammengefasst. Da die geringe Anzahl von jeweils nur drei Proben keine aussagekräftige Analyse über mögliche Unterschiede zulässt, wurden die Bitumen der Raffinerien 3 und 8 hierbei nicht berücksichtigt. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 65 Komplexer Schermodul [Pa] 1,E+09 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 Raffinerie 1 1,E+03 Raffinerie 2 1,E+02 1,E+01 1,E+00 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 70 80 90 100 70 80 90 100 Phasenwinkel [ ] Bild 6-20: Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 1 und 2 Komplexer Schermodul [Pa] 1,E+09 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 Raffinerie 4 1,E+03 Raffinerie 5 (20/30) Raffinerie 5 (50/70 + 70/100) 1,E+02 1,E+01 1,E+00 0 10 20 30 40 50 60 Phasenwinkel [ ] Bild 6-21: Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 4 und 5 Komplexer Schermodul [Pa] 1,E+09 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 Raffinerie 6 Raffinerie 7 (50/70) 1,E+04 Raffinerie 7 (70/100) 1,E+03 1,E+02 1,E+01 1,E+00 0 10 20 30 40 50 60 Phasenwinkel [ ] Bild 6-22: Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 6 und 7 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 66 Bei sehr hoher oder sehr niedriger Bitumensteifigkeit ist das Verhältnis zwischen komplexem Schermodul und Phasenwinkel bei allen untersuchten Straßenbaubitumen nahezu identisch. Charakteristische Unterschiede sind im Black-Diagramm zwischen Phasenwinkeln von 50 bis 80 ° bzw. zwischen komplexen Schermoduln von 1 kPa bis 10 MPa festzustellen. Dieses Spektrum entspricht etwa dem Temperaturbereich von 0 bis 40 °C bei sehr weichen bzw. 20 bis 70 °C bei sehr harten Bitumen. Bei höheren Temperaturen weisen die Straßenbaubitumen idealviskoses Verhalten auf. Unterschiede können nicht ausgemacht werden, da die Phasenwinkel unabhängig von dem komplexen Schermodul konstant 90 ° betragen. Bei niedrigen Temperaturen werden zwar deutlich abweichende Phasenwinkel bei den untersuchten Straßenbaubitumen festgestellt, jedoch zeigen die Phasenwinkel bei allen Proben eine nahezu identische Abhängigkeit zu den jeweils korrespondierenden komplexen Schermoduln. Das rheologische Verhalten der Straßenbaubitumen ist folglich bei niedrigen Temperaturen identisch. Die Bitumenhärte beeinflusst nur die Temperatur, bei der das Bitumen eine bestimmte Steifigkeit aufweist. Dies zeigt für Untersuchungen mit dem BBR auch Bild 5-4, in dem der direkte Zusammenhang zwischen m-Wert und Biegekriechsteifigkeit dargestellt ist. Alle 14 Bitumen der Raffinerie 4 weisen trotz unterschiedlicher Bitumensorten (50/70, 70/100 und 160/220) keine Unterschiede im Black-Diagramm auf. Abgesehen von der Steifigkeit ist das rheologische Verhalten dieser Bitumen folglich identisch. Bei Raffinerie 7 bestehen charakteristische Unterschiede zwischen den Bitumen unterschiedlicher Sorte. Die vier Bitumen 70/100 sind untereinander nahezu identisch. Mit Phasenwinkeln über 70 ° bei einem komplexen Schermodul von 1 MPa weisen sie im Vergleich aller Straßenbaubitumen einen hohen steifigkeitsabhängigen viskosen Verformungsanteil auf. Die Bitumen 50/70 sind dagegen bei gleichem komplexem Schermodul deutlich elastischer. Untereinander weisen drei der vier Bitumen 50/70 jedoch ebenfalls ein nahezu identisches rheologisches Verhalten auf. Bei Raffinerie 5 bestehen ebenfalls charakteristische Differenzen zwischen den Bitumen unterschiedlicher Sorte. Die zwei Bitumen 20/30 weisen mit Phasenwinkeln unter 60 ° bei einem komplexen Schermodul von 1 MPa im Vergleich aller Bitumen einen sehr hohen elastischen Verformungsanteil auf. Die rheologischen Kennwerte der sechs Bitumen 50/70 und 70/100 liegen dagegen im Durchschnitt aller untersuchten Straßenbaubitumen. Mit Ausnahme eines Bitumen 50/70 zeigen die parallelen Funktionsverläufe im Black-Diagramm ein identisches rheologisches Verhalten. Die sechs Bitumen der Raffinerie 6 (20/30, 30/45, 50/70, 70/100 bzw. 160/220) weisen durchweg rheologische Unterschiede auf. Die Funktionsverläufe im Black-Diagramm zeigen keine Gemeinsamkeiten. Die Black-Diagramme der 27 bzw. 17 Bitumen der Raffinerien 1 bzw. 2 lassen deutliche Streuungen im Black-Diagramm erkennen. Auch zwischen den Bitumen gleicher Sorte sind Unterschiede im rheologischen Verhalten offensichtlich (siehe Anhang 1). Alle Bitumen sind mit Phasenwinkeln von 60 bis 70 ° bei einem komplexen Schermodul 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 67 von 1 MPa im Vergleich aller untersuchten Straßenbaubitumen unauffällig, wobei die Bitumen der Raffinerie 1 im Mittel etwas viskoser sind als die Bitumen der Raffinerie 2. 55,0 55,0 45,0 45,0 35,0 35,0 25,0 25,0 15,0 15,0 5,0 5,0 47 53 47 21 53 85 21 24 85 21 24 55 21 21 55 21 -5,0 -5,0 -15,0 -15,0 -25,0 -25,0 1Raf. 12 3Raf. 24 5Raf. 36 7Raf. 48 9Raf. 510 11Raf. 612 13Raf. 714 15Raf. 816 EP (50/70) 50,9 49,8 48,9 49,7 49,8 50,4 50,1 49,6 EP (70/100) 46,5 46,3 45,8 46,8 47,5 48,8 45,7 46,6 BP (50/70) -12,8 -11,6 -11,5 -12,1 -14,5 -9,5 -10,6 -10,5 BP (70/100) -13,1 -15,7 -11,0 -17,2 -15,8 -13,0 -10,0 -11,0 Bild 6-23: Brechpunkt nach Fraaß [ C] Erweichungspunkt Ring und Kugel [ C] Das in den Black-Diagrammen dargestellte Verhältnis zwischen komplexem Schermodul und Phasenwinkel beschreibt das grundsätzliche rheologische Verhalten der Bitumen. Für konkrete baupraktische Anwendungen ist jedoch in erster Linie die Viskosität bei der Asphaltherstellung und vor allem die Steifigkeit bzw. die Sprödigkeit im Gebrauchstemperaturbereich von Interesse. Zum Vergleich der Bitumen unterschiedlicher Raffinerien bzw. der Bitumen, die jeweils aus der gleichen Raffinerie stammen, sind dazu in Bild 6-23 die Temperaturen des Erweichungspunktes Ring und Kugel und des Brechpunktes nach Fraaß für die untersuchten Bitumen 50/70 und 70/100 dargestellt. Für jede Raffinerie sind neben den Mittelwerten die minimalen und die maximalen Temperaturen und die Anzahl der untersuchten Proben angegeben. Mittelwert, Minimum, Maximum und Anzahl der Proben der Bitumen 50/70 und 70/100 der acht Raffinerien für den Erweichungspunkt Ring und Kugel und den Brechpunkt nach Fraaß Die Mittelwerte der Erweichungspunkte Ring und Kugel liegen zwischen 48,9 °C (Raffinerie 3) und 50,9 °C (Raffinerie 1) bei den Bitumen 50/70 und bei den Bitumen 70/100 zwischen 45,7 °C (Raffinerie 7) und 48,8 °C (Raffinerie 6). Damit weisen die Mittelwerte der Erweichungspunkte Ring und Kugel der dargestellten Bitumen aller acht Raffinerien nur geringe Differenzen auf. Alle Kennwerte liegen zudem deutlich innerhalb des durch die [TL Bitumen-StB, 2013] vorgegebenen Anforderungsbereichs. Sämtliche Mittelwerte der Brechpunkte nach Fraaß erfüllen ebenfalls die Anforderungen der [TL Bitumen-StB, 2013], wobei zwei Bitumen 70/100 der Raffinerie 7 den Maximalwert von -10 °C um 2 bzw. 3 °C überschreiten. Die Brechpunkte der verschiedenen Raffinerien zeigen mit gemittelten -9,5 bis -14,5 °C (Bitumen 50/70) bzw. -10,0 bis -17,2 °C 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 68 (Bitumen 70/100) wesentlich größere Unterschiede als die Erweichungspunkte Ring und Kugel. An den Bitumen gleicher Raffinerie wurden unterschiedlich stark ausgeprägte Differenzen festgestellt. Hierbei sind die Differenzen der Erweichungspunkte Ring und Kugel mit wenigen Ausnahmen gering, während die Brechpunkte nach Fraaß bei Bitumen gleicher Sorte und Raffinerie in einigen Fällen deutliche Abweichungen von maximal 10 °C aufweisen. Bei den Bitumen 50/70 bzw. 70/100 der Raffinerie 4 sind die Unterschiede der Erweichungspunkte Ring und Kugel mit 2,4 bzw. 3,2 °C und vor allem der Brechpunkte nach Fraaß mit 6,0 bzw. 10,0 °C relativ groß. Trotz des aus dem Black-Diagramm hervorgehenden identischen rheologischen Verhaltens weisen die Bitumen somit unterschiedliche Steifigkeiten auf. Vergleichbares gilt für die Bitumen der Raffinerien 5 und 7. Im Fall der Raffinerie 5 beträgt die maximale Differenz der Erweichungspunkte Ring und Kugel bei den Bitumen 70/100 trotz geringer Unterschiede im Black-Diagramm sogar 4,4 °C. Bitumen gleicher Sorte der Raffinerien 1 und 2, von denen die meisten Proben vorliegen, weisen im Gegensatz zu den Bitumen der Raffinerien 4, 5 und 7 trotz deutlicher Unterschiede in den Black-Diagrammen mit Abweichungen von 0,3 bis 1,7 °C nur geringe Abweichungen bei den Erweichungspunkten Ring und Kugel auf. Die Brechpunkte dieser Bitumen weisen mit Streuungen von 4 bis 8 °C jedoch deutliche Differenzen auf. 100 Raffinerie 1, Bitumen 50/70 90 Raffinerie 2, Bitumen 50/70 Raffinerie 3, Bitumen 50/70 80 Raffinerie 4, Bitumen 50/70 Siedeanteil [M.-%] Raffinerie 5, Bitumen 50/70 70 Raffinerie 6, Bitumen 50/70 Raffinerie 7, Bitumen 50/70 60 Raffinerie 8, Bitumen 50/70 50 40 30 20 10 0 15 20 25 30 35 40 45 Zeit [min] Bild 6-24: Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumen 50/70 der verschiedenen Raffinerien Charakteristische Zusammenhänge zwischen der Bitumensteifigkeit und dem Siedeverhalten der Bitumen existieren gemäß Kapitel 6.1.3 nicht. So bestehen weitaus größere Differenzen im Siedeverhalten der Bitumen 50/70 unterschiedlicher Raffinerien als sie zwischen den unterschiedlichen Bitumensorten festgestellt werden (vgl. Bild 6-14 und Bild 6-24). Die Bitumen 50/70 der Raffinerien 2 und 7 verdeutlichen die fehlenden Zusammenhänge zwischen Bitumensteifigkeit und dem Siedeverhalten auch für Bitumen gleicher Sorte: trotz der mit einer Differenz von 0,3 °C nahezu identischen Erweichungspunkte Ring und Kugel weisen die Bitumen der Raffinerie 2 die größten 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 69 und die Bitumen der Raffinerie 7 die geringsten Anteile leichtsiedender Kohlenwasserstoffe auf. Direkte Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der Siedeanalyse und dem in Form des Black-Diagramms beschriebenen rheologischen Verhaltens bestehen ebenfalls nicht. Die Korrelationen zwischen den steifigkeitsabhängigen Phasenwinkeln bei einem komplexen Schermodul von 1 MPa (charakteristischer Bereich im Black-Diagramm) und dem Siedeanteil nach 32 Minuten der Gaschromatographie liefern mit Bestimmtheitsmaße kleiner 0,1 weder für die einzelnen Bitumensorten noch für die Bitumen einer Raffinerie einen Zusammenhang. Dennoch können in vielen Fällen Zusammenhänge bezüglich der Streuungen des rheologischen Verhaltens und des Siedeverhaltens festgestellt werden. Am Beispiel der Bitumen 50/70 der Raffinerien 2 und 7 ist in Bild 6-25 dargestellt, dass Bitumen mit abweichenden Funktionsverläufen im Black-Diagramm deutliche Streuungen im Siedeverhalten aufweisen (Raffinerie 2), während sowohl das Siedeverhalten als auch die Funktionsverläufe im Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerie 7 nur geringe Abweichungen zeigen. Diese Unterscheidung trifft in vielen Fällen auf die Streuungen zu, kann aber nicht auf die Kennwerte der einzelnen Bitumen übertragen werden. 100 Raffinerie 2, Bitumen 50/70 90 Raffinerie 7, Bitumen 50/70 Siedeanteil [M.-%] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 15 20 25 30 35 40 45 Zeit [min] Bild 6-25: Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumen 50/70 der Raffinerien 1 und 7 sowie deren die Varianten mit den leichtest siedenden bzw. am schwersten siedenden Anteilen Aus dem klassischen Dreistoffdiagramm zur Darstellung der Ergebnisse der SARAAnalyse geht eine starke Streuung der Bitumen 50/70 der Raffinerie 1 hervor (Bild 6-26). Zwei dieser Proben weisen mit 43,5 bzw. 50,0 M.-% außergewöhnlich hohe Anteile polarer Verbindungen und mit 30,6 bzw. 23,5 M.-% im Gegenzug einen sehr geringen Anteil an Aromaten auf. Die anderen Bitumen 50/70 der Raffinerie 1 liegen dagegen im Spektrum aller Bitumen 50/70, deren polare Verbindungen zwischen 21,9 und 33,5 M.-% und Aromatenanteile zwischen 38,6 und 50,5 M.-% betragen. Die Bitumen der übrigen Raffinerien weisen im Dreistoffdiagramm keine auffälligen Streuungen auf. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 70 Eine separate Analyse der Asphaltengehalte, die im Dreistoffdiagramm nicht einzeln betrachtet werden, ist in Bild 6-27 dargestellt. Abgebildet sind die Mittelwerte je Raffinerie, die Minima und die Maxima sowie die Anzahl der Proben der Bitumen 50/70 und 70/100. Raffinerie 1 (50/70) Raffinerie 2 (50/70) Raffinerie 3 (50/70) Raffinerie 4 (50/70) Raffinerie 5 (50/70) Raffinerie 6 (50/70) Raffinerie 7 (50/70) Raffinerie 8 (50/70) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Aliphaten + Asphaltene [M.-%] Bild 6-26: Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in Aromaten, polare Verbindungen und der Summe aus Aliphaten und Asphaltenen der Bitumen 50/70 Anteil der Asphaltene [M.-%] 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 4 7 0,0 Raffinerie 1 50/70 19,3 70/100 17,4 Bild 6-27: 5 3 2 1 8 5 2 4 2 1 5 5 2 1 Raffinerie 2 21,2 19,7 Raffinerie 3 17,4 15,8 Raffinerie 4 18,7 16,9 Raffinerie 5 17,2 17,0 Raffinerie 6 18,4 16,5 Raffinerie 7 17,9 14,3 Raffinerie 8 15,6 14,8 Mittelwert, Minimum, Maximum und Anzahl der Proben der Bitumen 50/70 und 70/100 der acht Raffinerien für den Asphaltengehalt 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 71 Trotz identischer Bitumensorte weisen die Asphaltengehalte der verschiedenen Raffinerien deutliche Unterschiede auf. Die Bitumen der Raffinerie 2 haben mit durchschnittlich 21,2 (50/70) bzw. 19,7 M.-% (70/100) die höchsten Asphaltengehalte. Demgegenüber haben im Mittel die Bitumen 50/70 der Raffinerie 6 mit 15,8 M.-% und die Bitumen 70/100 der Raffinerie 5 mit 14,3 M.-% die geringsten Asphaltengehalte. Vergleichsweise große Streuungen des Asphaltengehalts sind bei den Bitumen der Raffinerie 7 festzustellen. Die Differenz zwischen minimalem und maximalem Messwert beträgt bei den Bitumen 50/70 7,8 M.-% und bei den Bitumen 70/100 4,8 M.-%. Im Fall der Bitumen 50/70 wird die extreme Streuung jedoch durch eine Bitumenprobe verursacht, die mit einem Asphaltengehalt von 13,0 M.-% den Mittelwert der übrigen Proben dieser Raffinerie um 6,1 M.-% unterschreitet. Die Bitumen 50/70 und 70/100 der anderen Raffinerien weisen relativ konstante Asphaltengehalte auf. Im Mittel beträgt die Differenz zwischen Minimum und Maximum lediglich 2,1 M.-%. Eine weitere Trennung der Asphaltene in deren leicht-, mittel- und schwerlösliche Anteile, also dem Asphaltenstatus nach ZENKE, ist für die Bitumen 50/70 in Bild 6-28 dargestellt. Bei allen Raffinerien ist, mit Ausnahme von Raffinerie 7, eine recht hohe Schwankung in der Verteilung der Asphaltene zu erkennen. Raffinerie 1 (50/70) Raffinerie 2 (50/70) Raffinerie 3 (50/70) Raffinerie 4 (50/70) Raffinerie 5 (50/70) Raffinerie 6 (50/70) Raffinerie 7 (50/70) Raffinerie 8 (50/70) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Mittellösliche Asphaltene [M.-%] Bild 6-28: Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in leicht-, mittel- und schwerlösliche Asphaltene der Bitumen 50/70 6.1.5 Alterungsverhalten der untersuchten Straßenbaubitumen Der Einfluss der Kurzzeitalterung wurde mit dem RTFOT-Verfahren untersucht, das durch hohe Temperaturen und die Zufuhr von Sauerstoff auf einen dünnen Bitumenfilm die thermisch-oxidativen Prozesse im Bitumen anregt. Die Massenänderungen der Bi- 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 72 Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel nach RTFOT-Alterung [ C] tumen, die vor allem durch die Aufnahme von Sauerstoff oder durch Destillationsprozesse leichterer Bestandteile verursacht werden können, entsprachen weitestgehend den Anforderungen der [TL Bitumen-StB 07, 2013] und waren damit unauffällig. Zusammenhänge zwischen dem Siedeverhalten und der Masseänderung bzw. der Steifigkeitszunahme konnten nicht festgestellt werden. Die Änderungen der physikalischen Kennwerte der Nadelpenetration und des Erweichungspunktes Ring und Kugel, an die in den [TL Bitumen-StB 07, 2013] Grenzwerte festgelegt sind, entsprechen ebenfalls mit einer Ausnahme diesen Anforderungen. Die durch die RTFOT-Alterung verursachten Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel fällt bei höheren Asphaltengehalten tendenziell etwas stärker aus, wobei dieser Zusammenhang mit einem Bestimmtheitsmaß von 0,25 sehr schwach ist (Bild 6-29). Zudem wird diese Tendenz vor allem durch die größere Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel härterer Bitumen verursacht. 10,0 20/30 9,0 30/45 50/70 8,0 70/700 7,0 160/220 R² = 0,2457 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 0 5 10 15 20 25 30 Asphaltengehalt [M.-%] Bild 6-29: Asphaltengehalt der Frischbitumen in Abhängigkeit von der Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel durch die RTFOT-Alterung Komplexer Schermodul [Pa] 1,E+09 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 Raffinerie 1 (frisch) 1,E+03 Raffinerie 1 (nach RTFOT-Alterung) 1,E+02 1,E+01 1,E+00 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Phasenwinkel [ ] Bild 6-30: Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerie 1 im frischen und gealterten (RTFOT) Zustand 100 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 73 Neben der Steifigkeitszunahme bewirkt die RTFOT-Alterung eine grundsätzliche Änderung der Bitumenrheologie. Das Verhältnis zwischen komplexem Schermodul und Phasenwinkel wird deutlich beeinflusst. Bei gleicher Bitumensteifigkeit ist der elastische Verformungsanteil nach der Alterung größer. Die auf den komplexen Schermodul von 1 MPa bezogenen Phasenwinkel gehen weitestgehend unabhängig von der Bitumensteifigkeit und -provenienz im Mittel um etwa 8 ° zurück (Bild 6-30 und Bild 6-31). Inwieweit dies durch vorangegangene thermische Prozesse, wie beispielsweise durch das Anblasen der Bitumen, beeinflusst wurde, ist im Rahmen dieses Forschungsprojektes nicht untersucht worden. Komplexer Schermodul [Pa] 1,E+09 1,E+08 1,E+07 1,E+06 1,E+05 1,E+04 Raffinerie 2 (frisch) 1,E+03 Raffinerie 2 (nach RTFOT-Alterung) 1,E+02 1,E+01 1,E+00 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Phasenwinkel [ ] Bild 6-31: 6.2 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerie 1 im frischen und gealterten (RTFOT) Zustand Haftverhalten 6.1.1 Rolling-Bottle-Test In Bild 6-34 sind die Umhüllungsgrade nach 6, 24 und 48 h für die einzelnen Gesteine und Bitumensorten vergleichend dargestellt. Die größte Abnahme des Umhüllungsgrades ist beim Rhyolith, Diabas und Basalt zwischen der Ablesung nach 6 h und 24 h festzustellen. Bei der Grauwacke trat bei der Hälfte der untersuchten Proben die größte Veränderung nach 48 h auf. Für die weitere Analyse der Zusammenhänge wird dennoch der Wert nach 24 h herangezogen, da dieser in der Praxis nach dem ARS 11/2012 bei Erstprüfungen mit angegeben werden muss. Generell ist festzustellen, dass die ermittelten Umhüllungsgrade bei vielen (30 von 48 entspricht 63 %) BitumenGesteins-Kombinationen nach 24 h unter 60 % liegen. Auch beim als haftunkritisch bekannten Diabas, welcher in der Praxis vielfach ein gutes Haftverhalten aufzeigte, ist dies festzustellen. Die im Labor geschätzten Umhüllungsgrade wurden aus diesem Grund zusätzlich durch eine fotooptische Auswertung überprüft. Fotooptische Aufnahmen wurden mit Hilfe des Bildverarbeitungstools „Image Processing Toolbox“ des Programms MATLAB® ausgewertet. Mit diesem Programm werden sogenannte „ClusterBilder“ erzeugt und der Gesteinskörnung, dem Bitumen und dem Hintergrund verschie- 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 74 denen Farbgruppen zugeteilt und der Anteil der einzelnen Farbgruppen durch das Programm ermittelt. In Bild 6-32 sind die Originalaufnahme (links) und das zugehörige Cluster-Bild (rechts) dargestellt. Bild 6-32: Original-Bild rechts, „Cluster-Bild“ links - Grauwacke nach 24 h mit 6.R1 30/45 [Böhler, 2014] Der Umhüllungsgrad berechnet sich wie folgt: Umhüllungsgrad = Farbgruppe der Gesteinskörnung [Pixel] Farbgruppe des verbliebenen Bitumens [Pixel] Die Abweichungen zwischen der unabhängigen Bestimmung des Umhüllungsgrades mit MATLAB® und der visuellen Schätzung beträgt 0 bis maximal 10 %. In Bild 6-33 sind die beiden Umhüllungsgrade gegenübergestellt. Hierbei bestätigen sich die visuellen Auswerteergebnisse. 100 Umhüllungsgrad [%] Schätzung 90 80 70 60 y = 1,0612x - 3,217 R² = 0,9391 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Umhüllungsgrad [%] ermittelt mit MATLAB® Bild 6-33: Korrelation der Mittelwerte der Ergebnisse der visuellen Schätzung und der Mittelwerte der Ergebnisse von MATLAB [Böhler, 2014] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 75 Bestätigung finden die Ergebnisse zusätzlich im Forschungsprojekt FE 07.0209/ 2005/EGB [RENKEN et al., 2008], bei dem an verschiedenen Bitumen-Gesteins-Kombinationen (Basalt, Granit und Taunusquarzit mit drei verschiedenen Bitumen der Sorte 50/70) Umhüllungsgrade nach 24 h unter 60 % festgestellt wurden. Umhüllungsgrade ≥ 75 % wurden beim unmodifizierten Bitumen nur beim Kalkstein ermittelt. Auch [SCHMIDT, 2014] merkt an, dass der Anforderungswert von 60 % nach 24 h auch bei basischen Gesteinen mit einem bekanntermaßen guten Adhäsionsverhalten unterschritten wird. Beim Rhyolith kommt es in vielen Fällen zu Verklumpungen der bitumenumhüllten Gesteinskörnungen, so dass die Ergebnisse nicht berücksichtigt werden können. Bei den anderen Gesteinen sind Verklumpungen bei den weicheren Bitumensorten 70/100 und 160/220 festzustellen. 100 90 80 Umhüllungsgrad [%] 70 60 50 nach 6 h nach 24 h 40 nach 48 h 30 20 10 0 20/30 3 30/45 2 50/70 1 70/100 160/220 20/30 1 3 1 Rhyolith Bild 6-34: 30/45 2 50/70 160/220 20/30 6 3 3 Diabas 30/45 2 50/70 160/220 20/30 6 2 3 Grauwacke 30/45 50/70 70/100 2 6 2 Basalt Umhüllungsgrade in Abhängigkeit von der Rolldauer und dem Gestein In Bild 6-35 sind die Umhüllungsgrade nach 24 h im Vergleich zu der Porosität der Gesteine dargestellt. Das dichteste Gestein (Rhyolith) weist die geringsten Umhüllungsgerade auf. Diabas, Grauwacke und Basalt haben Umhüllungsgrade auf vergleichbarem Niveau trotz eines Unterschiedes in der Porosität von bis zu 1,4 %. Innerhalb der Gesteinsarten kommt es in Abhängigkeit von Bitumensorte und -provenienz zu Umhüllungsgraddifferenzen nach 24 h Rolldauer von ca. 30 % (Basalt) bis zu 55 % (Grauwacke). Beim Rhyolith könnte die Differenz von nur 25 % auch auf die geringere Anzahl zu verwertender Ergebnisse zurückgeführt werden. In Bild 6-36 sind die Umhüllungsgrade dem Quarzanteil des jeweiligen Gesteins gegenübergestellt. Die Grauwacke besitzt trotz hohen Quarzanteils ein unerwartet gutes Haftverhalten im Vergleich zu den anderen Gesteinen. Dies könnte auf die vergleichsweise höhere Porosität des Gesteins zurückgeführt werden. Die Porosität begünstigt die Verzahnung von Bitumen und Gestein. Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 76 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Porosität [%] Umhüllungsgrad nach 24 h [%] Bild 6-35: Umhüllungsgrade nach 24 h im Vergleich zur Porosität der Gesteine 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Quarzanteil [%] Bild 6-36: Rhyolith + 20/30 Rhyolith + 30/45 Rhyolith + 50/70 Rhyolith + 70/100 Rhyolith + 160/220 Diabas + 20/30 Diabas + 30/45 Diabas + 50/70 Diabas + 160/220 Grauwacke + 20/30 Grauwacke + 30/45 Grauwacke + 50/70 Grauwacke + 160/220 Basalt + 20/30 Basalt + 30/45 Basalt + 50/70 Basalt + 70/100 Rhyolith + 20/30 Rhyolith + 30/45 Rhyolith + 50/70 Rhyolith + 70/100 Rhyolith + 160/220 Diabas + 20/30 Diabas + 30/45 Diabas + 50/70 Diabas + 160/220 Grauwacke + 20/30 Grauwacke + 30/45 Grauwacke + 50/70 Grauwacke + 160/220 Basalt + 20/30 Basalt + 30/45 Basalt + 50/70 Basalt + 70/100 Umhüllungsgrade nach 24 h im Vergleich zum Quarzanteil der Gesteine Zwischen dem Umhüllungsgrad nach 24 h und den in diesem Projekt bestimmten physikalischen bzw. chemischen Eigenschaften des Bitumens konnten keine brauchbaren Zusammenhänge festgestellt werden. Dies gilt analog auch für die Umhüllungsgrade nach 6 und 48 h. Exemplarisch zeigen dies Bild 6-37 bis Bild 6-40. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 77 90 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 80 y = 0,1048x + 51,748 R² = 0,1078 70 60 y = -0,0824x + 62,767 R² = 0,0191 50 Rhyolith Diabas 40 Grauwacke 30 y = -0,1336x + 58,318 R² = 0,3618 y = 0,0489x + 32,979 R² = 0,0628 Basalt 20 10 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Nadelpenetration [1/10 mm] Bild 6-37: Zusammenhang zwischen der Nadelpenetration und dem Umhüllungsgrad nach 24 h 90 y = 0,0000x + 57,9211 R² = 0,0001 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 80 y = 7E-07x + 55,733 R² = 0,0326 y = 3E-06x + 39,438 R² = 0,4486 70 60 50 Rhyolith Diabas 40 Grauwacke 30 Basalt y = 3E-07x + 34,344 R² = 0,0082 20 10 0 0,E+00 2,E+06 4,E+06 6,E+06 8,E+06 1,E+07 1,E+07 Komplexer Schermodul G* bei 20 C [Pa] Bild 6-38: Zusammenhang zwischen dem komplexen Schermodul bei 20 °C und dem Umhüllungsgrad nach 24 h 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 78 90 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 80 y = 0,1478x + 54,191 R² = 0,0105 70 60 y = -0,3577x + 69,054 R² = 0,032 50 Rhyolith y = -0,1383x + 53,771 R² = 0,0134 40 30 Diabas Grauwacke Basalt y = 0,194x + 29,024 R² = 0,0287 20 10 0 20 25 30 35 40 45 50 55 Anteil an polaren Verbindungen [M.-%] Bild 6-39: Zusammenhang zwischen dem Anteil der polaren Verbindungen und dem Umhüllungsgrad nach 24 h 90 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 80 70 y = -0,3172x + 64,588 R² = 0,0056 60 y = 1,5699x + 17,607 R² = 0,2381 y = -1,1196x + 82,04 R² = 0,1273 50 Rhyolith Diabas 40 Grauwacke y = -0,0749x + 37,202 R² = 0,0013 30 Basalt 20 10 0 10 15 20 25 30 Anteil an Asphaltenen [M.-%] Bild 6-40: Zusammenhang zwischen dem Anteil der Asphaltene und dem Umhüllungsgrad nach 24 h Die Zusammenhänge zwischen der chemischen Zusammensetzung des Bitumens und dem Umhüllungsgrad nach 24 h können auch durch eine Multiple-Lineare-Regression, bei der die Viskosität der verschiedenen Bitumen durch den komplexen Schermodul bei 20 °C berücksichtigt wird, nicht verbessert werden. In Bild 6-41 ist der Unterschied zwischen den berechneten und den im Labor bestimmten Werten - für die einzelnen Gesteine getrennt betrachtet - exemplarisch für den Anteil der Polaren Verbindungen im Bitumen dargestellt. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 79 90 80 y=x R² = 0,0354 y = x - 3E-12 R² = 0,038 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] 70 y = x + 3E-13 R² = 0,4677 60 50 Rhyolith Diabas 40 Grauwacke Basalt 30 y=x R² = 0,0304 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Berechneter Umhüllungsgrad nach 24 h [%] unter Einbeziehung der Viskosität und den polaren Anteilen des Bitumens für die verschiedenen Gesteine seperat betrachtet* Bild 6-41: Zusammenhang zwischen dem Umhüllungsgrad und dem Anteil der polaren Verbindungen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Viskosität der Bitumen *Die Gleichungen, die der Berechnung zugrunde liegen, sind dem Text zu entnehmen. Die Bild 6-41 zugrunde liegenden Gleichungen lauten wie folgt: Rhyolith: Diabas: Grauwacke: Basalt: Mit U = 0,18 x P + 1,22 x 10-7 x G* + 28,92 U = -0,17 x P + 2,52 x 10-6 x G* + 44,73 U = -0,42 x P + 4,01 x 10-7 x G* + 69,20 U = 0,08 x P + 6,42 x 10-7 x G* + 53,50 (Gl. 6-7) (Gl. 6-8) (Gl. 6-9) (Gl. 6-10) R² = 0,03 R² = 0,47 R² = 0,04 R² = 0,04 U = Umhüllungsgrad nach 24 h [%]; P = Anteil der polaren Verbindungen [M.-%] G* = Komplexer Schermodul bei 20 °C [Pa] Zur abschließenden Überprüfung wurden alle in diesem Projekt ermittelten chemischen Kennwerte des Bitumens, der komplexe Schermodul und die Gesteinseigenschaften bei der Multiplen-Linearen-Regression berücksichtigt. Der Umhüllungsgrad berechnet sich demnach wie folgt: U = 1,39 x 10-6 G* + 72,88 x As + 72,76 x P + 72,00 x Ar + 74,87 x Al – 3,28 x Pa + 11,36 x Po + 0,02 x Q – 7233,58 (Gl. 6-11) R² = 0,52 Mit U = Umhüllungsgrad nach 24 h [%]; G* = Komplexer Schermodul bei 20 °C [Pa] As = Anteil der Asphaltene [M.-%], P = Anteil der polaren Verbindungen [M.-%] Ar = Anteil der Aromaten [M.-%], Al = Anteil der Aliphaten [M.-%] Pa = Anteil der Paraffine [M.-%], Po = Porosität der Gesteine [%] Q = Quarzanteil [M.-%] Die Gleichung entspricht den Angaben in der Literatur dahingehend, dass Bitumen mit einer höheren Viskosität, d.h. höherem komplexen Schermodul, ein besseres Adhäsionsverhalten besitzen, da dieser Wert mit einem positiven Vorfaktor eingeht und der 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 80 Umhüllungsgrad mit einem höheren komplexen Schermodul ansteigt. Gleiches gilt für die Porosität der Gesteine. Eine höhere Porosität führt zu einem höheren Umhüllungsgrad. Aufgrund dessen, dass die Stoffgruppen im Bitumen mit ähnlichen Vorfaktoren in der Gleichung berücksichtigt werden, könnte davon ausgegangen werden, dass sie für die Multiple-Lineare-Regression nicht von Bedeutung sind, werden sie weggelassen, verringert sich das Bestimmtheitsmaß jedoch auf 0,36. Ein höherer Paraffingehalt wirkt sich wie erwartet negativ auf den Umhüllungsgrad aus. 6.1.2 Schüttelabriebversuch In Bild 6-42 und Bild 6-43 sind die Abhängigkeiten zwischen den Ergebnissen der Schüttelabriebversuche und den Porositäten bzw. den Quarzanteilen der Gesteine dargestellt. Bei diesem Prüfverfahren ist der Einfluss der beiden Gesteinseigenschaften gering. In Abhängigkeit vom Bitumen ergeben sich Unterschiede im Abrieb von 56 % beim Rhyolith, 57 % beim Diabas, 70 % bei der Grauwacke und 74 % beim Basalt. 90 80 Abrieb [%] 70 60 50 40 30 20 10 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Porosität [%] Bild 6-42: Abrieb im Vergleich zur Porosität der Gesteine 90 80 Abrieb [%] 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 Quarzanteil [%] Bild 6-43: Rhyolith + 20/30 Rhyolith + 30/45 Rhyolith + 50/70 Rhyolith + 70/100 Rhyolith + 160/220 Diabas + 20/30 Diabas + 30/45 Diabas + 50/70 Diabas + 70/100 Diabas + 160/220 Grauwacke + 20/30 Grauwacke 30/45 Grauwacke + 50/70 Grauwacke + 70/100 Grauwacke + 160/220 Basalt + 20/30 Basalt + 30/45 Basalt + 50/70 Basalt + 70/100 Basalt + 160/220 Abrieb im Vergleich zum Quarzanteil der Gesteine 60 70 Rhyolith + 20/30 Rhyolith + 30/45 Rhyolith + 50/70 Rhyolith + 70/100 Rhyolith + 160/220 Diabas + 20/30 Diabas + 30/45 Diabas + 50/70 Diabas + 70/100 Diabas + 160/220 Grauwacke + 20/30 Grauwacke 30/45 Grauwacke + 50/70 Grauwacke + 70/100 Grauwacke + 160/220 Basalt + 20/30 Basalt + 30/45 Basalt + 50/70 Basalt + 70/100 Basalt + 160/220 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 81 In Bild 6-44 sind die Abriebergebnisse aller Bitumen und Gesteine vergleichend dargestellt. Dabei zeigt sich, dass die Ergebnisse von der Härte des Bitumens abhängig sind. Der Abrieb ist bei den weichen Bitumen geringer als bei harten Bitumen. Als Ergebnis der Literaturrecherche wurde festgehalten, dass viskosere Bitumen sich schwerer von Wasser verdrängen lassen. Dies kann mit den hier vorliegenden Ergebnissen nicht bestätigt werden. Möglicherweise werden die im Schüttelabriebversuch auftretenden mechanischen Kräfte von weicheren Bindemitteln gedämpft. 80 70 60 Abrieb [%] 50 40 30 20 10 0 2.1 20/30 2.2 20/30 2.R1 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 Rhyolith Bild 6-44: 1.2 50/70 Diabas 2.1 50/70 2.2 50/70 Grauwacke 2.1 70/100 5.1 70/100 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 160/220 Basalt Vergleichende Darstellung der Abriebergebnisse aller Bitumen und Gesteine Der Einfluss der Härte des Bitumens wird auch durch den Zusammenhang zwischen dem Abrieb und den physikalischen Eigenschaften wie dem Erweichungspunkt Ring und Kugel, der Nadelpenetration, dem komplexen Schermodul und dem Phasenwinkel ersichtlich. Exemplarisch ist dies Bild 6-45 und Bild 6-46 zu entnehmen. 90 80 70 y = 2,9987x - 111,8 R² = 0,9037 Abrieb [%] 60 y = 2,72x - 101,14 R² = 0,8582 50 40 y = 2,8689x - 107,47 R² = 0,9239 30 y = 3,5962x - 141,72 R² = 0,9296 Rhyolith Diabas Grauwacke Basalt 20 10 0 35 40 45 50 55 60 65 Erweichungspunkt Ring und Kugel [ C] Bild 6-45: Zusammenhang zwischen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel und dem Abrieb 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 82 90 y = 9E-06x + 7,3899 R² = 0,8077 80 y = 8E-06x + 11,124 R² = 0,8808 70 Abrieb [%] 60 50 40 y = 7E-06x + 11,431 R² = 0,8067 30 y = 7E-06x + 11,941 R² = 0,725 Rhyolith Diabas Grauwacke Basalt 20 10 0 0,E+00 2,E+06 4,E+06 6,E+06 8,E+06 1,E+07 Komplexer Schermodul G* bei 20 C [Pa] Bild 6-46: Zusammenhang zwischen dem komplexen Schermodul bei 20 °C und dem Abrieb Hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung kann ein tendenzieller Zusammenhang zwischen dem Asphaltengehalt und dem Abrieb festgestellt werden (Bild 6-47). Dies bestätigt erneut den Einfluss der Bitumenhärte, da der Asphaltengehalt grundsätzlich auch die Härte des Bitumens bestimmt. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der weiteren, in diesem Projekt ermittelten chemischen Zusammensetzung der Bitumen und den Ergebnissen des Schüttelabriebversuches konnte nicht festgestellt werden. 90 y = 5,0838x - 65,391 R² = 0,6414 80 y = 4,3052x - 49,478 R² = 0,6431 70 Abrieb [%] 60 50 Rhyolith Diabas 40 y = 4,3484x - 52,407 R² = 0,7329 30 y = 3,8595x - 43,693 R² = 0,5966 20 10 0 10 15 20 25 Anteil an Asphaltenen [M.-%] Bild 6-47: Zusammenhang zwischen dem Anteil der Asphaltene und dem Abrieb 30 Grauwacke Basalt 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 83 Der Abrieb berechnet sich unter Berücksichtigung des komplexen Schermoduls, der chemischen Zusammensetzung und den Gesteinseigenschaften, Porosität und Quarzanteil, nach der Multiplen-Linearen-Regression wie folgt: = 5,57 x 10-6 G* - 6,02 x As – 7,10 x P – 7,34 x Ar – 7,63 x Al – 10,86 x Pa + 0,96 x Po + 0,02 x Q + 729,40 (Gl. 6-12) R² = 0,87 A Mit A = Abrieb [%]; As = Anteil der Asphaltene [M.-%], Ar = Anteil der Aromaten [M.-%], Pa = Anteil der Paraffine [M.-%], Q = Quarzanteil [M.-%] G* = Komplexer Schermodul bei 20 °C [Pa] P = Anteil der polaren Verbindungen [M.-%] Al = Anteil der Aliphaten [M.-%] Po = Porosität der Gesteine [%] Das Bestimmtheitsmaß beträgt 0,87. Somit ist ein Zusammenhang zwischen den Kennwerten und den Ergebnissen der Schüttelabriebprüfung gegeben. Einen großen Einfluss hat der komplexe Schermodul, wird nur der komplexe Schermodul mit den Abriebergebnissen unabhängig von der Gesteinsart betrachtet, ergibt sich bereits ein Bestimmtheitsmaß von 0,79 (Bild 6-48), dieses kann durch die weiteren Kennwerte verbessert werden. Entsprechend den Aussagen der Literaturrecherche verringert sich der Abrieb bei zunehmendem Anteil der polaren Verbindungen und der Aromaten, jedoch entgegen den bisherigen Erkenntnissen verringert sich der Abrieb mit zunehmenden Anteil an Paraffinen. 90 80 y = 8E-06x + 10,242 R² = 0,7928 70 Abrieb [%] 60 50 40 30 20 10 0 0,E+00 1,E+06 2,E+06 3,E+06 4,E+06 5,E+06 6,E+06 7,E+06 8,E+06 9,E+06 Komplexer Schermodul bei 20 C [Pa] Bild 6-48: Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der Schüttelabriebprüfung und dem komplexen Schermodul bei 20 °C 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 84 6.1.3 Bestimmung der Wasserempfindlichkeit In Bild 6-49 sind die ITSR-Werte der ausgewählten Bitumen mit den Gesteinen Rhyolith und Basalt vergleichend dargestellt. 140 120 ITSR [%] 100 80 60 40 20 0 1.4 20/30 2.1 20/30 2.2 20/30 1.2 30/45 2.R1 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 Rhyolith Bild 6-49: Basalt Vergleichende Darstellung der ITSR-Werte aller Bitumen mit Rhyolith und Basalt Die Asphaltgemische mit Basalt zeigen eine etwas geringere Wasserempfindlichkeit als die mit Rhyolith. Auffällig ist hier das Ergebnis der Variante Rhyolith mit 5.1 70/100, die eine deutlich höhere Wasserempfindlichkeit zeigt, als die anderen Varianten. Dieses Ergebnis kann bei den dynamischen Versuchen nicht bestätigt werden (siehe Bild 6-52). Ein Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und den physikalischen und chemischen Eigenschaften der verschiedenen Bitumen konnte nicht festgestellt werden. Dies zeigt exemplarisch der Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und dem komplexen Schermodul (Bild 6-50) bzw. dem Anteil an polaren Verbindungen (Bild 6-51). 140 y = -2E-06x + 114,55 R² = 0,2248 120 ITSR [%] 100 80 y = 2E-06x + 84,175 R² = 0,0941 Rhyolith 60 Basalt 40 20 0 0,E+00 2,E+06 4,E+06 6,E+06 8,E+06 1,E+07 Komplexer Schermodul G* bei 20 C [Pa] Bild 6-50: Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und dem komplexen Schermodul bei 20 °C 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 85 140 120 y = 0,108x + 101,76 R² = 0,0052 ITSR [%] 100 80 y = -0,3531x + 102,4 R² = 0,0397 Rhyolith 60 Basalt 40 20 0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0 60,0 Anteil an polaren Verbindungen [M.-%] Bild 6-51: Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und dem Anteil an polaren Verbindungen Die Multiple-Lineare-Regression mit Berücksichtigung des komplexen Schermoduls, der chemischen Zusammensetzung der Bitumen, der Porosität und dem Quarzanteil der Gesteine ergab keinen brauchbaren Zusammenhang (R² = 0,33). In Bild 6-52 sind die Verhältnisse der Lastwechselzahl Nmakro vor und nach Wasserlagerung der verschiedenen Varianten gegenübergestellt. Vielfach wurde hierbei eine „Verbesserung“ des Ermüdungsverhaltens nach Wasserlagerung festgestellt. Möglicherweise ist die Zeitdauer zwischen der Probenherstellung und der Prüfung oder der Porenwasserdruck beeinflussender als die Wasserlagerung Nmakro nass/Nmakro trocken [%] 300 250 200 150 100 50 0 2.1 20/30 2.2 20/30 1.4 20/30 2.R1 30/45 1.2 30/45 6.R1 30/45 1.1 50/70 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 2.1 70/100 5.1 70/100 7.4 70/100 Rhyolith Bild 6-52: Basalt Vergleichende Darstellung der Ergebnisse der Ermüdungslastwechselzahl vor und nach Wasserlagerung der ausgewählten Bitumen für Rhyolith und Basalt Auch bei diesem Prüfverfahren kann kein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und den physikalischen bzw. chemischen Eigenschaften des Bitumens quantifiziert werden. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 86 6.1.4 Kontaktwinkelmessungen Bei Betrachtung der Oberflächenspannungen der Gesteine (Tab. 5-12) fällt auf, dass diese vergleichbar sind. Der Rhyolith hat mit 62 mN/m eine etwas höhere Oberflächenspannung als der Basalt und die Grauwacke. Die Grauwacke weist die geringsten polaren Anteile auf, während die Anteile vom Basalt und Rhyolith auf einem vergleichbaren Niveau liegen. Mit Hilfe der polaren Anteile kann das bessere Adhäsionsverhalten des Basaltes im Vergleich zum Rhyolith somit nicht begründet werden. Die höhere Oberflächenspannung des Rhyoliths könnte eine Begründung für dessen schlechteres Adhäsionsverhalten darstellen. In Bild 6-53 sind die Oberflächenspannungen der verschiedenen Bitumen gegenübergestellt. Die Differenz zwischen der maximalen und minimalen Oberflächenspannung beträgt 2,06 mN/m, somit liegen alle Ergebnisse auf einem Niveau und auf eine weitere Analyse der Einflüsse auf die Oberflächenspannung wurde verzichtet. 35 Oberflächenspannung [mN/m] 30 25 20 15 10 5 0 20/30 1.2 Bild 6-53: 20/30 2.1 30/45 2.R1 30/45 6.R1 50/70 1.1 50/70 2.1 50/70 1.2 50/70 2.2 70/100 5.1 70/100 7.1 160/220 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 Vergleichende Darstellung der Oberflächenspannungen der ausgewählten Bitumen In Bild 6-54 ist das unterschiedliche Spreitverhalten der ausgewählten Bitumen auf Rhyolith, Grauwacke und Diabas dargestellt. Trotz Prüfung bei Äquiviskositätstemperatur und vergleichbarer Oberflächenspannung der Bitumen sind Unterschiede im Spreitverhalten in Abhängigkeit vom Bitumen festzustellen. Diese Unterschiede können jedoch nicht auf einfache Zusammenhänge mit der chemischen Zusammensetzung des Bitumens zurückgeführt werden (exemplarische Darstellung für den Anteil an polaren Verbindungen Bild 6-55). Eine Abhängigkeit vom Gestein lässt sich ebenfalls nicht erkennen. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 87 Zeit für die Verringerung des Kontaktwinkels von 60 auf 30 [s] 120 100 80 Rhyolith 60 Grauwacke Basalt 40 20 0 1.1 50/70 Bild 6-54: 1.2 50/70 2.1 50/70 2.2 50/70 5.1 70/100 7.1 70/100 1.2 160/220 2.1 160/220 2.2 160/220 Vergleichende Darstellung des unterschiedlichen Spreitverhaltens der ausgewählten Bitumen auf Rhyolith, Grauwacke und Basalt Zeit für die Verringerung des Winkels von 60 auf 30 [s] 120 100 y = 0,7801x + 39,702 R² = 0,1643 80 y = 0,4527x + 54,751 R² = 0,057 Rhyolith 60 y = -0,2158x + 75,207 R² = 0,0139 Grauwacke Basalt 40 20 0 15 Bild 6-55: 20 25 30 35 40 45 Anteil der polaren Verbindungen [%] 50 55 60 Zusammenhang zwischen dem Anteil der polaren Verbindungen und dem Spreitverhalten der verschiedenen Bitumen in Abhängigkeit vom Gestein 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 88 6.1.5 Vergleich der Ergebnisse der verschiedenen Prüfverfahren Die Betrachtung der einzelnen Prüfverfahren lässt auf keine Zusammenhänge zwischen den physikalischen und chemischen Eigenschaften des Bitumens und dem Adhäsionsverhalten schließen. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle die verschiedenen Ergebnisse für die Gesteine Basalt und Rhyolith verglichen, um gegebenenfalls. Bitumen zu ermitteln, die in allen Versuchen ein gutes oder schlechtes Adhäsionsverhalten zeigen. Da der Schüttelabriebversuch nachweislich von der Härte des Bitumens abhängig ist, werden die Ergebnisse mit folgender Formel normiert: An = mit: A * G20 C ∙ 100.000 An A * G20 C Abrieb „normiert“ Abrieb Komplexer Schermodul bei 20 °C In Tab. 6-1 sind die Ergebnisse der hier verwendeten Prüfverfahren für die verschiedenen Varianten vergleichend dargestellt. Tab. 6-1: Gestein Rhyolith Basalt Vergleich der Varianten bei den Prüfverfahren zur Bewertung der Wasserempfindlichkeit, dem Schüttelabriebversuch und dem Rolling-Bottle-Test 2.1 20/30 Verhältnis Nmakro Nass/ Nmakro Trocken [%] 181 2.2 20/30 72 100 0,77 6.R1 30/45 145 115 1,21 1.1 50/70 70 100 1,17 1.2 50/70 66 104 1,19 2.1 50/70 94 125 1,51 2.2 50/70 158 91 1,40 2.1 70/100 107 128 1,25 5.1 70/100 112 104 0,84 2.1 20/30 131 99 0,89 60 2.2 20/30 138 81 0,86 50 6.R1 30/45 159 94 1,33 70 1.1 50/70 171 102 1,31 65 1.2 50/70 128 95 1,33 70 2.1 50/70 193 106 1,51 65 2.2 50/70 234 81 1,14 55 2.1 70/100 243 94 0,64 40 5.1 70/100 89 57 1,47 75 Bitumen ITSR [%] Abrieb "normiert" [%] 101 0,76 Umhüllungsgrad nach 24 h [%] zu geringe Datenmenge aufgrund von Verklumpungen Die Tabelle veranschaulicht, dass die verschiedenen Prüfverfahren zu keinem einheitlichen Ranking der verschiedenen Bitumen-Gestein-Kombinationen führen und sich zum Teil widersprechen. 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 89 6.1.6 Einfluss der Polymermodifizierung Der Einfluss der Polymermodifizierung auf den Umhüllungsgrad beim Rhyolith ist für die verschiedenen Polymere vergleichend in Bild 6-56 dargestellt. Die höchsten Umhüllungsgrade nach 6 h weisen das Elastomer B (80 %) und das Plastomer C (85 %) auf. Nach 24 h sind die Umhüllungsgrade insgesamt drastisch niedriger. Außerdem ist die Spreizung der Ergebnisse und damit die Aussagekraft größer. Nach 24 h und auch nach 48 h erreichen die Mischungen mit dem Plastomer B und C die höchsten Umhüllungsgrade. In Bild 6-57 sind die Veränderungen des Umhüllungsgrades nach 24 h der verschiedenen polymermodifizierten Bitumen im Vergleich zum Bitumen 2.1 50/70 für die Gesteine Basalt, Grauwacke und Diabas gegenübergestellt. Hier zeigt sich, dass der Einfluss der Modifizierung stark vom Gestein abhängig ist. Einen nennenswerten Einfluss auf das Adhäsionsverhalten haben die Modifizierungen nur bei der Grauwacke. Beim Basalt und beim Diabas sind keine signifikanten Veränderungen beobachtet worden. Unabhängig vom Gestein hat die Modifizierung mit dem Plastomer A die geringste Veränderung der Ergebnisse im Rolling-Bottle-Test ergeben. 90 85 80 80 75 Umhüllungsgrad [%] 70 65 60 50 45 45 40 40 nach 6 h 40 35 nach 24 h nach 48 h 30 25 20 20 10 5 5 5 5 5 5 0 0 2.1 50/70 + Elastomer A Bild 6-56: 2.1 50/70 + Elastomer B 2.1 50/70 + Elastomer C 2.1 50/70 + Plastomer A 2.1 50/70 + Plastomer B 2.1 50/70 + Plastomer C Umhüllungsgrade der verschiedenen PmB bei Rhyolith nach 6, 24 und 48 h Diabas Grauwacke Basalt Veränderung des Umhüllungsgrads nach 24 h modifiziertes zu unmodifiziertes Bitumen [%] 300 250 200 2.1 50/70 + Elastomer A 2.1 50/70 + Elastomer B 150 2.1 50/70 + Elastomer C 2.1 50/70 + Plastomer A 100 2.1 50/70 + Plastomer B 2.1 50/70 + Plastomer C 50 0 -50 Bild 6-57: Einfluss der Polymermodifizierung auf den Umhüllungsgrad nach 24 h bei Diabas, Grauwacke und Basalt 6 Bewertung der Versuchsergebnisse 90 Die Ergebnisse der Schüttelabriebversuche sind in Bild 6-58 vergleichend dargestellt. Der Einfluss der Bitumenhärte ist auch bei diesen Versuchen wieder festzustellen. Die modifizierten Bitumen mit höherer Nadelpenetration und somit geringerer Härte (2.1 50/70 + Plastomer B und C) führen zu einem geringeren Abrieb. Trotz einer insgesamt steigenden Härte durch die Modifizierung zeigt sich, abgesehen von dem Elastomer A beim Basalt, eine Verbesserung des Abriebverhaltens. 30,0 Rhyolith Diabas Grauwacke Basalt Veränderung des Abriebs modifiziertes zu unmodifiziertes Bitumen [%] 20,0 10,0 0,0 -10,0 2.1 50/70 + Elastomer A 2.1 50/70 + Elastomer B 2.1 50/70 + Elastomer C -20,0 2.1 50/70 + Plastomer A 2.1 50/70 + Plastomer B -30,0 2.1 50/70 + Plastomer C -40,0 -50,0 -60,0 -70,0 Bild 6-58: Einfluss der Polymermodifizierung auf den Abrieb bei Diabas, Grauwacke und Basalt 7 Zusammenfassung und Ausblick 91 7 Zusammenfassung und Ausblick In diesem Forschungsprojekt wurden durch eine umfassende Analyse von 90 Straßenbaubitumen zunächst die Zusammenhänge zwischen den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung untersucht. Im Anschluss daran wurde mit ausgewählten Bitumen der Einfluss der physikalischen Eigenschaften bzw. der chemischen Zusammensetzung auf das Adhäsionsverhalten bei verschiedenen Gesteinskörnungen näher analysiert. Die Analyse des Kälteverhaltens mit den genormten Prüfverfahren liefert bereits bei Straßenbaubitumen keine einheitliche Bewertung. Die tendenziell vergleichbaren, jedoch im Detail deutlich abweichenden Bewertungen anhand der Brechpunkte nach Fraaß oder anhand der BBR-Ergebnisse verdeutlichen, dass die derzeitigen Analysen des Kälteverhaltens noch Verbesserungspotenzial aufweisen. Bei den untersuchten Straßenbaubitumen weisen die mittels DSR bestimmten rheologischen Kennwerte und die Ergebnisse der BBR-Messungen einen direkten Zusammenhang auf. Gute Korrelationen liefern die DSR-Kennwerte darüber hinaus zu den Ergebnissen der Versuche in den weiteren Temperaturbereichen, also der Nadelpenetration und dem Erweichungspunkt Ring und Kugel. In Form einer Äquiviskositätstemperatur (Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt) ist mit dem DSR eine Kenngröße zu bestimmen, die bei Straßenbaubitumen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel mit hoher Präzision entspricht. Alle untersuchten Straßenbaubitumen weisen eine vergleichbare Temperaturabhängigkeit auf, wobei mit zunehmender Bitumenhärte eine tendenziell größere Plastizitätsspanne festgestellt wurde. Durch eine Polymermodifizierung werden die Bitumeneigenschaften dagegen entscheidend verändert. Die DSR-Ergebnisse zeigen eine grundlegende Veränderung der Bitumenrheologie und eine deutliche Reduzierung der Temperaturabhängigkeit. Bei zusätzlicher Bestimmung des Kraft-DuktilitätVerhaltens werden darüber hinaus Unterschiede zwischen den verwendeten Elastomeren und Plastomeren festgestellt: während ein Plastomer die Bitumen versteift und die beiden anderen Plastomere offensichtlich stabile Netzwerke ausbilden (Erhöhung der Formänderungsarbeit), erhöhen die Elastomere sowohl die Steifigkeit als auch die Elastizität. Während die Verteilung der Aliphaten, Aromaten und polaren Verbindungen in der Gruppe der Maltene keinen feststellbaren Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften der Bitumen ausübt, beeinflusst der Asphaltengehalt die Bitumensteifigkeit maßgeblich. Mit zunehmendem Asphaltengehalt nimmt die Bitumensteifigkeit kontinuierlich zu. Dieser Einfluss nimmt mit zunehmender Temperatur und der damit verbundenen Viskositätsabnahme zu. Die Straßenbaubitumen wurden neben dem frischen Zustand auch nach einer thermisch-oxidativen Kurzzeitalterung (RTFOT-Verfahren) untersucht. Neben der bekannten Steifigkeitserhöhung ist nach der Alterung eine signifikante Veränderung der Bitumenrheologie festzustellen. Der steifigkeitsabhängige Phasenwinkel wird deutlich 7 Zusammenfassung und Ausblick 92 reduziert. Bei einer im Black-Diagramm charakteristischen Steifigkeit von 1 MPa beträgt der Rückgang durch die RTFOT-Alterung im Mittel etwa 8 °. Ein relevanter Zusammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung der Frischbitumen und der Kurzzeitalterung wurde dagegen nicht festgestellt. Langzeitalterungsversuche an ausgewählten Bitumen könnten hier hilfreich sein. Bei den hier durchgeführten Adhäsionsversuchen konnte ein grundsätzlicher, aber kein systematischer Einfluss der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Bitumen auf das Adhäsionsverhalten festgestellt werden. Dennoch zeigen die Versuche, dass verschiedene Bitumen und Gesteine eine große Einflussnahme auf das Adhäsionsverhalten ausüben. Der Schüttelabriebversuch hat sich bei den hier verwendeten Randbedingungen als ungeeignet für ein Adhäsionsprüfverfahren erwiesen, da der maßgebliche Faktor für den Abrieb die Viskosität ist. Um den Einfluss der Viskosität zu minimieren, können die Versuche bei Äquiviskositätstemperatur durchgeführt werden, jedoch zeigen die Probekörper einen so starken Abrieb, dass hier der mechanische Einfluss als zu stark angesehen wird. Bei den anderen Prüfverfahren ist ein unterschiedliches Haftverhalten der Bitumen und Gesteine festzustellen, allerdings zeigen die Versuche kein einheitliches Ranking der verschiedenen Bitumen-Gestein-Kombinationen. Mit den hier bestimmten Kennwerten konnten bei keinem der Prüfverfahren die maßgeblichen Einflussfaktoren genauer quantifiziert werden. Gegebenenfalls können andere Kennwerte wie die Säurezahl des Bitumens, der Anteil von Nickel und Vanadium im Bitumen oder das Zeta-Potential der Gesteine weiterhelfen. Die große in diesem Projekt gewonnene Datenmenge sollte um weitere Bitumen- und Gesteinskennwerte erweitert werden, so dass mit Hilfe einer Multivarianzanalyse die Einflussfaktoren quantifiziert werden können. Weiterhin zeigt sich die Notwendigkeit, den Adhäsionsversuchen tiefergehende Bedeutung beizumessen und neue Prüfverfahren zu entwickeln bzw. die Randbedingungen bestehender Verfahren anzupassen, so dass diese unabhängig von der Viskosität und dem Einfluss mechanischer Belastung die Wechselwirkung von Bitumen und Gestein abbilden. Dabei scheint vor allem die Probenkonditionierung (u.a. Wasserqualität, Konditionierungsdauer) eine entscheidende Rolle zu spielen. 8 Literatur 93 8 Literatur ASTM D 4124: Standard Test Method for Separation of Asphalt into Four Fractions. 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Bachelorarbeit, Lehrstuhl für Verkehrswegebau, Bochum, 2014 CETINKAYA, R.: Bewertung der Einflussgrößen auf die thermisch-oxidative Alterung von Bitumen im Asphalt. Dissertation, Lehrstuhl für Verkehrswegebau, Ruhr-Universität Bochum, 2011 CLAUDY, P.; LÉTOFFÉ, J.M.; KING, G.N.; PLANCHE, J.P.: Caractérisation des bitumes routiers par analyse calorimétrique différentielle (ACD). Analyse thermo-optique (ATO). Corrélation entre propriétés physiques et résultats ACD. Bull Liaison Lab Ponts Chaussées, 177, 1992 CORBETT, L.W.: Composition of asphalt based on generic fractionation, using solvent deasphaltening, elution-adsorption chromatography and densimetric characterization. Analytical Chemestry 41, 1969 COX, W. 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2009 in Anlehnung an DIN EN 13589] rechts: Schematische Darstellung, Nadelpenetration [ARBIT].................................................................. 11 Schematische Darstellung, Erweichungspunkt Ring und Kugel [ARBIT] .............................................................................................. 11 Prinzipskizze dynamisches Scherrheometer [ZIELKE, 2008] ............ 12 Mittlere chemische Zusammensetzung eines Bitumens [WHITEOAK; READ, 2003] ............................................................... 13 Vereinfachte Erdölfraktionierungsmethode [SPEIGHT, 2004] ........... 14 Mizellen-Modell [NÖSLER, 2000] ...................................................... 16 Yen-Mullins Modell [MULLINS, et al., 2012] ...................................... 16 Der Kreislauf der Gesteine [OKRUSCH, MATTHES, 2014] .............. 17 Einfluss der Prüfdauer beim Rolling-Bottle-Versuch auf die Kreisförmigkeit [RUBE, GEHRKE, 2013] ........................................... 26 Schüttelabriebgerät ........................................................................... 27 Qualität der Benetzung in Abhängigkeit vom Kontaktwinkel [KORN, 2004] .................................................................................... 29 Nadelpenetration bei 25 °C und Erweichungspunkt Ring und Kugel der untersuchten Straßenbaubitumen ............................................... 30 Auswirkungen einer Kurzzeitalterung (RTFOT): Verbleibende Nadelpenetration bei 25 °C und Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel der untersuchten Straßenbaubitumen ........ 31 Brechpunkt nach Fraaß der untersuchten Straßenbaubitumen ......... 32 m-Wert und Biegekriechsteifigkeit (jeweils bei -16 °C) der untersuchten Straßenbaubitumen ..................................................... 32 Temperaturabhängige komplexe Schermoduln der untersuchten Straßenbaubitumen ........................................................................... 33 Temperaturabhängige Phasenwinkel der untersuchten Straßenbaubitumen ........................................................................... 33 Paraffingehalte der untersuchten Straßenbaubitumen ...................... 34 Chemischen Zusammensetzungen der untersuchten Straßenbaubitumen anhand der SARA-Analyse und des Asphaltenstatus nach ZENKE; je Bitumensorte die Mittelwerte sowie das Minimum und das Maximum ............................................. 34 Ergebnisse der Siedeanalysen der untersuchten Straßenbaubitumen.............................................................................................. 35 Abbildungsverzeichnis Bild 5-10: Bild 5-11: Bild 5-12: Bild 5-13: Bild 5-14: Bild 6-1: Bild 6-2: Bild 6-3: Bild 6-4: Bild 6-5: Bild 6-6: Bild 6-7: Bild 6-8: Bild 6-9: Bild 6-10: Bild 6-11: Bild 6-12: Bild 6-13: Bild 6-14: Bild 6-15: Bild 6-16: 98 Ergebnisse des Rolling-Bottle-Tests zur Auswahl der Gesteine für weitere Adhäsionsversuche............................................................... 38 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Rhyolith ...................................... 39 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Diabas ........................................ 40 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Grauwacke ................................. 40 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test Basalt ............................................... 41 Komplexer Schermodul bei 0 bzw. -10 °C in Abhängigkeit von der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C ........................................................ 49 Phasenwinkel bei 0 bzw. -10 °C in Abhängigkeit von dem m-Wert bei -16 °C .......................................................................................... 49 Biegekriechsteifigkeit und m-Wert jeweils bei -16 °C in Abhängigkeit vom Brechpunkt nach Fraaß ...................................................... 50 Korrelation zwischen Nadelpenetration und dem komplexen Schermodul bzw. dem Phasenwinkel jeweils bei 25 °C .................... 51 Komplexe Schermoduln bei der Temperatur des Erweichungspunktes Ring und Kugel .................................................................... 51 Korrelation zwischen Erweichungspunkt Ring und Kugel und der Äquiviskositätstemperatur (= Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt) .............................................................. 52 Abhängigkeit zwischen der komplexen Viskosität bei 120 °C und der Biegekriechsteifigkeit bei -16 °C bzw. dem komplexen Schermodul bei 25 °C ....................................................................... 53 Plastizitätsspanne (Erweichungspunkt und Brechpunkt nach Fraaß) der untersuchten Straßenbaubitumen ................................... 53 Kraftduktilitätsverlauf bei 15 °C des 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren ...................... 54 Komplexe Schermoduln in Abhängigkeit von der Temperatur des Bitumen 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren ......................................................... 55 Black-Diagramm des Bitumen 2.1 50/70 vor bzw. nach der Modifizierung mit den Elastomeren bzw. Plastomeren ...................... 56 Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in Aromaten, polare Verbindungen und der Summe aus Aliphaten und Asphaltenen der Bitumen 20/30 bzw. 160/220 ....................................................... 58 Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in leicht-, mittel- und schwerlösliche Asphaltene der Bitumen 20/30 bzw. 160/220 (* das auffällige Ergebnis wurde durch eine Überprüfung bestätigt) ............ 58 Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumensorten ................................................................................... 59 Biegekriechsteifigkeit bzw. m-Wert bei -16 °C in Abhängigkeit vom Asphaltengehalt der Bitumen ............................................................ 61 Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und dem komplexen Schermodul bzw. dem Phasenwinkel bei 25 °C ................................ 62 Abbildungsverzeichnis Bild 6-17: Bild 6-18: Bild 6-19: Bild 6-20: Bild 6-21: Bild 6-22: Bild 6-23: Bild 6-24: Bild 6-25: Bild 6-26: Bild 6-27: Bild 6-28: Bild 6-29: Bild 6-30: Bild 6-31: Bild 6-32: Bild 6-33: Bild 6-34: Bild 6-35: 99 Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der Äquiviskositätstemperatur (= Temperatur, bei der der komplexe Schermodul 15 kPa beträgt) .............................................................. 63 Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der komplexen Viskosität bei 120 °C ......................................................................... 63 Korrelation zwischen dem Asphaltengehalt und der Plastizitätsspanne bzw. dem Quotienten aus dem komplexen Schermodul bei 0 °C und dem komplexen Schermodul bei 60 °C .............................. 64 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 1 und 2 ...................... 65 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 4 und 5 ...................... 65 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerien 6 und 7 ...................... 65 Mittelwert, Minimum, Maximum und Anzahl der Proben der Bitumen 50/70 und 70/100 der acht Raffinerien für den Erweichungspunkt Ring und Kugel und den Brechpunkt nach Fraaß ................................................................................................. 67 Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumen 50/70 der verschiedenen Raffinerien................................................. 68 Siedeanalyse, jeweils dargestellt sind die Mittelwerte der Bitumen 50/70 der Raffinerien 1 und 7 sowie deren die Varianten mit den leichtest siedenden bzw. am schwersten siedenden Anteilen ........... 69 Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in Aromaten, polare Verbindungen und der Summe aus Aliphaten und Asphaltenen der Bitumen 50/70 ................................................................................... 70 Mittelwert, Minimum, Maximum und Anzahl der Proben der Bitumen 50/70 und 70/100 der acht Raffinerien für den Asphaltengehalt ................................................................................. 70 Dreistoffdiagramm zur Unterscheidung in leicht-, mittel- und schwerlösliche Asphaltene der Bitumen 50/70 .................................. 71 Asphaltengehalt der Frischbitumen in Abhängigkeit von der Zunahme des Erweichungspunktes Ring und Kugel durch die RTFOT-Alterung ................................................................................ 72 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerie 1 im frischen und gealterten (RTFOT) Zustand ............................................................. 72 Black-Diagramm der Bitumen der Raffinerie 1 im frischen und gealterten (RTFOT) Zustand ............................................................. 73 Original-Bild rechts, „Cluster-Bild“ links - Grauwacke nach 24 h mit 6.R1 30/45 [Böhler, 2014].................................................................. 74 Korrelation der Mittelwerte der Ergebnisse der visuellen Schätzung und der Mittelwerte der Ergebnisse von MATLAB [Böhler, 2014] ...... 74 Umhüllungsgrade in Abhängigkeit von der Rolldauer und dem Gestein .............................................................................................. 75 Umhüllungsgrade nach 24 h im Vergleich zur Porosität der Gesteine ............................................................................................ 76 Abbildungsverzeichnis Bild 6-36: Bild 6-37: Bild 6-38: Bild 6-39: Bild 6-40: Bild 6-41: Bild 6-42: Bild 6-43: Bild 6-44: Bild 6-45: Bild 6-46: Bild 6-47: Bild 6-48: Bild 6-49: Bild 6-50: Bild 6-51: Bild 6-52: Bild 6-53: Bild 6-54: Bild 6-55: Bild 6-56: 100 Umhüllungsgrade nach 24 h im Vergleich zum Quarzanteil der Gesteine ............................................................................................ 76 Zusammenhang zwischen der Nadelpenetration und dem Umhüllungsgrad nach 24 h................................................................ 77 Zusammenhang zwischen dem komplexen Schermodul bei 20 °C und dem Umhüllungsgrad nach 24 h................................................. 77 Zusammenhang zwischen dem Anteil der polaren Verbindungen und dem Umhüllungsgrad nach 24 h ................................................. 78 Zusammenhang zwischen dem Anteil der Asphaltene und dem Umhüllungsgrad nach 24 h................................................................ 78 Zusammenhang zwischen dem Umhüllungsgrad und dem Anteil der polaren Verbindungen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Viskosität der Bitumen .......................................... 79 Abrieb im Vergleich zur Porosität der Gesteine ................................. 80 Abrieb im Vergleich zum Quarzanteil der Gesteine ........................... 80 Vergleichende Darstellung der Abriebergebnisse aller Bitumen und Gesteine ..................................................................................... 81 Zusammenhang zwischen dem Erweichungspunkt Ring und Kugel und dem Abrieb ................................................................................. 81 Zusammenhang zwischen dem komplexen Schermodul bei 20 °C und dem Abrieb ................................................................................. 82 Zusammenhang zwischen dem Anteil der Asphaltene und dem Abrieb ................................................................................................ 82 Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der Schüttelabriebprüfung und dem komplexen Schermodul bei 20 °C ......................... 83 Vergleichende Darstellung der ITSR-Werte aller Bitumen mit Rhyolith und Basalt ........................................................................... 84 Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und dem komplexen Schermodul bei 20 °C ....................................................................... 84 Zusammenhang zwischen den ITSR-Werten und dem Anteil an polaren Verbindungen ....................................................................... 85 Vergleichende Darstellung der Ergebnisse der Ermüdungslastwechselzahl vor und nach Wasserlagerung der ausgewählten Bitumen für Rhyolith und Basalt ................................. 85 Vergleichende Darstellung der Oberflächenspannungen der ausgewählten Bitumen ...................................................................... 86 Vergleichende Darstellung des unterschiedlichen Spreitverhaltens der ausgewählten Bitumen auf Rhyolith, Grauwacke und Basalt ...... 87 Zusammenhang zwischen dem Anteil der polaren Verbindungen und dem Spreitverhalten der verschiedenen Bitumen in Abhängigkeit vom Gestein................................................................. 87 Umhüllungsgrade der verschiedenen PmB bei Rhyolith nach 6, 24 und 48 h ............................................................................................ 89 Abbildungsverzeichnis Bild 6-57: Bild 6-58: 101 Einfluss der Polymermodifizierung auf den Umhüllungsgrad nach 24 h bei Diabas, Grauwacke und Basalt ........................................... 89 Einfluss der Polymermodifizierung auf den Abrieb bei Diabas, Grauwacke und Basalt ...................................................................... 90 Tabellenverzeichnis 102 Tabellenverzeichnis Tab. 3-1: Tab. 3-2: Tab. 3-3: Tab. 4-1: Tab. 5-1: Tab. 5-2: Tab. 5-3: Tab. 5-4: Tab. 5-5: Tab. 5-6: Tab. 5-7: Tab. 5-8: Tab. 5-9: Tab. 5-10: Tab. 5-11: Tab. 5-12: Tab. 5-13: Tab. 5-14: Tab. 6-1: Gliederung magmatischer Gesteine in Abhängigkeit vom SiO2Gehalt [WEISE, OESER, 2010] ......................................................... 18 Bautechnisch wichtige magmatische Festgesteine, ihre Eigenschaften und Hauptvorkommen [in Anlehnung an REUTER et al., 1992]........................................................................................ 18 Einflussgrößen auf das Haftverhalten in Anlehnung an [RENKEN, 2011; GROTHE, WISTUBA, 2010; HIRSCH, FRIEMEL-GÖTTLICH, 2009; LABIB, 1992] ........................................................................... 20 Übersicht der entnommenen Bitumenproben .................................... 23 Ergebnisse der Nadelpenetration und Erweichungspunkt Ring und Kugel der modifizierten Bitumen ........................................................ 31 Quarzanteile der Gesteine................................................................. 36 Reindichte, Porosität und spez. Oberfläche der Lieferkörnung 8/11 mm ............................................................................................ 36 Mineralische Zusammensetzung der Gesteinsproben ...................... 37 Für die Adhäsionsversuche ausgewählte Bitumen ............................ 39 Ergebnisse Rolling-Bottle-Test mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt mit den Polymermodifizierten Bitumen ............................ 41 Ergebnisse des Schüttelabriebversuchs mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt ...................................................................... 42 Ergebnisse des Schüttelabriebversuchs der Polymermodifizierten Bitumen mit Rhyolith, Diabas, Grauwacke und Basalt ...................... 42 Mischgutzusammensetzung und -eigenschaften der Probekörper für die Bestimmung der Wasserempfindlichkeit ................................. 43 Ergebnisse der statischen Spaltzugversuche bei T = 15 °C mit Basalt und Rhyolith ........................................................................... 44 Ergebnisse der dynamischen Spaltzug-Schwellversuche bei T = 15 °C bei mittlerer Belastung mit Basalt und Rhyolith ................. 45 Ergebnisse der Kontaktwinkelmessungen der Gesteine ................... 46 Ergebnisse der Kontaktwinkelmessungen der Bitumen .................... 46 Spreitverhalten der ausgewählten Bitumen bei Basalt und Rhyolith . 47 Vergleich der Varianten bei den Prüfverfahren zur Bewertung der Wasserempfindlichkeit, dem Schüttelabriebversuch und dem Rolling-Bottle-Test ............................................................................. 88