25 7 Unerwünschte Arzneimittelwirkung 7.1 Arzneistoff- und dosisabhängige Nebenwirkung Das gleiche Arzneimittel kann individuell sehr verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen. Nebenwirkungen treten auch bei richtiger Dosierung auf. Nebenwirkungen am Magen-Darm-Trakt: • Schädigung der Schleimhaut – Geschwüre (z. B. Salizylate, Schmerzmittel) • Schädigung der Darmflora – Durchfälle (z. B. Antibiotika) • Verstopfung (z. B. morphinhältige Analgetika) Nebenwirkungen am Zentralnervensystem: • Sedierende Wirkung (z. B. Antidepressiva, Antihistaminika) • Atemdepression (z. B. Morphine) • Parkinsonähnliche Symptome (z. B. Zittern, Muskelsteifheit) bei Neuroleptikatherapie möglich Nebenwirkungen am Herz- und Kreislaufsystem: Bradykardie – z. B. Betablocker Tachykardie – z. B. Schilddrüsenhormone Bigeminus – z. B. Digitalis Hypotonie – z. B. Betablocker Nebenwirkungen an Niere und Leber, Blutbildveränderungen, Nebenwirkungen an Haut und Schleimhaut: Erhöhung der Leberenzyme – z. B. Antiarrhythmika (Rytmonorma®) Anämie – z. B. Antibiotika (Rifoldin®) Urtikaria – z. B. Antiepileptikum (Tegretol®) 7.2 Allergische Nebenwirkung • Sie ist unabhängig von der Menge des zugeführten Arzneistoffes. • Kleinste Mengen können zum anaphylaktischen Schock führen. • Erst frühestens beim zweiten Kontakt mit einem Arzneimittel kann es zur allergischen Reaktion kommen. 26 Unerwünschte Arzneimittelwirkung • Allergische Reaktionen können durch das Arzneimittel selbst oder durch Lösungsmittel oder Konservierungsmittel ausgelöst werden. Symptome der allergischen Reaktion Nur auf die Haut beschränkt: • Rötung • Quaddelbildung • Juckreiz Beeinträchtigung der Haut und geringe Beeinträchtigung der Atmung und des Kreislaufes: • Rötung, Quaddelbildung, Juckreiz • leichte Atemnot • leichter Blutdruckabfall • geringgradige Tachykardie Anaphylaktischer Schock (schwerste Form der allergischen Reaktion) • Lungen- und Herz-/Kreislaufprobleme stehen im Vordergrund • Bronchospasmus, Glottisödem, Zyanose • Blutdruckabfall • flacher, fadenförmiger Puls • Herz-Kreislauf-Stillstand Lebensbedrohlicher Zustand! Wichtig: Es gibt kein Medikament, das ohne Nebenwirkungen ist. Der Nutzen des Arzneimittels bei Anwendung muss einen möglicherweise auftretenden Schaden bei Weitem überwiegen. 27 8 Beipacktext Gebrauchsinformationen enthalten viele wichtige Hinweise und sollten aufmerksam gelesen werden! • Wirkstoff • Zusammensetzung z. B. alkoholischer Auszug, verschiedene Konservierungsmittel, Maisstärke, Saccharose, Wasser für Injektionszwecke, Glycerol, Laktose, Talkum • Arzneiform z. B. Salbe, Tablette, Tropfen • Hersteller • Eigenschaften und Wirksamkeit z. B. entzündungshemmend, fiebersenkend, durchblutungsfördernd, sedierend • Anwendungsgebiete z. B. rheumatische Entzündungen, Gichtanfall, Infektionen des Harntraktes • Art der Anwendung z. B. zu oder nach den Mahlzeiten im Mund zergehen lassen, vor den Mahlzeiten mit ausreichend Wasser einnehmen, … • Dosierung z. B. einmal tägliche Gabe nach Körpergewicht, Gabe nach Körpergewicht verteilt auf mehrere Einzelgaben, … • Gegenanzeigen In diesen Fällen darf das Medikament nicht angewendet werden: z. B. Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Präparates, Magen-/Darmgeschwüre, Asthma, Schwangerschaft und Stillzeit, Nierenfunktionsstörungen, akute Lebererkrankungen, … • Nebenwirkungen z. B. Hautrötung, Hautjucken, Müdigkeit, Schwindel, Störungen von Leberfunktionen, Störungen des blutbildenden Systems, Fieber, … In der Gebrauchsanweisung müssen alle Nebenwirkungen aufgelistet werden, auch wenn sie äußerst selten sind. • Häufigkeitsangaben von Nebenwirkungen sehr häufig: bei mehr als 10 von 100 Behandelten (Häufigkeit: über 10 Prozent) häufig: bei einem bis 10 von 100 Behandelten (Häufigkeit: 1 bis 10 Prozent) gelegentlich: maximal bei einem von 100 Behandelten (Häufigkeit: 0,1 bis 1 Prozent) 28 • • • • • • • • Beipacktext selten: bei höchstens einem von 1.000 Behandelten (Häufigkeit: 0,01 bis 0,1 Prozent) sehr selten: bei höchstens einem von 10.000 Behandelten (Häufigkeit: ca. 0,01 Prozent) Einzelfälle: Bisher wurden nur einzelne Fälle beobachtet. Wechselwirkungen Medikamente beeinflussen sich gegenseitig. z. B. erhöhte Blutungsneigung, Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln wird erhöht oder vermindert, verstärkt die Wirkung von Alkohol, … Gewöhnungseffekte z. B. keine, bei kurzdauernder Anwendung, nach längerer Einnahme, … Schwangerschaft und Stillzeit z. B. Über die Anwendung des Mittels in der Schwangerschaft und Stillperiode kann nur der behandelnde Arzt entscheiden. Es liegen keine hinreichenden Daten zur Anwendung von ... bei Schwangeren vor. Dieses Arzneimittel ist nicht zu empfehlen, wenn Sie stillen oder vorhaben, dies zu tun. Überdosierung z. B. Es ist kein spezifisches Antidot für ... bekannt, die Behandlung erfolgt symptomatisch unter dauernder Beobachtung. Besondere Warnhinweise zur sicheren Anwendung z. B. Kontrollen von Blut, Leber und Niere bei länger dauernder Anwendung, Personen mit Sehstörungen sind vom Augenarzt zu überwachen, Verkehrstüchtigkeit kann beeinträchtigt sein, im Fall einer Überdosierung ist der Arzt aufzusuchen, … Packungsgrößen z. B. 30 und 50 Stück, 50 g, 100 ml, … Lagerungshinweise z. B. trocken lagern, Lichtschutz erforderlich, nicht über 25 °C lagern, … Namenszusatz eines Medikaments Dem Namen des Präparats ist eventuell ein Zusatz beigefügt, der auf die Zusammensetzung oder die Wirkungsweise des Medikaments hinweist: Mono oder Uno: Es enthält nur einen einzigen Wirkstoff. z. B.: Noax® UNO, Myocardon mono®, Mono Mack® compositum oder plus: Es handelt sich um eine Kombination aus zwei oder mehreren Wirkstoffen. z. B.: Blopress 16 mg plus 12,5 mg, Cozaar plus 100/12,5 mg Beipacktext 29 Depot, retard, long oder lente: Der oder die Wirkstoff(e) des Präparats werden langsamer freigesetzt, sodass die Wirkung länger anhält (den ganzen Tag lang oder bis zu 48 Stunden …). z. B.: Madopar depot Retardkapseln, Anafranil 75 retard Wirkstärkenzahl/Wirkstoffgehalt: Bestimmt die Gewichtsangabe des enthaltenen Wirkstoffes, meistens mg oder das Volumen in ml. z. B.: Carbamazepin Teva 400 mg retard, Procoralan 5 mg, Fentanyl Pfizer 25 µg/h transd. Pflast. 2,75 mg/Pfl., Fortecortin Inject 100 mg Ampullen Mite oder minor: Wirksubstanzen sind um etwa 50 % gegenüber dem Ausgangspräparat reduziert (schwächere Konzentration). z. B.: Acecomb mite®, Digimerck minor 0,07 mg forte: Es sind mehr Wirksubstanzen als im Ausgangspräparat vorhanden (stärkere Konzentration). z. B.: ERYHEXAL forte Saft, GeloMyrtol forte® SL, akut: Sie kennzeichnen die Geschwindigkeit (schnell – langsam), mit der ein Arzneiwirkstoff freigesetzt wird (Bioverfügbarkeit). Eine Tablette oder ein Teil einer Tablette wird schnell aufgelöst und bewirkt einen schnellen Wirkungseintritt. Bei SL-Tabletten wird der andere Teil langsam aufgelöst und bewirkt eine lange Wirkungsdauer. Akut bedeutet rasch eintretende Wirkung. z. B.: Hepar-SL forte, ACC akut® Wichtig Damit man sich jederzeit über das jeweilige Medikament informieren kann (z. B. Einnahmezeitpunkt; unerwünschte Wirkung) bleibt der Beipackzettel in der Medikamentenpackung, bis der Inhalt vollständig aufgebraucht ist!