(c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Krankenhauspharmazie AABG: Preisgünstige Therapiealternativen nach § 115c SGB V Vergleichstabelle Calciumantagonisten/Dihydropyridine (DHP) zur Behandlung von essenzieller Hypertonie und stabiler Angina pectoris Lutz Vogel, Ostfildern, im Auftrag der AABG-Arbeitsgruppe ADKA e. V. Das Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz (AABG) sieht mit §115c SGB V vor, dass bei Krankenhausentlassung ein preisgünstigerer Therapievorschlag anzugeben ist. Als Entscheidungshilfe für eine Aut-simile Substitution stellt die AABG-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) e. V. Vergleichstabellen zu häufig eingesetzten Wirkstoffen zur Verfügung. Die vorliegende Tabelle vergleicht Eigenschaften der Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ (Dihydropyridine, DHP) im Rahmen der vorgegebenen Mastertabelle. Eine preisgünstigere Therapie ist nur dann wirklich möglich, wenn ein nicht mehr patentgeschützter Wirkstoff (Generikum) verordnet wird. Die Änderung der Arzneimittelpreisverordnung mit dem Festzuschlag von 8,10 verursachte einen Anstieg der billigsten Generika-Preise, demgegenüber wurden die Originalpräparate gerade auch in Großpackungen deutlich preiswerter. Mit Amlodipin- und Nitrendipin-Generika lassen sich gegenüber Originalpräparaten teilweise mehr als 50 % einsparen. Dagegen sind Importe gängiger patentgeschützter Calciumantagonisten unattraktiv und nur noch für ein Präparat (theoretisch) verfügbar. Importe gängiger patentgeschützter Calciumantagonisten liegen bis zu 25 % unter den Herstellerabgabepreisen, dabei ist die nicht immer zu gewährleistende Verfügbarkeit und die von der deutschen Handelsform möglicherweise abweichende Galenik zu beachten. Schlüsselwörter: AABG, Calciumantagonisten, Dihydropyridine, essenzielle Hypertonie, Angina pectoris, pharmazeutische Betreuung, Arzneimittelinformation Krankenhauspharmazie 2003;24:405–9. Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005 Indikationen der DHP Alle DHP sind für die Behandlung der (essenziellen) Hypertonie zugelassen. Mit den in der Tabelle angegebenen Dosen ist eine jeweils vergleichbare Blutdrucksenkung zu erreichen. Nur für Nitrendipin liegen Ergebnisse einer klinischen Studie (Syst-Eur) vor, die eine Abnahme kardiovaskulärer Ereignisse zeigen [1]. Im Rahmen der ALLHATStudie ergab sich für „Amlodipin und Chlortalidon hinsichtlich Schlaganfall sowie koronarer und kardiovaskulärer Komplikationen insgesamt kein Unterschied“ [2]. Die ABCD-Studie (Appropriate blood pressure control in diabetes) musste vorzeitig abgebrochen werden, da die mit Nisoldipin behandelte Pa- tientengruppe im Vergleich zu der mit Enalapril behandelten Gruppe eine höhere Infarktrate aufwies [3]. Die Leitlinie „Arterielle Hypertonie“ der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertonie Gesellschaft [4] schlägt den bevorzugten Einsatz von Calciumantagonisten vor bei: Älteren Patienten (mehr als 65 Jahre), alternativ Diuretika Patienten mit Linksherzhypertrophie, alternativ ACE-Hemmer Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen, alternativ ACEHemmer oder Alpha-1-Blocker Kombinationstherapie: Calciumantagonist plus Betablocker/ACEHemmer/Diuretikum Die aktuelle Leitlinie der British Hypertension Society (www.bhsoc.org), BHS-IV [5, 6], schlägt eine neue Auswahlstrategie antihypertensiver Medikamente vor. Das als AB/CD-Algorithmus bezeichnete Auswahlschema sieht für Patienten, die älter als 55 Jahre oder schwarzafrikanischer Abstammung sind, grundsätzlich einen Calciumantagonisten oder ein Diuretikum als Mittel der ersten Wahl für die Hochdrucktherapie vor. Die Leitlinie begründet diesen Vorschlag mit der bei diesen Patienten geringeren Renin-Konzentration. Sollte nach einer Monotherapie mit ACE- Dr. Lutz Vogel, Zentralapotheke des LK Esslingen, Paracelsusweg 1, 73760 Ostfildern Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 405 406 Hypertonie KHK 1. Zugelassene Indikationen Keine Angabe + Ja 64–80 % 3.2. Teilbarkeit 3.3. Praktikabilität 3.4. Sondengängigkeit 4. Variabilität der Bioverfügbarkeit/ Resorption 10–25 % Nein + Nein Retardtablette Hypertonie Felodipin 15–24 % Ja (T) Nein (RK) + Ja (T) Tabletten (T) Retardkapseln (RK) Hypertonie Isradipin 2–18,5 % Ja + Ja Filmtablette Hypertonie Lacidipin Manidipin 1 x tgl. 6.1. Dosierungshäufigkeit Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 – Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005 Nicht bei schwe- Nicht bei LI rer LI Nicht bei Nicht bei schwerer NI schwerer NI GFR < 30 ml/min CrCl < 30 ml/min Niereninsuffizenz Keine DA (DHP sind nicht dialysierbar) 1 x tgl. 5–10 mg Leberinsuffizienz (LI) „Vorsichtig anwenden“ 6.2. Dosisanpassung (DA) 1 x tgl. 5–10 mg 6. Dosierung pro Tag 5–10 mg Nicht bei schwerer NI CrCl < 30 ml/min Nicht bei schwerer LI 1 x tgl. 4 mg Nicardipin Ja – Ja Tablette 3–10 % 36–60 % Einnahme zu den Mahlzeiten verbessert Resorption Ja + Ja Filmtablette Nicht bei schwerer NI CrCl < 30 ml/min Nicht bei schwerer LI 1 x tgl. 10–20 mg Nicht bei leichter und mäßiger NI Nicht bei schwerer NI CrCl < 10 ml/min Bei leichter LI: max. 10 mg 1 x tgl. 10–20 mg Dosisreduktion bei schwerer NI nicht wenn GFR < 15 ml/min Dosisreduktion bei schwerer LI 3 x tgl. 20–30 mg Etwa 35 %, interindividuelle Unterschiede Ja – Nein Kapseln Hypertonie Hypertonie (leicht Hypertonie (leicht bis mit- bis mittelschwer) KHK telschwer) Lercanidipin 5.1. Mit Nahrungsmitteln: siehe Tabelle 2, keine wesentlichen Unterschiede zwischen den genannten Wirkstoffen 5.2. Mit Arzneimitteln: siehe Tabelle 2, keine wesentlichen Unterschiede zwischen den genannten Wirkstoffen 5. Wechselwirkungen Tabletten Kapseln als Importware 3.1. Anzahl 3. Formulierungen Amlodipin Substanzname Tab. 1. Vergleichstabelle Calciumantagonisten/Dihydropyridine (AP = Angina pectoris) Hypertonie Hypertensiver Notfall (Lösung) Nitrendipin Ggf. Dosisreduktion Ggf. Dosisreduktion 3 x tgl. (K) 2 x tgl. (RT) 1 x tgl. (MT) 30–60 mg 20–40 mg (RT) 45–75 % Ja (RT) Lösung! – Ja (RT) Nicht bei schwerer LI 2 x tgl. (FT) 1 x tgl. (MT) 10–40 mg 4–8 % Ja (FT) Nein (MT) – Ja (FT) Nicht bei Keine DA schwerer NI, CrCl < 30 ml/ min Max. 8 mg tgl. 1 x tgl. 8–16 mg 14–19 % Ja + Nein Keine DA Max. 10 mg 1x tgl. 1–2 x tgl. 40 mg: 2 x tgl. 20–40 mg 16–25 % 20–30 % (Lösung) Ja + Ja Kapseln (K) Retardkapsel Filmtabletten Tablette Manteltabletten (MT) (FT) Lösung in Phiole Retardtabletten (RT) Manteltabletten Lösung (MT) Hypertonie KHK Nilvadipin Nisoldipin Hypertonie Hypertonie KHK Vasospast. AP (Kapsel) Raynaud-Syndr. (Kapsel) Hypertensiver Notfall (Kapsel 10 mg) Nifedipin (c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Krankenhauspharmazie 1 027 Patienten 5–10 mg/Tag/ 12 Wochen: ↓ST-Strecke: –0,9 mm ↓ AP Anfälle von 4 auf 0/Woche (medwelt 1996) 7.2. Stabile Angina pectoris (KHK) 109 Patienten 2,5–10 mg/Tag/ 8 Wochen ↓s. 22–24 mm Hg ↓d. 11–14 mm Hg (Drugs 1987) Kein Unterschied bei kardiovaskulären Ereignissen im Vergleich zu Betablockern, Diuretika, ACEHemmer Kardiovaskuläre Ereignisse (gesamt) 9,05 % im Vergleich zu 5,22 % mit Hydrochlorothiazid (2 x tgl. dosiert) MIDAS 118 Patienten 2,5–10 mg/Tag/ 9 Wochen ↓s. 11–19 mm Hg ↓d. 11–14 mm Hg (Am J Med 1989) 637 Patienten 4–6 mg/Tag/ 8 Wochen ↓s. 15 mm Hg ↓d. 12 mm Hg (J Cardiovasc Pharmacol 1991) 9 000 Patienten 10 mg/Tag/ 12 Wochen ↓s. 19 mm Hg ↓d. 13 mm Hg (Blood Pressure 2002) 241 Patienten 10–20 mg/Tag 48 Wochen ↓s. 15 mm Hg ↓d. 11 mm Hg (J Cardiovasc Pharmcol 2001) 2,3 % (Herst.ang.) 23 Anbieter 328,3 11. Anzahl Generika 12. Verordnungszahlen in D 2001: DDD [Mio.] (ohne Komb.) 74,2 22 Anbieter 8,0 14,8 24,4 0,55–1,00 0,60 (20 mg FT) 22 % Bis 18 % 10. Tagestherapiekos- 0,35–0,80 0,60–0,90 0,60–1,20 0,75 ten (DDD; ambulant) 0,20–0,30 (Gene- 0,45–0,60 0,45–0,90 [Euro] rikum verfügbar) (Generikum ver- (Import verfügbar) fügbar) 22 % Bis 18 % 1% (Herst.ang.) 2–15 % Knöchelödeme Bis 19 % 13 % 7% Kopfschmerzen 9.1. Verträglichkeit – 0,60–1,20 2–10 % 4–6 % 9. Nebenwirkungen: siehe Tabelle 2, aufgrund der Substanzähnlichkeiten vergleichbares Nebenwirkungsspektrum Kein Unterschied bei klinischen Endpunkten im Vergleich zu ACEHemmer, Diuretikum, Plazebo 8. In Studien mit kli- PREVENT, ALLHAT STOP-2 nischen Endpunkten (PRAISE, ASCOT (HOT) belegte Wirksamkeit FACET) 1 084 Patienten 5–10 mg/Tag/ 12 Wochen ↓s. 16,3 mm Hg ↓d. 12,5 mm Hg (Am J Cardiol 1996) 7.1. Hypertonie (s. = systolisch) (d. = diastolisch) 7. Wirksamkeit 1,3 1,30 7–8 % 6–8 % Kein Unterschied bei kardiovaskulären Ereignissen im Vergleich zu Diuretikum, besser verträglich NICS-EH 62 Patienten 30–90 mg/Tag/ 5 Wochen: ↓ Zeit bis zum Einsetzen ST-Streckensenkung von 1 mm unter Belastung von 5,66–6,12 min auf 5,28–5,91 min (Am J Cardiol 1989) 140 Patienten 30–120 mg/Tag/ 2 Jahre ↓s. 15 % ↓d. 17 % (Br J Clin Pharmacol 1986) 4% 9% 84 Patienten 18–30 mg/ Tag/4 Wochen ↓s. n/a ↓d. 15,8– 18,7 mm Hg (J Clin Pharmacol 1990) 233,2 40 Anbieter 12,6 0,30–0,40 (MT) 0,65–1,30 0,25–0,50 (RT) 0,90 (16 mg 0,20–0,40 (Generikum RK) verfügbar, RT) 5 % (Herst.ang.) 10–23 % Kein Unterschied bei primären Endpunkten Gesamtmortalität 4,3 % im Vergleich zu 5,6 % mit Diuretikum INSIGHT (STONE) 120 Patienten 30 mg/Tag/6 Wochen: ↓ AP Anfälle von 11,4 auf 3,3/Woche (Praxis 1977) 1 700 Patienten 30–60 mg/Tag/20 Wochen ↓s. 13,5– 8,6 mm Hg ↓d. 8,6–12,6 mm Hg (Can J Cardiol 1997) 5–10 % (Herst.ang.) Bis 15 % ↓ kardiovaskuläre Ereignisse –31 % im Vergleich zu Plazebo, antihypertensive Therapie mit Nitrendipin, Enalapril, Hydrochlorothiazid Syst-Eur 125 Patienten 10–40 mg/Tag/ 5 Wochen ↓s. 9 % ↓d. 11 % (Cardiovasc Pharmacol 1984) 12,9 184,9 31 Anbieter 0,40–1,45 0,50–1,00 0,90 (30 mg MT) 0,15–0,30 (Generikum verfügbar) 22 % Bis 22 % Studie abgebrochen ↑ Herzinfarktrate im Vergleich zu ACE-Hemmer ABCD 302 Patienten 20–40 mg/Tag/ 6 Wochen: ↑ Zeit bis zum Einsetzen der AP unter Belastung von 273/275 s auf 305/330 s (Drugs 1997) 206 Patienten 10–30 mg/Tag/ 6 Wochen ↓s. 8–17 mm Hg ↓d. 6–10 mm Hg (Drugs 1996) (c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Vogel · Vergleichstabelle Calciumantagonisten/Dihydropyridine Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005 – Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 407 (c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Krankenhauspharmazie Tab. 2. Wechselwirkungen der Calciumantagonisten/Dihydropyridine (DHP) 5.1. Mit Nahrungsmitteln: Grapefruitsaft erhöht den Wirkstoffspiegel aller Calciumantagonisten vom Dihydropyridintyp 5.2. Mit Arzneistoffen: Amprenavir Erhöhte DHP-Spiegel Antihypertonika (z. B. ACE-Hemmer, Al- Verstärkter Blutdruckabfall phablocker, AT-II-Antagonisten, Clonidin, Diuretika) Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron, Kardiodepression Disopyramid) Chinidin Erniedrigte DHP-Spiegel, Kardiodepression (Amlodipin) Antiepileptika Erniedrigte DHP-Spiegel Valproinsäure Erhöhte DHP-Spiegel Antimykotika (Azole) Erhöhte DHP-Spiegel Apomorphin Blutdruckabfall Barbiturate Erniedrigte DHP-Spiegel Calcium Verminderte DHP-Wirkung Cefixim Erhöhte Spiegel (Nifedipin) Cimetidin, Ranitidin Erhöhte DHP-Spiegel (keine WW mit Famotidin) Ciclosporin Erhöhte Spiegel (Nicardipin) Clarithromycin Erhöhte DHP-Spiegel (Felodipin) Clozapin Erhöhtes Agranulozytoserisiko (Nifedipin) Delavirdin Erhöhte DHP-Spiegel Diltiazem Erhöhte DHP-Spiegel (Amlodipin), erhöhte DHP-Toxizität (Nifedipin) Erythromycin Erhöhte DHP-Spiegel (Felodipin) Fentanyl Blutdruckabfall Fluoxetin Erhöhte DHP-Spiegel Hemmer oder Betablocker eine Kombination nötig werden, so ist zuerst ein Calciumantagonist oder ein Diuretikum zu wählen. Allerdings warnt die Leitlinie vor der gleichzeitigen Gabe von Betablocker und Diuretikum, auch in einer Dreierkombination, aufgrund der zu erwartenden höheren diabetogenen Wirkung. Vier DHP sind für die Behandlung der stabilen Angina pectoris (mit KHK abgekürzt) zugelassen. Die Leitlinie des American College of Cardiology und der American Heart Association zur Behandlung der chronischen stabilen Angina pectoris [5] sieht eine Behandlung mit lang wirksamen oder retardierten Calciumantagonisten (DHP und Nicht-DHP) dann vor, wenn Betablocker kontraindiziert sind oder eine Initialtherapie mit Betablockern versagt. 408 Herzglykoside Erhöhte Spiegel Imatinib Indinavir Inhalationsanästhetika Lithium Erhöhte DHP-Spiegel Erhöhte DHP-Spiegel AV-Block, Kardiodepression Erniedrigte Spiegel, erhöhte ZNSToxizität Blutdruckabfall Verminderte DHP-Wirkung (Nifedipin) Erhöhte DHP-Spiegel (Lercanidipin) Erhöhte Spiegel Blutdruckabfall Wirkungsverstärkung, verzögerte AV-Überleitung Blutdruckabfall Blutdruckabfall Blutdruckabfall Blutdruckabfall Blutdruckabfall Blutdruckabfall Blutdruckabfall Erhöhte DHP-Spiegel (Nifedipin) Erniedrigte DHP-Spiegel Erhöhte DHP-Spiegel Blutdruckabfall Erhöhte DHP-Spiegel Erhöhte Spiegel (Nicardipin) Erhöhte DHP-Spiegel (Lercanidipin) Blutdruckabfall Erhöhte Spiegel, erhöhte Toxizität (Nifedipin) Magnesium Melatonin Midazolam Mizolastin Molsidomin Muskelrelaxanzien Naftidrofuryl Nicergolin Nicotin Nitrate Nitroprussid Pentoxyphyllin Phenoxybenzamin Quinupristin/Dalfopristin Rifampicin Ritonavir Rituximab Saquinavir Sirolimus, Tacrolimus Terfenadin Trizyklische Antidepressiva Vincristin, Vindesin Sind Calciumantagonisten kontraindiziert, machen die Nebenwirkungen einen Abbruch der Behandlung erforderlich oder ist die Wirkung unzureichend, dann ist die Gabe von langwirksamen Nitraten erforderlich. Calciumantagonisten können mit Betablockern und/ oder mit langwirksamen Nitraten kombiniert werden. ne, DHP) [9] ist als neuer Wirkstoff Manidipin berücksichtigt. Zugelassene Indikationen Ein Vergleich ist nur für die zugelassenen Indikationen „Essenzielle Hypertonie“ und „Stabile Angina pectoris“ (KHK) möglich. Formulierungen Anwendung der Mastertabelle auf die DHP Die Zusammenstellung der Vergleichstabelle folgt der von der AABG-Arbeitsgruppe veröffentlichten Mastertabelle [8]. Zusätzlich zur im Oktober 2003 veröffentlichten Vergleichstabelle der Wirkstoffgruppe Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ (Dihydropyridi- Überwiegend liegen die DHP als orale Retardformulierungen vor, die eine einmal tägliche Gabe ermöglichen. Amlodipin ist aufgrund seiner längeren Halbwertszeit ohne Retardformulierung applizierbar. Nitrendipin muss in der höheren Dosis von 40 mg zweimal täglich gegeben werden. Aufgrund der allgemein festzustellenden Verträglichkeitsprobleme der Therapie mit DHP Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 – Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005 (c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Vogel · Vergleichstabelle Calciumantagonisten/Dihydropyridine Tab. 3. Nebenwirkungen der Calciumantagonisten/Dihydropyridine Atmungsorgane Atemstörungen, Bronchospasmen, Dyspnoe, Nasenbluten, Husten, Rhinitis, Sinusitis, Asthma bronchiale, Atemwegsinfektion, Lungenödem, Larynx-Ödem Blut/Lymphe Anämie, Blutbildungsstörung, Petechien, Purpura, Thrombozytopenie, thrombozytopenische Purpura, Leukopenie, hämatoplastische Anämie, hämolytische Anämie, Agranulozytose Haut und Haare Erythem, Hitzegefühl, Erythromelalgie, Exanthem (makulopapulös), Pruritus, Urtikaria, Alopezie, Ekchymosen, Farbveränderung der Haut, Hauttrockenheit, Lichen ruber planus, Hyperhidrosis, Photosensibilisierung, Lyell-Syndrom, psoriasisähnlicher Hautausschlag, Teleangiektasien, Farbveränderung der Haare Herz/Kreislauf Knöchelödem, Ödem, Verstärkung von Angina pectoris, AV-Block, Blutdruckabfall, Bradykardie, Herzblock, Herz-Kreislauf-Versagen, Herzrhythmusstörungen, Palpitationen, Synkope, Tachykardie, Vasodilatation, CPK-Erhöhung, ventrikuläre Extrasystolen, Migräne, Vaskulitis, EKG-Veränderungen, ST-Streckenveränderung Nervensystem Kopfschmerzen, Müdigkeit, Parästhesien, Schmerzen, Parkinson-Syndrom, Depression, eingeschränktes Reaktionsvermögen, Gedächtnisstörung, Halluzinationen, Psychose, Schwächezustand, Sensibilitätsstörung, Albträume, Angst, Tremor, Schlafstörungen, Ataxie, Erregungszustand, periphere Neuropathie, Rigor, vorübergehende Aphasie, myoklonische Dystonie, Libidoverlust kann diese Aufteilung der Dosis auch als Vorteil gelten. Bei Importware ist unter Umständen eine von der in Deutschland üblichen Formulierung abweichende Galenik zu beachten. Bei der Bewertung der Praktikabilität führt die notwendige dreimalige Dosierung von Nicardipin zur Abwertung. Bei Nifedipin und Nisoldipin sind unterschiedliche Galeniken mit unterschiedlicher Dosierung erhältlich, das scheint ebenfalls schlechter praktikabel zu sein. Die genannten drei Wirkstoffe sind daher mit einem Minus, die anderen mit einem Plus gekennzeichnet. Sinnesorgane Schwindel, Augenschmerzen, Augentrockenheit, Akkommodationsstörung, Doppelbilder, Konjunktivitis, Tinnitus, Störungen des Geruch- und Geschmacksinns Blindheit Systemreaktion Flush, allergische Reaktion, verschlechtertes Befinden, Unwohlsein, QuinckeÖdem, Fieber, Kanzerogenität im Tierversuch Stoffwechsel/Endokrinium Hitzewallung, Gynäkomastie, Gewichtszunahme, Hypokaliämie, Glucosetoleranzstörung, Hyperglykämie, Hemmung von P-Glykoprotein Verdauungsorgane Alkalische Phosphatase erhöht, Cholestase, Diarrhö, GGT erhöht, Hyperbilirubinämie, Ikterus, Leberinsuffizienz, Obstipation, Transaminasenanstieg, Übelkeit, Völlegefühl, Erbrechen, Hepatitis, Pankreatitis, Schluckstörung, Magen-DarmBlutung, Speicheldrüsenentzündung, -schwellung, Glossitis Sonstiges Unverträglichkeit (ggf. Therapieabbruch nötig), mangelnde Wirkung, Wärmegefühl, Miktionsstörungen, Impotenz, Nykturie, Polyurie, Serumcreatinin-Anstieg, Muskelkrampf, Muskelschmerz, Myopathie, Arthralgie, Arthritis, Bewegungsstörung, Gangstörung, Myositis, Rückenschmerzen, Gingivahyperplasie, Gingivitis, Mastodynie, Infertilität des Mannes, Menstruationsstörung, Rhabdomyolyse bei Nierentransplantatempfänger und i.v. Gabe A.V.I. Arzneimittel-Verlags GmbH Berlin (2002) entnommen. Dosierung Alle Dosierungsangaben sind den aktuellen Fachinformationen entnommen. Relevante Nebenwirkungen Die bekannten Nebenwirkungen sind gesondert aufgelistet. Ein Unterschied zwischen den Substanzen kann in Bezug auf die Verträglichkeit angenommen werden. Bei allen DHP kommt es häufig zu Knöchelödemen und Kopfschmerzen, zu diesen Nebenwirkungen finden sich Häufigkeitsangaben, die in die Tabelle aufgenommen wurden. Relevante Wechselwirkungen Für DHP sind so viele Wechselwirkungen bekannt, dass eine gesonderte Auflistung notwendig ist, um die Lesbarkeit der Vergleichstabelle zu bewahren. Aufgrund der Substanzähnlichkeiten sind keine wirklich entscheidenden Unterschiede zu erwarten. Angaben zu Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Verträglichkeit sind, soweit nicht anders vermerkt, der Publikation „Arzneimittel-Kursbuch 2002/03“, Therapiekosten DDD Die angegebenen Kosten beziehen sich auf den derzeit gültigen Apothekenverkaufspreis ohne Berücksichtigung von Abschlägen (Angabe der „Lauer-Taxe“ zu „100er“-Packungen, gerundet, Juli 2004). Dokumentation Die ursprüngliche Hoffnung der AABGArbeitsgruppe, die Anzahl der Patienten in Studien und die Verordnungszahlen weltweit für die in der Tabelle genannten Wirkstoffe zu erfragen, kann zumindest für die DHP nicht erfüllt werden. Die pharmazeutischen Unternehmen waren leider nur zum Teil bereit, diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Als Notbehelf müssen daher die Zahlen des Arzneiverordnungsreports 2002 für das Jahr 2001 dienen. Literatur 1. Staessen JA, Thijs L, Celis H, Gasowski J, et al. Randomized double-blind comparison of placebo and active treatment for older patients with isolated systolic hypertension. The Systolic Hypertension in Europe (Syst-Eur) Trial Investigators. Lancet 1997;350:757-64. 2. ALLHAT-Studie: Diuretikum besser als neue Antihypertensiva. arznei-telegramm 2003;34: 1-2. 3. Estacio RO, Jeffers BW, Hiatt WR, Biggerstaff SL, et al. The effect of nisoldipine as compared with enalapril on cardiovascular outcomes in patients with non-insulin-dependent diabetes and hypertension. N Engl J Med 1998;338: 645-52. 4. Leitlinien für die Prävention, Erkennung, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie. Deutsche Hochdruckliga, Deutsche Hypertonie Gesellschaft AWMF-LeitlinienRegister Nr. 046/001 (2001). Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005 – Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 409 (c) Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Krankenhauspharmazie 5. Williams B, et al. British Hypertension Society guidelines for hypertension management 2004 (BHS-IV): summary. BMJ 2004;328: 634-40. 6. Williams B, et al. Guidelines for management of hypertension: report of the fourth working party of the British Hypertension Society, 2004-BHS IV. J Human Hypertension 2004;18:139-85. 7. Management of patients with chronic stable angina. ACC/AHA/ACP-ASIM Pocket Guidelines (2000). 8. Krämer I. §115c SGB V gemäß Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz (AABG). Krankenhauspharmazie 2003;24:202-7. 9. Vogel L. AABG: Preisgünstige Therapiealternativen nach § 115c SGB V. Vergleichstabelle Calciumantagonisten/Dihydropyridine (DHP) zur Behandlung von essenzieller Hypertonie und stabiler Angina pectoris. Krankenhauspharmazie 2003;24:405-9. 410 Krankenhauspharmazie 24. Jahrgang · Nr. 10 · 2003 – Aktualisierte Version, Stand: 1. Februar 2005