„Es macht unglaublich Spaß , Informationen für andere verständlich aufzubereiten, so dass derjenige sinnvoll und erfolgreich damit arbeiten kann.“ Andrea Wintermayr Leitung Redaktion bei der Projekt Bildung GmbH in Augsburg 2012–heute Leitung Redaktion, Projekt Bildung GmbH 2008-11 Managerin Programm, CCollege GmbH 2007-08 Managerin Programm, Klett Lernen und Wissen GmbH, Klett College 2001-06 Teamleitung, Acquisition Editor, Elsevier GmbH 2000-01 Volontärin Marketing, Elsevier, Urban & Fischer Verlag 1999-00 Volontärin Wißner-Verlag 1993-99 Studium an der Universität Augsburg und Sussex, Brighton (Neuere Deutsche LitWi, Englische LitWi, Neuere u. neueste Geschichte) 1993 Abitur Sonstiges Praktikum im Maro Verlag, Augsburg / Freie journalistische Mitarbeiterin im Donaukurier / Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft Frau Wintermayr, Sie sind Redaktionsleiterin bei der Projekt Bildung GmbH. Würden Sie kurz beschreiben, was Ihr Unternehmen genau macht und wie Ihr Arbeitsalltag aussieht? PROJEKT BILDUNG ist als Dienstleister in der Produktentwicklung für Unternehmenskunden und für Bildungsunternehmen tätig. Wir konzipieren für diese Unternehmenskunden und Bildungsverlage neue Lernlösungen — von einzelnen Produkten bis hin zu neuen Geschäftsmodellen — für die Menschen von heute auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse. Ich bin in den verschiedensten Projekten verantwortlich für die Projekt- konzeption und -umsetzung, die Umsatz- und Kostenkalkulation, Terminplanung, Trainer-/Autoren-/ Mitarbeiterakquise + Verwaltung und die Mitarbeiterführung. Dafür telefoniere ich viel, bin mit Kunden und externen Dienstleistern per Mail in Kontakt und fahre zu Präsentationsterminen zum Kunden. Was versteckt sich hinter dem Credo von Projekt Bildung – „Lernen neu denken!“? Inwiefern haben Sie Ihre beiden Volontariate auf Ihren darauffolgenden berufliIn den 80er und 90er Jahren war das chen Werdegang vorbereitet? Lernverhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geprägt durch passiv-rezeptives Verhalten. Heute dominiert aktives-interaktives Verhalten: googeln, online recherchieren, chatten, posten, telefonieren, emailen, smsen und vieles mehr. Information wird heute also anders aufgenommen und verarbeitet, bei Lernern sind neue Bedürfnisse für die Aufbereitung und Präsentation der Lerninhalte entstanden, auf die Anbieter von Bildungsmedien reagieren müssen. Auf Basis dieser Erkenntnisse gestalten wir neue erfolgreiche Lernsettings - für Digital Natives sowie auch für Digital Immigrants. Die beiden Volontariate waren meine Berufsausbildung. Ich hatte zwar ein geisteswissenschaftliches Studium abgeschlossen, das mich allerdings in keinster Weise auf die praktische Arbeit im Berufsleben vorbereitet hat. So gesehen hatte ich nach dem Studium zwar viel theoretisches Wissen aber keinerlei praktische Erfahrung. In den beiden Volontariaten habe ich also die tatsächliche Verlagswelt kennengelernt, das Handwerkszeug für die Arbeit im Lektorat und im Marketing gelernt und den Grundstein für meinen beruflichen Werdegang gelegt. Warum sind Sie stets dem Verlagswesen treu geblieben? Können Sie uns ein, zwei Projektbeispiele Dass ich einmal in einem Verlag arnennen? beiten möchte, stand für mich schon zu Schulzeiten fest. Anfänglich war das wohl eher so eine romantische Vorstellung, dass man dort tolle Manuskripte liest und große Autoren entdeckt. Die Arbeit in den FachverBeispiel 2: www.papagei.com, Video- lagen hat damit allerdings aber überhaupt nichts zu tun. Aber ich habe sprachlernportal für den privaten und den Business Bereich. Videotrai- festgestellt, dass es unglaublich Spaß macht, Informationen für andere nings mit interaktiven Übungen, Tests, Ausspracheübungen, Vokabel- verständlich aufzubereiten, so dass derjenige sinnvoll und erfolgreich trainer und E-Books für das Spradamit arbeiten kann - sei es als Buch, chenlernen und OnlineSprachtrainings mit einem persönli- als CD-ROM oder auf einer OnlineLernplattform. chen Coach. Beispiel 1: www.lerncoachies.de, Online-Lernplattform von Cornelsen mit Erklärfilmen, interaktiven Übungen und Tests passend zum Schulbuch. Beschreiben Sie kurz, wie sich Ihr Aufgabengebiet mit der Zeit gewandelt hat. Wie wichtig ist der „rote Faden“ im Lebenslauf bzw. hilft es bereits im Studium sein Berufsziel zu kennen? Da gibt es zwei Gesichtspunkte. Einmal der Wandel der Arbeitsmittel: Als ich im Verlag angefangen habe, war das Produkt, das man produziert hat, ein Buch. Entsprechend wurde in erster Linie mit Word bzw. Ausdrucken gearbeitet. Wer sein Berufsziel im Studium schon kennt, wird entsprechend stringent darauf hinarbeiten und versuchen, im Studium durch Praktika die ersten Erfahrungen zu sammeln und Weichen zu stellen. Das hat nichts mit Strebertum zu tun, und wenn das Studium dadurch ein paar Semester länger dauert, stört das nicht. Wichtig im Lebenslauf ist Heute arbeite ich mit interaktiven Autorentools und verdabei einfach zu sehen, dass der Bewerber eine Vorstelschiedenster Software, um interaktive Übungen, Lernlung davon hat, wo es hingehen soll und dieses Ziel schon plattformen, WIKIs und Datenbanken zu konzipieren und im Studium verfolgt hat. Auch die Stellen im Verlagswesen umzusetzen. sind mittlerweile rar gesät und es gibt viele Bewerber, Der andere Gesichtspunkt ist die Veränderung der Zustän- weswegen die Verlage sich die Besten aussuchen können. digkeiten und Verantwortlichkeiten. Als Volontär wird einem gesagt, was wann wie zu tun ist, bis man Aufgaben Ihre Meinung zu Praktikum, Werkstudententätigkeit, Auslandsund Arbeiten selbstständig erledigen kann. Bei Fehlern semester und Ehrenamt? gibt es zwar Ärger, aber üblicherweise keine größeren Konsequenzen. Unbedingt! Der Wert von Praktika, WerkstudententätigAls Redaktionsleitung hält man alle Fäden eines komkeit, Auslandssemester und privates Engagement in welpletten Projekts in der Hand, überwacht Termine, die Qua- cher Form auch immer ist im Lebenslauf für die Bewerlität und die Kosten. Damit ist man für den Erfolg oder bung um eine Stelle im Verlagswesen gar nicht hoch genug Misserfolg eines Projekts verantwortlich, Fehler haben einzuschätzen. hier also viel größere Konsequenzen. Ihre Meinung zum Thema „Frauen in Führungspositionen“? Welcher Wandel ist heute im Vergleich von Online- und Printmedien zu erkennen und wie reagieren Schulbuchverlage darauf? Gerade in der Bildungsbranche ist im Bereich der Printmedien schon seit einigen Jahren ein starker Umsatzrückgang zu erkennen. Lernhilfen in Buchform für das Lernen am Nachmittag verkaufen sich immer schlechter bzw. es kristallisieren sich einige wenige erfolgreiche Anbieter heraus. Gleichzeitig nimmt die Internetnutzung von Jugendlichen für die Schule stark zu. Die meisten Verlage reagieren darauf z. B. mit einer Verknüpfung ihrer Printprodukte mit kostenfreien OnlineZusatzmaterialien, mit der Entwicklung von Lernplattformen und Apps für die Prüfungsvorbereitung oder mit Kooperationen mit bestehenden Online-Lernplattformen. Welchen Rat haben Sie für Studierende, die in das Verlagswesen streben? Gibt es immer noch zu wenig! Haben Sie Tipps für das Bewerbungsgespräch? Bereiten Sie sich vor: Informieren Sie sich über das Unternehmen und die Branche (Homepage, Presse, etc.). Überlegen Sie sich, warum Sie sich für genau diese Stelle beworben haben, was Sie daran reizt, warum Sie denken, Sie wären geeignet dafür. Ihren Lebenslauf sollten Sie schlüssig darstellen können – auch inkl. eventuell vorhandener Lücken. Zeigen Sie Interesse an der ausgeschriebenen Stelle und an Ihrem Gesprächspartner: Bleiben Sie im Gespräch aufmerksam und konzentriert und stellen Sie Fragen zum Unternehmen, der Stelle, der Tätigkeit. Fragen zum Gehalt und zum Urlaub ja, aber wenn, dann erst am Ende des Gesprächs. Oft ist das erst Thema im Zweitgespräch. Seien Sie authentisch: Spielen Sie keine Rolle, sondern präAm besten schon während des Studium so viele Praktika in sentieren Sie sich so, wie Sie sind. so vielen Verlagen wie möglich machen. Dadurch lernt man unterschiedliche Häuser und unterschiedliche Produkte kennen und kann im Vorstellungsgespräch mit prakVielen Dank für das Interview! tischer Erfahrung punkten.