Diss ETH Nr. 7738 PHOSPHATRÜCKLÖSUNG AUS SEDIMENTEN ALS FOLGE DER REDUKTION VON EISENOXIDEN Abhandlung zur Erlangung des Titels eines Doktors der Naturwissenschaften der EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH vorgelegt von BETTIN A ZINDER dipl. Chem. Universität Zürich geboren am 15. Nov. 1948 von Burg FR Angenommen auf Antrag von Prof. Dr. Werner Stumm, Referent Prof. Dr. Walter Schneider, Korreferent ADAG Adminis tration & Druck AG Zürich 1985 Die geheimnisvollen Wirklichkeiten, die sich unseren Sinnen entzogen: die Naturkräfte, die Planeten, die Moleküle, die Wellen, waren nichts als die gähnende leere, die wir mit unserer Ignoranz erforschten und unter Worten versteckten. Niemals würde die Natur uns ihre Geheimnisse ausliefern: sie hatte keine Geheimnisse: wir waren es selbst, die Fragen erfanden und Antworten formulierten, und niemals würden wir auf dem Grund unserer Retorten etwas anderes entdecken als unsere eigenen Gedanken. Simone de Beauvoir Ich danke besonders: Herrn Prof. Werner Stunm, seine fach 1i ehe Kompetenz und sein enormer Ueberbl i ck über das Gebiet der Chemie natürl i eher Gewässer wie auch sein Optimismus, sein Charme und die Liebe zu seinen Doktoranden, machen ihn zu einem unvergleichlichen Lehrer. Herrn Prof. W. Schneider für die Uebernahme des Korreferats. Laura Si gg und Röbi Kummert, deren Dissertationen einen fruchtbaren Einfluss auf die vorliegende Arbeit gehabt haben. Geri Furrer, der in mancherlei Beziehung eine unschätzbare Unterstützung war. Seine Ideen und Korrekturen haben den Abschluss meiner Arbeit erheblich erleichtert. Den vielen Mitarbeitern der EAWAG, die mir während der Dissertation geholfen haben. Stellvertretend für alle möchte ich Heinz Bader, David Kistler und Hans Weber nennen. Von ihrem Wissen und ihrer beruflichen Erfahrung konnte ich, dank der grossen Hilfsbereitschaft, viel profitieren. Meinen Kollegen Johannes, Norbert, Erich, Bernhard und Vreni. Sie haben mir nicht nur oft fachlich weitergeholfen, sondern waren hauptsächlich Freunde, die am meisten dazu beigetragen haben, dass mir die Zeit der Doktorarbeit in schöner Erinnerung bleiben wird. 1 Seite VERZEICHNIS DER ABKUERZUNGEN 4 l. EINLEITUNG 5 1.1. Phosphatkreislauf eines Sees 5 1.2. Phosphat und Eutrophierung 6 1.3. Das Sediment als Phosphatsenke 7 1.4. Fragen zur Phosphatrücklösung 7 2. PHOSPHORVERBINDUNGEN IM SEE 9 2.1. Gelöste Phosphorverbindungen 9 2.1.l. Anorganische Phosphate 2.1.2. Organische Phosphate 2.1.3. Hydrolyse kondensierter Phosphate 2.2. Feste Phosphorverbindungen 2.2.1. Kristalline Phosphate 2.2.2. Phosphatadsorption 9 12 12 13 14 16 3. PHOSPHATRUECKLOESUNG 20 3.1. Die klassische Rücklösungstheorie 20 3.1.1. Redoxbedingungen im See 3.1.2. Eisen-Phosphat Verhältnis im Sediment 3.2. Allgemeine Möglichkeit der Rücklösung 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.4. Einfluss der ·wasserstoffionenkonzentration Mineralisierung von organischem Material Ligandenaustausch Reduktive.Rücklösung 22 27 29 30 31 31 33 2 4. VERWITTERUNG VON METALLOXIDEN 34 4.1. Auflösung schwerlöslicher Festphasen 34 4.1.1. Die protonenkatalysierte Auflösung 4.1.2. Die anionenkatalysierte Auflösung 4.1.3. Die reduktive Auflösung 4.1.3.1. Die Elektronenübertragung 4.1.3. l; Kinetik der reduktiven Auflösung . 36 39 43 45 48 5. EXPERIMENTE UND RESULTATE 55 5.1. Die Auflösung von Fe(IIl)-Phasen als entscheidender Schritt der Phosphatrücklösung 55 5.1.1. Pie protonenkatalysierte Auflösung von Goethit 5.1.2. Die anionenkatalysierte_Auflösung von. Fe( III)Oxiden und -Hydroxiden 5.1.2.1. Oxalat als Auflösungsligand 5.1.2.2. Phosphat als Auflösungsligand 5.1.2.3. Inhibition der Auflösung 5.1.2.4. Weitere Auflösungsliganden 5.1.3. Die Reduktive Auflösung 5.1.3.1. Ascorbinsäure als Reduktionsmittel · 5.1.3.2. Ascorbinsäure und anionische Liganden 5.1.3.3. Die Goethitauflösung in Anwesenheit von Belebtschlamm 57 60 61 67 70 ·72 73 74 76 81 5.2. Andere - im Zusammenhang mit der Phosphatrücklösung stehende - Probleme 84 5.2.l. Kann das im Sediment an Eisen(III) gebundene Phosphat analytisch erfasst werden 5.2.2. Ligandenaustausch an Goethit 5.2.3. Hydrolyse kondensierter Phosphate 84 92 94 3 5.3. Methoden und Materialien 5.3.1. Eingesetzte Analytik 5.3.2~ Eingesetzte Substanzen 6. DISKUSSION 96 96 97 99 ZUSAMMENFASSUNG 104 ABSTRACT 106 ANHANG 108 LITERATURVERZEICHNIS 111 4 VERZEICHNIS DER ABKUERZUNGEN [ ] { } >M K negativer Logarithmus der Elektronenkonzentration in Lösung E Redoxpotential k Geschwindigkeitskonstante R Reaktionsrate spezifische Oberflächenprotonierung (mol m-2) spezifischer anionischer Oberflächenbedeckungsgrad (mol m-2) Anzahl der protonierbaren Metallzentren an der 0xidoberfläche (mol m-2) 1 <l>L Anzahl der Lewis-Zentren an der Oxidoberfläche (mol m-2) w Wahrscheinlichkeitsfaktor w Wahrscheinlichkeit Indizes H Protonen e Elektronen L anionische Liganden 1 T II Zähnigkeit der Liganden total 5 1. EINLEITUNG 1.1. Phosphatkreislauf eines Sees Alle in ein Gewässer gelangenden Substanzen unterliegen einerseits dem Kreislauf des Gewässers selbst und andererseits den substanzei genen Umwandlungsprozessen. Diese sind unter anderem eine Funktion der chemischen Erscheinungsform der vorliegenden Elemente, sowie der Art und Menge ihres Eintrages. Phosphat, das sich in einem See befindet, stammt aus verschiedenen Quellen. Neben den natürlichen P-Frachten zählen Abwässer (häusliche wie industrielle) und landwirtschaftl iche Abschwemmungen zu den grossen Phosphatliefera nten. Phosphor gelangt in Form gelöster anorganischer wie organischer Phosphate (beide auch kondensiert) und als partikuläres Phosphat in die Seen. Beobachtet man den Kreislauf (In-, Output) eines Sees, so wird das Phosphat entweder durch die natürlichen Aus 1äufe abtransportiert oder auf den Grund befördert und dort eingelagert. Innerhalb der Wassersäule eines Sees, bestehend aus Epilimnion, Metalimnion, Hypolimnion, Porenwasser und Sedimentfestkörper, kommen für das Phosphat einige Umwandlungsprozesse in Betracht, die in Fig. 1.1 schematisch dargestellt sind. Im Epilimnion, der obersten, lichtdurchlässig en Wasserschicht, ist die Photosynthese der wichtigste Umwandlungsvorgang, in welchem gelöstes Phosphat zu Biomasse (partikulärem organischen Phosphat) aufgebaut wird. Neben der Photosynthese findet auch Respiration statt. Wichtige Vorgänge im ganzen Wasserkörper sind Adsorption und Desorption des gelösten Phosphates an anorganisches, partikuläres Material. Oie hauptsächlichsten Abbaumechanismen sind Mineralisierung und Hydrolyse hochmolekularer Phosphate zu Orthophosphat. Oie Sedimentation der Phosphorverbindungen geschieht durch Absetzen von Partikeln auf den Seegrund. Weitere vertikale Transportvorgänge sind die Wirbelund die molekulare Diffusion. Im Hypolimnion sind (bis auf die Photosynthese) alle oben genannten Vorgänge vertreten. An der SedimentWasser-Grenzfl äche können die gelösten Phosphate an Sedi mentparti kel adsorbieren. Adsorption und Desorption, sowie die Auflösung von Festphasen, sind die vorherrschenden chemischen Reaktionen im Sediment-Porenwasser-System, wo auch neue anorgani sehe Phosphatphasen gebi 1det 6 werden können. Der Transport im Porenwass er geschieht , mit Ausnahme der Bioturbat ion in den oberen Sediments chichten, ausschlie sslich durch molekular e Diffusion . 6 1 3 2 2 5 4 5 1 Fig. 1.1: Schematische Darstellung der verschiedenen Phosphaterscheinungsformen in einem See und deren Beziehungen un~ereinander. (P = Phosphat; a = anorganisch; o = organisch; g = gelöst; p = partikulär ; Sed = Sedimentfestkörper) Austauschvorgänge zwischen den P-Boxen: 1 Photosynthese - Respiration 2 Adsorption - Desorption sowie Bildung und Auflösung anorganischer Phosphatphasen 3 Mineralisierung (Hydrolyse) 4 Photosynthese (einzelne 'organismen können direkt organisches Phosphat aufnehmen) - Respiration (partiell) Adsorption - Desorption 5 Sedimentation 6 Adsorption von gelöstem anorganischem Phosphat ans Sediment 7 RUck Jösung 1.2. Phosphat und Eutrophie rung Der zunehmende Nährstoff eintrag in unsere Gewässer hat zur Eutrophie rung einer immer grösser werdenden Anzahl von Seen geführt. Phosphor, in den meisten Seen der limitieren de Faktor der Primärpro duktion, ist 7 bei der Eutrophierung von entscheidender Bedeutung. Um die Umweltprobleme - besonders die Sauerstoffzehrung im Hypolimnion - die durch die Eutrophierung verursacht werden, zu bewältigen, ist eine genaue Kenntnis des Phosphatk reis lauf es notwendig. Die Anstrengungen, die unternommen werden, um den Phosphateintrag in die Seen zu reduzieren, sind mit ebenso grossen fi nanzi e11 en Aufwendungen verbunden wie die Seensanierungen. Es ist daher nicht verwunderl i eh, dass Phosphor das am meisten untersuchte Element in den Gewässerwissenschaften ist. 1.3. Das Sediment als Phosphatsenke Im Phosphatmetabolismus eines Sees spielen die Sedimente eine entscheidende Rolle. Die durch Respiration und Mineral i si erung frei werdenden Nährstoffe werden durch Einlagerung in die Sedimente aus dem Kreislauf entfernt. Die sedimentierten Phosphate werden damit der produktiven Seeschicht entzogen. Unglücklicherweise wird bei manchen, oft sehr eutrophen Seen, eine grosse Remobilisierung des sedimentierten Phosphats beobachtet. Diese Phosphatrück 1ösung erhöht zusätzl i eh das Nährstoffangebot im Epilimnion, was wiederum zu vermehrter Primärproduktion führt. Aufgrund der hier kurz erwähnten Tatsachen stellen sich einige Fragen, deren Beantwortung bei der Lösung des Eutrophi erungsprob l ems eine grosse Hilfe sein könnten. 1.4. Fragen zur Phosphatrücklösung Um die kurz geschilderten Phänomene quantitativ zu erfassen, lassen sich aus chemischer Sicht zwei Hauptproblemkreise definieren. Es ist entscheidend zu wissen, welche chemischen Mechanismen der Phosphatfreisetzung möglich sind und welche Einflussgrossen die Rücklösung kontrollieren. Falls es verschiedene Mechanismen gibt, stellt sich die Frage, wel eher der Mechanismen (bei gegebenen Bedingungen) bezügl i eh auflösbarer Menge (Thermodynamik) oder Auflösungsgeschwindigkeit (Kinetik)· der dominante ist. Vor allem ist von Interesse, in welcher Form das Phosphat im Sediment eingelagert ist und ob durch die Kenntnis der Phosphatbindung im Sediment auf dessen potentielle Remobilisierung geschlossen werden kann. 8 Die beiden angesprochenen Problemkreise: - Art der Phosphatbindung und Rücklösungsmechanismen sind die zentralen Themen der vorliegenden Arbeit. 9 2. PHOSPHORVERBINDUNGEN IM SEE 2.1. Gelöste Phosphorverbindungen Das Element Phosphor kommt in natürlichen Gewässern fast ausschliess lich als vierfach koordiniert e Verbindung in der Oxidationsstufe ~vor und ändert seinen Oxidationszustand weder durch biologische noch durch chemische Transformationen. Es handelt sich bei diesen Phosphorverbindungen in Gewässern um anorganische und organische Phosphate, also um die Anionen der entsprechenden Phosphorsäuren. Das einfachste Phosphat ist das Orthophosphat (P0 4 3-), das den Grundbaustein aller übrigen Phosphate darstellt. Gelöste Phosphate gelangen durch die Verwitterung und die Auflösung Phaltiger Mineralien, sowie durch Erosion und Bodenabschwemmungen ins Wasser. Assimilations- und Dissimilationsvorgänge bringen organische Phosphate in die Seen, und ein grosser Teil der Phosphatfracht wird durch industrielle und häusliche Abwässer verursacht [Stumm 70]. 2.1.1. Anorganische Phosphate Sowohl das monomere Orthophosphat wie auch polymere anorganische Phosphate (sogenannte kondensierte Phosphate) finden sich in Gewässern. Orthophosphat ist das Hydrolyseendprodukt aller kondensierten organischen wie anorganischen Formen. Das dimere Pyrophosphat (P 0 4 -) und 2 7 das trimere Tripolyphosphat (P 30 10 5-) sind von den kondensierten anorganischen Phosphaten diejenigen, die am häufigsten in unsere' Gewässer gelangen [Degens 68]. Ein geringer Tei 1 der kondensierten Phosphate stammt aus Pflanzen. Diese können Pyrophosphat aus Orthophosphat synthetisieren und damit Energie speichern [Kirby 79]. Der grösste Teil der kondensierten Phosphate ist jedoch anthropogenen Ursprungs, besonders das Tripolyphosphat, das den Waschmitteln beigegeben wird. Auch hochmolekulare kondensierte Phosphate, die aus Ketten von bis zu 10 PEinheiten ([PnO(Jn+l )](n+ 2)- = Polyphosphate), Ringen mit 3 bis 7 Phosphoratomen (Metaphosphat: [(P0 )n] 2n-) und Vernetzungen (Ultra3 phosphate) aufgebaut sind [Cotton 74], können in die Seen gelangen. Die Phosphate als Säureanionen sind je nach pH des Gewässers protoni ert ~ Bei einem pH eines Sees von 7. 5 bis 8. 5 liegt die Orthophosphorsäure als Hydrogen- (HP0 4 2-) und Dihydrogenphosphat (H Po 4-) vor. 2 10 Die Pyrophosphorsäure ist zu über 90% in Form von HP 0 7 3- und die Tri2 phosphorsäure zu HP 3 0 10 1+- und wenig P30 5- dissoziiert. In Fig. 2.1 10 ist die pH-Abhängi gkei t der 3 genannten Phosphorsäuren graphisch dargestellt. Phosphate sind gute Komplex- und Chelatbildner und bilden mit fast allen in Gewässern vorkommenden Metallkationen lösliche Komplexe. Die Komplexbildung ist vom pH, den Konzentrationen (sowohl des Phosphates 0 100 b r--t 0~ .__. 0.. u so 0 100 c . so 1 2 3 4 5 6 1 8 9 10 11 12 11 pH Fig. 2.1: Prozentuale Verteilung der Phosphorsäuren und ihrer Anionen in Abhängigkeit des pH's. a) Ortho- b) Pyro- c) Tripolyphosphorsäure (P steht für eine Orthophosphat-Einheit) 11 wie der Metalle), als auch von der Anwesenheit und Menge anderer Komplexbildnern (z.B organischer Säuren) abhängig. In Tab. 2.1 sind einige Komp l exbi l dungskonstanten mit den für den Phosphork reis lauf wichti gen Metallkationen aufgeführt. Die Eignung der Phosphate als Komplexbildner hat nicht nur einen grossen Einfluss auf die Verteilung der gelösten Phosphatspezies, sondern auch auf die totale Löslichkeit der einzelnen Verbindungen. Die Lös1i chkei t einiger Meta 11 i onen kann durch Phosphat als Ligand um ein Vielfaches erhöht werden. Dies ist ein Grund für die Triphosphatzugabe Tab. 2.1: Phosphatkomplexbildungskonstanten der bei pH 7.5 bis 8.5 vorherrschenden Komplexe von Mg 2+, Ca 2+, Fe 3+, Fe 2+ und Al 3+. (T = 25°C, Ionenstärke + 0) Reaktionen Mg2+ + HPO 2= 4 ca2+ + PO 3= 4 ca2+ + HPO 2= 4 Fe3+ + HPO 4 2= Fe3+ + H2PO 4 = Fe2+ + HPO 4 2= Fe2+ + H2PO 4 = Al3+ + H2PO 4 = Mg2+ + p 0 4= 27 Mg2+ + HP 207 3- = ca2+ + P o 4= 27 ca2+ + HP 2o7 3- = Fe3+ + 2HP 207 3- = Mg2+ + p 0 5- = 3 10 Mg2+ + HP 30 10 4 - = ca2+ + P o 5- = 3 10 Ca 2+ + HP 30 10 4- = log K MgHP0 4 (aq) CaP0 4 CaHPO 4( aq) FeHP0 4+ FeH 2PO 4 2+ FeHP0 4 (aq) FeHlO/ AlH 2PO 4 2+ MgP 207 2MgHP 2o7 CaP 207 2CaHP 2o7 Fe(HP 207 ) 23MgP 3010 3MgHP 30 10 2CaP 30 10 3CaHP 30 10 2- 2.91 6.46 2.74 8.30 3.47 3.60 2.70 - 2.10 1.20 3.06 6.80 2.30 22.0 8.60 3.50 8.10 3.04 Literatur [Smi th 76) II II II II II II II II II II II II [Sillen 64) [Smi th 76] II II II II II II [Sillen 64] [Smi th 76] II II II II II II 12 in Waschmittel. Das Calciumion bildet mit dem Triphosphat einen lös1 ichen Komplex, ·womit die Ausfäl l ung von Calciumkarbonat verhindert wird. 2.1.2. Organische Phosphate Natürlich vorkommende org~nische Phosphorverbindungen in Gewässern sind immer Abbauprodukte aus Biomasse und bestehen aus Phosphatbaustei nen, die, wie die anorganischen Phosphate, über Sauerstoffatome verknüpft sind [J. Williams 71]. Ein grosser Teil des organisch gelösten Phosphats sind hochmolekulare Verbindungen und stammen zu etwa 50% aus DNS und RNS oder Bruchstücken dieser beiden Säuren (Minear 72]. Weitere Phosphorverbindungen, die als Abbauprodukte der Biomasse entstehen, sind Phospholipide aus Zellmembranen und Zellwand-Polysaccharide, die als Bindungszentren für Calcium- und Magnesiumionen wirken [R. Williams 79]. Eine zunehmende Anzahl auch organischer Phosphorverbindungen sind anthropogenen Ursprungs. Hier sind einerseits pharmazeutische Produkte, andererseits Herbizide und Pestizide zu nennen. Allerdings machen diese Verbindungen bloss einen verschwindend kleinen Teil des Gesamtphosphors aus und sind deshalb kaum von Bedeutung für die Eutrophierung. Diese Phosphorverbindungen sind aber, im Gegensatz zu den natür1 ich vorkommenden Phosphaten, im Wasser oft schlecht abbaubar und deshalb mit anderen Risiken verbunden [R. Williams 79]. 2.1.3. Hydrolyse kondensierter Phosphate Alle kondensierten Phosphate hydrolysieren in wässriger Lösung zu Orthophosphat. ·Die Hydrolyse polymerer Phosphate in steriler Lösung· kann mit einer Kinetik pseudo 1. Ordnung beschrieben werden [Watanabe 76, Van Wazer 52,55]. Bei Tripolyphosphat läuft die Reaktion nach der folgenden Sequenz ab: P30105- + H20 + PO 4 3- + P20 7 4- P2 0/•- + 2 P0 4 3 - + H20 + 2 H+ + 2 H+ Die Hydrolyse ist eine pH-abhängige Reaktion und kann durch Inertelektrolyte katalysiert werden _(negativer oder positiver Salzeffekt). Der zweite Teilschritt der Reaktionsfolge ist für die Gesamtreaktion geschwindigkeitsbestimmend. Oie Aktivierungsenergie liegt für den ersten Hydrolyseschritt bei 110 kJ/molK und für den zweiten bei 125 kJ/molK 13 (Zinder 84 ]. Oie Reaktion verläuft unter sterilen Bedingungen extrem 1angsam und würde bei pH 8 und einer Temperatur von 15° C eine Ha 1bwertszei t von ca. 15 Jahren aufweisen (Griffith 59]. Wird die Triphosphathydrolyse unter natürlichen Bedingungen oder in Anwesenheit von Algenkulturen untersucht, so verläuft die Reaktion tausendmal schneller [Clesceri 65]. Die Halbwertszeit reduziert sich entsprechend auf wenige Stunden. Eigene Untersuchungen der Triphosphathydrolyse in einem Belebtschlamm deuten auf die gleiche Folgereaktionskinetik wie unter sterilen Bedingungen hin. Oie Halbwertszeiten der Gesamtreaktion liegen, je nach Belebtschlammkonzentrationen, zwischen 5 und 10 Stunden. Diese enorme Beschleunigung der Hydrolyse in Anwesenheit von Mikroorganismen wird mit einer enzymatischen Biokatalyse erklärt [ Hei nke 69]. Oie kondensierten organi sehen Phosphate unterliegen dem gleichen Abbauvorgang wie Tripolyphosphat. Auch hier führt die Biokatalyse zu einer Beschleunigung der Reaktion um 2 - 3 Zehnerpotenzen. Organische Polymere, die aus absterbendem Algenmaterial stammen, werden somit in relativ kurzer Zeit durch Bakterien zu Orthophosphat abgebaut [Watt 63]. 2.2. Feste Phosphorverbindungen In Sedimenten existieren, neben magmatisch und metamorph gebildeten Gesteinen, hauptsächlich sekundär entstandene Neubildungen aus Verwitterungsprodukten. Einige dieser Verbindungen sind die Tonmineralien (z.B. Kaolinit und Montmorillonit) und die Oxide und Hydroxide der Elemente Si, Al, Fe und Mn sowie Calcit. Das Magnesiumcarbonat kommt selten als reines Magnesit vor, sondern meist als Dolomit {CaMg(C0 3 } 2 } oder Ankerit {Ca(Mg,Fe,Mn}(C0 3 } 2 }, diese beiden Verbindungen werden in den See eingebracht und bilden sich nicht im Sediment. Unter anaeroben Bedingungen kann auch Siderit {FeC0 3 } im Sediment entstehen [Schäffer 79]. In den kristallinen Phasen eines Sedimentes ist Phosphor hauptsächlich als anorganisches Phosphat zu finden [Boström 82). In natürlichen Mineralien ist das Element Phosphor nur in Form von Orthophosphat bekannt (Degens 68]. Als Gegenionen einer kristallinen Phosphatphase in einem Sediment kommen Eisen, Aluminium und Calcium in Frage. Eine wichtige Art der Bindung von Anionen in Böden und Sedimenten ist 14 die Adsorption , an Oxide und Hydroxide, besonders an Oxide und Hydroxide von Eisen und Aluminium, s.owie an die feinen Ueberzüge dieser Verbindungen auf Tonmineralien. 2.2.1. Kristalline Phosphate Aus dem Lösl ichkei tsprodukt kri stal 1i ner Eisen-, Alumini um- und Calciumphosphate (Tab. -2.2) wird abgeschätzt, ob eine entsprechende Phase in einem Sediment existieren kann. Zu den wichtigsten Phosphatphasen, die in einem Sediment thermodynamisch möglich sind, gehören Variscit {AlPOlt}' Strengit {FePOlt}' Hydroxyapatit {Ca 10 (P01t) 6(0H) 2} und weitere Calciumphosphate sowie Fluorapatit. Die in Figur 2.2 abgebildeten Löslichkeitskurven von verschiedenen Phosphaten in Abhängigkeit des pH-Wertes zeigten eine mi nima 1e Lös1i chkei t von Fe- und Al-Phosphaten bei pH 5 bzw. 6. Bei einem pH-Wert von 8 müsste schon eine Phosphatkonzentration von 10-1tM erreicht werden, damit Variscit entstehen könnte. Diese hohen Ko~zentrationen werden aber nur in Ausnahmefällen oder lokal erreicht. Im Porenwasser Tab. '2. 2: Lös 1i chkei tsproduk te (1 og Ks) verschiedener Meta 11phosphate. (T = 25°C, I = OJ [Leckie 70] - log Ks FeP01t(s) Fe 3 (P01t) 2(H 20) 8 (s) CalO(POlt)6(0H)2(s) CalO(POlt)6(F)2(s) AlP01t·2H 20(s) CaHAl(P01t) 2(s) CaHPOlt(s) Ca1tH( POit) 3 ( s )' CalO(POlt)6(0H)2(s) + 6 H20 = Fe3+ .+ PO lt 3= 3 Fe2+ + 2 PO lt 3- = 10 Ca 2+ + 6 PO lt 3- + 2 OH= 10 ca 2+ + 6 PO lt 3- + 2 F- = Al 3+ +PO lt 3- + 2 H20 = Ca 2+ + Al 3+ + H+ + 2 PO lt 3 ~ = Ca 2+ + HPO lt 2= 4 Ca2+ + 3 PO lt 3- + H+ = 4 [Ca 2(HPO 1t )(OH) 2] + 2 Ca 2+ + 2 HP01t 2- 23.0 36.0 114 118 21.0 39.0 6.6 46.9 17.0 15 des Vierwaldstätter sees sind beispielsweise maximale Phosphatkonzentrationen von 3 · 10- 5M bei einem pH von 7. 5 bis 7. 7 gemessen worden [Staub 81 ]. Diese Phosphatkonzentrationen werden im Porenwasser selten überschritten, ausser unter stark anoxi sehen Bedingungen, wo Konzentrationen bis 3.5 · lQ-'+M vorkommen [Stumm 71 ]. Strengit und Variscit sind bei pH-Werten über 1.4 bzw. 3.1 instabil, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass im Sediment Al- oder Fe-Phosphate als kristalline Phase existieren, selbst wenn diese Phasen ursprünglich im Sediment eingelagert wurden [Syers 73]. Etwas anders sind die Verhältnisse bei Calciumphosphaten. Hydroxiapatit kann beispielsweise epitaktische Aufwachsungen auf Calcit bilden. Dies kommt besonders in stark eutrophen und ca 1ci umrei chen Seen vor. Bei pH-Werten zwi sehen 6. 8 und 8. 3 findet keine Umwandlung von Calcit zu Apatit statt, sondern die Cal.,. 2 3 4 -°' ~ a.. 0 5 {Ca4 H(PO„h} 6 1 8 9 10 1 2 3 4 5 6 1 pH 8 9 10 11 12 F1g. 2.2: Lösl1chke1tskurven einiger Phosphatphasen. Die Löslichkeit der Metallhydroxide bestinmt die Konzentrationen von Aluminium und ~isen; Die Fluoridkonzentration ist durch die CaF 2 Löslichkeit gegeben. [ca2+1 = 10-3; T = 25°C; Pt = lösliche Phosphate. 16 cite werden von dünnen Schichten Apatit überzogen [Stumm 71 ]. Obwohl die Bildung von Apatit sehr langsam verläuft, wird unter bestimmten Bedingungen Apatit in Sedimenten gebildet [Deer 63]. So hat man beispielsweise im Greifenseesediment, bei calciumreichen Partikeln, Hinweise auf Apatitphasen erhalten [Emerson 78). Dagegen sind in den Madison Seen, trotz hoher Uebersättigung, nur sehr kleine Mengen Apatit gefunden worden [J. Williams 71]. Im Lake Erie wiederum fand sich Apatit, der allogenen Ursprungs war, aber nicht im Sediment gebildet wurde [J. Williams 76]. In eutrophen Seesedimenten ist die sekundäre Bildung von Vivianit {Fe 3 (P0 4 ) 28H 2 0} thermodynamisch möglich. Bei einem Löslichkeitsprodukt von 10- 3 6 ist die Lös 1i chkei t des Vivianits durch das freie Fe 2+ bestimmt, da. im Gegensatz zu. Fe 3+ weder die Hydroxo- noch die Phospha... tokomplexe thermodynamisch stabil sind. Die Vivianitbildung wird in Anwesenheit von Carbonat bzw. Sulfid thermodynamisch durch diejenigen vo~ Siderit und Eisensulfid konkurrenziert (Sigg 79). Dennoch sind im Sediment des Greifensees Hinweise auf Vivianit erhalten worden, obwohl starke Uebersättigung bezüglich Siderit herrschte [Emerson · 78]. Selbst wenn in einem eutrophen See Phosphat durch Vivianitbildung aus der Wassersäule entfernt werden kann, so ist dies doch eine sehr uneffekti ve Phosphatsenke, da das Kristallwachstum ein sehr langsamer Vorgang ist. Aus dem kleinen Ueberblick ist festzustellen, dass t~ermodynamische Rechnungen nur eine vorläufige Abschätzung der vorliegenden Verhältni sse erlauben. Bei der Betrachtung eines~ komplexen Systems, wie es ein Tiefenwasser darstellt, sollte man die unter Laborbedingungen gemessenen Konstanten nicht kritiklos übernehmen. 2.2.2. Phosphatadsorption Wie schon erwähnt, sind sowohl für den Transport gelöster Stoffe auf den Seegrund als auch für die Einlagerung von Ionen ins Sediment Adsorptionsvorgänge wesentl i eh.· Anionen wie Kationen adsorbieren unter bestimmten Bedingungen an Festkörperoberflächen wie Tonmineralien, Metalloxiden und Hydroxiden, aber auch an organi sehe Oberflächen. Da die adsorbierten Ionen häufig "inner sphere" Komp 1exe bi 1den, kann die thermodynamische Beschreibung der Adsorptionsreaktionen analog der 17 von Komplexreaktionen in Lösung durchgeführt werden. Die Bildung von "inner sphere" Komplexen ist als Ligandenaustausch an funktionellen Oberflächengruppen (>Me-OH, >R-OH und >R-COOH) gegen Hydroxylionen (für Anionen) und gegen Protonen (für Kationen) formulierbar. An Metall hydroxi doberfl ächen werden Anionen bei niedrigem pH, Kationen bei hohem pH spezifisch adsorbiert. An organi sehe Oberflächengruppen adsorbieren vorzugsweise Metallkationen. Anionen und schwache Säuren chemisorbieren an diesen Oberflächen wenig bis gar nicht. Für die Adsorptionsreaktion formuliert man Gleichgewichtskonstanten wie für lösliche Komplexe. Die genannten Adsorptionsreaktionen lassen sich für Hydroxidoberflächen allgemein >M-OH + Me2+ + >M-OH + A2- + >M-OH + HB + >R-OH + Me2+ · + >M-A- + OW >M-B + H20 schreiben, für organische Oberflächen gilt [Sigg 84]: Zwei wesentliche Bestätigungen der Annahme von "inner sphere" Komplexbildung sind mit IR und ESR Daten gelungen. Infrarotspektren von Eisen- und Alumini umoxi dfil men wiesen die gleichen Strukturen wie die analogen freien Komplexe auf, was eindeutig auf Bildung von "inner sphere" Komplexen schliessen lässt. Als Liganden wurden sowohl aus Seewasser extrahierte Ful vi n- und Huminsäuren eingesetzt, wie auch Oxalsäure und Phosphorsäure [Parfitt 77a,b,c]. Aus ESR-Messungen von adsorbiertem Vanadyl und Kupfer an Aluminiumoxidoberflächen wurden Kupfer- Sauerstoff- und Vanadium-Alumini um-Abstände in der Grössenordnung von chemi sehen Bindungen errechnet, was eindeutig für "inner sphere" Komplexe spricht [Rudin 84, Motschi 84]. Bei der Phosphatsedimentation spielt die Adsorption eine besonders wichtige Rolle. Phosphate können über einen weiten pH-Bereich an vielen Oxidoberflächen sehr stabile Komplexe bilden. Studien an Aluminiumoxid über den pH-Bereich von 2 bis 10.5 ergaben eine hohe P-Adsorption. Das Adsorptionsmaximum sowohl von a-Al 20 3 wie auch von y-Al 203 lag bei pH 4 [Chen 72, Huang 75]. Die maximale Phosphatadsorption an Lepidokrokit (y-FeOOH) liegt [Gupta 76] genauso wie diejenige 18 an Goethit {a-FeOOH) bei pH 3. Bei einem pH von 8 können an a-FeOOH Oberflächen noch 4·10- 6 mol Phosphat pro m2 adsorbieren [Sigg 79]. An . amorphes FeOOH adsorbiert 2 bis 3 mal mehr Phosphat als an kristalline Phasen [Berner 80]. An Kaolinit wird bei einem pH-Wert von 5 am meisten Phosphat adsorbiert [Chen 72], während das Adsorpti onsmaximum an Silikaten bei noch tieferem pH liegt [Boström 82]. Alle diese Adsorptionsmessungen lassen sich mit Langmuir-Isothermen gut beschreiben. Für die Strukturen der Produkte sind mono- und bimolekulare "inner sphere" Komplexe postuliert worden. An organischen Oberflächen wird keine Phosphatadsorption beobachtet, dagegen bilden die gelösten Phosphate mit organi sehen Verbindungen metal l organi sehe Chel ate [Boström 82]. Ein wichtiges Phosphatadsorbens im Sediment ist das Eisenhydroxid. Das bei der Verwitterung freigesetzte Eisen wird als Fe{IIl)-Hydroxid abgeschieden und im Gegensatz zum Aluminium nur wenig in Tonmineralien eingebaut. Wie in Kapitel 2. gezeigt, kommt es praktisch nur unter reduzierenden Bedingungen zur Bildung anderer fester Eisenverbindungen [ Schef fer 79]. Für die drei protoni ge Phosphorsäure sind verschiedene Protoni erungsgl ei chgewi chte in Lösung und an der Oberfläche formulierbar. Das Dih~drogenphosphat geht mit Eisenhydroxid folgende Gleichgewichtsr eaktionen ein. >FeOH + Hlo4- + >FeOH + Hlo4- + >FeOH + Hlo4- + >FeP0 4H2 + OH>FeP0 4W + H20 >FePO 42- + H3o+ >Fe-0 OH '\p/ / '\ >fe-0 O Bidentate Komlexe können auch in mononuklearer Form 19 geschrieben werden. Diese Reaktion ist stöchiometrisch von der erstgenannten nicht zu unterscheiden. Wegen der vielen Protonierungsgleichgewichte wirkt sich die Phosphatadsorption über einen breiteren pHBerei eh aus als die Adsorption anderer Anionen. 20 3. PHOSPHATRUECKLOESUNG 3.1. Die klassische Rücklösungstheorie Die klassische Beschreibung des Phosphataustausches zwischen Sediment und Wasser basiert auf der Wechselwirkung zwischen Eisen und Phosphor unter aeroben und anaeroben Bedingungen. Bei aeroben Verhältnissen liegt das Eisen vorwi~gend als Fe(Ill)-Oxid, bzw. Hydroxid vor. Diese Eisenverbindungen dienen als Adsorbens für gelöste Phosphate. Treten im Sediment anaerobe Verhältnisse auf, wird das Fe(III) zu Fe(II) Luft l c: 0 "Ci. UJ r{C 116 Hm 0111 N16 P] Oz c: E o-P Fe ( 11) 1 1 o-P ~ >Fe(lll) ~ ~ >Fe ( 111 )- P ) >Fe( III) ( ) >Fe( III)- P 1 0 0.. >- :X: Fe ( II) Fig. 3.1: Vereinfachte schematische Darstellung des an Eisen gekoppelten Phosphatkreislaufs (klassische Rilckl6sungstheorie) unter anoxischen und oxischen Bedingungen in Sediment und Porenwasser. {}: Algenformel nach Redfield (Redfield 63): o-P: gelöstes anorganisches Phosphat (Orthophosphat); >Fe(lll): Eisenoxid-, Hydroxid-Oberfläche; >Fe(IIl)-P: an Eisenoxid adsorbiertes Phosphat 21 reduziert, und das ursprüngl i eh an das Eisenhydroxid chemi sorbi erte Phosphat muss gleichzeitig mit dem reduzierten Eisen in Lösung gehen. Diese Rücklösungstheorie wurde in den Arbeiten von Einsele (36, 37], Ohle [37] und Mortimer [41] erstmals postuliert und gilt heute als anerkannte Lehrmeinung. In Fig. 3.1 ist diese an den Eisenkreisl auf gebundene Rücklösung schematisch dargestellt . Phosphat, das direkt eingetragen oder durch den Abbau der Biomasse frei wird, adsorbiert an Eisenoxide und Hydroxide. Diese Partikel sedimentieren und setzen sich auf den Seegrund ab. Wenn dann im Sediment-Porenwasser-System anox i sehe Bedingungen herrschen, wird das Eisen reduziert und geht mit dem vorher adsorbierten Phosphat in Lösung. Durch das entstehende Konzentrati onsgefälle diffundieren P0 4 3 - und Fe 2+ in der Was.sersäul e nach oben, wo das Eisen ih Schichten mit Sauerstoff sofort aufoxidiert wird und sich als Hydroxidkolloid erneut absetzt. Das Phosphat kann wieder in den Photosynthe sekreislauf gelangen oder auch direkt an Partikel adsorbieren und sedimentier en. Als Reduktionsmittel für die Reaktion Fe3+ zu Fe2+ eignen sich organische Substanzen wie Oxalsäure [Goltermann 75], Huminsäuren oder andere Abbauprodukte der Biomasse [Tessenow 72]. Eine wichtige Reaktion für Eisen im anoxischen Sediment ist die Reduktion durch H S. 2 Schwefelwa sserstoff entsteht bei sehr tiefen Redoxpotentialen aus Sulfat und kann, als sehr starkes Reduktionsm ittel, nicht nur Eisen reduzieren, sondern mit dem gebildeten Fe(II) schwerlöslic he Eisensulfide bilden. Da die Sulfatreduk tion erst bei einem erheblich tieferen Potential als die Eisenreduktion einsetzt, muss letztere anfänglich durch organische Verbindungen verursacht werden. Viele,,. Autoren haben das besprochene Modell seit seiner Postulierung durch eigene Versuche bestätigt, und es gibt keinen Zweifel, dass in vielen eutrophen Seen die anaerobe Phosphatrücklösung mit der Reduktion von Fe(III) gekoppelt ist. Aus zwei Gründen müssen aber auch andere Rücklösungsmechanismen diskutiert werden. Einerseits bestätigen manche Untersuchungen auch die Existenz einer aeroben Rücklösung, andererseit s reicht die Eisenkonzentration in einigen Sedimenten für die Phosphatbindung nicht aus. 22 3.1.1. Redoxbedingungen im See Im besprochenen Rücklösungsmodell wird die Phosphor-Rückhaltekapazität durch die Redoxverhältnisse an der Sediment-Wasser-Grenzfläche bestimmt. In einem aquatischen System sind PE-Werte von +14 bis -10 möglich. An den Redoxre~ktionen in einem natürlichen Gewässer nehmen nur wenige Elemente teil. Dies sind vor allem Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Schwefel, Eisen und Mangan. Ist das Wasser im Gleichgewicht mit der Luft (d.h. sauerstoffg esättigt), hat es einen PE von + .13.6 (p(0 2) = 0.21 atm, pH = 7, T = 25°C). Bei dieser "Elektronenkonzentratiön" liegen die oben genannten Elemente in ihrer höchsten Oxidationsstufe vor (s. Tab. 3.1). Die beiden Metalle Eisen und Mangan sind in ihrem höchsten Oxidationszustand fast ausschliess lich in fester Phase zu finden. Tab. 3.1: Element c N s Fe Mn Oxidationszustände einiger Elemente und deren wi'chtigste Verbindungen in einem See [Morris 67]. Bei den Säuren sind die An1onen je nach pH des Systems die Haupterscheinungsformen. höchster Oxidationszustand co 2, H2C0 3 NO 3 H2S0 4 FeOOH( s), Fe 20 3 (s) Mn0 2 reduzierte Form (CH 20)n, (COOH)n NO 2- , N2, NH ,_.+ H2S ,.··Fe2+aq Mn2+ aq Unter thermodynamischen Gesichtspunkten kann eine klare Sequenz der auftretenden Reduktionen bei abnehmendem PE aufgestellt werden (Fi g. 3. 2). Die Berechnung des PE ist eine Gl ei chgewi chtsrechnung. In einem wässrigen System, das nicht im Gleichgewicht ist, ist ein PE nicht .definiert. Darauf ist bei PE-Rechnungen in natürlichen Gewässern zu achten, wo durch Einsetzen der analytischen Konzentrationen der Redoxpaare in die chemischen Gleichungen das Redoxpotential bestimmt werden 23 pE EH [V] Redoxpaare 1.0 Ox Red ' 14 035 c 0 :c 12 .Ji: :J "D ~ 1 10 0.5 0 ;: a :!!! .... ........ ·;: „ Cl 8 ;; c :r t 6 0.25 & c 2: 4 e 0 ~ .X -6„ a: 1 & z 2 0 0 .-2 -0.25 -4 Fe C03 lH30H 1ls- ~[l"t-i CH4 cetat IMH• J -6 -0.5 -8 4 Elhanol , Methanol Pyruvat .... ( H20 (Glucose) Format --„ u.. t ...)( 0 u.. ö .i: ....etCU ::c ....a. 0 ,; • a: c 0 ;: l! c „ „....E u.. 1 ~ u ~ Ff g. 3.2: Redoxsequenz (Reihenfolge der fn einem See auftretenden Reduktionen) bei einem pH von 7; [HC0 -] = 10-3M; [S)(tot) = 10-3M; 3 (No3-1 + [No2-1 + [NH4+] + (NH3) = 10- 3M; (N2JCaq) = s·10-4M; Die Konzentrationen von Fe und Mn sind durch das löslichkeitsprodukt der Metalloxide gegeben. 24 soll. Noch weit problematischer ist das "in situ" Messen der Redoxpotentiale im Gewässer, da es. sich bei den aus diesen Messungen erhaltenen Werten um Mis.chp·otentiale von sich überlagernden Redoxsystemen handelt [Mortimer 71]. Das für die klassische Rücklösungsinterpretation entscheidende Fe{lll)-Fe{II)-System wird durch die Möglichkeit der Bildung fester Phasen des einen oder anderen Eisenions komplizierter. Fig. 3.3 zeigt einige der thermodynamisch möglichen Eisenverbindungen in Abhängigkeit des Redoxpotentials. Bei sehr tiefem pe sind die Eisensulfide die dominanten Eisenfestphase n. Bei pe > 0 werden hauptsächlich -- - u.. u.. B -""• -Cll u.. C f) ..__ "" "' GJ Vl QJ 10 6 {Fe~P04 ) 3 } 4 {Fe eo)} C'I 0 2 {fe(OH)1} (Fe2·J 0 -2 -4 -6 -4 -2 0 2 pE 4 6 e 10 Fig. 3.3: Stabilität einiger Eisenphasen in Abhängigkeit des Redoxpotentials (E = PE 59mV) bei einem pH von 7 und folgenden Konzentrati~nen: c(tot) = 10-3M; S(tot) = 10- 3M; P(tot) = 3.2·10-6M. 25 1 die Eisenoxide des dreiwertigen Eisens auftreten. Einen wichtigen Einfluss auf das Potential von Metall-Redoxpaaren hat die Komplexbildung. Normalerweise verschiebt sich das Redoxpotential eines Redoxpaares mit der Komplexierung des höherwertigen Elements in negativer Richtung. Die Reduktion des Eisen( II I}-Aquokompl ex zum Eisen (II )-Aquokompl ex hat ein Standardpot ential von 0.77 V. In Anwesenheit von Cyanid oder Flourid wird ein Potential von 0.38 V bzw. 0.36 V gemessen [Lingane 41 ]. Den gleichen Effekt (Verschiebung nach negativerem Potentialen ) zeigen auch die Oxalato- [Stackelber 40] und Phosphatokomplexe [Vogel 61 ]. Eine Ausnahme bildet das Fe(III)/Fe( II)Redoxsystem in Gegenwart von Phenantroli n. Bei diesem System liegt das + E (Relluzierbarkeit nimmt zu) a) Phe Fe l•aq I Fe2• aq b) oz- Phe >Fe"' L 'L >Fe(lll) 0 q /Fe 2·aq Fig.3.4: Graphische Darstellung der R~doxpotentialverschiebung durch Ligandenaustausch. Die Fixpunkte, relativ zu denen die Verschiebung anzusehen ist, sind: a} in Lösung das Fe3+/Fe2+_Aquokomplex-Redoxpaar und b) im Festkörper die Paare Eisen( III) im innern/Fe 2+(aq) und Fe(III} an der Oberfläche/Fe2+(aq). Die Potentiale sind nicht Masstabgetreu dargestellt. Phe = Phenantrolin 26 Halbzellenpotential höher als dasjenige des Aquokomplex-Redoxpaars, da das Fe(II) mit Phenantrolin stabi-lere Komplexe bildet als Fe(III) [Stunm 81 ]. Die Erklärung der Potentialverschiebung liegt allgemein in der Stabilität der jeweiligen Komplexionen. Je stabiler die dreiwertigen Komplexverbindung, desto unzugänglicher ist aus thermodynamischer Sicht das Zentralatom für ein Elektron. Für die Reduktion eines Fe(III) in einem Oxid. zu einem gelösten Fe( II) können die gleichen Gesetzmässigkeiten gelten. Unter der Annahme einer "inner sphere" Korn-· plexbildung lassen sich die Metallzentren der festen Phase gleich behandeln wie die Zentralionen des freien Komplexes (Fig. 3.4). Ein Eisenion, das sich im Inneren des Kristallgit ters befindet, ist demnach sehr stark komplexiert (als Liganden gelten die 02-_ bzw. OH-- 8 / 1 .,,• ..-- . :X::: Cl\ 0 \7 H2P04 6 Ouls. <Y'salicyls. H2S04\7 ?'HF Salicyls.\7 5 4 \l H4 SiOi. / 3 \7 2 / CH3(00H 0 0 Benzoes. Brenzkatechin / / 1 0 6:1 0 1 .._, 2 3 ~ s 6 1 8 9 10 log K1 Fig. 3.5: Verglei~~ zwischen den Komplexbildungskonstanten in Lösung (K1 ) und an der Oberfläche (K 1 S*) (v) an a-FeOOH und (o) an Al 0 • 2 3 Die Konstanten der organischen Säuren an Al 203 stanmen von [Kummert 79, furrer 84] die der anorganischen Oberflächenkomplexe von (Sigg 79] und die der löslichen Komplexe aus [Sillen 64]. 27 Ionen des Kristalles) . Das Potential des so- gebundenen Fe(IIl}-Ion s zum gelösten Fe(II)-Aquokomplex ist sehr viel negativer als das des gelösten Aquokomplexes-Redoxpaares (für FeOOH(am) -0.56 V, für Fe 0 2 3 -0.75 V [Stußlll 81 ]). Ein Eisenatom an der Oberfläche eines Oxids nimmt eine Mittelstellu ng zwischen den Extremen "Kristallgi tter" und "Aquokomplex" ein. Ein Teil der Valenzen sind mit 02- und oH- abgesättigt , ein anderer Teil mit H20-MolekUlen an der Kristallobe rfläche. Entsprechend wird das Potential des Redoxpaares (Eisen an der Oberfläche/ Eisen( II)-Aquokomplex) positiver sein als dasjenige im Inneren des Kristalls, aber negativer als das des freien Fe(III)-Fe(II )-Aquokomp lexsystems. In gleicher Weise wie die Komplexierung des Aquokomplexsystems das Redoxpotential ändert, erfährt· auch das Redoxpotential des Eisenatoms an der Oberfläche eine Aenderung, wenn die Wassermoleküle durch ani oni sehe Liganden ersetzt werden. Die Verschiebung des Redoxpotentials lässt sich aus den Stabilitätsk onstanten der Komplexe berechnen. Fig. 3.5 zeigt, dass für viele Liganden die freien Komplexe und die Oberflächenkomplexe praktisch gleich stabil sind. Das Potential des Redoxpaar >Fe(III)/Fe2 +(aq) wird deshalb eine gleich geartete Aenderung erfahren wie das des Fe3+(aq)/Fe 2+(aq)-Paar es, wenn ein Ligandenaustausch stattfindet . Die Reduktion eines Eisen(III) an einer Eisenoxidob erfläche, ist mit jedem Liganden, thermodynamisch sehr viel gUnstiger als diejenige eines Fe(III) im Inneren des Kristalls. 3.1.2. Eisen-Phosp hat-Verhältn isse in Sedimenten Ein weiteres, schon angesprochenes, Problem ist der Eisengehalt von Sedimenten und die damit verbundene Phosphatrückhal tekapazität , die mit den Ei senoxi doberfl ächen korreliert. Um Phosphat im Sediment an Ei senoxi doberfl ächen zu binden, muss eine ausreichend e Menge Eisen vorhanden sein. Das minimale Eisen zu Phosphor Verhältnis wäre im Fa 11 e einer Strengi tfäll ung l : 1 . Ueb l i cherwei se können keine FeP0 -Phasen in Sedimenten nachgewiesen werden. Es 4 ist trotzdem nicht. auszuschl i essen, dass amorphe Ei senphosphatbi 1dungen vorkommen. Die wichtigste Art der Phosphatbindung an Eisen dürfte aber auf jeden Fall die Adsorption an FeOOH-Oberflächen sein. Diese Art der Bindung verlangt einen Ueberschuss an Eisen im Sediment. An einem gut kristallinen Goethit mit einer BH-Oberfläche von 29 m2/g ist das Fe:P Verhältnis 64:1 (Sigg 79]. Dagegen braucht es bei einem 28 frisch gefällten amorphen FeOOH nur noch 9 Eisen pro Phosphoratom [Lijklema 77]. Für ein Eisenhydroxid in einem Sediment kann man abschätzen, dass 3 bis 4 Eisenatome benötigt·werden um ein Phosphat zu binden. Dies gilt unter der Bedingung, dass die Eisenhydroxide dünne, eventuell nur wenige Atomlagen umfassende Ueberzüge auf anderen Festkörpern wie Calciten, Aluminiumoxiden und Silikaten bilden. Die EisenPhosphor-Verhältnisse in Frischsedimenten (sedimentierendes Material, das in verschiedenen Höhen der Wassersäule gesammelt wird) liegen sehr oft unter dem obigen Minimalwert. Da es sich beim Fri sc~sediment zu einem grossen Teil um organisches Material, d.h. Biomasse oder deren Abbauprodukte handelt, kann die chemische Zusammensetzung mit derjenigen von Algen vergleichbar sein. So fanden sich im sedimentierenden Material des ZUrichsees 1983 durchschnittlic h 1.8 Eisen pro Phosphor, wobei Höchstmengen an Eisen im Dezember und Januar von fast 4 Eisen und Minimalmengen im August von einem Eisen pro Phosphor gemessen wurden [Sigg 83]. Im Vergleich dazu fanden sich im Frischsediment des eutrophen Rotsees 1969 /70 zwi sehen l und 2. 5 Eisen pro Phosphor. Im gleichen Zeitraum gemessene Proben aus der Horwer Bucht (Vierwaldstättersee) hatten erheb lieh höhere Eisenanteile, die zwi sehen 4 und 8 Eisen pro Phosphor lagen (Bl ösch 74 ]. Frischsedimente des Bal deggersees 1977 enthielten im Durchschnitt 3 Fe und im Alpnachersee im Mittel 4.5 Fe pro P [Baccini 84 ]. Während also im Zürichsee und im Rotsee das se·dtmentierende Eisen mehr oder weniger als biologischer Detritus absinkt, muss bei den anderen Seen ein beträchtlicher Anteil des Eisens anorganischer Natur sein. Die sedimentierende Biomasse wird· am Seengrund mit der Zeit mineralisiert. Das dadurch freiwerdenden Orthophosphat und Eisen gelangt in die Wassersäule. Unter oxischen Bedingungen wird das Eisen aber sofort als Hydroxid ausgefällt. Damit müsste sich das . Verhältnis Fe:P in älteren und tieferen Sedimentschichten zugunsten des Eisens verändern. Tatsächlich wurden in Sedimentbohrkernen bedeutend grössere EisenPhosphor-Verhäl tni sse gefunden als in den entsprechenden Fri schsedimenten (s. Tab. 3.2). In 'einigen dieser Sedimente ist der Eisenanteil in den oberen Zentimetern erheblich kleiner als in tieferen Schichten. Auch dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass oben noch unmineralisiertes or~anisches Material vorhanden ist. 29 Zusanmenfassend ist'festzustellen, dass in manchen Seesedimenten genügend Eisen eingelagert ist, um das Phosphat in einem vereinfachten Modell allein dem Eisen gebunden zuzuordnen. Ausnahmen bi 1den ganz sicher die. sehr eutrophen Seen, in denen das Eisen als gelöstes Fe2+ vorliegt oder als Eisensulfid ausgefällt wurde. Gerade in diesen Seen sind enorm hohe Phosphatkonzentrationen anzutreffen, was oft daran liegt, dass die Phosphatkonzentration bis um das Hundertfache zugenommen hat, während die Eisenkonzentration über Jahrzehnte etwa gl ei eh geblieben ist. In eutrophen Seen steht somit im Verhältnis zu oligotrophen Seen inmer weniger Eisenhydroxid für die P-Adsorpti on zur Verfügung. Tab. 3.2: Molares Eisen zu Phosphor-Verhältnis in Sedimentbohrkernen verschiedener Schweizerseen Gewässer Fe/P Literaturangabe Baldeggersee Bodensee (Obersee) Alpnachersee Zugersee Vierwaldstättersee (Kreuztrichter} Zürichsee Greifensee Lützelsee 6 15 [Bacci ni [Frevert [Baccini [Baccini [Baccini 10 - 30 6 - 20 5 [Schär 76] [Schär 76] [Wehrl i 71] 14 - 28 20 -25 10 84] 79 ] 85] 85] 85] 3.2. Allgemeine Möglichkeiten der Rücklösung Wie aus einigen Seedaten vermutet werden kann, ist nicht unbedingt alles Phosphat im Sediment an Eisenhydroxide gebunden. Untersuchungen am Lake 227 (Kanada) ergaben trotz anoxischer Bedingungen keine Phosphatrücklösung. Schindler kommt daher zum Schluss, dass das klassische 30 Rück 1ösungsmode11 nicht auf alle Seen angewendet werden darf. Vor allem weist er darauf hin, dass das Sediment eine gewisse P-Sättigung aufweisen muss, damit es überhaupt zu einer Rücklösung kommt (Schindler 77]. Untersuchungen im Lake Mendota in Wisconsin zeigten, dass die Phosphatsedi mentation nicht durch Eisen kontrolliert ist [Lee 77]. Die beiden letztgenannten Seen haben Sedimente mit sehr hohen Anteilen an organischem Materi a1 • Solche Sedimente sind typisch für nicht mit Eise~ korrelierbare P~Rücklösung. An der Rücklösung sind die verschiedensten Prozesse beteiligt: Physikalische Vorgänge wie Advektion und Diffusion, biologische Prozesse wie die mikrobiell verursachte Löslichkeit und ·eine Reihe von chemischen Ursachen, die sich in vier Gruppen unterteilen lassen. Diese im folgenden einzeln besprochenen chemischen Ursachen sind pH-Einflüsse, Mineralisierung, Adsorptions-Desorptionsreaktionen und Redoxreaktionen. 3.2.1. Einfluss der Wasserstoffionenkonzentration Die Eisen-, Aluminium- und Calcium-Phosphat-Löslichkeit eines Sediment-Porenwasser-Systems, ist im allgemeinen vom pH der Lösung abhängig. Dagegen soll die anaerobe Rücklösung, wie sie in 3.1. beschrieben ist, im neutralen bis leicht basischen Bereich relativ pH-unabhängig sein [Lee 77]. Aenderungen des pH-Wertes entstehen besonders durch biologische Aktivitäten. Bei intensiver Primärproduktion kann z.B. in seichten Gewässern das pH um bis zu zwei Einheiten ansteigen [Boström 82]. Für die Adsorption von Phosphat am Sediment haben solche pH-Aenderungen eine bedeutende Auswirkungen. Besteht das Adsorbens aus Hydroxidoder Oxid-Oberflächen, so adsorbieren Phosphate (wie allgemein Ani onen.) mit steigendem pH schlechter. Phosphat wird bei abnehmender Protonenkonzentrati on eines Gewässers desorbiert und gelangt in die Wassersäule. Das umgekehrte Verhalten findet sich oft in sehr calciumreichen, basischen Seen, wo Hydroxiapatit epitaktische Aufwachsungen auf Calcit bildet und Phosphat aus der Wassersäule entzieht [Stumm 71]. In kal krei chen däni sehen Seen konnten bei de Reaktionsarten nachgewiesen werden, und zwar eine steigende P-Rücklösung beim Anstieg des pH's von 8 bis 9.5 und eine Hydroxiapatitfällung bei noch höherer 31 Basizität [Andersen 75]. 3.2.2. Mineralisierung von organischem Material In vielen Seen ist ein grosser Teil des sedimentierenden Materials organisch. Bei der Einlagerung ins Sediment wird dieses Material entweder biologisch abgebaut oder mineralisiert. Das Phosphat wird aus der Biomasse freigesetzt und geht vorübergehend in Lösung. Diese Mineral isierung kann sich auf die Phosphatkonzentration in der Wassersäule wie eine Phosphatrücklösung aus dem anoxischen Sediment auswirken. Man sollte diese Art der Phosphatfreisetzung aber nicht als Phosphatrücklösung bezeichnen, da sie streng genommen eigentlich noch zum Respirationsvorgang gehört. Typisch für diesen Vorgang ist, dass er sowohl aerob wie anaerob stattfindet. In sehr eutrophen Seen mit grosser Primärproduktion, wo demzufolge sehr viel Detritus anfällt, ist die Mi nera 1i s i erung am Seegrund besonders hoch. Da gerade in diesen Seen nicht genügend Oberflächen zur Adsorption vorhanden sind, gelangt das Phosphat zu einem grossen Teil in die Wassersäule. Jahreszeitlich tritt die Mineralisierung praktisch zur gleichen Zeit wie die klassische Rücklösung auf, da die 0 -Zehrung natürlich am 2 grössten ist, wenn am meisten Detritus anfällt. 3.2.3. Ligandenaustausch Wenn die Adsorption an Metalloxidoberflächen wie die analogen Reaktionen mit freien Meta 11 en in Lösung behandelt werden, sind Adsorpt i ons-Desorpti onsreaktionen Li gandenaustauschreakti onen an der Oberfläche. Die Adsorption einer organischen Säure an ein Metallhydroxid ist somit ein Ligandenaustausch des Säureanions mit einer Hydroxylgruppe oder einem Wassermolekül. Vergleicht man die Komplexbildungskqnstanten der freien Ionen mit denjenigen an Oxidoberflächen wie Al 2 03 oder FeOOH, zeigt sich im allgemeinen eine sehr gute Korrelation (Fig. 3.5). Es scheint, dass Phosphat an Eisenoxidoberflächen die stabileren Komlexe bildet als mit dem freien Metallion. Möglicherweise entstehen, nachdem Phosphat durch Oberflächenkomplexbildung an FeOOH adsorbiert ist, neue Eisenphosphatphasen. Die organischen Säuren bilden demgegenüber an der Oberfläche ähnl i eh stabi 1e Komp 1exe wie mit den freien Metallionen. Die Phosphate gehören zu den stabilsten Oberflächenk'Omplexen überhaupt. Diese Betrachtung lässt den Schluss zu, 32 dass organische Liganden Phosphat nur schwer von der Oberfläche eines Metalloxids oder Hydroxids verdrängen können. Eine Bestätigung dieses Ergebnises wurde aus Untersuchungen von Huminsäureadsorptionen an Goethit erhalten, wo mit steigender Phosphatkonzentration immer weniger Huminsäure adsorbiert wird (Fig. 3.6). Im Vergleich dazu hat Silikat einen sehr viel kleineren Einfluss auf die Huminsäureadsorption [Ti ppi ng 81 ] • Dieses Verhalten geht auch aus den ·Gl ei chgewi chtskons tanten in Fig. 3.5 hervor. Adsorptionsuntersuchungen an Goethit ergaben, dass Humi n- und Ful vi nsäuren aus steri sehen Gründen weniger Hydroxyl gruppen austauschen können als Phosphat oder Oxalat [Parfi tt 77a, b, c]. Eigene Ligandenaustauschversuche von Phosphat gegen organische Säuren (Citronensäure, Oxalsäure und Salicylsäure) zeigten in allen Fällen, dass die organi sehen Säuren gegen Phosphat ausgetauscht werden. In den untersuchten Austauschreaktionen an Goethit wird Phosphat selbst bei hunderfachem Ueberschuss des organischen Liganden bevorzugt adsorbiert und organische Liganden werden auch bei nachträg1i eher Phosphatzugabe von der Oberfläche verdrängt. Eine Phosphatrücklösung als Folge eines Ligandenaustausches ist somit nicht wahrscheinlich. Selbst wenn ein Sediment keine freien Adsorptionsplätze mehr hat, müsste schon ein extremer Ueberschuss an Huminsäuren auftreten, damit Phosphat vom Adsorbens verdrängt würde. - „ E 1.6 Fig. 3.6: Abnahme der Huminsäureadsorption an a-FeOOH in Anwesenheit von (o) H 2 Si0~ und (6) H 3 PO~. pH = 6.95 nach [Tipping 81] 1.2 I I) c: E ::J 0.8· E °' 0.4 :c 0 r-# ..., 0 -6 -5 log c -4 -3 33 3.2.4. Reduktive Rücklösung Nachdem alle anderen chemischen Vorgänge, die zu einer Phosphatrücklösung führen können, diskutiert wurden, muss man zum Schluss kommen, dass die klassische Rücklösungstheorie, besonders für grosse P-Freisetzung unter anoxischen Bedingungen, weiterhin sehr überzeugend ist. Eine Erweiterung des reduktiven Rücklösungsmodells unter Einbezug von Transportvorgängen führt zu einer noch anschaulicheren Erklärung. Sauerstoff diffundiert nur in die obersten Zentimeter eines Sedimentes ein. Im tieferen Sediment herrschen anoxische, also reduktive Verhältnisse. Dies führt dazu, dass ein Fe2+_ bzw. Mn2+_Transport gegen oben stattfindet. Gelangen diese Metallionen in die oxischen Schichten, werden sie oxidiert und fallen als Oxid bzw. Hydroxid aus. An der Grenzschicht von anoxi sch zu oxi sch entsteht eine Anreicherung von Eisen- und Manganoxiden bzw. Hydroxiden [Davison 82]. Diese Eisenoxidbarriere ist keine horizontale Grenzschicht. Solche Oxidbildungen entstehen wahrscheinlich lokal und können höchstens in einem gewissen Sedimentabschnitt gehäuft auftreten. Bei Seen mit oxischen Bedingungen im Ti efenwasser 1i egen diese Ei senhydroxi danrei cherungen einige Zentimeter unterhalb der Sediment-Wasser-Grenzfläche. Unter anoxischen Bedingungen muss sich diese Schicht nach oben verschieben. Beggi atoa lebt in der oxisch-anoxischen Sedimentgrenzschicht und kann als Indikator-Organismus für die Ei senoxi dbarri ere angesehen werden [Bacci ni 85]. zusammenfassend gibt es drei chemi sehe Prozesse, die Phosphatrückl ösung verursachen: Die Mineralisierung, die nicht unbedingt als Rücklösung anzusprechen ist, da es sich um die Freisetzung von noch nicht endgültig im Sediment eingebauten Phosphaten handelt. Eine Vielzahl der gefundenen Phosphatrücklösungen sind höchstwahrscheinlich auf diesen Mechanismus zurückzuführen. Die Auflösung anorganischer Phosphatphasen sowie Desorptionsreaktionen verursachen je nach pH eine Phosphatrücklösung. Der Vorgang, der aus chemischer Sicht für die Phosphatrück 1ösung am wichtigsten ist, ist die Auflösung des Adsorbens (anorganische Festphasen) und die damit verbundene Freisetzung des Phosphates. Eine besonders grosse Bedeutung haben hier die Eisenhydroxide und Oxide und deren Verwitterung unter nicht reduktiven und reduktiven Bedingungen. 34 4. VERWITTERUNG VON METALLOXIDEN · Die Auflösung der anorgan·i sehen Oxide in einem Sediment und die damit verbundene Freisetzung der daran adsorbierten Phosphate ist ein Vorgang, der demjenigen der Verwitterung der Gesteine entspricht. Krista 11 i ne Festphasen werden nach ihrem Auflösungsmechanismus in zwei Gruppen ei ngetei 1t. Zur ersten Gruppe gehören Festkörper, die unter Diffusionskont rolle aufgelöst werden. Es sind dies die gutlöslichen Salze, bei denen die Wegdiffusion der gelösten Ionen die Geschwindigkeit der Gesamtreaktion bestimmt., Zur zweiten Gruppe gehören die Verbindungen, die für die P-Rück 1ösung von Bedeutung sind. Es hande 1t sich dabei im Allgemeinen um schwerlösliche Festphasen. Die Geschwindigkeit ihrer Auflösung wird durch chemische Reaktionen an der Kristalloberfläche bestimmt (Berner 78]. Auch be'i Verbindungen wie Al 0 , 2 3 Fe 2 0 3 und FeOOH sowie bei Silikaten und Aluminiumsilika ten, ist der Auflösungsproze ss durch identische Vorgänge an der Oberfläche kÖntrol1 i ert. 4.1. Die Auflösung schwerlöslicher Festphasen Die chemische Verwitterung wird in ihrer Geschwindigkeit durch chemische Reaktionen an der Oberfläche der Festphase kontrolliert. Sie unterscheidet sieh von der diffusionskontr oll i erten Verwitterung: Sie ist sehr viel langsamer und hat demzufolge eine höhere Aktivierungsenergie. In einem Auflösungsexperiment wird die Geschwi ndi gkei t bei der chemisch kontrollierten Auflösung nicht von der Rührgeschwi ndi gkei t beeinflusst, wie dies bei der diffusionskont rollierten Auflösung der Fall ist. Ein Beispiel für die chemisch kontrollierte Auflösung ist die Verwitterung von Kalifeldspat ({KAlSi 0 }), wo die Auflösungsrate durch 3 8 Reaktionen an der Oberfläche des Feldspats bestimmt wird. Aagaard formuliert für den Auflösungsmechanismus einen akti vi ert.en Oberfl ächenkomp 1ex. Dieser entspricht einem Uebergangszustand, dessen Zerfall die Geschwindigkeit der Reaktion bestimmt. Im sauren Bereich wird dieser Uebergangszustand mit einer protonierten Oberflächenstru ktur {(H 3 0)A1Si 30 8 (H 30)}+ gleichgesetzt. Oie Auflösung der Aluminiumsilikate ist meistens inkongurent und kann durch die Bildung sekundärer 35 Phasen zusätzlich kompliziert werden [Aagaard 82]. Binäre Metalloxide folgen dem gleichen Auflösungsmechanismus, wobei die Auflösungskinetik insofern einfacher ist, als dass es selten zur Bildung sekundärer Phasen kommt. Die Bruttoreaktion eines Metalles in einem Oxid lautet in der einfachsten Schreibweise: Men+(Kristall) + Men+(aq) So formuliert ist das Herauslösen eines Metalles aus einem Kristall nichts anderes als ein Ligandenaustausch. Im Falle eines Metalloxides werden die 02--Ionen gegen H20 ausgetauscht, was mit dem Ablösen des Metalls einhergeht [Valverde 76a]. Auflösungsexperimente mit Goethit in 0.5 M Säure zeigten eine deut1 iche pH-Abhängigkeit der Auflösungsrate. Cornell und Mitarbeiter formulierten daraus die Auflösungsrate: d[Fe( III)] = k(H+] dt (4.1) Als ge$chwindigkeitsbestimmender Reaktionsschri tt wird die Ablösung eines Fe(OH)2+ postuliert, gefolgt von der schnellen Protonierung der Oberfläche. Das Säureanion c1- beschleunigt die Auflösung, gegenüber dem Anion c10 4 -, um das 12- bis 13-Fache. Eine erweiterte Formulierung des Geschwindigkeitsgesetzes berücksichtigt diese Beschleunigung durch Anionen. d[Fe(III)] dt = k(adsorbierter Komplex] [H+] (4.2) Das Anion geht als Oberflächenkomlex in die Differenzialgleichung ein, wei 1 im Gegensatz zum Proton keine Proporti ona 1 i tät mit dem freien Chlorid gefunden wurde (Cornell 76]. Zur gleichen mathematischen Formulierung für den allgemeinen Fall der Oxi daufl ösung kamen Grauer und Stumm durch die Rei nterpretati on verschiedener Daten. Das von den Autoren genannte Koordinationsmodell beschreibt die chemisch kontrollierte Auflösung von Metalloxiden. Die Auflösungsrate (R) ist proportional einerseits der Protonenkonzentration in Lösung und andererseits dem anionischen Oberflächenbedeckungsgrad (eA) [Grauer 82]. 36 + R = k (H ] eA {4.3) Dieses Auflösungsgesetz enthält zwei Faktoren, die in unterschi edl icher Anwendung gebräuchlich sind. Die eine,. die H+-Konzentration in Lösung, bezieht sich auf die Bul kphase, die andere, der ani oni sehe Bedeckungsgrad, auf die Oberfläche. Die Beschleunigung der Auflösung durch Säureanionen wie beispielsweise c1- gegenüber c10~-, wie sie in einigen Arbeiten gefunden wurde [Valverde 76, Cornell 76], ist ein ·Hinweis, dass eine protonen- und eine anionenkatalysierte Auflösung existiert. Dieser Tatsache wird die Modellvorstellung von Furrer gerecht. Die Auflösungskinetik wird mit einer protonen- und eine anionenkatalysierten Reaktion interpretiert [ Furrer 83]. Diese Art der Beschreibung führt zu einer anschaulichen Modellvorstellung des Auflösungsmechanismus. 4.1.1. Oie protonenkatalysierte Auflösung Auflösungsreaktionen von Metalloxiden brauchen Protonen, um die negativen Ladungen zu kompensieren, die durch das Weglösen von Metallkationen an der Oberfläche entstanden sind. Wie aus der Bruttoreaktion zu ersehen ist, braucht es pro Metallion soviele Protonen wie die Oxidationszahl des Metal 1s angibt. Das sind für ein zweiwertiges Metall also 2 Protonen MO + 2H+ M2+ + H20 • und dementsprechend für ein 3-wertiges Metall 3 Protonen + 1/2 M20 3 t 3H+ + M3+ + 3/2 H20 . In Fig. 4.1 ist die Bruttoreaktion eines Metalloxidhydroxids zwei- und eindimensional dargestellt. Die gewählte Darstellung ist rein formal und soll keine strukturellen Assoziationen hervorrufen. Allgemein formuliert lautet die Bruttoreaktion eines {2y/x)-wertigen Metalles ! MxOy + 2y H+ + M{2y/x)+ + ~ H2o X X Y Furrer zeigt, dass die Ablösung des Metalls der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Gesamtreaktion ist. 37 Oie Auflösungsrate (R) ist proportional dem Verhältnis von Oberflächenprotoni erung ( eH) zu protoni erbaren Metallzentren ( ~) in (2y/x)-ter Potenz (Wertigkeit des Metalles), den protonierbaren Metallzentren (<PH) und w (allgemeine Bezeichnung für den Wahrscheinlichkeitsfaktor ). Der Ablösung sind (2y/x) schnelle Protonierungsgl ei chgewi chte vorgelagert. Das Geschwi ndi gkei tsgesetz für ein zwei wertiges Metall lautet somit d[~!+J = k3 {C} = k3b9H2~-1. (4.5) Die Konzentration der günstigen Abgangsgruppen {C} ist das Produkt der protonierbaren Metallzentren und der Wahrscheinlich keit, dass ein zweifach protoni ertes Metallzentrum auftritt (b Wahrschei nl i chkei tsfaktor, eH Oberflächenpro tonierung). Die Konstante k ist der Mes3 sung direkt nicht zugänglich. Die aus Messungen erhaltene Geschwindigkeitskonstante (~ ) ist das Produkt k b<lH -1. Resultate der Auflösung 3 a) + 3H+ ) - M3+ (aq) OH OH 'OH 'OH OIL " / " / \_ /---i -M-0-M-0-M-O H /' /' / OH /" OH "/"-/"-/" '--M-0-M/ M-O-M-0-M-0 / "\ / '\, / '\, /'\, /"\ Bruttoreaktion: b) OH 0 ~ ' \M, /· "M /"'M \/ /"-/"/" 0 OH OH +3H+ ) Fig. 4.1: Bruttoreaktion der protonenkatalysierten Metalloxidhydroxidauflösung. a) zweidimensionale Darstellung einer Defektstelle an der MOOH-Oberfläche. b) Entsprechende eindimensionale Darstellung der gleichen Reaktion. Mit dieser, auch im folgenden verwendeten Darstellung, werden die stöchiometrischen Verhältnisse und die Ladungsbalance wiedergegeben. 38 von ö-Al 2 0 3 und Beo bestätigen diese Kinetik. Die Auflösungsrate von Aluminiumoxid ist proportional der dritten Potenz der Oberflächenprotoni erung und die von Beryl 1i umoxi d proportiona 1 der zweiten Potenz [ Furrer 85]. Wird die Auflösung bei grosser Oberflächenkonzentration und fern vom Löslichkeitsgle ichgewicht durchgeführt, so ist die Zunahme des freien Meta 11 ~ mit der Zei,t linear. Unter diesen Bedingungen ist die Oberflächenprotonierung konstant. Der grundlegende Unterschied dieses Modelles gegenüber demjenigen von Cornell (Formel (4.1)) ist die Verwendung der Oberflächenprotonierung gegenü~er der Wasserstoffi onenkonzentration in Lösung. Die kinetische Beschreibung der Eisenoxidauflösung mittels dem Kubikwurzelgesetz [Sidhu 81] (4.6) kann mit den oben genannten. Randbedingungen in das Auflösungsmode 11 von Furrer überführt werden ("{, : Oxidkonz. beim Reaktionsbeginn, Wt: Oxidkonz. zur Zeit t, k gemessene Geschwindigkeitskonstante). Wird im beobachteten Zeitinterval nicht mehr als 1% des anfänglich vorhandenen Oxides aufgelöst, so ergibt auch das Kubikwurzelgesetz eine zeitlich lineare Zunahme der freien Metallkonzentr ation. Die Eisenoxidauflösung ist in ihrer Geschwindigkeit eindeutig durch chemische Reaktionen an der Oberfläche bestimmt. Aktivierungsenergien von gegen 100 kJ/mol und die Unbeei nfl ussbarkei t der Reaktion durch Rührgeschwindigkeiten bestätigen dies [Cornell 75]. Betrachtet man die Löslichkeitsgle ichgewichte der Eisenoxidphasen in Fig. 4.2, so wird verständlich, dass Eisenoxidauflösungen nur in sehr konzentrierten Säuren gemessen werden. Bei einem pH von 3 beträgt die maximale Lös1ichkeit des Fe(III)-Ions bei den kristallinen Phasen a-Fe 0 und 2 3 a-FeOOH: ca. lo-s M und bei dem amorphen FeOOH: lo- 6 M. Aufl Ösungsraten verschiedener Eisenoxide und Hydroxide, auch in konzentrierten Säuren und bei hohen Temperaturen, sind sehr klein. Eine k1are Bestätigung der dritten Potenz der Oberfl ächenprotoni erung bei der Auflösung von Goethit war aus den oben genannten Gründen schwierig. Die grossen Streuungen bei den gemessenen Auflösungsraten, besonders bei höheren pH-Werten (max 3.5), erlaubten keine eindeutige Be- 39 weisführung, obwohl sich im statistischen Mittel eine Proportionalitä t zur dritten Potenz der Oberflächenprotonierung ergab. 2 ...„ 4 „ 6 a""FeOOH a- Fe 2 0 1 Fe OOH (am) -~8 u... 10 12 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 pH 2 3 4 5 6 1 Fig. 4.2: L6slichkeitsglefchgewichte der drei Efsenoxfdphasen: Goethit (a-FeOOH), Hämatit (a-Fe 2 03 ) und Ferrfhydrft (FeOOH(am)) als Funktion des pH's. 4.1.2. Die anionenkatalysierte Auflösung In Anwesenheit von Säureanionen wird, wie gesehen, die Geschwindigkeit der Auflösung stark beeinflusst, so z.B. durch Bildung von Fe-Cl-Oberflächenkomplexen [Sidhu 81 ]. Die Ablösung eines Metallions von einer Oberfläche wird durch einige Komplexbildner wie z.B. CN- oder c2o 24 beschleunigt [Valverde 76a]. Die komplexbildenden Anionen können nicht nur die Reaktion beschleunigen, sondern auch die Gesamtlöslichkeit erheblich steigern. Die in Fig. 4.3 abgebildeten Löslichkeitskurven 40 von a-FeOOH mit und ohne Oxalat verdeutlichen dieses Verhalten. Mit entsprechenden Komp 1exbi1 dnern ist es mögl i eh, die Auflösung von Ei senox i den in gl ei chgewichts fernen Bereichen bei pH-Werten über 2 zu verfolgen. Oie postulierten Geschwindigkeitsgesetze von Cornell (Formel (4.2)) und Grauer (4.3) tragen dem Verhalten der Beschleunigung durch anionische Komlexbildner Rechnung. In diesen Modellen gehen die Protonenkonzentration und die Anionenkonzentration an der Oberfläche als Produkt in die Gleichung ein. Furrer teilt die Auflösungsrate in eine Summe. \ 2 --„ ~ 6 u.. 8 00 - - - - - - - - [a-FeOOHhot. O'I 0 1 10 12 14 2 3 4 5 6 1 pH Fig. 4.3: Löslichkeitsgleichgewicht von «-FeOOH in Abhängigkeit des pH's, die untere Kurve die Löslichkeit ohne anorganischen Liganden. Die obere Kurve zeigt d)e Erhöhung der Löslichkeit in Anwesenheit von 10-3M Oxalat. Die Linie (-·-) repräsentiert die mittlere Auflösungsrate x 30h und markiert die Grenze, bis zu der Auflösungsexperimente fern vom Gleichgewicht durchgeführt werden sollen. 41 Der erste der Sumanden ist die Protonenauflösung und die weiteren stehen für die Ligandenauflösung. Die Gesamtreaktionsrate (Rrl setzt sieh somit zusammen aus der Auflösungsrate RH für die Protonenaufl ösung und der Sume aller RL für die Ligandenauflösung. m (4. 7) l RL,n n=l Der Summand RH ist die Auflösungsrate der prototonenkatalysierten Auflösung (s. 4.1.1.) [Furrer 83]. Rr = RH + Anionen, besonders organi sehe Säureani onen, bi 1den, als mononuk 1eare bidentate Oberflächenkomplexe, günstige Abgangsgruppen, die auflösungsbeschleunigend wirken. Besonders Chelatverbindungen, die mit dem Meta 11 zentrum Ringe von 5 bis 7 Atomeinheiten bi 1den sind gute Abgangsgruppen. Die Protonen, die zum Ladungsausgleich benötigt werden, können vor oder nach der Ablösung (geschwindigkeitsbestimmender Schritt) an die Oberfläche gelangen, je nachdem, ob die polarisierende Wirkung des Liganden ausreicht, um das Metall aus der Gitterstruktur herauszubrechen. Die Bruttoreaktion lautet .! MxOy + LH- + ((2y/x)-l )H X + Ml((2y/x)-2)+ + ~ H2o. l y In Fig. 4.4 ist die Reaktionsfolge der anionenkatalysierten Auflösung, wie sie sowohl für FeOOH als auch für Fe 0 3 gilt, aufgeführt. Empi2 risch ergab sich die Auflösungsrate (4.8) Ausser dem Anion wird auch ein Proton an der Oberfläche benötigt, um die Aktivierungsenergie für den Ablösungsschritt eines Fea+_Komplexes herabzusetzen. Die Gesamtreaktion {MOOH} + c2o4H- + 2H+ + MC 2o4+ + 2H 20 lässt sich in vier Teilreaktionen aufteilen. Die Wahrscheinlichkeit, dass an einen Oberflächenkomplex (el„) ein zusätzliches Proton angelagert ist, ist gleich dem Produkt aus d (Wahrscheinlichkeitsfaktor) und der Oberflächenprotonierung (eH) zu protonierbaren Zentren (~H). Dieses Produkt steht für die Konzentration der günstigen Abgangsgrup- 42 pen {CL}. Damit ist die Wahrscheinlich keit für den Oberflächenkomplex plus Oberflächenprot onierung {BL}(l - d(eH'~H)). Die Summe {BL} + {CL} ist gl ei eh der Konzentration der Liganden an der Oberfläche ( eL 11 ) . Die folgende Herleitung des Geschwindigkei tsgesetzes beinhaltet das Aufstellen der Bewegungsgleichungen der Teilreaktionen 1) bis 4) aus Fig. 4.4 und deren spezielle Lösung. 1) " M/~M/'"2 +-OJ · / V "-oH 00 kl _.... ~ OH 2) "'M/ "Mp] +H+ / "-c/ 'o 3) " /" /J + nH 0 2 4) "-. /OH M H+ / M M '\. / 'o OH / ""-oo + _'\.M/ \i/OJ k_l / k2 OH "-.M/ XOJ k_2 / k "/ .....--~ OH OH 3 langsam k4 schnell "-o/ "-o " OH/ M / + ML+ (aq) (CL ___,. A 1+ ML+) "OH '\_ /OH2 M (A' + H+~ /"-OH W(BL) W( CL) {BL} {CL} l - deH/<l\f deH/<l\f (BL + H+ :;:= CL) OH Konzentration = + U( ~ BL) 0 Wahrscheinlichkeit = (A = = 9t. (1 - d91iCJ.\( 1) <\II d91iCJ.\( 1 II Fig. 4.4: Reaktionsfolge·der anionenkatalysierte Auflösung eines 3wertigen o.xids oder Hydroxids mit einem vorgelagerten Protonierungsgleichgewicht. Oie Ablösung des Metalls ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Gesamtreaktion. Oie Rückreaktionen k_ und k_~ 3 sind fern vom LöslichkeitsgJeichgewicht vernachfässigbar. Die Summe von {A},{BL} und {A'} ist die Konzentration der durch den Liganden koordinierbaren Lewis-Zentren (~) an der Oberfläche. A) 43 dJ~L} = ki{A}[LH-] - k_i{BL} - k 2 {BL}[H+] + k_ 2 {CL} (4.9) d~~L} = k2 {BL}[H+] - k_ 2 {CL} - k 3 {CL} (4.10) d!~'} (4.11) = k 3 {CL} - k 4 {A' }[H+] dJ~} = - ki{A}[LH-] + k_i{BL} + k 4 {A' }[H+] (4.12) Unter stationären Bedingungen ist die Zu- bzw. Abnahme pro Zeit (für die Gleichgewichtsreaktionen) gleich null (Stationäritätsansatz). Damit ist die Geschwindikeit der Gesamtreaktion (4.13) Das Produkt aus k 3 ,~-l und dem Wahrscheinlichkeitsfaktor (d) ist eine konstante Grösse (kL), die aus der Messung direkt erhaltene Reaktionskonstante. Die anionenkatalysierte Auflösungsrate ohne zusätzl i eh vorgelagertes Protonierungsgleichgewicht, wie sie bei Al 0 gefunden wird, lautet 2 3 für das 3-wertige Oxid (4.14) Die Herleitung dieser Formel ist hier nicht durchgeführt. Sie wird durch identisches Vorgehen erhalten [Furrer 85]. Die Gesamtreaktionsrate für die FeOOH- bzw. Fe 2 0 3-Auflösung lautet Rr =RH+ RL = kHeH 3 + kL9L"Efl = k4ceH 3<»tt- 2 + k3E>t.."d9Hif?tt-l· (4.15) 4.1.3. Die reduktive Auflösung Existiert ein Metall in verschiedenen Oxidationsstufen, so können die Oxide mit der formal höheren Oxidationszahl auch durch Reduktion aufgelöst werden. Die höherwertigen Oxide haben gewöhnlich einen ausgeprägteren koval enten Charakter und sind daher schlechter wasserl ös1 ich. Ein typisches Beispiel für das vorliegen dieser Bedingungen sind die Fe(III)-Oxide und Hydroxide sowie die analogen Verbindungen des Mangans. Ein Beispiel der reduktiven Eisenoxidauflösung ist die bekannte Totaleisenextraktion aus Bodenproben mit Dithionit [Schwertmann 64]. Dieses 44 Verfahren beweist, dass es kinetische Effekte sind, die eine fraktionierte Extraktion erleichte rn. Oie thermodynami sehe Verschiebung des Löslichkeitsgleichgewichts hat, bei einer oberflächenkontrollierten Reaktion, nur auf die Menge des im Gleichgewicht gelösten Metalls, nicht aber auf die Geschwindigkeit der Reaktion einen Einfluss. Die Auflösung mit Dithionit ist im Gegensatz zur nichtreduktiven Auflösung äusserst schnel 1, was für eine Reduktion im Festkörper spricht. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist erneut die Ablösung, im reduktiven Fall die eines reduzierten Metallions. Ein reduziertes Metallion ist eine sehr viel bessere Abgangsgruppe als ein unreduziertes Metallion. Auflösungsexperimente von verschiedenen Eisenoxidphasen mit Redoxpaaren wie V( IIl)/V( IV) oder Ce( III)/Ce( IV) zeigten eine Beschleunigung der Auflösung um mehrere Grössenordnungen [Valverde 76b]. Studien der Manganoxi daufl ösung zeigten das gl ei ehe Phänomen. Die Auflösung ist chemisch kontrolli ert (unabhängig von der Rührgeschwindi gkei t). Ausserdem sind die Aktivierungsenergien von 37 kJ/mol für eine diffusionskontrol l ierte Auflösung zu noch [Stone 84]. Das von Stone postulierte Geschwindigkeitsgesetz d[Mn 2+ l = k [MnOx] (4.16) dt exp t würde darauf hinweisen, dass weder der Elektronentransfer noch die Komplexbildungsgleichgewichte für die Gesamtrekation geschwindigkeitsbestimmend sind ([MnOxJt Manganoxidkonzentration zur Zeit t). Das Reduktionsmittel ist bei der Elektronenübertragung an der Manganoxidoberfl äche adsorbier t. Nach der Elektronenabgabe desorbi ert die oxidierte Form, meist aus strukture llen Gründen, sofort. Als Reduktionsmittel kommen theoretisch alle Substanzen in Frage, die genügend reduzierend wirken. Organische Verbindungen mit funktionellen Gruppen, wie sie auch Abbauprodukte der Biomasse aufweisen, können beispielsweise Manganoxide reduktiv auflösen [Stone 84]. Schwefelwasserstoff eignet sich·natü rlich auch ausgezeichnet zur reduktiven Auflösung [Krom 81 ]. Eine drastische Beschleunigung der Auflösung wird durch photochemische Anregung des Reduktionsmittel s oder der zu reduzierenden Oberfläche erreicht. Diese photoreduktive Auflösung wird z.B. bei der fraktio- 45 ni erten Oxa 1atextrak ti on ausgenutzt. In Abwesenheit von Licht werden die amorphen, in Gegenwart von Licht die kristallinen Eisenoxid-Hydroxid-Phasen aufgelöst [Endredy 63]. Photoreduktion und damit verbundene Auflösung von ~isenoxi den ist auch im Epilimnion von Seen bekannt [Collienne 83]. Die durch Licht beeinflusste reduktive Auflösung von Lepidokrokit wird in Anwesenheit von Citrat beschleunigt. Die Auflösungsrate ist dem adsorbierten Citrat proportional [Wait 84 ]. Der gleiche beschleunigende Effekt wird auch durch andere organische Liganden wie Fulvin- und Huminsäuren verursacht [Wait 84 ]. Von den thermodynamischen Gegebenheiten her, ist die Reduktion eines Metallzentrums an der Oberfläche weniger Wahrscheinltch, wenn dieses z.B. mit Oxalat anstatt mit Wasser koordiniert ist (s. 3.1.1.). Experimentell zeigt sieh aber, dass durch adsorbierte Liganden die reduktive Auflösung beschleunigt wird. Diese Beschleunigung findet bei Verwendung unterschiedlichster Reduktionsmittel in Kombination mit Liganden statt. Na 2S204 mit Citrat [Schwertmann 70], Ascorbinsäure mit Oxalat oder Phosphat und Detritus als Reduktionsmittel in Kombination mit Phosphat zeigen dies es Phänomen. Der gl ei ehe Effekt wird, wie beschrieben, bei der photoreduktiven Auflösung gefunden. Eine sol ehe Beschleunigung kann nur kinetisch mechanistisch gedeutet werden. 4.1.3.1. Die ElektronenUbertragung Wenn von einer reduktiven Auflösung die Rede ist, so ist damit gemeint, dass das Metall im Oxidverband reduziert wird und sich als reduziertes Ion ablöst. Dies bedeutet, dass eine Elektronenübertragung vom Reduktionsmittel zum Festkörper stattfinden muss. Elektronentransferreaktionen sind die einfachsten chemischen Reaktionen, weil mit der ElektronenUbertragung keine weitere Aenderung - wie Bindungsbruch oder Neubi 1dung - einhergehen muss [Marcus 64 ] •. All erdi ngs ändert in der Regel bei der Reduktion die steri sehe Anordnung der LösungsmittelmolekUle oder die Bindungslänge. Im festen Zustand manifestiert sich der Elektronentransfer als El ektronenl ei tfähi gkei t [ Cannon 80 ] • Bei dem Fe(IIIl-Fe(II)-System ist die Koordinationsphäre für beide Kationen oktaedrisch. Die Bindungslänge des 3-werti gen Eisens gegenüber dem 2-wertigen ist kürzer. Die Fe-0-Bindung eines Fe(III)-Aquokomplex ist um~ 0.15 A kürzer als die in einem Fe(Il)-Aquokomplex. 46 Die Vibrationsfrequenz des Elektrons (v = l013s-l) ist gleichzeitig auch die .schnellste Geschwindi_gkeit, mit welcher ein Elektronentransfer stattfinden kann. In diesem Fall führt jede Vibration zu einer Uebertragung bzw. zur Reaktion. Die Geschwindigkeitskonstante k einer Elektronenübertragung für eine bimolekulare Reaktion ist k = KZe-öG*/kT • (4.17) In dieser Formel ist K der Wahrscheinlichkeitsfaktor für das Tunnelieren eines Elektrons, Z ist die Kollisionsfrequenz, öG-* die freie Gibbsenergie zwischen aktiviertem Komplex und Produkt, k die Boltzmankonstante und T die absolute Temperatur. Der Wahrscheinlichkeitsfaktor hat bei einer bimolekularen Lösungsreaktion den Wert 1011 1 mo1-1s-1, für einen Elektronentransfer an einer Festkörperoberfläche 104 cm/s [Marcus 75]. Der Elektronentransfer zu einem oberflächenständigen Fe(III) eines Goethits läuft über ein adsorbiertes Reduktionsmittelmolekül und die dadurch entstehende Taube-Brücke ab. Diese Elektronenübertragung geht über einen "inner sphere" Mechanismus, wo sich der aktivierte Komplex der Redoxreaktion in der inneren Koordinationssphäre des Metall zentrums befindet [Taube 70). Solche Elektronenübertragungsreaktionen sind hauptsächlich an gelösten Komplexen untersucht. Bei einer analogen Beschreibung des Elektronentransfers auf den.Festkörper ist das Elektron nach der Uebertragung nicht auf einem Metallion lokalisiert . Dieses Phänomen ist auch bei gelösten dimeren Eisenhydroxidkomplexen bekannt, wo sich eine Elektronenübertragung zu einem Fe(III) über einen "inner sphere" Mechanismus auf bei de Eisenzentren des Dimers gleich auswirkt. Wendet man diese Kenntnis auf einen Oxidfestkörper an, bedeutet dies, dass die zugeführten Elektronen delokalisie rt - im Sinne eines· Elektronengases - auf der Oxi doberfl äche verteilt sind. Innerhalb des Oxides oder an dessen Oberfläche baut sich eine Elektronenleitfähi gkeit auf [Can~on 80 ]. Im Innern des Festkörpers kann der Uebertragungsprozess im Prinzip genau gleich wie im gelösten Komplex auch als Brückenelektronentransfer angesehen werden. Die Brücke bildet das Sauerstoffion, das ein Fe(II) mit einem Fe(III) verbindet. Solche Elektronenübertragungen wurden an· Croci do 1i t einem n-Lei ter untersucht {Na 2 [Fe(III) 2 ,Fe(II) 3_x,Mgx)Si 8022 (0H) 2 }. Das Elektron gelangt von 47 einem Fe(II) über eine Sauerstoffbrücke zu einem Fe(III). Eine solche Uebertragung kann sowohl thermisch wie optisch angeregt werden [Littler 65]. Die Geschwindigkeitsrate eines Elektronentransfers innerhalb eines Festkörpers ist im allgemeinen sehr viel schneller als für ein Metall.Metall Redoxsystem in Lösung. weil durch die delokal isierten Elektronen keine radikale Aenderung der Koordinationssphäre des einzelnen Metalls bewirkt wird [Marcus 75]. Für die reduktive Auflösung sind sowohl Elektronenübertragungsprozesse innerhalb des Festkörpers als auch durch Reduktionsmittel zum Festkörper wesentlich. Erstere laufen sehr schnell ab und werden hier einfachheitshalber mit dem Modell des Elektronengases, der Elektronenleitfähi gkeit oder der delokal isierten Elektronen beschrieben. Die Reduktion eines oberflächenständigen Fe(III) durch ein aus der Lösung kommendes Reduktionsmittel ist in Fig. 4.5 dargest ellt. Das Reduktionsmi ttel, z.B. ein substitu iertes Ethylen-di-ol, wird an der Oxidoberfläche bidenta t, monomolekular chemisorbiert. Der damit entstandene Oberfl ächenkomp 1ex bi 1det die Taubebrücke, die eine Elektronen- 1) M / "-rf '-._OH ""' / OH "'-.. / M OH 2 + ~]/ OH 2) S "-/~/o) / '-if' "-o + Red ~ + 2 "20 OH _..... .,----- "-M/ / "-M/o]I '\,/ "-o "'-._M(II) 2 + ..-- , /V "-oo ___,,, . ""' M/OH /OH + 2 "20 01 0,,:::. + H+ SRed Fig. 4.5: Mechanismus der ElektronenUbertragungsreaktion von einem organischen Reduktionsmittel an die Oberfläche (S) eines·3-wertigen Metalloxids. Das Ubertragene Elektron ist in der Verbindung se (Oxidoberfläche mit Elektron) nicht einem Eisenion zugeordnet sondern del oka 1i s·i ert. 48 Übertragung nach dem "inner. sphere" Mechanismus ermöglicht. Ascorbi nsäure, die eine Ethylen-di-ol-Gruppier~ng aufweist, bildet in Lösung Fe(lll)-Ascorbino-Komplexe wie ESR-Messungen bestätigten (Kiefer 84]. Nach der Elektronenübertragung muss das oxidierte Reduktionsmittel au.s strukturellen Gründen desorbieren, womit im Oxid die Ausgangsgruppierung wiederhergeste llt ist. Das zusätzliche Elektron befindet sich delokalisiert im Oxjd, wobei es sich aus thermodynamischen Gründen (s. ·Fig. 3.4) bevorzugt an der Oberfläche aufhält, wo das .Redoxpotential, wegen der geringeren Abseht rmung der Zentra 11 adungen, positiver ist. Die Oxidation des Reduktionsmitt els, beispielsweise von Ascorbinsäure, läuft über radikalische Zwischenprodukte. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Reaktions fo 1ge ist der Elektronentrans fer auf das Metall [Khan 67]. Da die Elektronenübertragung auf das Oxid mit der Adsorption' des Reduktionsmittel gekoppelt ist, d.h. von der Gleic~ge­ wi chtskonzentrati on des Reduktionsmi ttel s an der Ob.erfl äche abhängt, kann der Elektronentrans fer in Form einer Gleichgewichtsreaktion for. ' ' muliert werden. Die Geschwindigkeit liegt in der Grössenordnung einer Adsorptionsreak tion oder ist allenfalls etwas langsamer. 4.1.3.2. Kinetik der reduktiven Auflösung Oie reduktive Auflösung setzt sich, wie die nicht reduktive, aus einer Abfolge von Reaktionen zusammen. Schnelle Protonierungs- und Adsorptionsgleichgewi chte sind dem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Auflösung vorgelagert. Wie in 4.1.3.l. gezeigt, läuft der Elektronentransfer über eine Adsorption und kann unter bestimmten Bedingungen a 1s vorge 1agertes Gl ei chgewi cht betrachtet werden. Der geschwi ndi gkei tsbestimmende Schritt für die Gesamtauflösung ist die Ablösung des reduzierten Metallions aus dem Festkörper. Das Zustandekommen einer günstigen .Abgangsgruppe ist damit für die Aufl ösungsgeschwindi gkei t entscheidend. Wie die Expert mente zeigen, bilden anioni sehe Liganden Oberflächenkomp 1exe, die ihrerseits mit dem reduzierten Metall günstigere Abgangsgruppen bilden al's Aquokomplexe dies tun. Thermodynamisch (s. Fig. 3.4) ist die Reduktion eines oberflächenstän digen Fe(III) wahrschei nl i eher, wenn es als Aquokoml ex vorliegt. Aus den Messungen ist aber eine erhebliche Auflösungsbeschleu~igung bei Komplexierung mit anioni sehen Liganden festzustellen. Dies führt zur Annahme, dass gewisse Liganden mit dem redu~ierten Metallzentrum gute Abgangsgruppen bilden und. beim Mechanismus der Ablösung eine .beschleunigende Wirkung 49 haben. In Fig. 4.6 und Fig. 4.7 sind zwei mögliche Reaktio'nsfolgen der reduk- 1) 2) "\. M/~M /~ + / '--o/ 'u. "/)?'> /'--o ~ + H+ 2 3) 4) 5) /~M /°"2 + " / '/ OH ~2 " M /~/ M Hi + / '\-{( "'°"2 H+ e ~ k2 ____,,. ....--k_2 M / /~M/OH2 '--o/ ~ OH OH ""M/ 2 "'/ ' " M/ / OH k4 ...-k_4 ~ ks langsam f0e "' /~M /°"2 / /~ M"' ~ B) (B + H+ ~ C) ~- / "-o( "'OH2 M (A + H+ 2 k_3 = aeH'\l\i = beH21\l\12 = ceH31~3 = M " ~ Wahrscheinlichkeit W(B) W(C) W(D) W(De) " k3 .....---- - /~2M(II) /OH2 /V~2 "" kl ....-k_l H+ /OH2 M(II) <»(~ (C + H+ ~ (D + e- ~ D) De) 2 " M/°"2 +~+ /\._O H (De~ A + ~+) Konzentration {B} {C} {D} {De} ae,.i = be,.i 2«H - 1 =. ce,.i 3«H- 2 = f9e = Fig. 4.6: Reaktionsfolge der protonenkatalysierten reduktiven Auflösung eins 3-wertigen Metalloxids. Dem geschwindigkeitsbestimmenden Schri tt, der Ablösung einer reduzierten Metalleinheit, sind drei Protonierungsgleichgewichte vorgelagert. Die Elektronenübertragung ist als Gleichgewichtsreaktion formu liert, da sie mit einem Adsorptions gleichgewicht gekoppelt ist. 0e = Konzentration der Elektronen an der Oberfläche; f = Wahrscheinlichkeitsfaktor, dass sich ein Elektr on an einem dreifach protonierten Zentrum befindet; fee = Konzentratio n der reduzierten und dreifach protonierten Metallzentren an der Oberfl~che k1,k_1,k 2,k_ 2,k 3,k_ 3,kti ,k_ti »ks 50 tiven Auflösung ohne anionische Liganden aufgezeigt. Im Folgenden wird die Auflösungsrate des Reaktionsschemas von Fig. 4.6 hergeleitet. d~~} = ki{A}[H+) - k_i(B} d!~} = k2 {B}[H+) - k_ 2 {C} - k 3 {C}[H+) + k_ 3 {D} „ k 2 {B}[H+) + k_ 2 {C} (4.18) (4.19) d!~} = k3 {C}[H+) - k_ 3 {D} - ki+{D}[e-) + k.„{De} (4.20) d!~e} = ki+{D}[e-] - k_ 4 {De} - k 5 {De} (4.21) d!~} = - ki{A}[H+) + k1 {B} + k 5 {De} (4.22) Unter stationären Bedingungen können die Formeln 4.18 - 4.21 gleich Null gesetzt werden. Liegt das Oxid im Ueberschuss vor und ändert sich die Konzentration seiner Oberfläche daher im Verlauf der Reaktion nur unwesentl i eh, so ist auch für (4. 22) der Stationäri tätsansatz anwendbar. Die Zunahme der Eisen(Il)-Konzentration in Lösung (4.23) ist proportional der Konzentration der günstigen Abgangsgruppen {De}. Aus den Messungen der ·Auflösung von Goethit erhält man eine Auflösungsrate ~R = kR eH3, (4.24) die der dritten Potenz der Oberflächenprotonierung proportional ist. Dieses Resultat wurde bei konstantem Redoxpotential und einem Ueberschuss des Reduktionsmittels erhalten, was bedeutet, dass die Konzentration der Elektronen an der Oberfläche (ee) konstant und .in der gemessenen Geschwindigkeitskonstanten (k~) enthalten sind. Damit ist diese Reaktionskonstante ein Produkt aus den theoretisch hergeleiteten Werten k5 , ~ -2 , c, f (Wahrscheinlichkeitsfaktor, dass ein Elektron sich an einem dreifach protonierten Metallzentrum befindet) und ee. Die reduktive Auflösung eines 3-wertigen Oxides kann auch nach der in Fi g. 4. 7 gezeigten Reakti.onsfol ge ablaufen. Das negative Ladungsdefizit, das durch die Ablösung eines 2-wertigen Mfrtallions entsteht, wird durch eine schnell nachgelagerte Protonierung kompensiert. Für die 51 Zunahme des freien, zweiwertigen Metalls in Lösung ergibt sich, mit gleiche r Herleit ung wie im Fall 4.6, (4.25) Aus den Messungen, durchgeführt unter den genannten Bedingungen, muss in diesem Fall eine Reaktio nsrate resulti eren, die der Oberflächenproton i erung in zweiter Potenz propor t i ona_l ist. RHe -_ keH 0-H 2 • (4.26) Bei den Eisenoxiden bildet ein dreifac hproto niertes Metallzentrum an der Oberfläche eine wesent lich bessere Abgangsgruppe als ein zweifachproton iertes. Dadurch wird (reakti onskin etisch) die grösser e Wahrschein lichkei t der Ein- und Zweifachprotonierung überkompensiert. Die 1) ""' . /OH /OH2 M "'M + / ""-o/ ""-oH "" 2) / 3) 4) + H+ ""' /OH /OH2 M ".M + / "'-0: "" /~ /OH2 M /(II) ~ '\OH 2 ""' MJE ./ '\OH 2 '\OH + H+ kl / k2 "" ..---- e k3 .~ .,...- OH2 /'\/" -OH OH /~M{II) ,,PH2 k4 " / "' "" OH/ + M2+ / / (C + e- ~ Ce), (Ce~ A' + M2+) OH ~/OH2 k5 (B + H+ ~ C) OH 2 OH M". (A + H+ ~ B) 2 ""'. · M / schnell OH M/~/ k_3 langsam /OH2 M /'\ '\O OH 2 k_l ~ /O~ ""' --=->.. ..---- k_2 "'-,/ "'-OH 2 / 5) ~H'\M /OH2 M H+ (A' + H+ ~ A) "-OH Fig. 4.7: Reaktionsfolge wie in Fig. 4.6. Anstelle des dritten Protonierungsgleichgewichts vor dem geschwindigkeitsbestimmenden Ablösungsschritt gelangt das dritte Proton erst nach dem Ablösen an die Oberfläche. 52 reduktive Auflösung von Eisenoxiden läuft deshalb nach der Reaktionsfolge aus Fig. -4.6 ab. Noch bessere Abgangsgruppen bi 1den anioni sch kompl exi erte, oberfl ä- 1) """ M "M /OH /OH2 / " " 0- / " OH "'M/ '\.M/) OH 2) + / "0 / " "'/'\, 0 /"ctM -0 ID J + H+ OH 3) +e OH 4) 5) ""M/ "~B / "'-ci ""' M/ / OH + H+ kl ____. ...-k_l k2 ...--k -2 ~ Wahrscheinlichkeit ./""-/" 0 M M " ' / " ' /OJ / \,{ '-o k4 '\. /OH / 'o( M "-o + ML M (CL+ e- ~ CLe) (CLe--+ A' + ML) (A' + H+-+ A) Konzentration = l - d9Jt'~ W(CL) W(CL e) {BL} = deH'~ {CL} = 0t_11d%~-1 {CL e} = ei_ 11d%~-1g(\ gee ~ CL) /\.OH \tl(BL) = (BL + H+ BL) /"OH .'\. /OH2 ks :;::::.'! OH "-M/ "°'M{r~Q langsam (A + u( OH k3 .....--k_3 _..;....o,. schnell '\.OH "'M/ 'M/) OH = <7\_110-d%~-1) Fig. 4.8: Reaktionsfolge fUr dne anionenkatalysierte reduktive Auflösung. Der geschwindigkeitsbestinmende Schritt ist die Ablösung eines reduzierten Metallkomplexes. Diesem Schritt vorgelag~rt sind die Gleichgewichte: Protonierung, ElektronenU~ertragung und Adsorption eines anionischen Liganden. Zum Ladungsausgleich folgt eine schnelle Oberflächenprotonierung. g = Wahrscheinlichkeitsfaktor, dass sich ein Elektron an einem komplexierten und protonierten Metallzentrum befindet; gee = Konzentration der reduzierten, komplexierten und einfach protonierten Metallzentren 53 chenständige Eisenzent ren. Wie die nicht reduktive (Fig. 4.4, Formel (4.13)) wird auch die reduktive Auflösung durch Anionen katalysie rt. In Fig. 4.8 ist eine mögliche Reaktionsfolge der anionenk atalysiert en reduktive n Auflösung dargeste llt. Die Herleitun g des Geschwindigkeitsgesetzes lautet: dJ~} = - ki{A}[LH-] + k_i{BL} + k {A'}[H+] 5 dJ~L} = ki{A}[LH-) - k_ {BL} - k {BL}(H+] + k_ {CL} 1 2 2 dJ~L} = k2 {BL}[H+] - k_ 2 {CL} - k 3 {CL}(e] + k {CLe} 3 d{~te} = k3 {CL}[e] - k_ 3 {CLe} - k {CLe} 4 (4. 27) (4.28) (4.29) (4.30) Die Different ialgleichu ngen (4.27 - 4.30) werden im stationäre n Fall gleich Null gesetzt. Damit ist die Auflösungsgeschwindigkeit für die anionenk atalysiert e reduktive Auflösung d[ML] dt = k4 {CLe} = k 4-L A. udA..a;..-lg ee• -11-11 (4.31) wobei {CL e} für die Konzentration der günstigen Abgangsgruppen steht. Diesem geschwindigkeitsbestimmenden Schritt wird eine schnelle Protonieru ng der Oberfläche nachgelag ert, die nicht in das Geschwindigkeitsg esetz für die Gesamtauflösung eingeht. (4.32) Anstelle des vorgelage rten Protonieru ngsgleich gewichts können auch zwei schnelle, nachgelag erte · Oberflächenprotonierungen stehen. In diesem Falle wäre die Konzentrationszunahme des zweiwertigen Metalls in Lösung mit der Zeit (4.33) Die Gesamtauflösungsrate ist die Summe der protonenk atalysiert en und der anionenka talysi erten reduktiven Auflösung. Als weitere Summanden kommen zusätzlic h diejenige n der nichtredu ktiven Auflösung dazu. (4.34) 54 Die aus der Messung erhaltene Rate, unter der Bedingung einer konstanten Elektronenkonzentration an der Oberfläche und mit Reduktionsmittel überschuss, ist (4.34) Die Konstanten k~ und k ~ sind die aus der Messung erhältlich en Geschwi ndi gkei tskonstanten für die reduktive Auflösung. 55 5. EXPERIMENTE UND RESULTATE 5.1. Die Auflösung von Fe(III)-Phasen als entscheidender Schrit t der Phosphatrücklösung Wie aus Kap. 3 hervorgeht ist die anaerobe Phosphatrücklösung aus Sedimenten zu einem grossen Teil mit der Auflösung der anorganischen Phasen, an welche Phosphat gebunden ist, gekoppelt. Aus diesem Grund befass t sich der experimentelle Tei 1 dieser Arbeit hauptsächl i eh mit der Auflösung von Eisenoxiden und -hydroxi den, denen eine zentrale Bedeutung als Phosphorsenke im Sediment zukommt. Die Mehrheit der Auflösungsexperimente wurde mit Goethit ( a-F eOOH) durchgeführt. Weitere Eisenverbindungen, die zum Vergleich untersucht wurden, waren Hämatit (a-Fe 0 ), Lepidokrokit (y-FeOOH) und amorphes 23 Eisenhydroxid (FeOOH(am)). Die Herstellung der verwendeten Substanzen ist in 5.3 beschrieben. Die drei kristal linen Phasen wurden röntgenographisch {Pulveraufnahmen Guinier I; CuKa1-Strahlung) identi fiziert und stimmten in Reflexen, Linienlage und Intens ität mit den entsprechenden Literaturangaben überein [ASTM]. Das amorphe Ei senhydroxi d zeigte erwartungsgemäss keine Röntgenreflexe. Die BET-Oberflächen betrugen bei a-FeOOH 18. 7 m2/g, bei y-FeOOH 101 m2/g und bei a-Fe 203 143 m2/g. Für FeOOH(am) wurde die BET-Oberfläche nicht bestimmt, da bei der Messung der thermodynamisch instabi len Phase Umlagerungen zu erwarten waren. Die spezifi sehe Oberfläche wurde deshalb aus Elektronenmikroskopieaufnahmen und der Dichte auf 500 m2/g ge,schätz t. Die Oberflächenprotonierung ergab sich aus Säure-Base-Titrationen der Oxide [Sigg 79). Da es sich bei den untersuchten Auflösungen um oberflächenkontrollierte' Reaktionen handelt, war es wichtig, möglichst jede Heterogenität der Oberfläche zu vermeiden. Die Oxide wurden deshalb vor den Auflösungsversuchen einer besonderen Behandlung unterzogen. Nach der Her. stellun g wurde das jeweilige Oxid in einer einprozentigen Flusssäurelösung und anschliessend in 0.1 M Schwefelsäure während einigen Stunden gewaschen. Danach wurde die Suspension abzent rifugie rt, der Festkörper in bidest illierte m Wasser aufgeschlämmt und dann wieder abzentrifug iert. Dieses Vorgehen (Waschen mit bidest. Wasser) wurde solange wiederholt, bis sich das pH der überstehenden Lösung nicht mehr verän- 56 derte, was nach 15 bis 20 maliger Durchführung der Fall war. Die Substanzen wurden in Suspensio n (Stalllllsuspension) aufbewah rt, um Aenderungen der Oberfläch e möglichst auszuschl i essen. Jede für die Aufl ösung gebraucht e Probe wurde vor dem eigentlich en Auflösung sexperime nts nochmals speziell behandelt . Diese "Konditio nierung der Oberfläch e" [Furrer 85] hat den Sinn, einerseit s die beim Aufbewahren eventuell gebildete n amorphen Anlagerungen wegzulösen und andererse its Gleichge- wichtsbed ingungen für die folgende Auflösung herzustel len. Die Konditionierun g wurde wie das nachfo 1 gende Auflösung sexperime nt durchgeführt. Die für den Versuch benötigte Menge der Stammsuspension wird während mindesten s 48 Stunden mit jener Lösung ins Gleichgew icht ge- bracht, in der nachher auch die Auflösung durchgefü hrt werden soll (d.h. gleicher pH-Wert, gleiche lnertelek trolytkon zentratio n, gleiche Anionenk onzentrati on wie im Experimen t). Nach dem Kondition ieren wird der Batch-Ans atz abzentrif ugiert und das Zentrifug at in eine Lösung aufgenommen, die sich bezüglich Konzentra tion von Elektroly t, Anionen und Protonen, wie die überstehe nde Lösung der Kondition ierung zusammensetzt. Damit ist vom Start weg ein Adsorptio nsgleichg ewicht vorhanden, das während des ganzen Versuchs konstant bleibt. Die Experimente wurden wie folgt durchgefü hrt. Jeder Ansatz war, zur Konstanth altung des pH, mit einer automatis chen Titration sanlage verbunden, welche nach Bedarf die verbrauch ten Protonen mit HN0 nach3 titrierte . In gewissen Zeitabstän den wurden der Suspensio n einige Millilite r entno11J111en und durch einen 0.01 µm Milli-por filter filtriert , um im Filtrat die Analy.se der interessie renden Ionen du.rchzuführen (Analysemethoden s. 5.3.). Bei allen Experimenten wurde streng darauf geachtet, dass keine Photoreak tionen stattfinde n konnten. Mehrere Vergleichsan sätze bei normaler Laborbele uchtung (ohne· direkten Sonnen- einfall) und in Dunkelhe it ergaben, dass das vorhandene Licht keine Bescltleun igung der Reaktion verursach te. Dies lässt darauf schliesse n, dass die relativ dicke Suspensio n sich selbst vor Lichteinf all schützte. Dies bestätige n auch Transmiss ionsspekt ren der Suspensio n. Eine hundertfa che Verdünnung der Suspensio n absorbier t, bei einer Zelldicke von einem Zentimete r, 32% des einfallend en Lichts der Wellenlän ge 432nm. Bei höheren und tieferen Wellenlän gen ist es noch mehr, bei 800 nm schon 57%. 57 Die beschriebene Oxidvorbehandlung wie auch die Durchführung der Experimente war im Prinzip für allen Auflösungsexperimente gleich. Bei den einzelnen Experimenten wird deshalb nur bei zusätzlichen Besonderhe iten oder Abweichungen nochmals darauf eingegangen. Die Resultate aller Auflösungsexperimente sind im Anhang zusammengefasst. 5.1.1 . Die protonenkatalysierte Auflösung von Goethit Wegen der geringen Löslichkeit der Oxide und Hydroxide des dreiw ertigen Eisens ist eine Messung der Auflösung fern vom Gleichgewicht, im pH-Bereich zwischen 2 und 5, in einem analytisch zugänglichen Konze ntratio nsber eich, praktisch ausgeschlossen (siehe 4.1.) . Im Falle einer Auflösungsrate von 10-10 mol m-2h-1 wäre bei einem pH von 3 in hunde rt Stunden das Löslichkeitsgleichgewicht errei cht. Bei den Auflösungs experimenten mit der beschriebenen Vorbehandlung kommt noch dazu, dass die Eisenkonzentration beim Versuchsbeginn nicht Null ist, da durch die Art der Konditionierung ein gewisser Anteil gelöstes Eisen in das Reaktionsgefäss eingebracht wird. Of~ wird allerd ings die aus der Gl ei chgewi chts 1ös11 chkei t berechnete Konzentration stark überschri tten, weil die Nukleierung kinetisch gehemmt sein kann. In Fig. 5.1 ist eine Auflösungskurve, wie sie typischerweise erhal ten wird, abgebildet. Die Auflösung ist selbs t dann linea r, wenn, wie im gezeigten Fall, die Gleichgewichtslöslichkeitskonzentration überschri tten ist. Bei der Auflösungsrate überlagern sich möglicherw eise mehrere Vorgänge. Dies können sein: Auflösung von Goethit und Nukle ierung gefolgt von Kristallwachstum von FeOOH(am) mit. anschliesse nder Auflösung dieser neu gebildeten Phase. Diese Ueberlagerung von vielen paral lel ablaufenden Reaktionen dürfte der Grund dafür sein, dass die Auflösungsraten, besonders bei pH-Werten über 3, erstens starke Streu ungen aufweisen und zweitens, relati v zu den Raten bei kleineren pHWerten, zu gross erscheinen. In Auflösungsexperimenten b~i pH <: 2 ist -die Ionenstärke sehr gross, was zu nicht miteinander vergleichba ren Resultaten führt . Deshalb wurden auch in sehr saurer Lösung ke'ine weiteren Versuche durchgeführt. Auflösungsgeschwindigkeiten in Gleichgewichtsferne konnten aus den genannten Gründen nicht gemessen werden. Anhand der durchgefüh rten Experimente sind dennoch einige Folgerungen erlau bt. Die Auflösungs - 58 geschwindigkeiten von Eisenoxiden sind sehr klein. Die Auflösungsrate von Goethi t dürfte für pH 3 höchstens bei 10-10 mol m-2h-l liegen . Diese Grössenordnung wird auch bestät igt, wenn man Daten von Cornell et al. zum Vergleich beizieh t (Cornell 75,76). Auflösungsraten von 2·10-8 bis 5 ·10- 8 mol m- 2h- 1 in 0.5 M HCl (alle· Daten in Dimension auf mol m-2h- 1 und T = 20°C umgerechnet) wurden für die Auflösung eines (dem von mir verwendeten sehr ähnlichen) Goethi ts erhalte n. Diese Raten ergeben auf pH-Werte von 3 bis 5 extrap oliert Auflösungsgeschwindigkeiten im Bereich von 10-11 mol m-2h-l - 10-13 mol m-2h-l. (Es muss darauf hingewiesen werden, dass ich die Daten von Cornell in diesem Falle direkt auf diese Theorie hin ausgewertet habe und es sich nicht um eine vollstä ndige Zusanmenfassung der Arbeit handel t.) Demgegenüber sind Auflösungsraten von ö-Al 0 und Beo, bei pH 3 bis 5, 2 3 zehn- bis hundertmal grösser [Furrer 83]. 4 '°C> ..- :J: „ 0\ QJ lL 3 2 1 5 10 15 20 25 30 Zeit (hJ Fig. 5.1: Gemessene Auflösungskurve von Goethit bei pH 3 in O. lM NaN0 3 (3.2g a-FeOOH/1 = 60 m2 Oberfläche/1). Die Anfangskonzentration des gelösten Eisens ((FeH] 0 ) wird durch die "Konditionierung" verursacht. (Experiment Nr. 3, s. Anhang 1) RH(gem.) = 6.0B·lO-B mol 1-1h-1; RH(spez.) = 1.02·10- 9mo1 m- 2h- 1; r2 = 0.98. 59 Im Vergleich zu Aluminiumoxid das bei pH 3.5 seine maximale Auflösungs rate errei cht, die dann in saure rer Lösung konstant bleib t, was Furre r mit einer Sättigung der Oberflächenprotonierung erklä rt [Furr er 85], ist bei Eisenoxiden und -hydroxiden eine solche Sättigung nicht festz ustel len. Möglicherweise wird eine konstante Auflösungsrate erst bei extrem tiefen pH-Werten errei cht, wo wegen der hohen Ionen stärke der Lösung-zusätzlich andere Effekte wichtig sind. Wegen der Wahrscheinlichkeit von inkongruenten Reaktionen bei den proto nenka talysi erten Auflösungsexperimenten sind die Daten nicht verwendbar um die Abhängigkeit der Aufl'ösungsraten von der Oberf l ä- 9.0 :z: 0: °' 8.5 0 8.0 5.4 15 2 5.6 3 4 3.5 5.8 5 - log BH pH Fig. s.2: Ooppellogarithmische Darstellung der spezifischen Auflösungsraten von Goethit gegen die Oberflächenprotonierung. RH = kHeHn + log RH = logkH + n~ Aus dieser Formel· kann die Potenz (n), mit der die Oberflächenprotonierung in das Geschwindigkeitsgesetz eingeht abgeschätzt werden. (Experimente 1 bis 6) kH = 1.98·10 9 m~ mo1- 2h- 1 ; n = 3.25 60 chenprotonierung abzuleiten. Immerhin ist das Resultat (n = 3) nicht unvereinbar mit der Formel (4.4) die in 4.1.1. abgeleitet wurde (s. Fig. 5.2). 5.1.2. Die anionenkatalysierte Auflösung von Fe(III)-Oxiden und -Hydroxiden Bei der anionenkatalysierten Auflösung werden jene Summanden der Gesamtauflösungsrate betrachtet, die durch die Anwesenheit anioni scher Liganden zustandekommen. Dies ist der Teil der totalen Auflösungsrate (4. 7) der durch die Teilraten RL gegeben ist. Die Raten RH und RL sind zwei unabhängige Grössen, da die eine der Oberflächenprotonierung, die andere der Anionenadsorption proportional ist. Anionen adsorbieren an Lewiszentren, während sich Protonen an OH-, 0- und OH -Gruppen anla2 gern. In der Summation über alle Rl ist n die Anzahl unterschiedlicher Liganden (s. 5.1.2.2.) und deren verschiedener Oberflächenkomplexe. Da ein Anion sowohl mono-, bi- und eventuell polydentat adsorbieren kann, müssen streng genommen alle diese Spezies aufgeführt werden. Diese Zähnigkeiten sind durch Hochstriche am Liganden markiert, also L' für monodentat, L" für bidentat etc. Im vorhergegangenen Text wurden meist nur die bidentaten Oberflächenkomplexe berücksichtigt, weil vorausgesetzt wurde, dass sie die aktivsten Abgangsgruppen bilden. Genau genommen setzt sich die anionenkatalysierte Auflösungsrate für einen Liganden (L) aber aus RL = RL 1 + RL + RL111 + ••••• II ( 5.1) zusammen, was auch kLeL = kL'eL' + kL119t_11 + kL1119t_111 + ••••• (5.2) geschrieben werden kann. Aus der Adsorpti onsmessung erhält man die totale Menge des adsorbierten Liganden (eL). Dies ist die Summe aller möglichen Oberflächenkomplexe. eL = eL' + 0L" + 01_'" + ••••• (5.3) Die aus den Messungen errechnete Reaktionskonstante (kL) ist somit 61 (5.4) Diese Gleichun g zeigt, dass die einzelne n Geschwi ndigkeit skonstan ten gewicht et in die Gesamtk onstante eingehen , und zwar zu demjenigen prozentuale n Anteil, zu dem der entsprec hende Oberfläc henkomp lex vorkamt. Weiter ist der Gleichun g (5.4) zu entnehmen, dass, wenn die Konstan te eines Komplexes (z.B. kL 11 ) sehr viel grösser als alle anderen ist, die Konstan te der Gesamtr eaktion (kL) praktisc h gleich derjenig en des bestimmenden Komplexes (0L") wird. 5.1.2.l. Oxalat als Auflösu ngsligan d Versuch e, an verschie dene Eisenpa rtikel gebundene Phospha te im Sedi ment durch Oxalate xtraktio n zu untersch eiden (s. 5.2.1.), führten zur Frage", wie der Mechanismus dieser Reaktion en zu erklären ist. Andererseits erwies sich Oxalat als ausgespr ochen günstige Verbindung bei anionen katalysi erten, oberfläc henkont rollierte n Auflösun gsexperi menten (Furrer 85]. Fig. 5.3 zeigt das typische Bild von, mit der beschrie benen Versuch s. anordnung durchge führten, Auflösun gsexperi menten. Die Steigung der Geraden (tiFe(ge l) pro tit) entspric ht der totalen Auflösu ngsrate, die sich aus protone nkataly sierter und anionen katalysi erter Rate zusammen- setzt. ·Die Eisen~onzentration zur Zeit t = O ergibt sich durch die Vorbehandlung der Probe und hat bei Messungen fern des Lös 1 i chkeits- gl ei chgewi chts keine Bedeutung für die Bestimmung der Aufl ösungsk i netik. Die Auflösung ist, innerhal b des Messber eichs, eine lineare Funktion der Zeit und ihre Geschwi ndigkeit nimmt mit steigend em pH der Lösung. ab. Um die anionen katalysi erte Auflösu ngsrate alleine zu erhalten, wird RH von Rr abgezoge n. Die protone nkatalys ierten Auflösungsrat en konnten, wie aus 5.• 1.l. hervorg eht, nur halbqua ntitativ bestimm t werden. Sie wurden bei Bedarf durch Extrapo lation von bei tiefem pH gemessenen Raten ermitte lt. Der Fehl er der entsteh t, wenn die durch Oxalat katalys ierte Rate der Total rate gleichg esetzt wird, macht auf die Reaktion skonstan te (kox) 2% aus. Dieser Prozents atz liegt weit unter dem Fehler der durch andere Effekte verursac ht wird. Da RH allein sehr klein ist, muss die anionen katalysi erte Auflösung von Goethit pH-abhängi g sein. Um dies zu veri fi zieren wurde die Auf1 ösungsr ate einmal gegen die Konzent ration der Oxalatob erflächen kom- 62 pl exe und einmal gegen das Produkt aus Oberfl ächenprotoni erung und Oberflächenkomplexkon zentration aufgetragen (Fig 5.4). Diese beiden Darstellungen ergeben sich aus den Formeln (4.8) und (4.14). Oie Auftragung der Rate gegen die Oberflächenbedeckung weist keine Korre 1ation der aufgetragenen Wertepaare untereinander auf. Berücksichtigt man nur diejenigen Messwerte, die bei pH 3 erhalten wurden, so ergibt sich eine sehr gute Korrelation. Alle anderen Punkte liegen unter dieser Geraden und zwar desto tiefer je höher das pH der entsprechenden Versuche war. In Fig. 5.4 ist dagegen eine lineare Abhängigkeit aller Wertepaare ersichtlich. Oie Steigung dieser Geraden ist die aus der Messung erhältliche Geschwindigkeitskonsta nte. Zum Vergl ei eh wurden einige Experimente mit anderen Eisenoxiden bzw. -hydroxiden durchgeführt. Auflösungsversuche mit Hämatit sind in Fig. 5.5 abgebildet. Oie Reaktion verläuft, wie bei Goethit, im beobachteten Zeitintervall linear. Dabei löst sich der eingesetzte sehr feinteilige Hämatit sichtbar schneller auf als der grobkristalline Goethit. Vergl eicht man die spezifi sehen Auflösungsraten (pro Oberfl äche), ist die Auflösungsreaktion von Hämatit ca. 2 mal schneller als diejenige von Goethit bei gleicher Oberflächenbedeckung mit Oxalat. 8 "'0 6 "I"'"" .J: --""' 4 -' GI u.. 2 5 10 15 20 Zeit lhJ 25 30 Fig. 5.3: Oxalatkatalysierte Auflösungskurven von a-FeOOH (60m 2 /1} in O.lM NaNO • (o} Experiment Nr. 16, pH 3.2; (6) Exp. Nr. 10, pH 5.0. 3 63 Die Geschwindigkeitskonstante (kox) für die Hämatitauflösung berechnet mit der Formel (4.8) ist ca 5 mal grösser als diejenige von Goethit. Die Oberfl ächenprotoni erung von Hämatit wurde der Literatur entnommen (Breeuwsma 73]. Weitere Auflösungsexperimente in Anwesenheit von Oxa 1at wurden schliesslich noch mit amorphem FeOOH durchgeführt. Im Falle dieses Hydroxids wich die Vorbehandlung der Suspension vom üblichen Vorgehen ab. Die Konditionierung mit Oxalat nt1sste unterlassen werden, da sich im Gegensatz zu allen andern Experimenten die Auflösungsgeschwindigkeit hier um mehrere Grössenordnungen unterschied . Deshalb würde die ilb liehe Vorbehandlung zu sehr grossen Auflösungsmengen führen, d. h. das Löslichkeits gleichgewic ht würde erreicht und es stünde kein Oxalat zur Adsorption an der Oberfläche mehr zur Verfügung. Das -Weglassen der Konditionierung der Oberfläche ist bei FeOOH(am) nicht so relevant wie bei den kristallinen Phasen, weil ein Effekt, nämlich das Ablösen amorpher Schichten von der Oberfläche, in diesem Fall ja nicht notwendig ist. Bei den Auflösungsversuchen des Ferrihydrit s wurde das Oxalat •0 Fig. 5.4: Durch Oxalat verursachte anionenkatalysierte Auflösungsrate (Rox> gegen das Produkt der ·Oberflächenbedeckung mit Oxalat und der Oberfl ächenprotoni erung. Die Steigung kox = 5.18·103m2 mol-lh-1. ist die Geschwindigkeitskonstante der Auflösungsreaktion: Rox = koxeHeox (Exp.Nr. 7 bis 18). .... 2 K 0 0:: 1 2 4 9H9ox 1012 6 B [(mol/rnZ) 2] 64 zum Zeitpunkt Null zugegeben, d.h. der Zeitpunkt der Oxalatzugabe war gleichzeitig die Startzeit der Reaktion. Betrachtet man die Auflösungskurven des FeOOH(am) in Fig. 5.6, erkennt man sogl ei eh, dass Messungen fern vom Lösl i chkei tsgl ei chgewi cht mit der gewählten Versuchsanordnung schwierig durchführbar sind. Um einige interessante Punkte zu diskutieren, habe ich eine grobe Abschätzung der Auflösungsraten aus den Kurven vorgenommen. Für die Auflösungsreaktion bei pH 3 beträgt die geschätzte Rate 10-i. bis 10-3 mol m-2h-1 bei pH 5: 5·1Q-6 bis 5·10-5 mol m-2h-l. Die hohen Werte führen zur Frage, ob die Auflösungsgeschwindigkeit noch durch Oberflächenreaktionen bestimmt wird oder ob ein Uebergang zu diffusionskontrolliert er Kinetik vorliegt. Gegen die Diffusionskontrolle spricht allerdings schon die Tatsache, dass die Geschwi ndi gkei t mit zunehmen der Säure- 25 "' 20 . C> J: -. 15 a. DI ~ GI LL 10 5 5 10 15 20 25 30 Zeit [h) Fig. 5.5: Durch Oxalat katalysierte Auflösungskurven von a-Fe 203 (49/l : 572 m2 /l} in O. lM NaN0 3 .(o) Exp. Nr. 21, pH 3.0; (<>) Exp. Nr. 22, pH 5.0 65 konzentra tion zunimmt. Die diffusion skontroll ierte Kinetik müsste eine konstante Auflösungsrate haben, da ja der Wegtransport geschwi ndi g-· keitsbestimmend ist. Daher kann die Frage nur heissen: nähert sich die Reaktions rate der Diffusion sgeschwin digkeit (jA)? Nach dem 1. Ficksehen Gesetz = DA jA c - c grad c : DA o l (5.5) 1 kann ~ie Geschwindigkeit mit den konservativen Annahmen: DA (Diffusionskoef izient) = 10-6cm2/s, c0 c1 (Konzent rationsdif ferenz zwi sehen Oberfläche und Lösung in der Diffus ionsschi cht) = 4·10- 3 M (dies entsprich t der Gleichgew ichtskonz entration) , 1 (Dicke der Diffusionsschi cht) = 1_0-7m (10 rnal Partikeldu rchmesser ) gerechnet werden. Die Diffusion sgeschwin digkeit beträgt damit 14.4 mol m-2h-l, was um. 3.4 ""0 ~ :r i 'Qj u.. 3.2 3.0 0.2 0.1 0 10 20 30 40 50 60 Zeit [min] Fig. 5.6: Durch Oxalat katalysier te Auflösungskurven von FeOOH{am) {2g/l = 1000m2 Oberfl ./1) in O.lM NaN0 , bis zum Löslichkeitsgleichge3 wicht gemessen. {o) pH 3.0, [fe3+]{GG) = 4·1Q-3M, Rr = 2·10-4 bis 10-3 mol m-2h-l; (o) pH 5.0, [Fe3+)(GG) = 2.5·1Q-4M, Rr = 6·10-6 bis 5.10-smo1 m-2h-l. Die angegebenen Auflösungsraten sind aus der Anfangssteigung der Kurven abgeschätzt. 66 mehrere Zehnerpotenzen schneller ist als die schnellste durch Oxalat katalysierte Auflösungsrate von FeOOH(am). Damit scheint es sicher zu sein, dass die gemessene Auflösung nicht diffusionskontrolliert ist. Die durch Oberflächenreaktionen kontrollierte Aufl ösungsgeschwi ndi gkei t kann, wie im vorhergegangenen Tei 1 immer angenommen, durch die Ablösung eines Metallkomplexes bestimmt werden. Eine andere Möglichkeit ist die Limitierung der Geschwindigkeit durch die Adsorptionsgeschwindigkeit. Letzteres trifft zu, wenn die Auflösungsgeschwindigkeit in der Grössenordnung der Adsorptionsgeschwindigkeit liegt. Adsorptionsreaktionen verlaufen oft in Teilschritten, wo einer schnellen Reaktion langsame Prozesse, wie Umlagerungen oder Nukleierungen an der Oberfläche, folgen können [Shon 73]. Im zu diskutierenden Fall soll nur der Reaktionsverlauf innerhalb der ersten paar Sekunden angesehen werden. Für die Bestimmung der geschwindigkeitsbestimmenden Oberflächenreaktion der Auflösung von Ferrihydrit ist nur diese Zeitspanne wesentlich. Adsorptionsmessungen von organischen Säuren an einer Quecksilberelektrode haben gezeigt, dass bei Ligandenkonzentrationen kleiner als 10-2 M die Dauer der Hg-Tropfbildung (~ ls) ausreicht, um die Gleichgewichtskonzentration an der Oberfläche zu erreichen [Ulrich 84 ]. Mikami et al. untersuchten mit der "Druck-SprungTechnik" die Adsorptionsgeschwindigkeit der Reaktion kl ) >AlPO '+ 2- + H3o+ und erhielten eine intrinsische Reaktionskonstante (klnt) von 4.1 ·los l mo1-1s-1 (T = 25°C, 1 = 1.5 10-2) [Mikami 83]. Die intrinsische Geschwindigkeitskonstante ist mit einer Funktion des elektrostatischen Oberflächenpotentials in k1 überführbar. Am Ladungsnullpunkt ist damit k1 = klnt. Die Berechnung der Adsorptionsrate (Rads> mit dieser Konstanten gibt einen Wert von 590 mol 1-1h-1 (die Rückreaktion, Desorption ist nicht berücksichtigt). (5-6) Die Austauschkapazität( [ >MOH ]T) wurde mit einer bei Goethit gefundenen Konzentration von 2·10-'+ mol/g [Sigg 79] eingesetzt und die Ligandenkonzentration wurde zu 10-3 Mangenommen. 67 Für die Auflösung von FeOOH(am) bedeuten die beiden diskutierten Probleme (Diffusionskontrolle und Adsorptionsgeschwindigkeit), dass auch diese Reaktion oberflächenkontrolliert abläuft und dass der geschwindigkeitsbestimmende Schritt die Ablösung eines komplexierten Metallzentrums und nicht die Adsorption ist. 5.1.2.2. Phosphat als Auflösungsligand Die Wahl von Phosphat als Auflösungsligand ergab sich durch die Frageste 11 ung der .Phosphat rück 1ösung. Da die Untersuchung der Eisenoxidaufl ösung durch diese Frage angeregt wurde, ist es natürlich wichtig zu· wissen, o~ Phosphat als anionischer Katalysator auf die Auflösung wirkt oder ob durch Phosphat eine inhibierende Wirkung zustandekommt. Letzteres wird in manchen Arbeiten postuliert [Grauer 82, Stone 84] und wird im nächsten Abschnitt detailliert behandelt. Beim Einsatz von Phosphat in den Auflösungsversuchen müssen einige thermodynami sehe Gegebenheiten beachtet werden. Phosphat erhöht im Gegensatz zu Oxalat die Löslichkeit von Fe(III) nicht wesentlich. Es kann im Gegenteil zur Bi 1dung von Eisenphosphaten kommen. Unterhalb von pH 3.5 ist Strengit (FePO~) gegenüber Goethit der stabilere Festkörper [Sigg 79]. Aus diesem Grund ist bei grösserer Protonenkonzentration eine Umwandlung von Goethit in Strengit zu befürchten. Um eine höhere Löslichkeit zu erha1ten, wurden die Auflösungsexperimente mit Phosphat in Gegenwart von Oxalat durchgeführt. Damit konnte zusätzlich der Einfluss von mehreren gl ei chzei ti g anwesenden anioni sehe l i ganden abgeklärt werden. Die Bildung von sekundären Phasen ist nur bei einem pH-Wert um 4 einigermassen auszuschl iessen, weshalb die Experimente bei dieser Säurekonzentration durchgeführt wurden. Eine Ausnahme bildeten Testversuche bei tieferen pH-Werten. Die thermodynami sehen Voraussetzungen brachten es mit sich, dass nur ein sehr kleiner pH-Bereich abgedeckt werden konnte. Die Konditionierung der Oxide ·wurde wegen der möglichen sekundären Phasenbildung nur mit Oxalat und ohne Phosphat gemacht. Die Phosphatzugabe war der festgesetzte Startpunkt der Auflösungsreaktion. Die Zunahme der Eisenkonzentration in Lösung ist eine lineare Funktion der Zeit. In Fig. 5.7 sind die anionenkatalysierten Auflösungsraten gegen das Produkt von Oberflächenprotonierung und Oxalatbedeckung abgebildet. Die eingetragene Gerade (Rox) markiert die durch Oxa- 68 lat alleine verursachte Beschleunigung (aus Fig. 5.4). Die Punkte der mit Oxalat und Phosphat gemessenen Raten liegen alle über dieser Geraden, was dafür spricht, dass Phosphat eine zusätzliche Beschleunigung der Reaktion verursacht. Entsprechend der Formel (4. 7) trägt jeder Ligand einen Summanden zur anionenkatalysi erten Auflösungsrate bei. Die vorliegende Kombination von Oxalat und Phosphat ergibt eine anionenkatalysierte Auflösungsrate (5.7) die sich aus den einzelnen Raten Rox und Rp zusammensetzt. Die durch Phosphat katalysierte Auflösungsrate kann aus der Differenz von RL und Rax berechnet werden. Rp aufgetragen gegen Oberflächenprotonierung mal Phosphatbedeckung ergibt eine Gerade, deren Steigung die Geschwindigkeitskonstante (kp) der anionenkatalysierte Auflösung mit Phosphat ist. . Die Eisen-Phosphat-Systeme neigen wie gesehen sehr stark zur Bildung von sekundären Phasen und damit zur inkongruenten Auflösung, was bei den gemachten Versuchen nie ganz ausgeschlossen werden konnte. Den Resultaten ist trotzdem eindeutig zu entnehmen, dass Phosphat eine Auflösungsbeschleunigung bewirkt. Diese Beobachtung wurde auch von Künzi bei der Auflösung von Akaganeit (ß-FeOOH) gemacht. Er hält al- ......... .#:. -2 ! N Fig. 5.7: Anionenkatalysierte Auflösungsrate gegen Oberflächenprotonierung mal Oxalatoberflächenbedeckung. Im Vergleich dazu die Gerade Rox gegen eHeox (Fig. 5.4). Die Raten mit zusätzlicher Phosphatzugabe liegen, bei pH-Werten von 3.85 bis 4.20, alle über der eingezeichneten Geraden (Exp. Nr. 23 bis 32). 0 E .......... - GD 0 0.. • 1 )( 0 0:: 0 1 0 1 2 • 12 4 1 6 ) OH 90 x10 (Cmol/m2) 2 ) 69 lerdings diesen "Phosphat-Effekt" fUr keine durch Oberflächenreaktionen verursachte Besch 1euni gung. Nach seinem Mode 11 unters tUtzt Phosphat den Angriff der_ Protonen an der Hydro xi doberfl äche (KUnzi 82]. Fig. 5.8 zeigt die Additivit ät der anionenkatalysierten Auflösungrate für das System Oxalat-Phosphat. Die Summe der beiden Raten ergibt, innerhalb der Fehlergrenzen, welche mit 15% angenommen wurden, die aus dem Experiment erhaltene anionenkatalysierte Auflösungsrate. 3 ....Cl 2 .ä )( Ci) - .---. 0:: .S::.- ,,. 1 'E 0 0 E - ~ C> "'""" -Cl 1 .c CL III 0 a. °' 2 -. · eHel 0 1 2 3 4 5 ·10- 12 Fig. 5.8: Anionenkatalysierte Auflösungsrate gegen Produkt 0H00x (obere Kurve) bzw. 0H0P (untere Kurve). Oie Addition der Einzelraten ergibt die Rate RL. Diese Werte wurden innerhalb des Fehlers (15i) auch bei der Messung erhalten. Als Beispiel~ sind die Experimente 23, 25 und 26 eingezeichnet. Die Sunme der eingezeichneten Balken entspricht den gemessenen Raten (RL). 5.1.2.3. Inhibition der Auflösung Inhibition der Auflösung im absoluten Sinn, d.h. die Verhinderung der 70 Auflösung durch adsorbierte- anionische Liganden an der Oberfläche eines Oxides, konnte bei den untersuchten Systemen nicht nachgewiesen werden. Liganden, die monomolekulare Schichten von di- und polynuklear adsorbierten Oberflächenkomplexen bilden und damit sowohl die protonenkatalyisierte wie auch die anionenkatalysierte Auflösung verhindern, sind weder bei Eisen- noch Aluminiumoxiden [Furrer 85] bekannt. Dagegen wurden verschiedene Effekte beobachtet, die sich phänomenologisch als Inhibition auswirken. Die relative Inhibition: Als relative Inhibition bezeichne ich die Reduktion der Auflösungsrate, die durch Ligandenaustausch an der Oberfläche zustande kommt. Diese Art der Inhibition lässt sich feststellen, wenn ein sehr auflösungsaktiver Ligand von einem weniger aktiven Liganden von den Plätzen verdrängt wird, die günstige Abgangsgruppen bilden. Dies ist beispielsweise im System Oxalat-Phosphat zu beobachten. Oxalat als sehr guter Auflösungskatalysator bildet weniger stabile Oberflächenkomplexe als Phosphat und kann folglich durch Phosphat ausgetauscht werden. Da Phosphat ein etwas schlechterer Auflösungskatalysator ist, wird damit die Gesamtauflösung -bezüglich der total zugegebenen Oxalatmenge reduziert. Die von Stone in seiner Doktorarbeit gefundene Inhibition der Manganoxidauflösung durch Phosphat ist mit grösster Wahrscheinlichkeit eine . relative Inhibition. Da das von ihm verwendete Auflösungsmodell mit Konzentrationen in Lösung rechnet, ergibt sich eine Verringerung der Auflösungsrate [Stone 83]. Bei dem hier vorgestellten Auflösungsmodell ist die relative Inhibition sehr einfach erklärbar, da die Kinetik der Reaktion nicht mit Totalkonzentrationen, sondern mit Oberfl ächenkonzentrati onen formuliert ist. I nhibi ti on durch inkongruente Auflösung: Entsteht durch Nuklei erung und Wachstum einer sekundären Kristallphase eine inkongruente Auflösung, kann sich .dieses Verhalten wie eine Inhibition äussern. Am Beispiel der Auflösung von Goethit mit Phosphat und Oxalat soll dies in Fig. 5.9 verdeutlicht werden. Im Gegensatz zu allen Auflösungsraten, die bei pH 4 gemessen wurden, liegen diejenigen bei pH c; 3.6 unter den durch Oxalat katalysierten Werten. Wie in Abschnitt 5.1.2.1. schon beschrieben, ist bei hohen Protonenkonzentrationen Strengit thermodynamisch stabiler als Goethit. Tatsächlich ist also die Abnahme 71 der Auflösungsrate nicht mit Inhibition sondern mit der Bildung von Strengit zu erklären. ,....., s::. ~0 2 Ff g 5.9: Gleiche Darstellung wie Ffg. 5.7. Die eingetragenen Punkte sind hier die Raten gemessen bef pH 3.5 (o) (Exp. Nr. 36 -39) bzw. pH 3 (<>) (Exp. Nr. 33 -35). Die Werte liegen unter Rox• was durch dfe mögliche Bildung von Strengf t verursacht wird. E ......... .., .... 0 Ci: „+ 1 0 ~ 0 0 2 12 4 6 6H001110 [(mol/m2) 2] Sättigung der auflösungswirksamen Oberflächengruppen: An sich auflösungswirksame Liganden können, bei hohen Konzentrationen, auflösung spassiv werden. Ist ein guter "Auflösungsligand" in grosser Konzentrat; on vorhanden, kann die Gl ei chgewi chtskonze ntration an der Oberfläche höher sein als die Konzentration der günstigen Abgangszentren. In diesem Falle muss man von einer Sättigung sprechen, die Auflösung.srate bleibt konstant (Fig. 5.10). Eine Sättigung der kinetisch wirksamen Oberflächenbedeckung wurde auch bei ö-Al 0 beobachtet [Fur2 3 rer 85). Eine andere Möglichkeit, grosse K.onzentrationen von anionischen Liganden an Goethit zu adsorbier en, ist, dass bei hohen Konzentrationen die bi dentaten Oberfl ächenkomp 1exe, die besonders gute Abgangsgruppen bi 1den, auf gebrochen werden. Dadurch könnte dappe 1t soviel Oxalat an eine Goethitob erfläche adsorbieren [Parfitt 77b]. Weil aber damit die Konzentration der sehr viel besseren Abgangsgruppen abnehmen würde, müsste auch die Auflösungsrate abnehmen. Wie Fig. 5.10 72 zeigt ist dies bei den durchgeführten Experimenten nicht der Fa 11 • Möglicherweise braucht es dafür sehr viel höhere Oberflächenkonzentrationen. 0 0 E .__, 2 )( 0 1 a:: 2 4 6 8 10 12 · 10·12 F1g. 5.10: Darstellung der durch Sättigung der gUnstigen Abgangsgruppen verursachten konstanten Auflösungsrate. Die Kurve ist durch den 0-Punkt verschoben. (Exp. Nr. 7 bis 20) 5.1.2.4. Weitere Auflösungsliganden Die im weiteren verwendeten anionischen Liganden wurden hauptsächlich auf mögliche Inhibition hin ausgewählt. Hierfür schienen am ehesten polymere Verbindungen geeignet zu sein, welche polynukleare Oberflächenkomplexe bilden können. Die in diesem Abschnitt beschriebenen Auflösungsexperimente wurden nur stichprobenartig mit einigen wenigen Versuchsansätzen untersucht. Tripolyphosphat: Das trimere Phosphat scheint für die Inhibition besonders prädestiniert, da es sehr stabile Mehrzentren-Komplexe bilden kann. Zudem erhöht sich, wie bei Oxalat, die Löslichkeit von Fe3+ durch die Bildung löslicher Eisentriphosphatkomplexe. Zu berücksichtigen gilt es, dass diese Verbindung bei pH 3 innert 30 Stunden zu etwa 10% zu Orthophosphat hydrolysiert (Zinder 84]. Die Experimente durchgeführt bei pH 3 und totalen Tripolyphosphatkon- 73 zentrationen von lQ-3 M, 5·10-4 M und lo-4 M ergaben eine anionionenkatalysiert e Auflösung. Die Zunahme der Eisenkonzentration in Lösung mit der Zeit war eindeutig grösser als bei der protonenkat alysierten Auflösung bei sonst gleichen Bedingungen. Die Beschleunigung war nur unwesentlich über derjenigen, die durch das Hydrolyseprodukt Orthophosphat verursacht wird. Es muss angenommen werden, dass Triphosphat keine absolute Inhibition, d.h. Blockierung der Oberfläche bewirkt, sondern im Gegenteil die Auflösung katalysieren kann. Der katalytische Effekt ist aber aus strukturelle n Gründen (keine bidentaten mononuklearen Oberflächenkomplexe) sehr klein und geht im Fehler der gemessenen Auflösungsrate unter. Ful vi nsäure: Wie Tri polyphosphat ist auch bei Ful vi nsäure keine Bildung günstiger Abgangsgruppen zu erwarten. .Die gemessene Auflösungsgeschwi ndi gkei t lag, innerhalb des Fehlers, in der Grössenordnung der protonenka talysierten Auflösung. Poly-Maleinsäure: Auch hier gilt prinzipiell das gleiche wie für alle anderen hochmolekularen Verbindungen. Mit zunehmender Konzentr~tion war auch hier wie bei Triphosphat eine grössere Auflösungsrate festzustellen. Möglicherweise ist das Hydrolyseprodukt, die Mono-Maleinsäure, für die klare Beschleunigung gegenüber der protonenkat alysierten Auflösung verantwortl ich. Brenztraubensäure: Diese Säure war eigentlich als Reduktionsm ittel gedacht, ihr Reduziervermögen reichte aber nicht aus, um Goethit reduktiv aufzulösen. Oie Auflösungsexperimente von pH 3 bis 6 zeigten die für a-FeOOH typische pH-abhängige nichtredukt ive Auflösung. Das Anion wirkte leicht katalytisch auf die Auflösung,. Sorbit: Diese Substanz sollte ein güter Inhibitor sein. In saurer Lösung adsorbierte Sorbit aber nicht an Goethit, obwohl sehr grosse Konzentrationen (0.1 M und 1 M) eingesetzt wurden. Oie beobachtete Aufl ösungsgeschwi ndi gkei t war daher .einer rein protonenkat alysi erten Auflösung gleich. 5.1.3. Die Reduktive Auflösung Mit reduktiver Auflösung ist diejenige Auflösung gemeint, wo es durch Reduktion eines Metallzentrums an der Oxidoberfläche zur Auflösung des Festkörpers konmt. Dadurch, dass bei der reduktiven Ei sen(hydr )oxi d- 74 aufl ösung das ge 1öste Eisen als Fe (II) anfällt, wird die Lös 1i chkei t erheblich erhöht. Damit ist es sehr viel einfacher, die Auflösung weit vor dem Löslichkeitsgleichgewicht zu verfolgen. Die Experimente wurden im Prinzip wie schon für die nichtreduktive Auflösung beschrieben durchgeführt. Der Start der Reaktion wurde durch dje Reduktionsmittelzugabe festgesetzt. Das Fe(II) wurde vor nachträglicher O~idation durch Sauerstoff geschützt, indem unter Stickstoff oder Argon gearbeitet wurde. Sowohl die Probenahme wie auch die Filtration wurde unter Argon durchgeführt. 5.1.3.1. Ascorbinsäure als Reduktionsmittel Die Wahl des Reduktionsmittels war vom Wunsch bestirrmt, eine Substanz einzusetzen, die einem natürlichen Elektronendonator vergleichbar sein soll. Es musste daher eine organische Verbindung sein, die möglichst einfach aufgebaut ist und genügend reduzierend wirkt, um Eisen(III) an einer Oxid- oder Hydroxidoberfläche zu reduzieren. Bei Testversuchen stellte sich Ascorbinsäure als einzige einfach a_ufgebaute organische Verbindung heraus, die diesen Anforderungen genügte. Andere Substanzen wie z.B. Brenztraubensäure oder Oxalsäure wirken nicht genügend reduzierend. Sie können zwar die Reduktion von Fe(III) zu Fe(II) in Lösung bewirken, nicht aber am Festkörper. Ascorbinsäure bildet mit Fe(III) schwache Komplexe (K = lQl· 99 in Lösung [Smith 76]) und ihr Beitrag zur nichtreduktiven anionenkatalysierten Auflösung wird kaum gross sein. Das Elektron wird über Adsorption auf die Oberfläche gebracht [Khan 67] und bei der kleinen Komplexbildungskonstanten kann man auch von einer kleinen Gl ei chgewi chtskonzentrati on der Elektronen an der Oberfläche ausgehen. Die Reaktion ist desh~lb gut zu verfolgen. Die Elektronenkonzentration an der Oxidoberfläche, die über das Adsorptionsgleichgewicht von Ascorbinsäure kontrolliert ist, wurde innerhalb der Messdauer als konstant angenommen, was aber nur bei Reduktionsmittelüberschuss zutrifft. Deshalb soJ l te während eines Versuchs nicht mehr als 10% der Ascorbinsäure oxidiert werden. Da Ascorbinsäure bei ihrer Oxidation 2 Elektronen ~bgibt, sollten also bei einer Anfangskonzentration von 10-3 MAscorbinsäure maximal 2·10-4 mole Eisen reduziert werden. In Fig. 5.11 ist die Fe-Zunahme mit der Zeit bei der reduktiven Auflösung von Goethit mit Ascorbinsäure abgebi 1det. Die Zunahme des Ei- 75 sen(II) in Lösung ist gleich der Zunahme der totalen Eisenkonzentration. Dies allein ist noch kein genügender Beweis für die Reduktion des Eisens an der Oberfläche. Es ist auch mögl i eh, dass Fe( III) erst in Lösung reduziert wird. Wenn diese Reaktion sehr viel schneller als die Auflösung selbst abläuft, d.h. innerhalb von einigen Minuten, würde das gelöste Eisen bei der Analyse auch als Fe(II) gemessen werden. Ein sehr viel überzeugenderes Argument bietet die Auflösungsgeschwi ndi gkei t. Diese ist um rund zwei Zehnerpotenzen grösser als bei der protonenkataly sierten Auflösung und 2.5 mal so gross wie die maximale Auflösungsgesch windigkeit d\e durch Oxalat katalysiert wird. Das Ascorbat ist als Auflösungsligan d nicht wirksam und die oxidierte Form ist aus strukturellen Gründen nicht zur Adsorption geeignet. Damit lässt sich eine anionenkatalys ierte Auflösung durch Ascorbinsäure mit anschliessender Reduktion .des Fe(III) in Lösung ausschliessen, denn in diesem Falle wäre die Auflösungsrate gleich der protonenkataly sierten. Die erhebliche Beschleunigung muss davon herrühren, dass im geschwindigkeitsbestimm enden Schritt jetzt ein Fe(II)-Zentrum anstelle eines Fe(III)-Zentrum s aus dem Hydroxidverband gelöst wird. Aus der doppel- 4 V'I 0 . ..- ~ .......=. -' QJ u. 3 2 1 1 2 3 4 5 6 1 8 .9 Ze'it [hJ Fig. 5.11: Fe(II)- (<>), bzw. Fe(total}-Konzentration (o) in Lösung bei der reduktiven Auflösung von Goethit. Jg a-FeOOH/l = 60 m2/l, pH = 3.0, Ascorbinsäurekonz. = 10-3M. 76 1ogari thmi sehen Auftragung der Auflösungsrate gegen die Oberflächenprotoni erung (Fig 5.12) resultiert eine Steigung von drei. Es sind also auch im reduktiven Auflösungsfall drei Protonierungsgleichgewichte der Ablösung vo~gelagert. Eigentlich würde man eher erwarten, dass das dritte Proton das zum Ladungsausgleich benötigt wird, erst nach der Ablösung an die Oberfläche gelangt. j 1.6 ·,: 7.4 -°' 1.2 0 1 7.0 5.4 5.6 Fig. 5.12: Ooppellogarithmische Darstellung der reduktiven Auflösungsrate gegen die Oberflächenprotonierung zur Ermittlung der Reaktionsordnung. (Exp. Nr. 55 bis 58) e e log RH = log kH + n 1og 9H; n = 2.93; k~ =. 1.23·109 m4 mol-2h-l;. r 2 = 0.97 5.8 -log 9H 5.1.3.2. Ascorbinsäure und zusätzlich anionische Liganden Stone fand bei den Untersuchungen der Manganoxidauflösung, dass anionische Liganden die reduktive Auflösung inhibieren [Stone 83]. Obwohl man bei der Betrachtung der Thermodynamik zu diesem Schluss kommen könnte (s. 3.1.1., Fig. 3.4), spricht das hier vorgeschlagene kinetische Auflösungsmodell gegen die Inhibition. Genau wie bei der nichtreduktiven Auflösung die Protonierung ist bei der reduktiven die Elektronenkonzentration der Oberfläche unabhängig von der Konzentration der adsorbierten Anionen. Darum darf die Aufl ösungsgeschwi ndi gkei t, die über Oberflächengruppen kontrolliert ist, nicht durch Komplexie- 77 rung anderer Zentren verring ert werden. Die Rate R~ darf durch anionische l i ganden nicht beeinflu sst werden. So 11 te dies doch der Fa 11 sein, müsste das vorgeschlagene Auflösungsmodell neu überprüft werden. Aus diesem Grund wurden reduktive Auflösungen mit zusätzlichen anionischen Liganden untersucht. Oxalat wurde ausgewählt, weil dieses Säureanion schon als Auflösungskatalysator ohne Reduktion gut bekannt war. In Fig. 5.13 sind die reduktiven Auflösungskurven von Goethit mit verschiedenen Oxalatoberflächenkonzentrationen abgebildet. Als Vergleich dient die Auflösung ohne zusätzliche Anionenadsorption unter sonst gleichen Bedingungen. Es zeigt sich eine deutliche Beschleunigung. (bis zu efoer Zehnerpotenz) der Aufl ösungsgeschwi ndi gkei t bei Anwesenheit von Oxalat. Diese grosse Geschwi ndi gkei tszunahme kann nicht mit der durch Oxalat allein katalysi erten Auflösung erklärt werden. Diese wäre bei Sättigung der Abgangsgruppen mit Oxalat mehr als zehnmal kleiner. Da die Reduzierbarkeit eines mit Oxalat komplexierten Metallzentrums kleiner ist als die eines mit Wasser komplexierten Zentru~s, ist dieses Verhalten erneut ein Beweis für die Geschwindigkeitskontrolle der l: 1.5 - 1.0 4 C> ..... QI u.. ...... 0.5 1 2 3 4 5 Zeit [ hJ 6 1 8 9 Fig. 5.13: Auflösungskurven von «-FeOOH (3g/l = 6()n 2/1) bei pH 4 in Anwesenheit von 10- 3MAscorbinsäure und bei verschiedenen Oxalatkonzentratio nen. (o) eox = 3.3·10-6 mol/m 2 (Exp. Nr. 59), (6) 1.87·10-6 mol/m2 (Exp. Nr. 60), (<>) 9.3·10-1 mol/m2 (Exp. Nr. 61), und (o) ohne Oxalat (Exp. Nr. 58). 78 Gesamtreaktion durch den Ablösevorgang. Oxalat bildet offensi chtl i eh wie bei der nichtreduktiven Auflösung eine bessere Abgangsgruppe als ein protoniertes Eisenzentrum. Da die Elektronen delokalisiert an der Oberfläche sind, ist es nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit, dass auch ein mit Oxalat komplexiertes Eisenzentrum reduziert werden kann. Da ein reduziertes, mit Oxalat komplexiertes Zentrum eine verhältnismässi g sehr gute Abgangsgruppe bildet, muss die Aufl ösungsgeschwi ndi gkei t beschleunigt werden. Die lineare Korrelation (Fig. 5.14) der Auflösungsraten gegen das Produkt 0H0Qx zeigt, dass die oxalatkatalysierte reduktive Auflösungsrate von Goethit mit der Formel ( 5. 7) beschrieben werden kann. Diese Formel entspricht der Formel (4.31) des allgemeinen Falls bei konstanter Elektronenkonzentration an der Oberfläche. Die aus der Messung erhaltene Geschwindigkeitskonstante ist 4 ,......... .c:. -2 N E 3 ......... ....C> 2 ..- . „ 0• 0:: + 1 •:C 0:: Fig. 5.14: Darstellung der gemessenen Auflösungsraten gegen Produkt aus Oberflächenprotonierung und Oxalatbedeckung. Die Steigung der Geraden ist die Geschwindigkeitskonstante der durch Oxalat verursachten Auflösungsbeschleunigung (Exp. Nr. 58 bis 61). (k = kox + kÖx> + kÖx = 3.77·10~ m2 mo1-1h-l Der Achsenabschnitt R0 entspricht der Rate R~. 79 das Produkt aus k4 t dt gt ~- 1 und ee (s. Abschnitt 4.1.3.2.) . Das Resultat bestätigt die Unabhängigkeit der komp l exi erteri Eisenzentren von der Elektrone nkonzentr ation an der Oberfläche. Die Fraget ob die Oberfläche durch adsorbier te li ganden vor Reduktion geschützt werden kann 9 muss im Falle von Eisenoxiden eindeutig mit. nein beantwort et werden. Ein gleiches Verhalten wie mit Oxalat sollte auch mit Phosphat zu finden sein. Sieht man sich allerding s das Löslichke itsproduk t von Vivianit (Fe 3 (P0 4 ) 2 (H 20)) an (Kso = 10- 36 [Smith 76]lt muss befürchtet werdent dass es bei der reduktiven Auflösung von Goethit in Anwesenheit von Phosphat zu einer inkongruenten Auflösung kommt. Bei Fe(II)-Ko nzentratio nen der Grössenordnung von 10-4 M ist kaum eine kongruente Auflösung zu erwarten. Die durchgeführten Experimente scheinen dies zu bestätige n. Aus den Messungen sind daher nur qualitative Aussagen möglich. Es ist immerhin bemerkenswert 9 dass nicht eine der Auflösungsraten unter der entsprechenden reduktiven Auflösungsrate 10 0 8 ... ---~o-- ~ 0 _,„ °' ~ QI u.. 0 6 4 2 2 6 8 10 20 1 30 ) Zeit [ hJ Fig. 5.15: Reduktive Auflösungskurve von FeOOH(am) (1.9 g/l = 950m 2/l) mit 10-3M Ascorbinsäure. (o) Ohne Phosphat, ~ = lh 45'; (o) 0p = 5.44·10-1 mol/m2, ~~ = lh. Die Ascorbinsäure wird im laufe des Experiments aufgebraucht. 80 ohne Phosphat liegt. Raten, welche die reduktive Auflösung um das Doppelte übersteigen, wurden dagegen gemessen. Es ist im Prinzip auch mit Phosphat eine analoge Auflösungsbeschleunigung zu vermuten, wie ~ie mit Oxalat deutlich gezeigt werden konnte. Auflösungsexperimente von FeOOH(am) lassen auch auf eine beschleunigende Wirkung des Phosphats schliessen (Fig. 5.15). Die Auflösungen konnten a11 erdi ngs nicht fern vom Gl ei chgewi cht verf o1gt werden, da die Reaktion viel zu schnell ist. Die Auflösung von amorphem Ferrihydri t wurde desha 1b bis zum Lös 1i chkei tsgl ei chgewi cht beobachtet. Die Ascorbinsäure wurde bei diesem Experiment bis zu 50% aufgebraucht. [Fe1rns. 2.0 l: -!t 0 -- 1.5 [FeJ-[PJ ~ c 0 Cl '- c [P1rns. 1.0 QI N c 0 ~ 0.5 . - .- . 2 -· - 4 „ -· - „-·-· ---·- 6 8 R~ 10 Zeit l h 1 Fig. 5.16: Inkongruente reduktive Auflösung von 3g ~-FeOOH/l plus lg FePO /1 in O.lM NaNO 3 bei pH 4.0. (0°) Eisenkonzentration in USsung, (o) Phosphatkonzentration in Lösung. Die gestrichelte Linie ist die Differenz der beiden Lösungskonzentrationen. Zum Vergleich ist die reduktive Auflösungsrate von Goethit ohne zusätzliche Liganden eingezeichnet. Reduktionsmittel 10-3M Ascorbinsäure. „ 81 Die Halbwertszeiten der Auflösungen, mit und ohne Phosphat als Ligand unterscrreiden sich deutlich . Es ist daher von einer Auflösungsbeschleunigung durch Phosphat auszugehen. Noch deutlich er kann der beschleunigende Effekt bei inkongruenten reduktiven Auflösungsexperimenten von FeOOH und Eisen(II I)-Phosp hat beobachtet werden. In Fig. 5.16 ist eine solche Auflösungskurve aufgezeichne t. Die Zunahme der freien Eisenkonzentration mit der Zeit ist hier mehr als 10 mal grösser als bei der kongruenten Goethitauflösung. Aus dem Experiment ist zwar nicht zu entnehmen, ob sich die FeP0 -Pha4 se so schnel 1 auflöst und das dadurch freiwerdende Phosphat sogl ei eh am Goethit adsorbi ert oder ob die totale Auflösung sich aus· den Einzelauflösungen von Goethit und FeP0 zusanwnensetzt. Im zweiten Fall 4 wäre die Differenz zwischen Fe- und P0 -Konzentration die Auflösungs4 rate des Goethits . Was sicher aus diesem Experiment folgt ist, dass Phosphat am Ab 1ösungszentrum enorm bes eh 1euni gend auf die Auflösung wirkt. Dies stinwnt für die erst und zweit genannte Möglichkeit der inkogruenten Auflösung und natürlic h auch für das simultane Vorkommen beider Möglichkeiten. Die allgemeine Aussage dieses Abschnitts kann wie folgt zusammengefasst werden. Anionisch komplexierte Eisengruppen an einer Oxidoberfl äche beschleunigen die reduktive Auflösung, auch wenn diese Zentren thermodynamisch schlech t reduzier bar sind. Dies kann als weitere r Beweis dafür angesehen werden, dass die Ab 1ösung eines Metalls von der Oberfläche der geschwindigkeitsbestinmende Schritt der Auflösungsreaktion ist. 5.1.J.3. Die Goethitauflösung in Anwesenheit von Belebtschlamm Es stellt sich nun die Frage, ob das vorgest ellte Auflösungsmodell auf ein Sediment-Porenwassersystem und damit auf die Phosphatrücklösung übertrag bar ist, ob in einem natürlic hen System auch eine klare Unterscheidung zwischen reduktiv er und nichtred uktiver Auflösung, rein durch den Unterschied der Geschwi ndi gkei t, gemacht werden kann. Die bei der Entwicklung des Modells verwendeten Substanzen, wie Oxalat und Ascorbinsäure, sind in einem Tiefenwasser nicht, oder höchstens in sehr kleinen Konzentrationen, vorhanden. Reduktionsmittel wie Schwefelwass erstoff, Methan oder Wasserstoffgas treten in sehr anaerobem Tiefenwasser erst auf, wenn die Eisenoxidredu~tion schon stattgefu nden 82 hat. Die reduktive Phosphatrückl ösung braucht eine Elektronenquelle. Das in der Biomasse vorhandene Material stellt das Reduktionsmittel (Elektronenkomplex), das langsam das pe: der Lösung absenkt. Wie die thermodynamische Redoxsequenz, die in Kap. 3 (Fig. 3.2) erläutert wurde zeigt, wird dieses Potenti a1 nach Durchschreiten einer 1angen Reihe erreicht. Um die.Reduktion bei naturnahen Bedingungen zu zeigen wurde die Auflösung von Goethit in Anwesenheit von Belebtschlamm untersucht. Die Reaktion wurde unter aeroben und anaeroben Bedingungen verfolgt. Zu 100 ml einer, wie früher beschrieben vorbereiteten, Goethit-Suspension wurde (zur Zeit t = 0) 1 ml Belebtschl amm und je nachdem eine bestimmte Menge Phosphat zugegeben. In dem zugegebenen Bel ebtschl amm sind genügend organi sehe Säuren vorhanden, um mit dem Eisen (III) lös1i che Komplexe zu bilden und damit ein Ausfallen von FeOOH(am) zu verhindern. Die Ansätze, die anaerob laufen sollten, wurden nach der Belebtschlammzugabe mit Stickstoff ausgeblasen und in Penicillingläsern luftdicht verschlossen. Die Probenahme erfolgte mit einer von Stickstoff durchblasenen Spritze durch den freien Teil der Gummikappe, womit jeglicher Luftkontakt ausgeschlossen war. Die Filtration erfolgte unter Argon. In Fig. 5.17 sind drei Auflösungskurven, verfolgt über 600 Stunden, abgebildet. Die unterste Kurve, welche über die ganze Zeit linear verläuft, stellt das aerobe Vergleichsexperiment dar. Die beiden anderen abgebi 1deten Kurven wurden unter anaeroben Bedingungen gemessen. Die Geschwindigkeit der aeroben Auflösung ist in der Grössenordnung der Gesamtauflösung mit Fulvinsäure, also einer protonenkatalysierten plus einer anionenkatalysierten Auflösung mit einem sehr wenig aktiven Auflösungsliganden. Bei den unter anaeroben Bedingungen untersuchten Auflösungen ist die plötzlich auftretende Zunahme der Geschwindigkeit auffallend. Die gemessenen Auflösungsraten während der ersten 300 Stunden unterscheiden sich kaum von der aerob gemessenen Rate, wobei die Auflösung mit Phosphat etwas schneller ist als diejenige ohne Phosphat. Nach 300 Stunden steigt die Auflösungsgeschwindigkeit um das Fünf- bis Sechsfache. Da davon ausgegangen werden kann, dass nicht plötzlich grosse Konzentrationen von auflösungsaktiven Liganden freiwerden, muss die Beschleunigung mit dem Beginn einer reduktiven Auflö- 83 sung erklärt werden. Oie Tatsache, dass die anaerobe Auflösung über einen beträchtlichen Zeitraum wie die aerobe verläuft zeigt das langsame Absinken des Redoxpotentials. Erst bei Erreichen des entsprechenden PE-Wertes kann die Eisenreduktion einsetzen. Der Mechanismus kann, im gezeigten Fall der Goethitauflösung in Anwesenheit von Belebtschla11111, mit dem vorgeschlagenen Modell für die reduktive Auflösung beschrieben werden. Das biologische Material bringt, analog dem adsorbierten Reduktionsmittel, die Elektronen an die Oxidoberfläche, von der sich dann ein reduziertes Eisenzentrum ablöst. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Reaktion ist die ' 3 l:: b..... 2 100 200 300 400 Zeit l h J 500 600 Fig. 5.17: Goethitauflösung in Anwesenheit von Belebtschlalllm (3g/1 :: 60m2/1, pH 3). (<>) Im Gleichgewicht mit der Lu.ft durchgeführt, ep = 4.3·10-1 mol/m2, die konstante Auflösungsrate Rr beträgt 2:1a·10-9 mol m-2h-1; (o) unter Luftabschluss ohne Phosphat, die reduktive Auflösungsrate (Regression ab 300 Stunden) Rr = 9.84·10-9 mol m-2h-l; (o) unter Luftabschluss, 0p = 8.7·10-7 mol -m-2h-1, Rr = 1.33·10-a mol m-2h-1. 84 Ablösung des Fe(II). Diese Aussage bestätigen auch die Experimente mit zusätzlich zugegebenem Phosphat, wo die Rate signifikant grösser ist als ohne Phosphat, was auf die Bildung besserer Abgangsgruppen zurückzuführen ist. Eine Quantifizierung ·der Beschleunigung durch adsorbiertes Phosphat ist mit den durchgeführten Versuchen nicht mögl i eh, da das Phosphat sowohl von der Biomasse konsumiert wird als auch an ihr adsorbiert, weshalb die Phosphatkonzentration an der Goethitoberfläche nicht bestimmt werden konnte. \ 5.2. Andere - im Zusammenhang mit der Phosphatrücklösung stehende Probleme 5.2.1. Kann das im Sediment an Eisen(llI) gebundene Phosphat analytisch erfasst werden Um festzustellen, wie Phosphat im Sediment gebunden vorliegt und welcher Anteil davon zur Rücklösung prädestiniert ist, müssen Sedimentbohrkerne daraufhin·untersucht werden. Am schönsten wäre es, wenn phys i ka 1i sehe Fes tkörperuntersuchungsmethoden angewandt werden könnten. Leider eignen sich solche Methoden vorwiegend zur Identifikation kristalliner Phasen, die in Sedimenten wenig oder gar nicht vorhanden sind. Aus diesem Grund werden zur Spezi ierung von Phosphat in Sedimenten nasschemi sehe Verfahren bei gezogen, die unter der al 1gemeinen Bezeichnung Extraktionsverfahren bekannt sind. Prinzipiell kann man diese Extraktionen in drei chemische Reaktionsklassen unterteilen. Die unterschiedliche Löslichkeit der vorhandenen Festkörper ist das am häufigsten ausgenutzte Prinzip. Ausserdem werden Ligandenaustausch und Reduktionsreaktionen und natürlich Kombinationen der drei chemischen Reaktionsarten verwendet. Chang und Jackson haben das erste bekanntgewordene sequentielle Extraktionsverfahren ausgearbeitet. Nach dieser Methode soll an Aluminium gebundenes Phosphat mit einer NH~F-Lösung, das an Eisen gebundene mit NaOH und das an Calcium gebundene mit HCl extrahierbar sein. Diesen drei , die verschiedenen Lös l i chkei ten ausnutzenden Extraktionsstufen, wird ein CDB-Aufschluss mit Citrat-Dithionit-Bicarbonat-Lösung angeschlossen, wo das reduktiv lösliche Eisenphosphat erfasst werden soll [Chang 57). Bei dieser Behandltmg ist die anschliessende Phosphatanalytik sehr beschwerlich, d.h. von starken Störungen beeinträch- 85 tigt [Boström 82). Die sequentielle Extraktion nach Chang und Jackson wurde von vielen Leuten angewandt, getestet und kritisiert. Die Zuordnung ist bei diskret vorhandenen mi nera l i sehen Formen wie Vari seit (AlP0 4 ), Strengit (FeP0 4 ) und Apatit (Ca (P0 ) (0H) ) eventuell mög10 4 6 2 lich. In Sedimenten, wo andere Phosphatformen vorherrschen, ist diese einfache Unterscheidung schwierig. So soll der NH F-Extraktionsschritt 4 50 - 75% des an Fe gebundenen Phosphats miterfassen [Bromfi el d 67]. Zusätzlich kann es bei calciumreichen Sedimenten zur Bildung von CaF 2 kommen, woran das freiwerdende Phosphat dann adsorbiert. Im HCl-Extraktionssc hritt wird dieses Phosphat später als an Calcium gebunden erfasst (Williams 71]. Ein anderes mögliches Problem bei der sequentiellen Extraktion ist, dass bei eisenreichen Sedimenten während den NH 4 F- und NaOH-Aufschlüssen neue Eisenphosphatphasen gebildet werden, die dann ihrerseits bei der folgenden CDB-Extrakti on erfasst werden [Prentki 80]. Wegen der vielen kritisierten Punkte wurde das Verfahren von Chan9 und Jackson von anderen Autoren als unbrauchbar fallengelas sen und es wurden neue Methoden ausgearbeitet. Die meisten in der Folge aufgekommenen Spezi i erungsverfahren beruhen auf den Grundlagen des "Chang und Jackson-Systems" und sind Abwandlungen dieses Verfahrens. Es würde zu weit führen hier auf alle Mehrstufenextraktionen einzugehen. Eine Studie von van Eck hat acht der verbreitetst en Methoden miteinander verglichen und fand keinerlei Uebereinstimmung in der 1nterpretatio n der Daten. Trotzdem empfi eh 1t der Autor der Studie eines der getesteten Verfahren als Routineanalyse [van Eck 82]. Diese Extraktion bzw. eine Abwandlung davon habe ich genauer untersucht. Im Extrakt befind~t sich das an X gebundene Phosphat, wenn 5g des Sediments wie folgt behandelt werden (Hieltjes 80, Furumai 82]: a) Das austauschbare (gegen c1-) und das an Carbonat gebundene Phosphat. 2 mal 30 Minuten in 1 M (oder 0.5 M) NH Cl-Lösung extrahie4 ren. b) Das an Eisen und an Alumini um gebundene Phosphat. 16 Stunden in 0.1 M (oder 1 M) NaOH extrahieren. c) Das an Calcium gebundene Phosphat. 24 Stunden Extraktion in 0.5 M (oder 1 M) HCl. Die Durchführung die~er Methode an einer Sedimentprobe ergab vernünftige Phosphatwerte der einzelnen Fraktionen. Die Konzentrationen sind 86 - entsprechend der Vorschrift interpretiert - im Rahmen des zu erwartenden ausgefallen. Die Fraktionen enthielten: a) 5.92 · 10-3 mg P/g TS = ( 1% des totalen Phosphors, b) 0.594 mg P/g TS = 77% und c) 0.169 mg P/g TS = 22%. Das Gesamtphosphat wurde mit H2S0 4 aufgeschlossen. 300mg des Sediments werden in 5 ml H2 S0 4 aufgenommen. Dann werden 0.5 ml H2 02 dazugegeben und das ganze während 2 Stunden auf 175°C und während weiteren 2 Stunden auf 280°C erhitzt. Trotz der vertretbaren Ergebnisse sollte die angewandte Methode an ausgesuchten Modellsubstanzen ausprobiert werden. Es wurde Fe{II)-P0 4 , Fe{III}-P0 4 , AlP0 4 , Ca 3{P0 4 ) 2 und an Goethit adsorbiertes Phosphat getestet. Oie in Tab. 5.1 gezeigten Resultate der durchgeführten Extraktion an Modellsubstanzen waren sehr ernüchternd. Dass sich ein feinteiliges Ca 3{P0 4 ) 2 auch in einer Ammoniumchloridlösung auflöst, ist das am wenigsten störende Ergebnis. Viel schwerwiegender sind die auftretenTab. 5.1: Resultate der Extraktionen mit Modellsubstanzen Substanz Fe 3{P0 4 ) 2 FeP0 4 Ca 3{P0 4 ) 2 >Fe-P0 4 Extr.Zeit [h] NH 4Cl 1 16 24 25% gelöst 1 16 24 0.04% 1 16 24 löst sich 1 16 24 neues GG II Extraktionsmittel Na OH P wird frei Fe 304 HCl gelöst P wird frei FeOOH gelöst unlöslich gelöst P desorbiert neues GG 87 den Phasenumwandlungen im Na OH Extrak tionssch ri tt. Die inkongruenten Auflösungen sind bei der Phosphatextraktion des Sediments umso schlimmer, weil sie - im Gegensatz zum Modellversuch - nicht unbedingt erkannt werden. Mit den Erkenntnissen aus den Testversuchen wird es immer fragwürdiger, Daten aus Sedimentextraktionen nach Vorschr ift zu interpre tieren. Zu dieser Feststel lung kommt auch Boström in einer Literatu rübersic ht, indem er bemerkt; dass in vielen Fällen Extrakti onsschemen ohne die nötige kri ti sehe Distanz zur Anwendung kommen [ Boström 82]. Extrakti onsverfa hren dieser Art sind als Ro~tinemethoden nicht empfehlenswer t. Ich habe gut 20 Vorschr iften der sequent iellen Extraktion gefunden (es dürfte bedeutend mehr geben), die alle Variationen .des gleichen Prinzips beinhalt en und nicht voll überzeugen können. Die grosse Anzahl der Methode.n beweist einerse its schon ihre Unzulänglich-. 0 10 ...... 20 E u ........ .!! 30 QI t= 40 so 1.5 2.0 2.5 3.0 [ PJ -10- 5 mol/g TS· 1.4 1.6 1.8 .2.0 [ Fe 1·10- 4 11tol/g TS Fig. 5.18: Tiefenprofil eines Sedimentbohrkerns des Urnersees. (o) Totale Phosphatkonzentration (H S0 -Aufschluss), (o) mit Oxalat 2 4 extrahier tes Phosphat, (.c.) mit Oxalat extrahier tes Eisen. 88 keiten. Anderseits sind sie untereinander nicht vergleichbar. Man könnte allenfalls noch von durch irgendein Verfahren extrahierbares Phosphat sprechen. Oi eser Aussage eine Zuordnung bezügl i eh Art der Phosphatbindung zuzugestehen ist zweifelhaft, da bei Sedimentextraktionen alle möglichen Phasenumwandlungen, Neubildungen und damit zusätzliche Adsorbentien für Phosphat auftreten können. Ein anderes Prinzip, Phosphat im Sediment zu klassifizieren, ist die Oxalatextraktion nach Schwertmann. 1 bis 5g der abzentrifugierten Sedimentprobe werden während zwei Stunden in 100 ml eines Gemisches aus 0.2 M Ammoniumoxalat und 0.2 M Oxalsäure, pH 3 geschüttelt. Danach wird die Suspension filtriert und das gelöste Eisen bzw. Phosphat analysiert. Die konventionelle, colorimetrische Phosphatmessung wird durch Oxalat verunmöglicht, sodass letzteres zuerst zerstört werden muss (s. 5.3 .• ). Das auf diese Weise erfasste Phosphat ist derjenige Anteil, wel eher im Sediment an röntgenamorphes FeOOH gebunden w_ar [Schwertmann 64 ]. Die Oxalatextraktion nutzt kinetische Effekte der Auflösung verschiedenkristalliner Eisenoxide aus. In Abschnitt 5.1.2.1. ist die Kinetik der Eisenoxidauflösung ausführlich diskutiert. Bei der Anwendung auf Sedimentproben muss darauf geachtet wer\ 1.9 Fig. 5.19: Molare, mit Oxalat extrahierte Phosphorkonzentration gegen die entsprechende Eisenkonzentration. Die Werte sta111nen von einem Sedimentstich des Urnersees. Die Extraktion wurde an Proben verschiedener Tiefe durchgeführt. Das Fe:P-Verhältnis beträgt im Mittel 9:1. Vl ICI ~1.7 E . i.n b..... ,...... 0.. .......... 1.5 1.3 1.2 1.4 1.6 [Fe 1·10'"4 mol/g TS 89 den, dass kristalline und amorphe Fe-Verbindungen ineinander übergehen. liegen z.B. sehr~ fein kristalline bzw. sehr kurz gealterte a-FeOOH- oder y-FeOOH-Partikel vor, so werden diese durch Oxalat zum Teil aufgelöst. Bei einem Test mit nur kurze Zeit gealtertem, aber eindeutig identifizierbare m Lepitokrokit war nach 2 Stunden Extraktionszeit 60'.t des Hydroxideisens in Lösung. Wird das zur Rücklösung zur Verfügung stehende Phosphat dem oxalatextrahier baren gleichgesetzt, muss der Kristallisation sgrad berücksichtigt werden. Um zu sehen, ob das durch Oxal atextrakti on freiwerdende Phosphat mit dem Eisen in Beziehung zu setzen ist, wurde ein Bohrkern des Urnersees untersucht. In Fig. 5.18 ist das Tiefenprofil von mit Oxalat extrahiertem Phosphor bzw. Eisen und dem totalen Phosphor (H S0 ~Auf­ 2 4 schl uss} aufgetragen. In den oberen Zentimetern, besonders aber in lOcm Tiefe, gibt es offenbar keine Uebereinstimmung mit der Eisenkonzentration, dagegen mit der Gesamtphosphatkonzentration. Dies 1ässt vermuten, dass unter Umständen auch andere als an Eisen gebundene Phosphate erfasst wurden. Im unteren Tei 1 des Bohrkerns, besonders deutl i eh bei 30 cm, ist der Verlauf der P-Kurve deutl i eh mit dem der Fe-Kurve vergleichbar. In Fig. 5.19 sind die molaren Konzentrationen von Phosphor gegen diejenigen von Eisen aufgetragen~ Das Fe:P Verhältnis beträgt im Mittel 9:1, die Korrelation ist, wie zu erwarten war, ziehmlich schlecht. Es scheint möglich, dass durch die Oxalatextraktion auch andere, als an amorphe Eisenoxidhydroxide adsorbierte Phosphate erfasst werden. Trotzdem ist dieses Verfahren, in gewissen Grenzen und bei kritischer Anwendung, eine Möglichkeit, Zuordnungen zwischen Eisen und Phosphor vorzunehmen. Eine von Krom und Berner vorgeschlagene Methode, die Unterschiede zwischen Phosphat in aeroben und anaeroben Sedimenten festzustellen, ist die Behandlung einer Sedimentprobe mit Schwefelwasserstoff. Mit diesem Verfahren soll das bei der reduktiven P-Rücklösung freiwerdende Phosphat ·erfasst weden. Die bei der einstündigen H S-Extraktion einer 2 oxisch~n Sedimentzone analysierten Menge Phosphat entsprach genau der Menge, welche in der anoxischen Sedimentzone weniger ·vorhanden war [Krom 81]. Oie Schwefelwasserstoffextraktion wurde von mir ausprobiert und folgendermassen durchgeführt. Eine Sediment oder Modellsubstanz wurde in 90 einem Carbonatpuffer (pH 7.5, 5·10- 3 M NaHC0 3 und p(C0 2 ) = 0.01 atm) aufgeschlämmt. Durch diese Suspension wurde während einer Stunde H2SGas durchgeblasen. Das pH der Suspension musste kontrolliert und gegebenenfalls durch NaOH-Zugabe korrigiert werden. Nach einer Stunde wurde die Probe filtriert und das Filtrat analysiert. Die colorimetrische Analyse von Phosphat wird durch H2S gestört, sodass es zuerst aus der Lösung entfernt werden muss (s. 5.3.). Bei der Anwendung auf Sedimentproben ist eine P-Analytik mit Mo-Blau oft nicht mehr durchführbar, weil die Störungen durch die vielen sich in Lösung befindlichen Ionen zu gross sind. Tests der H2S-Extraktion an Modellsubstanzen wie Fe 3 (P0 4 ) 2, FeP0 4 , Ca 3 (P0 4 ) 2 und Al 20 3 mit an Eisenhydroxidüberzüge adsorbiertem Phosphat führten zu den folgenden Erkenntnissen. In Gegenwart von überschüssigem Hs- werden sowohl dreiwertige wie auch zweiwertige Eisenphosphate gelöst oder kolloidal dispergiert. Wahrscheiniich kann das 52--Ion als starker Ligand das Fe(II) komplexie- 3 2 ...2: C> ,.... 1 0 0.. <J 1.0 1.5 Fe (II)- Zugabe 2.0 1(1'3 M ... 1 Fig. 5.20: Phosphatfreisetzung bei der Behandlung mit H2S-Gas. Eine Al 20 3 -Suspension mit unterschiedlichen Konzentrationen von EisenhydroxidüberzUgen und adsorbiertem Phosphat wurde während einer Stunde in einem Bicarbonatpuffer mit Schwefelwasserstoff behandelt. Die Ei senhydroxi doberfläche ist der anfänglich zugegebenen Ei sen(I 1)-Menge proportional. 91 ren. Versuche mit Eisenhydroxidüberzügen auf Aluminiumoxid sollten die Ei senphosphatbi ndung im Sediment möglichst naturähnl i eh repräsenti eren. Al 2 03 stellt hierbei das anorganische Sedimentmaterial dar, das von dünnen Fe-Oxidschichten überzogen ist. Dazu wurde eine Aluminiumoxidsuspension (2g/l) in einem Bicarbonatpuffer (pH 7.5) gerührt. Dann wurde langsam eine Fe(II)-Lösung zutitriert. Nach 24h war das Aluminiumoxid von sichtbaren bräunlichen Ueberzügen (FeOOH(am)) umgeben. Zu lOOml dieser Suspension wurde lml 10-1 M H Po~- gegeben und das ganze 2 ins Gleichgewicht gebracht (24h gerührt), bevor reduziert wurde. Das Ergebnis dieser Versuche ist in Fi~. 5.20 dargestellt . Das durch H S 2 freiwerdende Phosphat ist proportional der anfänglich zugegebenen Fe(II)-Konzentration, also der Konzentration der Oberflächen gebildet durch die FeOOH-Ueberzüge. Daraus folgt, dass tatsächlich das Phosphat erfasst wird, welches an die Ferrihydride adsorbiert ist. Bei kleinen Fe-Konzentrationen oder bei der Vergleichsprobe mit reiner Al 0 -Sus2 3 pension ist eine negative Desorption festzustelle n (der Achsenabschnitt der Geraden ist negativ). Dieses Verhalten zeigt, dass das Al 2 03 mit H2 S bzw. mit Phosphat r.eagiert. Es bilden sich neue Phosphatphasen in Konkurenz zur durch Reduktion von FeOOH verursachten Desorption des Phosphats. Ein schon angesprochenes Problem ist die stark komplexierende Wirkung von Sulfidionen. Sie können nicht nur Eisen(II)-Phosphate sehr effektiv auflösen, sondern auch bei Calciumphosphaten bilden sich neue Ca-Phasen, wenn während der Extraktion das pH der Lösung kurzzeitig_ zu tief wird. Allgemein ist zu sagen, dass reduktive Extraktionen grössere Chancen bieten, an Fe(I~I) gebundenes Phosphat quantitativ zu erfassen. Leider wird bei all diesen Methoden die Phosphatanalytik, besonders bei der Anwendung auf Sedimentproben, ein grosses Problem. Wenn eine Speziierungsmethode angewendet werden soll, ist es auf jeden Fall wichtig, nicht zu hohe Ansprüche bezügl i eh Untersehei dung mehrerer P-Phasen zu stellen. Am vielversprechendsten ist meiner Ansicht die Methode, welche möglichst naturgetreu den Vorgang simuliert, bei welchem Phosphat auch in der Natur in Lösung gelangt. Bei der reduktiven Phosphat-Rücklösung wäre hier am ehesten ein reduktives Verfahren angezeigt. Man könnte beispielsweise die reduktive Rücklösungssimulation mit Belebtschlamm versuchen. Die Durchführung könnte ich mir analog den reduktiven Auflösungsexperimenten in Abschnit 5.1.3.3. vorstellen. Der 92 zeitliche Aufwand pro Probe würde allerdings um ein mehrfaches ansteigen, sodass sich dieses Verfahren nicht unbedi.ngt als Routinemethode aufdrängt. 5.2.2. Ligandenaustausch an Goethit Oie Möglichkeit der Phosphatrücklösung durch Ligandenaustausch ist in Abschnitt 3.2.3. diskutiert. Wie dort in Fig. 3.5 gezeigt wurde, bilden Phosphate im Vergleich zu den organischen Liganden sowohl an FeOOH wie auch an Al 2 0 3-0berfläche stabilere Komplexe. Fulvinsäuren werden z.B. an Goethitoberflächen gegen Phosphate ausgetauscht (Tipping 81]. Ligandenaustauschprozesse sind wie Adsorptions- und Oesorptionsvorgänge im allgemeinen sehr schnelle Reaktionen. Um die Richtigkei.t dieser Aussage zu überprüfen, wurden Ligandenaustauschreaktionen an Goethitoberflächen untersucht. Als organische Liganden wurden Salicyl~, Citronen- und Oxalsäure eingesetzt. Eine Goethitsuspension wurde mit einer der genannten organischen Säu- :I: --- 5 5 ...... 4 C> 4 CU d >u :.::: Jf -..... 0 II) II) C1'I :I: ~ ~ :o ·- 3 3 2 2 :o CU c:n d .s:::. c. II) 0 .c:. 1 1 0 10 20 1 0 10 20 Q.. ~ Zeit [ h1 Fig. 5.21: Ligandenaustauschreaktion an a-FeOOH von Salicylat (o) gegen Phosphat(<>) bei pH 4.• 5·10-4M Salicylat werden mit Goethit 20h ins Gleichgewicht gebracht, dann wird 5·10-4M Phosphat zugegeben (zweiter Nullpunkt der Zeitachse). 93 ren 20 Stunden ins Gl ei chgewi cht gebracht. Nach dieser Zeit war ein Teil, entsprechend der Oberfl ächenkomp l exbi l dungskonstanten, am Goethit adsorbiert. Nun wurde Phosphat zu den Versuchsansätzen gegeben. Wie Fig. 5.21 zeigt, desorbiert der anionische Ligand innerhalb einer Stunde praktisch völlig, wogegen das zugegebene Phosphat adsorbi ert. In den folgenden"Stunden blieb die Säurekonzentration in Lösung konstant, während die Phosphatkonzentration weiterhin leicht abnahm. Dieses Phänomen wurde schon beschrieben und weist auf eine neue Phosphatphasenbildung auf der Oberfläche des Goethits hin. Die Experimente mit Salicylsäure/Phosphat und Citronensäure/Phosphat wurden mit verschiedenen Konzentrationen durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass eindeutig ein Li gandenaustausch zugunsten von Phosphat stattfin det, selbst wenn die Phosphatkonzentration 100 mal kleiner war als diejenige der organi sehen Säure. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Phosphat an Goethit um mehrere Zehnerpotenzen stabiler e Oberflächenkomplexe bildet als die meisten anionischen Liganden (s. Fig. 3.5). Wurde die Reihenfolge der·Ligandenzugabe umgedreht, d.h. zuerst Phosphat mit a-FeOOH ins Gleichgewicht gebracht und dann eine organische Säure zugegeben, so konnte im zweiten Teil des Experiments erwartungsgemäss ' t keine Veränderung der freien Konzentrationen gemessen werden. In diesem Fall blieb der organische Ligand also in Lösung und konnte ni.cht an Goethit adsorbieren, da die nötigen Oberflächenplätze schon von Phosphat besetzt waren. Die beschriebenen Versuche beweisen, dass eine Phosphatrücklösung durch Li gandenaustausch kaum in Frage konnnt, ausser es würden ungewöhnl i eh hohe Konzentrationen an organi sehen Anionen im· Wasser sein. Besonders die natürlich vorkonnnenden Säuren wie Fulvin- und Huminsäure, welche keine sehr stabilen Komplexe bilden und zudem durch ihre Struktur einen grossen Platzbedarf aufweisen, sind nicht in der Lage, Phosphate von den Eisenoxid- oder von den Aluminiumoxid-Oberflächen zu verdrängen. Die vorliegenden Experimente zeigen auch, dass die Kinetik der Austauschreaktion sehr viel schneller ist als eine Auflösungsreaktion schwerlöslicher Oxide. Dies bedeutet, dass Ligandenaustauschreaktionen in einem Sediment-Porenwassersystem durch einfache thermodynamische Berechnungen abgeschätzt werden können. 94 5.2.3. Hydrolyse kondensierter Phosphate Um Gewissheit über die Art der gelösten anorganischen Phosphatformen in einem See zu erha 1ten, wurde die Hydro 1ysegeschwi ndi gkei t kondensierter Phosphate in einem Belebtschlamm untersucht. Wie in Abschnitt 2.1.3. beschrieben, ist die Hydrolyse von anorganischen wie organischen kondensierten Phosphaten eine unter sterilen Bedingungen sehr langsam ablaufende Reaktion, die bei mittleren Temperatur- und pHBedingungen eines Sees Jahre dauern würde. Diese Reaktion wird aber durch Mikroorganismen katalysiert und hat dann Halbwertszeiten in der Grössenordnung von einigen Stunden. Untersucht wurde die Hydrolyse von Tripoly- und Pyrophosphat in verschiedenen Schlammkonzentrationen bei einem pH von 8 ± 0.2 und einer Temperatur von 21 ± 0.5°C. Während der Reaktionsdauer wurde die Schlammsuspension mit Pressluft begast. Der Versuchsansatz war durch die einzelnen Reaktanden gepuffert. Die Geschwindigkeit der Reaktion --e 8 10 C1' ........ Cj ..c Cl.. III 0 .c a. 0 .s:::. c.. 0 6 4 2 1 2 3 4 5 6 1 8 9 Zeit [ h J Fig. 5.22: Hydrolyse von Tripolyphosphat (o) und Pyrophosphat (<>) in einem Belebtschlanm (TS = 3.38 mg/1)~ Die Nullinie ist unter Berücksichtigung der Phosphatadsorption am Belebtschlanm korrigiert. pH = 8.1; T = 21°C 95 wurde bestimmt, indem die Orthophosphatzunahme in Lösung verfolg t wurde. Bei hohen Schlammkonzentrationen war das gesamte Phosphat innert 2 Stunden aus der Lösung verschwunden, sei es, dass es an die Partikel adsorbi ert war oder zum Teil auch konsummiert wurde. Dieser Effekt konnte bei Verdünnungen stark verring ert werden. Dabei war es mögl i eh eine Nu 11 i nie aufzunehmen, die dies es Verschwinden von Phosphat in Rechnung stellte. Die Reaktion wurde während maximal 14 Stunden verfolg t. Durch das langsame Absterben der Mikroorgani,smen konnte nach ca. 3 Stunden eine leichte Phosphatzunahme registri ert werden, die wohl hauptsächlich auf die Desorption von Orthophosphat und auf das Zersetzen der Biomasse zurückzuführen ist. Der Verlauf der Hydrolysereaktion, wie sie in Fig. 5.22 gezeigt ist, spricht für eine Folgereaktion pseudo 1. Ordnung. Diese Reaktionskinetik wird auch bei der unkataly sierten Hydrolyse gefunden [Zinder 84 ]. ,Eine mögliche Kinetik O. Ordnung, wie sie für ~ie biokata lysierte Hydrolyse von kondensierten Phosphaten auch postulie rt wird [Heinke 69], scheint im vorliegenden Fall weniger zuzutref fen. Es ist allerdin gs sehr gut mögl i eh, · dass bei höheren Bi omassekonzentrati onen eine von der Zeit unabhängige Orthophosphatzunahme zu registri eren ist. Auch bei den durchgeführten Experimenten mit höheren Schlammkonzentrationen ist eine Tendenz zu einer Kinetik O. Ordnung zu beobachten. Bei den verdünnten Belebtschlammkonzentrationen (( 5 mg TS/l) war die Korrelation mit. einer Kinetik 1. Ordnung sehr überzeugend. Man muss allerdings bedenken, dass bei der gewählten "Batch" Versuchsanordnung die Katalys atorakti vität mit der Zeit abnimmt (da mit dem Absterben der Mikroorganismen die Katalys atorkon zentrati on abnimmt) und es dadurch zu einem Abflachen der Reaktionskurve kommen kann. Dieses Verhalten würde eine lineare Kinetik verfälsc hen. Je nach Schlammkonzentration wurden Halbwertszeiten der Triphosphathydrolyse von 3 bis 9 Stunden für die Gesamtreaktion gemessen. Die katalyti sche Beschleunigung war umgekehrt proportional der Schlammkonzentrati on. Bei einer Verdünnung von 1 zu 10 konnte innert 24 Stunden keine Orthophosphat-Zunahme mehr gemessen werden. Der ideale Konzentrations bereich des Schlamms bewegte sich von 2 mg TS/l bis 5 mg TS/l. Alle Reaktionen wurden über mindestens eine Halbwe rtszeit,· meistens aber bis zu 90% der Gesamthydrolyse verfolg t. 96 Die Zeitspanne von einigen Stunden sierten Phosphate zum grössten Teil thophosphat abzubauen. Spätestens in normalerweise Monate beträgt, werden hydrolysier t. würde ausreichen, um die kondenschon in einer Kläranlage zu Oreinem See, wo die Aufenthaltszeit kondensierte Phosphate vollkommen Die grosse katalytisch e Beschleunigung wird hauptsächlich durch das partikuläre Material verursacht. Experimente, bei welchen die Reaktion im Schlaßl11Wasser (durch 0.45µm filtrierter Belebtschlamm) durchgeführt wurden, zeigten, dass sich während 24 Stunden keine analysierbare Veränderung der Orthophosphatkonzentration einstellte. Bei der extrem langsamen Reaktionsgeschwindigkeit der unkatalysierten Hydrolyse (~ ~ 10 Jahre) muss bei der Reaktion in Schlaßl11Wasser nicht von einen unkatalysierte n Reaktion ausgegangen werden aber der katalytische Effekt aus der Biomasse ist um mehrere Zehnerpotenzen grösser. 5.3. Methoden und Materialien 5.3.1. Eingesetzte Analytik Eisen total: Die totale Eisenkonzentration in Lösung wurde mit AtomAbsorptions-Spektrophotometrie analysiert. Dabei wurde bei Eisenkonzentrationen ) 0.02 mg/l mit Flamme (Perkin Elmer 5000) und bei [Fe] < 0.02 mg/l flammenlos (Perkin Elmer, Typ 305 A mit Graphitrohrküvette AGA74) gemessen. Eisen (II): [Jenkins 71] Die Fe(II}-Konzentration wurde bestimmt, indem Fe(II)-Phenantrolin-Komplexe colorimetrisch analysiert wurden. Die Farbintensi tät der Komplexe wurde bei A = 510 nm mit einem Uvikon 810 Spektrophotometer (Kontron} gemessen. Aus der erhaltenen Absorption wurde mittels einer Eichkurve die Eisen(II)-Konzentration berechnet. Orthophosphat: [Richtlinien 74] Die Orthophosphatkonzentrationen wurden colorimetrisch mit der Molybdänblau-Methode ermittelt. Die Farbintensität der Heteropolysäure wurde bei A = 710 nm mit einem Uvikon 810 Spektrophotometer bestimmt. Bei Anwesenheit von Oxalat wurde dieses zuerst mit Permanganat zu C0 2 und H2 0 oxidiert. Der gebildete Braunstein wurde vor der Phosphatanalyse mit Ascorbinsäure zerstört. 97 Bei Anwesenheit von Schwefelwasserstoff wurde die Probe auf pH 2 a·ngesäuert und das H2S-Gas ausgeblasen. Die Probe wurde vor der Phosphatanalytik wieder neutralisiert. Oxalat: Bei den Experimenten mit Oxalat wurden mit 14C markierte Verbindungen eingesetzt. Die Analyse wurde mit einem Fl üssi gkeits-Sci ntil l ati onszähl er (MR 300 DPM, Kontron BETAmatic; Scintillationsc octail Luma Gel, Lumac NL) durchgeführt. Salicylat: Es wurden 14C markierte Substanzen eingesetzt, die wie Oxalat analysiert wurden. Bei Vorversuchen wurden auch UV-Spektren zur Analyse von Salicyl at verwendet. Citrat: 14C markiertes Citrat wurde wie Oxalat analysiert. pH-Konstanthaltung: Die pH-Kontrolle und Konstanthaltung wurde mit ' einem Metrohm Combi-Titrator erreicht (pH-Meter 605; Dosimat E535; Impulsornat 614). 5.3.2. Eingesetzte Substanzen Oie verwendeten Eisenoxide bzw. Hydroxide wurden wie folgt hergestellt: a:-FeOOH: [Atkinson 67] Zu einer 2 M NaOH Lösung wurde unter Rühren langsam eine 0.7 MFeC1 3 -Lösung zugetropft. Die entstandene Suspension wurde bei ·pH 12 und 60°C etwa 60 Stunden gealtert. y-FeOOH: [Brütsch 69] Eine 0.2 MFeC1 2-Lösung wurde bei 50°C während 2 Stunden mit Luft oxidiert. FeOOH(am): [Cornell 79] Aus einer 5·10-2M Fe(N0 3 ) 3 -Lösung wurde das Hydroxid gefällt, indem die Lösung während ca. 5-Minuten mit 2.5 MKOH auf pH 10 gebracht wurde. Weitere Chemikalien: Bei den eingesetzten Chemikalien handelte es sich, ausser bei den aufgezählten Ausnahmen, um analysereine (pro analysi) Substanzen der Firma Merck. D(-)Sorbit: Merck fU.r biochemische Zwecke Fulvinsäure: Extrakt aus Seewasser Poly-Maleinsäure: Ciba-Geigy (überlassen für Forschungszwecke) Natrium-Pyruvat (Brenztraubensäure): Fluka puriss Tripolyphosphat: Steinfels (überlassen für Forschungszwecke) 98 Fe 3 (P0 4 ) 2 : Siegfried AG rein. Ca 3 (P0 4 ) 2 2H 20: Fluka purum AlP0 4 : Merck selectipur Al 2 03 : Degussa Aluminiumoxid C 99 6. DISKUSSION Die Auflösung von Eisenoxid- und Hydroxi dphasen ist ein sehr vielschi chti ges Gebiet und hat mancherlei Anwendungen in der Oekologie und der Technik. Bei der kineti schen Betrachtung der Auflösung von schwerlöslichen Festkörpern sind chemische Vorgänge an der Grenzfläche von entsch eidender Bedeutung. Unter gewissen Bedingungen· kann eine Unterscheidung der Auflösung in eine reduktive und eine nicht reduktive vorgenommen werden kann. Dies allein durch die unters chiedl iche Geschwindigkeit der beiden Auflösungsvorgänge. Die reduktive -Auflösung konnte anhand von Experimenten mit Mikroorganismen naturnahe nachvo 11 zogen werden. Dabei zeigte sich, dass. bei, wie im Tiefenwasser, langsamem Absinken des Lösungs-pe eine aerobe Auflösung von FeOOH in eine anaerobe übergeht. Durch die stetig e Verringerung des Redoxpotentials wird eine Vivian itbildu ng, welche sich beim Einsatz eines starken Reduktionsmittel s oft störend bemerkbar macht, verhin dert. In Anwesenheit von anionischen Liganden wird sowohl die reduktive wie auch die nicht redukt ive Auflösung besch leunig t, indem durch die Bildung von Oberflächenkomplexen besse re· Abgangsgruppen entste hen. Allgemein ist die spezif ische Auflösungsrate von krista llinen Oxiden langsamer als diejenige von amorphen Phasen. Sehr intere ssant in diesem Zusammenhang ist die Frage, ob der Elektr onentra nsfer an die Oxidoberfläche notwendigerweise über eine Adsorption erfolg en muss. Prinzi piell ist eine reduktive Auflösung auch mit einer Elektronenübertragung nach dem "outer sphere" Mechanismus mög1ich. Ueberträgt man die für Lösungsreaktionen gemessenen Geschwindigkeitsk onstan ten dieser Elektr onentr ansfer reakti on auf diejen ige an den Festkö rper, würde auch für einen "outer sphere" Mechanismus die Elektronenübertragung nicht der geschwindigkeitsbestimmende Schri tt der Auflösungsreaktion sein. In den untersuchten reduktiven Auflösungen war der Elektr onentr ansfer mit einer Oberflächenreaktion gekoppelt. Sehr wahrscheinlich ist dies auch bei den natürl ich vorkommenden reduktiven Auflösungen der Fall. Die organischen Substanzen, welche in der Natur als Reduktionsmittel wirken, besitz en funkti onelle Gruppen, die zur Adsorption geeign et sind. 100 Unter der Annahme, dass der Ei senk reis lauf eines Sees mit demjenigen von Phosphor gekoppelt ist, können für die Phosphatchemie der Sediment-Wasse.r-Grenzfl äche einige interessant e Folgerungen gezogen werden. Im Prinzip ist das hier vorgestellt e Auflösungsmodell auf die Vorgänge am Seegrund übertragbar , obwohl darauf hinzuweisen ist, dass sich die Protonenkonzentrationen im See von denjenigen unterscheid et, bei welchen das Auflösungsmodell erarbeitet wurde. Den eindeutigen Beweis für den Zusa11111enhang der Kreisläufe von Eisen und Phosphor ist diese Arbeit schuldig geblieben. Mit nasschemischen Methoden war eine Speziierung im Sediment nicht möglich. Eine andere Möglichkeit, die Eisen-Phosphor Beziehung im Sediment zu bestimmen, ist durch eine Elementaranalyse aus Elektronenmikroskopie-Aufnahmen gegeben. Mit dieser Methode ist über die Art der chemischen Bindung der Elemente (ausser wenn diskrete Eisenphosphate anfallen) keine Aussage möglich. Die in dieser Arbeit vorgeschlagene Möglichkeit, zur Phosphatrücklösung prädestinie rtes Phosphat im Sediment zu erfassen, ist phänomenologisch. Durch das Simulieren des natürlichen Phosphatrücklösungsvorgangs wird dasjenige Phosphat erfasst, das auch bei der Rücklösung freigesetzt wird. Wie das Phosphat im Sediment chemisch gebunden vorlag, ist mit diesem Verfahren nicht zu ergründen. Der Vorgang der Phosphatrücklösung (sowohl aerob wie anaerob) kann auch ohne Koppelung mit dem Eisenkreisl auf auftreten. Bei der oxischen Phosphatrückl ösung sind sicher andere Verbindungen, einerseits alle möglichen anorgani sehen Adsorbenti en die in gl ei eher Weise aufläsen wie Eisenoxide, andererseit s frisch sedimentier tes organisches Material, das sich zersetzt, wichtig. Die anoxische {anaerobe) Phosphatrück l ösung - verläuft sie nach dem vorgestellte n Auflösungsmodell muss mit einem reduzierbaren Metallzentrum verknüpft sein. Festkörper, die diese Bedingung erfüllen sind in genügender Menge eigentlich nur fn Form von Eisenverbindungen, insbesondere als Eisenhydroxide, im Sediment vorhanden. In einigen Sedimenten werden kleine Mengen an Eisenkonzentrationen gefunden. Dies ist insofern von Bedeutung, dass dagegen die Phosphatmenge besonders in eutrophen Seen ständig im Zunehmen begriffen ist. Durch das Zustandekommen von "Eisenbarri eren", 101 welche sich besonders am Anfang der Eutrophierung bei wiede rholten Rücklösungsprozessen aufbauen, finde t eine lokale Aufkonzentration von Eisenoxidoberflächen statt . Somit stehen genügend Eisenoxide als Phosphatadsorbentien zur Verfügung. Die Bedeutung der Phosphatrücklös'ung zeigt sich besonders deutl ich bei · der Seenr estau rierun g. Die stark eutrophen Seen werden mit intern en · Massnahmen behandelt". Ein wicht iger diese r Eingr iffe ist die Sauerstoff - oder Luftzufuhr ins Tiefenwasser. Diese Begasung hat den Sinn, die reduzierenden Bedingungen an der Sediment-Wasser-Grenzfläche aufzuheben und damit die Phosphatrück l ösung zu verhindern. Die Sauerstoffz ufuhr beruht auf der Annahme, dass Phosphor durch die reduk tive Auflösung von Eisenoxidhydroxid, an welches Phosphat adsor biert ist, frei geset zt wird. Die Begasung würde ihre· wesentl i ehe Aufgabe verfe hlen, wäre die Phosphatrück l ösung nicht mit dem Auflösungsvorga ng von Eisenoxiden verbunden. In diese r Arbeit konnte gezei gt werden, dass die reduktive Auflö sung ein relat iv schne ller Auflösungsvorgang für schwerlösliche anorg anische Phasen ist. Damit schei nt zumindest eine schnell verlau fende Phosphatrück l ösung, die in Verbindung mit anorgani sehen Antei len des Sediments steht , eine reduktive Auflösung zu sein. Die Belüftung und die Sauerstoffbegasung des Tiefenwassers sind ' beides teure Massnahmen, welche daher einen möglichst gezie lten Nutzen bringen sollte n. Oie Phosphatrücklösung als folge der Eisenreduk tion im Sediment würde einen Eingr iff wie den Sauer stoffe intrag in einen See recht fertig en. Eine weite re wichtige Anwendung der Auflösung von Eisenoxide n unter verschiedenen Bedingungen ist bei den chemischen Prozessen in Böden zu finde n. Das essen tielle Kation Eisen, welches bei nicht reauzierend en Bedingungen als Festkörper gebunden ist, muss den Organismen verfü gbar sein. Oamf t dies geschehen kann, müssen sieh Auflösungsproze sse redukti ver Art abspi elen, damit das Eisen als Fe(II )-Ion im Boden wasser gelös t und zur Aufnahme berei t ist. Reduktive Auflösungsreaktionen von Eisenoxiden geschehen in den obersten Schichten eines Bodens mit Hilfe des ei nfa 11 enden Sonnenlichtes photochemisch. Die photochemi sehe Reduktion von Eisenfestkörpern ist eine sehr rasche Reaktion. Durch die- 102 sen Vorgang ist eine genügend grosse Fe2+_Konzentration im Bodenwasser gewährleist et. In tieferen Bodenschichten oder in Sedimenten, wo die Sonnenstrahlen keinen Zugang mehr haben, ist eine reduktive, nicht photochemisch katalysiert e, Auflösung der Eisenoxide denkbar. Diese Reaktionen sind zwar viel langsamer als die analogen photochemischen Reduktionen, können aber für Mikroorganismen, welche in diesen Erdschichten leben, unter Umständen genügend grosse Konzentrationen an gelöstem Eisen verursachen. Besonders in Anwesenheit organischer Verbindungen, wie z.B. Huminsäuren, welche als anionische Katalysatoren wirken, ist eine reduktive Auflösung von Eisenoxiden sicher ein mög1i cher Vorgang, der den Bodenlebewesen auch in tieferen Bodenschichten das notwendige Eisen liefert. Auch auf Auflösungsvorgängen von schwerlöslichen Festkörpern beruht die Podsol i di erung des Bodens, welche durch die zunehmende Uebersäuerung unserer Böden eine iR111er grössere Bedeutung erhält. Silikate, aber auch die Aluminium- und Eisenoxide werden schneller aufgelöst als sie gebildet werden können. Die. zunehmende Säurekonzentration führt damit zur Auswaschung von Nährstoffkationen wie Calcium, Kalium und Eisen aus· den oberen Schichten ~es Bodens. Von der Podsolidierung betroffen sind besonders Braunerden, welche als Kittstoffe hauptsächlich Fe- und Al-Oxide enthalten. Dieser beschleunigte Verwitterungsvorgang wird durch die Anwesenheit von organischen Substanzen, welche zusätz1ich die Löslichkeit erhöhen, katalysiert . Während das gelöste Aluminium im Bodenwasser toxisch wirkt, werden die essentiellen Nährstoffe, also auch· Eisen, in tiefere Bodenschichten transportie rt, wo sie für Pflanzen, insbesondere auch für Kulturpflanzen, nicht mehr verfügbar sind. Auch das adsorbierte Phosphat kann gl ei chzei ti g mit seinen Adsorbenti en ausgeschwemmt werden. Es gelangt auf diese Art wieder in die Gewässer, muss aber gleichzeitig durch Kunstdüngung dem Boden zugeführt werden, womit noch mehr Phosphat in den ökologischen Kreis1auf gepumpt wird. Weitere Anwendungen der Auflösung und Bildung von Eisenoxiden und -Hydro xi den liegen mehr in techni sehen Gebieten. Die Korrosion, insbesondere die Korrosionsi nhibition dürfte die bekannteste und auch eine der wichtigsten sein. Durch Bildung schwerlösli cher Verbindungen mit anionischen Inhibitoren oder durch dicht festhaltende Oxidschich- 103 ten an der Metalloberfläche wird eine teilw eise Blockierung der Anode bewir kt. Neben anorganischer Anionen wie. z.B. Phosphat können auch Huminstoffe die Korrosion beein flusse n. Dabei wird sowohl die Adsorptions fähig keit der Liganden an der Metalloberfläche wie auch ihr Verbrauch an Saue~~toff als Hauptursache für ihre korros i onsschütze nde Wirkung angesehen. Die für das Kristallwachstum energ etisch günst igen Stelle n am Metall können durch anionische Liganden beleg t werde n, was die Metalloberfläche vor einer weiteren Oxidation schüt zt. Auf diesem Phänomen beruh t die Passivierung der Oberf llche. Darunter wird im allgemeinen die Ausbildung einer wenige Atomlagen umfassenden Deckschic ht verstanden, welche die Oberfläche vor dem Zutri tt des Oxidationsm 1ttel s (Saue rstoff ) schüt zt oder mindestens dessen Zugan g erschwert. 104 ZUSAMMENFASSUNG Oie Phosphatrücklösung aus Sedimenten spielt eine zentrale Rolle bei der Eutrophierung eines Sees. Die Fragen, ob dieser Vorgang mit dem Ei senk reis 1auf des Sees gekoppe 1t sei , wie das Phosphat im Sediment gebunden sei und mit welchem chemischen Mechanismus die Rücklösung beschrieben werden könne, waren die Ausgangspunkte der vorliegenden Arbeit. Anhand eines Indizient>eweises kann die Phosphatrücklösung aus .Sedimenten mit der Reduktion der Eisen(hydr) oxidpartike l in Zusammenhang gebracht werden. Die Freisetzung des Phosphats, kann anhand der Kinetik des Auflösungsvorgangs in eine aerobe und eine anaerobe Rücklösung . . eingeteilt werden. Eine nicht reduktive (aerobe) Auflösung - sowohl der Phosphat- als auch der Phosphatadsorbensphasen - ist immer um Grössenordnungen langsamer als eine reduktive (anaerobe). Während die aerobe Phosphatrücklösung mit den unterschied lichsten Metalloxiden gekoppelt sein kann, muss die anaerobe notwendigerweise mit einem reduzierbaren Metalloxid, üblicherweise Fe(III)-Oxi d, in Verbindung stehen. Das Metallion an der Festkörperoberfläche wird bei tieferen Potential reduziert als das gleiche Metallion in Lösung. Die Frage nach Art der Phosphatbindung im Sediment konnte nicht eindeutig beantwortet werden. Die eingesetzten chemischen Me~hoden, um einerseits diskret vorkommende Phosphatphasen und andererseit s an verschiedenen Festkörpern adsorbierte s Phosphat zu unterscheiden brachten keine befriedigenden Ergebnisse. Oie Chemie der Phosphat rück 1ösung kann mit den Mechanismen, die für die reduktive und nicht reduktive Auflösung von schwerlöslichen Metalloxiden gefunden wurden, beschrieben werden. Schwerlösliche Oxide, wie die untersuchten Eisen(hydr)oxide, lösen sich nicht diffusionsk ontrolliert sondern oberflächen kontrolliert auf. Oie Reaktionskinetik der Eisenoxidenauflösung ergibt bei allen untersuchten Bedingungen fern vom Lös 1i chkei tsgl ei chgewi cht eine von der Zeit unabhängige Auflösungsrate. Diese setzt sieh bei tiefem pH und bei reduzierenden Bedingungen aus der protonenka talysierten, der anio- 105 nenkatalysierten, der reduktiv protonenkatalysierten und der reduktiv anionenkatalysierten Auflösung zusanwnen. Die Raten bilden die einzel nen Sunwnanden der Gesamtauflösung und sind proportiona 1 der Konzentration der jeweiligen Oberflächenspezies. Die reduktive Auflösung von Goethit in Anwesenheit anionischer Liganden kann RT = RH + RL + R~ + R~ = kHeH 3 + kL eHeL + k.~eH 3 + k~0H\ geschrieben- werden. Der geschwindigkeitsbestimmende Schri tt jedes Auflösungssunwnanden ist die Ablösung eines Metallions von der Oberfläche. Dass der mit Modell sub stanzen ausgearbeitete Mechanismus auf die reduktive Auflösung von Phosphatadsorbentien unter natürlichen Bedingungen anwendbar ist, zeigten Auflösungsexperimente bei denen das Redoxpotential durch mikrobiologisch kataly sierte Prozesse (Reduktion durch zugesetzten Belebtschlanwn) sukzessiv reduziert wurde. Unter Luftabschluss, kann das pe genügend tief absinken, dass bei einem kritisc hen Wert eine relati v langsame Auflösung plötzl ich in eine schnellere übergeht. Diese Beschleunigung kann mit dem Auftreten der Reduktion der Eisen(III)-Oxidhydroxide erklär t werden. 106 ABSTRACT Dissolution of phosphate from sediments plays an important role in l ake eutrophi cati on. An attempt was made to determi ne the dominant form in which phosphate is present in lake sediments and to identif y the chemical mechanisms responsible for the dissolution with special emphasis on the role of the iron cycle. The methods used to determine discret e phosphate phases and phosphate bound to various surfaces did not provide satisfa ctory results ; therefo re the i nqui ry i nto the speciati on of phosphate in l ake sediments could not be answered with certain ity. The rates of phosphate dissolution occurring under aerobic (oxidising) conditions (i.e. dissolution of discret e phosphate phases or adsorbent solids) was found to be an order of magnitude slower than under anaerobic (reducing) conditions. The latter occurs due to the reductive dissolu tion of the adsorbent (e.g., reduction of solid Fe(III) -oxide s to soluble Fe(II) ions), thus bringing previous1y adsorbed phosphate into solution. Thus, phosphate dissolution from sediments may be described by the kinetic s of the aerobic and anaerobic dissolution of iron(II I) oxides or hydroxides. For insoluble oxides, the rate-c·ontrolling step of the dissolu tion is given by ·the chemical reactions occurring on the oxide surface. Under all experimental conditions investigated, the rate of dissolution was found to be independent of time. Under reduci ng condi tions and at l ow pH, the di ssol uti on rate may be described as the sum of the proton and l i gand catalysed, and the reducti ve proton and ligand catalysed reaction rates, which are proportional to the concentration of individual species at the surface. The tota 1 rate of reduct i ve di s so l ut i on of goeth i te (Rr) , in the presence of anionic ligands may be written as: e RLe -- kHeH 3 k RT =RH+ RL +RH+ + LeHel + keHeH 3 + keLeH°L I Where the additive terms in the right hand side of the equation represent the rates catalysed by surface protonation, ligand coordination, reductive surface protonation, and reductive ligand coordination, re- 107 spectively. The rate-determining step of each contributing rate is the detachment of the metal ion from the surface of the solid. The application of this model was tested by reducing iron(II I) oxides under natural conditions. The reduction was accomplished by adding organic material in the form of biomass (activated sl udge); PE was reduced gradually as a consequence of microbial reduction. In the absence of ai r, the di sso 1uti on rate became enhanced ma rkedl y af ter exceeding a critica l PE· 108 ANHANG: ZUSAMMENSTELLUNG DER DATEM DER AUFLOESUNGSEXPERIMENTEN 1. Auflösung von a-FeOOH ohne anionisch e Liganden Experimen te durchgefü hrt mit 3g/l (6Qm2/l) in O.lM NaN0 Exp. Nr. pH der Lösung 0H [mol m-2] RH [mol m-2h-l] 1) 2.00 1.50 3.00 3.70 3_75.10-6 4 .13 .10-6 2.87·10-6 2 .42 .10-6 2 .54 .lQ-6 2 .54 .10-6 4.46 .10- 9 8. 72 .10-9 1.02 .10- 9 2 .34 .10-9 8.91 ·10- 10 'l.56 .10-9 2) 3) 4) 5) 6) 3.~o 3.50 3 2. Auflösung von a-FeOOH mit Oxalat 3g/l (60m2/l) in O.lM NaN0 3 Exp. Nr. pH der Lösung 0H [mol m-2] ~X [mol m-2] Rr [mol m-2h-1] Rox [ mo l m- 2h- 1 ] 7) 5.00 6.00 4.00 5.00 3.00 4.00 2.95 2.95 3.02 3.20 4.50 4.10 3.00 3.00 1.48 .10- 6 7 .38 .10-1 2.24·10-6 1.48 -10-6 2.87·10- 6 2 .24 .10-6 2.88 -10- 6 2 .88 .10- 6 2.87·10- 6 2.75·10- 6 1.81·10- 6 2 .17 .10- 6 2.87 .10- 6 2 .87 .10- 6 1.12·10- 6 2 .51·10-6 3.34 ·10- 6 2.42 .10- 6 1.85 -10- 6 2 .03 .10-6 8.98 -10- 1 1.43 .10- 6 1.75·10- 6 2 .30 .10-6 3.58 .10- 6 2.10.10-6 4.01·10- 6 3 .84 .10- 6 1.94·10-9 4.24 .10-9 2 .81·10- 8 8.07 .10- 9 1.97·10-8 1.89 .10-0 3.13·10- 9 1. 37 .10- 8 2.24·10- 8 2 .97 .10- 8 2.34.10- 8 1. 94 .10-0 3.05·10- 8 3 .02 .10-0 1.66 .10-9 4.14·10- 9 2. 73 ·10- 8 7.79·10- 9 1. 79 -10- 8 1.81·10- 8 1.33 ·10- 9 1.19 ·10- 8 2.06 .10- 8 2.81·10- 8 2.29·10- 8 1.86 ·10- 8 2.87 ·10- 8 2 .84 .10-0 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 3. Auflösung von a-Fe 0 mit Oxalat 2 3 4g/l ( 572m2 /1) in 0. lM Na NO 3 Exp. Nr. pH der Lösung 0H [mol m-2] ~X [ mol m- 2] Rr [mol m- 2h- 1] Rox [mol m- 2h- l] 21 3.00 1.35 .10- 6 22 5.00 6.50 .10-1 2.85·10- 1 2 .12 .10- 7 1.18 •lQ- 8 3 .15 .10- 9 1.00·10- 8 2.01.10-9 109 4. Auflösung von a-FeOOH mit Oxalat und Phosphat ·. 3g/l (60m2/1) in O.lM NaN0 3 Exp. Nr. pH der eox Lösung [mol m-2] 23) 24) 25) 26) 4.10 3.85 4.15 3.85 27) 28) 29) 30) 31) 32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 4.00 3.90 3.90 3.95 4.20 4.20 3.48 3.60 3.50 2.95 2.92 2.92 2.92 1.56 ·10- 6 1.32 .10- 6 1.90 ·10- 6 8.13 .10-1 1.67 .lQ-6 1.87 .10-6 1.80 ·10-6 2.01 .10-6 1.50 .10- 6 8 .93 .10- 7 7 .43 .10- 7 1.86 .10-6 2 .30 .10- 6 1.86 .10-6 1.72 ·10- 6 1.59 .10-6 1.66 .10-6 ep [mol m- 2] 1.60 .10- 6 1.63 .10-6 8.13 -10- 7 1.67 .10- 6 1.31 ·10- 6 7 .17 .10- 7 3.66 ·10- 1 1. 36 .10- 7 . 7.65 ·10- 7 2. 76 .10- 6 1.67 .10- 6 6.35 .10- 7 6.06 .10- 7 4.01 ·10- 7 7.86 .10- 7 7 .97 .10- 7 7.86 ·10- 1 1.72 ·10- 8 1.34 .10-0 2 .20 -10-0 1.13 °10- 8 1. 71 ·10- 8 1. 74 .10-0 2.03 ·10- 8 2 .12 .10-0 1.08 .10- 8 4 .26 .10- 9 1.80 ·10- 9 1.26 .10-0 1.84 .10- 8 1.57 .10-0 1.19 .10- 8 1.29 .10-0 1.52 -10-0 6.82 .10- 9 4.45 .10- 9 8.10 ·10- 9 8.69 .10-9 4. 90 -10- 9 2 .oo .10- 9 5.70 ·10- 9 4.50 .10-9 1. 74 .10- 9 1.92 .10- 9 -1 • 52 .10- 9 -1.20 .10-9 -0 .90 .10- 9 -7 .60 .10- 9 -9.40 ·10- 9 -6.30 ·10- 9 -5 .10 ·10- 9 5 •. Auflösung von a-FeOOH mit weit eren Liganden 3g/l (60m2/1) in O.lM NaN0 3 Ligand Exp. Nr. pH der Lösung ·L-Konz.tot (M) Rr Tripolyphosphat 40) 41) 42) 3.00 3.00 3.00 10-3 5 .10- 3 10-i+ Fulvinsäure 8.13 ·10- 9 2.67 ·10-9 5.94 ·10- 1° 43) 3.00 3.00 3.00 5 mg/l 10 II 20 II 9.36 ·10- 1° 5,31 .10-1 ° 6 .92 .10-1 0 3.00 3.00 3.00 3.3°10- 4 3.3·1 0-5 3.J.1 0- 6 1.84 .10- 9 1.32 ·10- 9 8.18 ·10-l O 3.00 4.00 5.00 6.00 10-3 10-3 10-3 10-3 2.09 .10- 9 1.24 ·10- 9 5.63 .10-1 0 3.43 ·10- 10 3.72 0.1 1.0 1.25 .10- 9 7 .59 .10-1 ° 44) 45) Poly-Maleinsäure 46) 47) 48) Brenztraubensäure 49) 50) 51) 52) Sorb it 53) 54) 3.65 ( mol m- 2 h-1] 110 6. Reduktive Auflösung von a-FeOOH 3g/l in 0.1 M NaN0 3; Reduktionsmittel 10-3 M Ascorbinsäure Exp. Nr. pH der Lösung 0H [mol m-2] ·Rr [mol m- 2h- 1] Re H [mol m- 2h- 1] 55) 56) 57) 58) 3.00 4.20 3.00 4.00 2.87·10- 6 2 .09 .10-6 2.87·10-6 2.24 .10-6 6.54 ·10- 8 2 .60 .10- 8 7.50 ·10- 8 3. 73 .10- 8 6.36 ·10- 8 2.53 .10-8 7.32·10- 8 3 .65 .lQ-8 7. Reduktive Auflösung von a-FeOOH mit zusätzlichem Oxalat 3g/l in 0.1 M NaN0 3; 10-3 M Ascorbinsäure ' Exp. Nr. pH der Lösung eox [ mol m-2] Rr [mo 1 m- 2h- 1] Re 59) 60) 61) 4.00 4.00 4.00 3.30· 10- 6 1.87 .10-6 9.30 .10-7 3.67·10- 7 2.26 .10- 7 1.34 ·10- 7 2.91·10- 7 1.66 .10-7 8.51 ·10- 8 [gä1 m- 2h- 1] 8. Reduktive Auflösung von a-FeOOH mit zusätzlichem Phosphat 3g/l in O.l M NaN0 3 ; 10- 3 M Ascorbinsäure Exp. Nr. pH der Lösung 0p [mol m-2] Rr [mol m-2h-1] 62) 63) 64) 65) 66) 67) 68) 69) 4.00 2.89·10- 6 2 .26 .10-6 1.87 .10- 6 2.98 .10-6 2.66 .10-6 3 .82 .10- 7 8.18·10- 7 1.41·10-6 3.90 .10- 8 4 .69 .10-8 6.24·10-8 8.38·10-8 1.98·10- 9 4.0l ·10- 8 3.80 .10- 8 4.12 .10-0 4~00 4.00 3.00 5.00 4.00 4.• 00 4.00 111 LITERATURVERZEICHNIS Aagaard P. und Helgeson H.C., American Journal of Scien ce 282 237 - 285 (1982) Andersen J .M., Arch. Hydrobiol. 76 411 (1975) ASTM-Kartei, File s Nr. 29-713, 8-98, 13-534 Atk1nson R.J. , Posner A.M. und Qu1rk J.P. , J. Phys. 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Immissionsschutz, Zürich 1981 - 1985 Ass iste ntin an der EAWAG, Dübendo rf 1981 - 1985 Dis sert atio n am Ins titu t für Gew ässerschutz, ETH Zürich