EISENHUTRÜTTEN Senioren-Marketing: Zielgruppengerecht oder stigmatisierend? (Abstract: zur easy-Care Abschlussveranstaltung, 5. Juli 2012) Ingo Rütten, EISENHUTRÜTTEN Agentur für Kommunikation „Die Senioren“: aktiv, finanzstark, aber unterschätzt! Wie man anhand unseres Introfilms zu diesem Thema sehen kann (http://youtu.be/eJRUHBU1itw). Wie kann man sie mit Marketing erreichen? Unsere Thesen: 1. These: „Die Senioren“ sind keine Zielgruppe. Sondern verschiedenste Menschen, die man ernst nehmen und an deren Bedürfnissen man sich orientieren muss. Eine reine Segmentierung über das Kriterium des biologischen Alters greift zu kurz, denn Menschen der Altersgruppe „50+“ können sich in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen befinden und haben demnach auch verschiedene Bedürfnisse. Die Heterogenität dieser Gruppe hinsichtlich Lebenssituation (berufstätig, Teilzeit, Ruhestand), Einkommen und Vitalität ist ähnlich breit gestreut wie bei der Zielgruppe „unter 50“. Dies beweist auch eindrucksvoll eine aktuelle Marktforschungsstudie des Sinus-Institutes, das bei Personen 50+ ähnlich vielfältige und unterschiedliche Lebenswelten identifiziert wie in der Gesamtbevölkerung – vom traditionellen Milieu über liberal-intellektuelle bis hin zu prekären oder hedonistischen Milieus. 2. These: …deshalb brauchen sie auch keine Seniorenprodukte. Sondern Produkte und Dienstleistungen, die gleichzeitig Probleme lösen und Mehrwert bieten ohne zu stigmatisieren Entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen der Senioren ist auch die Bandbreite von AAL-Produkten (AAL = „Ambient Assisted Living“) und „SeniorenDienstleistungen“ groß: von der junggebliebenen Mitt50erin, die sich in ihrem Stadt-Appartment schon jetzt einige „Bequemlichkeits-Features“ einbauen lassen möchte, bis hin zur Dame mit Anfang 70, die nach dem Tod ihres Mannes trotzdem weiter in ihrem „Häuschen auf dem Lande“ bleiben möchte, wo aber die ärztliche Versorgung nicht optimal und sie deshalb auf Technik und Pflegedienstleistungen angewiesen ist. Wie unterschiedlich man mit Produkten die Antwort auf das Bedürfnis „Telefonieren/ Kommunizieren“ formulieren kann, zeigt der Vergleich von klassischen Seniorentelefonen mit gigantischen Tasten, über das Konzept „Beyond Big Buttons“ der Firma emporia bis hin zum Apple iphone, das einen Marktanteil von rund 22% in der Gruppe 55+ erreicht – durch ein einfaches Bedienkonzept nach den Regeln des „Design for All“. Auch die Autoindustrie setzt trotz steigender Nachfrage im älteren Segment nicht auf explizite Senioren-Autos („motorisierter Rollstuhl“), sondern auf Modelle die durch höhere Einstiege (Golf Plus), zusätzliche elektronische Sicherheitskonzepte und KomfortAusstattungen (z.B. leicht zu bedienender Fahrradträger serienmäßig) nicht ausschließlich, aber doch insbesondere ein älteres Klientel anspricht, ohne es beim Namen zu nennen. Erst ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse dieser Menschen ermöglicht die Entwicklung und auch die fokussierte Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen (auch) für ältere Kunden. 3. These: …und keine Senioren-Werbung! Sondern glaubwürdige Kommunikation und individuell entwickelte starke Marken mit IdentifikationsPotenzial. Senioren sind die Werbe-Erfahrensten Personen: schätzungsweise mit 100 Millionen Werbebotschaften wurde ein 65-jähriger im Laufe seines Lebens konfrontiert. Entsprechend kann man ihnen nicht so leicht etwas vormachen und explizite Senioren-Werbung wird häufig ignoriert. Trotzdem ist auch diese Altersgruppe aufgeschlossen für gute Kommunikation: 63% sind ihren Marken treu und nutzen sie als Orientierungshilfe, 70% achten auf Gütesiegel wie bspw. Stiftung Warentest und 53% informieren sich gezielt im Internet. KONTAKT: Ingo Rütten, [email protected] Eisenhut Rütten GmbH Kommunikationsagentur, Fahrgasse 19, 63225 Langen/Hessen, www.EisenhutRuetten.de easyCare Abschlussveranstaltung: Schöne neue Welt der Technik!? 05.07.2012, Stuttgart EISENHUTRÜTTEN In der Kommunikation möchte man aber nicht unbedingt ein altes Pärchen sehen, sondern positive Rollenbilder mit denen man sich identifizieren oder zu denen man sogar aufschauen kann. Denn Studien belegen, dass das „Feel Age“ – also das selbst empfundene „gefühlte“ Alter – rund 10 Jahre unter dem tatsächlichen Lebensalter liegt. Schlicht gesagt: man sollte 60-jährige zeigen um 70jährige anzusprechen. Auch im Rahmen des „Bauer Best Age Awards“, bei dem Senioren im Rahmen einer Umfrage ihre favorisierten Anzeigen auswählen, gewinnen mit beeindruckender Regelmäßigkeit gerade solche Anzeigenmotive, die nicht erkennbar auf diese Pseudo-Zielgruppe ausgerichtet sind. Klare Produktaussagen, moderne, reduzierte Gestaltung, etablierte Marken als Absender und positive Role Models (Esther Schweins (43 Jahre) oder Jogi Löw (52 Jahre) wirken sich auf die Bewertung deutlich mehr aus als strikte Kriterien zur Schriftgröße oder die Abbildung von Senioren selbst. Unser Lösungsweg: innovations2market Wenn es also keinen „Goldenen Standard“ und keine Patentrezepte für Senioren-Werbung gibt – wie erreicht man diese Menschen dann? Um von der innovativen Dienstleistung oder Produkte die Brücke zum senioren Anwender oder Kunden zu schlagen, führt der Weg über den Markt. Auf Basis unserer Erfahrung als Kommunikationsagentur, der Markenarbeit für mittelständische Kunden und der Arbeit im AAL-Umfeld haben wir mit „innovations2market“ einen systematischen Analyse-, Strategie- und Kreativprozess entwickelt. So können Innovatoren durch die Entwicklung von Marken-Strategie und Marken-Kommunikation den Weg zu den Käufern und Anwendern der Technik gezielt erarbeiten. Der Analyse-Prozess Echte, große Innovationen werden von Forschern, Ingenieuren und Technikern gemacht. Aber sie müssen kundenrelevante Probleme lösen und auf einem geeigneten Marktsegment eingesetzt werden. Nur dann sind sie auch wirtschaftlich erfolgreich. Deshalb besteht die erste Herausforderung darin, die Innovationsidee zu segmentieren: in die rein technischen Innovationen auf der einen Seite und andererseits die kunden- und marktrelevanten Faktoren. Klassische Marktforschung in KONTAKT: Ingo Rütten, [email protected] Eisenhut Rütten GmbH Kommunikationsagentur, Fahrgasse 19, 63225 Langen/Hessen, www.EisenhutRuetten.de easyCare Abschlussveranstaltung: Schöne neue Welt der Technik!? 05.07.2012, Stuttgart EISENHUTRÜTTEN Form von quantitativen Erhebungen, die Auswertung von vorhandenen Marktstudien, aber auch Experteninterviews und Fokusgruppen-Diskussionen mit potenziellen Anwendern sind dazu die geeigneten Instrumente. Sie helfen dabei, sich von der reinen „Technikbegeisterung des Machbaren“ zu lösen und Faktoren für den wirtschaftlichen Markterfolg der Innovation zu identifizieren. Die Marken-Strategie-Entwicklung Die Marken-Strategie ergibt sich aus 4 zentralen Faktoren, die sich systematisch analysieren und danach zu einer klaren Strategie zusammenfassen lassen. Durch Analyse und Verständnis dieser 4 Faktoren lassen sich eine klare Empfehlung für eine Marken-Strategie ableiten und somit potenzielle Fehler im Vorfeld ausschließen. 1.1.1 Die Innovation selbst Was sind die wirklichen Erfolgsfaktoren und Neuheiten der Innovation? Wie lassen sich innovative Technologien und Dienstleistungen zu einem vermarktbaren „Produkt“ zusammenfassen? Wie kann man außerhalb der technischen Community die Vorteile dieses Produktes verständlich zusammenfassen? 1.1.2 Der Wettbewerb Welche Anbieter sind mit ähnlichen Innovationen bereits auf dem Markt? Welche Marken stehen in Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Zielgruppe? Wo ist eine geeignete Nische, um die eigene Innovation mit einem einzigartigen Verkaufsmerkmal (USP) zu positionieren und vom Wettbewerb zu differenzieren? 1.1.3 Rahmenbedingungen Gibt es bereits einen Markt für unsere Innovation oder eröffnen wir einen neuen Markt? Wie funktioniert dieser bzw. verwandte Märkte? Welche Barrieren sind vor dem Markteintritt zu beachten (rechtliche, politische, wirtschaftliche)? Welche potenziellen Türöffner können wir nutzen? Welche gesellschaftlichen Entwicklungen und Trends sind zu erwarten und wie können diese für die Marke nutzbar gemacht werden? 1.1.4 Erfolgsfaktor Zielgruppe Wer sind die potenziellen Anwender des Produktes? Wie sieht ihre Lebenswelt aus, wie ihr Alltag? Welche Bedürfnisse haben sie und welche Werte? Bei vielen Innovationen im AAL-Bereich sind die Anwender aber nur das letzte Glied einer ganzen Kette von Zielgruppen, die für die Entwicklung der Markenstrategie relevant sind. Bei pflegebedürftigen Menschen sind die Kaufentscheider vielleicht Angehörige und somit eine wichtige Zielgruppe. Bei Innovationen für den ersten Gesundheitsmarkt sind die Zielgruppe beispielsweise Krankenkassen, Ärzte, Politik oder Verbände, deren Entscheidungsmotivationen analysiert werden müssen. 1.2 Die Marken-Kommunikation Die Marken-Kommunikation wird auf Basis der MarkenStrategie definiert. Der Kommunikationsmix gibt eine Vielfalt von Instrumenten vor. Dabei geht es nicht notwendigerweise um große Anzeigen- oder TVWerbung, sondern um den besten Weg zur Zielgruppe. Z.B. Pressearbeit, Messepräsenzen, Mailingaktionen, Internet – oder auch ganz andere Formen der Kommunikation. Hier müssen die möglichen Kommunikationskanäle definiert und im Hinblick auf ihre Effizienz bewertet werden (z. B. Scorecard). Abhängig von definierten Zielvorgaben oder gegebenem Budgetrahmen wird (mindestens) ein 12-monatiger Aktionsplan festgelegt. Auf Basis dieses Aktionsplans und der definierten Marken-Strategie kann zielgerichtet eine kreative Umsetzung der Kommunikationsmaßnahmen entwickelt werden. Die Markenstrategie gilt dabei als objektiver Maßstab für die Bewertung von Kreativkonzepten – jenseits subjektiver Präferenzen. Anhand dieses systematischen Analyse- und StrategieProzesses kann sich jedes Unternehmen oder jeder Innovator selbst einige wesentliche Fragen stellen und so sein Marketing und damit seine Chancen am Markt erhöhen. Gerne beraten und begleiten wir Sie bei diesem Prozess – mit Einzelberatungen oder mit FullService bis zur fertigen Kommunikationskampagne. KONTAKT: Ingo Rütten, [email protected] Eisenhut Rütten GmbH Kommunikationsagentur, Fahrgasse 19, 63225 Langen/Hessen, www.EisenhutRuetten.de easyCare Abschlussveranstaltung: Schöne neue Welt der Technik!? 05.07.2012, Stuttgart