Exoten für Tierfreundin kein Spielzeug

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Abschrift Freie Presse | 08. März 2016
Exoten für Tierfreundin kein Spielzeug
Manja Dörl aus Bockau hat zwei Bartagamen aufgenommen.
Foto: G. Dostmann
Das Annaberger Tierheim hat zwei Bartagamen nach Bockau
vermittelt. Die Besitzerin sagt: Reptilien sollte man nicht
kaufen.
Von Julia Keller
erschienen am 08.03.2016
Annaberg-Buchholz/Bockau. Klaus Graupner, Chef des
Tierheims Neu-Amerika, weiß bis heute nicht, ob er die
Geschichte um die beiden Bartagamen glauben soll. Ein Mann
aus Sehma gab sie im Tierheim ab. Er erzählte, er habe die
Reptilien im Annaberger Barbara-Uthmann-Ring gefunden ausgesetzt in einer Styropor-Box. Dass er die Tiere bringen
würde, hatte er zwei Wochen zuvor angekündigt.
Begründung: Er wolle die Fundtiere erst aufpäppeln. Aber als
das gelbe Weibchen und das graue Männchen in Neu-Amerika ankamen, waren sie unterernährt.
Von diesem Stress haben sich die Echsen inzwischen erholt. Gisbert und Berta heißen sie nun, wohnen in
Bockau bei Manja Dörl und ihrer Familie. Berta und Gisbert sind nicht die einzigen Exoten im Haushalt:
Leopard-Geckos leben im Nachbar-Terrarium, Stabheuschrecken, drei Schlangen und noch ein BartagamenMännchen bewohnen weitere Glaskästen. An Bartagamen fasziniert Manja Dörl, dass sie etwas
Dinosaurierhaftes an sich haben. "Das ist wie der letzte Rest aus der Urzeit."
Neben ihrer Arbeit als Trauerhelferin geht Manja Dörl mit ihren Reptilien und Insekten in Grundschulen und
Kindergärten. Dort erklärt sie den Kindern, wie man die Tiere halten sollte. Ihr Hauptappell: Exoten sind kein
Spielzeug. Wer sie kauft, muss Verantwortung für Lebewesen übernehmen, dafür sorgen, dass es ihnen gut
geht. Reptilien brauchen es warm, das Terrarium muss ausreichend geheizt werden.
Im Moment sind Bartagamen in Mode. Das Internet ist voll mit Anzeigen, in denen die Tiere ab 25 Euro
angeboten werden. Von den Preisen lassen sich viele verleiten, so Dörl. Sie kaufen die Tiere, ohne sich vorher
Gedanken zu machen, welche Kosten noch auf sie zukommen. Wärmeplatten und Sonnenstrahler fressen
Strom, Bartagamen fressen zwar Gemüse, brauchen aber auch Insekten. Im Sommer kann man diese im Garten
sammeln - im Winter müssen sie gekauft werden.
Dörl empfiehlt, einen guten Zoohändler zu suchen. Dort könne man sich auch noch bei Problemen beraten
lassen, wenn die Reptilien schon älter sind. Falsche Haltung kann für Bartagamen schlimme Folgen haben: So
bekommen sie bei Vitaminmangel Knochen- und Hautkrankheiten. Nur wenige Tierärzte kennen sich mit den
Gesundheitsproblemen von Bartagamen aus.
Gisbert und Berta halten gerade Winterruhe in einem 1,20 Meter breiten Terrarium. Im Sommerhalbjahr
werden sie im Garten leben. Dort stehen ihnen ein Zwei-Meter-Terrarium und ein Freigehege zur Verfügung.
Dennoch sagt Manja Dörl: "Der beste Umgang mit Bartagamen ist eigentlich, sich gar keine zu holen." Ihre
Tiere stammen allesamt aus dem Tierheim - sie möchte denen, die ohnehin existieren, ein gutes Heim bieten.
Beim Züchter kaufen würde die 42-Jährige nie.
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