Vorlesungsverzeichnis Sommersemster 2009 ‐ Professur für vergleichende Bildtheorie Prof. Dr. Lambert Wiesing 40706 Einführung in die Phänomenologie – Vorlesung Donnerstag 10:00 bis 12:00 c.t. 16.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 HS 4 Die Vorlesung gibt eine Einführung in die Phänomenologie, also in diejenige philosophische Position, welche programmatisch eine Beschreibung der Phänomene in der spezifischen Weise, wie sie vom Subjekt selbst erfahren werden, versucht. Zu diesem Zweck wird in der ersten Hälfte der Vorlesung das philosophische Werk von Edmund Husserl in seinen Ansprüchen, Grundgedanken und wichtigsten Entwicklungen vorgestellt. Die zweite Hälfte der Vorlesung wird sich der Anwendung des phänomenologischen Programms in der Wahrnehmungsphilosophie (insbesondere bei Maurice Merleau‐Ponty) und der Medien‐ und Bildtheorie (insbesondere bei Vilem Flusser und Boris Groys) zuwenden. 40707 Einführung in die Phänomenologie – Seminar zur VL Mittwoch 10:00 bis 12:00 c.t. 15.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 221 Wie in der Vorlesung ist die Absicht dieses begleitenden Proseminars eine Einführung in die Phänomenologie. Anhand einer gemeinsamen Lektüre einer Textauswahl von Edmund Husserl soll ein historischer Überblick über das Programm, die Grundgedanken und Thesen der Phänomenologie erarbeitet und die Grenzen und Perspektiven dieser Position diskutiert werden. Darüber hinaus werden in der zweiten Hälfte des Seminars Texte gelesen, die zeigen, wie das phänomenologische Programm für Fragen der Bildtheorie angewendet werden kann. 40708 Martin Heidegger „Sein und Zeit“ – Lektürekurs Mittwoch 16:00 bis 18:00 c.t. 15.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 224 Der Lektürekurs wendet sich einem der großen philosophischen Hauptwerke des 20. Jahrhunderts zu: Martin Heideggers 1927 erschienenem Buch „Sein und Zeit“ – ein Werk, welches wie kaum ein zweites die Grundgedanken der husserlschen Phänomenologie aufgreift und diese zu einer großangelegten Philosophie der menschlichen Existenz ausarbeitet. Es ist die philosophische Originalität, aber auch die enorme Rezeptionsgeschichte dieses umfangreichen Klassikers, welche dieses Werk geeignet sein lassen, in einem auf zwei Semester angelegten Lektürekurs von Anfang bis zum Ende schrittweise durchzuarbeiten. 40709 Bildtheoretisches Forschungskolloquium – Kolloquium Dienstag 16:00 bis 20:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 EAP 8 SR 220 Das Forschungs‐ und Prüfungskolloquium wendet sich insbesondere an fortgeschrittene Studenten, die ein besonderes Interesse an phänomenologischen, wahrnehmungs‐ und bildtheoretischen sowie ästhetischen Fragen haben und überlegen, in ihrem Studium einen Schwerpunkt auf diese Thematik zu legen. Es werden Bachelor‐, Magister‐ und Promotionsvorhaben zu dieser Thematik vorgestellt und diskutiert, um den Abschluß des Studiums vorzubereiten. Auch Interessenten, die gerade anfangen, ein Thema für ihre Bachelor‐ oder Magisterarbeit zu suchen, sind willkommen und werden bei dieser Suche unterstützt. Dr. Jens Bonnemann 40710 Einführung in die Phänomenologie – Seminar zur VL Mittwoch 10:00 bis 12:00 c.t. 15.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 206 Wie in der Vorlesung ist die Absicht dieses begleitenden Proseminars eine Einführung in die Phänomenologie. Anhand einer gemeinsamen Lektüre einer Textauswahl von Edmund Husserl soll ein historischer Überblick über das Programm, die Grundgedanken und Thesen der Phänomenologie erarbeitet und die Grenzen und Perspektiven dieser Position diskutiert werden. Darüber hinaus werden in der zweiten Hälfte des Seminars Texte gelesen, die zeigen, wie das phänomenologische Programm für Fragen der Bildtheorie angewendet werden kann. 40711 Grundpositionen der Wahrnehmungsphilosophie – Hauptseminar Dienstag 14:00 bis 16:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 114 Die Frage nach der Wahrnehmung ist innerhalb der Philosophie nicht nur von Vertretern des Empirismus oder der Phänomenologie gestellt worden, also nicht nur von Philosophen, für die die Erfahrung die Hauptquelle der Erkenntnis darstellt. Die philosophische Relevanz dieser Frage ist auch für einen Rationalisten wie Descartes kaum zu überschätzen; und dies ist nachvollziehbar, wenn man sich vor Augen führt, in welchem Ausmaß die Welt uns über die Sinneswahrnehmung vermittelt wird. Es ist wohl unbezweifelbar, dass das, was wir für gewöhnlich als ‚Wirklichkeit’ bezeichnen, uns in erster Linie vermittels der Wahrnehmung gegeben ist. Aber stellt das Gesehene, Gehörte, Gefühlte usw. wirklich eine zuverlässige Information über die Dinge dar oder sollten wir uns lieber, wie Descartes erklärt, auf unsere Rationalität verlassen? Angesichts moderner computertechnologischer Phänomene wie Cyberspace und virtuelle Realität liegt auch für den Nichtphilosophen die Frage nahe, was Wirklichkeit und was Wahrnehmung überhaupt sei. Wenn gesagt wird, die Wirklichkeit sei mir durch die Sinneswahrnehmung gegeben, was heißt dann ‚gegeben’? Ist die Wahrnehmung ein passiver Empfang von Daten der Außenwelt oder eine aktive Konstruktion? Woher weiß ich, dass das, was ich wahrnehme, wirklich da ist, und wirklich so ist, wie ich es wahrnehme? Das Seminar beschäftigt sich mit den wichtigsten neuzeitlichen und zeitgenössischen Positionen innerhalb der Wahrnehmungsphilosophie. Ein zentrales Thema ist dabei auch die Bedeutung der Medien für die Modellierung der Wahrnehmung bei Descartes, Locke usw. (siehe das ‚camera‐obscura‐Modell’). Ausgewählte Texte sollen gelesen, diskutiert und miteinander verglichen werden, so dass die Teilnehmer nicht nur einen Überblick über die Philosophie der Wahrnehmung erhalten, sondern auch in der Lage sind, einzelne Positionen in ihrer spezifischen Argumentationsweise kritisch nachzuvollziehen. Textgrundlage: Lambert Wiesing (Hg.), Philosophie der Wahrnehmung, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002. Silke Müller M. A. 41110 Einführung in die Geschichte und Theorie der Fotografie – Seminar Dienstag 14:00 bis 16:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 124 Für die Fotografie als Bildmedium gibt es keine allgemein anerkannte Theorie, sondern eine Vielzahl divergierender Ansätze. Das Seminar wird klassische Positionen zur Geschichte und Theorie der Fotografie diskutieren sowie die begrifflichen Grundlagen, Gebrauchsweisen und die Bedeutung des Mediums erörtern. Anhand ausgewählter Texte von Arnheim, Barthes, Bazin, Benjamin, Kracauer, Sontag (u.a.) soll die Fotografie dabei insbesondere in ihrem Verhältnis zu Kunst und Wissenschaft und in ihrer Rolle als Alltagsphänomen untersucht werden. Die Veranstaltung ist nur für Bachlor‐Studenten!!! (keine Magister!!!) Dr. Tim Raupach 41121 Authentizität der Darstellung – Hauptseminar Dienstag 10:00 bis 12:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 CZS 3 SR 128 Trotz bekannter Authentizitätsversprechen vom ‚echt’ oder ‚mit sich eins sein’, präsentieren künstlerische Strategien der Authentizität immer nur eine Absicht, einen Aspekt von vielen, der sich durch die Fähigkeiten der Darstellenden oder der Darstellung unterscheidet. Diese Feststellung bringt die Skepsis an der‚ darstellungsfreien Darstellung’ prägnant zum Ausdruck; es ist der Zweifel, ob das, was authentisch genannt wird, nicht stets Resultat einer sorgfältigen Inszenierung ist. Der Topos Authentizität als Darstellung zielt somit im Kern auf Frage nach der Authentizität des Ästhetischen, d.h. nach dem, was die Kunst als Kunst glaubwürdig macht. Anhand ausgewählter Authentisierungsmodelle der bildenden Kunst (Panofsky, Eco, Pochat, Blumenberg) und ihrer Adaption in technische Termini (Kreimeier, Wildehahn, Vertov, Kluge) soll im Seminarkontext untersucht werden, wie sich tradierte Legendisierungsmuster der (Bild‐)Authentizität auch im Diskurs der Film‐ und Mediengeschichte auf frappierende Weise wiederholt haben. Literatur: BERG, Jan (2001) Authentizität – Hunderte von Jahren vor der Erfindung des Dokumentarismus. In: Keitz, Ursula von: Die Einübung des dokumentarischen Blicks. Marburg: Schüren Verlag. STRUB, Christian: „Trockene Rede über mögliche Ordnungen der Authentizität. Erster Versuch.“, in: J. Berg/H.‐ O. Hügel/H. Kurzenberger (Hg.), Authentizität als Darstellung (= Medien und Theater 9), Hildesheim: Universität 1997, 7‐17. WORTMANN, Volker: Authentisches Bild, authentisierende Form. Köln: Halem, 2003. 41122 Ästhetik der kritischen Theorie – Hauptseminar Dienstag 14:00 bis 16:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 Fürstengraben SR 270 Gegenstand des Seminars sind Problemstellungen aus Adornos und fragmentarisch gebliebener Ästhetischer Theorie sowie der Frühen Einleitung und der Paralipomena. Nach der Erarbeitung der methodologischen Prämissen der Kritischen Theorie und deren Konsequenzen für die Betrachtung ästhetischer Phänomene, konzentriert sich die Seminarlektüre auf die Adornosche Leseart des Erhabenen, seine These von der ‚Entkunstung’ der Kunst einerseits und dem Festhalten am Begriff ‚authentischer’ Kunst anderseits. Ferner soll ein Vergleich zu den kulturphilosophisch‐ästhetischen Schriften Walter Benjamins und weiterer Vertreter der Frankfurter Schule (Horkheimer, Marcuse) vollzogen werden. Literatur: ADORNO, Theodor W.: Gesammelte Schriften. Bd. 1‐20, hg. Von Rolf Tiedemann. Frankfurt a.M. 1986. BENJAMIN, Walter: Gesammelte Schriften. Bd. I,II. Franfurt a.M. 1977. HORKHEIMER, Max: Traditionelle und kritische Theorie (1937), in: M.H. Traditionelle und kritische Theorie. Vier Aufsätze. Frankfurt. a.M. 1968. WIGGERSHAUS, Rolf (1986) Die Frankfurter Schule. Geschichte, theoretische Entwicklung, politische Bedeutung. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. WELSCH, Wolfgang: Adornos Ästhetik: Eine implizite Ästhetik des Erhabenen. In: Christine Pries (Hg.) Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn. Weinheim 1989. Franziska Kümmerling M. A. 41208 Perspektivtheorien des 20. und 21. Jahrhunderts – Seminar Dienstag 12:00 bis 14:00 c.t. 14.04.2009 bis 17.07.2009 EAB 8 SR 208 (Schnittstudio) Als Erweiterung und Vertiefung der Modulvorlesung gibt das Proseminar einen Einblick in bildtheoretische Überlegungen zur Zentralperspektive. Im Zuge der fortschreitenden Entwicklung einer allgemeinen Bildwissenschaft lebt die Diskussion um die Zentralperspektive zu Beginn des 21. Jahrhunderts erneut auf. Ähnlich wie sich Autoren aus verschiedenen Disziplinen einer Definition des Bildbegriffes widmen, scheint innerhalb einer Bildtheorie zumindest die Erwähnung der Zentralperspektive unumgänglich zu sein. Ergänzend dazu wird die Perspektive im Seminar zum zentralen Thema, denn bereits ein Blick zurück in deren historische Entwicklung zeigt, dass gerade in ihr eine Verbindung von Kunst und Wissenschaft – speziell der Malerei und Optik – nachzuweisen ist. Neben diesen interdisziplinären Forschungsmöglichkeiten verliert auch ihre Bedeutung mit der Entwicklung des interaktiven Bildes nicht an Aktualität: Gegenstand des Seminars sind Theorien zur Zentralperspektive, so wie sie im Bild zu Erscheinung kommt – zu finden ist sie im gemalten Tafelbild, ebenso wie in der Fotografie und selbst im interaktiven Computerspielbild der Ego‐Shooter. Zu Beginn des Seminars wird dem Ursprung des Begriffes ‚Perspektive’ sowie dessen Anwendung in Theorie und Praxis der Renaissance nachgegangen. Auf die historische Entwicklung aufbauend, werden Perspektivtheorien des 20. und 21. Jahrhunderts einer kritischen, bildtheoretischen Analyse unterzogen. Das Seminar schließt mit Versuchen, die Perspektivtheorie neben dem Tafelbild ebenso auf das fotografische Bild sowie das Computerspielbild zu übertragen.