Fachinformation 33 (04/11) | Molekulare Onkologie Myeloide Neoplasien: Mutationen im TET2-Gen [D46.7, C93.10, D47.1] OMIM (Erkrankung, Gene): AML 601626, PV 263300, ET 187950, PMF 254450, TET2 612839 Dipl.-Ing. (FH) Tanja Hinrichsen Wissenschaftlicher Hintergrund Über die Pathogenese der myelodysplastischen Syndrome (MDS) und der chronischen myelomonozytären Leukämie (CMML) ist bislang nur wenig bekannt. Etwa 50% der MDSPatienten zeigen chromosomale Aberrationen, etwa 1/3 entwickelt eine AML, bei etwa 10% sind auch submikroskopisch-molekulare Veränderungen nachweisbar. Bei den klassischen, BCR/ ABL1- negativen myeloproliferativen Neoplasien (MPN) hingegen sind bereits eine Vielzahl molekularer Veränderungen bekannt. Neueste Untersuchungen zeigen in allen o.g. Formen Mutationen im Tet Oncogene Family Member 2 (TET2)-Gen. TET2 gilt als Tumorsuppressor-Gen und ist vermutlich an der DNA-Methylierung beteiligt. Neben Deletionen finden sich Frameshift-, Nonsense- und Missense-Mutationen, vorrangig in Exon 3 und 11. Myelodysplastische Syndrome (MDS) Bei MDS scheint eine TET2-Mutation - unabhängig vom International Prognostic Scoring System (IPSS) - mit einer günstigen Prognose assoziiert zu sein. Zusätzlich konnte eine geringere AML-Transformationsrate nachgewiesen werden. Das Vorliegen einer TET2Mutation gilt bei MDS damit als unabhängiger prognostischer Faktor. Bei Patienten mit AML sind TET2-Mutationen jedoch vermutlich mit einer ungünstigen Prognose assoziiert. Chronische Myelomonozytäre Leukämie (CMML) Prognostisch günstig scheinen TET2-Mutationen auch bei Patienten mit CMML zu sein. TET2 ist mit 22 - 42% der CMML-Fälle häufig mutiert und der erste Marker, der mit dem Überleben assoziiert ist. Myeloproliferative Neoplasien (MPN) Mutationen in TET2 können in MPN einer JAK2-Mutation (Exon 12 oder 14) vorangehen, nachfolgen oder unabhängig exisitieren. In 80% der MPN-Fälle ist nur eine Kopie des Gens betroffen. Aktuelle Studien weisen jedoch darauf hin, dass eine monoallelische Mutation als Ursache für eine MPN allein nicht ausreicht, sondern ein zweites Ereignis erfolgen muss. Im Hinblick auf MPN ist die prognostische Relevanz einer TET2-Mutation bisher nicht eindeutig belegt. Da jedoch nicht in allen MPN eine JAK2- oder MPL-Mutation nachweisbar ist, könnte TET2 in diesen Fällen dennoch einen Beitrag zur Prognoseabschätzung leisten. Erkrankung Häufigkeit von TET2-Mutationen Prognose de novo AML ca. 12% ungünstig? s-AML ca. 24% ungünstig? MDS ca. 19% günstig CMML 22-42% günstig MPNs 16% PV, 5% ET, 17% PMF ungeklärt Häufigkeit und Prognose von TET2-Mutationen bei myeloiden Neoplasien (PV: Polyzythämia vera; ET: Essentielle Thrombozyhämie; PMF: Prim. Myelofibrose) Indikation V.a. MDS, AML oder CMML V.a. MPN bei fehlendem Nachweis von JAK2- und MPL-Mutationen Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n Fachinformation 33 (04/11) | Molekulare Onkologie Anforderung/Versand GKV: weißer Ü-Schein Nr. 10 (Anforderungstext: V.a. MPN, MDS, AML oder CMML, TET2Mutationsanalyse, Kennziffer 32019, ICD-Code [D46.7, C93.10, D47.1]); PKV: formlos oder über Untersuchungsauftrag Molekulare Onkologie. Versand über den normalen Postweg, auf Wunsch kostenlose Versandtüten bzw. Abholung. Material 5 ml EDTA-Blut/-Knochenmark Methode Aus einer Blut-/Knochenmarkprobe wird DNA extrahiert, Exon 3 - 11 des TET2-Gens wird amplifiziert und doppelsträngig sequenziert. Dauer der Untersuchung ca. 1-2 Wochen Literatur Delhommeau et al, Int J Hematol 91:165 (2010) / Bacher et al, Ann Hematol 89:643 (2010) / Tefferi et al, Leukemia 24:1128 (2010) / Hellström-Lindberg, Blood Reviews 24:83 (2010) / Kohlmann et al, JCO 28:3858 (2010) / Delhommeau et al, NEJM 360:2289 (2009) / Tefferi et al, Leukemia 23:905 (2009) / Tefferi et al, Leukemia 23:1343 (2009) Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSMEDIZIN Dr. Klein und Dr. Rost n LOCHHAMER STR . 29 82152 M ARTINSRIED Tel. +49.89.895578-0 n