Mais-Trocknung mit Biomasse

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Mais-Trocknung mit Biomasse
Die hohen Öl- und Gaspreise sorgen für enorme Kosten,
nur um Körnermais lagerfähig zu machen. Mit Hackschnitzel
beheizte Trocknungsanlagen stellen hierfür eine ökologisch
wie auch wirtschaftlich interessante Alternative dar.
J
ährlich werden in Österreich rund
600.000 t Körnermais getrocknet,
zum Teil in den größeren Trocknungsanlagen der Marktpartner, zum
Teil in den bäuerlichen Betrieben selbst.
Die meisten dieser Anlagen werden
mit Öl oder Gas beheizt. Um aber 1 t
Mais bei 30% durchschnittlicher Erntefeuchte auf die für die Lagerfähigkeit
erforderlichen 14% Wassergehalt herab
zu trocknen, sind zwischen 20 und 30 l
Heizöl erforderlich. Das bedeutet für
ganz Österreich, dass allein während
der 6–8 Wochen Trocknungszeit etwa
15 Mio. l Heizöl verbrannt und damit
rund 43.000 t an CO2-Äquivalent ausgestoßen werden. Zum Vergleich: Mit
der gleichen Menge könnten etwa
10.000 Einfamilienhäuser das ganze Jahr
über beheizt werden. Dass andererseits
hohe Kosten für Gas und Öl teils auch
abenteuerliche Wirtschaftsmechanismen auslösen können, ist bekannt. So
wird eine nicht unbeträchtliche Menge Körnermais nach Italien verfrachtet,
weil dort die Trocknungskosten (noch)
finanziell gestützt werden.
Die kurze Einsatzdauer und höhere
Anschaffungskosten gegenüber Öl- und
Gasfeuerungen verhinderten bislang
aber eine Ausbreitung von Biomassewärme bei Trocknungsanlagen. Der
innovative Ansatz eines Demonstrationsprojektes ist nun, die Nutzungsdauer
der Feuerungsanlage durch Ein- bzw.
Anbindung eines Wärmenetzes zu verlängern.
Hochtemperatur-Wasserkessel
Landwirt Franz Egger aus Hart bei
Wildon ist ein Schweinezüchter und
-mäster mit rund 100 Sauen im Stall. Er
betreibt einen 300 kW HackschnitzelWasserkessel, der 110°C heißes Wasser
über eine hydraulische Weiche an einen
Wasser/Luft-Wärmetauscher liefert. In
diesem Wärmetauscher wird nun die
Zuluft des Trocknungsturms, der für
eine Kapazität von 40–50 t/24h ausgelegt ist, auf eine konstante Temperatur
aufgeheizt.
Eine Teilwärmemenge (während des
Trocknungsvorgangs wird der Trockenturm vorrangig beliefert) wird über die
hydraulische Weiche an einen 13.000Liter Pufferspeicher geschickt, der zusätzlich auch Wärme aus der 80 m2
großen Solaranlage bezieht. Diese deckt
dabei Netz- und Speicherverluste ab
und besorgt die Warmwasserbereitung
in den Sommermonaten – eine ideale
Ergänzung zum Biomassekessel.
Aus dem Pufferspeicher wird nun ein
Mikronetz mit einem Leistungsbedarf
von 130 kW gespeist, das die drei Ställe
der Schweinezucht sowie drei Wohngebäude in der Nachbarschaft mit Wärme
für Raumheizung und Brauchwasserbereitung versorgt.
Da die übliche Erntesaison etwa von Anfang Oktober bis Mitte/Ende November
dauert und somit in eine Periode mit relativ niedrigem Heizwärmebedarf fällt,
steht nahezu die gesamte Kesselleistung
für Trocknungszwecke zur Verfügung.
Kurzfristige Spitzen in der Wärmeabnahme können darüber hinaus aus dem
Pufferspeicher gedeckt werden.
Während der reinen Heizsaison sorgt
ein intelligentes Softwareprogramm in
Verbindung mit dem Pufferspeicher dafür, dass der Hackschnitzelkessel möglichst gleichmäßig im optimalen Wirkungsgradbereich (zwischen 40–80% der
Nennleistung) arbeitet: Bedarfsspitzen
werden aus dem Speicher bedient, während dieser bei Niedrigabnahme wieder
aufgeladen wird. Häufiger Start-StoppBetrieb, vor allem in der Übergangszeit,
wird vermieden: Langen Kessellaufzeiten stehen ebenso lange Stillstandsphasen gegenüber.
Heißwasser mit 110°C liefert
der mit Hackgut beheizte Biomassekessel
von Binder.
Projektschema
Egger: Einbindung von Kessel,
Trockenanlage
und Nahwärmenetz.
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Österreichs einzige spezialisierte Fachzeitschrift für
die Bereiche Heizung, Lüftung, Klima- und Kältetechnik
Heizung Lüftung Klimatechnik – 1-2/2008
Heizung
Lüftung
Klimatechnik
Franz Egger mit seinem durch einen Hackschnitzel-Kessel
beheizten Trockenturm.
Egger trocknet rund 800 t Mais
pro Saison. Dafür und für sein
Mikronetz verbraucht er insgesamt 200–300 Schütt-raummeter Hackgut, ersetzt damit etwa
35.000 l Heizöl, und spart allein
bei den Brennstoffkosten jährlich
knapp EUR 20.000,– ein. Durch
die Umsetzung dieses Konzeptes
gelang es, den Biomassekessel
Zum Projekt
Betreiber: Franz Egger,
Stocking/Wildon
Gesamtplanung: AEE INTEC, Technisches Büro für Energieund Umwelttechnik,
Trockner: Umlauftrockner,
40–50 t/24h – KWA Anlagenbau
GmbH, Fürstenfeld
Feuerung: Schubrost-Heißwasserkessel, 300 kW, für Hackschnitzel –
Josef Binder Maschinenbau und
Handelsges.m.b.H., Bärnbach
Kesselanlagenaufbau
mit Austragung.
über die reine Trocknungssaison
hinaus – für die gesamte Heizperiode – zu nutzen.
Was hier mit einem Mikronetz
funktioniert, könnte bei größeren Projekten die Einbindung als
Grund- oder Spitzenlastkessel in
eine Nahwärmeversorgung darstellen – ein derartiges Projekt
befindet sich gerade in der Realisierung. Dabei ist geplant, eine
bestehende
Nahwärmeversorgung (750 kW) um rund 400 kW
zu erweitern. Diese zusätzliche
Leistung soll dezentral über einen Biomassekessel in das Netz
eingespeist werden, wobei dieser
in der Erntezeit vorrangig eine
Trocknungsanlage beheizt.
Man kann davon ausgehen, dass
österreichweit etwa 100–200 fossil befeuerte Trocknungsanlagen, überwiegend im ländlichen
Raum, betrieben werden. Die
Versorgung dieser Anlagen durch
Biomasse-Heißwasserkessel bei
gleichzeitiger Einbindung in eine
Nahwärmeversorgung stellt damit eine ökologisch wie auch
ökonomisch überzeugende Alternative dar. Weitere Informationen
unter www.binder-gmbh.at.
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Lüftung
Klimatechnik
1-2/2008 – Heizung Lüftung Klimatechnik
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