Univ.-Prof. Dr. habil. Leszek Kolendowicz Adam-Mickiewicz-Universität Institut für Physische Geographie und Gestaltung der Natürlichen Umwelt Lehrstuhl für Klimatologie ul. Dzięgielowa 27 61-680 Poznań Klima- und Wetterereignisse, die eine Bedrohung für den Menschen darstellen Der Mensch lebt und agiert hauptsächlich im unteren Teil der Troposphäre, der untersten Schicht der Erdatmosphäre. Ähnlich wie höherliegende Atmosphäreschichten ist die Troposphäre ein Garant für unsere Existenz. Man kann allerdings auf Erscheinungen verweisen, und zwar auch in der Troposphäre, die für den Menschen potentiell lebens- und gesundheitsgefährlich sind oder ihm materielle Schäden bringen können. In diesem Vortrag möchte ich mich auf Erscheinungen klimatologischer und meteorologischer Art konzentrieren, die solch eine Bedrohung darstellen. Wegen der knappen Zeit, die mir zur Verfügung steht, möchte ich mich auf Erscheinungen beziehen, die global oder lokal vorkommen, denen allerdings gemeinsam ist, dass sie eine sehr große potentielle Bedrohung darstellen. Das Klima als Folge von Wetterzuständen, die für einen bestimmten Ort kennzeichnend ist, unterliegt ständigen Änderungen. Zu den wichtigsten zählen die Änderungen der Luft- und Ozeanwassertemperatur. Diese sind für die Veränderlichkeit der übrigen Klimaelemente verantwortlich und haben Einfluss darauf, wie oft gefährliche Klimaereignisse verschiedener Art auftreten. Daher werden im weiteren Verlauf des Vortrags die Änderungen der Luft- und Weltozeantemperatur angesprochen, die in den letzten Jahrzehnten auftraten wie auch deren potentiell gefährliche Folgen. Darüber hinaus beziehe ich mich auf das Problem der globalen Änderungen der Niederschlagsmengen und verweise auf Gebiete, die durch Trockenheit oder extreme Niederschläge bedroht sind. Besprochen werden ebenso solche Wetterereignisse wie tropische Wirbelstürme, Tornados und Gewitter, wobei ich auf extreme Werte der Windgeschwindigkeit, Niederschlagesmenge und andere Faktoren eingehen möchte, die diese Erscheinungen begleiten und die eine außerordentliche Gefahr für den Menschen darstellen können Die unmittelbaren Beobachtungen des aktuellen Klimawandels weisen auf eine Erwärmung hin, die sich unter anderem in steigenden mittleren Jahreswerten von Luft- und Ozeanwassertemperatur widerspiegelt. Diese Erscheinung führt unter anderem zum Abschmelzen der Schneedecke, der Gletscher und des Inlandeises sowie zum Anstieg des Meeresspiegels. Nach dem Bericht des IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, Bericht von 2007) beträgt die Änderung der Lufttemperatur ungefähr 0,8 oC pro 100 Jahre, der Weltozeanspiegel stieg um einige Zentimeter an und die Oberfläche der globalen Schneedecke ging um ungefähr 2,5 Mio. km2 zurück. Ein Großteil der Gletscher unterlag der Rezession und das Vorkommensgebiet des Dauerfrostbodens verringerte sich um etwa 7% während der letzten 100 Jahre. Es stellt sich daher die Frage, ob die gegenwärtig stattfindende Erwärmung, als eine für den Menschen potentiell gefährliche Erscheinung betrachtet werden kann. Eine große Bedrohung für die Wirtschaft und für die Sicherheit der Bewohner von Küstengebieten kann der Anstieg des Weltozeanspiegels infolge des Abschmelzens von Schnee und Eis sowie der thermischen Ausdehnung darstellen. Die Ursache hierfür liegt in der Klimaerwärmung. Dieses Problem ist aus folgenden Gründen von großer Bedeutung: - 2/3 der Erdbewohner leben maximal 80 km von der Küste entfernt, - 50% des Kapitals der Weltwirtschaft befinden sich in der Küstenzone, - die am dichtesten besiedelten Städte der Welt, wie New York, Kalkutta, Bangkok, sowie Deltaregionen (der Flüsse Nil, Missisipi, Ganges, Brahmaputra, Mekong) können gefährdet sein. Die abnehmende Schneedecke kann ein Problem für den Tourismus darstellen, weil sie mit Einkommenseinbußen und in Extremfällen sogar mit Schließungen von Skiorten in bislang sehr attraktiven Regionen droht. Bei näherer Betrachtung der Niederschläge als Klimaelement, fallen bestimmte Änderungen auf, die sich innerhalb der letzten Jahrzehnte vollzogen. Ein Teil von ihnen kann Bedrohungen für die Wirtschaft darstellen. Es wird unter anderem auf folgende Bedrohungen hingewiesen: - bedeutsamer Anstieg der Niederschlagsmenge in östlichen Gebieten beider Amerikas, Nordeuropa, Nord- und Zentralasien - bedeutsam zunehmende heftige Niederschläge über dem Groβteil der Landgebiete, verknüpft mit steigender Lufttemperatur und -Feuchtigkeit - zunehmende Trockenheiten im Sahel, Mittelmeerraum, im Süden Afrikas und einem Teil Südasiens - heftigere und lang anhaltende Trockenzeiten seit 1970er, insbesondere in der Tropenzone zwischen den Wendekreisen Eine Fortsetzung der globalen Tendenz im Niederschlagsregime dürfte auch tropische Gebiete ernsthaft bedrohen, wo gegebenenfalls mit akutem Wassermangel zu rechnen ist, der sowohl industrielle als auch Konsumanwendungen des Wassers beeinträchtigt. Auf den Gebieten, die eine erhöhte Niederschlagsmenge aufweisen, insbesondere in Mündungsgebieten großer Flüsse (Bangladesch), kann die Bedrohung durch Überflutungen wesentlich steigen. Bei der Besprechung ausgewählter Wetterextreme kann man in Bezug auf die letzten Jahre auf folgende Risikofaktoren verweisen: - erhöhte Vorkommenshäufigkeit von warmen Tagen, warmen Nächten und Hitzewellen - verminderte Vorkommenshäufigkeit von kühlen und frostigen Tagen und Nächten - erhöhte Vorkommenshäufigkeit von tropischen Wirbelstürmen im Nordatlantikraum (seit 1970) Für einen beträchtlichen Bevölkerungsteil sind Hitzewellen sehr gefährlich. Ein Beispiel, welches die erhöhte Häufigkeit dieser Erscheinung veranschaulicht, ist der Verlauf der Lufttemperaturanomalien für die Monate Juni bis August in Zentraleuropa. Die Hitze, die in der ersten Augustdekade 2003 auftrat, kostete mehrere Tausend Menschen das Leben. Ein weiteres Wetterextrem sind tropische Wirbelstürme. Ein tropischer Wirbelsturm ist ein über tropischen Meeren außerhalb einer Zone von 5 Grad nördlich und südlich des Äquators entstehendes Tiefdrucksystem mit einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern, sehr heftigen Winden, strömenden Niederschlägen und gelegentlichen Gewittern. Er besteht aus einem Kern, dem sogenannten Auge, das einen Durchmesser von mehreren Kilometern hat, in dem leichter Wind vorherrscht und der Himmel relativ unbewölkt ist, sowie aus den sich um das Auge zu einer Spirale formenden Wolken. Faktoren, die bei tropischen Wirbelstürmen eine besondere Bedrohung darstellen, sind: - Windstärke - Meeresaktivität (hohe Meereswellen sowie angehobener Meeresspiegel) - Masse des heftigen Niederschlages Gebiete, die am stärksten durch diese Erscheinung bedroht sind, sind Küstengebiete, die von Wirbelstürmen erreicht werden. Wirbelstürme können zahlreiche Todesopfer fordern sowie riesige materielle Schäden verursachen. Eine weitere Erscheinung, die eine große Bedrohung darstellt, sind Tornados. Der Tornado ist ein Wirbelwind mit einer vertikal verlaufenden Achse und einem geringen Durchmesser (einige Dutzend Meter). Er hat die Form eines wirbelnden Pfeils, der sich von einer mächtigen Cumulonimbus-Wolke zum Boden erstreckt. Die Windgeschwindigkeit im Inneren des Tornados kann 400 km/h übersteigen. Diese Erscheinung kann in vielen Erdregionen auftreten und riesige Schäden verursachen. Das Gewitter ist eine elektrometeorologische Erscheinung mit mächtigen Regenwolken (Cumulonimbus) und elektrischen Entladungen. Gefährlich sind dabei elektrische Entladungen von riesiger Stärke sowie kräftige Regenschauer und böige Winde. Jeden Tag entladen sich weltweit etwa 2000 Gewitter. Die weltweite Häufigkeit der jährlich erfolgenden Gewitter beträgt von 0 in den Polarzonen bis etwa 200 in den Tropen und die Dauer eines Gewitters – von einigen Minuten bis einige Stunden. Zusammenfassend möchte ich darauf hinweisen, dass die in der letzten Zeit verzeichneten Änderungen des Klimas, wie: - Anstieg der Luft- und Ozeanwassertemperatur - verändertes Niederschlagsregime und - häufigere Wetterextreme in manchen Regionen der Welt als potentiell gefährliche Erscheinungen betrachtet werden können. Als besonders spürbar kann sich der Wassermangel in den Regionen mit sinkender Niederschlagsmasse erweisen, was die Produktion von Lebensmitteln in diesen Regionen bedeutsam beeinträchtigen kann. Besonders große Schäden können auch Überschwemmungen und Überflutungen verursachen, die infolge extremer Niederschläge sowie des ansteigenden Weltozeanspiegels entstehen. Als gefährlich, insbesondere für Risikogruppen, können sich auch die immer häufigeren Hitzewellen erweisen. Angesichts der – auch teilweisen Möglichkeit – dass sich die Prognosen hinsichtlich des Klimawandels und der Wetterextremen bewahrheiten, ist einer tiefen Analyse der wechselseitigen Beziehungen unter den Elementen unserer Umwelt noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Maβnahmen, die auf gründlichem Umweltwissen basieren werden zur Milderung der Folgen der Klimawandelauswirkungen beitragen.