mAnAGement Marketing 2.0 präsentimnetz Bevor sich ein Unternehmen auf die große Spielwiese des Online-Marketings wagt, sollte als erstes die eigene Website optimiert werden. Als Kern der Web-Aktivitäten kommt keine Firma an einer Visitenkarte im WWW vorbei. s Unternehmen sinnvollen Online-Werbemöglichkeiten wichtig. Patentrezepte, wie die Internet-Strategie eines Busunternehmens aussehen muss, gibt es jedoch keine. Deshalb den Kopf in den Sand zu stecken und die neuen Entwicklungen zu ignorieren, ist allerdings die schlechteste Möglichkeit, mit diesem Thema umzugehen. Denn das Internet verändert die Art und Weise, wie wir uns informieren, kommunizieren, Produkte und Dienstleistungen einkaufen. Sich DAsinteRnetveRänDeRtDieARtunDWeise aus diesem kontinuierlichen Prozess komplett auszuklinken, ist WieWiRunsinfORmieRen,KOmmunizieRen gefährlich. Anstatt zu mauern, sollten mittelständische UnterunDeinKAufen–inAllenbeReicHen nehmer die Chancen, die ihnen Allererstes die Unternehmenswebsite optidieses Medium bietet, erkennen, verstehen miert werden. Denn sie bildet nicht nur den und nutzen. Dreh- und Angelpunkt des Online-Marketings – sondern nach wie vor die „Visitenkarte im 72prozentderDeutschensindonline – quer Internet“. durch alle Gesellschafts- und Altersschichten. Das Internet revolutioniert Geschäftsmodelle, Dass bei den 14- bis 29-Jährigen 95,8 Prozent die Kommunikation und das Marketing. Auch über eine Internetzugang verfügen, ist kaum für mittelständische Busunternehmer sind eine verwunderlich. Interessant ist hingegen, dass klare Internet-Strategie, ein optimaler Webdie Quote der Onliner zwiAuftritt und die kreative Nutzung der für das schen 60 und 69 Jahren fOtOs xxx uchmaschinenmarketing, Twitter, Online-Anzeigen, eine Firmenpräsenz auf Facebook oder Xing, E-Mail-Newsletter, Blogs und Foren… Die Möglichkeiten, im Internet auf sein Unternehmen und seine Dienstleistungen aufmerksam zu machen, sind vielfältig. Doch längst nicht alle sind für Busunternehmer heute sinnvoll. Bevor über mehr oder weniger komplexe Online-Aktivitäten nachgedacht wird, sollte als 10 OmnibusRevue 11.2010 Ma nag ement Text Eva Elisabeth Ernst Fotos S. Hofschläger/pixelio (Hand), Peter Kirchhoff/pixelio (Browser), privat bereits 54 Prozent beträgt und bei den über 70-Jährigen immerhin ein knappes Viertel Anschluss an das Internet hat. Die Zahlen stammen aus dem (N)Onliner-Atlas 2010, der Initiative D21, die regelmäßig den „digitalen Graben durch Deutschland“ vermisst. Wie hoch die Quote der Busunternehmen ist, die mittlerweile über eine Website verfügen, darüber gibt der (N)Onliner-Atlas leider keine Auskunft. Die Zahl der Internet-Abstinenzler unter den Busunternehmern dürfte allerdings verschwindend gering sein. Doch nur mit ein paar bunten Seiten „drin“ zu sein im Internet, das genügt nicht mehr. Je stärker sich das World Wide Web auf allen Ebenen des Privat- und Beruflebens etabliert, desto wichtiger wird der digitale Unternehmensauftritt. Denn auch die Stammkunden eines Busunternehmens besuchen dessen Website, wie Dieter Metz von Komm-mit-Reisen in Sonthofen berichtet: In den ersten neun Monaten 2010 wurden bei der „Komm mit“ Morent GmbH & Co KG über 1.400 Busreisen online gebucht, Tendenz weiter steigend, nachdem der Internet-Auftritt des Sonthofener Busunternehmens Ende 2009 neu gestaltet wurde. „Bis dahin haben wir das Thema Internet so vor sich hindümpeln lassen“, erinnert sich Metz. Das Ende des Dümpelns hat sich gelohnt: Seit Jahresanfang verfünffachte sich die Zahl der Online-Besucher. „Unsere Musical-Seiten werden pro Tag bis zu 200 Mal angeklickt“, so Metz. Dass nicht nur neue Kontakte auf das Busunternehmen aufmerksam werden, ­sondern auch die Stammkunden das Internet-Angebot nutzen, dokumentieren die Online-Buchungen. Sie gehen über ein Buchungsmodul von Easytourist ein, das die Reisedaten über eine Schnittstelle direkt aus der Reiseverwaltungssoftware von Ratio-Software übernimmt. Die sprunghaft gestiegenen Besucherzahlen der Website führt Metz auf die innovative ­Gestaltung und die zusätzlichen Angebote ­z urück, die das Unternehmen nun online Expertentipp Kommunikation aus einem Guss D r . H or s t H ö f f l i n Geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Kommunikationsagentur Dr. Haffa & Partner hat fünf praxis- und mittelstandstaugliche Tipps für eine lohnende Internetpräsenz Benennen Sie einen Internet-Verantwortlichen in Ihrem Unternehmen, der für die laufende Aktualisierung zuständig ist. Das sollte nicht der Auszubildende sein, weil der sich so gut mit Computern auskennt, sondern eine Führungskraft, die Kommunikationsentscheidungen trifft – bei einem kleineren Mittelständler ist das im Zweifelsfall der Chef. 1 Verzahnen Sie Ihre Internet-Aktivitäten mit allen anderen Kommunikationsmaßnahmen. Katalog, Flyer, Anzeigenwerbung: Alles sollte aus einem Guss sein – von der Optik bis hin zur Beschreibung der Angebote. 2 Achten Sie bei der Aufbereitung der Texte für die Website darauf, dass online anders gelesen wird. Lange Textblöcke sind tabu. Füttern Sie die Online-Besucher zunächst mit kurzen Informationshäppchen, die für sich alleine stehen können. Für weitergehende Informationen sollten Sie tiefer verlinken. 3 4. Wenn ein Internet-Besucher via Website mit Ihnen in Kontakt tritt, sollten Sie blitzschnell reagieren. Online-Buchungen, ausgefüllte elektronischen Formulare oder E-Mails, die über eine Info-Adresse im Internet bei Ihnen eingehen, sollten mindestens am selben Arbeitstag beantwortet werden. 4 Lassen Sie sich von guten Unternehmenswebsites inspirieren. Achten Sie darauf, wie Ihnen Inhalte und Aufmachung der Startseite gefallen, ob Sie sich auf der Website gut zurechtfinden und welche „Besonderheiten“ es dort zu entdecken gibt. Wagen Sie einen Blick über den Tellerrand der Busbranche und sehen Sie sich die Internetauftritte großer Reiseveranstalter und Reisebüros sowie anderer mittelständischer Unternehmen mit ähnlichen Zielgruppen an. 5 e­ rgänzt mit einem persönlichen Kommentar. „Die Auswertung der Klickzahlen zeigt, dass diese Rubrik besonders intensiv gelesen wird.“ Ausgesprochen froh ist er allerdings, dass er einen Spam-Filter installieren ließ und zudem jeden Beitrag persönlich frei schaltet. Dadurch wird vermieden, dass Spam-Text ohne jeglichen Zusammenhang zu Komm-mit-Reisen im Gästebuch auftaucht, um für Viagra und Ähnliches zu werben. Die Pflege der Website übernimmt Komm-mit-Chef Dieter Metz selbst: „Nach leichten Startschwierigkeiten macht mir das heute richtig Spaß.“ Einen großen Vorteil der Online-Kommunikation bildet für ihn, dass Änderungen bei künftigen Reisen – etwa bei Hotels oder den Kosten für Flüge und Kreuzfahrten – online ohne großen Aufwand aktualisiert werden können. Außerdem reduzieren die Online-Buchungen und die digitalen Formulare für Anmietanfragen und Reisebewertungen den administrativen Aufwand spürbar. „Auch wenn der Papierkatalog nicht sterben wird, darf ein Busunternehmer das Thema Internet nicht unterschätzen“, so Metz’ Fazit. „Für uns ist es mittlerweile als Vertriebsinstru- Gästebücher auf der Website ermöglichen einen Austausch mit den Nutzern und werden häufig und gerne gelesen ­ ereitstellt. Neben gut gegliederten Informatib onen zu den Reisen, inklusive Suchfunktion, gibt es auf der neuen Website ein elektronisches Gästebuch sowie Formulare für Reisebewertungen und Anmiet-Anfragen. „Beim Gästebuch hatte ich anfangs Bedenken, dass entweder gar nichts oder zu viele Irrelevantes hineingeschrieben wird“, sagt Metz. „Diese Befürchtungen haben sich nicht bestätigt, im Gegenteil: Wir erhalten jede Menge positive Kommentare.“ Die wenigen kritischen Beiträge stellt Metz dennoch ins Gästebuch, meist ment sehr wichtig und trägt dazu bei, neue Kunden zu gewinnen – auch wenn wir Interessenten aus anderen Regionen natürlich kaum weiterhelfen können.“ Als Minimum sollte der Internet-Auftritt die Funktion einer attraktiven und informativen digitalen Imagebroschüre erfüllen. „Kein ­e ngagierter Busunternehmer würde guten ­G ewissens uralte Busse mit Rostflecken, Lackschäden oder fehlerhafter Beschriftung durch die Lande fahren lassen“, sagt Horst Höfflin, Geschäftsführer der Kommunikationsberatung Dr. Haffa & Partner aus München. „Genauso wie eine attraktive Busflotte fungiert auch ein gut gemachter Internet­Auftritt als Werbe­träger für das Busunter­ nehmen. Und genau wie ein Bus muss auch die Unternehmenswebsite regelmäßig ­gepflegt, gewartet und hie und da kräftig aufpoliert werden.“ Für Busunternehmen, die ausschließlich im ÖPNV arbeiten, kann eine statische Website durchaus ausreichen, um Flagge zu zeigen. „Doch selbstverständlich müssen auch hier Änderungen, etwa beim Fahrplanwechsel, sofort eingepflegt werden“, sagt Höfflin. „Im Grunde sollten massive Verspätungen und Ausfälle ebenfalls via Website gemeldet ❯ OmnibusRevue 11.2010 11 Management Marketing 2.0 Das sollte ins WWW Egal, ob dynamische Website oder statische „Visitenkarte“: Diese Hintergrundinformationen jenseits der eigentlichen Produkte und Angebote sind mittlerweile Standard und sollten auf keiner Unternehmenswebsite fehlen: ❯Die Chefs: Vorstellung der/des Unternehmers und/oder des Managements mit vollem Namen, Bild, Funktion und eventuell einige Eckdaten des Lebenslaufs ❯Das Team: Bei kleineren Unternehmen kann auch das Team vorgestellt werden – oder zumindest die Mitarbeiter mit Kundenkontakt, wie Busfahrer, Reiseleiter, Bürokräfte ❯Die Historie: Präsentation der wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte Kurzprofil: Eine Beschreibung des Unternehmens mit Leistungsspektrum, Spezialisierungen, Tochtergesellschaften, Kooperationen und Partnerschaften, Daten und Fakten (Gründungsjahr, Anzahl der Mitarbeiter und Busse, gegebenenfalls Umsatzentwicklung, …) ❯Aktuelles: All die Neuigkeiten, die ein Busunternehmer seinen Kunden am liebsten persönlich erzählen würde, wie etwa die Ankündigung von Kundenveranstaltungen, Auszeichnungen, neue Mitarbeiter, neue Busse, weitere Investitionen, neue Destinationen, Linien… ❯Das Thema Sicherheit: Alle sicherheits­ relevanten Maßnahmen inklusive Fahrerausund -fortbildungen sowie die entsprechenden Ausstattungsmerkmale der Busflotte. ­ erden – dann kommt allerdings schon wiew der eine gewisse Dynamik ins Spiel.“ Dass eine Unternehmenswebsite stets auf dem neuesten Stand sein muss, klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Doch in der Praxis ­finden sich auf den Internet-Seiten zahlreicher Busunternehmer immer wieder Ankündigungen von Reisen, die schon Monate zurück- Wer mit Komm-mit-Reisen auf Fahrt gehen möchte, kann sich online über die Reisen informieren und diese auch buchen 12 OmnibusRevue 11.2010 liegen. Manchmal wird den Besuchern auch noch im Februar ein gutes neues Jahr gewünscht und unter „Aktuelles“ ist der jüngste Eintrag zwei Jahre alt. Das macht keinen guten Eindruck und trägt nicht dazu bei, das Vertrauen in die Professionalität eines Bus­ unternehmens zu stärken. auch online sofort zu finden und vielleicht auch zu buchen sein. Ein elektronischer Newsletter muss immer wieder auf die entsprechenden Netzseiten verlinken“, erklärt Höfflin an einigen Beispielen. Welche Komponenten ein moderner InternetAuftritt eines Busunternehmens jenseits der Basics (siehe Kasten auf dieser Seite) enthalten muss, hat für Horst Höfflin zweite Priorität. „Wirklich relevant ist nämlich die Frage, was ein Busunternehmer mit seiner Website erreichen will.“ Dass das Reiseprogramm online veröffentlicht wird, sollte für einen Busunternehmer, der in diesem Segment arbeitet, selbstverständlich sein. Dass er seine Webadresse auf Bussen, Katalogen und bei sämtlichen sich bietenden Gelegenheiten veröffentli- Neben der Aktualität ist die Nutzerfreundlichkeit eine weitere Mindestanforderung an einen Internet-Auftritt. Allerdings sollten sich nicht nur die Besucher der Website mittels klarer Menüführung und sinnvoll gegliederter Informationen gut und schnell zurechtfinden. „Auch die Pflege der Website darf nicht allzu kompliziert sein“, weiß Kommunikationsfachmann Höfflin. Denn wenn Aktualisierungen fast schon eine Strafarbeit sind, steigt die ­Gefahr, dass sie immer wieder aufgeschoben werden und die Inhalte langsam, aber sicher veralten, weil keiner Zeit und Lust hat, sich damit zu beschäftigen. ­Eine Agentur mit den lau- Durch die neue Internetseite fenden Aktualisierungen verfünffachte sich die Zahl zu beauftragen, dürfte ­eine zwar bequeme aber der Online-Besucher | Dieter Metz eher kostenintensive Variante darstellen. Und eine in den meisten fällen cht, ebenso. Doch ob unnötige: „Gute Websoftware kann heute es darüber hinaus grundsätzlich auch von Laien bedient wersinnvoll ist, in Suchden“, fasst der Kommunikationsexperte zumaschinenmarketing sammen. zu investieren, auf ­Facebook oder Xing Für das Grundkonzept oder eine Neuauflage der vertreten zu sein, ob ein elektronischer NewsWebsite empfiehlt Höfflin allerdings die letter, ein Blog oder ein Forum der beste Weg ­Zusammenarbeit mit Profis. Neben der opist, mit seinen Kunden in den elektronischen tischen Überarbeitung ist es in diesem Fall Dialog zu treten, das hängt nicht zuletzt von mehr als empfehlenswert, sich mit der Funkden Unternehmens- und Werbezielen ab. Mehr tion der Website als Teil der Kommunikationsdazu folgt in der nächsten Ausgabe der OMNImaßnahmen zu beschäftigen. Denn wie die BUSREVUE. Busbeschriftung, der gedruckte Katalog oder Sich ohne dieses strategische Grundgerüst in Anzeigen im Lokalblatt ist auch der Internetdas Thema Online-Marketing zu stürzen, Auftritt Teil der Unternehmenswerbung. „Im bringt laut Höfflin wenig. „Das ist dann so, als Internet sollten die gleichen Informationen zu wenn ich mir einen Porsche kaufe, obwohl ich finden sein wie im gedruckten Katalog. Wernicht weiß, wo ich hin will, aber auf jeden Fall den Reisen per Anzeige beworben, sollten sie schneller dort sein möchte.“ ■ Fotos Peter Kirchhoff/pixelio (oben), Komm-mit-Reisen ❯Ein