Schwermetalle- die Langzeitgifte Als Schwermetalle werden die chemischen Elemente mit metallischem Charakter (Glanz, elektrische Leitfähigkeit) bezeichnet, die eine Dichte über 5g/ cmbesitzen. Viele von ihnen spielen eine traurige Rolle als Umweltgifte mit oft verheerenden Auswirkungen. Ihren Eigenschaften und Wirkungen ist deshalb dieses Kapitel zugedacht. Überall in der Natur kommen Schwermetalle vor. Schon als vor Millionenvon Jahren die Gesteinshaut der Erde sich bildete, waren sie mit von der Partie. An vielen Stellen wurden sie in die sich bildenden Gesteine eingelagert, meist in sehr geringen Konzentrationen, manchmal aber auch in stärkerer Anreicherung. Wo solche metallreichen Gesteine an die Erdoberfläche treten, sind sie der Verwitterung und Abtragung ausgesetzt, wobei natürlich auch die Metalle ausgelaugt und abgeschwemmt werden können. Dies geschieht seit Urzeiten und ist verantwortlich für den' "natürlichen schwermetallgehalt" von Flußwasser, Sediment und Böden und damit auch aller Lebewesen, die mit diesen in Berührung kommen. Diese "natürlichen Gehalte" sind sehr gering, in Flüssen im Bereich weniger Mikrogramm Metall pro Liter Wasser. Die Lebewesen der Flüsse können trotz der auch von diesen geringen Gehalten ausgehenden Einwirkungen überleben und sich entfalten, da sie in der Lage sind, sich an wechselnde Umweltbedin, gun gen anzupassen. Diese Anpassung 134 vollzieht sich durch allmähliche Veränderung der Arten im Wechsel vieler Generationen, worüber in der Regel Jahrtausende oder sogar Jahrmillionen vergehen. Während dieser Anpassung der Arten bleiben viele Lebewesen, die den veränderten Bedingungen nicht gewachsen sind, auf der Strecke; nur die für bestimmte Bedingungen am besten Ausgerüsteten überleben. So kommt es, daß in einer ganz bestimmten Umweltsituation, gekennzeichnet z.B. durch Klima, Gestein, Boden, Lebensraum und eben auch Schwermetallgehalt des Wassers, nur einige wenige Arten von Lebewesen gedeihen können. Die einzelnen Arten hängen in ihrer Entwicklung und Entfaltung sehr eng voneinander ab und erreichen in einem intakten Lebensraum bald ein stabiles Gleichgewicht in der Verteilung der Lebewesen ("ökologisches Gleichgewicht"). Werden die Umweltbedingungen durch den Eingriff des Menschen drastisch verändert, so gerät das Gleichgewicht aus den Fugen: Eswird nur noch wenige unempfindliche Arten. geben, die sich dafür aber masssenhaft entwickeln; bei besonders krassen Eingriffen wird örtlich jedes Leben erlöschen. An der EIbe ist dieses natürliche Gleichgewicht schon lange gestört. Nur eines von vielen Zeichen dafür ist das Verschwinden zahlreicher Fischarten wie Lachs, Stör, Stint, Schnepel oder Neunauge und die offensichtliche Vergiftung von Aalen und Flundern. Doch zurück zu den Metallen! Die metallhaitigen Gesteine an der Erdoberfläche sind heute auch dem Zugriff des Menschen ausgesetzt. Vor etwa 3500 Jahren, zur Bronzezeit, kamen die Menschen zum ersten Male mit Metallen in Berührung und lernten ihre Vorzüge kennen und schätzen. Wer sich auf das Erschrnelzen und Verarbeiten der Metalle verstand, genoß damals großes Ansehen. Auch heute noch gieren die Menschen nach den glänzenden Bodenschätzen, so sehr, daß inzwischen auch schon die "ärmeren", also die weniger metallhaltigen Erze ausgebeutet werden und gewichtige Stimmen schon vor einer Erschöpfung der Rohstoffe warnen. Leiderfindet man die gesuchten Metalle selten in reiner, "gediegener" Form. Meist sind sie mit anderen ·-Metallen oder mit Schwefel vermengt oder verbunden, so daß es ausgeklügelter chemischer und physikalischer Verfahren bedarf, um sie von den unerwünschten Begleitstoffen zu trennen und sie in reiner, verarbeitungsfähiger Form zu erhalten. Im Kapitel "Kein Buch mit sieben Siegeln" wird genau beschrieben, wie das funktioniert. Dort erfährt mensch auch, bei welchen Prozessen die oft als unerwünschte Beimengurigen auftretenden Schwermetalle freigesetzt werden und daß dies aus wirtschaftlichen Gründen geduldet wird, da der Einbau vernünftiger Filterund wirksamer Rückhaltemaßnahmen für die Affisogenann- te "unvertretbare Aufwendungen" zur billigloszuwerden und die billigsteMeFolgehätte und die Begleitmetallefürei- thode ist immer noch -trotz Immissionsne lohnende verarbeitung doch meist schutz- oder Abwasserabgaben-Gesetz zu wenig angereichert sind. und der Gebührenfür emittierte "SchadMit den Millionen Tonnen Erzen, die stoffeinheiten" - sie schweben und flierund um den Erdballabgebaut und ver- ßen zu lassen, wie es ihnen gefällt.Sogearbeitet werden, kommen somit auch raten auf kleinem Raum und innerhalb Tausende von Tonnen dieser uner- kurzer Zeittonnenweise Schwermetalle wünschten und unprofitablen Schwer- in die Welt,die sonst noch Jahrmillionen metallean die Erdoberfläche.Jederwirt- in den Gesteinen geschlummert hätten. schaftlich denkende Betrieb ist natür- Den auf diese Weiseerreichten Konzenlich bestrebt, sie möglichsteinfach und trationen zeigen sich die Lebewesenna- türlieh in keiner Weise gewachsen. Sie werden unterschwelligoder akut vergiftet, sie erkranken oder sterben. Weglaufen können sie nicht, da die Schwermetalle ihre Giftwirkungbereits in so geringen Mengen entfalten, daß sieweder zu sehen, noch zu schmecken, noch zu riechen sind. Deshalb sind Schwermetalle im Gewässermeist nur mit Hilfeaufwendiger chemischer oder physikalischer Analysemethoden aufzuspüren. Abb 78: Fischer und Umweltschützet blockieren das Affi-Haupttor 135 Was ist nun so gefährlich an den Schwermetallen? Viele Schwermetalle spielen im Körper eine wichtige Rolle als die aktiven Zentren von Enzymen' (z.B. Eisen, Zink, Kupfer oder Chrom). Diese Enzyme funktionieren nur dann richtig, wenn die Moleküle in einer ganz bestimmten Weise angeordnet sind und dies geht nur dann, wenn das "passende" MetallAtom mit der "richtigen" Ladung, Größe und Reaktivität in diesen Enzymen eingebaut ist. Steht nun ein reaktiveres Metall zur Verfügung,so verdrängt es das "richtige" und das Enzym funktioniert nur noch fehlerhaft, was meist schwere Störungen des Stoffwechsels zur Folge hat. Ein Beispiel dafür ist Cadmium, das Zink aus seinen enzymatischen verbindungen verdrängt. Andere Schwermetalle können Enzyme durch Anlagerung blockieren, so: daß, die feine Regelung der Stoffwechselvorgänge durcheinander gerät. Der Einbau der Schwermetalle im Körper ist meist sehr dauerhaft und einmal aufgenommene Mengen werden nur sehr schwer und sehr langsam wieder ausgeschieden. Die Schwermetalle reichem sich deswegen in den Lebewesen unaufhaltsam an und erreichen dann am Ort der Schädigung im Körper hohe Konzentrationen, die man nach den geringen aufgenommenen Mengen nicht vermuten würde. Der Cadmium-Pegel im Kör1 Enzyme sind "Bio-Katalysatoren" d.h., sie beschleunigen gewisse biochemische Reaktionen im Körper oder ermöglichen sie sogar erst. 136 per eines Menschen nimmt im Laufe eines Lebens um das 30000-fache zu! Mit dieser Anreicherung hängt auch die Zunahme der Schwermetallkonzentrationen im Verlauf der "Nahrungskette" zusammen: In jedem Gewässer befinden sich Kleinstiebewesen (Mikroorganismen), wie z.B.Algen und Bakterien, die mit dem sie umgebenden Wasser in regern Stoffaustausch stehen. Dabei nehmen sie notgedrungen auch im Wasser gelöste Schwermetalle auf und lagern sie in ihrem Körperab. Diedabei erreichten Konzentrationen können leicht das 2DOOD-facheder Giftkonzentration im umgebenden Wasser erreichen. Diese Lebewesen stellen die erste Stufe der Nahrungskette dar. Die zweite Stufe wird erreicht, wenn sie nun etwas größeren Mikroorganismen, wie z.B. Räderoder Wimperntierchen, als Nahrung dienen. Auch diese Tierchen kann man nur mit Hilfe eines Mikroskops erkennen. Sie werden dann wieder von Kleintierchen wie Insektenlarven, Würmern oder Krebschen verspeist. Die Mikroorganismen werden verdaut, die Reste wieder ausgeschieden, allein die Schwermetalle bleiben im Körper zurück, jetzt in noch höheren Konzentrationen. Auf dieser Stufe der Nahrungskette kann schon mal das 100 ODO-fachedes ursprünglichen Giftgehaltes des Wassers erreicht werden. Aber die Anreicherung geht noch weiter: DieLarven, Würmer und Krebsehen werden selbst nämlich wieder verspeist, diesmal von Fischen, die wiederum das Opfer von größeren Raubfischen oder von Vögeln werden. In diesen schließlich sind die Gifte (und nicht allein die Schwermetalle, sondern auch z.B. chlorierte Kohlenwasserstoffe, die sich im Fettgewebe ablagern und auch die beschriebene Anreicherung erfahren) derart reichlich vorhanden, daß ein häufiger Verzehr nach einiger Zeit direkte vergiftungserscheinungen hervorrufen kann-. Auch in unseren Flüssen ist die Verseuchung schon weit fortgeschritten. DieAale,die von Fischern in der EIbe gefangen wurden, sind so voller Quecksilber (und chlorierter Kohlenwasserstoffe), daß ihr Verkauf inzwischen verboten wurde! Natürlich treten auch schon im Verlauf der Nahrungskette und nicht erst an ihrem Ende Schädigungen durch aufgenommene Schwermetalle auf: Die Selbstreinigung des Wassers durch Bakterien wird gestört, das Wachstum von Algen, die während der Photosynthese" den für die Tiere lebenswichtigen Sauerstoff freisetzen, wird gedrosselt, die Lebensvorgänge vieler Kleintiere werden 2 Weithin bekannt geworden sind zwei Fälle katastrophaler Schwermetallvergiftungen in Japan: Im Falle der "Minamata-Krankheit" erlitten viele Menschen durch quecksilbervergifteten Thunfisch schwere Nervenstörungen oder starben sogar; bei der "ttai-ttai-Krankheit" brachten cadmiumhaltige Auswaschungen aus einem stillgelegten Zink-Bergwerk den Menschen Nierenschäden und sehr schmerzhafte Skelettverformungen. Viele starben einen qualvollen Tod. 3 DiePhotosynthese ist ein in grünen Pflanzen, zu denen auch die Algen gehören, ablaufender Prozeß, bei dem die pflanzen die Energie des Sonnenlichtes nutzen, um aus Wasser und Kohlendioxid ihre Körpersubstanz aufzubauen und Energie für ihre Lebensvorgänge zu gewinnen. Bei diesem Prozeß wird Sauerstoff als Nebenprodukt frei. gestört und die Fische werden unterschwellig vergiftet, so. daß sie geschwächt werden und viele Krankheiten nicht mehr abwehren können. Ein großer Teil der Fische in der EIbe leidet unter Hautgeschwüren ("Blumenkohlaale"), die meist tödlich sind, an Flossenfäule oder offenen Wunden. Auch am Grund eines Gewässers, im Sediment, reichern sich die Schwermetalle an. Sie sind dabei besonders an die feinen Ton-und Schlickteilchen gebunden. Aus vielen Becken des Hamburger Hafenswird der Schlick regelmäßig ausgebaggert, um eine schiffsgängige Tiefezu gewährleisten. Dieser Schlick wird dann auf Spülfelder verbracht, obwohl er wegen seiner Giftgehalte auf einer Sondermülldeponie besser aufgehoben wäre (siehe Kapitel "Von der Affi frisch auf den Tisch"). Werden dann später auf diesen Feldern Nutzpflanzen angebaut, so findet sich in diesen natürlich einiges von dem Schwermetallgehalt des Hafenschlicks wieder. Der Verkauf von Getreide und Gemüse von einigen dieser Felder ist jüngst wegen unerlaubt hoher Schwermetallgehalte untersagt worden, allerdings darf das Getreide noch als Viehfutter verwendet werden! Doch damit ist das Problem nicht gelöst, denn Schwermetalle kümmern sich nicht um Grenzwerte und Verbote. Irgendwo wird man sie schließlich wiederfinden, in diesem Falle in den Innereien der Tiere, vor allem in Niere und Leber. Das Bundesgesundheitsamt und die verbraucherzentralen warnen denn auch vor dem allzu häufigen Verzehr von Innereien, da dann mit gesundheitlichen Schäden zu rechnen sei! Abb. 79 Aal mit "Blumenkohl"-Tumoram Kopf Doch auch wer weder Fisch noch Innereien ißt, kann die Aufnahme giftiger Schwermetalle kaum vermeiden. Es genügt schon, Eier von Hühnern zu essen, die mit Fischmehl gefüttert wurden, und das sind nicht die wenigsten. Wohl jeder hat schon mal Eier gekauft, denen ein deutlicher Fischgeruch anhaftete. Überhaupt kommen wir auf so vielen verschiedenen Wegen, über das Wasser, die Luft, die Nahrung, über Farben, Kunststoffe, Keramik, Bremsbeläge oder Saatbeizmittel, mit Schwermetallen in Kontakt, daß sogar die offiziellen Grenzwerte für die maximale wöchentliche Aufnahme bei einigen fast erreicht, im Falle von Blei sogar deutlich überschritten werden! Im Gewässer findet sich nicht nur ein Schwermetall, sondern eine große Vielzahl von ihnen. Das Zusammenwirken mehrerer Metalle im Körper ist noch völligunerforscht, aber es ist damit zu rechnen, daß sich einige von ihnen in ihrer Giftwirkung gegenseitig verstärken, wie dies im Fall von Kupfer und Cadmium schon bekannt ist Auch wenn der Schlick nicht ausgebaggert wird, sind die im Sediment abgelagerten Schwermetalle keinesfalls aus der Welt. Durch sogenannte "Komplexbildner" werden sie nämlich hervorragend wieder herausgelöst. Gerade diese Komplexbildner werden in letzter Zeit immer mehr eingesetzt, z.B. in Galvanisierbetrieben, wo sie Metalle in Lösung 137 halten sollen. Vor allem sind sie aber als Ersatzstoffe für das Phosphat in den Waschmitteln im Kommen (NTA),sodaß auch schon offiziell mit einer erhöhten Herauslösung von Schwermetallen gerechnet wird (über die Herauslösung von Schwermetallen aus den AffiSchlackesteinen, mit denen das Elbufer in weiten Teilen verbaut ist, siehe Kapitel "Wie man aus Schlacke Kohle macht"). Im Folgenden werden die konkreten Giftwirkungen der Schwermetalle auf die Lebewesen beschrieben. In diese Liste sind auch die Halbmetalle Arsen und Selen mit aufgenommen, da auch sie von der Aff emittiert werden und auch von ihnen Schädigungen ausgehen können.(Die Giftigkeit von Arsen ist ja allgemein bekannt). Es werden die Symptome vor allem chronischer Vergiftungen der folgenden Metalle beschrieben: 1. Arsen (As) 2. Blei (Pb) 3. Cadmium (Cd) 4. Chrom (Cr) 5. Kupfer (Cu) 6. Nickel (Ni) 7. Quecksilber (Hg) 8. Selen (Se) 9. Zink (Zn) Giftwirkungenauf den Menschen 1. Arsenist ein Nervengift und bewirkt Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Mattigkeit. Schwäche, in schlimmeren Fällen sogar Muskelschwäche und -schwund sowie Lähmungen. 138 2. Blei lagert sich vornehmlich in den Knochen ab und stört dort die Blutbildung. Dieses führt zu Blutarmut und somit zu Blässe, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Appetitlosigkeit. Außerdem werden Nerven und Hirn irreversibel (unheilbar) geschädigt, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Dies führt zu Psychischen Störungen (leichte Erregbarkeit, schlechte Konzentrationsfähigkeit, Angstzustände und Depressionen, manchmal auch Tobsuchtsanfälle) sowie auch Taubheit der Gliedmaßen, Lähmungen und Sehstörungen. Die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO)empfiehlt, täglich nicht mehr als 430 Ilg Blei aufzunehmen. Die tatsächliche Aufnahme beträgt aber oft schon über 500 Ilg Blei am Tag. 3. Cadmiumreichert sich in Blutreinigungs- und Ausscheidungsorganen (Leber und Niere) an, da es schneller aufgenommen wird, als der Körper es wieder abgeben kann. Die Folgen davon sind irreversible Nierenstörungen (Ausscheidung lebenswichtiger Enzyme und Eiweißstoffe, Schrumpfniere), Störungen des Calziumstoffwechsels mit Calziumverarmurig der Knochen (Schmerzhafte Skelettschrumpfungen,"Itai-Itai-Krankheit"), sowie Störungen der Bauchspeicheldrüse, Magengeschwüre und Blutarmut. Bei ungeborenen Kindern kann das Nervensystem Schaden erleiden. Frauen sind insgesamt empfindlicher für Cadmiumvergiftungen als Männer. Das Einatmen cadmiumhaitiger Stäube führt zur Reizung der Schleimhäute bis zur Geschwürbildung und kann auch Lungenentzündung und Erschlaffung des Lungengewebes (Emphysem) bewirken. Cadmium wird durch Anwesenheit von Kupfer in seiner Wirkung verstärkt. Ca. 97% des Cadmiums im Körper nehmen wir durch unsere Nahrung auf. Der von der WHOempfohlene Grenzwert für die maximale Aufnahme von Cadmium (490 Ilgpro Woche) wird bei uns stellenweise schon erreicht. Bei Schlachtvieh und Pilzen ist die Anreicherung teilweise so stark, daß das Umweltbundesamt empfohlen hat, nur noch sehr selten Innereien oder Wildpilze zu verzehren. In den Nieren älterer Rinder wurden bis zu 40 mg Cadmium pro kg Fleisch gefunden. 1z g davon reichen also für die Wochendosis! Im Laufe eines Menschenlebens steigt der Cadmium-pegel im Körper um das 30.000-fache, bei älteren Menschen in besonders belasteten Gebieten wird die "Wirkungsschwelle" teilweise schon erreicht. Das Umweltbundesamt rechnet damit, daß ca. 0,1 - 1% der über 50-jährigen, das sind 10.000 bis 100.000 Personen, von cadmium bedingten Nierenschäden betroffen sind. 4. Chromist ein Enzymgift und lagert sich in Leber, Nieren, Knochen und Schilddrüsen ab. Chrom verursacht Stoffwechselstörungen , bei höherer Dosis auch Schäden an Leber und Niere. Das Einatmen chromhaltiger Stäube kann zu Bronchial- und Lungenkrebs führen. Eine Wirkung auf den menschlichen Körper ist für Gehalte von 5 Ilg Chrom/I Wasser nachgewiesen. Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung liegt jedoch bei SO Ilg/l. 5. Kupferist für den Menschen relativ harmlos (sehr hohe Dosen führen zu Durchfall, Erbrechen, Stoffwechselstö- rungen und Blutarmut), aber sehr giftig für Mikroorganismen. Die Giftwirkung von Cadmium und Zinkwird durch Kupfer verstärkt. 6. Nickelwird vor allem mit der Luft eingeatmet und führt zu Hautausschlägen und Reizung der Nasenschleimhaut. Besonders gefährlich ist aber die Umsetzung mit Kohlenmonoxid CO{aus Autound Kraftwerksabgasen) zu Nickelretracarbonyl. Dieser Stoff ist wesentlich giftiger als Nickelselbst und bewirkt Kopfschmerz, Husten, Schwindel, Lungenschwellung und auch Lungenkrebs. 7. Auch Quecksilber ist ein typisches Nervengift. Besonders gefährlich ist dabei eine organische Verbindung, die aus Quecksilber durch die Tätigkeit von Bakterien entsteht,besonders in erwärmten (Kühlwasser) und nährstoffreichen Methyl(Klärwerk) Gewässern: dacht. 9. Zinkkann zu verdauungsstörungen und Arteriosklerose sowie zu Schäden am ungeborenen Kind führen. Durch Zink wird die Giftwirkung von Cadmium verstärkt. Giftwirkungen auf andere Lebewesen 1. Arsenwirkt ab Konzentrationen von 2000 Ilg/1im Wasser giftig für Mikroorganismen und plattwürmer. 2. Blei wirkt auch bei Fischen als Enzymgift und bewirkt Blutarmut, Abbau und Schädigung der roten Blutkörperchen. Ab 100 Ilg/1 Bleigehalt im Wasser werden Mikroorganismen geschädigt. 3. Auch Cadmiumwirkt als Enzymgift. Ab 10 I!g/l Cadmium im Wasser werden Mikroorganismen, Plattwürmer und fische (Verkleinerung der roten Blutkörperchen) vergiftet. Die Wirkung von Kupfer wird durch Cadmium verstärkt. 4. Chrombewirkt eine Verätzung von Fischkiemen und ist außerdem giftig für Plattwürmer, Algen und Bakterien. Eine Schadwirkung ist ab 30 Ilg/1 Chrom im Wasser nachgewiesen. Abb. 80: Haut-Tumoram Maul einer Kliesche. Quecksilber. Methyl-Quecksilber setzt sich in Hirn und Rückenmark fest und bewirkt psychische Schäden: Erregbarkeit, Händezittern, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisschwund, Sehstörungen, Kräfteverfall, "Minamata-Krankheit" , auch der Tod ist möglich. Dabei sind ungeborene Kinderbesonders gefährdet, da sie das Gift stärker als die Mutter anreichern. Die Folge sind starke Mißbildungen und Fehlgeburten. Die Elbaale sind so mit Quecksilber verseucht, daß sie nicht mehr verkauft werden dürfen; 200 g davon reichen für die wöchentliche Höchstdosis. die n~ch der WHO noch unbedenklich sein soll. 8. Selen bewirkt Leberschäden, Verdauungsstörungen, nervöse Reizungen und Depressionen sowie Hautentzündungen. Außerdem steht es unter Krebsver- 139 5. Kupfer ist extrem giftigfür Algen,Pilze und Bakterien. Wegen dieser Wirkung wird es oft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt Die Giftwirkung beginnt schon bei Konzentrationenvon 10 /lg/l Kupferim Wasser. Durch Kupferwird deshalb die Selbstreinigung des Wassers im Fluß,aber auch in biologischen Kläranlagengehemmt. Durch Kupferwerden außerdem die Kiemen der Fischeund ihr Blutgeschädigt. 6. Nickel ist ein starkes Fischgiftund außerdem giftigfür Plattwürmer. 7. Quecksilber wirkt auf Wasserorganismen extrem giftig,in bestimmten organischen Verbindungen schon ab 1 /lg/l Quecksilberim Wasser. Quecksilber bewirkt eine starke Hemmung der Selbstreinigungdes Wassers. VieleFische sind durch Vergiftungenso angegriffen und geschwächt, daß sie leicht Opfer anderer Krankheiten (z.B. "Blumenkohl-Geschwüre" bei Aalen) werden. 8. Selen ist für Wasserorganismen weniger giftig. Eine Schadwirkung ist für Konzentrationen ab 2000 /lg/l Selenim Wasser nachgewiesen. 9. Zink ist sehr giftigfürFischbrut(ab 10 /lg/l), Algen (ab 100 ug/l) und Plattwürmer. Auch Zink bewirkt eine Hemmung der Selbstreinigung des Wassers. 4. 4-Kupferhaltige Schädlingsbekämpfungsmittel gehören z.B. zur Produktpalette der Norddeutschen Affinerie. 140 Abb. 81 Kliesche (Nordsee-Plartftschl mit Hautgeschwüren. In der deutschen Bucht nahe der Elbrnün- AlltäglicheBeschwer- den Esist deutlich zu sehen, daß Schwermetalle überall in der Umweltihre vielfältigen Giftwirkungen entfalten. Sind sie einmal in die Umweltgelangt, so ist es praktisch unmöglich,sie wieder zurückzuholen oder unschädlich zu machen. Eine "Sanierung" muß deshalb am Ort des Umgangs mit diesen Stoffenbeginnen, eine Emissionauf jeden Fallvermieden werden. Durch die vielfältigen Belastungen in unserer industrialisierten Welt und eben auch durch die inzwischen allgegenwärtigen Schwermetallewerden wir dung leidet fast jede zweite Kliesche an derartigen Ge· schwüren. alle von Beschwerden und Krankheiten geplagt, die zwar nicht "richtig schlimm" sind, die uns aber auf Dauer das Leben vermiesen können: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenhelt, Konzentrationsschwäche, Nervosität und die ständig häufigerauftretenden Allergien lassen Millionen von Menschen täglich in die Apotheken strömen, um mit Schmerz-,Beruhigungs oder Aufputschmitteln Abhilfezu schaffen. Wer sagt eigentlich, daß diese" Alltagsbeschwerden" normal sind, sozusagen "zum Leben dazugehören" und als unvermeidbar hingenommen werden müssen ... Abb. 82 Schw@rletallgehalte in Gewässern in pg/l Gewässer NatürlicherBehalt eines Flussesder geläBigtenKli.azone(nachJ.NöIte, 1985undARGE EIbe, Arsen Blei CadlliulIl ehrot Kupfer 10 15 0.16 SO 100 10 30 10 4 0.5 10 10 3 Nickel 3 Zink 10 1983) Grenz gehalt, von du ab mit Giftwirkungauf verschiedene lebewesen zu rechnenist (Hyg.lnst.,Gelsenkirchen1971) Gehaltder EIbe bei Ha.burg 10 10 80 (ARGE ELBE,1983) Gehaltdes MüggenburgerKanals 11-70 10-285 4-10 11-37 30-1090 7-45 50-450 (J. Nölte, 1985) Spitzengehalte in den Einläufender Affi (Kapi tel 'Mess- 61000 11400 22000 2430 750000 276000 670000 werte' undJ.Nölte, 1985) Alles ist aus dem Wasser entsprungen! Alles wird durch das Wasser erhalten! (J.W.v. Goethe) Und alles wird ins Wasser reingeworfen! 141