Der interaktive Benutzer Architektur + Energieplanung Visiobau Architekturbüro stv Bahnhofstrasse 19/20 9313 Muolen www.visiobau.ch Der im Technikraum befindliche Server ist für das sogenannte «Monitoring» zuständig. Um den Besitzern einen kontrollierten Energieverbrauch zu gewährleisten, räumt man ihnen die Möglichkeit ein, die darauf befindlichen Daten jederzeit einzusehen und gegebenenfalls darauf entsprechend zu reagieren. Das Monitoringsystem zeigt den berechneten Zielwert und den Verbrauch der eigenen Wohnung und zusätzlich den Durchschnittswert des realen Verbrauchs der anderen Wohnungen. Mit der Elektromobilität im Hinterkopf haben die Architekten je einen Doppel-Parkplatz im Garagentrakt mit einer 16-Ampere-Anschlussdose versehen. Den Anforderungen des gewählten Baustandards sind sie nicht geschuldet. Einzig der eigenen Erwartungshaltung. KLARER FENSTER a l l e s k l a r. Fenster Klarer Fenster Gröblistrasse 14 9014 St. Gallen SG vis obau arch tekturbüro stv Lichtkonzept Gekonnt hinterleuchtet Auffallend ist das Lichtkonzept der Wohnungen, auf das die neuen Eigentümer durchaus hätten Einfluss nehmen können. Wollten sie jedoch nicht. Stattdessen begeisterten Sie sich für das Konzept der Planer einer klugen Anordnung der vollständig integrierten Leuchtkörper. Durch die Nähe zu Wandscheiben oder Verglasungen, entwickelt sich ein Spiel mit der Reflexion um den Raum ausreichend zu beleuchten. Verantwortlich dafür zeigen sich ausschliesslich verbrauchsarme 6 bis 8-Watt-LED-Leuchten. Sie erzeugen an den geeigneten Stellen ein behagliches Licht. Ein angenehm Stilvolles. Verwunderlich ist es nicht, dass der Architekt Stefan Truog in diesem Gebäude ebenfalls eine neue Heimat gefunden hat. Man kann es als Bekenntnis für ein momentan steigendes nachhaltiges Bewusstsein in der Gesellschaft deuten. Vielleicht auch einfach als Zeichen der Anerkennung für die eigens geformte technische Ästhetik. Allgemeine Informationen Technische Informationen ® Geschäftsstelle MINERGIE Steinerstrasse 37 3006 Bern Tel. 031 350 40 60 Fax 031 350 40 51 [email protected] www.minergie.ch Fassade + Terrassenbrüstung Bruag AG Bahnhofstrasse 8 8594 Güttingen TG Energiemonitoring-Lösung pi-System GmbH Wassergrabe 14 6210 Sursee LU Luftdurchlässigkeitsmessungen Clicon AG Rorschacherberg Seehaldenstrasse 24 9404 Rorschacherberg FaJ \März 2013 \ Auflage 5000 Ex. Beteiligte Controlling Mehrfamilienhaus nach MINERGIE-A-ECO® Ein Plusenergiehaus für St. Gallen PRAXISBEISPIEL ] MINERGIE-A® für Modernisierungen ] Fleissige Energieproduzenten ] 100 % erneuerbare Energien ] Die Bewohner interagieren mit dem Gebäude ] Verbesserte Lebensqualität MINERGIE-A-ECO®-Mehrfamilienhaus in Abtwil (SG-001-A-ECO). (Foto: Sabrina Scheja) Objekt Standort Fertigstellung Kategorie Technische Daten Abtwil Oktober 2012 Mehrfamilienhaus Energiebezugsfläche ca. 1130 m2 Heizung 100 % Wärmepumpe Erdwärmesonde Warmwasser 39 % Solarenergie thermisch 61 % Wärmepumpe Erdwärmesonde U-Wert Steildach 0,12 W/m2K U-Wert Boden 0,20 W/m2K U-Wert Fassade 0,17 W/m2K 2 U-Wert Fenster 0,69 W/m K bis 0,91 W/m2K U-Wert Verglasung 0,60 W/m²K Heizwärmebedarf 16,78 kWh/m²a (ohne Lüftung) 7,08 kWh/m²a (mit Lüftung) Gebäudehüllzahl 1,47 Publikations-Partner ® MINERGIE Agentur Bau St. Jakobs-Strasse 84 4132 Muttenz Tel. 061 467 45 10 Fax 061 467 45 43 [email protected] energieagentur st.gallen SG-001-A-ECO Ausgangslage Erscheinung Als Zeichen für ein zukunftsweisendes Denken In optischer Zurückhaltung Die Sonnenbergstrasse in Abtwil führt zum ersten MINERGIEA-ECO®-Gebäude im Kanton St.Gallen. Im Oktober 2012 wurde das vom Architekturbüro Visiobau realisierte Mehrfamilienhaus in der Gemeinde Gaiserwald eingeweiht. Ein positiver Fingerzeig für den Kanton, in dem die Energie noch zu 75 % aus Atomenergie bezogen wird. Hinter dem Label MINERGIE-A-ECO® versteckt sich der Begriff Plusenergiehaus. Mit dieser Auszeichnung geht die Einhaltung enger Vorgaben von Minergie einher. Prinzipiell erwirtschaftet ein MINERGIE-A®-Gebäude ebenso viel Energie, wie es verbraucht: es erreicht in der Energiebilanz eine schwarze Null. Der Energiebedarf für Raumbeheizung, Warmwasseraufbereitung und Komfortlüftung wird dabei ausschliesslich durch erneuerbare Energien gedeckt. Zu ihnen zählen Sonnenenergie, Erdwärme, Aussenluftwärme und Biomasse (beispielsweise Holz). Zur Energieerzeugung werden auf dem Dach angebrachte Photovoltaikflächen benutzt. Primär gilt es den Eigenbedarf zu decken. Überschüssige Energie, sprich Plusenergie, wird anschliessend an das angebundene Netz abgegeben. Die graue Energie beschreibt den Anteil der nichterneuerbaren Energie um einen Baustoff herzustellen bzw. ein Bauteil zu konstruieren. Um dem ökologischen Charakter des Gebäudes gerecht zu werden, wurde diese möglichst gering gehalten. Im Vordergrund steht der Bau als Gesamtkonzept. Bauten mit bescheidener Dämmung und grossflächigen Sonnenkollektoren können durchaus ähnliche positive Leistungen erzielen wie Bauten mit hochwertiger Dämmung und geringer Solarfläche. Per 2013 ist es möglich, neben Neubauten auch bestehende Gebäude infolge von Modernisierungen mit dem Zertifikat MINERGIE-A® zu versehen. Der südliche Gebäudebereich, welcher sich mit grosszügigen Fensterfronten öffnet, garantiert den Bewohnern einen eindrücklichen Blick in die Landschaft. Die geschosshohen Verglasungen erreichen einen U-Wert von 0,60 W/m²K. Hauptsächlich horizontal ausgerichtet, wird der Bau nur gelegentlich von vertikalen geschossübergreifenden Elementen unterbrochen. Der umfassende Hang zum optischen Understatement entpuppt sich schliesslich als Fingerzeig auf die bewussten Stärken im Innenleben des Gebäudes. Konstruktion Die inneren Werte zählen Die Nordseite des Gebäudes mit dem im Aussenraum befindlichen Treppenhaus. (Foto: Sabrina Scheja) Haustechnik Eine positive Bilanz Das Mehrfamilienhaus in Abtwil gewinnt Sonnenenergie über eine mit 30 kWp betriebene im Süd- und Südostdach integrierte Photovoltaikanlage. Auf das Jahr sind es 30 000 kWh. Damit ist der jährliche Energiebedarf von 29 000 kWh für Heizanlage, Lüftung, Warmwasser und auch Haushaltsstrom entsprechend abgedeckt. Nebenbei erzielt das Gebäude noch Gewinn. Der Energiebedarf teilt sich wie folgt auf: 3 % Heizwärmebedarf, 6 % auf die Lüftung, 9 % auf das Warmwasser, 2 % Hilfsenergie, 43 % Haushaltstrom. Ein herkömmliches Gebäude verschluckt beispielsweise alleine für das Heizen 40 000 kWh. In den sonnenarmen Monaten wird Energie für den Betrieb der Erdwärmepumpe und Haushaltsgeräte aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen. Über vertikal ausgerichtete fassadenintegrierte Sonnenkollektoren findet die Warmwasseraufbereitung statt. Im Herzen des Gebäudes, dem Technikraum des Kellertraktes, wird die mit der Erdwärmesonde verbundene Wärmepumpe betrieben. Auf den ersten Blick wirkt der Neubau unscheinbar. Der Eindruck der Zurückhaltung täuscht. Um sich dem Ortsbild anzugleichen, wurde für den Mantel das Fassadensystem Formboard top pine gewählt. Die gelaserten und mit einem Bronze-Ton beschichteten Holzwerkstoffplatten passen sich so auch farblich ideal dem Ortsbild an. Die 18 mm starken Platten bilden horizontal umlaufende Bänder, welche auf den Terrassen im perforierten Zustand in Absturzsicherung und Sonnenschutz übergehen. Die 10 mm dicken senkrecht angeordneten Platten lassen die Fensterbänder zurückhaltender erscheinen. Fassadenintegrierte Sonnenkollektoren sind für die Warmwasseraufbereitung zuständig. (Foto: Sabrina Scheja) Das Gebäude erstreckt sich über 3 Geschosse mit zusätzlichem Kellergeschoss und angeschlossener Tiefgarage. Über das nördlich gelegene Treppenhaus, welches gleichzeitig das Gebäude optisch öffnet, sind die Ebenen zu erreichen. Pro Geschoss sind 2 Wohnungen integriert. Als 3 ½-Zimmer- und 4 ½-Zimmer-Wohnung sind diese auf der Attikaebene ausgebildet. Auf dem Erd- und Obergeschoss sind sogar 5 1/2-Zimmer je Wohnung reserviert. Der Heizwärmebedarf beschränkt sich auf 7,08 kWh/m2a. Ein herkömmlicher Neubau bewegt sich bei etwa 55 kWh/m2a. Die installierten Haushaltsgeräte sind durchweg mit der höchsten Energieeffizienzklasse versehen. Jeder Wohnung wurde ein eigener Technikraum verpasst. In diesem befinden sich neben der an das Warmwasser angeschlossenen Waschmaschine auch Elemente der Lüftungsanlage, welche einen thermisch wirksamen Luftvolumenstrom von 0,32 m3/m2h aufweist. Die Entsorgung der Abluft erfolgt standardmässig über das Dach. Die Zuluft wird von jeder Wohnung über das im Aussenraum befindliche Treppenhaus eingeholt. Um den Anteil an grauer Energie möglichst gering zu halten, wurden bewusst Zementsteine verbaut. Den Aussenwänden ist ein Ständerwerk vorgesetzt, in den Zellulosedämmstoff aus Altpapier eingeblasen wurde. Die Dämmstärke beträgt 23 cm und die Aussenwände erreichen dadurch einen UWert von 0,17 W/m2K. So verzeichnet sich für das Gebäude eine spezifische graue Energie von 130,67 MJ/m2 (36,11 kWh/m2). Der Grenzwert von 180 MJ/m2 (50 kWh/m2) wurde damit deutlich eingehalten. «Bezüglich des Anteils an grauer Energie ist Zellulosedämmstoff vermutlich eines der besten Materialien, das genutzt werden kann.» erklärt Stefan Truog. Die schadstoffarme Raumluft wird beim Standard Durchgehend integrierte Leuchtkörper. (Foto: Sabrina Scheja) MINERGIE-ECO® sehr hoch gewichtet. Aus diesem Grund wurden die Innenwände ausschliesslich mit mineralischen Abrieben verputzt. «Gebäudeoptimierung ist ein gesamtheitlicher Prozess, bei dem wir versuchen, die heutigen technischen energieeffizienten Möglichkeiten auszureizen und mit unseren architektonischen Vorstellungen in Einklang zu bringen. Das soll auch zukünftig unser Ziel sein.» Stefan Truog (Architekt von Visiobau)