Anämie bei chronischer Nierenerkrankung rechtzeitig behandeln In den letzten Jahren ist ein stetiger Anstieg der Anzahl terminal-niereninsuffizienter Patienten zu verzeichnen. Damit steigt auch der Anteil der Patienten, die neben Erythropoese stimulierenden Faktoren (Epoetinen) auch regelmäßig Eisenpräparate benötigen. Eisenmangel und Eisenmangelanämie sind somit typische Begleiterscheinungen bei chronisch nierenkranken Patienten. So entwickelt sich eine renale Anämie Eine Anämie bei chronischen Nierenerkrankungen wird hauptsächlich durch die verminderte Produktion des in der Niere gebildeten Hormons Erythropoetin (EPO) und der damit verbundenen Störung der Blutbildung verursacht. Regelmäßige Blutverluste während der Dialyse, eine verkürzte Lebensdauer der Erythrozyten sowie ein verändertes Ernährungsverhalten führen zu einer Verstärkung der Symptomatik. Eine Anämie tritt bei den meisten Nierenpatienten relativ früh auf und verschlechtert sich mit dem weiteren Fortschreiten der Nierenerkrankung. Im Frühstadium der chronischen Nierenerkrankung (CKD 3 und 4) sind bis zu 25 % der Patienten betroffen, im Stadium der Dialyse beträgt dieser Anteil bereits 75–95 %.1 Aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung der Gewebe und Organe kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität. Die Anämie führt zu einer erhöhten kardialen Belastung aufgrund einer gesteigerten Pumpleistung des Herzens. 34 Spektrum der Dialyse & Apherese I 04/2014 Wichtige Parameter zur Erkennung einer Eisenmangelanämie bei Nierenkranken Zur Diagnose und Behandlung der renalen Anämie sind regelmäßige Bestimmungen von Hämoglobin, Ferritin und Transferrinsättigung (TSAT) erforderlich. Bei der Erstuntersuchung sollte ein großes Blutbild inklusive der Retikulozyten angefertigt werden. Eine Bestimmung des Erythropoetin-Spiegels ist nicht erforderlich. Eine Anämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration des Blutes bei Frauen auf einen Wert unter 12,0 g / dl abgesunken ist, bei Männern unter 13,0 g / dl. Ferritin gibt Auskunft über den Depoteisenbestand des Körpers. Es zeigt an, wenn die Speicher sich zu leeren beginnen oder bereits aufgebraucht sind. Der Zielwert für Ferritin sollte bei Patienten im Stadium 3 oder 4 bei 100 bis 500 ng / ml und bei Patienten im Stadium 5 bei 200 bis 500 ng / ml liegen. Die Transferrin-Sättigung (TSAT) gibt an, wie viel Prozent des „Eisentransporters“ im Blut mit Eisen beladen sind. Bei einem Eisenmangel ist das Transferrin größtenteils unbesetzt, so dass der Wert sinkt. Normal sind Werte zwischen 20 % und 45 %. Der Eisengehalt im menschlichen Körper wird durch das in der Leber gebildete Peptid Hepcidin reguliert. Hepcidin hemmt die Eisenresorption aus dem Darm. Bei einem Eisendefizit bremst die Leber die Hepcidinproduktion und die Eisenresorption wird gesteigert. Auch die Freisetzung des Eisens aus den Zellen des retikulo-endothelialen Systems (Leber, Milz, Knochenmark) wird durch Hepcidin gesteuert. Das aus dem Abbau der Erythrozyten freigesetzte Eisen wird recycelt und wiederverwertet. Abb. 1 gibt einen Überblick zur Verteilung des Eisens. Therapie der renalen Anämie bereits in der Prädialyse Chronische Nierenerkrankungen und renale Anämien werden immer noch zu spät diagnostiziert und behandelt. Optimal wäre ein frühzeitiger Therapiebeginn bereits im CKD-Stadium 3 und 4, sobald der Hämoglobinwert unter 11 g / dl sinkt. In der Praxis wird dies jedoch meist nicht realisiert. In Deutschland gibt es keine Eisen-fokussierte Richtlinie für die Therapie. Internationale Initiativen empfehlen in ihren Leitlinien2 (KDIGO) die Gabe von intravenösem Eisen bei anämischen Patienten, auch in der Prädialyse. In einer Studie von Valderrabano et al. konnte eindeutig gezeigt werden, dass eine frühzeitige Anämiekorrektur bereits im Prädialysestadium das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren kann.3 Dadurch lassen sich Krankenhausaufenthalte und dadurch entstehende Behandlungskosten verringern. Eine Analyse der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zeigt jedoch, dass insgesamt nur wenige Patienten im Prädialysestadium bereits eine zusätzliche Eisensubstitution erhalten.4 Die Auswertung machte auch deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen dem Stadium der Niereninsuffizienz und der Art der Eisensubstitution besteht. Je höher der Grad der Niereninsuffizienz ist, umso häufiger gelingt es nicht mehr, die Eisenspiegel allein durch eine orale Gabe aufrecht zu erhalten. Orale oder intravenöse Therapie? Die orale Einnahme von Eisen gilt als Erstlinientherapie. Sie ist wirtschaftlich und leicht durchzuführen. Nachteile ergeben sich aus der geringen Resorptionsquote von oralen Eisensalzen (in der Regel nicht mehr als 10 %) und möglichen gastrointestinalen Nebenwirkungen. Deshalb empfehlen die ärztlichen Leitlinien die intravenöse Eisengabe bei Patienten, die orales Eisen nicht vertragen, bei denen dieses nicht wirksam ist oder bei denen die klinische Notwendigkeit besteht, schnell größere Mengen Eisen zuzuführen. Das gelingt mit modernen intravenösen Eisenpräparaten, bei denen die Eisenatome in einer Kohlenhydratmatrix fest gebunden sind (z. B. FerMed®, MonoFer®). Die besondere Galenik dieser Komplexe verhindert die Freisetzung von freiem Eisen, welches oxidativen Stress auslösen kann. Die kontrollierte langsame Freisetzung des Eisens aus diesen Komplexen ermöglicht hohe Dosierungen und einen schnellen Ausgleich des Eisendefizits. Moderne intravenöse Eisenpräparate gelten heute als sehr sicher, anaphylaktoide Reaktionen treten nur sehr selten auf (Abb. 2). Eine Testdosis ist daher nicht erforderlich.5 Obwohl Eisen in vielen Lebensmitteln vorkommt, ist ein Eisenmangel die häufigste ernährungsbedingte Mangelerscheinung. Insbesondere Patienten mit chronischer Nierenkrankheit weisen häufig einen Eisenmangel auf, der schnell zu einer behandlungsbedürftigen Anämie führt, welche sich im weiteren Krankheitsverlauf verschlechtern kann. Die Broschüre bietet diesen Patienten viele Informationen zu einer eisenreichen Ernährung und gibt Hinweise, welche Lebensmittel kombiniert werden können und welche lieber nicht. Eine Auswahl an Rezepten für leckere eisenreiche Gerichte hilft, den erforderlichen Tagesbedarf an Eisen sicherzustellen. Artikel Online 35 Fachwissen in der Nephrologie und Dialyse Mit vielen Illustrationen, Tabellen und leicht verständlichen Texten. 28,99 € Dialyse für Einsteiger, 3. Auflage Für den perfekten Einstieg in die Dialyse Dialyse für Einsteiger ist der perfekte Begleiter für die reibungslose Einarbeitung von Pflegefachkräften. Shunts und Dialysatoren, Dialysierflüssigkeiten, Antikoagulation und die richtige Ernährung von Dialysepatienten – all diese Themen werden verständlich und anschaulich erläutert. Sehr hilfreich zum Einprägen: Die Wiederholungsfragen am Ende jedes Kapitels. Herausgegeben von Gerd Breuch und Willi Servos ET 10/2013 272 Seiten, 74 Abb., kartoniert 28,99 €; 29,80 € (A); 39 SFR ISBN 978-3-437-27792-4 ISBN E-Book 978-3-437-16916-8 19,99 € Spezialwissen Dialyse und Diabetes Die Krankheit Diabetes zu verstehen und pflegerisch richtig vorzugehen ist schon an sich schwierig. Gilt es, gleichzeitig die Grundsätze der Dialyse zu beachten, so ist spezielles Fachwissen gefragt, das weit über die grundständige Ausbildung in der Pflege hinausgeht. Spezialwissen Dialyse und Diabetes vereint zwei hoch komplizierte Fachgebiete in einem Buch. So geht es für Sie besonders schnell: Übersichtlich aufbereitete Informationen und kein langes Nachschlagen in verschiedenen Titeln. Herausgegeben von Gerd Breuch, Eckhard Müller und Bertil Oser ET 2010 240 S., 49 Abb., kartoniert 19,99 €, 20,60 € (A), 27 SFR ISBN 978-3-437-27796-2 ISBN E-Book 978-3-437-59092-4 36 Spektrum der Dialyse & Apherese I 04/2014