GAV-Journal 1-2015

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Journal
1-2015
Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V. (GAV)
Die einheimische und exotische Vogelwelt bildet die
Basis für unsere Arbeit! Die Erhaltung von Vogelarten
in ihrer natürlichen Gestalt und Farbgebung ist unser
erklärtes Ziel
2
GAV-Journal 1-2015
Titelfoto:
Veröffentlichungsdatum 06.06.2015
Karolinen-Fruchttaube (Ducula oceanica ratakensis)
(Foto: Michael Trevor)
Impressum
Herausgeber: Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V. (GAV)
Homepage:
www.GAV-Deutschland.de
Redaktion:
Jörg Asmus
([email protected])
Hans-Joachim Rüblinger ([email protected])
Wir bitten um Zusendung von Manuskripten im Word-Format auf digitalen Datenträgern oder per
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Präsidium der
Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V.
Präsident: Manfred Kästner, Erfurter Straße 4, 99428 Nohra bei Weimar
Telefon: 03643-825120
Fax: 03643-748685
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1. Vizepräsident: Hans-Joachim Rüblinger, Fuhrstraße 5, 61191 Rosbach
Telefon: 0171-7930115
E-Mail: [email protected]
2. Vizepräsident: Sascha Fischer, Zechenhaus 2, 06536 Südharz OT Breitungen
Telefon: 034651-33191 oder 0171-3888244
E-Mail: [email protected]
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Bernd Simon, Damerower Weg 7, 17121 Sassen-Trantow OT Pustow
Telefon: 039998-14515
E-Mail: [email protected]
Koordinator für Erhaltungszuchtprojekte:
Jörg Asmus, Barlachweg 2, 18273 Güstrow
Telefon: 0179-6686031
E-Mail: [email protected]
Mitgliederwesen / Ringstelle: Ramona Heuckendorf, Barlachweg 2, 18273 Güstrow
Telefon: 03843-687645
E-Mail: [email protected]
3
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Rückblick
......................................................................................................................... 4
....................................................................................................................... 6
Manfred Kästner zum 70. Geburtstag
........................................................................... 8
Vergessene Arten - Fallbeispiel Mohrenkopfpapagei (Poicephalus senegalus)
.................. 9
Die Erhöhung des Ansehens der Zucht und Haltung von Brutvögeln
in den natürlichen Formen .......................................................................................... 12
Meine Erfahrungen mit „Drohnenbrut“
...................................................................... 31
Zur Situation der Karolinen-Fruchttaube (Ducula oceanica ratakensis)
auf den Marshall-Inseln ............................................................................................... 32
Probleme bei der Haltung und Pfelege von Gelbbauchastrilden
Beobachtung des Vogelzugs auf der Kurischen Nehrung
................................ 38
.......................................... 41
Haltung und Zucht von Chinasittichen – ein Erfahrungsbericht (Teil 1)
Die Elsterchen
.............................................................................................................. 53
Im GAV-Blickpunkt: Braunkopfliest (Halcyon albiventris)
Termine
.................. 47
............................................... 60
..................................................................................................................... ... 63
Tiervermittlung
............................................................................................................ 65
4
Editorial
Es ist immer besonders erfreulich, wenn
man im Editorial von positiven Ereignissen,
in unserem Fall die GAV betreffend,
berichten kann.
Der Vertrag zum Beitritt des Museum für
Naturkunde Berlin ist von beiden Seiten
unterzeichnet und somit wirksam. Viele
werden sich der Bedeutung nicht ganz
bewusst sein, ein Naturkundemuseum ist
Mitglied einer Gesellschaft von Vogelzüchtern geworden.
Und doch wird dieses freudige Ereignis in
den Tagen des Entstehens dieses Editorials
von einem Naturereignis ungekannten
Ausmaßes überschattet – Zyklon „Pam“
wütete auf Vanuatu. Es ist noch nicht
abzusehen, welches Ausmaß an Zerstörung,
an menschlichem Leid durch Obdachlosigkeit, Hungersnot und fehlenden
Medikamente die Menschen ertragen
müssen. Die Zahl der Toten kann noch
nicht einmal geschätzt werden. Viele Inseln
dieses Inselstaates werden auf Tage und
Wochen unerreichbar bleiben.
allem aus rituellen Gründen. Die großen
flugunfähigen Vögel bildeten ihre Hauptnahrung. Es waren meist großwüchsige
Laufvögel und Rallen.
Als im Jahre 1606 mit dem Portugiesen
Petro Fernández de Quirós der erste
Europäer in spanischen Diensten Vanuatu
betrat, war damit eine zweite Aussterbewelle vorgezeichnet. Dennoch dauerte es
noch mehr als 150 Jahre, bis James Cook,
mit Vater und Sohn Forster im Gefolge, die
Inseln betraten und damit unbewusst für
den Beginn dieser zweiten Aussterbewelle
sorgten. Dennoch verlangsamte sich der
Bevölkerungszuwachs der Europäer, da man
vor den „Menschenfressern“ aus verständlichen Gründen einen gewissen
Respekt hatte.
Im Jahre 1774 wurde ein Exemplar der
Tanna-Erdtaube (Gallicolumba ferruginea)
durch die Forsters geschossen und
beschrieben. Es ist eine der letzten ihrer Art
gewesen, vielleicht sogar die letzte. Die
Tanna-Erdtaube konnte später nie mehr
beobachtet werden und auch der Balg der
geschossenen Taube verschwand unauffindbar.
Von einem Naturereignis hatte ich
gesprochen, das ist sachlich falsch, es wäre
noch vor über 4000 Jahren zutreffend
gewesen. Dann kam der Mensch auf diese
Inseln, nun sprechen wir von einer
Naturkatastrophe, denn Menschen sind in
Mitleidenschaft gezogen worden.
Vanuatu gehört zu den Südseeinseln, die
relativ spät von Menschen besiedelt wurde.
Zur Inselgruppe Vanuatu zählen 83 einzelne
Inseln. Ursprünglich fehlten, bis auf eine
Flughundeart, Säugetiere auf diesen Inseln
fast gänzlich. Es lebten dort relativ große,
meist flugunfähige Vogelarten, die kaum
natürliche Feinde kannten.
Die ersten Menschen, es waren Polynesier
und Melanesier, kamen etwa 1500 v.Chr. auf
die Inselgruppe. Damit verbunden fand auch
eine erste Aussterbewelle auf Vanuatu statt.
Die Eingeborenen entwickelten sich zwar
überwiegend zu Kannibalen, das aber vor
Ptilinopus tannensis
(Aus Gibbs, Barnes and Cox 2001: Pigeons and
Doves)
Bleiben wir bei den Tauben. Heute leben auf
Vanuatu
zwei
endemische
Fruchttaubenarten, die Silberfleck-Fruchttaube
(Ptilinopus tannensis) und die Bakers Kaisertaube (Ducula bakeri).
Dazu die Rotbauch-Fruchttaube (Ptilinopus greyii) und die Pazifik-Fruchttaube
(Ducula pacifica).
5
Es ist ein Zufall, das in diesem Journal auch
über den zur Zeit wohl seltensten Taubenvogel, die Karolinen-Fruchttaube (Ducula
oceanica ratakensis) nach einer Übersetzung
aus dem Englischen von Michael Trevor
berichtet wird. Sie ist eine nahe verwandte
Art der Pazifik-Fruchttaube.
-
Wieviel Individuen dieser Arten sind
direkt ums Leben gekommen?
Stehen noch genügend Fruchtbäume zur Verfügung?
Was ist mit Nistbäumen?
Es sind jahreszeitlich zugelassene
Jagdvögel. Wen kümmern diese
Schonzeiten, wenn der Hunger nagt?
Kann sich in solchen Zeiten überhaupt jemand um den Schutz
bedrohter Vogelarten kümmern?
Die GAV beobachtet solche, für bedrohte
Vogelarten negative Ereignisse auf unserem
Globus sehr genau. Könnten wir nur einen
kleinen Beitrag zur Sicherung solcher Arten
beitragen. Uns fehlt es jedoch an Ausgangsmaterial.
Ich muss an dieser Stelle auch einen Stab für
das
Europäische
Fruchttaubenprojekt
brechen. Auch da haben sich Züchter aus
Europa zusammengetan, um gefährdeten
Fruchttaubenarten ein zweites Standbein zu
schaffen.
Ducula bakeri
(Aus Gibbs, Barnes and Cox 2001: Pigeons and
Doves)
Wenn man weiß, dass mit der SilberfleckFruchttaube, die auch Tanna-Fruchttaube
genannt wird und mit der Bakers Kaisertaube, die auch Kurzflügel-Fruchttaube oder
Vanuatu Kaisertaube genannt wird, zwei
kurz vor der Bedrohung stehende endemische Arten von dieser Naturkatastrophe
auf Vanuatu betroffen sind, darf man sich
auch um die Vogelwelt dieser Inselgruppe
Sorgen machen.
Im Alive des HANDBOOK OF THE
BIRDS OF THE WORLD wird darauf
verwiesen dass diese Arten zu erforschen
sind. Es ist viel zu wenig über sie bekannt.
Wie stark sind solche Arten durch „Pam“ in
Mitleidenschaft gezogen worden.
Gemeinsam mit den etablierten Zoos
verfügen wir über eine „Streitmacht“ für
einen guten Zweck. Eine Vielzahl von Forschungsergebnissen, gerade bei Fruchttauben, werden heutzutage in zoologischen
Anlagen und bei Privatzüchtern gewonnen.
Was wir brauchen ist Gehör und Vertrauen
in der Gesellschaft. Ich gehe noch einen
Schritt weiter, wir brauchen auch Unterstützung durch die Politik und die Abnahme
unserer Fußfesseln durch einen irrelevanten
und kontraproduktiven, aber staatlich
gesteuerten Artenschutz.
Nach unserem Verständnis ist Artenschutz
die Mehrung der Individuen einer gemeinsamen Population, gleich, ob im Freiland
oder im Gehege.
Ihr
Manfred Kästner
GAV-Präsident
6
Rückblick
Liebe GAV-Mitglieder,
im ersten GAV-Journal des Jahres 2015
möchte ich Sie auch wieder über die
wichtigsten Ereignisse der vergangenen
Monate informieren.
Wir haben in den letzten 3 Monaten weitere
Institutionen als Mitglieder der GAV
gewinnen
können.
Der
Vogelpark
Viernheim, der Zoo Schwerin, der Vogelpark
Bobenheim-Roxheim,
der
Vogelpark Schifferstadt und der Zoo
Stralsund sind in dieser Zeit Mitglieder
unserer
Gesellschaft
geworden.
Als
Besonderheit möchte ich an dieser Stelle
aber die nunmehr offizielle GAV-Mitgliedschaft des Museums für Naturkunde in
Berlin bezeichnen. Es ist nicht alltäglich,
dass derartige Einrichtungen mit privat
geführten Verbänden eine Zusammenarbeit
dieser Art pflegen. Ich sehe darin ein
deutliches Zeichen, dass unsere Arbeit auch
in solchen Institutionen Anerkennung
findet.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch
gleich eine Bitte an Sie äußern. Von den
GAV-Mitgliedern werden inzwischen über
800 unterschiedliche Vogelarten bzw. unterarten gehalten. Leider kommt es immer
wieder vor, dass Tiere in unserer Obhut
auch ihr Lebensende finden. So etwas ist
natürlich eine traurige Angelegenheit, die in
ihrer Tragik zunimmt, wenn es sich dabei
um gute Zuchttiere und/oder gar Individuen
seltener Spezies handelt. Ich möchte Sie
darum bitten, dass Sie solche Tiere nicht
einfach vergraben, sondern zunächst tiefgefroren bei sich lagern, um es später dem
Berliner Museum zukommen zu lassen.
Setzen Sie sich in einem solchen Fall bitte
mit mir in Verbindung und ich stelle den
Kontakt zu den Mitarbeitern der ornithologischen Abteilung des Naturkundemuseums her. Irgendwie bekommen wir das
jeweilige verstorbene Tier dann auch nach
Berlin. Auf diese Weise leisten Sie dann
schließlich auch einen kleinen persönlichen
Beitrag für die Wissenschaft!
Die Zahl unserer Fokusgruppen hat sich
ebenfalls erhöht und so kümmern wir uns
inzwischen in 23 derartigen Gruppierungen
um den Erhalt einzelner Vogelarten bzw. gattungen. Vielen Dank von meiner Seite
aus an die engagierten Ansprechpartner und
auch die Mitglieder dieser Gruppen!
Die beiden Arbeitsgruppen leisten in ihrem
Bereich ebenfalls eine gute Arbeit, hier ist
insbesondere die engagierte Arbeit von Peter
Kaufmann zu nennen, der gemeinsam mit
seiner AG Prachtfinken ein erstes Treffen
organisierte und durchführte. In der AG
Prachtfinken wurde kürzlich ein Fragebogen
entworfen, der die Haltungsbedingungen für
Prachtfinken analysieren soll. Der Entwurf
für diesen Fragebogen entstand gemeinsam
mit Frau Dr. Claudia Mettke-Hofmann. Das
nächste AG-Prachtfinken-Treffen wird vom
25.09.-27.09.2015 stattfinden.
Aber auch die noch junge AG Hühnervögel
muss an dieser Stelle erwähnt werden. Mit
Marc Ovelgönne haben wir einen Ansprechpartner gefunden, der sehr kompetent ist
und durch seine guten Verbindungen zur
Wold Pheasant Association (WPA) eine
Zusammenarbeit mit dieser Institution in die
Wege leitet.
Innerhalb unserer Erhaltungszuchtprojekte
hat sich auch einiges ereignet. Hinzugekommen ist hier ein Programm für den
Kaktussittich (Eupsittula cactorum), als dessen
Ansprechpartner fungiert Rudi Prinz.
Das Chinasittich-Programm ist inzwischen
zu einem gemeinsamen Monitoring Programm von der European Association of
Zoos and Aquaria (EAZA) und der GAV
geworden. Hier konzentrieren wir uns nun
gemeinsam darauf die Bestände innerhalb
der europäischen Zoos und der Privathalter
zu bündeln und als eine große Population
bei der Arbeit zum Erhalt dieser Spezies zu
betrachten. Zunächst werden dabei die
Bestände lokalisiert und erfasst. Des
Weiteren wird in Kürze ein Fragebogen
erarbeitet, der die Haltungsbedingungen bei
7
den teilnehmenden Zoos und Privatleuten
erfassen soll.
Neues gibt es auch von unserem EPPASProjekt zu berichten, mit dem wir uns das
Ziel gesetzt haben artenreine und mutationsfreie Vögel der Gattung Agapornis in
deren phänotypischer Ursprungsform zu
erhalten. Am 21.03.2015 fand in Berlin ein
erstes Treffen von Vertretern der spanischen
und deutschen Abteilung unseres EPPASProjektes statt. Bei dieser Gelegenheit
nahmen die spanischen Kollegen auch gleich
einige Agaporniden von Deutschland mit
nach Spanien, die dort für frisches Blut in
den eigenen Beständen sorgen sollen. Aus
der GAV nahmen an diesem Treffen
Ramona Heuckendorf, Manfred Kästner,
Thomas Franke und ich teil.
Die GAV organisierte ein erstes Frühjahrstreffen in Berlin. Am Samstag besuchte
eine Gruppe von GAV-Mitgliedern und
auch -Nichtmitgliedern gemeinsam den
Zoologischen Garten Berlin.
Als Vertreter des Naturkundemuseums
Berlin war über die gesamte Zeit der
Veranstaltung Pascal Eckhoff aus der
Ornithologischen Abteilung anwesend. Im
Zoologischen Garten organisierte Herr Dr.
Ragnar Kühne einen "Fototermin" mit
einem Nördlichen Streifenkiwi (Apteryx
mantelli). Der Zoo Berlin ist einer der
wenigen Zoos weltweit, die mehrere Exemplare dieser Art halten und auch erfolgreich
vermehren. Diese Vögel werden ansonsten
der Öffentlichkeit nicht präsentiert.
Ein nach dem Zoobesuch als gemütliches
Beisammensein deklariertes Abendessen entwickelte sich zu einem langen Abend in
einer sehr angehmen Atmosphäre. Nach
dem ausgedehnten Frühstück begaben sich
die GAV-Mitglieder am Sonntag zum
Naturkundemuseum Berlin. Hier warteten bereits Frau Dr. Sylke Frahnert und
Pascal Eckhoff, die die Gruppe anschließend
durch die nicht öffentlich zugängliche
Vogelsammlung des Museums führten und
sich sehr viel Zeit nahmen die anfallenden
Fragen zu beantworten. Das Naturkundemuseum ist eines der bedeutendsten
Einrichtungen seiner Art weltweit, mit einer
nicht weniger beeindruckenden Geschichte.
Das Naturkundemuseum Berlin ist
Mitglied der GAV.
Als letzte Meldung kann ich Ihnen den
Termin und Ort für unsere GAV-Jahresveranstaltung mitteilen. Wir werden uns an
dem Wochenende 10.10. und 11.10.2015
im Zoo Leipzig treffen. Das genaue
Tagungsprogramm und organisatorische
Dinge werden wir Ihnen zeitnah mitteilen
(Näheres unter Termine). Ich hoffe, dass wir
uns dort dann auch zahlreich zusammenfinden werden. Der Zoo Leipzig wurde als
Veranstaltungsort ausgewählt, weil dieser
Zoo als erste Institution Mitglied der GAV
wurde.
Jörg Asmus
8
Manfred Kästner zum
70. Geburtstag
Wir gratulieren ihm dazu von ganzem
Herzen!
Geboren und aufgewachsen auf dem Lande
im Herzen Thüringens ist Manfred Kästners
Leben von Kindheit an ein Leben mit Natur
und Tieren. Es waren und sind bei weitem
nicht nur Vögel, die sein Leben ausfüllten,
noch heute weiden zwei kleine Herden
Pferde unter seinem Namen in einem
herrenlosen Gelände und Schafe und
Zwergziegen und ein Berner Sennenhund
sorgen dafür, dass er nicht nur an seine
Vögel und an unsere GAV denkt.
Aber natürlich ist er geprägt und nicht zu
trennen von der Vogelzucht.
In die Öffentlichkeit der Vogelzucht trat
Manfred Kästner in den 70er und 80er
Jahren zunächst als Anatidenzüchter. Er hat
zeitweilig oder nacheinander nahezu alle in
Menschenobhut gehaltenen Anatidenarten
gepflegt und mit großem Erfolg vermehrt.
Schon lange vor der „Wende“ war er
federführend
an
Erhaltungszuchtprogrammen
des
seinerzeitigen
DDRZüchterverbands für die Mähnengans und
die Versicolorente beteiligt, zwei Arten, die
infolge der engen Zuchtlinien zu
degenerieren drohten und tatsächlich
„wiederbelebt“ werden konnten. Sein 1994
erschienenes Buch über die Gründelenten
ist bis heute aktuell und kompetent.
Seit den 90er Jahren hat er seine Vogelhaltung schrittweise erweitert und sich mit
großem Aufwand neue Möglichkeiten dafür
geschaffen. Dabei sind ihm viele kleinere
und größere Erfolge gelungen, wie die
regelmäßige Vermehrung des Hirtenregenpfeifers oder des kleinen Brandwebers,
die Haltung und Vermehrung zahlreicher
Fruchttaubenarten, und seine Kollektion an
Grüntauben in etlichen Arten und
Unterarten dürfte kaum ihres Gleichen
finden. Und nun hat er sich auch den
Tangaren zugewendet, und man darf
gespannt sein, was ihm da gelingen wird.
Manfred Kästner hat nie eine sogenannte
„Mutation“ gehalten oder gar erzeugt, seine
ganze Liebe und Verantwortung und mehr
und mehr auch Sorge galt und gilt dem
natürlichen Vogel in menschlicher Obhut.
Mit diesem Ideal hat er sich vorbehaltlos ins
öffentliche Leben eingebracht und dafür
leider oftmals wenig Dank und mancherlei
Unbill erfahren.
Manfred Kästner verkörpert die innigste
denkbare Verbindung von Natur- und
Tierliebe und Vogelzucht. Vom Dachfirst
seines Hauses herab begrüßen einen
gelegentlich Pfeifgänse, die er flugfähig hält,
im Umfeld kann man mit etwas Glück
Lebenszeichen des Steinkauzes erhaschen,
den er wieder ausgewildert hat, im Hause
Kästner werden aus dem Nest gefallene
Schwalben aufgepäppelt und reisefähig
gemacht (und sie kommen im nächsten Jahr
wieder!) oder auch nackte Sperlingsjunge zu
stattlichen Frechlingen und „Sängern“
herangezogen. Und ganz sicher haben wir
keinen Widerspruch zu befürchten, wenn
wir den großen Anteil von Ehefrau Marlies
gerade an diesen Liebesleistungen mit dem
verdienten Respekt bedenken.
Kurzum: Manfred Kästner ist sicher einer
der kenntnisreichsten, erfahrendsten und
verantwortungsbewusstesten Vogelzüchter
unserer Zeit und Verkörperung des Geistes
unserer Gemeinschaft.
Lieber Manfred,
wir wünschen Dir Gesundheit, Wohlergehen, Glück und Freude und Erfolg in
allem, was Du Dir vorgenommen hast und –
nicht ganz uneigennützig – Stärke und
Ausdauer in Deinem Amt.
Dr. Ernst Günther
9
Die vergessenen Arten:
Fallbeispiel
Mohrenkopfpapagei
(Poicephalus senegalus)
Werner Lantermann
Einleitung
Viele Papageienarten gelten heute als
gefährdet oder (vom Aussterben) bedroht
und stehen im Mittelpunkt des internationalen Papageien-Artenschutzes. Und
auch bei einigen Vogelhaltern finden sich
diese bedrohten Arten oftmals ganz oben
auf der „Wunschliste“ (und in den Volieren).
Dazu gehören vor allem manche Amazonenarten (z.B. Gelbbauch-, Taubenhals-,
Blaukappenamazone), indonesische Kakadus
(z.B.
Gelbwangen-,
Orangehauben-,
Salomonenkakadu), verschiedene Ara-Arten
(z. B. Rotohrara, Blaukehlara, Hyazinthara),
einige Loriarten (z.B. Gelbmantellori,
Frauenlori), einige neotropische Sittiche
(z.B. Goldsittich) und andere mehr.
Mittlerweile ist überdeutlich, dass Arten, die
im Freiland besonders stark bedroht sind,
auch zeitgleich das vermehrte Interesse
vieler Vogelhalter finden (vgl. Lantermann
& Schuster 1990).
Neben diesen Beispielen seltener und zum
Teil hochbedrohter Papageienarten gibt es
andere, die zumindest in Menschenobhut
zeitweise häufig waren und gut gezüchtet
werden konnten, deren Liebhaber sich aber
momentan von solchen „Allerweltsarten“
abwenden. So kommt es, dass bestimmte in
Menschenobhut ursprünglich häufige Arten
heute kaum noch in den Volieren gehalten
werden und zum Teil Gefahr laufen, in
hiesigen Haltungen „auszusterben“, zumindest in der Naturform. Ähnlich erging es
seinerzeit der einzigen (und zudem leicht
züchtbaren) Sittichart Nordamerikas, dem
Carolina-Sittich
(Conuropsis
carolinensis),
dessen sterbliche Überreste heute nur noch
in wenigen Museen zu besichtigen sind
(Luther 1995). Über die Gründe für die
züchterische Arten-Auswahl kann (neben
dem oben genannten Aspekt, nämlich dem
Wunsch nach seltenen und aussterbenden
Arten) nur spekuliert werden. Ein Faktor ist
zweifellos die fehlende Attraktivität
bestimmter Arten (z. B. Laufsittiche,
manche Grassittiche, Dickschnabelsittiche
usw. haben farblich nur wenig zu bieten)
und die damit verbundene, kaum mehr
vorhandene Nachfrage, die wiederum den
Preis bestimmt (in diesen Fällen drückt). Ein
anderer Faktor ist das Aufkommen von
Farbmutanten. Arten, die über Jahrzehnte
hinweg keine Farbschläge gebildet haben,
weckten zeitweise weniger Begehrlichkeiten
als solche, die mit blauen, gelben, weißen
und gescheckten Mutanten aufwarten
konnten. Mittlerweile zeichnet sich an
diesem Punkt allerdings erfreulicherweise ein
leichter Trend zur Umkehr ab, d.h. einige
wenige Züchter wenden sich wieder den
Naturfarben zu und werden dabei u.a. von
der GAV sachkundig unterstützt. Allerdings
wird mir von vielen Züchterkollegen berichtet, dass z. B. „grüne“ Ziegen- und Springsittiche, nichtmutierte Pfirsichköpfchen und
phänotypisch wildfarbene Gras- und
Bourkesittiche zeitweise schlichtweg nicht
veräußerbar sind. Ähnliches gilt für manche
Großpapageien (Graupapageien, Blaustirnamazonen) aus Naturbruten, derweil
Handaufzuchten
offenbar
deutlich
bevorzugt werden. Nur ganz langsam
scheint sich dieser Trend wieder
umzukehren. Aus eigener Erfahrung kann
ich bestätigen, dass zumindest wildfarbene
Schönsittiche aus
unserem NeophemaErhaltungszuchtprojekt (Lantermann &
Schmidt 2013) nicht gerade reißenden
Absatz finden.
Ich möchte diese und weitere ungenannte
Arten als die „vergessenen Arten“
bezeichnen, um deren Zukunft es in
deutschen Volieren schlecht steht. Die GAV
hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht, auch die
häufigeren, leicht züchtbaren und damit
weniger teuren Arten in ihren natürlichen
Formen, Farben, Größen und Verhaltensweisen zu fördern und zu erhalten. Dabei
stoßen die beteiligten Züchter allerdings
nicht selten auf verschiedene Schwierig-
10
keiten, die mit dem genetischen Status der
Ausgangsvögel zu tun haben: Denn diese
entsprechen oftmals durch jahrzehntelange
Mutations-, Hybrid- und Selektionszucht
weder im Phänotyp noch im Genotyp dem
freilebenden Ursprungsvogel. Und so
gestaltet sich die Suche nach verbliebenen
artenreinen
Zuchtbeständen
mancher
häufiger Arten (mit z.T. Tausenden von
Nachzuchtvögeln in Menschenobhut) oft
schwieriger
als
beispielsweise
die
Zusammenstellung eines Zuchtpaares von
Rotohraras oder Orangehaubenkakadus,
deren Freilandbestände nach manchen
Schätzungen derzeit unter 4000 bzw. unter
1000 Tieren liegen soll (Juniper & Parr 1998,
IUCN 2015).
Die einschlägigen Internetforen, die Suche
in den Anzeigenteilen der Vogelhalterzeitschriften und eine Anzeige in der
Regionalzeitung erbrachten über mehrere
Monate keinen „Treffer“, so dass sich mir
folgendes Bild bot: Es sind zahlreiche
Mohrenkopfpapageien im Angebot, die
meisten werden jedoch entweder paarweise
(oft als Geschwisterpaare), oder als Jungvögel, oder als Handaufzuchten, oder in den
Unterarten mesotypus und versteri oder als
einzelne Männchen angeboten. Somit stellen
sich mir drei Fragen:
1.
Mohrenkopfpapageien der Nominatform gehörten als Wildfänge bis zum
Ende des Importstopps 2007 zu den am
häufigsten nach Deutschland importierten Papageien überhaupt. Zeitweise
listen
die
Jahresstatistiken
zum
Washingtoner
Artenschutzübereinkommen mehr als 3000 Tiere auf, die
jährlich nach Deutschland eingeführt
wurden
(Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 1984 ff). Wenn man davon
ausgeht, dass ein Großteil dieser Tiere
als Jungvögel gefangen wurde, stellt sich
die Frage, was mit diesen vielen Tieren
geschehen ist – denn der Alterstod
dürfte (bei Vögeln die eine Lebenserwartung von weit über 20 Jahren
haben) inzwischen nur die allerwenigsten ereilt haben.
2.
Wo sind die ganzen „Massen“ von
Tieren, die seinerzeit über die
Importeure
nach
Deutsch-land
gekommen sind, geblieben?
3.
Nach meinen eigenen Recherchen
kamen damals überwiegend als
Nominatform deklarierte Mohrenkopfpapageien nach Europa. Ich habe bis
etwa im Jahr 2000 nie einen
rotbäuchigen Mohrenkopfpapagei der
versteri-Unterart gesehen oder zum Kauf
angeboten bekommen. Lediglich ein beschlagnahmter Import, den ich in einer
staatlichen Auffangstation in NRW
besichtigen durfte, gehörte nach meiner
heutigen Erinnerung zu dieser Unterart.
In loser Folge werde ich künftig über die
„vergessenen Arten“ berichten und für
deren Haltung werben. Im ersten Beispiel
geht es allerdings nicht um eine der häufig
vermehrten Arten mit oder ohne Neigung
zu Farbmutationsbildung, sondern um einen
etwas schwieriger zu züchtenden Vertreter
der Langflügelpapageien, der aber dennoch
zunehmend ins Abseits gerät.
Fallbeispiel Mohrenkopfpapagei
Den Mohrenkopfpapagei habe ich als erstes
Beispiel für die Serie über „vergessene
Arten“ gewählt, weil ich aktuell seit
längerem erfolglos auf der Suche nach einem
geschlechtsreifen, geschlossen beringten
Weibchen der Nominatform aus einer
Naturbrut bin.
Heute werden handaufgezogene Mohrenkopfpapageien beinahe häufiger angeboten als
Naturbruten.
11
Woher stammen also plötzlich die
vielen Vögel der rotbäuchigen
Form? Sie sind – weil farblich attraktiver und besser veräußerbar – derzeit
stärker bei den Züchtern nachgefragt als
Nominatvögel. Hin und wieder werden
außerdem „orangebäuchige“ Tiere
angeboten. Ob es sich dabei um
Vertreter der Unterart mesotypus handelt
oder um intensiv gefärbte Nominatvögel oder gar Mischlinge aus zwei
Unterarten, bleibt dahin gestellt. Hin
und wieder gesellt sich inzwischen auch
ein gescheckter oder ein aufgehellter
(„zimt“) Vogel zu der Angebotspalette
(Asmus & Lantermann 2013).
4.
Das überwiegende Angebot männlicher Einzelvögel – vor allem bei der
Nominatform - in den einschlägigen
Anzeigenportalen wirft die Frage auf,
ob es bei den Nachzuchten ein
Ungleichverhältnis der Geschlechter
gibt, also eine Verschiebung zugunsten des männlichen Geschlechts? Ähnliches ist aus der Zucht
von Agapornis taranta bekannt, wo die
Männchen deutlich in der Überzahl und
damit nur etwa halb so teuer wie die
Weibchen sind. Dafür würde auch eine
Erfahrung aus dem Jahr 1990
sprechen.Damals wurden auf Initiative
meines damaligen Vogelvereins an
einem
Vormittag
16
Mohrenkopfpapageien zur Endoskopie
gebracht, von denen sich nur 3 (!) als
Weibchen erwiesen (Lantermann 1992).
Eine alte Züchtererfahrung besagt, dass
immer die Vögel, die man gerade sucht,
derzeit nicht oder schwierig zu bekommen
sind. Das kann natürlich auch in diesem
Beispiel der Fall sein. Und nächstes Jahr sind
die Verhältnisse möglicherweise wieder
ausgewogen. Das bleibt aber zunächst
abzuwarten. Gegenwärtig zeichnen sich
aber zumindest zwei Trends ab: zum einen
scheinen die Männchen bei den Mohrenkopfpapageien in Menschenobhut häufiger
zu sein (möglicherweise sind die Weibchen
auch anfälliger und sterben früher?) und
zum anderen scheinen die Zuchten mit
Vögeln der Nominatform zurückzugehen.
Das schürt andererseits in bestimmten
Kreisen wiederum den Preis. Während in
den 1990er Jahren die Vögel aus den
(Massen-)Importen zeitweise für kaum 5070 DM abzusetzen waren, finden sich heute
Preisvorstellungen von bis zu 600 € für ein
Paar der Nominatform – je nach Herkunft,
Aufzuchtmethode und Zahmheitsgrad.
Dafür bekommt man heute auch schon fast
ein Paar Kubaamazonen oder Rosakakadus,
die zu meiner Studentenzeit noch rund 4000
DM kosteten. So können sich die Verhältnisse über die Jahre verschieben!!
Wie dem auch sein: Mohrenkopfpapageien
der Nominatform müssen in den Fokus der
verantwortungsvollen Züchter genommen
werden, damit sie nicht in absehbarer Zeit
zu den „vergessenen Arten“ gehören.
Literatur
Asmus, J. & W. Lantermann (2013):
Langflügelpapageien und andere afrikanische
Papageien, Arndt-Verlag, Bretten
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (1984
folgende): Jahresstatisiken zum
Washingtoner Artenschutzübereinkommen,
Bonn
IUCN (2015): Factsheets Ara rubrogenys,
Cacatua citrinocristata, www.iucnredlist.org
Juniper, T. & M. Parr (1998): Parrots: A
Guide to the Parrots of the World, PicaPress, Sussex
Lantermann, W. (1992): Der Mohrenkopfpapagei – Biologie und Haltung, MüllerVerlag, Walsrode
Lantermann, W. & A. Schuster (1990):
Papageien – vom Aussterben bedroht, Rasch
und Röhring-Verlag, Hamburg
Lantermann, W. & P. Schmidt (2013):
Projekt zur Erhaltung artenreiner
Zuchtstämme des Schönsittichs, Papageien
26 , H. 7, S. 231-234
12
Luther, D. (1995): Die ausgestorbenen
Vögel der Welt, Westarp-Wissenschaften,
Magdeburg
Anschrift des Autors
Werner Lantermann
Drostenkampstr.15
46147 Oberhausen [email protected]
Die Erhöhung des
Ansehens der Zucht und
Haltung von Brutvögeln in
den natürlichen Formen
RNDr. Jaroslav Marec
(Übersetzung: Wolf-Dittrich Hasse)
Foto vom Autor
Teil 1: Einleitung
Ich würde behaupten, dass die Erhaltung der
exotischen Tiere in ihrer natürlichen Form ein
mindestens ebenso anspruchs-volles Ziel ist, wie die
Mutationszucht. Auf der Grundlage dieses Beitrages
und meiner neun jährigen Erfahrung bei der Zucht
von Naturformen, möchte ich diese Behauptung
beweisen.
Demzufolge gibt es unter den Züchtern
Diskussionen welches Zuchtziel das einzig
Wahre ist. Auf den ersten Blick ist in der
Öffentlichkeit ein Züchter von exotischen
Tieren umso mehr anerkannt, je mehr seine
gezüchteten Individuen das ursprüngliche
Territorium verlassen und die als Ideal
definierten Standards überschreiten.
Diese sogenannten Standards wurden
entwickelt, um die aus den naturbelassenen
Formen gezüchteten verschiedenen Mutationen zu katalogisieren und zu kategorisieren.
Abgesehen von der Tatsache, dass diese
Standards den Wildtypen natürlich unterlegen sind, gibt es historische und aktuelle
Trends, die schuld an diesen Entwicklungen
sind. Es gibt sogar eine länderspezifische
Lobby. Das führt im Ergebnis dazu, dass die
Züchter in einzelnen Ländern nach
unterschiedlichen Standards vorgehen. Der
Gipfel dieser Fehlentwicklung ist die
Organisation von Ausstellungen und
Scoring-Wettbewerben, in denen die Vögel
von geschulten Prüfern bewertet werden.
Das Ergebnis sind sportliche Wettkämpfe,
bei denen am Ende Preise für die „besten“
Mutationen vergeben werden. Dabei wird
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das Wohl der Kreaturen der Klarheit und
Fairness des Wettkampfes untergeordnet.
In erster Linie geht es um das nationale und
internationale Prestige des Züchters.
Die andere Partei der Züchter glaubt nicht
an diese „edlen“ Zuchtziele. Diesem Teil
geht es im Gegenteil um den scharfen
Kontrast. Es geht hier um die Erhaltung der
natürlichen Eigenschaften der Zuchttiere,
auch
außerhalb
ihres
natürlichen
Verbreitungsgebietes. Mit diesen Zielen
protestieren die Erhaltungszüchter gegen die
Mutationszüchter.
Am Anfang habe ich festgestellt, dass
Zuchtvögel in natürlichen Formen bei
Wettbewerben nach den Normen renommierter Auszeichnungen zu Gunsten von
Züchtungen neuer, teurer Mutationen
einfach „vergessen“ werden. Gezielte Zucht
natürlicher Formen ist eine neue Zuchtrichtung, die nicht versucht, die Natur nach
subjektiven Kriterien und Modetrends durch
Selektionszucht zu verbessern, sondern das
Äußere der Vögel so zu erhalten, wie es in
der Natur vorkommt. Damit wird die
Erhaltung der Breite der genetischen
Variation in den Populationen erhalten und
die natürliche Variabilität, gesichert.
Erlaubte Variationen sind nur jene, die in
der Natur vorkommen, und nicht die, die
von einem vereinheitlichten Ideal der
Wettbewerbszüchter definiert werden. Jede
Zucht mit dem Ziel der Einführung von
subjektiven Elementen ist streng verboten.
Wildfarbene Wellensittiche
Wie unterscheiden sich die Mutationen
von den Naturformen?
1. Farbveränderungen
2. Veränderung der Körperproportionen
3. Änderung der Größe
4. Höhere Krankheitsanfälligkeit
5. Schlechter Gefiederzustand
6. Höhere Sterblichkeit
7. Senkung der Fruchtbarkeit
8. Geringere Elternkompetenz
9. Änderungen des Temperaments
10. Keine Verwendungsmöglichkeit in
Rettungs- und Erhaltungsprogrammen
Warum werden natürliche
gehalten und gezüchtet?
Formen
1. Die Beteiligung an den Wettbewerben
und am Bedienen der Trends führt im Inund Ausland zu immer knapper werdenden natürlichen Formen in unseren
Volieren. Es wird deren vollständiges und
irreversibles Verschwinden in Kauf
genommen. Deshalb muss bei einem
verantwortungsvollen
Züchter
auf
„saubere“ Naturformen und genetische
Trennung von Mischungen verschiedener
Mutationen geachtet werden. Meist
erkennt man die Mutationen erst an der
Form der geschlüpften Jungtiere von
vermeintlich reinen Eltern, dann bereits
nach der Formel: „Einfachfaktor
Gespalten“. Aktuelle Beispiele sind in
vielen aktuellen Papageienbeständen von
Wellensittichen (Melopsittacus), Nymphensittichen
(Nymphicus),
Plattschweifsittichen
(Platycercus),
Grassittichen
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(Neophema), Schönsittichen (Psephotus
cyanoramphus), Edelsittichen (Psittacula),
Agaponiden (Agapornis), Dickschnabelsittichen (Bolborhynchus), Mönchsittiche
(Myiopsitta) oder Forpus-Arten zu finden.
2. Reine natürlich gefärbte Vögel zu
beschaffen, ist bereits ein Problem. Wenn
man endlich ein Zuchtpaar komplettiert
hat, fallen bei den Jungen dann
überraschend Mutationen auf. Leider
lassen sich durch die oben genannte
Lobbyarbeit der Mutationszüchter für
solche „bunten“ Vögel meist höhere
Preise erzielen. Dadurch wird bewirkt,
dass eine Mehrheit der Züchter auf
Mutationen setzt und Vögel in natürlicher
Form verschwinden. Auf der anderen
Seite gibt es einen erheblichen Teil der
Züchter, die die schönen
3. natürlichen Farben weiterhin halten und
auf natürliche Formen bestehen. Dabei
tritt im Laufe der Zeit immer wieder die
Situation auf, für eine genetisch saubere
Zucht nicht verwandte Partnervögel
beschaffen zu müssen. Anfangs stellt
man fest, dass Brutvögel in natürlichen
Formen zu Gunsten der Normen,
Regeln, renommierten Auszeichnungen
und hohen Preise der Mutationen
„vergessen“ werden. Dann findet man
doch noch Züchter, die durch gezielte
Zucht versuchen, nicht die Natur nach
subjektiven Kriterien zu verbessern und
Modetrends zu bedienen, sondern das
Äußere der Vögel, wie sie die Natur
geschaffen hat, zu bewahren. Das
Ergebnis sollen Tiere sein, die in der
zulässigen Variation nur die Zeichen der
Natur enthalten. Dabei sind kleine Differenzen durchaus natürlich und werden
von der Breite der Öffentlichkeit nicht
bemerkt. Die Selektion von subjektiv
erkennbaren Elementen ist dabei streng
verboten.
4. Wildformen haben eine unersetzliche
Bedeutung bei der Karriere von
Mutationen. Auch Mutationszüchter
greifen gerne auf diese Gendatenbank
zurück, wenn die Notwendigkeit besteht,
die gute Verfassung, Gesundheit,
Immunität oder die Fruchtbarkeit der
Zuchtbestände zu erhalten.
5. Natürliche Formen können als Ausgangsmaterial für Zuchterhaltungsprojekte
dienen. Mutierte Vögel sind für diesen
Zweck nutzlos.
6. Die Erhöhung der Bedeutung von
Naturformen führt gleichermaßen zu
einer Erhöhung des Verständnisses von
Tier- und Umweltschützern. Es zwingt
die Züchter, sich für das Leben der
gehaltenen Gattungen in ihrem natürlichen Umfeld zu interessieren. Die
Zucht von polytypischen Arten (Arten
mit
verschiedenen
geographischen
Rassen) fördert das intensive Studium der
Züchter. Ideal wäre es, die Vögel direkt
im angestammten Lebensraum zu
beobachten. Leider haben die wenigsten
Züchter diese Möglichkeit. Diese können
durch Studium der umfangreichen
Literatur, Bilder und Filme sowie durch
Internetrecherchen
ihren
Horizont
erweitern.
7. Durch gezielte Zucht der natürlichen
Formen und das Studium der Jungtiere
ist das Erlernen der Grundlagen der
Evolution und der Populationsgenetik
(Mendel) unvermeidlich. Nur so können
bestimmte Probleme bei Inzucht,
Ahnenverlust, Variabilität und Selektion
erkannt werden, was auch für die gezielte
Zucht der natürlichen Formen notwendig
ist.
Was ist für eine gezielte Zucht natürlicher Formen erforderlich?
1. Große Geduld! Die Ergebnisse der Zucht
natürlicher Formen zeigen sich erst nach
Jahrzehnten.
2. Kein kommerzieller Ansatz. Der Züchter
muss sich der Tatsache stellen, dass die
Zucht von Naturformen immer ein
Verlustgeschäft ist.
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3. Die selbstbewusste Wertung der eigenen
Zuchtziele und der Rücktritt von
Standardund
Wettbewerbsausstellungen und Bewertungsidealen.
4. Die Änderung der Zuchtphilosophie und
der Zuchtziele erfordern ganz andere
Ansätze und Methoden als in der
„normalen“ Züchterkarriere.
Erhaltungszüchter nicht in der Lage,
aufgrund seiner Isolation für eine
Blutauffrischung im eigenen Bestand zu
sorgen. Das sind übrigens auch häufige
Fehler und Probleme der zoologischen
Einrichtungen im In- und Ausland.
6. Viel Platz und die Bereitschaft, eine
größere Anzahl von Individuen der
gleichen Art zu halten. Gleichzeitig die
Tatsache zu akzeptieren, dass die meisten
der Züchterkollegen trotz des hohen
Bestandes einen gleichbleibend hohen
Preis verlangen.
Warum entschied sich der Autor für
Wellensittiche?
5. Die Erhöhung des Ansehens bei der
Zucht natürlicher Formen ist nicht
geeignet für Menschen mit Wettbewerbsabsichten. Diese Art erfordert
mehr Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen Züchtern.
Ohne Austausch von Zuchtmaterial
werden sich die natürlichen Formen nicht
lange halten. Die Züchter, die sich
langfristig auf eine Wahrung des
Ansehens in der Öffentlichkeit eingestellt haben, werden jetzt effektiv erklären
müssen, welche Ziele sie verfolgen. Es
muss erklärt werden, warum Individuen
der gleichen Art in großer Zahl gehalten
werden. Es ist oft ein großer Fehler,
möglichst viele Arten in seinem Bestand
zu halten. Anders ist aber ein
Am Anfang waren es nicht nur Wellensittiche sondern auch Zebrafinken, mit
denen eine Zucht in der natürlichen Form
versucht werden sollte. Allerdings stellte sich
nach einiger Zeit heraus, dass bei den
Zebrafinken vermehrt Probleme auftraten.
Zum einen sind diese in größeren
Schwärmen aggressiv untereinander und die
Jungtiere wurden oft Opfer der Schnäbel der
erwachsenen Tiere. Andererseits ist es auch
nach Jahren nicht gelungen, die Größe
wieder zu reduzieren. Durch die Züchtung
in Gefangenschaft ist die Statur der Vögel so
übertrieben herausgezüchtet wurden, dass
diese hartnäckige Eigenschaft ohne Einkreuzung durch aus der Natur entnommenen Vögeln nicht rückgängig gemacht
werden kann. Es ist möglich, dass die dafür
verantwortlichen Gene schon vollständig in
allen in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln
enthalten sind. Um die Körpergröße der
Nominatform wieder herzustellen, könnte
man versuchen, gezielt Vögel der
geographisch getrennten Unterart „Timor“
einzukreuzen. Aber das war für den Autor
ein völliges Tabu, weil damit der nicht
umkehrbare Niedergang der Populationen
der Unterart „Timor“ in Gefangenschaft
möglich wäre. Auch könnten dadurch
andere ungewünschte Änderungen im
Verhalten und Aussehen der Gefangenschaftspopulation eingeschaltet werden.
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Nach der Bestätigung des Pilotprojektes fiel
die Entscheidung, die natürliche Form der
Brutvögel nur mit in Gefangenschaft
gehaltenen Vögeln zurück zu züchten. Das
war eine sehr wichtige Grundsatzentscheidung. Der Wellensittich war für
dieses Pilotprojekt die bevorzugte Art. Das
hatte folgende Gründe:
8. Wellensittiche haben eine gute Fruchtbarkeit.
1. Der Wellensittich ist eine leicht
verfügbare und kostengünstige Papageienart.
10. Es ist eine monotypische Art, d.h. es gibt
keine geographische Rassen
2. Er ist domestiziert, und die Anzahl der
unterschiedlichen Mutationen, die gezüchtet wurden, ist so hoch, dass sich die
„Reinigung“ des Genoms zur reinen
natürlichen Form als ausreichende
Herausforderung darstellt.
3. Er ist sehr robust, anspruchslos in Raum,
Temperatur und Fütterung, so dass er
den perfekten Probanden ergibt.
4. Es ist ein geselliger Vogel, der umso
glücklicher ist, je größer der Schwarm ist.
Aggression ist nur Selbstzweck bei dem
Kampf um die Nistgelegenheiten. Diese
kann allerdings so groß sein, dass andere
weibliche Vögel oder Küken getötet
werden können. Brutige Hennen können
auch noch nicht flügge Vögel aus dem
Kasten vertreiben, in dessen Folge auch
diese versterben oder regelrecht aufgefressen werden.
5. Bescheidenheit bei der Partnerwahl.
Wellensittiche sind bei der Partnerwahl
recht opportunistisch. Das Weibchen
geht nicht jedem Drängen des
Männchens nach Vaterschaft nach,
sondern entscheidet immer für die
Nachkommenschaft.
6. Bei der Beringung der Nachkommen
wird die Störung durch Licht, Geräusche
und den Fremdkörper (Ring) akzeptiert.
7. Ein Weibchen kann drei bis
Nachzuchten pro Jahr zeitigen.
vier
9. Wesentlicher Geschlechtsdimorphismus,
bei den natürlichen Formen kann von
erfahrenen Züchtern schon im Kasten
das Geschlecht der Jungtiere unterschieden werden.
11. Die Zucht wird immer interessant sein,
da immer schöne, intelligente, fröhliche
und preisgünstige Vögel nachwachsen.
12. Die natürlichen, wilden Vögel sind in der
Literatur hinreichend beschrieben und
bekannt von Bildern und Videos im
Internet. Es gibt die Möglichkeit, sie in
Australien in ihrer natürlichen Umgebung anzusehen, wo sie immer noch in
großer Zahl leben.
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Teil 2: Natürliche Populationen
Die in der natürlichen Umgebung freilebenden
Individuen der gleichen Art sind frei in der Wahl
der Partner. Das Ergebnis dieser gegenseitigen
Paarung sind fruchtbare Nachkommen in großer
Anzahl. Die Menge all dieser Formen nennt man
Population.
Die wichtigsten Merkmale einer Art
sind:
1. Die Vögel können sich morphologisch
untereinander getrennt in der Natur frei
kreuzen. Das Ergebnis dieser Kreuzung
sind in der Regel gesunde und produktive
Nachkommen.
2. In der Natur gibt es erfolgreiche und
regelmäßige Kreuzungen von anderen
Arten. Ist das Ergebnis daraus reproduktiv und voneinander isoliert, dann
kann eine neue Art entstehen. Wenn es
jedoch in der Natur zur Kreuzung mit
einer anderen Art kommt, die keine
Auswirkung auf die Evolution hat,
entsteht auch keine neue Art, und die
Hybriden sterben aus.
3. Jede Art belegt in der Natur eine
einzigartige (unique) ökologische Fläche.
Ihre Anforderungen an die abiotischen
(unbelebten) und biologischen (lebenden)
Umweltkomponenten unterscheiden sich
von anderen Arten, die sich in der
gleichen Region befinden. Der Begrenzungsbereich für die Gebiete, in der sich
die lebenden Individuen der relevanten
Art befinden, wird als Komplex der Art
bezeichnet. Die Individuen der gleichen
Art haben jedoch nicht vollständig
gleiche Eigenschaften. Innerhalb einer
Art gibt es eine gewisse Variabilität von
vor allem quantitativen Eigenschaften,
die mit definierten Methoden der Statistik
bestimmt werden können (Varianz,
Arithmetik, Standardabweichung, etc.).
Die Unterschiede können verursacht werden
durch:
A: Änderungen bei der Entwicklung eines
einzelnen Lebewesens (Ontogenese) können
im Zusammenhang mit Entwicklungen in
der Jugend und im Erwachsenenalter
entstehen, z.B. Unterschiede in Größe,
Farbe usw. In ähnlicher Weise können
Individuen Unterschiede in Folge von
Alterung aufweisen.
B: Jahreszeitliche Variabilität. Bei Vögeln
zum Beispiel die Farbveränderung im Lauf
der Jahreszeiten, durch Änderung ihrer
sexuellen Aktivität oder während der
Brutzeit. Dazu gehört auch eine verschiedene Winterfarbe zur Tarnung.
C: Geschlechtsunterschiede. Bei bisexuellen Organismen, zu denen alle Vögel
gehören, ist der Geschlechtsdimorphismus
in unterschiedlichem Maß entwickelt.
Unterschiede im Aussehen der Männchen
und Weibchen haben in der Vergangenheit
manchmal dazu geführt, dass männliche und
weibliche Tiere als verschiedene Arten
galten, z.B. bei Edelpapageien.
D: Variabilität, wie Mutation und Rekombination. Dies ist eine vererbbare Veränderung der Genome, die zur die
Veränderungen im Phänotyp der jeweiligen
Inhaber führen.
E: Nicht vererbbare Veränderungen aufgrund von Umwelteinflüssen. Einzelne
Individuen können durch Veränderungen
der klimatischen Bedingungen, Verfügbarkeit von Quantität und Qualität von
Lebensmitteln, der Anwesenheit von
Parasiten oder gesundheitlicher Probleme
Veränderungen aufweisen. Ebenfalls können
Veränderungen durch Trauma (Unfälle,
Verletzungen) zu Veränderungen führen, die
nicht erblich sind.
F: Intraspezifische geografische Vielfalt.
Wenn die Spezies von Arten, die
nachweislich nach den geografischen
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Bereichen, die sie bewohnen, variieren,
unterscheiden wir geographische Unterarten. Das wesentliche Merkmal von
allopatrischer Artbildung ist, dass der von
der Unterart bewohnte Bereich nicht
gleichzeitig von einer anderen Unterart
bewohnt wird. Daraus folgt auch die
Tatsache, dass sich an den Grenzen
unscharfe Isolationszonen entwickeln, an
denen zwei oder mehrere Unterarten leben.
In diesen Grenzgebieten können durch
Kreuzungen
die
Unterschiede
verschwinden. Diese Gebiete, in denen sich
mehrere Unterarten treffen und überlappen,
nennt man Hybridzone. In dieser Zone
finden sich Individuen mit Eigenschaften
beider Unterarten. Unterarten, in denen die
Populationen
der
Unterarten
durch
geographische Barrieren nicht in Kontakt
kommen, bezeichnet man als Inselpopulationen.
Im Gegensatz zu den Unterarten verschiedener Arten können auch neue Arten
im Gebiet der Ursprungsarten entstehen.
Diese Entstehung nennt man sympatrische
Artbildung. Der biologische Begriff der Art
wird für genetisch diskrete (getrennte und
unabhängige) Populationen verwendet,
während Unterarten (geographische Rassen)
als kontinuierliche Population bezeichnet
werden.
Die Kategorisierung der Unterarten ist nicht
nur eine theoretische Frage, sondern hat
auch
Auswirkungen
auf
Rettungsprogramme und die Erhaltung der
biologischen Vielfalt im Allgemeinen. Sie
kann speziell für den Unterartenschutz oder
bei Projekten mit weit auseinanderliegenden
allopathischen Arten angewendet werden.
Um solche Projekte anzugehen, sind
ausreichende Kenntnisse dieser Theorie die
Voraussetzung.
Generell ist es dazu notwendig, eine große
Anzahl
von
morphologischen
und
anatomischen Vergleichsuntersuchungen an
Proben in Museumssammlungen, eine hohe
Anzahl von Untersuchungen in den
Bereichen Ökologie, Ökogenetik einschließlich
Ethnologie
der
Stimme,
Anzeichen und Symptomen von Sexual-
verhalten, zytologische und physiologische
Analyse im Labor mit zytogenetischen und
molekulargenetischen Analyse-Techniken,
einschließlich der Verwendung der DNAAnalyse (DNA-Hybridisierungsanalyse von
mitochon-drialer DNA) und biochemische
Analysen (Studien von Protein-Polymorphismus) durchzuführen. Moderne Labortechniken enthüllen oft überraschende
Analyseergebnisse in der Verwandtschaft
zwischen Arten, Gattungen, Familien, die
dann das ehemalige etablierte Klassensystem in Frage stellen.
Die Ergebnisse dieser Studien werden zwar
akzeptiert und in verschiedenen Arten
interpretiert, aber bisher häufig nicht von
Experten verarbeitet. Beispiele sind die
Forschung durch Analyse von mitochondrialer DNA (Mitochondrien sind
Komponenten der Zelle und haben ihre
eigene DNA) bei Vögeln. Diese Studien
zeigen die Notwendigkeit einer umfassenden Überarbeitung und Überprüfung von
vielen Arten und Unterarten. Die Analysen
zeigen, dass viele bisher anerkannte Unterarten irrelevant sind und nicht evolutionären
Charakter aufweisen. Die Definition dieser
Unterarten war in vielen Fällen weitgehend
subjektiv, vage und oft nicht schlüssig.
Was sind die Folgen für die Züchter von
exotischen Vögeln?
Darüber hinaus ist es nicht überraschend,
dass in der Fachliteratur von Inkonsistenzen in den aktuellen Arten und
Unterarten berichtet wird. Diese Berichte
sind abhängig von der Anerkennung der
Notwendigkeit durch die Autoren, die Zucht
von Individuen verschiedener geographischer Rassen in reiner Form und großer
Breite unter Anerkennung der in der Natur
vorkommenden Variabilität zuzulassen.
Unsere Brutvögel können dazu eine wichtige
Lektion sein.
Wie zuvor erwähnt, ist es ein Problem,
Subspezies einer kleinen sympatrischen
Population zu bestimmen. Wenn sich die
sympatrische Populationen in ihren Gebieten überschneiden - und das nicht nur in der
19
Hybridzone - und der Unterschied sehr klein
und unscheinbar ist, fällt der Beweis schwer,
dass die Population voneinander ausreichend reproduktiv ist und eine eigene Art
darstellt. Die schwierigere Frage ist es, an
den lebenden Individuen zu erkennen, ob
der Kontakt und somit der Genfluss in der
Population unterbrochen wurde. Dies ist der
Fall bei vielen Arten, deren Populationen der
Unterarten in relativ kleinen verstreuten und
abgelegenen Gebieten (Inseln) leben, aber
der Grad der tatsächlichen Niveaus der
genetischen reproduktiven Isolation nicht
bekannt ist. Wir können nur vermuten,
dass, wenn sich Individuen dieser zwei
Subpopulationen kreuzen (was in der Natur
nicht oder nur gelegentlich auftritt), in der
Lage sind, fruchtbaren Nachkommen zu
produzieren.
Ein solches Experiment wäre nur in der
Zucht möglich. Ein positives Ergebnis einer
solchen Kreuzung das zu fruchtbare
Nachkommen führt, würde aber nicht
automatisch beweisen, dass es sich jeweils
um eine eigene Art handelt.
Selbst in Fällen, sympatrischer Populationen unabhängiger Arten (wieder unter
der Voraussetzung, dass die Unterart auf
jedem Fall als separate Spezies vorhanden
ist) können in der Natur sporadisch interspezifische Kreuzungen auftreten. Aus
solchen Kreuzungen entstehen in der Regel
unfruchtbare Hybriden. Das ist aber keine
Gesetzmäßigkeit. Es kann gut sein, dass die
natürlichen interspezifischen Hybriden
weiterhin fruchtbar sind. Entscheidend ist,
ob dieses statistisch signifikante Auswirkungen auf den Gen-Pool der Population
beider Arten haben. Interspezifische
Kreuzung in der Natur liefern sehr oft, und
trotz der Tatsachen, dass die interspezifischen Hybride in einigen Fällen in der
Lage sind sich weiter auszubreiten, deutlich
weniger Paarungen als die Anzahl der
Paarungen generischen Hybriden mit
"reinrassigen" Eltern.
Daher dürfen, wenn es häufiger zu
interspezifischen Kreuzungen zweier Arten
kommt, diese nicht miteinander vermischt
werden, weil es sonst zu einer Entwicklung
einer neuen Spezies kommt. Wenn das in
sympatrischen Arten geschieht, ist es klar,
dass es in diesen Fällen zu einer eigene Art
führt. Selbst wenn die Ergebnisse dieser
experimentellen Kreuzung zu einer augenscheinlichen Entscheidung führt, dass es
sich um zwei Unterarten (geographische
Rassen) oder zwei getrennte Arten handelt,
ist eine weitere Forschung in einem Labor
erforderlich. Auch wenn die Zucht einiger
Arten in der Gefangenschaft deren Eigenschaften und Verhalten verändert, sind diese
Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die
Bedingungen, die in der Natur herrschen,
übertragbar. Auf der anderen Seite wäre es
schlüssig, wenn das Ergebnis einer Kreuzung von Individuen dieser Subtypen wiederholt negativ wäre, diese Arten zu trennen.
Prioritär wäre eine Möglichkeit, das Wissen
der Züchter zu verwenden, da viele solcher
Versuche bewusst oder unbewusst (besonders in Fällen, wo es nicht genug Zuchtmaterial gibt) häufig stattfinden.
Obwohl diese Erkenntnisse in der
Vogelzucht immer noch Fragen bei der
Klassifizierung von Arten und Unterarten
offen lassen, können relevante Impulse für
die weitere Erforschung bei der Entscheidung ob Unterart vs. getrennte Arten
abgeleitet werden. In jedem Fall ist es sehr
wahrscheinlich, dass die Züchter einige
Regelungen
und
Ermahnungen
bei
unkontrollierten Experimenten mit geographischen Rassen bekommen. Im Gegenteil
sollen die Züchter angehalten werden, ihre
Bestände „sauber“ zu halten und Unterarten
von Vögeln nicht miteinander zu kreuzen.
In der Tat ist es unmöglich, den Weg
rückgängig zu machen. Es ist heute schon
fast bei allen Arten australischer Papageien
unmöglich, die geographische Zugehörigkeit
der Arten zu identifizieren. Die oben
genannten Fakten sind der Grund, warum es
manchmal gar nicht so einfach ist zu
entscheiden, ob es sich im konkreten Fall
um eine eigene Art oder einfach nur eine
geographische Unterart handelt. Eine
Entscheidung kann nicht nur auf der
Meinung oder Willkür des Autors getroffen
werden, sondern kann auch das Ergebnis
aus der Nutzung der neuen und
umfassenden Kenntnisse der Evolutionsgenetik und Ökogenetik sein.
mpatricky žijúcich populácií sa- relevantný podnet pre ďalší výskum a objekdruhov (znovu pripomínam, že tívnejšie posúdenia poddruhov vs. samostatmôžu v nijakom prípade existo- ných druhov. V žiadnom prípade však toto
20
cky čiže vždy sa jedná o samo- pre chovateľov nemá byť nejakým návodom
) sa môže v prírode vyskytovať či nebodaj nabádaním na kríženie geograficv niektorých prípadoch ale aj cel- kých rás a na nekontrolované experimenty.
plodné
a dávajúkríženie. Z také- Práve naopak. Chovatelia by mali chovať vtámedzidruhové
olučnobyčajne
ý vplyv neplodné po- ky čistých poddruhov a nekrížiť ich medzi
aevvzíde
mnie
ostajetnýtochpravidlom.
druMôže sa sebou. Cesta späť je totiž nemožná. To je aj
plodné
ahľadiska
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rodné medzidruhové
krížence sú prípad väčšiny druhov austrálskych papagáeRozhodujúce
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je
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sa v prírode nevysky- grafickej rase. Vyššie uvedené skutočnosti sú
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preto
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vi- 1: Sympatrické
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prípade 2jedná
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ú, inak by to vi- 2: Alopatrické populácie 2 druhov
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či sa
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prechodné
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Priam
sa
ponkazne a opakova- 2: Alopatrické populácie 2 druhov
óriu. Je to preto, rozdielnych druhov sú od seba reprodukčne
duktiv
isoliert.
Mit
einer
eventuellen
atky
chovateľov,
y to podporilo
druhovpopulácie
obývajú by
odlišné
v zajatí natoľko Populácie
izolované. oboch
Alopatrické
sa na areály,
oéto
vaťž experimenty
tieto „pod- Öffnung
der
Barriere,
bei
denen
einige
ktoré
sú
od
seba
oddelené
geografickou
vanie, že sa tieto spoločnom území stali sympatrickými.
bariérou. Populácie
sú priestorovo
aj
ey.(najmä
Priam vsaprípapon- Individuen
in
den
Bereich
der
zweiten
ky aplikovať na reprodukčne izolované. Pri eventuálnej expanzii Art
ii dostatok
chovatky
chovateľov,
würden sich keine Übergangsode. Na druhej vordringen,
uskutočnilo.
Aj z areálu niektoré z nich smerom k areálu
éto experimenty
bilden,
weil die
Arten
nia jedincov po- formen
druhého druhu
(populácie
by saverschiedenen
dostali do
atky
nemajú
am(najmä
v prípakontaktu
a ich areály byreproduktiv
sa prekrývali) by
ých populácií ta- der
Populationen
voneinander
né
otázky klasifii dostatok
chov- nevznikali prechodné formy, pretože populácie
kazne a opakova- isoliert
sind.
Diesúallopatrische
môžu
slúžiť ako
druhov Population
3: Parapatrické
populácie
2 podreprodukčne
uskutočnilo.
Aj rozdielnych
druhov
od seba
y to podporilo würde
dann
im
Mischgebiet
spoločného
polytypického
druhu.
výskum
a
objekizolované.
Alopatrické
populácie
by sasympatrisch.
na
otky
vaťž nemajú
tieto „pamod- spoločnom
Ku
kríženiu
medzi
poddruhmi
dochádza
len v
území
stali
sympatrickými.
hov
vs.
samostatné
otázkysa
klasifiy. Priam
ponhybridnej zóne, v ktorej sa vyskytujú aj plynulé
rípade
však
toto
môžuchovateľov,
slúžiť ako 3:prechodné
ddrsú
uhod
ov seba
Parapatrické
populácie
2 ponie
formy.
Populácie
atky
jakým návodom
spoločného
polytypického
druhu.
výskum
a
objekreprodukčne izolované.
éto experimenty Ku
kríženiu medzi poddruhmi dochádza len v
íženie
geograficov
vs. samostat(najmä
v prípa- hybridnej zóne, v ktorej sa vyskytujú aj plynulé
ané
experimenty.
rípade
všakchovtoto
imali
dostatok
chovať
vtá- prechodné formy. Populácie nie sú od seba
jakým
návodom
uskutočnilo.
Aj reprodukčne izolované.
krížiť
ich
medzi
íženie
geografictky
nemajú
amemožná.
To je aj
néotázky
experimenty.
né
klasifirálskych
papagámali chovať
vtámôžu
slúžiť
ako
v dôsledku
ne- 3: Parapatrické populácie 2 poddruhov
krížiť
ich
medzi
spoločného
polytypického druhu.
výskum
a
objekParapatriarische
Population der
es už nieTo
je možemožná.
je aj 3:
Ku kríženiu medzi poddruhmi dochádza len v
hov
vs.
samostatku
žiadnej
geoUnterarten
der
gemeinsamen
álskychvšak
papagáhybridnej zóne, v ktorej sa vyskytujú ajpolytypischen
plynulé
rípade
toto
posú
ddrod
uhoseba
v
4: Dichopatrické
né
skutočnosti
sú
Arten.
prechodné
formy.populácie
Populácie2nie
v
dôsledku
nejakým
návodom
spoločného polytypického
– druhu
jeuž
také
jednodureprodukčne
izolované. zwischen
es
nie
je mož- Durch
Kreuzungen
Populácie
žijú v oddelených
areáloch einem Teil der
íženie
geograficakuv žiadnej
konkrétnom
geoizolovaných
od
seba
geografickou
ariérou.
Nie
Populationen
in
Hybridzone
entstehen
né
experimenty.
druh,
alebo len
hov
4:súDichopatrické
populácie
2 poddrupo
od
seba
reprodukčne
izolované,
émali
skutočnosti
sú
Unterarten.
Diedruhu
Populationen sind
chovať vtá- lokale
spoločného
polytypického
ak.
Rozhodnutie
odstránení alebo
prekonaní– bariéry
by sa plodne
je také
jednodukrížiť
ich
medzi
reproduktiv
voneinander
isoliert.
žijú v oddelených
krížili v hybridnej
zóne, kdeareáloch
by vznikali
plynulé
ouv názoru
či ne- Populácie
aemožná.
konkrétnom
Toalejevýaj izolovaných
od seba
prechodné formy
akogeografickou
na obr. č. 3,ariérou.
alebo byNie
odruh,
autora,
alebo
len sú od seba reprodukčne izolované, po
rálskych
ovších
apapagáúplnej- postupne na celom území splynuli. Pôvodne
k.
Rozhodnutie
bariéry
by sa stal
plodne
polytypickýalebo
druhprekonaní
by sa v takom
prípade
v dôsledku
ne- odstránení
olučnej
genetiky
krížili
v
hybridnej
zóne,
kde
by
vznikali
plynulé
ou
názoru
či
nedruhom
monotypickým.
es už nie je možoku
autora,
alegeový- prechodné formy ako na obr. č. 3, alebo by
žiadnej
postupne na celom území splynuli. Pôvodne
ovších a úplnej- 4:
Dichopatrické populácie 2 poddruhov
3: Parapatrické populácie 2
spoločného polytypického druhu.
Ku kríženiu medzi poddruhmi dochádza len v
hybridnej zóne, v ktorej sa vyskytujú aj plynulé
prechodné formy. Populácie nie sú od seba
reprodukčne izolované.
4: Dichopatrické populácie 2 poddruhov
polytypického
– druhu
4:spoločného
Disjunktion
zweier
Subpopulationen
Populácie žijú v oddelených areáloch
einer
gemeinsamen
polytypischen
izolovaných
od seba geografickou
ariérou. Nie
Population,
die an separaten
sú od seba reprodukčne
izolované, po Standorten aus
odstránení alebo prekonaní
bariéryvoneinander
by sa plodne
geographischen
Gründen
krížili v hybridnej zóne, kde by vznikali plynulé
Isoliert
prechodnéwurden.
formy ako na obr. č. 3, alebo by
Werden
diecelom
Spezies
Subpopulationen
postupne na
území der
splynuli.
Pôvodne
polytypický
druh
by
sa
v
takom
prípade
stal
durch nicht übliche Verbreitungsmittel
druhom monotypickým.
dieser Art zusammengebracht, wäre das
Ergebnis einer Kreuzung eine neue
monotypische Art.
123
Der Genpool natürlicher Populationen,
Populationsbilanzfaktoren und Populationsdynamik
Der Genpool ist eine Reihe von Genen in
allen Individuen, aus denen die Population
besteht. In einer Population tritt der
Genfluß als Folge ihrer gegenseitigen
Kreuzung auf. Mit einfachen Worten
können wir von der Tatsache ausgehen, dass
jedes Gen im Grund in drei Allelkombinationen existert:
1. homozygot dominant (AA),
2. heterozygot (Aa) und
3. homozygot rezessiv (aa).
In einer Population findet keine Evolution
statt, wenn kein Evolutonsdruck herrscht,
der den Genpool verändern könnte. In
diesem Fall ergibt sich für jede beliebige
Genotypverteilung der Eltern nur eine von
der Allelfrequenz abhängige Genotypverteilung der ersten Tochterverteilung, die
sich in den folgenden Generationen nicht
mehr ändert (Hardy-Weinberg-Gesetz).
Weiterhin findet dieses Gesetz Anwendung
zur
Berechnung
des
Anteils
von
heterozygoten Individuen (hier im Beispiel:
Aa) bei dominantrezessiven Erbgängen, da
heterozygote Organismen von Homozygot
dominanten (hier: AA) phänotypisch nicht
21
zu unterscheiden sind, weil sich das
dominate Allel durchsetzt.
Das bedeutet, dass, wenn ein Merkmal
rezessiv unterliegt, z. B. der schwarze Kopf
eines Amanda-Finken gegenüber der roten
Variante bedeutet dies nicht, dass sich
automatisch von einer Generation auf
natürliche Weise der Anteil der roten Vögel
erhöht. Die Fehlannahme, dass die rezessive
Mutation automatisch nachlässt, nur weil sie
rezessiv ist, tritt aufgrund von Unwissenheit
über die Populationsgenetik ziemlich oft auf.
Um in der Population die Häufigkeit der
rezessiven Allele zu reduzieren, müsste
gegen den rezessiv homozygot Selektionsdruck gehandelt werden. Gelingt das nicht,
gibt es keinen Grund, warum die Population
den Anteil der dominanten Homozygoten
und Heterozygoten erhöhen sollte, zB.
warum der Anteil der schwarzen Kopffarbe
gegen dem Anteil der roten Kopffarbe
sinken sollte, nur weil es rezessiv ist. Das
Verhältnis zwischen den dominantrezessiven Allelen steht in keinem
Zusammenhang mit ihrer Verteilung in der
Population.
Gemäß den Bedingungen gleicht eine
Population ihren Überfluss selbst nicht aus.
Die Vollpopulationsbilanz ist nur eine
Theorie und in der Natur nicht existent. Es
ist ein Modell, das davon ausgeht, dass die
Population unendlich groß ist, dass es eine
gleiche Wahrscheinlichkeit der Kreuzung der
einzelnen Individuen gibt, das kein
Mutations- oder kein Selektionsdruck
besteht, dass es keine Ein- und Auswanderung innerhalb einer Population und
keine Isolierung der Population zu einem
anderen Teil der gleichen Population
stattfindet. Tatsächlich können in natürlichen Populationen die oben genannten
Ereignisse in unterschiedlichen Stärken
ablaufen. Diese Ereignisse werden Faktoren
der Populationsdynamik genannt. Verschiedene Faktoren können die Populationsdynamik auf Dauer oder für einige Zeit
beeinträchtigen, im gesamten Raum oder
teilweise. Sie hören in dem Moment auf,
wenn durch Aufstockung der Bestände das
Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
In Bezug auf die Brutvögel in natürlichen
Formen ist es besonders wichtig, dass die
Population groß genug ist, so dass keine
Änderung in der Frequenz der Allele durch
Inzucht oder zufälligen irreversible Veränderungen durch sogenannte Allele zu
einer genetischer Drift führt. Inzucht erhöht
den Anteil von Homozygoten zu Heterozygoten. Da die Veränderungen in der
Häufigkeit von Allelen durch Gendrift
zufällig sind, können sie nicht vorhergesagt
werden. Das kann zu einem vollständigen
Verlust eines Allels oder einer drastischen
Änderung
ihrer
Frequenz
führen.
Änderungen in der effektiven Größe der
Population, welche hauptsächlich auf
Isolierung beruht, führen zu einer
Veränderung in der Häufigkeit von Allelen.
Das war der häufigste Mechanismus in der
Evolution bei der Veränderung oder die
Entstehung neuer Arten. Ein Zustand, in
dem die Populationsgröße auf eine kritische
Mindestmenge verringert wird, „genetischer
Flaschenhals (Bottleneck“) genannt.
Wenn es zu einem solchen Engpass kommt,
kann es sein, dass aufgrund der tödlichen
Allele die Population ausgelöscht wird oder
sie sich saniert. Aufgrund der geringen
Anzahl der Individuen kann sich dabei die
Frequenz der Allele ändern und sich
dadurch eine neue Art bilden. Dieser
Mechanismus der Bildung einer neuen Art
aufgrund einer genringen Anzahl von
Individuen ist bekannt. Dieser Mechanismus wird neben der zielgerichteten
Auswahl und Züchtung auch als Ursache
für die allmähliche Veränderung von
Vögeln, die in geringer Anzahl isoliert oder
ohne direkten Zufluss von frischem Blut
von aus der Natur entnommene Vögel
auftritt, verantwortlich gemacht.
In Bezug auf die Überlebensfähigkeit der
Art ist die Variabilität eine Voraussetzung
für das Überleben der Arten in einer sich in
Zeit und Raum verändernden Umwelt.
Hochspezialisierte Arten mit geringer genetischer Variabilität können zwar vorübergehend einen Vorteil bekommen, sind aber
auf lange Sicht zum Aussterben verdammt.
Der Verlust der Variabilität ist die Art der
22
Regel irreversibel und einer der größten
Risikofaktoren in der Evolution.
Daraus folgt, dass bei der Haltung von
Vögeln in natürlichen Formen eine nicht
ausreichende Anzahl von Individuen den
limitierenden Faktor für den Erfolg des
Haltens solcher Tiere darstellt. Es wurde
festgestellt, dass mindestens 30 Individuen
dieser Tiere in einer Population sein sollten.
Eine kleinere Anzahl von Tieren bietet keine
ausreichend große Variabilität für die
Stabilität dieses Zuchtschwarmes. Je zahlreicher die natürliche Population, je besser
ist die Eignung dieses Schwarmes an der
Beteiligung an diesem Programm. Durch
eine hohe Zahl von Vögeln ist die Chance,
dass sich die Variabilität in voller Breite hält,
gegeben. Ansonsten droht auch aufgrund
von Inzucht, wieder eine zufällige Änderung
der Allele (genetische Drift), was zu einem
hohen Anteil von Mutationen innerhalb der
Population führt. Diese Veränderung führt
in diesem Fall zu einer Veränderung der
Eigenschaften im gesamten Bestand.
Teil 3: Meine natürliche Zucht
Die Zucht der natürlichen Form habe ich vor 10
Jahren begonnen. Zurzeit habe ich 9 Generationen
(F9), bin aber weit davon entfernt, die Zucht als
stabil zu betrachten. Wenn ich die gezielte Zucht der
natürlichen Form grob in vier Stufen unterteile, so
meine ich, zurzeit irgendwo am Ende der dritten
Stufe zu sein.
Die erste Phase –
Die Einrichtung der Zucht
Ich begann mit 13 Paaren und habe jetzt 46
Brutpaare in der 8. Generation (F8)
aufgebaut. Es war nicht leicht, die ersten
Vögel zu züchten. Natürlich gefärbte
Männchen treten in unseren Beständen noch
relativ häufig auf, mit Weibchen ist es
schwieriger. Auch wenn die Wellensittiche
natürlich gefärbt sind, bedeutet das nicht,
dass auch der Nachwuchs natürlich gefärbt
ist. Bedingt durch die vielen Kreuzungen ist
praktisch jeder Vogel genetisch heterozygot
und weist unterschiedliche rezessive Muta-
tionen auf, was die Ursache für die Bildung
von Spaltern in den nächsten Generationen
ist. Nur im Fall von weiblichen Tieren kann
durch die geschlechtsgebundenen rezessiven
Allele sofort auf den Phänotyp reflektiert
werden. Das erklärt auch, warum es so
wenig Weibchen in natürlicher Färbung
gibt.
Ich habe versucht, den Ausgangsschwarm
mit untereinander völlig fremden Individuen
aufzubauen. Es gelang aber nicht völlig, dass
in diesem Schwarm keine Paare von Brüdern
und Schwestern oder auf andere Weise
verwandten Paaren enthalten waren. Ich
habe von Züchtern aus verschiedenen
Regionen der Slowakei und der Tschechischen Republik Vögel erhalten. So sollte
ein Vogelschwarm in ausschließlich natürlicher Farbe aufgebaut werden, der eine
hohe genetische Variabilität und eine breite
Auswahl von Allelen der Gene aufweist.
All dies geschah natürlich unter Beachtung
der wesentlichen Forderung, dass das Erscheinungsbild jedes Vogels dem natürlichen entsprechen sollte: Es wurden keine
Vögel ausgewählt, die durch Zucht in
Gefangenschaft größer als 20 cm waren oder
veränderte Körperproportionen, wie sie von
Ausstellungsvögeln bekannt sind, aufweisen
– zu großer oder schwerer Kopf, vorgewölbte
Stirn,
gerade
Kopf-HalsRückenlinie ohne sanfte Einkerbung im
Nacken, dunkler oder zu kleiner Schnabel
oder kleine und zu tief liegende Augen, zu
23
breite und massive Brüste und zu mächtiger
gesamte vordere Teil des Körpers gegenüber
der Rückseite. Vögel, die nicht über ausreichendes Temperament verfügten oder
sich nicht mit Leichtigkeit bewegten, wurden
boykottiert.
Was die Farbe angeht, so habe ich keine
Vögel eingesetzt, die Anzeichen von
Mutationen aufweisen: ein anderer Grünton,
unregelmäßig gewellt (vor allem auf dem
Kopf und den Flügeln), zu dunkle oder
umgekehrt blass gewellt, schwarze oder sehr
dunkle Schwanzfedern, blasse Augen, blasse
Beine, zu große Kehltupfen oder Wangenflecken oder andere als die typische
männliche Wachshautfarbe. Andererseits
habe ich um die Variabilität zu erhalten,
einige Individuen mit unregelmäßigen und
asymmetrischen Kehltupfen (wie sie häufig
auch in natürlichen Populationen zu
beobachten sind) zugelassen.
neuen Vögel hat natürlich auch wieder zur
Verbreitung
verschiedener
versteckter
rezessiver mutierter Allelen in dem Genpool
des Bestandes, mit allen negativen Folgen
geführt. Der Prozess der schrittweisen
Entfernung der genetischen Mutationen
wurde daher verlangsamt.
Die zweite Stufe - Inzucht
Jetzt weiß ich, dass ich mehr Geduld hätte
aufbringen sollen, und besser einen
Grundschwarm mit einer größeren Anzahl
von Vögeln geschaffen hätte. Die Anzahl
von 13 Paaren (26 Individuen) war wahrscheinlich nicht ausreichend zuverlässig für
die
Aufrechterhaltung
der
Breitenvariabilität. Ich habe das später mit der
Übernahme von 6 zusätzlichen Vögeln bei
der Erzeugung der Generation F3
korrigieren wollen. Das waren ausschließlich
Männchen, weil zu dieser Zeit überhaupt
keine Weibchen mit natürlichem Aussehen
zu bekommen waren. Die Einbeziehung der
Bei einem Anfangsbestand von 13 Paaren ist
eine Verwandtschaft in den nachfolgenden
Generationen unvermeidbar. Das war auch
nicht mein Ziel. Durch Inzucht kann eine
Population genetisch „gesäubert“ werden, in
dem die versteckten rezessiven Allele
sichtbar werden. Durch die Entfernung
diese mutagenen Nachkommen gelingt es,
die heterozygot homozygot rezessiven Allele
zurückzudrängen, weil wir gleichzeitig die
Gesamtfrequenz der rezessiven Allele im
Bestand reduzieren. Am Anfang dieses
Projektes wendete ich dieses Verfahren an.
Ich hielt alle in einer Gruppe und lies die
Eltern Junge aufziehen. Im Herbst
selektierte ich alle mutagenen Vögel (die in
dieser Phase 60% betrugen) und entsorgte
alle natürlich gefärbten Männchen. Die
Generation F1 bestand aus einer ganzen
Reihe von Jungen, aber nur 5 natürlich
gefärbten Weibchen (!) Dieser „MutationsAbfall“ war für das Projekt nicht
verwendbar und kann in der Regel nur
verkauft werden. Im nächsten Jahr wurde
bereits ein gemeinsamer Schwarm aus 13
24
natürlich gefärbten Paaren sowie fünf
anderen F1-Paaren (sowie einigen F1Männchen zusätzlich), also 18 Paaren
gebildet. Die Paarung erfolgte spontan.
Es folgte eine Inzucht aus Mutter x
Nachkomme (Rückkreuzung F0 x F1) und
ein Nachkomme x Nachkomme (Bruder x
Schwester und Halbbruder x Halbschwester
x F1 x F1) sowie normale Kreuzungen aus
(F0 x F0 und nicht verwandten F1 x F1).
Selbst nach der Selektion der Mutationen
und deren natürlich gefärbten Geschwister
waren so viele Vögel verfügbar, dass ich im
Folgejahr alle Vögel der Generation F0 und
F1 aus dem Schwarm entfernte und nur mit
F2 die neuen Paare zusammenstellte.
So entwickelten sich nach und nach in den
nächsten Jahren die Generationen F3, F4
und F5 bis F7. Zur Zucht habe ich immer
nur die Nachkommen aus dem Vorjahr
übernommen, d.h. alle Eltern wurden ausgeschlossen. Alle Vögel aus einer Familie,
auch wenn sie natürlich gefärbt waren,
wurden ausgeschlossen, wenn dort eine
Mutation gefallen war. Mit anderen Worten,
verfolgte ich eine konsequente negative
Selektion bei allen Eltern, mutierten Nachkommen und natürlich gefärbten Geschwistern der Mutanten. Das Auswahlverhältnis
zu den genannten Kategorien betrug in
diesem Fall 1,00 (100%), d.h. das Maximum.
An dieser Stelle muss die Frage der Inzucht
erklärt werden, weil das Verständnis derer
Gesetzmäßigkeiten und möglicher Gefahren
für die Zusammenstellung der Zuchtpaare
entscheidend ist. Neben dem Sichtbarmachen von rezessiven Mutationen und
deren anschließenden Zuchtausschluss kann
die Nutzung der Inzuchtregeln verwendet
werden, um die Eigenschaften eines ausgewählten Individuums auf
die Nachkommen zu übertragen. Dies wird bewusst
eingesetzt, wenn wir eine neue Mutation
konsolidieren wollen, zB. bei der Lutinooder Inozucht.
Als Inzucht wird die Paarung (Kreuzung)
einander verwandter Individuen bezeichnet.
Allgemein bewirkt Inzucht eine Verschlechterung der Konstitution und Widerstandskraft der Nachkommen, einen Rückgang der Rentabilität und letztendlich eine
degenerierte Rasse (Inzucht-Depression).
Inzucht sollte bei der Haltung von
exotischen Tieren unbedingt vermieden
werden. Das ist aber aus Mangel an
Zuchtmaterial nicht immer möglich. Man
unterscheidet
zwischen
verschiedenen
Stufen von Inzucht. Inzestzucht ist eine
erfolgreiche
Verpaarung
zwischen
Geschwistern untereinander oder zwischen
Eltern und deren Nachkommen. Enge
Inzucht ist die Verpaarung von Verwandten
der 3. Und 4. Generation (Onkel x Nichte,
Vetter x Base). Mäßige Inzucht bezeichnet
die Verpaarung der 5. und 6. Generation
(ferne Verwandte).
Eine wissenschaftliche Regel besagt, dass die
Ursache für negative Auswirkungen der
Inzucht auf den Nachwuchs nicht in erster
Linie von erhöhter Homozygotie abhängt.
Diese ist an sich kein Hindernis, sondern
kann wegen der vorhandenen genetischen
Inzuchtlast bei der Tierzucht auch tödlich
ausgehen. Damit wird eine Verbreitung
solcher defekten Gene unterbrochen.
Phänotypische
Veränderungen
haben
wiederum Auswirkung auf die Weitergabe
dieses Genotyps. Jedes Elternteil gibt mit
ihren Nachkommen 50% ihrer Gene weiter.
Dies gilt auch für Vollgeschwister. Die
genetische Ähnlichkeit von Großeltern und
Enkeln ist 25%, die der Cousins 12,5% usw.
Der Verwandtschaftsgrad der einzelnen
Individuen mit mindestens einem gemeinsamen Vorfahren einer Familie kann man
mit der Wright Koeffizienten Affinität
berechnen. Die tatsächliche Inzuchtrate F ist
dann rechnerisch die Hälfte. Der Inzuchtkoeffizient ist wichtig, um den genetischen
Schaden der Paarung unter den Verwandten
von
Individuen, der von einem oder
mehreren gemeinsamen Vorfahren in
früheren Generationen stammen kann, zu
beurteilen. Je kleiner der Inzuchtkoeffizient
ist, desto geringer ist das Risiko für die
negativen Folgen einer derartigen Kreuzung.
Es wurde festgestellt, dass, wenn F kleiner
als 0,0325 (3,25%,) ist, man sich nicht um
Inzuchtbedingte Depression kümmern
muss.
25
Die Berechnung des Inzuchtkoeffizenten ist
sehr einfach nach folgender Formel möglich:
𝐹𝑥 = 1 + 𝐹𝑎 ⋅ 0,5 !!!!!!!
wobei
Fx - Inzuchtfaktor der Nachkommen X
Fa - Inzuchtfaktor der gemeinsamen
Vorfahren
N1 - Verfügbarkeit Generationen der Väter
N2 - Verfügbarkeit Generationen der von
Müttern
Hier die Berechnung an einem praktischen
Beispiel:
Generation
Pika
Adelka
Klàra
Albert
X
Loro
Lojzo
Sára
Kea
Pipo
Loro
Andula
Otik
Koxo
Ururgroßeltern
Urgroßeltern
Großeltern
Eltern
Nachkomme
Lora
KiKa
Koxo
Julianka
Luskácik
Ruby
Arro
Samba
Ahoj
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
unbekannt
Die gemeinsame Vorfahren Loro und Koxo
sind selbst nicht das Produkt von Inzucht.
Das basiert auf der Annahme, dass die
unbekannten Vorfahren nicht das Produkt
von Inzucht sind (Fa = 0).
Die gemeinsamen Vorfahren Loro:
Mütter sind zwei Generationen (Eltern und
Großeltern) n1 = 2
von dem Vater der freien 2 Generationen
(Eltern und Großeltern) n2 = 2
dann Fx = (1 + 0) · 0,5 (2 + 2 + 1) =
0,03125
Die gemeinsamen Vorfahren Koxo:
von der Mutter aus 3 Generationen (Eltern,
Großeltern u. Urgroßeltern) n1= 3
von dem Vater der freien 2 Generationen
(Eltern und Großeltern) n2 = 2
dann ist Fx = (1 + 0) · 0,5 (3 + 2 + 1) =
0,015625
Der Gesamtinzuchtkoeffizient ist somit:
Fx = 0,03125 (die Vorfahren von Loro) +
0,015625 (die Vorfahren von Koxo)
= 0.046875 (4,6875%)
Ist der so ermittelte Inzuchtkoeffizient der
Nachkommenschaft im Durchschnitt größer
als 3,124%, kann erwartet werden, dass
weniger befruchtete Eier, eine reduzierte
Schlupfrate, Gesundheitsstörungen und eine
verringerte Lebensfähigkeit auftreten.
Das Zusammenstellen von Zuchtpaaren
mit hohem Inzuchtkoeffizienten kann
nicht empfohlen werden!
Die dritte Stufe - die Reproduktion und
Wahrung der Breitenvariabilität
Von der Generation F6 habe ich alle Eltern
übernommen. Ich züchte Wellensittiche in 3
Schwärmen (A; B; C) mit je 10 Paaren in
diesem Jahr. Die F7 Generation wurde auf
15 Paare aufgestockt. 2012 waren 4% der
Nachkommen Mutationen. In der letzten
Generation F8 im Jahr 2013 waren nur noch
2% der Vögel Mutationen. Konkret waren
von den 305 Stück der gezogenen Jungen 6
mutagen – 4 blau (autosomal-rezessiv), von
denen ein Männchen und drei Weibchen
waren und zwei Opal-Weibchen (wieder
geschlechtsgebundene Vererbung). Die
Zuchtgruppen werden so eingerichtet, dass
der Anteil der Eltern (1/3) ausschließlich
von Jungvögeln aus der letztjährigen Zucht
stammt. Dazu werden immer junge
Weibchen aus der gleichen Zucht und junge
26
Männchen wie folgt hinzugefügt: von „A“
nach „B“; von „B“ nach „C“ und „C“ nach
„A“.
Im nächsten Jahr werden diese jungen
Männchen von „A“ nach "C"; von "B" nach
"A" und "C" nach "B" und für das
kommende Jahr von "A" nach „B“; von " B
"nach" C "und von "C nach "A", etc .
getauscht.
Diese Rotation der Gene ist eine relativ
hohe Garantie, dass sich der durchschnittliche Inzuchtkoeffizient in Richtung
des Minimalwertes bewegt.
Ich erwarte, dass der Rückgang des Anteils
mutagener Jungvögel mit jeder neuen
Generation weitergeht, aber immer langsamer wird. Gültig ist eine einfache Formel:
Anzahl der Generationen t =
___________________1____________
die Frequenz der rezessiven Allele in der
Generation 0
ihre Bestände keine Grundlage mehr für eine
Beteiligung an meinem Projekt bildeten. Im
Internet wurde unter http://www.ifauna.cz
und bei einem Treffen von Vogelzüchtern
auf der Burg Nitra beschlossen, dass sich
nationale Züchter zusammenfinden, um eine
Zusammenarbeit bei der Zucht und Haltung
von Vögeln in der Naturform zu etablieren.
Der erste Schritt, ist der gegenseitige
Austausch von geeignetem Zuchtmaterial.
Natürlich wurden diese Züchter auch von
mir unterstützt, indem ich ihnen von mir
gezüchtete Wellensittiche zur Weiterzucht
übergab. Sie verpflichteten sich, die Vögel
so genetisch sauber, wie möglich zu halten.
In diesem Stadium ist es wichtig, auf keinen
Fall wieder ein Mutantenallel einzukreuzen.
Die so gefundenen Züchter können sich
dann nach 5-6 Jahren am Ergebnis ihrer
Arbeit erfreuen. Während dieser Zeit sind
die privaten Züchter darauf angewiesen, sich
selbst um eine ausreichend große Population
zu kümmern.
minus
___________________1___________
die Frequenz der rezessiven Allele in der
Generation t
Es kann somit berechnet werden, dass
beispielsweise das Abfallen von 4% auf 1%
bei 100% Selektion schon bei 5 Generationen auftritt, aber ein Rückgang von 1%
auf 0,01% (das unter dem Vorkommen von
Mutationen in natürlichen Populationen
liegt) erst nach ca. 90 Generationen erreicht
wird.
Die vierte Stufe - stabilisierte Zucht und
die Zukunftsaussichten
Ich denke, dass sich im Laufe der Zeit
immer mehr Züchter für die Haltung an
genetisch reinen Naturvögeln interessieren
werden. Als ich im Jahr 2010 erstmalig über
dieses Thema in der „Fauna“ geschrieben
habe, war ich erstaunt, wie viele Züchter aus
der Tschechischen Republik und der
Slowakei Interesse bekundeten. Einige
Züchter entschuldigten sich regelrecht, weil
Auf der anderen Seite ist meine aktuelle
Haltungsform
zurzeit
sehr
arbeitsaufwändig. Nach dem Aufbau des Zuchtstammes, würde ich nach Jahren nun gerne
in einer großen Gemeinschaftsvoliere einen
Schwarm von mindestens 100 Paaren halten.
27
Bei einer Schätzung der dabei nachwachsenden Jungtiere würde der Schwarm
in kürzester Zeit auf mindestens 1.000 Tiere
anwachsen. Damit wäre es kein Problem
mehr, eine vollständige zufällige Paarung
wiederzubeleben. Mit einer solchen Anzahl
von Individuen würde eine ausreichende
genetische Variabilität entstehen und die
Inzucht eingeengt. Nach den oben
beschriebenen Berechnungen würde die
Wahrscheinlichkeit der Verpaarung von
Bruder und Schwester bei 0,01 liegen. Man
bräuchte in solch einem Bestand keine
Beringung und Buchführung mehr durchzuführen. Allerdings würde es schwierig
werden, die große Anzahl der Paare und
Küken gut zu beherrschen.
Die Vision einer Voliere mit mehr als 1.000
Individuen ist sehr interessant und ein so
großer Schwarm von natürlich grün
gefärbten Wellensittichen wäre sehr schön
anzusehen. Ich hoffe, dass diese Vision in
zwei bis drei Jahren zur Realität wird.
Teil 4 – Erstellung eines Standards für
natürliche Wellensittiche
Die Beibehaltung der klassischen StandardBewertung ist bei den natürlichen Wellensittichen unbrauchbar. Klassische Standards
engen natürliche Schwankungen, die wir im
Gegenteil erhalten wollen und müssen, ein.
Die mit den konventionellen Standards
eingeführten Kriterien und die Zusammenstellung der Zuchtpaare mit dem Ziel,
möglichst viele Nachkommen zu erhalten,
die den äußeren Idealen entsprechen, sind
dazu ungeeignet. Bei den natürlichen
Wellensittichen bezieht sich der Begriff
„Ideal“ nicht auf das einzelne Individuum,
sondern auf den gesamten Bestand, der
möglichst identisch mit den wild lebenden
Vögeln sein soll. Die konventionelle Bewertung berücksichtigt nur das Äußere des
Einzelvogels als Phänotyp und berücksichtigt nicht den genotypischen Wert. Für
die Zucht der natürlichen Form ist es auch
die „genetische Reinheit“ des Individuums
wichtig. Das bedeutet, dass der Genotyp
ohne unerwünschte rezessive mutierte Allele
ist.
Der Bestand an natürlichen Formen ist
daher für die Art notwendig, insbesondere
für Risikogruppen der domestizierten Vögel
stellt dieser spezifische Standard eine
Notwendigkeit dar. Der Standard sollte auf
der Beschreibung und Messung von
Exemplaren aus Wildpopulationen, ihren
Fotos und Daten aus den originalen
literarischen Quellen basieren. Quantitative
Eigenschaften (Größe, Abmessungen der
Körperteile, Gewicht) sollten in diesem
Standard als statistisches Intervall bestimmt
werden. Standard ist auch die Variabilität der
einzelnen Kennzeichen, wie diese in freier
Wildbahn vorkommen. Der Verlust der
Einheitlichkeit und die Variabilität von
Merkmalen ist bei der Haltung von
Naturformen in Bezug auf die Zuchtziele
notwendig - im Gegensatz zu den konventionellen Standards wird das aber als Mangel
angesehen. Bei der Bewertung der natürlichen Formen muss immer zusätzlich zum
äußeren Erscheinungsbild (Phänotyp) die
Reproduktionsleistung und der Zuchtwert
(Genotyp) berücksichtigt werden. Dafür
sind für jede Linie die Datensätze
aufzuzeichnen und aktuell zu halten. Die
Bewertung der Ergebnisse kann also nicht
auf Ausstellungen gemacht durchgeführt
werden, sondern nur direkt durch
Auswertung der erfassten Daten bei den
Züchtern. Sowohl bei der systematischen
Zucht als auch bei Liebhaberzuchten ist es
notwendig, die Zuchtpaare mindestens ein
Jahr vor der Zucht zusammenzustellen.
Später, bei stabilisierten Beständen, ist es
möglich, durch eine große Anzahl von
Vögeln eine zufällige Partnerwahl zu
realisieren. Sobald nur der Verdacht besteht,
dass sich die Frequenz der Allele innerhalb
der Population ändert, ist es notwendig, die
Paare in oben beschriebener Weise
auszuschließen. Diese systematische Auswahl ist auch Grundlage für die Zusammenstellung von neuen Brutpaaren und dem
Austausch von Zuchtmaterial bei Liebhaberzüchtern und Züchterkollegen.
28
Vorgeschlagenen Kriterien:
1. Kriterium: Formen
- Körperformen (Körperlänge, Flügellänge,
Länge der Beine, Schnabelgröße, Schwanzlänge, Gewicht), Selektion von zu großen
oder zu kleinen Körperformen die außerhalb
des spezifizierten Intervalls sind. Bei der
Beurteilung der Variabilität der Vögel sollte
jedes Kriterium den normalen Gaußschen
Werte mit maximal auftreten Werte um den
Mittelwert und Schwankungsbereich von ±
dreimaligen der Standardabweichung entsprechen.
- Färbung (an verschiedenen Teile des
Körpers untersucht). Selektion aller Anzeichen von Mutationen, Anzeichen von
Kreuzungen mit anderen Arten oder
geographischen Vorkommen.
- Verhalten, Bewegung, Temperament:
Selektion aller unerwünschten Verhaltensänderungen. Der Vogel muss beweglich,
nicht gleichgültig und interessiert an der
Umgebung sein.
- Fitness und Gesundheit. Selektion von
Vögeln mit beeinträchtigtem oder gestörtem Gesundheitszustand. Dies gilt nicht für
nicht vererbbare traumatische Verletzungen, wie fehlende Zehen oder Krallen,
Gefiederschäden infolge dieses Unfalls.
Solche Eigenschaften des Zöglings, die nicht
erbliche sind, haben keine Auswirkungen auf
die Bewertung. Bei Krankheit deren
Ursachen in äußeren Faktoren, wie
mangelnder Hygiene bei der Haltung,
Parasiten und Infektionen daraus liegen,
kann man auch genetische Fehler (z.B.
verminderte Resistenz) annehmen. Daher ist
Krankheit oder schlechte Gesundheit bei der
Bewertung von außen auch ein Mangel.
2. Kriterium: Reproduktion
- Fruchtbarkeit: Dokumentation über
Anzahl der Eier und deren Brutdauer, dem
Mangel an Sexualverhalten, der mangelnden
Bereitschaft zur Besetzung der Brutkästen,
niedrige Fertilität der Eier und anderer
reproduktiver Schäden.
- Fähigkeit Erziehung der Jungtiere:
Beurteilung der Erziehungskompetenz, des
Schlupfes, der Fütterung und Pflege der
Jungen, bei Vernachlässigung des Geleges
die Notwendigkeit der Ammenaufzucht,
Aggression gegenüber den Jungen.
3. Kriterium: Genotyp
- Vertikale Achse:
Eltern und Großeltern. Man beurteilt die
äußeren Formen der Eltern, Großeltern und
Urgroßeltern. Der Nachteil dieses Verfahrens tritt zutage, wenn es zu wenig oder
unbekannte Vorfahren gibt.
Nachkommen. Man beurteilt alle negativen
Werte der Nachkommen, besonders Spalterbigkeit, die Entstehung von Farbmutationen, geringe Rentabilität und
dergleichen.
- Horizontale Achse:
Geschwister. Man beurteilt alle negativen
Werten der Brüder, Schwestern, Cousinen
und Cousins, insbesondere Spalterbigkeit,
Farbmutationen, geringe Rentabilität und
dergleichen.
Testkreuzungen: Die Untersuchung basiert
auf den positiven Ergebnissen aus einer
Kreuzung mit einem homozygot rezessive
Mutation. Wenn auch bei den Nachkommen
wiederholt oben genannte Mutationen bei
den Jungen auftreten, bedeutet dies eine
höhere Wahrscheinlichkeit der genetischen
Reinheit des Individuums, das heißt, dass
das andere Individuum eine Mutation
aufweist.
Jedes der oben genannten Kriterien kann für
das einzelne Individuum folgende Einschätzung bedeuten:
A – uneingeschränkt verwendbar
B – bedingt nutzbar
X - nicht nutzbar
Diese Bewertung sollte 1x jährlich im
gesamten Bestand stattfinden. Alle Vögel
der züchtenden Gruppen unterliegen dieser
Bewertung. Die erhobenen Daten sind die
29
Basis der Züchtung und müssen sorgfältig
dokumentiert werden.
Der vorgeschlagene „Standard“
natürlicher Wellensittiche
Größe: Körperlänge 18,0 -20,0 cm
(durchschnittlich 19,0 cm), Gewicht 25,2 bis
30 g (durchschnittlich 28,8 g), Schnabellänge
9,6 cm. Die favorisierten Vögel wären mehr
oder weniger am Ideal der Normalverteilung
einer regelmäßigen und symmetrischen
Form der Gaußschen Glockenkurve mit
dem Höhepunkt im arithmetischen Mittel
darstellbar.
Färbung:
fluoreszierende
gelbgrüne
Körperfarbe, leuchtend gelben Stirn,
Gesicht und Nacken, am Hals sechs (oder
weniger) kleine schwarze Flecken, die nicht
immer regelmäßig angeordnet sein müssen,
zwei längliche blau-violett Wangenflecken,
auf dem Kopf und Rücken regelmäßige
wellenförmige braunschwarze Linien, die
beiden mittleren Schwanzfedern dunkelblau,
die anderen grün und blau. An Schulter und
Ellenbogen die Flügeldecken schwarz-braun
mit einem gelben Rahmen, die äußeren
Ellenbogen außen dunkelgrün, innen
leuchtend gelbe Flecken mit schwarzer
Umrandung. Handflügeldecken und Flügel
blau-grün mit gelben Rändern. Augen
dunkel mit weißen Iris, blau-graue Beine,
Schnabel hornfarben, bei erwachsenen
Männchen Wachshaut intensiv blau, bei
jungen Männchen einfarbig hellblau bei
Weibchen weißlich, später braun, dunkle
Krallen.
Körperform und Proportionen: schlanke
Vögel, ausgewogene Körperproportionen,
bei Männchen im Vergleich zu Weibchen
etwas größerer Kopf, im Nacken leichte
Einkerbung.
Temperament:
beweglich,
wendig,
schneller und guter Langstreckenflug, aktiv
während des Tages, am aktivsten in der
Frühe und am Abend, mit Ausnahme am
Nachmittag bei Sonne und hohen
Temperaturen. Die Vögel sollten vital sein,
ein lebhaftes Temperament, soziale Natur
haben.
Variabilität: monotypische Arten, es gibt
keine regionalen Unterarten. Innerartliche
Variabilität in der Anzahl, Größe und Lage
der schwarzen Wangenflecken, teilweise in
der Körpergröße. Die Unterschiede sind
natürlich die Färbung der Wachshaut nach
Geschlecht, Alter und sexuelle Aktivität.
Junge Vögel sind dunkler und blasser in der
Wangenfarbe, haben einen kürzeren
Schwanz und blassere Beine. Die Wellenzeichnung geht über die gesamte Stirn.
Fortpflanzung: Gute Fruchtbarkeitsrate
(durchschnittlich 5 befruchteten Eier im
Nest, mindestens 3 Jungtiere in der erfolgreichen Brut, im Durchschnitt mindestens 9
Jungen pro Jahr) bis in ein Alter von 10
Jahren und älter. Ältere Vögel mit guter
Fruchtbarkeit können bis zu einem Alter
von 15-20 Jahren angesetzt werden (nur bei
einem stabilisierten Bestand).
Selektion: Alle Vögel, die bei der Zucht in
Gefangenschaft
zu
große
Körperproportionen, wie zu großer und schwerer
Kopf, vor- und übergewölbter Stirn, gerade
Linie Kopf-Hals-Rücken ohne erkennbaren
Spalt im Nacken, dunklen und zu kleinen
Schnabel, eingesunkene Augen, zu große
und zu wuchtige und sperrige Brüste auf der
gesamten Vorderseite gegenüber dem
Rücken. Vögel, die weder temperamentvoll
sind, nicht mobil und nicht gut fliegen
können. Inakzeptable Anzeichen von
Mutationen: ein anderer (in der Regel
dunkler) Grünton, unregelmäßige Wellenzeichnung (vor allem auf den Kopf und
Flügel), zu dunkel oder umgekehrt blass
gewellt, schwarze oder sehr dunkle
Schwanzfedern, helle Augen, blasse oder
rosa gefärbte Beine, zu große Kehlkopftupfen oder Wangenflecke, andere als
männliche Schnabelfarbe.
Andere geeignete Arten für diese
Systematik
Gerne würde der Autor diese Systematik
auch an weitere Halter und Züchter von
30
natürlichen Formen von anderen Vogelarten weitergeben. Vor allem bei Papageien
scheint diese Systematik angebracht. Am
wichtigsten scheint diese Aufgabe bei bereits
stark veränderten Arten, wie Agaponiden
mit weißen Halskrausen, gestreiften
Aymarasittichen und verfärbten Mönchssittichen. Sie ist auch angebracht bei
Alexandersittichen und den kleinen
Polytelis-Arten.
Fazit
Es ist an der Zeit, sich der Zucht und
Erhaltung von Vogelarten in ihrer
natürlichen Form zu widmen. Noch sind in
unseren Volieren solche Vögel vertreten,
auch wenn sie nicht immer genetisch rein
sind. Je später und je weniger die Züchter in
die Zucht von reinen Naturformen
einbezogen werden, umso schwieriger wird
die Reinigung der Tiere von Mutationen.
Anderenfalls werden wir sehen, dass in
unseren Käfigen und Volieren bald nur noch
Mutationen herumflattern.
Mit diesem Artikel möchte ich darauf
hinweisen, dass die Frage der Haltung
natürlicher Formen komplexer ist, als sie auf
dem ersten Blick erscheint. In keinem Fall
will ich aber die Züchter, die sich für die
Zucht und Haltung natürlicher Formen
interessieren, abschrecken. Im Gegenteil, je
mehr es Züchter von natürlichen Formen
gibt, desto größer ist die Chance, dass diese
Formen nicht endgültig aus den Volieren
verschwinden.
Allen Züchtern, die an der Zucht der
natürlichen Formen interessiert sind,
wünsche ich viel Geduld, Erfolg, zahlreiche
Nachkommenschaft und viel Freude an
ihrer Leistung.
Anschrift des Verfassers
RNDr. Jaroslav Marec
Smolenice, Slowakei,
[email protected]
Anmerkungen zu dieser Übersetzung
Diese Übersetzung einer Artikelserie des „FaunaMagazins“ aus der Slowakei wurde von mir ohne
Kenntnis der Slowakischen Sprache angefertigt.
Zunächst wurde der Originaltext abschnittsweise
maschinell mit dem „Google-Übersetzer“ vom
Slowakischen ins Deutsche übertragen.
Anschließend wurde diese Rohübersetzung
sinngemäß von mir zusammengefügt. Durch diese
Methode kann es sein, dass durchaus Missverständnisse aufgetreten sind. Das ist keine
Absicht, sondern aufgrund der beschriebenen
Methode durchaus möglich. Wer solche Fehler findet
oder anderweitig zur Verbesserung dieser
Übersetzung beitragen möchte, kann gerne mit mir
Kontakt aufnehmen.
Das Zitieren oder Veröffentlichen dieser
Übersetzung oder des Originals darf nur unter
Nennung der Quellen erfolgen.
Alle Fotos in diesem Artikel sind Bilder des
Übersetzers, da die Abbildungen aus der OriginalVorlage nicht eingebunden werden konnten.
Wolf-Dittrich Hasse
[email protected]
“Dear Friend Wolf-Dittrich Hasse, naturaly you
are allowed to pubilsh the text in your
society. For me it's an honor. I believe, in
future there will be an opportunity to meet you
personally and to discuss all about breeding wild
colored budgies.
With best regards
Jaroslav Marec, 07.04.2015”
31
Meine Erfahrungen mit
„Drohnenbrut“
Friedhelm Brehm
Ich hoffe, ich renne mit diesem Beitrag
keine „offenen Türen“ ein, aber bei Unterhaltungen mit anderen Zuchtfreunden habe
ich festgestellt, daß diesem wertvollen
Futtermittel leider sehr wenig Bedeutung
beigemessen wird.
Der Grund dafür ist wohl dem Umstand
zuzurechnen, daß dieses Futter schnell zu
verderben droht, wenn es nicht lebend verfüttert werden kann. Nur, wenn ich keine
ausgesprochenen Weichfresser habe, ist
dieses Futtermittel nur sehr begrenzt
einsatzfähig. Die abgestorbenen Drohnen
werden sehr schnell schwarz und laufen als
Schleim auseinander und werden somit nicht
mehr von den Vögeln beachtet.
Ich pflege außer einem Paar wildfarbenen
Glanzsittichen nur Prachtfinken. Ich habe
einen befreundeten Zuchtfreund, der allerdings ausschließlich Kanarien züchtet.
Dieser ist aber gleichzeitig ein passionierter
Imker. Der brachte mir stets seine Drohnenbrut. Was nicht sofort lebend zerkleinert
und verfüttert werden konnte, habe ich
dann, noch in den Waben, eingefrohren.
Nur war damit das Problem des Verderbens
lediglich für den Moment beseitigt, denn
nach dem Herausklauben aus der Wabe und
dem Auftauen war das Zerfließen und
Schwarzwerden noch extremer als bei den
lebenden Drohnen. So kam ich dann zu der
Überzeugung: für mich ist dieses
hochwertige
Futtermittel
nicht
zu
gebrauchen!
Abb 3. Ausgeklopfte Drohnenbrut
Abb 1. Teil einer Bienenwabe mit Drohnenbrut
Abb 2. Querschnitt Bienenwabe mit Drohnenbrut
Eines Tages sah ich meiner Frau beim
Kochen einer klaren Brühe mit Verlorenen
Eiern zu. Das klare Eiweis erinnerte mich
sehr
an die auseinanderlaufenden aufgetauten Drohnen. Mir kam die Idee, auch
meine gefrosteten Drohnen zu brühen. Ich
habe die kleinen Insektenkörper aus der
Wabe geklaubt und in kochendes Wasser
geschüttet, das restliche Bienenwachs abgeschöpft, die aufgekochten Körperchen
abgegossen, auf Küchenpapier abgetrocknet
und wieder eingefrostet. Alles sah gut aus,
bis zu dem Zeitpunkt, als ich es aufgetaute,
und als Futter auf das Futterbrett gestellt
habe. Meine Überraschung war groß, als die
zerkleinerten Drohnen sehr schnell schwarz
wurden und somit nicht mehr beachtet
wurden. Meine Frau brachte mich dann
darauf, daß ich eventuell zu kurz gebrüht
haben könnte.
32
Bisherige Erkenntnis: Die Drohnen müssen,
obwohl sie sehr empfindlich erscheinen,
gute fünf Minuten kochen, (nicht nur
brühen, wie ich es beim ersten Versuch
getan habe). Seit ich nun nach der
letztgenannten Methode handele, klappt es
mit der Verfütterung der gekochten
Drohnen sehr gut. Ich muß aber auch
anfügen, daß es erst geraume Zeit gedauert
hat, bis fast alle Vögel
dieses Futter
angenommen haben, einige verweigern
heute noch. Ich würde auch empfehlen,
wenn man mit der Verfütterung beginnt,
wenige Futtertiere anzubieten, da sonst
anfänglich zu viel verspielt wird. Auch
später, wenn die Vögel das Futter
annehmen, nur sparsam füttern da der
Eiweißgehalt sehr hoch ist und die Jungtiere
schnell eine Lebervergrößerung bekommen
und daran verenden.
Die Situation der
Karolinen-Fruchttaube
(Ducula oceanica
ratakensis) auf den
Marshall-Inseln
Michael Trevor
Beim vorliegenden Artikel handelt es sich eine
Originalarbeit von Michael Trevor (wiss. Berater
der GAV), die von Hans-Joachim Rüblinger
sinngemäß aus dem Englischen übertragen und
durch eine Einleitung ergänzt wurde.
Einleitung
Um die Bestandsituation der MikronesienKaisertauben sowohl bzgl. geographischen
Verhältnisse, als auch der der Unterarten
besser einordnen und verstehen zu können,
wird dies in einer kurzen Einleitung
dargestellt.
Die Republik Marshallinseln ist ein ozeanischer Inselstaat mitten im Pazifischen
Ozean. Die Gruppe der Marshallinseln
besteht aus zwei fast parallel verlaufenden
Insel-Ketten:
Abb 4. Einzelne Drohnenlarve
Zusammenfassent: Lang genug gekocht ist
dies ein sehr wertvolles Zusatzfutter. Allerdings sparsam füttern, sonst erreicht man
genau das Gegenteil (ich weiß wovon ich
rede!!!)
Übrigens: Wenn die Tierchen richtig
gekocht sind, schneiden sie sich wie ein
Weichkäse.
Anschrift des Autors
Friedhelm Brehm, GAV-Nr.37
99755 Ellrich
Göckingstrasse 42
[email protected]
Alle Fotos vom Autor
- der östliche Ratak-Kette („SonnenaufgangsInseln“) mit insgesamt 14 Atollen und deren
kleinen Inseln,
- der westlichen Ralik-Kette
(„Sonnenuntergangs-Inseln) mit 15 Atollen
Anfangs des 16.Jahrhunderts wurden diese
Inseln bereits von spanischen Seefahrern
besucht. Der Besuch des englischen
Kapitäns John Marshall 1788 führte zur
Namensgebung der Inselgruppe. Ab 1906
war sie für einige Zeit ein Teil der deutschen
Kolonie Deutsch-Neuguinea, wurde dann
1914 von den Japanern erobert und im
Zweiten Weltkrieg 1944 von den USA
eingenommen. Seit 1979 ist die Inselgruppe
wieder unabhängig.
33
Zwei Drittel der Bevölkerung der MarshallInseln leben auf auf den Hauptinseln Majuro
und Kwajalein. Die anderen Inseln sind
sehr dünn, bzw. unbesiedelt. Die Bevölkerung lebt hauptsächlich von landwirtschaftlicher Produktion (Kokosnüsse,
Gemüse, Brotfrüchte) und vom Fischfang.
Übertragung der Originalarbeit aus dem
Englischen:
Übersichtskarte: Republik Marshallinseln
Die Gattung Ducula (Große Fruchttauben
oder Kaisertauben) umfasst ca. 35 Arten und
weitere Unterarten. Die MikronesienKaisertaube Ducula oceanica teilt sich in
insgesamt 5 Unterarten auf, wobei zwei
davon auf den Marshallinseln vorkommen:
die Nominatform Ducula oceanica oceanica und
auch die hier besprochene KarolinenFruchttaube Ducula oceanica ratakensis (TakaTsukasa & Yamashina 1932) . Beide Arten
sind recht groß (41 cm), und adulte Vögel
haben als besonderes Merkmal einen kleinen
Höcker an der Basis des Oberschnabels. Die
Mikronesien-Kaisertauben bewohnen vorzugsweise die Kronenschicht der Wälder auf
den vulkanischen Inseln, werden aber auch
in den Kokospalmwipfeln einiger flacher
Koralleninseln angetroffen.
Die größte Gefahr für die Fruchttauben geht
von der Bejagung durch die heimische
Bevölkerung aus. Deshalb gelten die Vögel
als sehr scheu und heimlich.
Bei den Bewohnern der Marshall-Inseln
unter dem Namen „Mule“ (gleich Maultier)
bekannt, repräsentiert Ducula oceanica
radakensis eine der am meisten gefährdeten
Vogelarten auf der Erde. Mit einem
bekannten Habitat von weniger als 10 Quadratmeilen und einer geschätzten Population
von weniger als ein bis zwei Dutzend
Vögeln, ist sie sicher weit entfernt von
einem
sofortigen
Aussterben,
wie
z.B. andere Vogelarten, wie der KalifornienKondor, der Fleckenkauz der Schreikranich,
oder die Hawaigans. Aufgrund ihrer Seltenheit und räumlichen Abgeschiedenheit, ist
die Ratak-Kaisertaube wohl auch unerkannt
„durch die Ritzen“ der entsprechenden
Organisationen geschlüpft, (wie z.B. dem
Umweltprogramm der Vereinten Nationen,
der World Wildlife Foundation (WWF), dem
Sierra Club oder der Audubon Society). Dies
kann wahrscheinlich dem „Vergessen einer
Art“ zugeschrieben werden, vergleichbar
mit dem Dodo, der Wandertaube, dem
Riesenalk oder dem Elfenbeinspecht, - weil
niemand etwas über die bedrängte Bestandssituation wusste, geschweige denn die Zeit
hatte, um entsprechend zu handeln. Diese
Taubenart hatte auch nie das Privileg
Hochglanz-Fotos in National Geographic zu
bekommen, gesponsort von Canon. Selbst
Beobachter-Gruppen wie die IUCN nehmen
an, dass diese Vogelart nicht gefährdet ist,
weil 2000 Meilen entfernt eine andere
Unterart lebt, die nur potentiell bedroht ist.
34
Der einzig bekannte Lebensraum der
Karolinen-Fruchttaube liegt auf den südlichen Atollen der Östlichen Marshall-Inseln,
die auch als Ratak-Kette benannt werden. Es
gibt nur etwa 30 Quadratmeilen Landfläche
auf den Östlichen Marshall-Inseln und nur
ein Teil dieser Fläche ist als angemessener
Lebensraum für die Ratak-Kaisertaube
geeignet. Der Hauptlebensraum dieser Vögel
sind die Brotfrucht-Wälder (ausgesäte Sorten
von Autocarpus altilis). Diese sind aber nur
auf den größeren Inseln vertreten und
zerstreut über ein Dutzend Atolle verteilt,
welche sich aber mit einer Gesamtausdehnung von fast einer Viertelmillion
Quadratmeilen über den Pazifischen Ozean
erstrecken. Dies bedeutet, dass der
bevorzugte Lebensraum der Taubenart auf
eine sehr kleine Fläche beschränkt und und
auch geografisch auch sehr unstetig ist und
war, was das Auftreten dieser Art zwar weit
verstreut macht, aber im Vorkommen sehr
begrenzt. Veränderungen während des
letzten Jahrhunderts haben sich auch nicht
positiv ausgewirkt, sondern verschärften
lediglich die bereits spärliche Existenz von
„Mule“.
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Ducula oceanica
ratakensis und den wilden und kultivierten
Autocarpus-Wäldern. Aber diese Erkenntnis
ist sehr schlecht dokumentiert und scheint
auch niemals in irgendeiner Form näher
untersucht worden zu sein. Einfach
ausgedrückt, scheinen die Vögel die Bäume
zum Fressen und Nisten zu benötigen, und
anderer-seits hängen die Brotfrucht-Bäume,
bezüglich der Verbreitung ihrer Samen und
zum Erhalt der Wälder von den Vögeln ab.
Die Einführung von Schusswaffen im
19.Jarhhundert war offensichtlich ein sehr
entscheidender Faktor für den Rückgang der
Vogelpopulation. Auch die physischen Veränderungen in der Landnutzung der letzten
75 Jahre haben eine entscheidende, aber
sicher auch schleichende, und dadurch
wenig beachtete Rolle gespielt. Die
japanische Besetzung des Gebietes und der
Aufbau militärischer Basen haben signifikant
wichtige Habitate in Wotje, Maloelap und
dem Mili-Atoll ausgelöscht. Die nachfolgenden Zerstörungen während des Zweiten
Weltkrieges waren sicherlich auch daran
beteiligt. Darüber hinaus gab es eine rasche
und massive Bevölkerungsexplosion in der
gesamten zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Mit dem dadurch auftretenden
Bedarf an zusätzlichem Lebensraum und der
Einrichtung von noch mehr Flugplätzen für
die „Air Marshall Islands“ wurden die
verbleibenden Populationen von Ducula
oceanica ratakensis und gleichzeitig die wilden
und angepflanzten
Autocarpus-Wäldern
dezimiert. Laura Islet in Majuro und Kabin
in Maloelap sind zwei Beispiele dafür. In
ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet,
wo sie weder gejagt, geschossen oder
gegessen wurden, sind diese Frucht-tauben
dadurch an den Rand des Aussterbens
gelangt, weil ihre Nahrungsquellen und
Bruthabitate zunehmend verschwanden.
Heute haben wir die Situation, dass man
einfach feststellen muss, dass niemand genau
weiß, ob Ducula oceanica radakensis immer
noch existiert. Sie wird als "vielleicht
ausgestorben" eingestuft, allerdings mit
unbekanntem Status. Es ist dokumentiert,
dass sie an allen bisher bekannten Orten
ausgestorben sei, - übrig geblieben vielleicht
nur noch auf einer der kleinen Inseln in
einem Atoll. Es gibt definitiv ein Überbleibsel einer Population von etwa 9 (!)
Vögeln auf der Enemonet-Insel im
Majuro-Atoll. Diese neun Vögel könnten
die letzten sein, die noch existieren!
Ohne entsprechende Hilfsmaßnahmen und
einem vollständigen Schutz dieser Tiere,
könnte die Unterart ratakensis bereits in den
nächsten Jahren verschwunden sein.
35
Bewohner spürbar. Dazu kommt, dass auch
heute die Angst vor einer Bedrohung, z.B.
durch einen Taifun, im ganzen Land sehr
tief sitzt. Darüber hinaus werden die engen
Beziehungen zwischen Familienmitgliedern,
und gleiche Herkunft in den einzelnen
Volksstämmen als sehr wichtig eingeschätzt.
Um den Fortbestand dieser Spezies zu
gewährleisten, ist unbedingt ein sofortiges
Wiederaufbau-Programm nötig. Dabei wird
dringend ein dreigleisiges Vorgehen
empfohlen:
- ein öffentliches Bildungsprogramm,
- eine Lebensraum-Wiederherstellung und
- wissenschaftliche Studien.
Von „Mule“ ist seit langen Zeiten bekannt,
dass sie „allgemein“ auf den Marshall-Inseln
vorkommt, - es ist überall bekannt, dass es
eine
„Marshallesische
Taube“
gibt.
Allerdings ist es auch eine ernüchternde
Wahrheit, dass beim Zeigen von Fotos viele,
insbesondere jüngere Menschen, überhaupt
nicht wissen, um welche Art es sich da
eigentlich handelt. In einem Extremfall
erklärte ein hochrangiger Regierungsbeamter,
dass es mit dieser Taubenart keine Probleme
gäbe, da er ja schließlich Taubenzüchter sei.
Er hatte wohl aber lediglich die eingeführte
Felsentaube, bzw. die Haustaube vermehrt.
Es wird empfohlen eine Werbeaktion zu
starten, um „Mule“, ihre Artbestimmung
und ihre Gefährdung bekannter zu machen.
Dies könnte sowohl durch das öffentliche,
als auch das private Radio, durch das
Fernsehen oder in den Lokalzeitungen
geschehen, aber auch durch Plakate, Handzettel und öffentlichen Schulen. Aufgrund
der geringen Größe des Landes wäre, solche
Maßnahmen sehr schnell und effektiv
durchzuführen. Die Bevölkerung der Inseln
hat noch sehr gut im Bewußtsein, dass ein
Überleben in früheren Zeiten sehr schwer
war, da es damals z.B. weder gute Fangnetze,
noch metallene Angelhaken, noch Messer
gab. Die Besorgnis um die Verfügbarkeit
von Lebensmitteln war schon immer für alle
Genau hier liegt der Schlüssel, um Ducula
oceanica radakensis effektiv helfen zu können.
In einem zweckorientierten Apell an die
Sensibilität der Menschen könnte ein öffentliches Bildungsprogramm entworfen werden,
welches allen vor Augen führt, dass diese
Vogelart einen wesentlichen Faktor für die
Marshallesische Gesellschaft darstellen
könnte. Als eine spezialisierte Unterart einer
„Frucht“-Taube kann es gar nicht genug
hervorgehoben werden, welch wichtige
Rolle „Mule“ bei der Verbreitung und dem
Erhalt der Brotfrucht-Wälder spielt. Auch
bei der Verbreitung anderer Pflanzen und
Bäume auf den Marshall-Inseln hat sie eine
entscheidende Funktion. Und nur weil diese
Vegetation bereits vorhanden ist, wird sie als
selbstverständlich angesehen. In der neueren
Zeit waren all diese Pflanzen die Quelle von
Nahrung, Fasern, Farbstoffen und Medizin
und eine Vielzahl anderer Anwendungen.
„Mules“ Existenz als bedrohte Tierart
weiterhin zu gefährden ist kein gutes
„Karma“, zumal die Bevölkerung ihr in der
Tat viel verdankt. Die allgemein verbreitete
Auffassung von „ich habe dir geholfen, jetzt
hilf mir“ ist ein ein wichtiger Aspekt in der
Mashallesischen Gesellschaft. Deshalb steckt
in dem Apell „In der Vergangenheit hat uns
dieser Vogel geholfen, jetzt können wir ihm
helfen“ genügend Wahrheit, um die Hilfe
erfolgreich werden zu lassen.
Es gibt zwei große Themenbereiche, die mit
wissenschaftlichen Untersuchungen abgedeckt werden müssen. Der erste ist eine breit
angelegte Studie, um überhaupt zu erfahren,
welche Vögel noch übrig sind und wo sie zu
finden sind.
36
Knox-Atoll
Aufgrund der geringen Größe dieses Atolls
am Rande des Mili-Atolls ist es zweifelhaft,
dass es den notwendigen Lebensraum zur
Unterstützung für die Population bereitstellen kann.
Meile-Atoll
Hier sind die Berichte widersprüchlich.
Einige sagen, es gebe keine Vögel mehr,
manche sagen es seien ein paar Vögel in
Nallo übrig. Miss Shineru berichtet, es gäbe
zwar keine, weder in Bar noch Takewa, aber
es lebten wenige in Nallo. Senator Tataji
Lometo stimmt zu, es könnten wenige in
Nallo sein. Das müsste überprüft werden. Es
ist sehr unwahrscheinlich, dass es irgendwelche Exemplare auf Mili selbst gibt.
Bezüglich der anderen größeren Inseln wie
Enejet, Erebar und Lukunor müsste genauer
geprüft werden.
Arno-Atoll
Dieses große Atoll wird seit langem als
wichtigster Zufluchtsort für „Mule“ angesehen. Kürzliche Anfragen sind jedoch
nicht sehr ermutigend. Mehrere unterschiedliche Informanten haben ausdrücklich
mitgeteilt, dass es überhaupt kein Vorkommen mehr gäbe. Ein oder zwei andere
Personen berichten, dass die Vögel
verschwunden waren, nun aber erneut auf
Lukej aufgetreten seien. Die Ermittlung der
tatsächlichen Sachlage auf Arno könnt einer
der wichtigsten Schritte in einem
Wiederherstellung-Plan einer KarolinenFruchttauben-Population sein.
Majuro-Atoll
Es gab eine kleine Population von drei
Brutpaaren auf der zum Atoll gehörenden
Enemonet Insel. Diese Kolonie hat sich seit
den frühen 1990er Jahren gehalten. Erst
kürzlich haben Tony deBrum und Yuri
Madison berichtet, ein Paar auf der benachbarten Bikirin-Insel gesehen zu haben. Es ist
zu hoffen, dass dieses Paar aus der
Migration der Jungvögel von der nahegelegenen Kolonie auf Enemonet stammt.
Es gibt des Weiteren zwei unabhängige
Berichte von Ronnie Reimers und Ben
Kiotak über sowohl akkustische, als auch
Majuro-Atoll und Arno-Atoll
visuelle Beobachtungen von Vögeln auf
Eneko, nur ein paar Meilen entfernt. Mr.
Kiotak hat die Art anhand ihrer Stimmen
identifiziert und stellte fest, dass sie sich in
der Regel um Mijwan aufhielt. Auf dem
Inselchen Laura am westlichen Rand von
Majuro war das Haupthabitat für dieses
Atoll von Ducula o. radakensis der Maijiwan
Forest. Weitflächige Abholzungen haben
aber große Waldflächen entfernt und es
wurden Berichte bekannt, nach denen
Menschen allgemein auf Vögel schießen.
Neueste Berichte behaupten, dass es keine
„Mules“ mehr auf Laura gibt. Es ist
offensichtlich, dass eine umfassende Untersuchung notwendig ist, um festzustellen, wie
viel Vögel noch auf der Insel existieren.
Aur
Es wird behaupten, dass die Fruchttaube
hier ausgestorben sei. Die „Air Marshall
Island“-Vertreter behaupten, dass es keine
Vögel auf Tobal gibt.
Maloelap
Es gab eine kleine Restpopulation auf Kabin
Island über die 70er und 80er Jahre. Die
Errichtung des Flughafens in den späten
80er Jahren durchschnitt die gesamte Insel.
Für diesen Bau wurde ein ziemlich großer
Bereich von natürlich vorkommenden
Brotfrucht-Bäumen vernichtet. Zwar gibt es
keine gesicherten Informationen über den
gegenwärtigen Stand, aber ein inoffizieller
Interviewpartner, Nekiúm Nashion, teilt mit,
dass die Vögel nun auch auf Kabin verschwunden sind. Interessant war, dass dieser
Informant aussagte, dass sich niemand mehr
um Mijwan kümmerte, so dass es über die
Jahre verschwand und damit auch das
Vorkommen der „Mules“.
37
Wotje-Atoll
Traditionell wird behauptet, dass auf Wotje
eine große Population existierte. Die
Japanische Besatzung und die Verwüstungen
des Zweiten Weltkrieges seien aber mutmaßlich der Todesstoß für die Art gewesen.
Seither gilt, dass es keine „Mules“ mehr auf
Wotje gäbe. Die Nachfrage, ob es kleine
Kolonien auf den kleineren entfernten
Inseln gibt, wurde verneint. Diese Ansicht
wird von zwei Ex-Bürgermeistern der
Gemeinde sowie vom Senator Litowka
Toeming, Sprecher des Marshall-InselParlaments vertreten. Es sei darauf
hingewiesen, dass Ben Kiotak ursprünglich
aus Wotje kommentierte, dass die Vögel in
der Regel im Bereich der kultivierten
Brotfrucht-Bäume beobachtet wurden. Er
erklärte, dass durchaus möglich sei, dass auf
den entfernteren Inseln des Atolls noch ein
paar Exemplare existierten.
Erikub
Als ein unbewohntes Atoll, welches eine Art
„Speisekammer“ für Wotje darstellt, verdient
diese Insel einen besonderen Blick. Wegen
der ungestörten Lage haben vielleicht einige
Vögel hier Zuflucht gesucht. Allerdings
bietet sie aufgrund der geringen Größe
vielleicht nicht genügend Lebensraum für
eine Ansiedlung.
fischen oder andere Nahrung zu sammeln.
Es ist unwahrscheinlich hier „Mule“ anzutreffen, und wenn sie vorkäme, würde sie
sicher als Nahrungsmittel angesehen werden.
Ailuk
Bikar
Gut bekannt für seine Seevogel- und
Suppenschildkröten-Kolonie bietet dieses
Atoll keinen geeigneten Lebensraum für
Ducula o. ratakensis.
Bokak
Auf den Karten auch als Toangi bekannt,
fehlt auf diesem Atoll im nördlichen Bereich
der Marshall-Inseln der Niederschlag und
damit auch die geeignete Vegetation.
Der zweite Themenbereich der wissenschaftlichen Untersuchungen ist eher
„esoterischer“ Art. Über eine gentische
DNA-Untersuchung
sollte
herauszubekommen sein, welche Unterarten
der Ducula oceanica hier anzutreffen sind. Die
Taxonomen auf der ganzen Welt werden
häufig
in
sogenannte
„Zusammenfasser“ und „Trenner“ unterteilt, und Ducula
oceanica mit ihren beiden Unterarten oceanica
und ratakensis ist ein schönes Beispiel dafür.
Likiep
Der einzig befragte Informant sagte
nachdrücklich, dass die Art hier ausgestorben sei und nur noch die Gemeine
Taube vorkomme.
Jemo
Diese Seevogelkolonie ist wahrscheinlich der
falsche Lebensraum für die Fruchttaube.
Mejit
Utirik
Taka
Wie bei Erikub handelt es sich um eine
„Speisekammer-Insel“, auf die nur gelegentlich Menschen kommen, um zu jagen, zu
Es gibt Typenexemplare der verschiedenen
Unterarten, die in verschiedenen Museen
Welt beschrieben wurden. Die physischen
Unterschiede im Aussehen haben auch
Experten veranlasst, über das Für und Wider
der Unterschiede zwischen beiden Unterarten zu diskutieren. Hier handelt es sich um
eine Art mit sehr geringer Individuenzahl,
38
aber großer geographischer Verbreitung.
DNA-Studien könnten für die Gültigkeit der
beiden Unterarten entscheidend sein. Stehen
die Vögel von Palau genetisch näher zu den
Vögeln der Westlichen Marshall-Inseln, oder
sind die Vögel der Östlichen und Westlichen
Marshall-Inseln ähnlicher? Im vorliegenden
Fall wäre es interessant, die genetische
Beschaffenheit der kleinen Kolonie in
Enemonet zu bestimmen. Geografisch
sollten die Vögel in Majuro Ducula oceanica
radakensis sein. Dies ist gesichert, da beide
Sammelfundstücke von der Smithsonia
Institution in Washington DC als „in
Majuro gesammelt“ protokolliert wurden. Es
wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass
zwei Personen, Victor Milne und Vincent
Reimers, eine Zulassung zur Einfuhr von
Ducula oceanica radakensis von Jaluit als
Haustiere erhalten haben. Nachdem die
Vögel für eine gewisse Zeit gehalten wurden,
wurden sie später in der Innenstadt von
Majuro freigelassen.
Dies bedeutet nun, dass die Kolonie in
Enemonet fragwürdig sein könnte. Es
könnten durchaus Ducula oceanica radakensis
sein, vielleicht aber auch eine Kolonie von
Ducula oceanica oceanica, die sich durch
Einwanderung in eine Nische ergeben hat,
die durch das Aussterben von Ducula oceanica
radakensis frei wurde. Es besteht auch noch
eine dritte Möglichkeit: dass es einen
gewissen Grad von Hybridisierung zwischen
beiden Unterarten gegeben hat.
Anschrift des Autors
Michael Trevor
[email protected]
Alle Fotos vom Autor
Probleme bei der Haltung
und Pflege der
Gelbbauchastrilde
Steffi Fuchs
Seit einigen Jahren pflegen wir eine kleine
Gruppe von Gelbbauchastrilden und stoßen
immer wieder auf neue Schwierigkeiten.
Leider ist es uns bis heute offensichtlich
nicht gelungen optimale Bedingungen für
diese reizvollen Pfleglinge zu schaffen.
Beschreibung
Der Gelbbauchastrild (Coccopygia quartinia)
gehört der Familie der Prachtfinken
(Estrildidae) an und erreicht eine Körperlänge von 9 - 10 cm. Auf Grund seiner
geringen Größe und seiner relativ unauffälligen Färbung ist der Gelbbauchastrild ein
recht unscheinbarer Vogel. Die graue Farbe
der Vögel an Kopf und Nacken, die
olivgrünen Flügel, gleichfarbiger Rücken,
etwas helleres Grau an Kehle und Kinn
lassen die Gelbbauchastrilde so unscheinbar
wirken. Nur Bauch und Unterschwanzdecke
sind gelb bis gelborange.
39
Dennoch überzeugt er in seinem Wesen. Er
ist lebhaft, friedlich und neugierig. Im
Umgang pflegeleicht, benötigt er aber zur
Brutzeit absolute Ruhe. Einmal diesen
kleinen Gesellen gepflegt und man wird für
immer in seinen Bann gezogen sein.
Lebensraum
Seine Heimat liegt in Ostafrika von Eritrea
über Äthiopien entlang des Grabenbruchs
bis in den Osten von Simbabwe. Dort findet
man ihn in Höhen zwischen 900 und 3000m,
im hügeligen Gelände, welches dicht mit
Büschen, Kräutern und Gräsern bewachsen
ist, aber auch an Ufern, Bergwaldrändern,
auf Lichtungen, Feldrändern und Gärten.
Er ernährt sich vorwiegend von sehr kleinen
Gräsern. Die Brutzeit liegt in der Regenperiode, wobei in Hecken und dichten
Gebüschen gebrütet wird.
Anschaffung
Durch eine Zuchtauflösung kamen wir in
den Besitz zweier Gelbbauchastrilde. Eine
Geschlechtsbestimmung ergab, dass es sich
um zwei weibliche Tiere handelte. Ein
Zuchtfreund konnte aushelfen, - er war im
Besitz zweier männlicher Tiere. So erhielten
wir ein Paar. Eines Tages hörte ich im
Vorbeigehen Stimmen aus dem Nest,
woraus sich später ein Jungtier entwickelte.
Unterbringung
Für die kleinen Gesellen haben wir Käfige
selbst gebaut. Diese werden zur Gruppenhaltung sowie zur Zucht genutzt. Die Tiere,
welche momentan nicht zur Zucht genutzt
werden, halten wir in der Gruppe und das
Zuchtpaar bleibt unter sich.
Ausgestattet sind die Käfige mit Naturstangen, Bambus, Gräsern und Schilf.
Angebotene Nisthilfen bestehen aus einer
Rindenhöhle sowie einem geschlossenem
Nest.
Fütterung
Wir probierten die verschiedensten Futtertiere aus. Unsere Gelbbauchastrilde
bevorzugten lebende weiße Mückenlarven
sowie Ameiseneier (im Sommer gesammelt
und eingefroren), weniger Drosophila,
Wasserflöhe und Enchyträen. Gehäutete
Mehlwürmer und Pinkys waren nicht so
beliebt. Kleine Heimchen (lebend eingefroren) wurden zum Teil genommen. Gurke
und gekeimte Körner, welche sie sonst
verschmähten, wurden für kurze Zeit
begierig gefressen. Gesammelte frische
Gräser sind dagegen auch außerhalb der
Brutzeit begehrt.
Licht
Die Lichtphase beträgt 15,5 Stunden und
wird über Zeitschaltuhr gesteuert. Als
Lichtquelle benutzen wir Neonröhren der
Sorte Arcadia-Bird Lamp.
Probleme
Leider verstarb das Jungtier nach Trennung
von den Elterntieren. Die Trennung
mussten wir vollziehen, da die Elterntiere
auf Grund neuer Brutversuche das Jungtier
jagten.
Beim Händler konnten wir weitere
Gelbbauchastrilde erwerben. Die Geschlechtsbestimmung ergab dann zumindest
ein männliches Tier. Wir verpaarten es mit
einem ansässigen Weibchen. Das Männchen
kam recht schnell in Brutstimmung und
erwies sich als ausgesprochen fruchtbar. Nur
war die Freude von kurzer Dauer. Die frisch
geschlüpften Jungtiere wurden aus dem Nest
geworfen. Wir vermuteten zu große
Brutstimmung des männlichen Tieres oder
aber zu große Unruhe. Wir änderten die
Pflegemaßnahmen, fütterten mehrere Por-
40
tionen tierischer Nahrung über den Tag
verteilt, dann wieder insgesamt weniger
tierische Nahrung, … alles ohne Erfolg.
Versuche zur Problembewältigung
Ein Zuchtfreund überlies uns vorübergehend das Buch „Prachtfinken-Handbuch
der Vogelpflege – Afrika“ (siehe Literaturangabe). Der in diesem Buch geschriebene
Hinweis, dass zu große Hirse zum
Absterben der Jungtiere führen kann, ließ
uns nachdenken. Wir hatten bis zu diesem
Zeitpunkt halbreife Silberhirse angeboten.
Es besteht die Möglichkeit, dass nicht unser
männliches Tier zu sehr in Brutstimmung
kam, sondern dass eventuell die Hirse zu
groß war und die Jungtiere vielleicht daran
verstorben sind. In dem genannten Buch
wird erwähnt, dass man zur Jungenaufzucht
keine großen Saaten, wie z.B. Silberhirse
füttern sollte, da die großen Saaten oft
unverdaulich sind und die Nestlinge meist
aus scheinbar unerklärlicher Ursache mit
vollem Kropf verenden.
Zeitgleich stellten wir fest, dass die
Gelbbauchastrilde die Samenstände des
Ziergrases, insbesondere des Zebragrases nicht wie geplant zum Nestbau
benutzten, sondern mit großem Eifer nach
den Samen absuchten. Sie waren so gierig
danach, dass binnen weniger Minuten die
Ähren komplett leer gefressen waren.
Insbesondere die neu erworbenen Tiere
ernährten sich fast ausschließlich von diesen
Samen. Weiterhin bevorzugen diese Vögel
Grassaaten wie Raygras, Grasmischungen
verschiedener kleiner Grassaaten, Pagima
green und Delicia. Fonio paddy gehört zur
alltäglichen Nahrung. Im Garten gesammelte
Finger- und Borstenhirse frieren wir sogar
inzwischen als Wintervorrat ein. Fertigmischungen wie Astrildenmischung werden
gefressen, sind aber keineswegs der Favorit.
Da die Tiere in ihrer Heimat sich ebenfalls
vorwiegend von Grassamen ernähren bieten
wir immer reichlich Grassamen an. Ob dies
eine einseitige Ernährung bedeutet muss nun
getestet werden.
Auf Grund der wenigen männlichen Tiere
gestaltet es sich für uns schwierig
Nachzuchten zu erzielen. Für entsprechende Hilfe jeder Art wären wir sehr
dankbar.
Literatur
Ich versuchte mein Glück mit einem
erneuten Kauf mehrerer Gelbbauchastrilde.
Die Geschlechtsbestimmung ergab zwei
männliche Tiere von insgesamt acht Tieren.
Doch immerhin. Nur verstarb ein männliches Tier kurz nach dem Kauf. Neue Ideen
waren gefragt. Die Untersuchungen des
Vogelkotes ergaben einen Befall von
Kokzidien. Ich behandelte mit Kokzidol®,
allerdings weiß man nie genau, ob jedes Tier
seinen Anteil aufgenommen hat oder nicht.
Eine direkte orale Anwedung kommt bei
diesen kleinen Vögeln leider nicht in Frage.
Wikipedia
„Das Prachtfinkenbuch“ von H. Bielfeld
VZE Vogelwelt „Unsere
Gelbbauchastrilde“ von S. Fuchs
„Prachtfinken- Handbuch der VogelpflegeAfrika“ von J. Nicolai, J. Steinbacher, Elzen,
Hofmann, Mettke-Hoffmann
Ich danke auch den Korrekturlesern Zfr. K.D. Dittmann, Tilo Puschner, Christin Spröte
Anschrift der Autorin
Steffi Fuchs
04277 Leipzig
Scheffelstraße 46d
[email protected]
Alle Fotos von der Autorin
41
Beobachtung des
Vogelzuges auf der
Kurischen Nehrung
Christiane und Peter Kaufmann
Im Herbst 2014 erfüllten wir, - das sind
unsere Tochter Berit, ihr Lebensgefährte
Carsten, Christiane und ich -, uns einen
langgehegten Wunsch: eine Reise auf die
Kurische Nehrung.
Gemeinsam flogen wir von Hamburg nach
Frankfurt und von da nach Vilnius, der
Hauptstadt Litauens. Per Internet hatten wir
dort einen Leihwagen gebucht, in Nida auf
der Nehrung eine Ferienwohnung und für
die letzten 3 Tage zwei Hotelzimmer in
Vilnius. Organisatorisch hatte alles bestens
funktioniert und so übernahmen wir eine
knappe Stunde nach der Landung einen VW
Passat Variant in Bestzustand und die Reise
nach Nida konnte beginnen. Sie führte uns
über eine autobahnähnliche Straße, über
Kaunas nach Klaipeda. Einjeder, der eine
solche Fahrt unternimmt, tut gut daran, sich
vor
Fahrtantritt
mit
der
Staßenverkehrsodnung des Reiselandes vertraut zu
machen, auch wenn es sich um ein EU-Land
handelt. So ist diese „Autobahn“ auch für
Fahrräder und Pferdegespanne zugelassen.
Sie ist nicht durchgängig kreuzungsfrei und
es gibt hin und wieder auch eine
Linksabbiegespur. Wer seine Abfahrt
verpasst hat, darf bei nächster Gelegenheit,
wo es die Fahrbahnkante zulässt, über den
Grünstreifen fahren und wenden, ohne
befürchten zu müssen, von der Polizei für
dieses Manöver zur Verantwortung gezogen
zu werden. Also das Ganze ist für unser
Verständnis etwas gewöhnungsbedürftig
und abenteuerlich.
Die Straße selbst war in gutem Zustand und
wir erreichten Klaipeda ohne Zwischenfall.
Hier muss man mit einer regelmäßg
verkehrenden Fähre auf die Kurische
Nehrung übersetzen. Die Fahrzeit beträgt
ca. 10 Minuten.
Auf der Halbinsel angekommen, entrichtet
man vor Einfahrt in den Nationalpark
seinen Obulus. Die letzten ca. 50 km bis
Nida mussten wir dann im Dunklen fahren
und wir taten gut daran, dieses mit mäßiger
Geschwindigkeit zu tun, denn wir trafen auf
eine Elchkuh, die unmittelbar am rechten
Fahrbahnrand stand.
Unsere Ferienwohnung erfüllte alle unsere
Erwartungen. Das große Wohnzimmer hatte
ein über die gesamte Außenwand reichendes
Atelierfenster, was einen wunderbaren Blick
über den Hafen auf das Haff ermöglichte.
Vor dem Fenster befand sich ein großzügiger Balkon, der zu einer anderen
Jahreszeit zu einem gemütlichen Frühstück
geradezu einlädt.
Die Kurische Nehrung ist eine Halbinsel
ganz im Osten der Ostsee vor der russischen
und litauischen Küste. Der Süden gehört
heute im Ergebnis des 2. Weltkrieges zur
russischen Exklave Kaliningrad. Bis dahin
gehörte er zu Ostpreußen und auf seinem
Territorium wurde im Jahre 1901 in Rositten
(heute russisch Rybatschi) die erste Vogelwarte weltweit eingerichtet. Sie wurde von
dem Ornithologen Johannes Thienemann
begründet und arbeitete bis in das Jahr 1944.
Im Jahr 1955 wurde die Arbeit durch damals
sowietische Ornithologen wieder aufgenommen. Der Norden ab der Höhe Nida
(früher Nidden) gehörte und gehört heute
wieder zu Litauen. Der Ort Nidden verdankt
seine Bekanntheit noch einem völlig anderen
Umstand: Hier erwarb der deutsche
Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann
ein Baugrundstück und ließ darauf ein
Wochenendhaus errichten, welches heute als
kleines Museum zum Gedenken an den
berühmten Literaten eingerichtet ist.
Die Westküste der Nehrung wird von den
Wellen der Ostsee umspült während die
Ostküste eine westliche Begrenzung des
kurischen Haffs bildet. Die gesamte
Halbinsel ist 98 km lang, wovon 52 km auf
die litauische Seite entfallen. Die Breitenausdehnung an der schmalsten Stelle beträgt
400 m und an der breitesten 3,8 km, etwas
nördlich von Nida.
42
Die Landschaft wird von bis zu 60 m hohen
Dünen geprägt, sowie lichten Wäldern,
deren Baumbestand vor allem aus Kiefern
und Birken besteht. Am Boden wachsen
eine Vielzahl auch seltener Pilze.
Wir haben uns bei unserem Besuch auf den
litauischen Teil beschränkt, da wir den
bürokratischen Aufwand für den Besuch
Russlands gescheut hatten. Visumpflicht und
tägliche Grenzkontrollen bei der Ein- und
Ausreise ins 20 km entfernte Rybatschi
(Rositten) wollten wir nicht auf uns nehmen.
Im Norden reicht die Halbinsel bis auf die
Höhe von Klaipeda, einer Hafenstadt, die
unter anderem über eine ständige Fähre mit
Mukran auf Rügen verbunden ist.
Auf dem litauischen Festland, etwa in Höhe
Nida befindet sich im Haff eine kleine
Halbinsel mit Namen Ventès Ragas. Hier
wurde im Jahr 1929 mit Unterstützung von
Rositten eine litauische Vogelwarte eingerichtet, in der 1931 die ersten Vögel mit
litauischen Ringen beringt wurden. Bis dahin
wurden Ringe der Vogelwarte Rositten
verwendet.
Entlang der Ostküste der Ostsee befindet
sich einer der größten Migrationskorridore
für Zugvögel. Im September und Oktober
gibt es nicht selten Tage, an denen bis zu 3
Millionen Zugvögel an der litauischen Küste
vorüberziehen. Davon ziehen 70 - 80 %
über die Kurische Nehrung und die
restlichen 20 - 30 % entlang der Ostküste
Litauens bis nach Ventès Ragas. Hier
angekommen, erkennen sie das immer
breiter werdende Haff, und ein großer Teil
von ihnen entschließt sich zu einer Rast in
Bäumen und Sträuchern und zu einer
Routenkorrektur über das Haff
zur
Nehrung. Diese Beobachtung verdankt die
Wissenschaft einem Laien, der hier von 1924
bis 1944 als Leuchtturmwärter gearbeitet
und unter wissenschaftlicher Anleitung
selbst die ersten Vögel beringt hat.
Die Vogelart, die alle menschlichen Ansiedlungen dominierte, war die Nebelkrähe
(Corvus cornix). Nahezu kein Hausgiebel, kein
Gartenzaun oder Fahnenmast war zu sehen,
der nicht mit mindestens einem Exemplar
dekoriert war. Sie sind ganz typische
Kulturfoger, vor allem auch an Touristen
gewöhnt, denn sie kamen ganz zielgerichtet
auch auf unseren Balkon, um zu betteln
(Abb. 1).
Abb. 1 Nebelkrähe
Ganz in unserer Nähe war ein Vogelbeobachtungsplatz eingerichtet neben einer
Kormoran- und Reiherkolonie. Nun war zu
dieser Jahreszeit nicht damit zu rechnen,
dass die Nester noch besetzt waren, aber wir
gingen davon aus, dass wir eine Reihe
abgestorbener Bäume vorfinden würden, auf
denen sich eventuell Spechte beobachten
ließen. Und wir sollten Recht behalten.
Wir konnten das emsige Treiben von
Schwarzspecht (Dryocoptus martius), Buntspecht (Dendrocoptus major) sowie Waldbaumläufer (Certhia familiaris) beobachten.
Die Kormorane (Phalacrocorax carbo) trafen
wir dann entlang der Küste zum Kurischen
Haff, häufig in Gemeinschaft mit der
Baltischen Heringsmöwe (Larus fuscus) und
Lachmöwen (Larus ridibundus) an (Abb. 2).
Abb 2. Kormorane und Baltische Heringsmöwen
Nachdem wir die unmittelbare Umgebung
unserer Ferienwohnung erkundet hatten,
entschlossen wir uns zu einem Ausflug auf
das Festland, mit dem Ziel, die Vogelbeobachtungsstation Ventès Ragas zu
43
besuchen. Wir hofften, dort kompetente
Ansprechparner anzutreffen, die uns
Hinweise über die besten Beobachtungsplätze geben konnten. Dort angekommen trafen wir auf eine einzige große
Baustelle. Mit EU-Fördermitteln wird die
gesamte Station rekonstruiert und erweitert.
Bei unserem ersten von 3 Besuchen hatte
der alte Leuchtturm noch seine Kuppel und
wir konnten ihn besteigen. Als wir das
zweite Mal kamen, hatte man diese gerade
entfernt und ein Betreten war nicht mehr
möglich. Das vorhandene Museum war
geschlossen und wird erst nach Beendigung
der Bauarbeiten neu eröffnet (Abb. 3).
Abb.3 Vogelwarte Ventés Ragas
Zwei große Zickzackfallen, die nach dem
Reusenprinzip funktionieren, waren in
Betrieb und wir konnten sogleich Kontakt
mit einem jungen Mann aufnehmen, der
beim Beringen war (Abb. 4).
Abb 4. Entnahme an der kleinsten Falle
Er zeigte sich sehr aufgeschlossen, indem er
uns gleich mit in seine „Arbeit einbezog“.
Zum Teil wurden die Vögel nur beringt und
Art und Ringnummer notiert. Teilweise
wurden aber neben der Ringnummer auch
das Geschlecht aufgeschrieben, und ob es
sich um adulte oder juvenile Tiere handelte,
und die Vögel wurden gewogen und
vermessen.
Auf unsere Bitte hin machte er uns mit dem
ornithologischen Leiter der Einrichtung
Vytautas Jusys bekannt. Dieser hat sich dann
fast zwei Stunden Zeit für uns genommen
und uns die gesamte Station gezeigt. Unter
seiner Leitung erscheint jährlich ein Journal
über die Vogelwelt des Nemudas-Deltas.
Von ihm konnten wir ein Büchlein käuflich
erwerben, welches sich mit der Geschichte
der „Ornithologischen Station Ventès
Ragas“ sowie dem Vogelzug und der
Beringung im Allgemeinen beschäftigt.
Gemeinsam mit einem Kollegen fungierte er
als Herausgeber und das Beste an diesem
Buch: Alle Texte sind dreisprachig, litauisch,
englisch und deutsch.
Außerdem überreichte er uns eine Artenliste
der Vögel Litauens, gebunden als Oktavheftchen, in der wir alle unsere Beobachtungen ankreuzen konnten. Diese Liste ist
viersprachig. Neben den litauischen,
englischen und deutschen Bezeichnungen ist
auch noch der wissenschaftliche Name
angegeben. Übrigens konnten wir von den
366 enthaltenen Vogelarten Litauens
immerhin 52 mit einem Kreuz versehen. Wir
hatten sie sowohl beobachtet als auch
bestimmt.
An diesem Tag wurden vor allem
Kohlmeisen (Parus major), Blaumeisen
(Cyanistes caeruleus), sowie Weidenmeisen
(Poecile montanus) und Schwanzmeisen
(Aegithalos caudatus), außerdem Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) in großer
Zahl gefangen und beringt. In der Station
werden zur Zeit jährlich zwischen 60.000 80. 000 Vögel gekennzeichnet.
Die vier genannten Meisenarten sind in
Europa Standvögel. Sie werden als Teilzieher betrachtet, das heißt, dass sie je nach
Temperatur und Nahrungsangebot innerhalb der Verbreitungsgebiete ziehen. Vor
allem selbständig gewordene Jungvögel
ziehen aus dem Brutgebiet weg in Richtung
Südwesten. Zwischen 1929 und 2006
wurden in der Station Ventès Ragas mehr als
90.000 Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus)
beringt. Sie zählen in Nord- und Osteuropa
44
zu den Invasionsvögeln. Sie verlassen
truppweise ihr angestammtes Gebiet und
treten an anderer Stelle plötzlich in großer
Anzahl auf.
Abb. 5
Wintergoldhähnchen
Während
unseres
Aufenthaltes
am
Kurischen Haff war neben den genannten
vier Meisenarten das Wintergoldhähnchen
(Regulus regulus) in riesiger Anzahl anzutreffen (Abb. 5). Es handelt sich um den
kleinsten europäischen Vogel, mit 4 - 7 g
Körpergewicht und einer wunderschönen
Kopfzeichnung, ein echtes Juwel. Die
skandinavischen und westsibirischen Populationen verlassen im Winter ihr angestammtes Brutgebiet und ziehen südwestwärts nach Mittel- und Westeuropa bis
Nordfrankreich.
wie ebensolche Schwärme durch den lichten
Wald an uns vorbeikamen. Der Eindruck ist
schwer zu beschreiben, man muss es einfach
erlebt haben, wie diese kleinen Kerle an
einem vorbeihuschen und es einfach kein
Ende nimmt.
Neben
den
genannten
Kleinvögeln
beobachteten wir in der ersten Woche vor
allem noch verschiedene Möwenarten.
Neben Mantelmöwe (Larus marinus) und
Heringsmöwe (Larus fuscus) waren es vor
allem Lachmöven (Larus ridibundus) in
riesigen Schwärmen.
In der zweiten Urlaubswoche trafen dann
weitere Zugvögel ein. Große Schwärme von
Staren (Sturnus vulgaris) saßen auf den
Hochspannungsleitungen bzw. sie beindruckten durch ihr typisches Schwarmverhalten (Abb. 7).
Abb. 7 Stare
Abb. 6 Wanderdünen bei Nida
In dieser Woche tauchten dann neben den
schon erwähnten Nebelkrähen auch größere
Mengen Saatkrähen (Corvus frugilegus) auf. Sie
stammen vermutlich aus dem europäischen
Russland oder sogar von östlich des Urals,
denn dort sind Saatkrähen im Gegensatz zu
den westeuropäischen Populationen Zugvögel (Abb. 8).
Am folgenden Tag bestiegen wir die
Wanderdünen (Abb. 6) in unmittelbarer
Nachbarschaft zu unserer Ferienwohnung
und wir erlebten den Vogelzug hautnah.
Was da über unsere Köpfe hinwegzog, ist
unvorstellbar. In endlosen Schwärmen
flogen diese Kleinvögel über uns. Der
Anblick war gigantisch. An anderer Stelle zu
einem späteren Zeitpunkt beobachteten wir,
Kolkraben (Corvus corax)
als typische
Standvögel konten wir ebenfalls beobachten und in der Hauptstadt Vilnius gab
es eine größere Population von Dohlen
(Corvus monedula)
(Abb. 9). Das Zugverhalten der Dohle ist von Population zu
Population sehr unterschiedlich. So sollen
70% der polnischen Population ziehen, aber
nur etwa 23% der belgischen.
45
Abb. 8 Saatkrähe
Abb10. Graugänse
Seggenrohrsänger (Agrocephalus paludicola) zu
beobachten, einen sehr seltenen Vogel, den
bis dahin noch keiner von uns überhaupt
gesehen hatte.
Abb. 9 Dohle
Etwas nordwestlich der ornithologischen
Station entdeckten wir mehrere Fischteiche,
die für viele Vogelarten geradezu magische
Anziehungskraft hatten. Hier konnten wir
neben Graureihern (Ardea cinerea) und
Silberreihern (Ardea alba) sowie unzähligen
Lachmöven und Kiebitzen (Vanellus vanellus)
an einem Tag auch 17 Seeadler (Haliaeetus
albicilla) beobachten.
Ein besonderes Schauspiel bot sich uns am
Kurischen Haff, als kurz vor Einbruch der
Dunkelheit hunderte Graugänse (Anser anser)
(Abb. 10) einfielen. Über unseren Köpfen
lösten sich ihre typischen Flugformationen
auf und sie trudelten geradezu auf die
Wasseroberfläche herab, und der Flügelschlag direkt über uns verursachte ein ganz
besonderes Geräusch. Sie landeten zur
Übernachtung auf der Mitte des Haffs und
teilten damit ihren Schlafplatz mit einigen
Dutzend Singschwänen (Cygnus cygnus), die
bereits vorher eingetroffen waren. Auf dem
kurzen Wanderweg zu diesem Landeplatz
war es uns auch noch vergönnt, einen
Und so vergingen die Tage wie im Flug und
jeder davon hielt irgendein Highlight bereit.
Neben den vielen Vogelbeobachtungen
stachen die Begegnung mit einer Elchkuh
und Kalb heraus, mitten in Nida, kaum 50 m
neben unserer Ferienwohnung, am Sonntagnachmittag, als wir eigentlich nur Kaffeetrinken gehen wollten (Abb. 11), und dann
noch das Aufeinandertreffen mit zwei
Füchsen, die es sich auf dem Friedhof von
Nida häuslich eingerichtet hatten (Abb. 12).
Abb.11 Elchkuh mit Kalb
Beide Arten, Elch und Fuchs, zeigten
keinerlei Scheu und wahrten nur eine sehr
geringe Fluchtdistanz. Dies ist sicher dem
Naturschutzstatus der Halbinsel zu verdanken.
46
Jusys, Jezerskas: “Ventès Ragas”
Ornithologische Station Verlag Lutute2007
Schäfer, G.: “Litauen” Reise Know-How
Peter Rump GmbH, 7. Auflage 2011
Anschrift der Autoren
Abb. 12 Rotfuchs
Die Altstadt von Vilnius hielt dann noch
viele Sehenswürdigkeiten für uns bereit, so
dass wir auch unsere Interessen außerhalb
der Ornithologie bedienen konnten (Abb.
13).
Die Lebenshaltungskosten für Touristen aus
Deutschland sind in Litauen deutlich
niedriger als bei uns und die Restaurants und
Kaffees halten viele Köstlichkeiten bereit,
die Tage zu verschönen. Unterm Strich war
es in jeder Hinsicht ein gelungener Urlaub,
eine Reise, die wir nur weiterempfehlen
können.
Abb. 13 Vilnius
Literatur
Beaman, Madge: „Handbuch der Vogelbestimmung“ Europa und Westpaläarktis
Verlag Eugen Ulmer 2.Auflage 2007
del Hoyo, Elliot, Sargatal: “Handbook of the
Birds of the World” Lynx Edicions 1992 –
2013
del Hoyo, Collar: “Illustrated Checklist of
the Birds of the World” Volume 1, Lynx
2014
Christiane und Peter Kaufmann
19300 Grabow
Gartenweg 2
[email protected]
Alle Fotos von den Autoren
47
Haltung und Zucht von
Chinasittichen –
ein Erfahrungsbericht
Teil 1
Marcel Schneider
Einleitung
Im Folgenden werden neben allgemeinen
Informationen meine Erfahrungen in der
Haltung und Zucht des Chinasittichs
dargestellt. In den folgenden Ausgaben des
GAV-Journals sollen weitere Erfahrungsberichte folgen, wobei insbesondere auf die
Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen
Tier eingegangen werden soll. Hierzu sind
jedoch noch umfangreiche Aufbereitungen
meiner Zuchtnotizen notwendig.
schaftliche Artbezeichung „derbiana“ für
eine körperliche Charakterisierung (derber,
robuster Edelsittich), musste mich aber bei
Literatur- und Internetrecherche zu dieser
Vogelart eines Besseren belehren lassen:
Edward Smith Stanley, XIII. Earl of Derby,
hielt sich in seiner Menagerie in Knowsley
Hall hunderte von Tierarten. Bei der Erstbeschreibung verschiedener Arten wurden
diese als Vorlage verwendet, drei Tierarten
wurden nach dem Halter, Earl of Derby,
benannt: die Riesen-Elenantilope (Taurotragus
derbinianus), der Zapfenguan (Oreophasis
derbianus) und eben der Chinasittich
(Psittacula derbiana).
Ich habe in der Literatur auch abweichende
Artbezeichnungen gefunden: derbiniana und
derbyana.
Systematische Einordnung
Edelsittiche (Psittacula) stehen den Edelpapageien (Electus) verwandschaftlich nahe.
Die Gattung Edelsittiche umfasst nach
aktuellen Kenntnissen drei Artengruppen.
Eine Artengruppe umfasst die vier
„Kapuzen-Arten“: den Schwarzkopfedelsittich (P. himalayana), den Finschsittich (P.
finschi), den Pflaumenkopfsittich (P. cyanocephala) und den Rosenkopfsittich (P. roseata).
Die beiden anderen Artengruppen stehen
verwandschaftlich enger beieinander, mit
Übergängen. Die zweite Artengruppe
umfasst die drei „Halsband-Arten“: den
Halsbandsittich (P.krameri), den Mauritiussittich (P.eques) und den Alexandersittich (P.
eupatria).
Chinasittich-Paar
Name
Der Chinasittich (Psittacula derbiana Fraser
1852), wird auch als Kiefernsittich, Derbys
Edelsittich oder Lord Derbys Edelsittich
bezeichnet, allerdings ist die erste Bezeichnung die gebräuchlichste. Bis vor kurzem
hielt ich irrtümlicherweise die wissen-
Die dritte Artengruppe umfasst die fünf
„Bart-Arten“: den Taubensittich (P.
columboides), den Blauschwanzedelsittich
(P.calthropae), den Langschwanzedelsittich
(P.longicauda), den Rosenbrustbartsittich
(P.alexandri) und den Chinasittich (P.derbiana),
wobei bei Tauben- und Blauschwanzedelsittich der Bart als Halsband ausgebildet
ist, was die engere Verbindung zur zweiten
Artengruppe zeigt.
Ausgestorbene Arten sowie Unterarten sind
in dieser Aufzählung nicht berücksichtigt.
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Beschreibung und Charakterisierung
Adulte Chinasittiche bieten einen imposanten Anblick: Ein gedrungener, kräftiger
Körper mit langen, elegantem Schwanz,
dazu der starke, beim Männchen lackartig
glänzende rote Schnabel, die kontrastreiche,
aber dezente Farbgebung und der neugierige,
oft pfiffige Blick haben einen besonderen
Reiz.
Der Chinasittich ist eine monotypische Art,
d.h. er hat sich noch nicht zu Unterarten
weiterentwickelt. Dementsprechend ist er
sehr variabel in Größe und Färbung: Es gibt
bei beiden Geschlechtern sowohl blasse,
unscheinbare Exemplare, als auch sehr
farbintensive Tiere. Chinasittiche sind ca. 50
cm groß und etwa 300 - 350 g schwer. Auf
eine weitergehende Beschreibung wird hier
zugunsten der Fotos verzichtet.
hatte, wage ich eine eigene Charakterisierung. Jeder Chinasittich ist unterschiedlich: Es gibt Tiere, die nur sehr selten
ihre Stimme hören lassen, es gibt aber auch
häufig rufende Exemplare. Gerufen wird vor
allem am Morgen und am späten
Nachmittag / frühen Abend, während des
Fluges und dann, wenn Fremdes erspäht
wird. Im Jahresverlauf wird zu Beginn der
Balzzeit (Paarfindung, Revierabgrenzung?)
vermehrt gerufen und in der Zeit des
Ausfliegens der Jungvögel (Aufregung?). Der
Ruf ist einsilbig und kurz (Dauer variierend
1-3 Sekunden), erinnert im Aufbau an den
Ruf einer Rabenkrähe (Corvus corone) in etwas
höherer Tonlage. Ich würde den Chinasittich als mittellaut beschreiben, wobei die
Rufe wesentlich angenehmer sind als
diejenigen der Südamerikaner (Aratinga etc.).
Chinasittich-Hahn
Chinasittich-Henne
Auch der Charakter ist sehr unterschiedlich.
Leider wird der Chinasittich in der Literatur
durchgehend als ein sehr lauter Vogel und
starker Nager beschrieben, was potenzielle
Halter abschreckt, sich diese interessanten
Tiere anzuschaffen. Nachdem ich seit über
20 Jahren diese Tierart pflege und bisher
weit über 50 dieser Tiere in meinem Bestand
Das Nagebedürfnis ist ebenfalls sehr
unterschiedlich. Nach meinen Erfahrungen
ist das Nagebedürfnis in den ersten beiden
Lebensjahren höher als in späteren Jahren,
Tendenz abnehmend. Ich habe Hennen, die
mit Beginn der Brutstimmung im
Dezember/Januar ein hohes Bedürfnis
haben, Holz, vor allem den Nistkasten, zu
benagen, sonst gar nicht. Einige Tiere, vor
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allem Hähne, interessieren sich stark für
Dinge,
an
denen
sich
„herumfummeln“ lässt, z.B. zu schwacher Volierendraht, Ketten, Drahtseile, lose Schrauben.
Solche „Spielkinder“ können den Halter
ganz schön beschäftigen! Andere Tiere
interessiert so etwas überhaupt nicht. Nach
meiner Ansicht gibt es eine positive
Korrelation zwischen dem Beschäftigungstrieb und der Agilität und Intelligenz der
jeweiligen Tiere. Zu erkennen ist der
Charakter schon bei Jungtieren, die die
Selbstständigkeit erreicht haben (darauf gehe
ich später genauer ein).
Chinasittiche sind sensible Tiere, die
Sicherheit und vertraute Rituale brauchen.
Eine ruhig gelegene Voliere, Artgenossen,
der vertraute Pfleger, möglichst gleiche
Fütterungszeiten und feste Reinigungsintervalle sind wichtig für ihr psychisches
Wohlbefinden.
Vorkommen
Nach Literaturangaben leben Chinasittiche
im Südwesten Chinas, Südosten Tibets und
Nordosten Assams (Indiens), in Bergwäldern zwischen 1.200 und 4.000 m N.N.,
im Winter in tieferen Lagen als im Sommer.
Da ich in der Literatur keine Flächenangaben zum Verbreitungsgebiet fand,
versuchte ich mir eine bildliche Vorstellung
entsprechend der Verbreitungskarten zu
verschaffen: das Ergebnis war ernüchternd.
Die Verbreitung in Freiheit scheint kaum die
Größe Deutschlands zu erreichen. Was das
in Ländern mit starkem Bevölkerungswachstum (China, Indien) für die freilebende
Tierwelt bedeutet, sollte jedem klar sein.
Lebensweise im Freiland
Umfassende Untersuchungen im Freiland
scheinen zu fehlen. In der Literatur werden
Samen, Knospen und Früchte als Nahrung
erwähnt. Außerhalb der Brutzeit (Juni?)
sollen Schwärme bis 50 Tiere, teilweise
gemeinsam mit Halsbandsittichen, herumstreifen und gelegentlich Schäden im
Getreide- und Obstanbau verursachen. Da
Kiefern-, Eichen- und Rhododendronwälder als Biotop angegeben werden, lässt
sich auf Kiefernsamen und Eicheln als
Nahrung schließen. Insekten und anderes
Kleingetier als Zusatznahrung werden
angenommen.
Haltungserfahrungen
Ich halte und züchte meine Chinasittiche in
Volieren (Innenraum 1,5-2 m x 2 m,
Außenabteil 1,5-2 m x 3 m, Höhe 2-2,5 m).
Die Volieren sind nach Süden ausgerichtet.
Tagsüber sind sie teilweise beschattet. Als
vor einigen Jahren die Beschattung der
Voliere noch nicht gegeben war, wurde es an
heißen Sommertagen in der Voliere sehr
warm, die Vögel fühlten sich sichtlich
unwohl. Aus heutiger Sicht würde ich
deshalb bei Neubau einer Voliere eine
Ausrichtung nach Osten oder Südosten
empfehlen. Meine Volieren sind herkömmlich gemauert, der Boden wurde im
Innenraum gefliest, das Außenabteil
gepflastert. Die Drahtrahmen wurden aus
Metallprofilen geschweißt und der Draht
festgeschraubt. Als Draht verwende ich
punktgeschweißten, verzinkten Volierendraht. Die bisher verwendete Drahtstärke
von 0,90 mm erwies sich für einige Vögel als
zu schwach. Momentan stelle ich auf eine
Drahtstärke von 2,05 mm um.
Die Volierenausstattung ist eher spärlich. Im
Innen- und Außenabteil sind etwas unter
meiner Augenhöhe (damit ich meine Tiere
direkt ansehen kann) je zwei lange Sitzäste
waagerecht hängend gegenüber angebracht.
Die Sitzäste können frei schwingen. Ein im
Innenraum angebrachter Nistkasten sowie
Näpfe für Futter, Wasser und Grit sowie
Naturäste zum Benagen vervollständigen die
Ausstattung. Die Außenabteile meiner
Volieren (Komplex aus 10 nebeneinanderliegenden Volieren) sind zur Nachbarvoliere
hin doppelt mit Draht bespannt, in den
Innenvolieren ist je eine Seitenwand aus
Ziegelsteinen gemauert (Befestigung des
Nistkastens, Ruhezone), die andere wie im
Außenabteil doppelt verdrahtet. Zwischen
Innen- und Außenabteil befindet sich ein
großes Fenster sowie eine Durchflugklappe,
die Volierenseite zum Futtergang ist einfach
verdrahtet. Der Innenraum ist gut isoliert, so
dass im Winter selten die Frostgrenze
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erreicht wird. Meine Volieren sind unbeheizt.
Kalte Temperaturen machen dem Chinasittich aufgrund seiner Herkunft nichts aus.
Wichtig ist im Winter, - und das halte ich bei
allen meinen Vögeln so -, dass ausreichend
dicke Sitzstangen zur Verfügung stehen.
Diese müssen so dick sein, dass die Vögel
beim Sitzen (vor allem in kalten Winternächten) ihre Zehen im Bauchgefieder
verbergen und somit warm halten können.
Mit dieser Maßnahme sind abgefrorene
Zehenglieder zu vermeiden (hatte ich bei
meinen Edelsittichen seit vielen Jahren nicht
mehr). Nachteil ist nur, dass die Sitzstangen
schnell verkoten und oft gereinigt oder
ausgewechselt werden müssen.
Bei mir hat sich diese Tierart als sehr robust
erwiesen. Bei erwachsenen Tieren hatte ich
bisher 5 Krankheitsfälle, davon 4 mit Todesfolge sowie 2 Todesfälle ohne vorherige
Krankheit. Jungtiere verstarben ebenfalls
selten (Bilanz aus über 20 Jahren).
Die Ernährung erfolgt seit vielen Jahren auf
recht einfache Weise:
Als Körnerfutter reiche ich handelsübliches
Großsittichfutter mit Sonnenblumenkernen
und mische je 20-Kg-Sack noch 5 Kg
Sonnenblumenkerne und 5 Kg ganzen Hafer
dazu. Diese Mischung reiche ich ganzjährig.
Im
Gegensatz
zu
den
üblichen
Empfehlungen sind meine Futternäpfe
immer so gut gefüllt, dass bei der nächsten
Fütterung noch ein Rest übrig ist.
Futterreste werden gesammelt und einmal
wöchentlich mit einem Reinigungsgerät auf
Luftstrombasis „sauber geblasen“. Diese
gereinigten Futterreste werden dann wieder
an die Vögel (außer bei Paaren, die gerade
legen oder Jungtiere versorgen) verfüttert.
So erreiche ich, dass auch die weniger
beliebten Saaten gefressen werden, ohne
dass im Tagesverlauf ein Engpass entsteht.
Dazu gibt es täglich Obst/Gemüse, das
meiste aus eigenem giftfreien Anbau, entsprechend der Gartensaison oder (wenn
möglich) eingefroren: Äpfel, Möhren,
diverse
Beeren,
Birnen,
Kirschen,
Zwetschgen, Pflaumen. Selten gekaufte
Waren: Orangen, Mandarinen, Bananen,
Kiwis, Paprika etc..
An sehr kalten Wintertagen gönne ich den
Vögeln eine extra Energieration: 1-2
Erdnüsse mit Schale (damit decke ich mich
in der Vorweihnachtszeit im Aldi für das
ganze Jahr ein, habe da noch keinen Pilzbefall festgestellt).
Das Trinkwasser reichere ich immer mit
vier Komponenten an:
a) aktiviertes Wasser (Vilasan®) wirkt
vorbeugend gegen bakterielle Erkrankungen
b) Knoblauchpulver regt den Stoffwechsel
an und wirkt vorbeugend gegen Würmer
c) Kalziumdrink zur Verbesserung des
Kalziumstoffwechsels
d) Multivitaminpräparat mit D3 zur allgemeinen Vitaminversorgung und Unterstützung des Kalziumstoffwechsels
Ganzjährig steht zur freien Aufnahme Grit
(meist grober Muschelgrit) bereit.
Saisonbedingt wird Grünfutter Vogelmiere,
Gräser etc. auch mit Samenständen, gereicht.
Löwenzahn habe ich bis vor einigen Jahren
regelmäßig gereicht. Seitdem ein Zuchtfreund nach der Gabe von Löwenzahn
Vergiftungserscheinungen bei seinen Vögeln
hatte, reiche ich Löwenzahn nur noch im
Ausnahmefall nach genauer Überprüfung
der Pflanzen. Warum? Seit einigen Jahren
hat sich die Spanische Wegschnecke bei uns
stark ausgebreitet. Sie sitzt oft in großer Zahl
tagsüber im Schatten unter Löwenzahnblättern. Der von ihr hinterlassene Schleim
scheint auf Sittiche toxisch zu wirken.
Eifutter wurde bei mir nicht angenommen.
Futter und Wasser wird etwa in Höhe der
Sitzstangen gereicht, viele Chinasittiche
vermeiden es, den Boden aufzusuchen.
Frische Zweige zum Benagen werden ebenfalls angeboten. Dies sind im Regelfall
Hölzer vom eigenen Grundstück: verschiedene Obstbaumarten, Beerengehölze, Weide,
Ahorn etc.. Ausgediente Weihnachtsbäume
werden genutzt. Schwarzen Holunder gebe
ich auch, obwohl dieser von einigen Autoren
als giftig eingestuft wird. Ich habe bei Gabe
von Holunderzweigen nie negative Erfah-
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rungen gemacht.
Die Fütterung erfolgt täglich in den
Morgenstunden. Gereinigt wird die Innenvoliere einmal pro Woche, die Außenabteile
nach Bedarf.
Die Nächte verbringen die Tiere im
Innenabteil, die Klappen zum Außenabteil
sind nachts geschlossen.
Chinasittich-Hahn
Zuchterfahrungen
Je nach Witterung beginnt die Brutstimmung im Dezember bis Februar. Die
Tiere werden agiler und rufen öfter. Die
Hähne lassen ihren Balzruf hören. Dieser ist
im Gegensatz zum normalen Ruf mehrsilbig,
gackernd bis quakend und hört sich etwa an
wie ga-ga-gack-gack-gack (die Anzahl der
„gack“-Silben kann variieren). Die Balzrufe
werden von starkem Kopfnicken begleitet.
Die Hennen beginnen, den Nistkasten
aufzusuchen, einige benagen ihn stark,
andere sehr wenig. An den Nistkasten
werden wohl nur geringe Anforderungen
gestellt, bisher wurde jeder Kasten akzeptiert.
Ich verwendete sowohl hohle Naturstämme
als auch selbstgebaute Kästen aus Holz,
Sperrholz oder Spanplatten. Kästen im
Hoch- oder Querformat werden akzeptiert.
Eine Anflugstange ist nicht notwendig. Das
Einschlupfloch sollte etwa 10cm Durchmesser aufweisen. Eine Kontrollklappe ist
immer eingebaut. Der Durchmesser im
Kasteninneren sollte mindestens 25 cm, die
Höhe mindestens 30 cm betragen. Am
liebsten verwende ich selbstgebaute
Ablaufkästen im Querformat (L = 60cm, B
= 30cm, H = 30cm). Der Nistkasten bleibt
das ganze Jahr über in der Voliere.
Wenn die Möglichkeit besteht, Zapfen von
Tannen, Fichten oder Kiefern zu bekommen,
die gift- und zeckenfrei sind, sollten diese
den Chinasittichen angeboten werden. Die
Lagerung der Zapfen sollte nicht zu trocken
erfolgen, damit die Samenstände geschlossen
bleiben und somit die Samen nicht herausfallen. Die Zapfen können zum Verfüttern
zerteilt sein, damit sie vom Sittich mit einem
Fuß ergriffen und zum Zernagen gehalten
werden können oder sie werden mit Draht
angebunden, so dass sie vor Ort benagt
werden. Die Sittiche fressen die Samen,
besonders gern jedoch die Bockkäferlarven
in den Zapfen. Außerdem sind sie lange Zeit
beschäftigt. Die Gabe von Zapfen hat
meines Erachtens positive Wirkungen auf
die Brutstimmung.
Vor Legebeginn scharren die Hennen gern
einen Großteil der Einstreu aus dem Kasten.
Ich gehe deshalb seit Jahren so vor, dass ich
den Tag abwarte, an dem das erste Ei im
Kasten liegt. Dann nehme ich das Ei und
alle verbliebene Einstreu aus dem Kasten,
fülle den Kastenboden dick mit zuvor
eingeweichten Hobelspänen (giftfrei!) auf,
stampfe das Ganze fest und lege eine dünne
Schicht trockener Hobelspäne auf. Dann
wird eine kleine Mulde gedrückt und das Ei
wieder an seinen Platz gelegt. Da die
Hennen nun nicht mehr scharren, ist für
optimales Klima im Kasten gesorgt. Ich
führe diese Maßnahme bei all meinen
Sittich- und Papageienarten durch und hatte
bisher nie Probleme damit. Meist werden im
Abstand von je 2 Tagen 3 Eier gelegt.
Zweiergelege kommen bei jungen Hennen
vor, Vierergelege hatte ich bisher nur bei
einer älteren Henne. Die Befruchtungsrate
ist meist nahe 100%. Während der Brut- und
Aufzuchtzeit führe ich täglich Nistkastenkontrollen durch. So kann ich
eingreifen, falls Probleme auftreten, doch
dies ist selten. Die Tiere gewöhnen sich von
klein auf an den Züchter und zeigen wenig
Scheu. Die Brutzeit beträgt laut Literatur 2628 Tage, nach meinen Aufzeichnungen
jedoch meist nur 20-26, im Mittel 21-22
Tage. Die Abweichungen können daraus
resultieren, dass die Tage, in denen die
Hennen nur im Kasten sitzen und noch
nicht fest brüten, mitgezählt wurden. Es
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lässt sich meist nur beim zuletzt gelegten Ei,
wenn die Brut schon begonnen hat, eine
genaue Brutzeit ermitteln. Die Nestlingszeit
beträgt 6-8 Wochen. Ein besonderes
Aufzuchtfutter reiche ich nicht, jedoch sind
die gewöhnlichen Futtermengen größer.
Chinasittiche sind gute Eltern und die
Aufzucht gelingt meist problemlos. Die
Beringung erfolgt, wenn sich die ersten
Schwungfederkiele an den Flügeln öffnen.
Das ist etwa am 15.-18. Lebenstag der Fall.
Die Kasteneinstreu wird je nach
Verschmutzungsgrad durch trockene Hobelspäne ersetzt.
Eine heikle Zeit beginnt einige Tage nach
dem Ausfliegen: die Jungtiere sind dann sehr
schreckhaft und fliegen bei den nichtigsten
Anlässen sofort panisch gegen Fenster und
Gitter. Selbst die Fütterung ist dann
schwierig. Diese Phase hält etwa 4 Wochen
an. Danach sind die Jungtiere sicher im Flug
und die Schreckhaftigkeit hört auf. In dieser
schwierigen Zeit belasse ich die Tiere in den
Innenvolieren und vermeide es, dass sich
außer mir andere Personen im Innenraum
aufhalten. Ich halte es für sehr wichtig für
die Entwicklung der Jungtiere, dass sie
mindestens noch 2-3 Monate nach dem
Ausfliegen bei den Eltern bleiben. Dadurch
festigen sie ihre sensible Psyche und
entwickeln Sozialkompetenz.
Bis kurz nach dem Ausfliegen haben
Chinasittiche orange Schnäbel. Diese färben
dann in schwarz um und erst im Alter von
einem Jahr erhalten sie in ihre
geschlechtstypische Farbe - schwarz (Henne)
oder rot (Hahn). Wer sich die Köpfe der
jungen Chinasittiche genau ansieht, wenn sie
mindestens ein halbes Jahr alt sind, kann
auch ohne meist DNA-Analyse das
Geschlecht erkennen: Die Schnäbel der
Hähne sind an der Basis schmaler und länger,
Hennen haben an der Basis breitere, jedoch
kürzere Schnäbel. Bei jungen Hennen zeigen
sich bald die ersten rosa Federn in der
Ohrgegend, die sich dann zum „rosa
Halbmond“ weiterentwickeln. Bei Hähnen
geht dagegen die blaue Gesichtsfarbe direkt
in das Grün des Hinterkopfes über.
Trotzdem lasse ich sicherheitshalber den
DNA-Test durchführen. Es lässt sich nun
auch gut der spätere Charakter der Tiere
erkennen: die agilsten und neugierigsten
Jungtiere haben die kürzesten Schwänze,
weil sie diese in den ersten Lebensmonaten
ziemlich ramponieren. Nach der nächsten
Mauser ist davon nichts mehr zu sehen, alle
Tiere haben ein gleichmäßiges, schönes
Gefieder.
Chinasittiche brüten erstmalig im Alter von
3-4, selten mit 2 Jahren. Ihre Zuchtfähigkeit
soll etwa bis zum 25. Lebensjahr anhalten.
Mein ältester Zuchthahn ist momentan 17
Jahre alt, so dass ich hier noch keine eigenen
Daten liefern kann.
Fazit
So lange ich denken kann, betreibt meine
Familie Vogelhaltung und -zucht. Mein
Großvater war Brieftaubenzüchter, mein
Vater züchtete Wellensittiche und Fasane, er
„infizierte“ mich bereits als Keinkind mit
dem „Vogelvirus“ und hält jetzt, im Alter
von 70 Jahren, noch Finken und Sperlingspapageien. Ich blicke momentan auf fast 30
Jahre aktive Vogelzucht zurück. In dieser
Zeit haben sich viele Erfahrungen mit den
unterschiedlichsten Vogelarten angesammelt.
Seit langer Zeit trage ich den Gedanken mit
mir herum, diese für andere Vogelfreunde
niederzuschreiben, habe jedoch ständig
Gründe, dies weiter vor mir herzuschieben,
gefunden. Immer waren auch Bedenken da:
was könnte ich kleines Licht der Fachwelt zu
bieten haben? Oder: Ich will mich doch
nicht blamieren! Nachdem ich nun hiermit
meinen ersten Haltungs- und Zuchtbericht
verfasst habe, muss ich gestehen: die größte
Überwindung war das „Anfangen“.
Nachdem die ersten Worte ihren Weg auf
das (virtuelle Computer)papier gefunden
hatten, lief es eigentlich wie von selbst. Die
ganze Schreiberei dauerte - verteilt auf
mehrere Sonntagnachmittage - lediglich etwa
8 Stunden. Ich kann nur jedem ernsthaften
Vogelhalter oder -züchter raten, Beobachtungen für andere niederzuschreiben.
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Literaturhinweise
Literatur zu Chinasittichen ist spärlich. Im
Internet fand ich lediglich ca. 20 Beiträge,
die etwas Aussagegehalt haben. An Literatur
ist zu empfehlen:
Eckhard Lietzow, Jörg und Renate
Ehlenbröker: Enzyklopädie der Papageien
und Sittiche. Edelsittiche.
Esther Wullschläger Schättin: Edelsittiche
Zur Namensgebung des Chinasittichs fand
ich eine interessante Passage in:
Erhard Scherner: Konstantin Muggele
erzählt
Anschrift des Autors
Marcel Schneider
37318 Schwobfeld
An der Wiese 1
[email protected]
Alle Fotos vom Autor
Die Elsterchen
Wieland Steinert
Ich möchte in diesem Beitrag unsere
Erfahrungen bei der Haltung und Zucht
verschiedener Arten der Elsterchen weitergeben. Sie stimmen in einigen Bereichen
sicher nicht mit der in den Standardwerken
angegebenen Informationen überein, sind
also rein subjektiv.
Allgemeines
Unter dem Oberbegriff Elsterchen finden
sich 2 verschiedene Gattungen. Zum einen
die Gattung Spermestes mit 3 Arten, zum
anderen die Gattung Lepidopygia mit einer
Art.
Allen Arten haben ein großes Sozialbedürfnis gemeinsam, außerhalb der Brutzeit sitzen sie in großen Gruppen
zusammen. Gemeinsames Kraulen und
Kontaktsitzen sind bei diesen Arten ständig
zu beobachten.
Die freie Partnerwahl ist für eine erfolgreiche Vermehrung das A und O. Viele
Paare schreiten bei einer Zwangsverpaarung
sehr schwer bis gar nicht zur Brut, die
Befruchtungsrate ist bei diesen Paaren
auffallend schlechter als bei frei gefunden
Paaren.
Alle Arten sind Nestschläfer, sie bauen stets
Schlafnester, so dass der Beginn eines Nestbaus nie als Anzeichen für eine erfolgreiche
Verpaarungen angesehen werden kann.
Diese Schlafnester werden nicht paarweise
genutzt, sondern von so vielen Vögeln wie
möglich zum gemeinsamen Übernachten
genutzt. Bei uns haben die Riesenelsterchen
mit 9 ausgewachsenen Tieren in einem Nest
übernachtet das in einem 13x13x13cm
großen Kasten gebaut worden ist.
Bei der Ernährung stellen die Elsterchen in
der Ruhezeit keine großen Ansprüche, eine
Exotenmischung sowie Grassaaten und
etwas Gurke sind völlig ausreichend.
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Die Gattung Spermestes
Kleinelsterchen (Spermestes cucullatus)
Das Kleinelsterchen ist etwa 9 cm groß.
Oberkopf bis zum Genick und Kopfseiten
schwarz mit grünem, gelegentlich purpurnem metallischen Glanz. Kehle und Kropfgegend schwarz, lebhaft grün bis purpurn
glänzend. Rücken und Flügel erdbraun.
Handschwingen mit schmalen, hellen
Säumen, durch die eine Gitterzeichnung
entstehen kann. Schultern mit schmalem,
grün glänzenden Fleck. Bürzelgefieder und
Oberschwanzdecken hell graubräunlich mit
dunklen Querbinden. Schwanz schwarz.
Unterseite weiß, an den Seiten braun mit
breiten weißen Querbändern; an den
hinteren Brustseiten deutlicher grün
glänzender, schwärzlicher Fleck. Unterschwanzdecken weiß, schwarzbraun quergebändert. Auge braun; Oberschnabel
schwarz, Unterschnabel bleigrau; Füße
schwarzgrau. Die Geschlechter gleich sind
gefärbt.
Kleinelsterchen
Es werden, je nach Autor, 2 oder 3 Unterarten beschrieben deren Unterscheidung
aber schwierig ist da, sie auf dem subjektiven
Farbempfinden der Beschreibenden beruhen.
Das Kleinelsterchen hat einen großen
Verbreitungsraum und kommt südlich des
10. Breitengrades fast in ganz Afrika vor,
Ausnahme sind Zaire und der Südwesten
des Kontinents.
Nach IUCN ist die Art in der Natur nicht
gefährdet, der Bestand in menschlicher
Obhut ist allerdings stark gefährdet. Diese
Art ist auf Grund ihres schlichten Aussehens und der vermeintlichen Aggressivität
nicht sehr beliebt und auch Nachzuchten
sind schwer abzugeben.
Haltung und Ernährung
Das Kleinelsterchen kann sowohl in der
Voliere als auch im Flugkäfig gut gehalten
werden. Auf Grund ihres ausgeprägten
Sozialverhaltens ist eine Haltung im
Schwarm außerhalb der Brutzeit zu
bevorzugen, insbesondere da sich hier dann
die Paare finden können, was zur
erfolgreichen Vermehrung sehr von Vorteil
ist. Bei der Bildung des Schwarmes ist
allerdings darauf zu achten das alle Tiere
gleichzeitig in die Voliere eingesetzt werden.
Das nachträgliche Einbringen eines Tieres
endet meistens tödlich für den Neuzugang.
Zur Brutzeit sollten die Paare dann einzeln
untergebracht sein, dabei ist es irrelevant ob
es sich um eine Flugbox oder eine mit
anderen Vögeln besetzte Voliere handelt.
Bei uns haben sich die Paare stets friedlich
gegenüber anderen Arten gezeigt.
Die Ernährung der Kleinelsterchen ist
unkompliziert. Außerhalb der Brutzeit wird
eine Prachtfinkenmischung mit kleinkörnigen Saaten angeboten, dazu Grassaaten und Gurke. In der Brutzeit wird das
Angebot um Eifutter, Keimfutter, Frostinsekten (Pinkies und Buffalos) sowie
Trockeninsekten erweitert.
Die angebotenen Grassaaten werden von
den Vögeln bevorzugt angenommen, die
Hirsemischung erst in zweiter Linie
gefressen.
Die Kleinelsterchen sind Nestschläfer und
beginnen nach dem Einsetzen in die
Zuchtgehege fast sofort mit dem Nestbau.
Das Nest wird aus Kokosfasern errichtet
und innen mit Scharpie gepolstert. Dies darf
aber nicht mit dem Beginn der Vermehrung
gleichgesetzt werden. Die Balz erfolgt auf
dem Ast, der Hahn singt dabei mit offenem
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Schnabel. Wenn die Henne interessiert ist
duckt sie sich und hebt den Schwanz in
Höhe.
Kleinelsterchen bauen in Kästen, dabei
werden Kaisernester bevorzugt, halb offene
Nistkästen werden nicht so gern genommen.
Der Nestbau geht relativ schnell voran.
Die Eier werden in Abständen von 24
Stunden gelegt, - in der Regel 5-6 Eier.
Brutbeginn ist ab dem 5. Ei. Die Brutdauer
beträgt 14 Tage, die Nestlingszeit etwa 21
Tage. Nestkontrollen und Beringung der
Jungvögel wurden bei uns nie verübelt.
weißlichen Schaftstrich im Wurzelteil und
einem etwas breiteren hell nussbraunem
Schaftfleck im Spitzenteil der Federn. Bürzel
und Oberschwanzdecken blau-schwarz.
Oberflügeldecken und Schwingen dunkel
erdbraun, die mittleren Flügeldecken mit
rein weißen Schaftstrichen. Schwanz
schwarz. Unterseite weiß, am Bauch etwas
gelbbräunlich überflogen, an den Brustseiten
mit einem großen schwarzen Fleck; an den
Körperseiten mit einem unregelmäßig
schwarz eingefassten fahl zimtbräunlichen
Fleck. Auge braun; Schnabel kräftig,
Oberschnabel schwarz, Unterschnabel bleigrau mit schwarzer Spitze; Füße schwärzlich.
Beide Geschlechter sehen gleich aus, bei
Vögeln die älter als 1 Jahr sind hat der
weibliche Vogel in der Regel einen beigen
Unterbauch, der männliche ist eher weiß.
Kleinelsterchen mit Nachwuchs
Bei den Kleinelsterchen ist es sehr wichtig
die Jungen lange bei den Eltern zu belassen.
Ein Absetzen der Jungvögel in eine andere
Unterkunft kann sich als gefährlich erweisen,
wenn nicht gleichzeitig einige Alttiere mit
umgesetzt werden. Die Jungen gehen ansonsten nicht an das bereitstehende Futter und
Wasser.
Wir halten das Kleinelsterchen seit 2008 in
mehreren Paaren und haben davon insgesamt 47 Jungvögel erfolgreich auf den Ast
gebracht. Leider ist die Art nicht sehr gefragt
so dass wir darauf bedacht sind eine
übermäßige Vermehrung zu vermeiden.
Das Riesenelsterchen (Spermestes
fringilloides)
Das Riesenelsterchen erreicht eine Größe
von 12 cm.
Kopf, Hals und Kehle bis zur Kropfgegend
bläulich
glänzend
schwarz.
Rücken
dunkelbraun; am Vorderrücken mit etwas
helleren Spitzensäumen, einem feinen
Riesenelsterchen-Familie
Es werden zwei Unterarten beschrieben,
deren Unterscheidung aber schwierig ist, da
sie auf dem subjektiven Farbempfinden der
Beschreibenden beruhen.
Das Riesenelsterchen hat einen großen
Verbreitungsraum und kommt südlich des
10. Breitengrades fast in ganz Afrika vor,
Ausnahme ist der Bereich von Angola und
dem südwestlichen Gebieten davon.
Nach IUCN ist die Art in der Natur nicht
gefährdet, der Bestand ist menschlicher
Obhut ist allerdings nicht gesichert. Die Art
ist die friedlichste Elsterchenart und etwas
häufiger in menschlicher Obhut anzutreffen, auf Grund seiner Größe, seines
starken Schnabels und seiner Schlichtheit im
Aussehen finden sich nur wenige Liebhaber.
Auch hier gilt das bei den Kleinelsterchen
angeführte Problem der Abgabe von
Jungvögeln.
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Haltung und Ernährung
Das Riesenelsterchen ist einfach zu
ernähren. In der Ruhezeit geben wir ein
Prachtfinkenmischfutter sowie etwas Gurke.
Grassaaten werden nicht in dem Maße
angenommen da sie für den starken
Schnabel wohl etwas zu fein sind. In der
Brutzeit werden zusätzlich Keimfutter,
tiefgefrorene und getrocknete Insekten
sowie Eifutter angeboten. Grit und Kalk
stehen wie allen Vögeln stets zur Verfügung.
Die Unterbringung der Vögel ist
problemlos, man sollte ihre Größe dabei im
Blick haben. Unsere Tiere leben außerhalb
der Brut in einer Gesellschaftsvoliere, zur
Brut werden sie aber in Boxen eingesetzt.
Ein Versuch 2 oder 3 Paare in einer
kleineren Voliere zu züchten war nicht
erfolgreich und endete mit dem Tod eines
Jungvogels. Die Zucht in einer Box von
mindestens 1m Breite ist nicht schwierig und
die Tiere schreiten auch schnell zur Brut.
Es werden halb offene Nistkästen angenommen, deren Maß 12x12x15cm nicht
unterschreiten sollte. Der Nestbau geht
schnell voran ist aber noch kein Indiz für
eine erfolgreiche Brut da die Art auch stets
Schlafnester baut, wie in der Einleitung
bereits erwähnt wurde.
Das Gelege besteht aus 4 – 6 Eiern und wird
ab dem 4. Ei bebrütet. Die Brutdauer liegt
mit 14 Tagen im für Prachtfinken normalen
Rahmen, ebenso die Nestlingszeit von 21
Tagen.
Nestkontrollen sind problemlos möglich
und auch beim Beringen ergab sich lediglich
einmal ein Problem. Dies zeigte sich darin
das die Alttiere den Jungvögeln die Füße
abgebissen haben um den Ring zu entfernen.
Ein Bekleben der Ringe ist hierbei auch
unsinnig da der Fremdkörper nicht gesehen
werden konnte (schwarze Jahresfarbe)
sondern wohl ertastet wurde.
Bei dieser Art ist die freie Partnerwahl nicht
so wichtig wie bei den anderen Elsterchen,
auch zusammengestellte Paare schreiten oft
erfolgreich zur Brut. Wir halten das
Riesenelsterchen seit 2008 in mehreren
Paaren und haben in dieser Zeit 47
Jungvögel auf den Ast gebracht.
Gattung Lepidopygia
Das Zwergelsterchen (Lepidopygia nana)
Das Zwergelsterchen erreicht eine Größe
von 9 cm. Oberkopf dunkelgrau, nach
hinten nicht scharf von der braunen
Rückenfärbung abgesetzt; Zügel bis über das
Auge samt schwarz; Vorderscheitel etwas
schuppig erscheinend; Kopfseiten heller
grau, zur Ohrgegend hin bräunlich, zu den
Wangen hin weißlich; Rücken, Oberflügeldecken und innere Armschwingen erdbraun,
übrige Schwingen schwarzbraun; hinteres
Bürzelgefieder und Oberschwanzdecken
durch breite olivgelbe Federränder grünlich
strohgelb erscheinend; Schwanz braunschwarz; über Kinn und Mitte der Kehle ein
schwarzer Längsfleck; Unterseite gelbbräunlich, zuweilen mit rosafarbenen
Anflug,
undeutlich
geschuppt
oder
gebändert erscheinend, an der Brust grauer;
Unterschwanzdecken
schwärzlich
mit
gelbbräunlichen Säumen; Auge braun;
Oberschnabel schwärzlich, Unterschnabel
rötlich hornfarben; Füße fleischfarben; keine
sichtbaren Geschlechtsunterschiede. Unterarten werden bei dieser Art nicht
beschrieben.
Zwergelsterchen (Zeichnung)
57
Das Zwergelsterchen stammt von der Insel
Madagaskar, wo es als einzige auf der Insel
vertretene
Prachtfinkenart
endemisch
vorkommt. Es lebt in stabilen Populationen,
ist häufig bis stellenweise häufig vertreten
und gilt gemäß IUCN als nicht gefährdet.
Haltung und Ernährung
Das Zwergelsterchen ist ein geselliger Vogel,
der außerhalb der Brutzeit ein sehr
intensives Sozialbedürfnis hat. Zur Brutzeit
tritt allerdings eine starke Aggressivität
gegen artgleiche Tiere auf, so dass man dann
die Paare einzeln halten sollte. Bei dem
Versuch 2 Paare gemeinsam in einer Tischvoliere mit 1m Kantenlänge (1x1x1m) zu
präsentieren musste ein Paar noch am selben
Abend heraus gefangen werden, da es vom
anderen Paar stark attackiert und an der
Futteraufnahme gehindert wurde. Die Vergesellschaftung in einem Schwarm außerhalb
der Brutzeit ist ohne Probleme möglich,
selbst das Einsetzen zusätzlicher Tiere führt
nie zu Problemen (anders als beim Kleinelsterchen, siehe dort).
Zur Zucht bringen wir die Zwergelsterchen
paarweise in geräumigen Boxen unter da sie
sich so auf die Brut konzentrieren können.
Das Nest wird in einem Kaisernest aus
Kokosfasern errichtet und mit Scharpie
ausgepolstert. Wie bei den anderen Arten ist
der Nestbau kein Indiz für eine beginnende
Brutlust da auch das Zwergelsterchen
Schlafnester baut.
Das Gelege besteht aus 4 – 6 weißen Eiern
die von beiden Alttieren gleicher-maßen
bebrütet werden. Die Brutdauer beträgt 14
Tage , die Nestlingszeit etwa 20 Tage.
Kontrollen des Nestes und die Beringung
der Jungtiere werden stets toleriert. Wir
beringen die Jungvögel am 8. Tag mit
2,2mm-Ringen, die dann problemlos aufgezogen werden können und auch nicht so
ohne weiteres verloren werden. Manchmal
beginnen die Eltern bereits mit einer
Folgebrut bevor die Jungvögel selbständig
sind, das Verbleiben der Jungen in der Box
ist ohne Probleme. Wir bieten dann
allerdings einen 2. Nistkasten/Kaisernest an
in den die Jungen dann „einziehen“, um
eine Beschädigung des Geleges durch die
Jungen, die wieder mit ins Nest wollen, zu
verhindern.
Die Situation in menschlicher Obhut
Zwergelsterchen Jungvögel
Die Zwergelsterchen sind anderen Vögeln
gegenüber sehr tolerant, größtenteils werden
sie nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Die Ernährung der Zwergelsterchen ist
unproblematisch, hier gilt das bei den
Kleinelsterchen schon gesagte.
Alle Elsterchenarten sind nur in geringen
Beständen in den Volieren zu finden, viele
Arten und Unterarten gar nicht mehr
vertreten. Die zu den Glanzelsterchen
zählenden Rot- und Braunrückenelsterchen
sind ebenso wie das eigentliche Glanzelsterchen und das Gitterflügelelsterchen
wohl nur in wenigen Tieren vorhanden. Ein
ähnliches Schicksal steht dem Kleinelsterchen bevor, Zwergelsterchen waren
schon immer rar und nur das Riesenelsterchen scheint sich einen Platz in den
Volieren von ein paar mehr Vogelfreunden
gesichert zu haben.
Das Interesse an diesen Arten, deren
soziales Verhalten im Schwarm immer eine
Beobachtung wert ist, liegt leider bei fast
Null.
58
Tabellarische Übersicht
Riesenelsterchen
Kleinelsterchen
Zwergelsterchen
Haltung
Außerhalb der Zucht
Gemeinschaftshaltung in der
„Ruhevoliere“ zusammen mit
anderen Arten. Die Tiere sind
dort friedfertig und gesellig.
Außerhalb der Zucht erfolgt die
Unterbringung in einem Gesellschaftskäfig gemeinsam mit
anderen Arten, die Besetzung ist
etwas schwierig, da man eine
Gruppe nur geschlossen
Bei der Haltung in einer
größeren Box mit bereitstehen- einsetzen kann, eine nachdem Schlafnest übernachten alle trägliche Einbringung weiterer
Vögel (bei mir bis zu 6 Tiere) in Kleinelsterchen ist nicht möglich
da es sofort zu Kämpfen kommt.
einem Nest.
Zur Zucht werden die Paare in
Boxen untergebracht (120cm
breit, 50cm tief und 45cm hoch)
worin sie problemlos brüten.
Zur Zucht erfolgt eine
Unterbringung in einer Box
(90/100cm breit, 50 cm tief und
45cm hoch).
Außerhalb der Zucht ist wurden
die Tiere paarweise in Gemeinschaft mit anderen Arten
gehalten, die Unterbringung von
2 Paaren oder mehr ist nicht
möglich gewesen, das
„stärkere“ Paar hat das andere
Paar massiv attackiert und auch
vom Futter vertrieben.
Die Zucht erfolgte in einer Box
(90cm Breite, 55cm Höhe und
40cm Tiefe).
Fütterung Ruhezeit
- Exotenmischfutter
- Grassaaten und Unkrautsämereien
- Gurke
- einmal wöchentlich Keimfutter und gefrorene Buffalos / Pinkies
- Grit und Sepia stehen ständig zur Verfügung
Fütterung Zucht
- Exotenmischfutter
- Grassaaten und Unkrautsämereien
- Gurke
- Keimfutter
- täglich einige gefrorene Buffalos / Pinkies
Sozialverhalten
Die Art ist sehr gesellig und
schließt sich in der Ruhephase zu
gegenseitigem Gefiederkraulen
durchaus auch anderen Arten
wie den Perlhalsamadinen an.
Beim gemeinsamen Sitzen auf
einem Ast sitzen die Tiere
oftmals „gestapelt“.
Wenn die Gruppe gemeinsam in
eine Unterkunft eingesetzt wurde
ist die Art sehr gesellig und zeigt
ein gleiches Verhalten wie die
Riesenelsterchen. Eine
Aggression ist lediglich bei Eintreten einer Brutstimmung zu
erkennen, solange keine
Die Paare sind gegen Artgenossen nach erfolgreicher
Paarbildung recht aggressiv, so
das hier eine paarweise Haltung
notwendig scheint. Die
Unterbringung von 2 Paaren in
einer Vitrine von 1x1x1m war
nicht möglich, die Paare mussten
59
Riesenelsterchen
Diese Geselligkeit endet bei
Beginn des Brutgeschäftes, ein
Versuch 3 Paare in einer
Zimmervoliere gemeinsam zur
Zucht zu bringen ist mit einem
tödlichen Ausgang für einen der
Jungvögel geendet.
Kleinelsterchen
Zwergelsterchen
Zusatznahrung und Nistgelegen- noch am gleichen Abend wieder
heit zur Verfügung stehen hält
getrennt werden.
sich diese aber im Rahmen.
Andere Arten werden kaum
Der Versuch in eine bestehende beachtet, Aggressionen gegen
Gruppe weitere Individuen
diese Vögel traten auch während
einzubringen ist bisher immer
der Brut nicht auf.
gescheitert, wenn nicht die ganze
(dann erweiterte) Gruppe in eine
neue Unterkunft umgesetzt
wurde.
Zucht
Die „Zwangsverpaarung“ ist bei
dieser Art möglich, ich habe
auch bei solchen Paaren immer
mit Erfolg Jungvögel groß
bekommen.
Ein meiner Meinung nach
Nestkontrollen werden toleriert,
wichtiger Aspekt bei der Zucht eine Gefährdung der Eier oder
ist die notwendige PartnerJungvögel besteht nicht.
harmonie. Ohne diese kommt es
wohl zu Nestbau (Schlafnest?)
und Eiablage, aber nicht zu einer
Befruchtung, da die Henne keine
Kopulation zulässt.
Eine Nestkontrolle und das
Beringen der Jungvögel sind
ohne Probleme möglich, die
Eltern saßen bereits nach
Bei Kontrollen ist die Art nicht
wenigen Minuten wieder fest auf empfindlich, so das die Jungdem Gelege bzw. den Jungen.
vögel gut beringt werden
können.
Die Altvögel suchen das Nest in
der Regel sofort wieder auf.
Ein wichtiger Aspekt ist der
Zeitpunkt des Absetzens der
Jungvögel: In der ersten Brut
habe ich alle Jungvögel verloren,
da sie das Futter (in einer großen
Schale auf dem Boden) nicht
gefunden / nicht als solches
erkannt haben und innerhalb
eines Tages verhungerten.
Bei den weiteren Bruten wurden
die Jungen zusammen mit den
Eltern umgesetzt und die
Probleme blieben aus.
Anschrift des Autors
Wieland Steinert
Freiligrath-Straße 10
53123 Bonn
[email protected]
Alle Fotos und Abbildungen
vom Autor
60
Im GAV-Blickpunkt
Ordnung:
Familie:
Gattung:
Art:
Coraciiformes Rackenvögel
Alcedinidae - Eisvögel
Halcyon
Braunkopfliest Halcyon
albiventris (Scopoli, 1786)
Erstmalig
beschrieben
wurde
der
Braunkopfliest 1786 von dem italienischen
Arzt Giovanni Antonio Scopoli (*13. Juni
1723 in Cavalese; † 8. Mai 1788 in Pavia) in
Deliciae Florae Faunae Insubricae auf der Seite
90, nach einem im gleichen Jahr gesammelten Exemplar vom Kap der Guten
Hoffnung in Südafrika.
In der langen Zeit nach seiner Erstbeschreibung unterlag der Braunkopfliest
einigen Veränderungen in der Taxonomie.
In der Gegenwart scheint seine Stellung aber
nach dem neuesten Stand der Wissenschaft
eindeutiger zu sein. In dem 2014 erschienenen BirdLife International Illustrated Checklist of
the Birds of the World legte Lynx Edicions, in
Zusammenarbeit mit BirdLife International,
eine umfangreiche Checkliste aller im
Handbook of the Birds of the World
behandelten Arten und Unterarten sowie die
zum gegenwärtigen Zeitpunkt neu entdeckten beziehungsweise neu abgetrennten
Arten und Unterarten vor. Nach diesem
Werk wird der Braunkopfliest in 4 Subspezies unterteilt.
Südlich des Äquators ist der Braunkopfliest
mit seinen Unterarten vertreten. Das
südlichste Vorkommensgebiet hat dabei die
Nominatform inne. Es erstreckt sich von
KwaZulu-Natal bis zur westlichen KapProvinz in Südafrika. Von den nördlichen
Gebieten dieses Territoriums zieht diese
Subspezies gelegentlich nach Süd-Simbabwe.
Östlich daran grenzt das Verbreitungsgebiet
der Unterart H. a. vociferans Clancey 1952.
Diese Subspezies ist erst 1952 beschrieben
worden und kommt von Ost-Botswana bis
Süd-Mosambik vor, sowie im Süden und
dem Osten Südafrikas.
H. a. orientalis Peters 1868 findet sein natürliches Habitat in den Küstenebenen von
Süd-Somalia bis Mosambik, erstreckt sich
von dort aus jedoch ins Landesinnere bis
nach Malawi, Süd-Sambia, Simbabwe,
Botswana und Nordost-Namibia.
Die vierte Unterart H. a. prentissgrayi Bowen
1930 ist in Ost-Gabun, Süd- und SüdwestKongo, West-Angola, Süd-Kenia, West- und
Zentral-Tansania
sowie
Nord-Sambia
heimisch.
Bei in Nord- und Zentral-Namibia vorkommenden Vögeln dieser Spezies ist der
Unterartstatus nicht eindeutig geklärt.
In seiner Heimat ist der Braunkopfliest in
Waldgebieten, im bewaldeten Grünland,
Waldlichtungen, in Parks, Gärten und auch
in den Randbereichen landwirtschaftlich
genutzter Flächen anzutreffen. Nicht immer
wird der Aufenthalt in der Nähe von
Wasserstellen
aufgesucht,
wie
die
Zugehörigkeit zur Familie der Eisvögel
zunächst vielleicht vermuten lässt. Diese Art
hat sich somit, wie einige andere
Eisvogelarten auch, recht gut dem Leben in
trockeneren Landstrichen angepasst. Der
Status vom Braunkopfliest wird von der
61
IUCN gegenwärtig mit Least Concern (nicht
gefährdet) angegeben und die Populationsentwicklung mit stabil bezeichnet.
Als Nahrung dienen diesen Vögeln eine
Vielzahl an Insektenarten und deren Larven.
Weiterhin Weichtiere, Frösche, Eidechsen,
kleinere Schlangen, junge Vögel sowie
Kleinnager, seltener aber Fische. Selbst
Skorpione und kleine Krabben werden von
ihnen verzehrt. Gejagt wird von einer
Sitzwarte aus; der Braunkopfliest hält dabei
in seiner Umgebung Ausschau nach
Fressbarem und stürzt sich dann im Flug auf
seine Beute. Diese Vorgehensweise beim
Nahrungserwerb ist kennzeichnend für alle
kurzschwänzigen Eisvögel.
Außerhalb der Brutzeit sind Braunkopflieste allein anzutreffen. Dem Menschen
gegenüber sind sie nicht sonderlich scheu.
Mitunter kann man sich diesen Vögeln bis
auf 5 Meter nähern, bevor sie die Flucht
ergreifen. Hin und wieder machen diese
Lieste durch ihre Lautäußerungen auf sich
aufmerksam. Charakteristisch ist der zu
Beginn laute Ruf der Braunkopflieste, der
während des Vortragens in seiner Lautstärke abnimmt und ähnlich wie "Kieu ki-kiki-ki" klingt. Aber auch leisere Töne werden
von diesen Vögeln vorgetragen.
Mit Beginn der Fortpflanzungsperiode
zeigen die monogamen Braunkopflieste ihr
Balzverhalten. Beide Paarpartner graben in
Uferböschungen eine Nisthöhle. Eine solche
besteht aus einem etwa 1 Meter langen
Gang, an dem sich eine etwa 25 bis 30 cm
im Durchmesser betragene Brutkammer
anschließt. Der Eingang solcher Höhlen
befindet sich in Höhen zwischen 1 und 5 m
über dem Erdboden und liegt mitunter
hinter Vegetation versteckt. Auch in
Baumhöhlen sind bereits mehrmals brütende
Braunkopflieste festgestellt worden. So
nutzen diese Vögel mitunter vorhandene
Höhlen von Uferschwalben (Riparia) oder
Bienenfressern (Merops). Das Brutrevier wird
von den Braunkopfliesten in der Folgephase
gegen jeden Eindringling vehement
verteidigt.
Die Gelegegröße variiert zwischen 2 und 5
Eiern, seltener sind es mehr. 14 Tage wird
das Gelege bebrütet, bevor die Jungvögel
zum Schlupf kommen. Über die Jungenentwicklung und -aufzucht ist so gut wie
nichts bekannt. Man weiß, dass der
Nachwuchs zunächst überwiegend vom
Weibchen mit Nahrung versorgt wird. Nach
den Fütterungsgaben begeben sich die
Jungen dann nach und nach zum
Höhleneingang, um dort ihren Kot nach
draußen abzusetzen. Die schnell heranwachsenden Jungvögel verlassen etwa 21
Tage nach dem Schlupf die Nesthöhle und
werden dann auch vermehrt von dem
Männchen gefüttert.
In Menschenobhut werden diese Lieste nur
gelegentlich gehalten, so aktuell in 5
europäischen Zoos (www.zootierliste.de
Stand: 23.02.2015). So sind auch bereits erste
Zuchterfolge in Gefangenschaft geglückt,
wenngleich diese immer noch Seltenheitscharakter besitzen.
In unseren Breitengraden muss den
Braunkopfliesten eine möglichst geräumige Voliere zur Verfügung stehen. Hierbei
muss es sich um beheizbare Innenvolieren
handeln, denn diesen Liesten kann leider nur
während der warmen Sommertage ein
Aufenthalt im Freien zugemutet werden. In
den Unterkünften sollte unbedingt auf die
Bereitstellung von Sitzwarten und einer
geeigneten Badestelle geachtet werden.
Aufgrund ihres stark ausgeprägten territorialen Verhaltens während der Brutzeit ist
eine paarweise Unterbringung anzuraten.
62
Für die kostenlose Bereitstellung der Fotos
danke ich recht herzlich:
Holger Karius, Regensburg
Literatur:
del Hoyo, J., Elliott, A., Sargatal, J., Christie,
DA & de Juana, E. (Hrsg.) (2014):
Handbook oft the Birds oft the World.
Barcelona
Grummt, W. & H. Strehlow (Hrsg.) (2009):
Zootierhaltung - Tiere in menschlicher
Obhut (Vögel). Frankfurt/M.
Anschrift des Autors
Jörg Asmus
Barlachweg 2
18273 Güstrow
[email protected]
63
Termine
Am 10.10. und 11.10.2015 wird die 1. GAVJahrestagung stattfinden. Als Veranstaltungsort haben wir bewusst den Zoo Leipzig
ausgewählt. Diese Institution war die erste
zoologische Einrichtung, die Mitglied der
GAV geworden ist. Im Namen aller GAVMitglieder möchten wir uns recht herzlich
bei den Mitarbeitern des Zoo Leipzig
bedanken, die es uns im Jahr 2015 gestatten,
die erste größere GAV-Tagung in einem
solch herrlichen Ambiente stattfinden zu
lassen. Sicherlich wird dies ganz wesent-lich
zum Gelingen der Veranstaltung beitragen.
Wir werden für die bereits am
09.10.2015 anreisenden Teilnehmer im
"Seaside Park Hotel Leipzig" einen Abendvortrag anbieten. Der offizielle Teil der
Tagung wird dann am 10.10.2015 um 10:00
Uhr im Zoo Leipzig beginnen und bis gegen
18:00 Uhr andauern.
Vorläufiges Tagungsprogramm:
Christiane & Peter Kaufmann:
„Aus der Kinderstube Rotschnabeltokos“
(Filmbeitrag)
Dr. Ernst Günther:
„Vogelzucht im Spiegel moderner tier- und
naturethischer Theorien“
Hans-Joachim Rüblinger:
„Reisebericht Nord-Tansania mit
ornithologischem Schwerpunkt“
Norbert Bahr:
„Was ist eine Vogelart? Artkonzepte und
Artkriterien in der Ornithologie“
Hans Prinz & Wolf-Dittrich Hasse:
„Die Rückkehr der Wellensittiche“
Ruben Holland:
„Vögel im Zoo Leipzig“
Marc Ovelgönne:
„Feldhühner in europäischen Volieren –
Artenvielfalt, Volierensituation und Potential
zum Arterhalt“
Abends findet dann noch ein gemütliches
Zusammensein statt.
Am 11.10.2015 starten wir dann um 10:00
Uhr mit einer organisierten Führung durch
den Zoo Leipzig, mit Blick auf die dortige
Vogelhaltung und dem Gondwanaland. Die
Führung wird spätestens um 13:00 Uhr
beendet sein.
Es ist zu empfehlen hin und wieder die
Homepage der GAV unter der Adresse
www.gav-deutschland.de zu besuchen und
sich dort unter der Rubrik “Termine” über
den aktuellen Stand der Vorbereitungen zu
informieren. Dort gibt es inzwischen auch
eine Liste mit Hotels, in denen wir ein
Übernachtungskontingent buchen konnten.
Das Anmeldeformular zur Tagung finden
Sie auf der folgenden Seite 64. Bitte
beachten Sie, dass die Anmeldung für die
Veranstaltung verbindlich sein soll. Dies
ermöglicht uns eine wesentlich bessere
Platzbedarfsplanung und dadurch geringere
Kosten. Füllen Sie das Formular also bitte
erst aus, nachdem Ihre Veranstaltungsteilnahme zu nahezu 100 Prozent feststeht.
Selbstverständlich kann dann auch immer
noch etwas dazwischen kommen, dass
werden wir dann sicherlich auch verstehen
können. Beachten Sie bitte auch die
Anmeldefrist bis zum 31.August 2015.
Die ersten 25 Anmeldungen sind bereits
eingetroffen. Es wäre schön, wenn auch Sie
sich dazu entschließen würden Teilnehmer
der 1. GAV-Jahrestagung zu werden und aus
Ihrem Bekanntenkreis interessierte Personen
für eine Teilnahme an unserer Tagung
gewinnen könnten.
Für Personen, die spontan, oder ab 2016
Mitglied der GAV werden, wird die
Tagungsgebühr auf den Mitgliedsbeitrag
angerechnet.
64
- Tagungsanmeldung
www.gav-deutschland.de
Jörg Asmus, Barlachweg 2, 18273 Güstrow, Telefon +49 (0)179-6686031, E-Mail: [email protected] Jahrestagung der GAV 2015
Die GAV-Jahrestagung 2015 findet vom 10. bis 11. Oktober 2015 in Leipzig statt. Der Zoo
Leipzig wurde als Tagungsort ausgewählt. Bei diesem Zoo handelt es sich um die erste
zoologischen Einrichtung, die institutionelles Mitglied der Gesellschaft für Arterhaltende
Vogelzucht e.V. (GAV) geworden ist.
Für die bereits am 09. Oktober Anreisenden werden wir ein kleines Abendprogramm
bereithalten. Der 10. Oktober wird von interessanten Vorträgen zur Thematik "Vogelwelt"
gefüllt sein, für die wir bereits die ersten 7 Referenten gewinnen konnten. Am 11. Oktober
werden wir gemeinsam die Möglichkeit haben an einer Führung durch den Zoo Leipzig
teilzunehmen und den Tagungsort somit näher kennenzulernen.
Die Veranstaltung befindet sich derzeit in der Vorbereitungsphase. Wir werden Sie gern über
den weiteren Verlauf der Planungen in Kenntnis setzen und Ihnen in Kürze auch
Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe des Tagungsortes nennen können, die unseren
Teilnehmern rabattierte Preise anbieten werden. Um den ungefähren Platzbedarf für den
Tagungsraum besser planen zu können, bitten wir ausschließlich um verbindliche
Voranmeldungen bis zum 31. August 2015. Nutzen Sie dazu bitte dieses Formular, tragen
Sie in den dafür vorgesehenen Feldern Ihre persönlichen Daten ein und senden es
unterschrieben bitte an Jörg Asmus, Barlachweg 2, 18273 Güstrow oder auch per E-Mail an
[email protected].
Für Mitglieder der GAV wird die Veranstaltungsteilnahme ohne Entrichtung einer
Tagungsgebühr möglich sein. Für Teilnehmer, die nicht Mitglieder der GAV sind wird für
den gesamten Zeitraum eine Tagungsgebühr in Höhe von 25,- EUR fällig. Die
Tagungsgebühr ist innerhalb von 14 Tagen nach der Tagungsanmeldung unter Angabe Ihres
vollständigen Namens auf das folgende Konto zu entrichten.
GAV e. V.
Volksbank Sangerhausen
IBAN: DE22800635580005670411
BIC: GENODEF1SGH
Hiermit melde ich mich verbindlich für die Jahrestagung der GAV 2015 an.
Name, Vorname
Tag der Anreise:______________
Anschrift
Teilnahme an Zooführung: ja □ nein □
Telefon oder E-Mail-Adresse
Unterschrift
65
Tiervermittlung
(neu ab 01.01.2015, Stand 03.06.2015)
Die in dieser Rubrik aufgeführten Vögel entsprechend den Richtlinien der GAV, d. h.,
dass die angebotenen, gesuchten und zu tauschenden Exemplare Wildvögel sind oder
solche, deren Abstammung von Wildvögeln ohne Mischung mit Individuen mit
unklarem Status lückenlos nachweisbar ist. Oder aber Vögel des reinen Phänotyps aus
Populationen, in denen über wenigstens drei Generationen rückwärts möglichst in
unterschiedlichen Verpaarungen ausschließlich Individuen des Wildformstatus
reproduziert wurden. Vogelarten, ohne bisher beobachtete Mutationen, fallen nicht unter
diese Generationsregel.
GAV-Mitgliedsnummern in Klammern.
Gebe ab:
03.06.2015
12 artenreine und mutationsfreie Rußköpfchwen aus 2014 abzugeben. (2). [email protected]
11.05.2015
Nachteiher-Nachzuchten aus den letzten Jahren. (99) [email protected]
11.05.2015
0,1 Blaugenick-Sperlingspapagei und 2,0 Augenring-Sperlingspapageien. (29)
[email protected]
11.05.2015
2,0 Blaugenick-Sperlingspapageien von Januar 2015. (16) [email protected]
22.03.3015
3,3 Zuchtpaare Gouldamadinen, schwarzköpfig, 1,1 Zuchtpaar Gouldamadine, rotköpfig mit 4
Jungvögeln, 1,1 Gouldamadine, rotköpfig und 6,3 Ringelamadinen. (25) [email protected]
27.02.2015
1,1 Schnee-Eulen, geschlüpft 2014, Vollgeschwister, Papiere vorhanden. (80)
[email protected]
27.02.2015
1,0 Kaktussittich aus dem Jahr 2014 (14) [email protected]
27.02.2015
2,2 Grauköpfchen (NZ 2014) (94) [email protected]
27.02.2015
1,2 Kleiner Kubafink NZ 14, 4 Muskatbronzemännchen NZ 13, 1,0 Perlhalsamadine, 0,3
Dreifarbnonne NZ 13, 1,0 Roter Kronfink NZ 14 (60) [email protected]
16.01.2015
3,3 Kleinelsterchen, blutsfremd mit DNS-Test und Zuchtbuchnachweis sowie 1,1
Kleinelsterchen (Geschw.) mit DNS-Test. Tausch gegen Auroraastrilden möglich. (26)
[email protected]
66
16.01.2015
1,0 Blauhalsstrauß (geschlüpft am 14.08.2014 im Allwetterzoo Münster). Der Hahn hat bereits
für befruchtete Eier gesorgt. (99) [email protected]
12.01.2015
1,1 Sonnerathuhn (Gallus sonneratii)
2,2 Weißwangenturako (Tauraco leucotis)
1,0 Furchenschnabel-Bartvogel (Lybius dubius)
1,0 Dajaldrossel (Copsychus saularis)
1,0 Schleier-Eule (Tyto alba)
(80) [email protected]
12.01.2015
2,0 Dreifarbenglanzstare mit DNA für 100,00 EUR oder Tausch gegen 0,2. Des Weiteren ist ein
1,0 Gelbkopflori (Trichglossus euteles) abzugeben, auch Tausch gegen 1,0 möglich. (78) [email protected]
06.01.2015
Binsenamadinen (NZ 2014) und 1,0 schwarzköpfige Gouldamadine. (57) Tel. 0151-15332105
[email protected]
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Suche:
02.06.2015
1,0 Augenbrauenhäherling für mein seit Weihnachten 2014 einsames 0,1. (109) [email protected]
27.05.2015
0,1 Glanzsittich, wildfarben und artenrein. (37) [email protected]
11.05.2015
Der Neukirchner Zoo sucht artenreinen sowie getesteten 1,0 Temminck-Tragpoan und
0,1 Himalaya-Glanzfasan zur Paarbildung mit bereits im Betsand des Zoos befindlichen
Partnervögeln. (99) [email protected]
10.03.2015
Blaukrönchen, Stellalori (117) [email protected]
10.03.2015
Ziegensittiche, Pflaumenkopfsittiche, Wellensittiche, Rosellas, Pennantsittiche, Strohsittiche (119)
[email protected]
10.03.2015
Hyazintharas, Banks Rabenkakadus und Palmkakadus (121) [email protected]
04.03.2015
67
2,0 Chin. Nachtigall sowie 0,1 Heuglin-Brillenvogel (Kikuyu) mit DNA oder im Tausch gegen
1,0 Heuglin-Brillenvogel abzugeben (DNA vorhanden). Gesucht wird des Weiteren ein
Tauschpartner für Gemalte Amadine (NZ 13 oder 14) (10) [email protected]
27.02.2015
Gemalte Amadine weibl., oder auch ein Paar. Des Weiteren eine ältere männliche
Spitzschwanzamadine, nur als Gesellschafter, eine weibliche rotköpfige Gouldamadine bzw. ein
Paar rotk. und eine männliche Binsenamadine zur Blutsauffrischung. (57) Tel. 0151 332105,
[email protected]
27.02.2015
0,1 Rotschnabelkitta mit DNA und eine 1,0 Indische Halsbandeule (Otus bakkamoena) mit DNA.
(76) Telefonnummer 0176-22760207, [email protected]
29.01.2015
Grünhäher, Kappenblauraben und Amerikanische Blauhäher. (112) [email protected]
29.01.2015
Chiriquisttiche (P. h. gaudens) und Dreifarbige papageiamadinen "Neu-Guinea-Form". (119)
[email protected]
12.01.2015
1,0 Blasskopflori (T. h. caeruleiceps), 2,0 Glanzsittiche, 1,0 Vielfarbensittich und 1,0
Schmucksittich. (78) E-Mail
12.01.2015
1,0 Emu gegen 1,0 Emu
Bei 1,1 Schwarzstorch einen Partner tauschen
x,x Rosaflamingo
x,x Blauer Pfau
1,1 Satyr-Tragopan (Tragopan satyra)
1,1 Bulwerfasan (Lophura bulweri)
1,1 Mähnentaube (Caloenas nicobarica)
1,1 Blutfasan (Ithaginis cruentus)
1,2 Schopfwachtel (Callipepla californica)
(80) [email protected]
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Tausch:
19.01.2015
0,1 Chinasittich gegen 0,1 Chinasittich, da Geschwisterpaar vorhanden. (104)
[email protected]
12.01.2015
1,0 Emu gegen 1,0 Emu
Bei 1,1 Schwarzstorch einen Partner tauschen
(80) [email protected]
68
Geschlechtsbestimmung und Virusdiagnostik für Vögel per DNA-Analyse
16 Jahre Erfahrung
in der DNAGeschlechtsbestimmung
Institut für Molekulare Diagnostik Bielefeld
Dr. I. Poche-Blohm, Dr. F. Poche-de Vos & Dr. P. de Vos, GbR
Voltmannstr. 279 a; Postfach 10 21 73, D-33521 Bielefeld
Tel.: +49 (0) 521 – 400 760 70, Fax.: +49 (0) 521 – 400 760 80
[email protected] / www.geschlechtsbestimmung.de
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