3 Thesen zur Zukunft des alpinen Skisports Kitzbühel Country Club Samstag, 21. Jänner 2017 MMag. Günther Aigner www.zukunft-skisport.at Agenda 1. Wer kann sich das Skifahren in Zukunft noch leisten? 2. Skier Days – Globale Rankings 3. Wintertemperatur- und Schneemessreihen www.zukunft-skisport.at Daten zum globalen Skimarkt • 50 bis 60 Mio. aktive Skifahrer weltweit Stagnation bzw. leichter Rückgang des globalen Skimarktes seit ca. 1980 • Größte Märkte an Skifahrern (de.statista.com): 1) Deutschland 2) USA 3) Japan 04 FRA (8,6 Mio.), 14,6 Mio. 13,6 Mio. 11,5 Mio. 05 China (5,1 Mio.), … 10 Österreich (2,8 Mio.) & CH (2,8 Mio.) Quellen: de.statista.com, ATOMIC (W. Mayrhofer), Amersports/Salomon, Fischer (F. Föttinger) Kernfrage 1 Wer kann sich das Skifahren in Zukunft noch leisten? Noch ist das Skifahren in Österreich Volkssport, aber das könnte sich rasch ändern. 1990/91 – 2016/17: Per Anno: Seit letztem Winter: + 121,50 % + 3,13 % + 2,68 % Preise sind gerundet abgebildet! Daten und Grafik: www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at Eisgratbahn NEU Stubaier Gletscher Fertigstellung: Herbst 2016 Kosten: EUR 64,0 Millionen Teuerste Seilbahn, die jemals in Ö errichtet wurde Konstrukteur: Leitner Quelle: Wintersport Tirol AG “Skyway Monte Bianco“ Courmayeur (Aostatal) Bauzeit 2012 - 2015 Kosten: EUR 120 Millionen Konstrukteur: Doppelmayr Teuerste Seilbahn der Welt Entwicklung Preise und Löhne Seit 1990 Skiticket-Index Österreich (Tageskarte) Skiticket-Index Österreich (6-Tages-Karte) VPI (Stat. Austria) Löhne und Gehälter in Deutschland 3,13 % per Anno 3,16 % per Anno 2,06 % per Anno 2,09 % per Anno „Skiticket-Index Österreich“ stieg seit 1990 um etwa 50 % schneller als die Löhne und Gehälter in D bzw. der VPI (offizielle Inflation) in Ö www.zukunft-skisport.at „Viel Geld und wenig Arbeit“! Filmzitat mit Skilehrer-Legende Karl Koller Quelle: Film „Ski Heil“ von Richard Rossmann These 1 Das Skifahren wird (wieder) zum Elitensport. … so wie es bereits von 1890 bis etwa 1950 der Fall war. Immer weniger Menschen in Österreich, Deutschland und seinen Nachbarländern werden sich das Skifahren leisten können. Erst nach 1945: Skisport wird Massensport „Ich muss sagen, dass sich nach dem Krieg das Skifahren total positiv verändert hat. Das Skifahren ist wirklich Volkssport geworden. Also nicht nur für Reiche sondern allgemein.“ Karl Koller (Skipädagoge) Zitat aus dem Film „Ski Heil“ „Ski Heil – Die zwei Bretter, die die Welt bedeuten“ (Österreich 2009). Regisseur: Richard Rossmann. Anm.: Erst das europäische Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg hat den Massenskilauf möglich gemacht. Das Massenphänomen Skitourismus ist also hauptsächlich eine Frage des Wohlstandes, gepaart mit den wellenförmig verlaufenden „modischen Einflüssen“. Kernfrage 2 Ist also der Skitourismus in Österreich in der Krise? „Skier Days“ in Österreich :: Trendlinie steigt von 49 auf 52 Millionen :: 2008/09 Rekord mit 56,8 Millionen www.zukunft-skisport.at USA und Frankreich: Skier Days nehmen ab. Österreich: Skier Days sind weiterhin am Zunehmen. Skier Days: Die Summe der Erstzutritte aller Skigebiete eines Landes pro Saison www.zukunft-skisport.at These 2 Österreich ist auf dem Weg zum SkitourismusWeltmeister Eine „Krise“ im österreichischen Skitourismus gibt es derzeit nicht. Kernfrage 3 Haben wir in Zukunft noch Schnee zum Skifahren? Antwort: „Es ist nicht möglich, die regionale Klimaentwicklung zuverlässig zu berechnen. Diese wird trotz globaler Erwärmung von natürlichen Klimavariationen dominiert. Die Zukunft der Bergwinter bleibt ungewiss.“ Mag. Christian Zenkl Selbständiger Meteorologe, „Wettercafe“ Innsbruck Großwetterlagen dominieren „Das hochalpine winterliche Temperaturregime wird zu einem überwiegenden Teil durch herantransportierte milde oder kalte Luftmassen bestimmt. Änderungen im hochalpinen winterlichen Temperaturregime werden hauptsächlich durch Änderungen in der Häufigkeit von Warmluft- und Kaltluftwetterlagen verursacht.“ Mit anderen Worten: Milde oder kalte Bergwinter in den Alpen sind ein Produkt der vorherrschenden Großwetterlagen, zumindest auf dekadischer Skala. Dr. Stephan Bader Klimatologe, MeteoSchweiz Studie: Milde und kalte Bergwinter. MeteoSchweiz (2015) Temperatur-Messreihen (Winter) Charts www.zukunft-skisport.at Das gleitende 10-jährige Mittel ist aktuell bei -4,4 Grad Celsius, das heißt um 0,6 Grad C über dem 122jährigen Schnitt. www.zukunft-skisport.at In den letzten 30 Jahren war am Hahnenkamm eine deutliche winterliche Abkühlung feststellbar www.zukunft-skisport.at Berge Ostalpen: Winterliche Abkühlung „Tatsache ist, dass die Winter auf den Bergen der Ostalpen über die letzten 30 Jahre um knapp ein Grad Celsius kälter geworden sind. Trotz globaler Erwärmung.“ Mag. Christian Zenkl Selbständiger Meteorologe, „Wettercafe“ Innsbruck Schnee-Messreihen Ostalpen Charts www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at These 3 Die öffentliche Wahrnehmung zur Schneesicherheit ist aus den Fugen. Wissenschaft und Medien befeuern diffuse Ängste einer Zukunft ohne Schnee, ohne Winter und ohne Skisport. www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at Die Gletscher reagieren hauptsächlich auf die hochalpine Temperaturentwicklung zwischen Mai und September. Kann es also sein, dass die Winter auf Österreichs Bergen in den letzten 30 Jahren kälter geworden sind, obwohl die Gletscher als Folge des allgemeinen (vor allem sommerlichen) Temperaturanstieges signifikant an Masse verloren haben? Die Antwort lautet: JA! Man muss die Temperaturentwicklung auf den Bergen also sehr differenziert beobachten. Pauschalaussagen helfen nicht und führen zu Missverständnissen. www.zukunft-skisport.at Fachlicher Austausch „Klima“ und „Schnee“ :: Univ.-Prof. em. Dr. Michael Kuhn, Universität Innsbruck, Meteorologe :: Dr. Stephan Bader, Klimatologe bei MeteoSchweiz :: Mag. Christian Zenkl, Innsbruck, selbständiger Meteorologe :: Gudrun Mühlbacher, DWD, Leiterin des Regionalen Klimabüros München :: Dipl.-Met. Gerhard Hofmann, Deutscher Wetterdienst, langjähriger Leiter des Regionalen Klimabüros München (bis 12/2014) :: HR Dr. Wolfgang Gattermayr, langjähriger Leiter Hydrograph. Dienst Tirol :: Ing. Ralf Grabher, Hydrographischer Dienst des Landes Vorarlberg :: Univ.-Prof. i.R. Dr. Heinz Slupetzky, Universität Salzburg, Glaziologe :: Univ.-Prof. em. Dr. Christian Schlüchter, Universität Bern, Glazialgeologe :: Dipl.-Forstw. Christian König, deutscher Wetter- und Klimaberater :: Österreichische Hydrographische Landesdienste „Skifahrer mit Hasenohren“ Felszeichnung in Rodoy, Norwegen ca. 2.500 bis 3.000 BC Älteste bekannte Moorfunde: mind. 3.200 v. Chr! Ski von Sosnogorsk (Russland): 10.300 Jahre alt? Zusammenfassung 1. 2. 3. 4. 5. 6. Tendenziell weniger Menschen in D und Ö werden sich das Skifahren leisten können. Wie bereits in den 1920er und 1930er Jahren wird das Skifahren zum Luxussport. Die Nische wird enger und kleiner, aber auch exklusiver. Viele Skigebiete werden schließen müssen. Trotz dieser Entwicklung am Inlandsmarkt: Die Anzahl Anzahl der „Skier Days“ in Österreich steigt immer weiter an. Österreich ist auf dem Weg zum Skitourismus-Weltmeister. Das Klima bedroht den Skisport derzeit nicht, wohl aber die seit Jahrzehnten andauernden, zum Teil absurden Diskussionen über ein baldiges klimabedingtes Ende des Wintersports in Österreich. Die Schneemengen und die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung sind in Österreichs alpinen Regionen über die letzten 100 Jahre statistisch unverändert. 5.200 Jahre Skigeschichte sollten eine gewisse Gelassenheit ausstrahlen. Antworten wir doch auf die Frage, ob der Skisport eine Zukunft hat, mit: „Warum nicht?“ MMag. Günther Aigner Kontakt: Bichlnweg 9a / 9 A-6370 Kitzbühel [email protected] +43 676 5707136 www.zukunft-skisport.at Der Tiroler Skitourismus-Forscher Günther Aigner (* 1977 in Kitzbühel) absolvierte die Diplomstudien der Sportwissenschaft und der Wirtschaftspädagogik an der Leopold-FranzensUniversität Innsbruck und an der University of New Orleans („UNO“, USA). Diplomarbeit (2004): „Zur Zukunft des alpinen Skisports. Einflussfaktoren und ihre Auswirkungen“. Nach weiterführenden Forschungstätigkeiten am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck bei Univ.-Prof. Dr. Elmar Kornexl folgte der Wechsel ins Tourismusmarketing. Von Juni 2008 bis Juli 2014 koordinierte er für den Tourismusverband “Kitzbühel Tourismus” das Veranstaltungsportfolio und leitete das Wintermarketing der Destination Kitzbühel. Seit August 2014 ist Aigner hauptberuflich als Skitourismus-Forscher tätig und führt die Plattform “Zukunft Skisport”. Seine „Fünf Thesen zur Zukunft des alpinen Skisports“ stellte der Tiroler erstmals beim Europäischen Forum in Alpbach vor. Es folgten zahlreiche Fachvorträge im In- und Ausland sowie Beiträge und Interviews in TV-, Hörfunk- und Printmedien. Gastlektorate und Gastvorträge führten Aigner bis dato an Hochschulen in Innsbruck, Salzburg, Kufstein, Krems, Seekirchen, Belgrad und Baku sowie als Referenten zum Ausbildungslehrgang der Österreichischen Staatlichen Skilehrer. Weitere Informationen zum Thema: www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at www.zukunft-skisport.at Die Gletscher reagieren hauptsächlich auf die hochalpine Temperaturentwicklung zwischen Mai und September. Kann es also sein, dass die Winter auf Österreichs Bergen in den letzten 30 Jahren kälter geworden sind, obwohl die Gletscher als Folge des allgemeinen (vor allem sommerlichen) Temperaturanstieges signifikant an Masse verloren haben? Die Antwort lautet: JA! Man muss die Temperaturentwicklung auf den Bergen also sehr differenziert beobachten. Pauschalaussagen helfen nicht und führen zu Missverständnissen. www.zukunft-skisport.at