Luftmengenmessung in Lenzing – strörungsfrei und sicher Herbert Eisschill In einer Schwefelsäurealage des österreichischen Faserherstellers Lenzing AG sind Trennverstärker von Camille Bauer im Einsatz Von einem splittrigen Stück Holz bis zur feinen Viscosefaser ist es ein weiter Weg. Spezialist für die Cellulosefaserproduktion und einer der Weltmarktführer ist die Lenzing AG, die an ihrem Standort in Oberösterreich das größte integrierte Zellstoff- und Viscosewerk der Welt betreibt. In verschiedenen Bereichen in den hochmodernen und technisch anspruchsvollen Produktionsprozessen kommen bei Lenzing Messgeräte des Schweizer Spezialisten Camille Bauer zum Einsatz. Die von Lenzing hergestellten cellulosischen Fasern finden sowohl in der Textilindustrie – im Bereich Bekleidung, Heimtextilien und technische Textilien – als auch in der so genannten Nonwovens-Industrie Verwendung. Lenzing-Fasern bestehen aus Cellulose. Cellulose entsteht bei der Fotosynthese und ist das wichtigste „Baumaterial“ der Natur. Am Standort Lenzing wird Zellstoff selbst hergestellt, primär aus Buchenholz. Aus dem Zellstoff werden die Cellulosefasern erzeugt. Jährlich werden etwa eine Million Festmeter Holz in Lenzing angeliefert, mehr als die Hälfte stammt aus Österreich, der Rest aus den umliegenden Ländern. Es wird ausschließlich Holz aus Wäldern bezogen, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Dabei handelt es sich um so genannte Industriehölzer, die aus Qualitätsgründen für höherwertige Ansprüche, wie Autor: Herbert Eisschill, Vertriebsingenieur GMC-Instruments Vertriebs GmbH Wien, Österreich www.gmc-instruments.at Zuständiger Produktmanager: Dipl. Wirt. Ing. (FH) Ralph Schöpflin Camille Bauer AG Wohlen, Switzerland [email protected] www.camillebauer.com etwa in der Möbelindustrie, nicht eingesetzt werden können. Der von Lenzing für die anderen Faserproduktionsstandorte in Europa und Übersee zugekaufte Zellstoff wird weitgehend aus Eukalyptus-Plantagenhölzern gewonnen. Die Lenzing AG sieht nach eigenen Angaben Nachhaltigkeit nicht als eine auf kurzfristige Interessensabsicherung ausgelegte Strategie, sondern als langfristigen Prozess, der ökologische, soziale und ökonomische Aspekte umfasst. Dazu gehört die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz genauso wie eine möglichst ökologisch verträgliche Produktion. Mit ihren hohen Umweltstandards nimmt die Lenzing-Gruppe weltweit eine Vorreiterrolle in der Zellstoff- und Viskosefaserproduktion ein. In der Zellstofferzeugungslinie der Lenzing AG wird das Holz zunächst mechanisch entrindet, zerkleinert und anschließend unter Druck, Temperatur und der Anwendung von Natronlauge und Natriumsulfid chemisch aufgeschlossen. Dabei werden die unerwünschten Teile des Holzes, die Harze und Lignine, von den Kochchemikalien aufgelöst und die einzelnen Zellstofffasern freigelegt. Die Zellstofffabrik in Lenzing arbeitet nach dem sauren Magnesiumbisulfitverfahren. Dieser Betrieb ist Vorbild in Bezug auf Umwelt- schonung und Nutzung des Wertstoffes Holz auf hohem Niveau. Die Bleiche des Zellstoffs beispielsweise erfolgt absolut chlorfrei. In weiteren Verfahrensschritten werden vermarktbare Nebenprodukte wie Essigsäure, Furfural und Xylose gewonnen. Damit wird mehr als die Hälfte des eingesetzten Holzes in Form von hochwertigen Produkten genutzt, der verbleibende Rest dient als wichtigster – biogener – Energieträger. Aus dem Zellstoff stellt die Lenzing AG sowohl Viscosefasern als auch Lyocellfasern her. Das Viscoseverfahren ist ein chemisch-technologischer Prozess, der in mehreren Verfahrensstufen abläuft. Die einzelnen Schritte, die elektronisch gesteuert und permanent überwacht werden, sind ausschlaggebend für die Ver­ arbeit­barkeit der Viscose und die Faserqualität. Der Zellstoff wird zunächst mit Natronlauge zu Alkali-Zellulose umgewandelt. Durch Zusatz von Schwefelkohlenstoff bildet sich Zellulose-Xanthogenat. Das Xanthogenat wird in verdünnter Natronlauge gelöst, gefiltert und durch feine Düsen in ein saures Fällbad versponnen. Zum Abschluss werden die Fasern verstreckt, geschnitten, gebleicht, gewaschen, getrocknet und schließlich zu Ballen gepresst. Im Unterschied zur Viskosefasererzeugung beruht der Lyocellprozess auf einem Direkt- 1 löseverfahren für Zellulose. Der Zellstoff wird in einer konzentrierten wässrigen Chemikalienlösung feinst verteilt und bei gleichzeitigem Verdampfen von Wasser gelöst. Die hochviskose Lösung wird filtriert und anschließend durch Spinndüsen in ein wässriges Spinnbad gepresst. Dort fällt die Cellulose in Faserform wieder aus. Wesentliche Betriebsanlagen der Lenzing AG sind die Zellstoffkocherei, die Bleicherei, Viskosefaserproduktionsanlagen und Schwefelsäureanlagen. Das Unternehmen verlässt sich dabei in vielen Bereichen auf das Messtechnik-Know-how und die leistungsfähigen und zuverlässigen Geräte von Camille Bauer, einem Unternehmen der METRAWATT International GmbH. Dazu gehören beispielsweise multifunktionale Leistungsmessgeräte mit Netzanalyse aus der SINEAX A-Reihe, der programmierbare Multimessumformer SINEAX DME oder der SINEAX V604, ein programmierbarer Messumformer für Temperatur und Gleichstromgrößen. Jüngstes Projekt: die Installation des Trennverstärkers SINEAX TV 809, der bei der Lenzing AG in einer Schwefelsäureanlage zur Luftmengenmessung zum Einsatz kommt. In den Schwefelsäureanlagen am Standort Lenzing wird die zur Spinnbadbereitung benötigte Schwefelsäure nach einem kombinierten nass-trockenkatalytischen Doppelkontaktverfahren durch Verbrennung von Elementarschwefel hergestellt. In der Schwefelsäureanlage II wird auch das Starkgas aus der Faserproduktion verbrannt. Bei der Anwendung des Trennverstärkers von Camille Bauer in der Schwefelsäureanlage wird ein Eingangssignal von 0-20 mA auf 0-20 mA galvanisch getrennt. Galvanische Trennungen sind zum Beispiel aus Gründen der Sicherheit bei medizinische Geräten und allen netzbetriebenen Geräten mit Schutzkleinspannung nötig, wie etwa Steckernetzteilen oder Ladegeräten. In der Messtechnik sind sie häufig unverzichtbar, da sie dort für die Potentialtrennung der Spannungsversorgung von Messgeräten vom Stromkreis der zu messenden Spannung sorgen. Der aktive Trennverstärker SINEAX TV 809 von Camille Bauer ist ein solches Gerät, das Messwertverfälschungen durch Potentialverschleppung verhindert. Es kann Eingangssignale von Ausgangssignalen galvanisch trennen, sie verstärken und in einen anderen Pegel oder in eine andere Signalart (Strom oder Spannung) umsetzen. 2 SINEAX TV809 Der SINEAX TV 809 bietet eine große Palette von Eingangs- und Ausgangsbereichen. Der Anwender kann mit dem Gerät insgesamt 250 verschiedene Ein- und Ausgangskombinationen einstellen. Auch Nicht-Standardbereiche lassen sich speziell auf den Kundenwunsch zugeschnitten realisieren. Das DC- und ACNetzteil verfügt über einen sehr großen Toleranzbereich. „Bei der Umwandlung des Eingangssignals bei der Schwefelsäureanlage in Lenzing war die Begrenzung auf 20 mA das Entscheidende, da der Geber ein Überschwingen bis 24 mA verursachte und dies von der nachfolgenden Prozessleittechnik als Störung erkannt wurde“, erläutert Herbert Eisschill, Projektingenieur von GMC-Instruments Österreich. Mit dem SINEAX TV 809 hat die Lenzing AG ein technisch exzellentes und flexibles Gerät erworben, das auch durch seinen marktgerechten Preis überzeugt. Sämtliche Features liefert der SINEAX TV 809 auf kleinstem Raum: Die Breite des Gehäuses beträgt nur 17,5 Millimeter, der Platzbedarf ist also am Einsatzort aber auch in der Lagerhaltung extrem gering. Ausserdem erfüllt der universell einsetzbare Trennverstärker die wichtigen Anforderungen und Vorschriften hinsichtlich Elektromagnetischer Verträglichkeit EMV und Sicherheit (IEC 1010 bzw. EN 61 010). Es ist nach Qualitätsnorm ISO 9001 entwickelt, gefertigt und geprüft. Darüber hinaus wird bei Camille Bauer die persönliche und kompetente Beratung durch die Außendienstmitarbeiter großgeschrieben. „Wir stellen uns jederzeit flexibel auf diese Anforderungen ein und übernehmen notwendige Anpassungen der Geräte zeitnah“, sagt Eisschill. Über technische Neuerungen werden die Kunden kontinuierlich informiert, bei Fragen oder etwaigen Problemen sofort unterstützt. Mit Tochtergesellschaften und Partnern in fast 90 Ländern verfügt der Schweizer Hersteller über ein dichtes Vertriebsnetz mit kompetenten und geschulten Mitarbeitern. Lenzing Gruppe Die Lenzing Gruppe ist ein österreichischer Konzern mit Sitz in Lenzing in Oberösterreich mit rund 6’000 Mitarbeitern weltweit. Der Standort Lenzing ist aus einer Getreide- und Holzverarbeitung im Mittelalter über eine Papiererzeugung aus Alttextilien im 18. Jahrhundert und eine Papier- und Zellstoffproduktion Ende des 19. Jahrhunderts zum heutigen Standort mit den Geschäftsfeldern Fasern, Holz, Chemikalien, Papier, Kunststoff, Technik sowie F&E gewachsen. Schwerpunkt der industriellen Tätigkeit ist heute die Zellstoffund Viscosefaserproduktion. Die Gruppe ist weltweit vertreten, unter anderem in England, Deutschland, USA, China, Tschechien und Indonesien. 2009 erzielte die Lenzing-Gruppe einen Umsatz von über 1,25 Milliarden Euro und ein betriebliches Ergebnis von 100,7 Millionen Euro. Hauptaktionär mit mehr als 90 Prozent Aktienanteil ist die B&C Industrieholding mit Sitz in Wien. Viscose Viscose ist eine Faser, die aus dem Grundstoff Cellulose industriell hergestellt werden. Viscose ist also eine natürliche Kunstfaser, im Gegensatz zu synthetischen Kunstfasern wie Polyester oder Polyacryl. Die chemische Zusammensetzung der Viskosefasern gleicht der von Baumwolle. Für die Textilindustrie wird Viskose zu einem Endlosfaden versponnen.