Patientenbroschüre - Leben-mit

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Es geht
wieder!
Wissenswertes rund um die Verdauung
Eine Information für Patientinnen mit chronischer Verstopfung
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Seite
4
Verdauung – Die Reise der Speise
Seite
5
Voraussetzung – Die gesunde Darmwand
Seite
8
Verstopfung – Der Stau im Darm
Seite
10
Vertrauen – Die Behandlung in ärztlicher Hand
Seite
12
Verstärkung – So bringen Sie Bewegung in den Darm
Seite
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Liebe Patientin,
Sie halten diese Broschüre in der Hand, weil Sie unter einer chronischen
Verstopfung leiden. Mit diesem Problem sind Sie nicht alleine.
Nahezu jeder 4. Erwachsene leidet unter einer eingeschränkten
Darmaktivität. Besonders häufig betroffen sind Frauen. Die verstopfungsbedingten Beschwerden können die Lebensqualität erheblich
einschränken.
Viele Frauen greifen in dieser Situation zu einem Hausmittel oder einem
Präparat aus der Apotheke. Wenn die Verstopfung allerdings länger
andauert, ist eine ärztliche Untersuchung und Behandlung erforderlich.
Wir wollen mit dieser Broschüre einen kurzen Einblick in das komplexe
Zusammenspiel der Verdauung geben. Sie erfahren, wie es zu einer
Verstopfung kommen kann, welche Behandlungsmöglichkeiten Ihrem
Arzt zur Verfügung stehen und wie Sie selbst zur Linderung der Beschwerden beitragen können.
Verdauung - Die Reise der Speise
V erdauung beginnt nicht erst im Magen. Schon beim Anblick
einer leckeren Mahlzeit läuft uns das Wasser im Mund zusam­
men. Der Körper bereitet sich damit auf die Nahrungsaufnahme
vor und stellt die ersten Enzyme für die Aufspaltung der
Nahrung im Mund bereit.
Enzyme sind Substanzen, die nahezu alle biochemischen Vorgänge
im Körper erleichtern und beschleunigen.
Wenn wir die Nahrung kauen, wird sie mit dem
Kauen Sie jeden Bissen gründlich! Sie
enzymreichen Speichel vermischt und die
verbessern schon damit Ihre Verdauung.
Verdauung beginnt.
Weiter geht die Reise der Speise durch die Speiseröhre in den
Magen. Hier erwartet die Nahrung ein Säurebad, in dem alle
aufgenommen Bakterien abgetötet werden. Gleichzeitig sorgen
kräftige Muskelbewegungen der Magenwandmuskulatur für
eine gleichmäßige Durchmischung. Nachdem der Speisebrei
mehrere Stunden im Magen verweilt, gelangt er in kleinen
Portionen in den Zwölffingerdarm.
In diesen Bereich kommen die Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse
und der Galle hinzu. Sie sind besonders
wichtig für den Abbau der drei Hauptbe­
Essen Sie gesund und damit verdauungs.
standteile unserer Nahrung: Fette, Eiweiße
freundlich: ein frischer Salat liegt lange
nicht so schwer im Magen, wie eine Pizza
und Kohlenhydrate (Zucker). Eine gut funkmit viel Käse..
tionierende Bauchspeicheldrüse produziert
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bis zu 2 Liter Bauchspeichel pro Tag. Aber eine ungesunde
Ernährung kann die Bauchspeicheldrüse erheblich belasten.
Oberbauchbeschwerden, Durchfall und Völlegefühl sind häufig
die Folgen.
Fetthaltige Nahrung und Alkohol
machen es der Bauchspeicheldrüse auf lange Sicht schwer, ihren
wichtigen Beitrag zur Verdauung
zuverlässig zu erbringen.
ier wird der Verdauungsbrei eingedickt. Es wird möglichst
H
viel Flüssigkeit mit den darin gelösten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen entzogen und der Abbau
der Nahrungsreste weitergeführt. Wichtige Helfer sind die
unzähligen Darmbakterien. Sie führen zur Umwandlung der
letztlich unverwertbaren Nahrungsbestandteile zu dem,
was wir „Stuhlgang“ nennen.
Ist der letzte Darmabschnitt – der Mastdarm – mit unverdaulichen Resten gut gefüllt, wird ein Reflex ausgelöst, der uns zur
Toilette schickt. Der Schließmuskel, der normalerweise fest
verschlossen ist, entspannt sich und es kommt zum Stuhlgang.
er Dünndarm ist die nächste Station. In dem bis zu 6 m langen
D
Abschnitt des Verdauungstrakts wird der Speisebrei über viele
Stunden kräftig durchgeknetet, und mit weiteren Verdauungssäften durchmischt. 7-9 Liter Flüssigkeit fließen in den
Dünndarm ein, um die Nährstoffe darin aufzulösen. Erst dann
können sie über die Darmoberfläche mit den Darmzoten vom
Körper aufgenommen (resorbiert) und für den Stoffwechsel
bereit gestellt werden. Dabei übernimmt
Regelmäßige Bewegung unterdie Darmmuskulatur eine wichtige
.
stützt die Darmwandmuskulatur
Funktion. Indem sie sich wellenförmig
und damit die Verdauung..
zusammenzieht und wieder entspannt,
sorgt sie dafür, dass der Verdauungsbrei
ständig vor- und rückwärtsgeschoben wird, bis er schließlich in
den Dickdarm gelangt.
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Voraussetzung –
Die gesunde Darmwand
. Die äußerste Schicht besteht aus Bindegewebe und grenzt den
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Verdauungstrakt gegen die Körperhöhle ab.
2. Als nächstes folgt eine Schicht mit feinen Muskelsträngen.
Ab dem Magen überwiegt in diesem Bereich die vom autonomen
Nervensystem gesteuerte, glatte Muskulatur. Die längs- und
ringförmig angeordneten Muskeln können sich wellenförmig
zusammenziehen und entspannen. Das Nervensystem steuert
über feine Impulse diesen komplex aufeinander abgestimmten
Vorgang, der Peristaltik genannt wird.
3. In der darauf folgenden inneren Bindegewebeschicht verlaufen
die Nervenbahnen, sowie viele feine Blut- und Lymphgefäße.
Sie nehmen die Nährstoffe aus dem Darm auf und geben Enzyme
und Hormone ab.
4. Die innerste Schleimhaut ist eine Schutzschicht, die z.B. die
Speiseröhre vor den harten Kanten einer Brotkrumme beschützt,
oder die Magenwand vor den Angriffen der Magensäure bewahrt.
Im Dünn- und Dickdarm werden schließlich über die inneren
Schleimhautzellen Nährstoffe, Wasser und Mineralstoffe
aufgenommen.
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Durch zahlreiche Schleifen und Schlingen weist der Darm eine
beeindruckende Oberfläche von 300 bis 500 qm auf. Das ist
größer als ein Tennisplatz. Erst durch diese Oberflächenvergrößerung kann der Körper aus den Lebensmitteln ein Höchstmaß an Nähr- und Aufbaustoffen gewinnen.
Schleimhautschicht
Inneres Bindegewebe mit
Nerven und Blutbahnen
Muskelschicht
Äußere Bindegewebeschicht
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Verstopfung –
Der Stau im Darm
A uf dem langen Weg der Nahrung durch den Körper kann die
Verdauung an vielen Stellen gestört sein. Eine der häufigsten
Störungen ist die Verstopfung.
I n diesem Fall ist weniger als dreimal pro Woche ein Stuhlgang
möglich. Der Stuhl ist meist hart und die Entleerung schwierig
sowie schmerzhaft. Zusätzlich klagen viele Betroffene über
Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen.
Gefühl, mit dem
Stuhlgang noch nicht
fertig zu sein
schmerzhafter
Stuhlgang
Blähungen
Bauchschmerzen
z.B. Drücken im Oberbauch,
Stechen oder Völlegefühl
harter Stuhl,
einzelne feste Kügelchen
ie häufigste Ursache ist eine Kombination aus zu geringer
D
Flüssigkeitszufuhr, zu wenig Ballaststoffen in der Ernährung
und zu geringer körperlicher Bewegung. Durch eine Umstellung
der Lebensgewohnheiten kann wieder Bewegung in den Darm
kommen. Kurzfristig können auch Abführmittel den gewünschten Erfolg bringen. Aber nicht in allen Fällen.
C hronische Verstopfung
Bei einer chronischen Verstopfung treten die Beschwerden
dauerhaft über mehrere Monate auf. Die Lebensqualität ist
erheblich eingeschränkt und die Betroffenen fühlen sich im
Alltag häufig unwohl. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten
Sie Ihren Arzt aufsuchen. Denn Hausmittel und in der Apotheke
erhältliche Abführmittel haben meist im Vorfeld versagt.
Nun wird es Zeit für eine qualifizierte Diagnose.
Abführmittel mit Bedacht einnehmen!
Abführmittel, so genannte Laxativa, führen auf unterschiedliche Weise zur gewünschten
Wirkung. Sie können den Wassergehalt im Darm erhöhen oder aufquellend auf den Darminhalt wirken. In beiden Fällen wird die Darmtätigkeit angeregt. Aber Abführmittel sind nicht
für den dauerhaften Einsatz geeignet. Langfristig sollte der Darm seine Aufgaben selbständig erfüllen. Fragen Sie daher Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie immer wieder unter
Verstopfung leiden und regelmäßig Laxativa einnehmen müssen um abzuführen.
seltener Stuhlgang
(weniger als dreimal
pro Woche)
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Vertrauen – Die Behandlung
in ärztlicher Hand
E ine chronische Verstopfung ist mehr als eine Befindlichkeitsstörung. Sie kann auf eine andere Grunderkrankung oder
auf eine Funktionsstörung des Darms hinweisen. Grundlage
für die ärztliche Beratung ist Ihre genaue Schilderung der
Beschwerden und wie lange diese schon auftreten. Wichtig
ist auch zu wissen, ob und welche Abführmittel Sie bisher
eingenommen haben und wie Ihr Körper darauf reagierte.
Auf dieser Basis kann Ihnen Ihr Arzt zu weiteren Maßnahmen
raten und versuchen, die Ursachen für die chronische Verstopfung herauszufinden, z.B.:
• Verengungen im Dickdarm
• Stoffwechselstörungen, z.B. eine Zuckerkrankheit
• Hormonelle Störungen,
z.B. eine Schilddrüsenfunktionsstörung
• Neurologische Erkrankungen, z.B. Morbus Parkinson
•Nebenwirkungen von Medikamenten
Auch wenn die Ursache nicht eindeutig festzustellen ist, kann
eine individuell angepasste Behandlung eingeleitet werden,
z.B. mit einer Kombination mehrerer Laxativa. Führen auch
diese nicht zu einer nachhaltigen Besserung, kann Ihr Arzt ein
prokinetisch wirksames Medikament empfehlen.
Dabei handelt es sich um Substanzen, die im Sinne einer
Beschleunigung und Verbesserung des Darmtransports die Muskulatur in der Darmwand ansprechen. Es werden die wellenförmigen
Kontraktionen (die Peristaltik) der Darmwandmuskulatur angeregt
und so Impulse für den Weitertransport des Darminhalts gegeben.
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Verstärkung – So bringen
Sie Bewegung in den Darm
Tipps für eine gesunde Verdauung
Tipps für eine gesunde Ernährung
Lassen Sie sich Zeit!
Die Darmtätigkeit setzt in der Regel ungefähr 30 Minuten
nach der Nahrungsaufnahme ein. Diese Reaktion des Körpers
wird als „gastrokolischer Reflex“ bezeichnet und kann nicht
beschleunigt werden. Also lassen Sie sich für den Toilettengang
genug Zeit.
E ssen Sie regelmäßig!
Drei ausgewogene Mahlzeiten am Tag halten Ihren Darm in
Bewegung. Wenn Sie häufig eine Mahlzeit übergehen, z.B. das
Frühstück, kann das zu einer trägen Darmtätigkeit beitragen.
Setzen Sie auf die Macht der Gewohnheit.
Planen Sie jeden Tag zur gleichen Zeit mindestens 10 Minuten
für Ihren Toilettengang. Am besten, wenn Sie ungestört sind
und kein Termin drängt.
Leben Sie „verdauungsfreundlich“.
Reichlich Bewegung, aber auch Entspannung fördern die
gesunde Verdauung. Hektisches Essen und zu wenig Schlaf
sind Gift für Körper und Seele.
Achten Sie auf eine ausgewogene Zusammenstellung.
Die Auswahl an frischen Lebensmitteln ist groß. Nutzen Sie
das regionale Angebot nach dem Leitgedanken „Klasse statt
Masse“. Übrigens: die Aufnahme von wichtigen Ballaststoffen
in Form von Obst und Gemüse ist meist günstiger, als schwere
Vollkorn- und Getreideprodukte.
Trinken Sie reichlich!
Versuchen Sie mindestens 8–10 Gläser Flüssigkeit pro Tag
zu trinken. Frisches Wasser und verdünnte Obstsäfte sind
besonders empfehlenswert. Hingegen können koffein- und
zuckerreiche Getränke eine entwässernde Wirkung haben und
daher in Maßen genossen werden.
enn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten Sie
W
überprüfen lassen, ob diese eventuell zu einer Verstopfung
beitragen können.
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Arzt- /Praxisstempel
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