Loyalitätsbasierte Kundensegmentierung

Werbung
Foto: ©[M] Goldmund Lukic, Illustrious/iStockphoto.com
KUNDEN + VERTRIEB
P r i v at k u nd e n m a n a g e m e n t
Loyalitätsbasierte
Kundensegmentierung
Das größte Vermögen, das ein Unternehmen besitzen kann, ist die Loyalität der eigenen
Kunden. Im Loyalitätsmarketing wird deshalb eine Zielgruppenauswahl nach Loyalitätskriterien getroffen. Hierzu werden Kunden entsprechend ihres „Treueverhaltens“ kategorisiert
und dann so bearbeitet, dass Wiederkaufverhalten und Empfehlungsbereitschaft steigen.
↗↗ Anne M. Schüller
N
icht das ständige Kommen und Gehen
drang. Dazu bedienen sie sich nicht nur der
von Kunden, sondern vor allem stabi-
klassischen Off line-Kanäle, sie nutzen
Die Illoyalen Kunden:
Schnell da, schnell weg
le und dauerhafte Kundenbeziehungen sind
zunehmend auch die Möglichkeiten der
Illoyale Kunden kommen und gehen. Sie
die beste „Lebensversicherung“ einer Bank.
Social-Media-Welt. Online wird dann häu-
sind in aller Regel richtige Preisnomaden,
Also suchen sie die loyalen Kunden. Doch
fig das verhasste Unternehmen an den
und deshalb meist immer zuerst dort, wo es
wie kann man sie erkennen? Kaum jemand
Pranger gestellt. Was dort landet, hat Vor-
gerade am günstigsten ist. Bei manchen
wird bei der Frage: „Werden Sie ein loyaler
rang in den Suchmaschinen – und es ist
Banken tauchen sie höchstens dann wieder
Kunde sein, wenn wir Sie erst einmal von
meist nie mehr zu löschen.
auf, wenn Sonderaktionen oder Billig-Kon-
unseren Leistungen überzeugt haben?“ die
Vor allem sind es die Negativberichte, die
ditionen ein Thema sind. Deshalb sind sie
Hand heben oder in einer Kundenbefra-
sich im Netz wie ein Lauffeuer verbreiten.
selten rentierlich. Sie binden eine Menge
gung an dieser Stelle ein „Ja“ ankreuzen.
Dies kann zu großflächigen Boykotten füh-
Ressourcen und erzeugen dennoch am
Und: Das Wertvollste aller Ressourcen,
ren – und den guten Ruf eines Unterneh-
Ende ein Negativ-Ergebnis. Je nach Situati-
das Loyalisierungspotenzial der Mitarbei-
mens schnell ruinieren. Deshalb ist es un-
on können logischerweise auch Einmal-
ter, soll nicht an die Falschen verschwendet
abdingbar, Saboteure zeitnah zu identifizie-
kunden profitabel sein – und natürlich
werden. Das gilt natürlich auch für die Zeit
ren und gegenzusteuern.
besitzen auch sie einen Mundpropaganda-,
und das Budget, das Banken in Werbung
und in die Akquise von illoyalen Kunden
investieren. Im Loyalitätsmarketing wird
eine Zielgruppenauswahl nach diesen
Loyalitätskriterien getroffen:
Die Saboteure: Hochgefährlich
Saboteure sind deshalb hochgefährlich, weil
sie Kunden vertreiben. Das tun sie meist in
voller Absicht und mit hohem Zerstörungs22 BANKMAGAZIN
02.11 Referenz- und Empfehlungswert. Doch am
↗
Buchtipp
Anne M. Schüller
Kunden auf der Flucht?
Wie Sie loyale Kunden
gewinnen und halten
Orell Füssli 2010
208 Seiten, 26,90 Euro
ISBN 978-3-280-05382-9
besten leben Banken von loyalen Kunden.
Die Verlorenen Kunden:
schnell vernachlässigt
Verlorene Kunden sind meistens vergessene
Kunden. Viele Banken kümmern sich
höchstens punktuell um sie. Ein Fehler,
denn gerade in manchen Ex-Kunden
schlummert ein beträchtliches Ertragspowww.bankmagazin.de
KUNDEN + VERTRIEB
↗
Kundentypen im Loyalitätsmarketing
bedingt
Loyale
kampagnen, sondern vor allem durch sich
total
Loyale
Empfehler
Promotoren
Botschafter
Fans
selbst organisierende Kundengruppen werden Marken und neue Trends gemacht.
Nicht länger die Kommunikationsabteilungen, sondern meinungsstarke Expertenkunden – die sogenannten ‚Alphas‘ und
‚Mavens‘ – sichern in Zukunft als Stimmungsmacher und Referenzgeber die Repu-
Saboteure
Illoyale
tation eines Unternehmens und auch der
Verlorene
Banken. Dabei lässt sich zwischen ‚Mundpropagandisten‘ und den ‚aktiven Empfeh-
Quelle: Anne M. Schüller: Kunden auf der Flucht? Wie Sie loyale Kunden gewinnen und halten
lern‘ differenzieren. Letztere sind die verlässlichsten.
tenzial. Es ist nämlich nicht nur kostengün-
Unternehmen gerne in trügerischer Sicher-
stiger, sondern häufig auch leichter, abge-
heit wiegen. Denn sie sind schweigsame
Die loyalisierende
MaSSnahmenplanung
sprungene Kunden zurückzuholen, statt erst
Kunden und latent immer wechselbereit.
Um eine loyalitätsbasierte Klassifizierung zu
mühsam neue Kunden zu gewinnen oder
erstellen, definieren Sie zunächst die Kriterien für den jeweiligen Loyalitätsstatus der
abzujagen. Ein Großteil dieser Kunden zeigt
Total loyale Kunden:
Wertolles Potenzial
übrigens eine hohe Rückkehrbereitschaft.
Diese Kundengruppe ist ein höchst wert-
rung kann die Scoring-Methode dienen.
Deshalb sollte ihnen mit Sorgfakt nachge-
voller Schatz. Denn total loyale Kunden sind
Dabei werden die gewählten Kriterien auf
gangen werden. Dazu müssen zunächst die
‚ihrer‘ Bank seit Jahren verbunden und ar-
einer Punkteskala von null bis zehn bewer-
abgewanderten Kunden identifiziert und
beiten auch (fast) ausschließlich mit dieser
tet. Die Punkte werden addiert und in eine
ihre wahren Wechselgründe lokalisiert wer-
zusammen. Die total loyale Klientel muss
Rangreihe gebracht. Das Ergebnis wird
den. Danach sollte man mit geeigneten Loy-
daher achtsam gehegt und gepflegt werden,
dann in eine Portfolio-Matrix übertragen,
altitätsmarketing-Maßnahmen nur solche
denn treu ist man nur, wenn Treue sich auch
deren Achsen Rentabilität und Loyalitäts-
Kunden ansteuern, die man zurückgewin-
lohnt. Stammkunden erhalten die besten
status heißen.
nen will – und die auch tatsächlich rückhol-
Angebote, Vorzugskonditionen, Treuege-
bar sind.
schenke und Stammkunden-Privilegien.
Natürlich ist auch das Neugeschäft wich-
ren. Analysieren Sie beispielsweise einmal
Bedingt loyale Kunden:
heute hier, morgen dort
tig, doch Unternehmen leben auf Dauer von
ganz genau, wie Sie an Ihre loyalen Kunden
ihren Wiederkäufern. Auf sie sollte sich vor-
gekommen sind, was sie auszeichnet und
Diese Kunden, die Gleiches bei mehreren
rangig der Fokus richten. Hohe Kundenloy-
wie sie sich verhalten. Welche Muster sind
Anbietern kaufen, haben immer eine Zweit-
alität und niedrige Abwanderungsraten die-
zu erkennen? Und welche davon lassen sich
bank. Deshalb spricht man auch von geteil-
ser Kundengruppe sichern den Banken den
reproduzieren? So können Kundenprofile
ter Loyalität. Die Gründe dafür sind sehr
dauerhaften Geschäftserfolg und sind die
und Prozesse erstellt werden, mit deren Hil-
verschieden: Sie haben mit Marktgegeben-
wahren Treiber einer positiven Geschäfts-
fe man systematisch auf die Suche nach neu-
heiten oder dem Kunden selbst, meist aber
entwicklung. Sie werden ‚ihre‘ Bank vehe-
en loyalen und profitablen Kunden gehen
mit dem Mangel an Exzellenz im eigenen
ment weiterempfehlen.
kann – damit aus möglichst vielen Kunden
der Konkurrenz die bestehenden Kunden
nicht wirklich, hassen sie aber auch nicht.
Fan-Kunden, Multiplikatoren,
Empfehler
Sie werden ihrer Bank treu verbunden blei-
Sie sind die neuen ‚Supertargets‘, auf die
ben, solange sich nichts Besseres bietet. Sie
auch das Social Media Marketing zielt.
sind allerdings auch eine Gefahr, da sie die
Denn nicht mehr durch klassische Werbe-
www.bankmagazin.de
Ist die Klassifizierung komplett, lässt sich
damit zielsicher in Richtung Loyalität agie-
total loyale Empfehlungskunden werden↙
Betrieb zu tun.
Bedingt loyale Kunden lieben ihre Bank
zu betrachtenden Kunden. Zur Spezifizie-
Autorin: Anne M. Schüller ist
Management-Consultant und
Expertin für Loyalitätsmarketing.
02.11
BANKMAGAZIN 23
Herunterladen