Weiterlesen

Werbung
Beobachtungen am Fortpflanzungs- und Brutpflegeverhalten von
Chromidotilapio guentheri guenlheri (SAUVAGE 1882)
von Günter Eicker (D 6507)
C. g. guenlheri dehnt sich über die KÜsten- und Brackwassergebiete tropisch Westafrikas von der Elfenbeinküste bis Kamerun.
Die Verbreitung von
Die Fische besitzen einen mäßig hohen Körperbau, der seitlich mehr oder
weniger kräftig zusammengedrückt ist. Die Schnauze Iäuft spitz zu. Das Maul
ist endständig und sehr groß und besitzt wulstige Lippen. Die Rückenlinie
sowie die Bauchlinie sind fast gleichrnäßig gewölbt. Kopf und Augen dieser
Art sind relativ groß. Die Rücken- und Afterflosse laufen spitz aus. Die Fische
besitzen eine fächerJörmige, gering eingebuchtete Schwanzflosse. C.g.guentheri
wird bis zu
16
cm lang.
Seine Grundfarbe ist ein helles Braun, welches in der Kopfgegend ins Gelbgrüne übergeht. Das Welbchen ist intensiver gefärbt. Es besitzt im vorderen
Teil der Rückenflosse ein goldfarbenes Band, in dem am Ansatz der Flosse
etwa zehn bis fünfzehn kleine schwarze Flecken in einer Längsreihe angeordnet sind (s. Abb. 1). ln der Bauchgegend trägt es einen Fleck, der je nach
Stimmung von leicht rosa bis ins Rote schwankt. Beim Männchen ist die Dorsale
rot gesäumt. Die Analen sind hellblau bis zartllla getärbt. Beide Geschlechter
besitzen auf dem Kiemendeckel einen Fleck, der entweder graubraun gefärbt
ist oder kupferfarben glänzt. Das männliche Tier besitzt nur einen rot angehauchten Fleck hinter den Kiemendeckeln und einen rötlichen Bezirk an der
Unterseite des Kopfes. Je nach Stimmung, besonders aber bel Unruhe weisen
die Tiere zwei Längsstreifen und sechs bis sieben Querstreifen auf.
lch besitze zur Zeit zwei männliche und drei weibliche Tiere dieser Art. Meine
Tiere sind zwischen 9 und 11cm groß. Das Aquarium, in dem sich die Fische
befinden, enthält 160 Liter. Eingerichtet wurde es mit Lavasteinen und Schieferplatten und bot deshalb zahlreiche Versteckmöglichkeiten. Bepf lanzt mit
Javamoos und Javafarn, beleuchtet durch zwei 20-Watt-Gro-Lux- und FluoraRöhren, entwickelte sich das Javamoos prächtig. Das Wasser wurde über
Filterwatte und Kohle über einen Eheim-Saugfilter gefiltert.
Das Wasser hatte eine Temperatur von ca. 27 Grad Celsius. Mit dem TetraTest-Laborett konnte ich nach mehrmaligem wiederholtem Messen folgende
Wasserwerte feststellen: Härte: 20 DGH, pH-Wert: 7,8, Nitrit: unter 0,05 mg/1.
.,n^:61-GO
@ o.o-r", (o)
61
Gefüttert wurden meine C. g.guenlheri regelmäßig mit Tubifex, roten und
weißen Mückenlarven, Rinderherz und Wasserflöhen. Mit der ZeiI sonderte sich
von meinen Tieren ein Pärchen ab, welches nach kurzer Zeit das gesamte
Becken beherrschte. Schließlich entfernte ich die restlichen drei Tiere aus dem
Becken. Nach einer längeren Balz, die meist vom Weibchen begonnen wird,
beginnt der Laichvorgang. Die Partner stehen Seite an Seite und imponieren
unter Abspreizen der Kiemen, mit gesenkten Mundböden und oft bis zum
Zerreißen gespannten Flossen. Beide Geschlechter teilen mitunter Schwanzschläge aus, die vom Partner sofort beantwortet vverden. Dazwischen erscheint
immer wieder das bei C.g.guentheri bekannte Kopfrucken. Zuvor hatte das
Weibchen nach einer mehrere Tage dauernden Arbeit eine rund zehn Zentimeter breite und bis zum Boden des Aquariums reichende Mulde ausgehoben.
Abb. 1: Weibchen von C. g. guenfheri
Nach der Balz putzten Männchen und Weibchen eine zuvor ausgesuchte feste
Laichunterlage. ln meinem Becken diente ihnen als Laichsubsirat ein ovaler
faustgroßer Stein unter einer zur Grotte angeordneten Schieferplatte Nach
mehreren Scheinabgaben glitt das Weibchen unter heftigem Ziirei.n über den
DCG-lnfo 7 (4) 1976: 61-66
62
Stein und heftete die ersten fünf Eier in einer Längsreihe an den Stein. Die
Eier haben einen Durchmesser von ungefähr 2 mm und sind creme-weiß gefärbt und völlig undurchsichtig. Die Eier haften auf ihrem Untergrund mit einem
ff,.,^?m-'
..
iii;
,'
Abb.
2: Maulbrutpflegendes
Männchen von C. g. guentheri im Versteck
kleinen Stiel. Während das Weibchen mit ihrem Laichgeschäft beschäftigt ist,
verteidigt das Männchen die Reviergrenzen rund um die Grotte. Um den ,,Feindeffekt" im Becken zu gewährleisten, setzte ich zwei kleinere C.g.Guentheri
hinzu. Nach jedem Laichschub des Weibchens besamte das Männchen sofort.
Das Weibchen gab jetzt pro ,,Schub" zwischen vier und sechs Eiern ab. Nach
einer halben Stunde war der Laichvorrat des Weibchens erschöpft. Bis zu
diesem Zeitpunkt gleicht das Verhalten von Chromidotilopio dem eines Offenbrüters. Nach dem Laichvorgang aber nimmt das Männchen die Eier in sein
Maul auf und zieht sich mit prall gefülltem Kehlsack in einen ruhigen Winkel zurück (s. Abb. 2). Die Verteidigung des Revieres ist während der Maulbrutpflege
des Männchens vorwiegend Aufgabe des Weibchens, nur gelegentlich geschieht
es noch, daß das Männchen durch kurze Attacken Eindringlinge aus dem Territorium vertreibt. Das Männchen kehrt jedoch nach jedem Vorstoß wieder an
seinen Unterschlupf zurück Es kann vorkommen, das es beim Weibchen aus
DCG-lnfo 7 (4) 1976:61-66
63
irgendwelchen Anlässen zu einem Aggressionsstau kommt, wodurch es den
Partner angreift und jagt, so daß dieser manchmal sein Gelege auffrist. Dieses
Verhalten zeigte das Weibchen in meinem Becken meistens nach dem Einschalten der Aquarienbeleuchtung. Nach einer Tragezeit von zwölf Tagen entließ
das Männchen die Jungen aus seinem Maul. Die Jungtiere besitzen zu dieser
Zeit noch einen kleinen Dottersack, der aber in den nächsten Tagen völlig
aufgezehrt wird. Die Jungen sind zu dieser Zeit ca. 5 bis 6 Millimeter groß.
Anfangs bewegen sie sich noch dicht am Boden im Schwarm. Dieser läßt aber
mit zunehmendem Alter und Größe immer mehr nach und wird lockerer, außerdem suchen die Jungtiere mit zunehmender Größe auch die mittleren und
oberen Wasserregionen zur Futtersuche auf.
Bei Gefahr sammelt das Männchen und jetzt auch das Weibchen die Jungen
in Sekundenschnelle mit dem Maul auf. Unter kräftigem Kopfrucken und unter
abspreizenden Bauchflossen, die ruckartig wieder beigelegt werden, signalisieren die Eltern die Gefahr. Das Kopfrucken, das Zittern mit dem ganzen
Körper und das Zucken der Bauchflossen ist eine bei C. g. guentheri arttypische
Lock- und Warnbewegung, bei der die Jungtiere sofort die Mäuler der Eltern
aufsuchen, um aufgenommen zu werden. Die Maulbrutpflege der Eltern erstreckt sich etwa noch über elf bis zwölf Tage, in der die Jungen auch während
der Nachtstunden im Maul der Eltern Schutz finden. Mit zunehmender Größe
werden die Jungtiere von beiden Eltern nur noch geführt und bei einer Gefahr
verteidigt. Die Jungtiere sind am ersten Tage, an dem sie das Maul verlassen
haben, in der Lage, Salinenkrebse und Cyclops zu bewältigen. Später fressen
sie zerkleinerte Mückenlarven und Tubifex Trotz öfteren Fütterns wachsen
die Jungtiere von C. g. guentheri nicht so schnell wie zu den Offenbrütern gehörende Cichliden. Sobald die Jungtiere f rei schwimmen, übernimmt das
Männchen wieder die Verteidigung der Reviergrenzen. Die Brutpflege der
Elterntiere kann sich etwa über vier bis f ünf Wochen hinziehen.
Anmerkungen zu C. g. guentheri:
Von der Art C. g. guentheri gibt es insgesamt drei Unterarten:
1. C. g guentheri
- Flußpopulation in dem oben angegebenen Verbreitungsgebiet. Es handelt sich um die Tiere, die wir als Aquarianer kennen Die angegebene Maximallänge von 16 cm dürfte in freier Natur überschritten werden.
lch habe in Tervuren (Mus6 Royale d'Afrique Central) weitaus größere Präparate gesehen.
2.C.g.lonnebergi - Ethelwyn Trewavas hatte diese Unterart 1962 ursprünglich
als eine gute Art beschrieben, sie aber dann 1974 wieder zurückgestuft. Diese
DCG-lnfo 7 (4) 1976:61-66
64
Verbreitung von Chromidotilopio guentheri in Westafrika
.xt
.
Fundstelle von C. g. guentheri
nach Boulenger 1915, Daget 1954, 1965, Trewavas 1947
----- Tatsächliche Verbreitungsgrenze
x b Vorkommen von C. g. ssp. nov. ,,Bosumtwe"
x I Vorkommen von C. g. Ioennbergi
Die Fundstellen westlich der Westgrenze betreffen Nonochromis covolliensis,
die südlich derSüdgrenze C.kingsleyoe, Nonochromis longirostris oder C.spec.
(Shilango).
@
DCG-lnfo 7 (4) 1976:6'l -66
Unterart bleibi wahrscheinlich etwas kleiner. Für den Aquarianer gibt es einen
leicht wahrnehmbaren Unterschied zu C. g. guentheri. Weibchen dieser Unterart haben die schwarzen Flecken in der Rückenflosse, nicht in einer wohlgeordneten Reihe. Die Flecken sind über die gesamte Dorsale verstreut. Herkunft
dieser Unterart ist der Lake Soden In Kamerun. Die Unterart lebt dort
endemisch.
3. C.g.subspecies nova ,,Bosumtwe" - Die Beschreibung dieser Unterart ist
im Druck. Es handelt sich um eine recht kleine Form, die in der Natur wahrscheinlich nur maximal 12cm lang wird und die mir farblich intensiver erschien
als die anderen Unterarten.
Das Vorkommen dieser Unterart (bisher zu C.g. guentheri gerechnet) ist noch
nicht allzu lange bekannt. Herkunft dieser Unterart ist der Lake Bosumtwe in
Ghana. Die Unterart lebt dort endemisch.
Literotur:
Boulenger, G A.: Catalogue of the freshwater Fishes of Africa in the British
Museum (nat. Hist), London 1915/16.
Lelek, A.:The vertical distribution of fishes in the Ebo-Stream and notes to the
fish occurence in the Lake Bosumtwe Ashanti, Ghana.
Zoologicke Listy 17 (3), 1968: 245-252.
Norman, J. R. et Trewavas, E : Classification and keys for the ldentification of
the fishes, in: lrvine, F. R. et alii: The Fishes and Fisheries of the GoldCoast, London (1947).
J.: Pelmatochrnmis guentheri alias P. kingsleyae? Aquar.
Stuttgart 20 (11) 1967: 333-335.
Paulo,
ferrar.
Z.
Thys van den Audenaerde, D. F. E.: A preliminary contribution to a systematic
revision of the genus Pelmatochromis HUBRECHT sensu lato (Pisces,
Cichlidae). Rev. Zool Bot. Afr. 82, 3-4, 1968: 349-391.
Trewavas, E : Fishes of the Crater-Lakes of north-west Cameroons. Bonn, Biol.
Beitr.13 (1) 3, 1962: 160-162
eadem: The freshwater fishes of Rivers Mungo and Meme and Lakes Kotto,
Mboandong and Soden, West-Cameroon. Bull. Brit. Mus. (nat. Hist.), Zool.
26 (5\ 1974: 332-419.
@ o*",
tol ,n^:61-66
66
Herunterladen