16-21 13.01.2011 10:53 Uhr Seite 16 Studien an Froschlurchen der Salomonen von Dr. Hans-Joachim Herrmann F Perfekte Tanung: Ceratobatrachus guentheri im Laub An Ceratobatrachus guentheri ist alles wie ein Blatt Platymantis guppyi ür Amphibienspezialisten, die Palmatorappia solomosich nicht mit der neotropinis, Foto: S. Richards schen oder madagassischen Fauna befassen, sind die vielen endemischen Arten der Salomonen so etwas wie Weiße Trüffel für Betuchte. Nachdem vor etwa 130 Jahren die ersten als Laichen nach London mitgebrachten Salomonenfrösche von BOULENGER wissenschaftlich bearbeitet worden waren, gab es zwar immer mal wieder spärlich weitere Funde und Beschreibungen, aber erst BROWN fasste 70 Jahre später die damals vorhandenen Erkenntnisse, gepaart mit seinen Felduntersuchungen, zusammen. Die beiden aktuellsten Übersichten zur Amphibienfauna der Salomonen stammen von MENZIES (2006), einem gestandenen Zoologen und langjährigem Kenner der Salomonen-Herpetofauna, sowie PIKACHA et al. (2008). Wenn man die Individuenzahl betrachtet, so steht die eingebürgerte, zur Plage gewordene Aga-Riesenkröte, Rhinella marina (LINNAEUS, 1758), an erster Stelle. Von den ursprünglichen Anuren ist die Familie Ceratobatrachidae (endemische Gattungen Batrachylodes, Ceratobatrachus, Discodeles, Palmatorappia sowie Platymantis) am artenreichsten; alle Vertreter, von denen bisher die Fortpflanzungsbiologie bekannt ist, durchlaufen eine direkte Entwicklung im Ei. Die Gelege werden an Land im feuchten Milieu abgelegt. Den Individuenreichtum teilen sie sich jedoch mit den zwei relativ häufigen Laubfroscharten, Hylidae (Litoria lutea, L. thesaurensis). Schließlich gibt es mit Hylarana kreffti eine Art der Echten Frösche, Ranidae. Während die Agas allgegenwärtig sind und die Melanesier zu Plattmachaktionen anregen, handelt es sich bei allen übrigen Froschlurchen um Bewohner der Primärbiotope, die kaum einmal in der Kulturlandschaft angetroffen werden. Ein Musterbeispiel für Toposynchromatismus, d.h. ein völliges Verschmelzen in Farbe und Form mit dem Untergrund, stellt der Nashornfrosch, Ceratobatrachus guentheri BOULENGER, 1884, dar. Deshalb findet man meist Männchen, die sich durch ihren Ruf verraten. Die Tiere sind Lauerjäger der Falllaubschicht des Regenwaldes und kommen bis über 1000 m NN vor. Diese Art wurde bereits im Terrarium vermehrt. Sie durchläuft eine 32-tägige direkte Entwicklung. Außer dieser monotypischen Gattung ist auch Palmatorappia solomonis (STERNFELD, 1920) die einzige ihrer Gattung und ebenso endemisch auf den Salomonen. Allerdings handelt es sich bei diesen attraktiven Fröschen um Baumbewohner mit relativ großen Haftzehen. Eine bisher kaum untersuchte endemische Gattung ist Batarachylodes mit acht beschriebenen Arten. Batrachylodes vertebralis BOULENGER, 1887, ist zumindest auf Guadalcanal immer wieder anzutreffen. Es handelt sich um Bewohner feuchter Stellen am Boden der Flachland-Regenwälder, aber auch der offenen Landschaft. Männchen erzeugen einen piependen Ruf. 16 AF 217