Zweifleck (Epitheca bimaculata) Der Zweifleck ist eine große, braun-ocker-schwarz gefärbte Libelle, die im Grumsiner Forst an allen Seen fliegt. Die Art ist in Deutschland sehr selten, in mehreren Bundesländern gilt sie als vom Aussterben bedroht; ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in buchenwaldreichen Kleinseenlandschaften Brandenburgs und Mecklenburgs, z.B. im Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin. Es handelt sich um eine der leistungsfähigsten „Flugmaschinen“, die die Natur hervorgebracht hat: Der gesamte Brustkorb, der etwa ein Drittel des Körpers einnimmt, wird von der kräftigen Flügelmuskulatur erfüllt. Die Männchen jagen im Mai und Juni bei sonnigem Wetter oft stundenlang und ohne sich jemals abzusetzen über offenen Wasserflächen oder Zweifleck (Epitheca bimaculata) Foto: Rüdiger Mauersberger Seerosenfeldern, um dort auf paarungswillige Weibchen zu warten. Ihr Flug wirkt entspannt und stetig, wird aber innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde rasant, wenn die Tiere heftig beschleunigen und andere fliegende Insekten angreifen, verfolgen und auch fressen. Artgenossen und andere ähnliche Libellen, die sich in den Flugkorridor eines Zweiflecks wagen, werden in wilder Jagd bis in die Wipfelhöhe der Bäume vertrieben; erst dann kehren die Tiere zu ihrer vorherigen Bahn in ein bis zwei Meter Höhe über dem Wasserspiegel zurück. Die befruchteten Weibchen leben vermutlich über den Baumkronen. Zur Eiablage kommen sie an die Seen hinunter und suchen dort nach einem geeigneten, länglichen Pflanzenteil, das direkt unter der Wasseroberfläche schwimmt und an dem die Eier angebracht werden sollen. Als einzige europäische Libelle legt der Zweifleck seine Eier nicht einzeln ab, sondern als gallertige Schnur, in der sich ca. 1500 Eier befinden – etwa die Hälfte der Eimenge, die ein Zweifleck-Weibchen insgesamt in seinem kurzen Leben hervorbringt. Mit einer gezielten Bewegung des Hinterleibes auf die Wasseroberfläche löst sich die klebrige Schnur und schlingt sich, von leichter Wellenbewegung unterstützt, um den ausgewählten Seerosenstängel oder das Laichkrautblatt. Das Verfahren funktioniert anscheinend so perfekt, dass das Weibchen es wagen kann, seinen Fortpflanzungserfolg buchstäblich fast „auf eine Karte zu setzen“. Aus den Eiern schlüpfen winzige Larven, die sich später zwischen Wasserpflanzen und am Seegrund aufhalten, um dort Wasserinsekten, Wasserflöhe und kleine Schnecken zu fressen. Die Larven sind im Gegensatz zu den fliegenden Insekten extrem träge, bewegen sich wenig und sind wegen ihrer grau-braun gemusterten Färbung am Seegrund kaum zu entdecken. Gegen futtersuchende Fische sind sie recht gut geschützt durch lange, sichelförmige und extrem spitze Dorne auf dem Hinterleib. Zwei bis vier Jahre benötigen die Larven, bis sie, nach 12 Häutungen und dann fast drei Zentimeter lang, so weit sind, dass sie an Land wandern können um dort zu schlüpfen. Wenn die Tiere nach wenigen Stunden flugfähig sind und gen Himmel starten, lassen sie ihre Larvenhüllen (Exuvien) zurück. Die Exuvie des Zweiflecks ist wegen ihrer langen Dornen sehr imposant und gibt Aufschluss darüber, dass an jenem Ort ein ganzer, bis zu vier Jahre dauernder Entwicklungszyklus erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Exuvie ist noch wochenlang leicht am Seeufer zu finden, während die Libelle selbst - trotz ihrer Größe - kaum jemals beobachtet wird. Exuvie des Zweiflecks Foto: Rüdiger Mauersberger