Kein Folientitel - Delta

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Vorlesung Physik III WS 2012/2013
Kreiselphysik
Kreisel sind starre Körper mit hoher
Symmetrie, die bei Rotation um diese
Symmetrieachsen sehr stabil laufen können.
Lagert man den Kreisel so, dass keine
Drehmomente M auf ihn wirken, so bleibt
wegen
G. Hiller/T. Weis
L, 
dL
M 0
dt
der Drehimpuls L räumlich konstant. Bei
Rotation um die Hauptträgheitsache sind
dann Figurenachse, Drehachse und
Richtung von L parallel, sowie räumlich
und zeitlich konstant.
Kreisel nach Magnus (mit kardanischer
Aufhängung): freie Bewegung in 3D und
drehmomentfrei !
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G. Hiller/T. Weis
Experiment Kurskreisel:
Ein solcher kräftefreier Kreisel behält seine
einmal vorgegebene Orientierung (roter
Pfeil) auch dann bei, wenn man ihn mit dem
Aufbau als Ganzes beliebig durch den Raum
trägt.
Ein Kreisel kann so im Prinzip als
Kurskreisel zur Richtungsbestimmung in der
Navigation eingesetzt werden.
In der Praxis geschieht dies kaum, da
geringste Reibungseffekte und
Drehmomente die Orientierung langsam
ändern.
Stattdessen nutzt man Kreiselkompasse, die
allerdings der Corioliskraft aufgrund der
Erddrehung bedürfen!
(siehe unten)
L, 
Magnus-Kreisel als Kurskreisel
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G. Hiller/T. Weis
Stabilität von Kreiseln:
Drehung um die Zylinderachse
= Symmetrieachse.
Die Rotation ist stabil, die Kraft
auf die Achse ist zeitlich konstant.
Drehung um eine Achse, die nicht
Symmetrieachse ist. Bei Rotation
wirken zeitlich veränderliche Kräfte
auf die Achse (Schleudermomente,
„Unwucht“).
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G. Hiller/T. Weis
Stabilität von Kreiseln:
Experiment:
„Backstein-Rotation“
Rotationen sind nur um bestimmte Achsen stabil.
Diese Achsen heißen Hauptträgheitsachsen und
fallen bei symmetrischen Körpern mit den
Symmetrieachsen zusammen.
Aber auch Körper ohne jede Symmetrie haben 3
Hauptträgheitsachsen.
Bei Rotation um eine Trägheitsachse ist aber nur
die Rotation um die Achsen mit dem kleinsten und
größten Trägheitsmoment stabil.
Geringste Abweichungen der Anfangsbedingungen
von der Rotation um die Hauptachse mit mittleren
Trägheitsmoment führt zum exponentiellen
Anwachsen der Störung.
Dies ist eine direkte Folge der Lösung der EulerGleichungen.
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G. Hiller/T. Weis
Nutation von Kreiseln:
Rotiert der kräftefreie Kreisel
nicht um eine Symmetrieachse,
so bleibt nur die Richtung des
Drehimpulses konstant.
Allgemeiner Zusammenhang
zwischen Drehimpuls und
Winkelgeschwindigkeit:
 (t )
L  const.
S. Achse(t )


ˆ
L  J 
Vektor L zeigt nicht mehr in
Richtung von . Das
Trägheitsmoment I (bisher ein
Skalar) wird dann zum Tensor!
Nutation des kräftefreien Magnuskreisels
Drehachse und Symmetrieachse des Kreisels ändern
mit der Zeit ihre Richtung und bewegen sich auf
„Kegelmänteln“ um die Richtung des ortsfesten
Drehimpulses
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möglicher Kreisel
Ia  Ib
c
symmetrischer
Kreisel
Kreiseltypen
und
Hauptachsen
G. Hiller/T. Weis
Ia  Ic
Ia  Ic
bei Rotation um
Hauptachse zeigt
 immer in Richtung von L
Ia  Ic
Trägheitsellipsoid
c
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Ia  Ib
Nutation des kräftefreien
Kreisels
bei Rotation um nicht
Hauptträgheitsachse zeigt
 nicht in Richtung von L
Es gilt die Erhaltung des
Drehimpulses L . Der
Vektor  und die Figurenachse laufen auf Kegelmänteln um L .
Zu sehen ist allerdings nur
die Bewegung der Figurenachse.
Ia  Ic
Ia  Ic
Ia  Ic
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G. Hiller/T. Weis
Nutation der Erde:
c<a
Die Erde ist ein leicht abgeplattetes Rotationsellipsoid und
damit kein idealer Kugelkreisel:
a = b = 6378 km (Äquator)
c = 6357 km (zum Pol)
a





1
1
1
mErde b 2  c 2 , I b  mErde a 2  c 2 , I c  mErde a 2  b 2
5
5
5
Es ist a  b  c aber a  c, so dass a  c  2a und a  c  a
Ia 

Ia  Ic
a2  c2
(a  c)(a  c)
 
c  2 2 c 
c
Ia
b c
a2  c2
 
2a a
a
21 km 2
2





c
c
2a 2
a
6378 km 1 Tag 304 Tage
Nutationsperiode : T  304 Tage
Chandler - Periode (gemessen) : T  433 Tage
Die Erdachse bewegt sich innerhalb eines Kreises von 10 m Durchmesser.
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Kreiselkompass

G. Hiller/T. Weis
kräftefreie Kurskreisel
(Drehimpulserhaltung)
zur Navigation nicht
geeignet, da Antrieb
notwendig und somit
immer Drehmomente,
wenn auch nur kleine, zur
Abweichung führen !
Kreiselkompass mit
permanentem Antrieb;
Corioliskraft führt zur
Ausrichtung parallel zur
Drehachse des
Koordinatensystems
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G. Hiller/T. Weis
Erde,Stuhl
FCoriolis  2m Erde  v 
Kreisel
F
v
Fc
v
Kräftepaar entspricht Drehmoment, das
die Drehachse des Kreisels in die
Richtung der Drehachse der Erde zwingt.
Dort verschwindet das Drehmoment.
Kreisel ist in der dazu senkrechten
Bewegungsrichtung gefesselt (Federn)
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G. Hiller/T. Weis
Eulersche Kreiselgleichungen:
I aa   I c  I b  bc  M a
I bb   I a  I c  ca  M b
I cc   I b  I a  ab  M c
Drehung des asymmetrischen Kreisels um
eine Achse, die nicht Hauptträgheitsachse
ist, führt zu unübersichtlichem, nichtlinearem Verhalten.
Deterministisches Chaos
Dynamik hängt äußerst empfindlich von den
Anfangsbedingungen ab.
Euler 1765
nichtlineares und gekoppeltes System
von Differentialgleichungen in den
Komponenten von 
einfache Lösungen nur für ganz
wenige Spezialfälle !
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