Mein Penis ist zu klein! PD. Dr. med. W. Harth Dermatologische Klinik - Andrologie Vivantes Klinikum Berlin Friedrichshain Penisgröße Mann: • unzufrieden 45% • zufrieden 55% Partnerin • zufrieden 85% Lever 2006 Psychol Men Masculinity 3 129-43 Erektion- Längenmaße 14-16 cm (Streched 12-13) % 35 30 25 20 15 10 5 0 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Kinsey 1948: Sexual Behavior in the Human Male Philadelphia cm Genitalregion Syndrom „kleiner Penis“ Konservative Verfahren: – Medikamente Peniscreme (DHT, Finasterid) – Hilfsmittel Plastische Operationen Echte Penisverlängerung „Penis disassembly“ Prof. Dr. Sava Perovic Interposition eines Rippenknorpels zwischen Schwellkörperspitze und Eichelkappe nach Penis-“Zerlegung“ (disassembly) Scheinbare Penisaugmentation: - Durchtrennung des Ligamentum suspensorium - Lipofilling - Plastische Rekonstruktion Mons pubis Fazit: Wenig wissenschaftliche Studien - Wenig Effekt - Hohe Komplikationsrate Penisaugmentation • OP- Indikation Mikropenis: unter 7.5 cm Erektionslänge (Wessells J Urol 1996). • In über 90% besteht keine Indikation Scheinlösungen Bei den organisch gesunden Menschen sollen durch das Skalpell schwere seelische Belastungen gelöst und eine Steigerung der Lebensqualität erreicht werden. - Klare Indikationsstellung im Vorfeld Beim Vorliegen einer psychischen Störung können mögliche Risiken und Komplikationen verdrängt oder Nebenwirkungen geleugnet werden. Abwehrmechanismus: Leugnung - Verdrängung Biopsychosoziales Phänomen: modebedingte Lifestyle-Faktoren der westlichen Kultur spielen eine entscheidende Rolle. 81 % der Frauen bekamen die Idee zur Brustvergrößerung durch die Medien Ohlsen L, . Ann Plast Surg 1979; 2 (1):42–52. RTL Stern Penisaugmentation: National - www.willie-online.de - www.privatklinik- may.de - www.frex.de - www.penisplus.com International: - www.barron-centers.com - www.malemanual.com - www.maleenhancement.com - www.cosmeticsurgeryint.com - www.drwhiteheadmd.com Penisaugmentation: Prä- OP Post- OP www.penisdoctor.com Penisaugmentation: Prä- OP Post- OP www.maleenhancemen.com Penisaugmentation: post- OP Patient unable to place hand all the way around his penis. Another enormous dermal graft result, and this is a completely flaccid penis. www.penisdoctor.com Somatoforme Störung F 45.2 Körperdysmorphe Störung Übermäßige Beschäftigung mit einem eingebildeten Mangel oder einer Entstellung in der äußeren Erscheinung. Wenn eine leichte körperliche Anomalie vorliegt, so ist die Besorgnis der betroffenen Person stark übertrieben. Somatoforme Störung Erweiterte Diagnostik unter biopsychosozialen Aspekten 31 J Somatoforme Störung Oftmals multiple Beschwerden Komorbidität: Angst und Depression Körperdysmorphe Störung • 1,7% Gesamtbevölkerung (Rief,Brähler 2006) • 4% Studentenkollektiven (Bohne et al. 2002) • 7-15% kosmetisch-chirurgischen Wunschbehandlungen (Glaser 2005) • 23% Botulinophilie (Harth 2001) Entstehung der Entstellungsproblematik Körpersymptom (z.B.minimale Kränkung Akne) Selbst-Konzept (Minderwertigkeitsgefühle u.ä.) Psychischer Konflikt und Verdrängung Vermehrte Fokussierung des eigenen Körpers und Symptome Depression Bewertung der Veränderung als "entstellend" Sozialer Rückzug Drang nach Op oder med. Eingriff Verstärkte Beschäftigung mit dem Äußeren im Spiegel ? Ekel- und Schamgefühle Körperdysmorphe Störung (DSM-IV) - Minderwertigkeitsprobleme/ Depression - Soziophobie /Angst - Öffentlichkeitsexposition - moderne Schamkrankheit - Zwangsstörung Alarmsignale psychosomatische Chirurgie • Dramatisierung /Übertreibung des körperlichen Defektes • Überidentifikation mit dem Mangel • Unklare Motivation zu hohe Erwartungen an die Therapie • Therapie einer anderen Person zuliebe • Unklare Voroperationen Schuldzuweisung anderen OP`s • Sorglosigkeit (Komplikationen), Realitätsleugnung • Tiefgreifende Störung des Selbstbildes, Selbstwert • Suizidalität Im Zusammenhang mit ästhetischen Eingriffen 47.7% psychische Komorbidität in Japan Frankreich: Einnahme von Psychopharmaka betrug 50% im Vorfeld -Antidepressiva (27%) Ishigooka et al. Psychiatry Clin Neurosci 1998 Meningaud et al. Craniomaxillofac Surg 2001 • Bei operativen Wunschbehandlungen liegen mit 20% insbesondere depressive Störungen vor • Frauen mit Brustaugmentationen haben ein zwei- bis dreifach höheres Suizidrisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung Meningaud et al. Craniomaxillofac Surg 2001 McLaughlin et al. Eff Med Implants 2003 Angst vor Operationen ist eine allgemein verbreitete Symptomatik Bei kosmetischen Wunschoperationen liegen höhere Angstscores im Vergleich zu plastisch rekonstruktiven Eingriffen vor Meningaud et al. Craniomaxillofac Surg 2001 Hollander et al. Clin Psychiatry1999 Primäre psychische Störung in der ästhetischen Dermatologie Psychiatrische Störungen - Affektive/ Bipolare Störung - Artefakte/ Münchhausen Syndrom - Schizophrenie - Körperdysmorpher Wahn - Suizidalität Soziale Phobie (Angststörungen) Somatoforme Störungen - Hypochondrische Störung - Körperdysmorphe Störung - Somatisierungsstörung (multiple Beschwerdesymptomatik) Persönlichkeitsstörung - Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline Störung) - Narzisstische Persönlichkeitsstörung - zwanghafte Persönlichkeitsstörung Koro Syndrom • Erleben Genitale schrumpft, • wird in Bauch gezogen • Todesangst • Betroffene befürchten zu sterben, sobald das Genitale vollständig verschwunden ist. Koro Syndrom 1. Primär (kulturabhängig) • Sporadisch • Epidemisch 2. Sekundär (Koro-like-Syndrom) bei • ZNS-Störung: Tumor, Epilepsie, zerebrovaskuläre Störung • Drogeninduktion • Primär psychischer Störung: • Schizophrenie, affektive Störung, Angststörung, Hypochondrie, Persönlichkeitsstörung, Sexualstörung • Infektionserkrankungen: HIV/ AIDS, Lues • In Kombination mit anderen kulturabhängigen Syndromen: • Amok, DHAT, Shen-K’uei Scheinlösung: Wenn dennoch operiert wird. Bei Patienten mit körperdysmorpher Störung hatten bereits 45.2% der Erwachsenen eine dermatologische und 23.2% eine chirurgische Intervention im Vorfeld erfahren, ohne dass sich die Symptome dadurch gebessert hatten Phillips et al. Surgical and nonpsychiatric medical treatment of patients with body dysmorphic disorder.Psychosomatics. 2001;42(6):504-10.. Outcome Bei Patienten mit körperdysmorpher Störung lag nach einer chirurgische Intervention eine geringere Zufriedenheit im Vergleich zur Kontrollgruppe vor. Tignol 2007 Eur Psychiatry S.520 Kurzdiagnostik bei V.a. körperdysmorphe Störung Wie stark fühlen Sie sich in Ihrem Aussehen beeinträchtigt? Patient:: Patient 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Wie stark ist der Pat. in seinem Aussehen beeinträchtigt? Arzt: 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Differenz VAS Patient vs Arzt > 4 Punkte Î Körperdysmorphe St Stö örung wahrscheinlich Gieler et al. 2003 Screening Dysmorphophobie 1. Glauben Sie, dass ein Teil Ihres Körpers nicht normal ist? 2. Sind Sie jemals über Ihr Aussehen sehr besorgt gewesen? 3. Mustern Sie sich oft und sorgfältig im Spiegel? Wieviel Zeit verbringen Sie damit? 4. Versuchen Sie, Ihren Makel zu verdecken? 5. Welche Auswirkungen hatte die Beschäftigung mit dem Aussehen auf ihr Leben in den Bereichen: Beruf, soziale Kontakte, Partnerschaft? Zusatzfragen: 6. Erwarten Sie eine radikale Veränderung Ihres Lebens durch den chirurgischen Eingriff? 7. Sind Sie manchmal so verzweifelt, dass Sie sich wünschen, Sie wären tot oder wollen Sie sich etwas antun? Harth, J Dtsch Dermatol Ges. 2007 736-43 Syndrom „kleiner Penis“ Absolute OP-Kontraindikationen • Körperdysmorphe Störung Borderline Persönlichkeitsstörung Münchausen Syndrom Schizophrenie/Wahnerkrankung (KDS) Suizidalität Koro- Syndrom: primär/ sekundär • Psychisch gestörte Patienten neigen zu abwertenden Haltungen • Problempatienten betreiben -selbst bei gutem Ergebnis- oft eine ungerechtfertigte schlechte Mundpropaganda • Langfristiger Schaden für den Chirurgen Psychoandrologie: Was kann man tun? 1. Multimodale andrologische Diagnostik/ Therapie 2. Psychosoziale Diagnostik und Therapie - Psychosomatische Grundversorgung - Psychoedukation/ Alltagsbewältigung - Liaison-Sprechstunde (Psychologe/ Psychiater) - Psychosomatische Einzelgespräche - Gruppengespräche (Krankheitsbewältigung) - Teambetreuung (dermatologische Schulung) - Entspannungsverfahren/ Autogenes Training - Medikamentöse Therapie - Motivation Langzeittherapie Grundversorgung - Gesprächsziele Was kann man tun? - Für den somatisierenden Patienten sind Körper, Seele und soziale Beziehungen voneinander unabhängig. - Vorrangiges Ziel ist es, ein Verständnis der Beschwerden zu entwickeln, indem diese drei Teilbereiche zusammen hängend verstehbar werden. Schlussfolgerungen • Vor der Durchführung einer ästhetischen Operation muss eine psychosoziale Störung ausgeschlossen werden. • Zentral und wichtig sind Indikationsstellung und Aufklärung (Risiken Komplikationen) im Vorfeld, wobei im Zweifelsfalle die Wunschbehandlung ablehnt werden sollte. Krankenhaus Friedrichshain Andrologie Tel.: 130 -23-1120