Psychische Störungen bei Jugendlichen und ihre Entstehung –

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Psychische Störungen bei
Jugendlichen und ihre Entstehung –
frühzeitiges Erkennen und
Möglichkeiten der Prävention
Ulrike M.E. Schulze
ZfP Calw
Inhalte
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Psychische Störungen bei Jugendlichen
Das bio-psycho-soziale Entstehungsmodell
Medikamentöse Therapie (Güterabwägung)
Mögliche Hinweise
Mögliche Bedeutung für einen Lebensweg
Anlaufstellen
Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik
Therapie und Prävention
Schlussfolgerung und Ausblick
Psychische Störungen bei Jugendlichen
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Angststörungen
Zwangsstörungen
Depressive Störungen
Suizidalität bei Jugendlichen
Essstörungen
Selbstverletzendes Verhalten
ADHS
Persönlichkeitsstörungen
Störung des Sozialverhaltens
Schizophrenie
Angststörungen
§
§
§
§
§
Entwicklungsaspekt: physiologische Ängste,
internalisieren, Diagnosen
Krankhafte Angst: unterscheidet sich von normaler
Angst durch Intensität, Dauer und
„Unangemessenheit“ zum situativen Kontext,
bisweilen auch von der Angstform als solcher
(z.B. Panikattacke).
Vermeidungsverhalten, „Angst vor der Angst“
Sonderstellung der sozialen Phobie
(zweithäufigste Diagnose in der Pubertät)
Angst als “Begleiter“: Soziale Phobie (F40.1),
Auslöser - z.B. Gedanken,
körperliche Veränderungen
Körperliche
Symptome;
Wahrnehmung;
Körperliche
Veränderungen
Gedanken
(„Gefahr“)
Panikstörung (F41.0), Generalisierte Angststörung (F41.1),
Angst und depressive Störung gemischt (F41.2)
§
§
Symptomreduktion während früher Adoleszenz
anschließender Wiederanstieg
erhöhtes Risiko einer psychischen Störung im
Erwachsenenalter sowie einer Substanzabhängigkeit
Angst
Angststörung –
medikamentöse Therapie – Güterabwägung
• psychopharmakologische Behandlung von Angststörungen
als zweitrangig nach psychotherapeutischen und
familienbezogenen Interventionen
• insbesondere indiziert zur Überwindung besonders
problematisch erlebter „Schwellensituationen“
• Güterabwägung zwischen möglicherweise nicht erfolgenden zu
bewältigenden Entwicklungsaufgaben, den Risiken der
Erkrankung selbst – und damit auch den Folgen von chronischem
Stress im Zusammenhang mit unbehandelter Symptomatik – und
jeglichem Behandlungsrisiko
•
Durchführung von Medikamentenpausen: Langzeitbehandlung
•
Follow-up-Untersuchung über 40 Jahre: Persistieren oder Wiederkehren
internalisierender Störungen mit entsprechend schlechtem Outcome bei
mehr als zwei Dritteln der mindestens zweimalig erkrankten Adoleszenten
(Homberg et al. 2011; Lee & Lee 2011, Norrholm & Ouimet 2000, Olivier et al. 2011)
(Colman et al. 2007)
Zwangsstörungen
Kurt Schneider 1887 – 1967: Zwang ist, wenn jemand Bewusstseinsinhalte nicht mehr
„loswerden“ kann, obwohl er sie gleichzeitig als inhaltlich unsinnig oder wenigstens als
ohne Grund beherrschend oder beharrend erlebt.
• F 42.0
vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang
in Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen oder Zwangsimpulsen
• F 42.1
vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale)
meist bezogen auf Reinlichkeit, übertriebene Ordnung, Sauberkeit, wiederholte Kontrollen; Ritual als
symbolischer Versuch, Gefahr abzuwenden
•
•
Widerstand, auch da häufig als sinnlos / ineffektiv erlebt
bei Unterlassung starke Anspannung und Angst
• vor Erkrankungen (Infektionen wie z.B. AIDS, Krebs…)
• vor Unglücksfällen (auch Nahestehende betreffend)
• vor anderen Katastrophen
•
hoher Zeitaufwand („Verharren“)
•
Diagnose: über einen Zeitraum von zwei Wochen bestehend, subjektiver Leidensdruck
– Erwachsenenalter: • = •
– 80% der Erwachsenen OCD-Patienten erkranken vor dem 18. Lebensjahr
– „Heilung“ in weniger als der Hälfte der Fälle nach 40 Jahren
(symptomfrei: 20%, subklinische Symptome: 28%; Skoog & Skoog 1999)
Zwangsstörungen –
Differenzialdiagnosen (Walitza et al. 2011)
• subklinisch zwanghafte Verhaltensweisen
(im normalen Rahmen)
• Rituale, die hilfreich für das Kind sind in der Bewältigung
von Erfahrungen und der Erlangung von Sicherheit
(eher beruhigend)
• Zwanghaftes Verhalten im Zusammenhang mit einer
körperlichen Erkrankung
(andere funktionale Bedeutung als bei OCD)
• Zwanghafte Gedanken im Rahmen anderer Achse-IDiagnosen (der Inhalt dieser Zwangsgedanken bezieht sich ausschließlich
auf zentrale Aspekte dieser Achse-I-Störung, z.B. depressives Grübeln)
• Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: als ich-synton
erlebt, typische Zwangsgedanken und
Zwangshandlungen wie bei OCD nicht vorhanden
Zwangsstörungen –
bio-psycho-soziales Entstehungsmodell (nach Nutts & Ballenger 2003)
Temperament („behaviorale Inhibition“)
Panikstörung
+
Emotionale
Persönlichkeit
Generalisierte Störungen
genetische
Angststörung
Angst-assoziierte
Persönlichkeitszüge
Veranlagung
Bindungserfahrungen
Zwangsstörung
- negative Emotionen
- extreme Sorge
- Stress-Reaktivität
elterliche Kontrolle
(„Angstfamilie“)
Stress: perinatale Komplikationen, Pubertät
genetische Faktoren: Panikstörung, Generalisierte Angststörung
Multikausalität, protektive Faktoren, Risiken, Feinfühligkeit, Selbstwirksamkeit
Depression –
Symptome bei älteren Kindern und Jugendlichen
• Stimmungsprobleme
Traurigkeit
Reizbarkeit
Freudverlust
• Probleme im Denken: kognitive Verzerrungen, Konzentrationsprobleme
• Veränderungen im Aktivitätsniveau: verminderter Antrieb, reduzierte Aktivität
• sozialer Rückzug und Beziehungsprobleme
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– geht nicht mehr in den Verein
– trifft sich nicht mehr mit Freunden
Leistungsabfall in der Schule
selbstverletzendes Verhalten
Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus
Substanz- / Alkoholabusus
v „weiß nicht“-Antworten:
oftmals dissimulierendes Antworten, nihilistischer Denkstil
Depressive Störungen –
Komorbiditäten und Suizidalität
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Angststörungen (Kendall et al. 2010)
Anorexia nervosa
Bulimia nervosa
Einfache Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörung
beginnende Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline PS)
Zwangsstörungen
Schizophrenie – deutlich erhöhtes Suizidrisiko (Falcone et al. 2010)
•
Substanzmissbrauch (Langenbach et al. 2010)
151 Adoleszente (13-22 J), 128 (84.8%) waren von mindestens einer Substanz
abhängig, 40.5% der Teilnehmer erfüllten die Kriterien für mindestens eine
weitere Achse-I-Diagnose, hohe Prävalenzraten für depressive Störungen
(19.2%), somatoforme Störungen (9.3%) und Angststörungen (22.5%)
Depression – Risikofaktoren
• Gewalterfahrungen (multikontextuell) (Mrug & Windle 2010)
• kritische Lebensereignisse (70%) (Essau et al. 2000)
• Armut (Najman et al. 2010)
• Migration (Potochnick & Perreira 2010 )
• Übergewicht (Boutelle et al. 2010; Xie et al. 2010)
• Migräne (Bruijn et al. 2010)
• Diabetes mellitus (Fritsch et al. 2010)
• Krebserkrankung
(Kurtz & Adams 2010; Michel et al. 2010 / Seitz et al. 2010: auch Überlebende)
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ernsthafte pädiatrische Vor-Erkrankungen (Dawydow et al. 2010)
Schlaflosigkeit / -störungen (Moore et al. 2009, Coulombe et al. 2010)
…
Essstörungen –
Allgemeines zur Einführung (BZGA 2014)
• Bei Essstörungen ist das Essverhalten gestört.
Aber ein auffälliges/gestörtes Essverhalten (allein)
muss keine Essstörung sein.
• Es kann sich aber verselbstständigen, und man kann dann in die
Essstörung hineinrutschen.
• Der Übergang von auffällig zu krankhaft ist fließend.
• Essstörungen können Lösungsversuche für tiefer liegende seelische
Probleme oder Ausweg, Flucht oder Ersatz für verdrängte Gefühle und
Bedürfnisse sein.
• Aber auch stummer Protest oder Ablehnung können sich in
Essstörungen äußern.
• Sie signalisieren Verweigerung und stehen doch zugleich für
Resignation oder Anpassung.
Essstörungen –
Formen
1. Anorexia nervosa
(typisch oder atypisch)
2. Bulimia nervosa
(typisch oder atypisch)
- Sonderform: Esssucht (Binge eating Störung)
Es gibt aber auch (restriktive) Essstörungen,
die sich aus einer Depression heraus entwickeln
à Einfluss auf Therapieansatz
und oft auch Therapieverlauf
Essstörungen –
Epidemiologie (Micali et al. 2013)
Lebenszeit-Prävalenz (Curran 2005)
Anorexia nervosa: 0.5-3.7%
Bulimia nervosa: 1.1-4.4%, späterer Beginn
Insgesamt sind in den letzten zehn Jahren
Essstörungen vor allem in ihrer atypischen
Form bei beiden Geschlechtern häufiger
aufgetreten:
2 von 1000 Mädchen zwischen 15 und 19
Jahren sind betroffen.
Essstörungen –
Komorbidität
• Depression: 46-80% (bp AN), 50-65% (BN)
– Dysthymia: 19-93% (AN), 6-95% (BN)
• Angst: 20-55% resp. 83% (AN), 13-75% (BN)
– Soziale Phobie: 55% (AN), 59% (BN)
– prämorbide Angststörung: 75-94%
• Zwang: serotonerge Anomalien
– Persönlichkeitszüge: 11-69% (AN)/ Symmetrie, Exaktheit
– 3-43% (BN)/ aggressive Zwangsgedanken, Impulsivität
• ADHS (v.a. BN) (Biederman et al., 2007)
• Substanzmissbrauch: 2-18% (AN), 30-70% (BN) bzw. über alle Untergruppen
(Root et al. 2010)
• Selbstverletzendes Verhalten: Essstörungen auch als indirekte Form
(St. Germain & Hooley 2012; Claes et al. 2012)
• Posttraumatische Belastungsstörung: auch bei AN – sexueller Missbrauch in
Kindheit und Erwachsenenalter (Reves-Rodriguez et al. 2011)
• Persönlichkeitsstörungen
Selbstverletzendes Verhalten –
self-injurious behaviors (Hamza et al. 2012)
Dieser Begriff umfasst – auch als ein Kontinuum
(„Gateway-Theorie“)? –
• nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSI;
schneiden, Kopf-Anschlagen, aufkratzen von Wunden, sich selbst
schlagen,…), *
• suizidales Verhalten (Handlungen, die begangen werden mit der
ABSICHT zu sterben; NSSI als Prädiktor? „Joiner‘s Theory of Acquired Capability for
Suicide“ – Habituation; soziale Isolation; Gefühl der Lästigkeit)
• und Suizid (90% psychiatrisch krank: erhöhtes Risiko für beides)
Nock 2010, Nock et al. 2006, Cavanagh et al. 2006, Jacobson et al. 2008
* wichtige Variable: psychologischer Stress: stärkere Depression, mehr Suizidgedanken, niedrigeres
Selbstwertgefühl, weniger elterliche Unterstützung (Brausch & Guitterez 2010)
Selbstverletzendes Verhalten
•
ein häufig auftretendes und weltumspannendes Phänomen
•
Höhepunkt im Jugendalter (13 – 15 Jahre; •>•?)
– 13 – 29% Jugendliche vs. 4 – 6% Erwachsene
(Baetens et al. 2011, Brausch & Gutierrez 2010, Briere & Gil 1998, Klonsky 2011)
– •: sich schneiden, kratzen, früherer Beginn
– •: sich selbst schlagen, verbrennen (Andover et al. 2010,
Whitlock et al. 2008, Somberger et al 2012, Mühlenkamp et al. 2012)
•
multifaktorielle Genese:
–
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–
–
•
emotionale Vernachlässigung
soziale Konflikte
traumatische Erlebnisse
Kontakt zu selbstverletzenden Peers („ansteckend“)
Auftreten auch ohne weitere psychische Auffälligkeiten möglich
DSM 5: NSSV Syndrom
Innerhalb des letzten Jahres hat sich das Individuum an 5 oder mehr Tagen
absichtlich selbst eine Schädigung an der Körperoberfläche zugefügt,
in einer Weise, die Blutungen, Quetschungen oder Schmerzen wahrscheinlich macht
(z.B. Schneiden, Verbrennen, Stechen, Schlagen, die Haut aufreiben),
aus Gründen die sozial nicht akzeptiert sind (z.B. Piercing, Tätowierungen,
etc.), aber mit der Erwartung ausgeführt wurden, dass die Verletzung nur
zu einem kleinen bis moderaten körperlichen Schaden führt.
Die Abwesenheit einer suizidalen Intention wird entweder vom Patienten
berichtet oder kann aus der häufigen Anwendung von Methoden hergeleitet werden,
von denen der Patient aus Erfahrung weiß, dass sie kein letales Potential besitzen
(bei Unsicherheiten, sollte mit „nicht näher bezeichnet“ codiert werden).
Das Verhalten ist nicht von gewöhnlicher oder trivialer Natur wie das
Zupfen an einer Wunde oder Nägelbeißen.
Shaffer & Jacobson, 2009, Plener et al., 2012
Selbstverletzendes Verhalten –
Essstörungen
(Muehlenkamp et al. 2012)
• gemeinsames Auftreten von Essstörungen und
selbstverletzendem Verhalten: 17 - 23%
(White et al. 2011, Whitlock et al. 2011)
• Prävalenz von NSSI bei Patienten mit ED mehr als doppelt so
hoch wie in anderen psychiatrischen Populationen
(Solano et al. 2011)
– gemeinsame Wurzeln in der Pathogenese?
– Depression, Impulsivität, Missbrauch,
Emotionsregulationsstörung
– Probleme im Ausdruck negativer Gefühle
• Verbindung zur Suizidalität
(Andover & Gibb 2010, Preti et al. 2011)
• Defizite hinsichtlich der Wahrnehmung des Selbst
(„interoceptive awareness“), der Wahrnehmung des eigenen
Körpers / Unzufriedenheit mit diesem („body dissatisfaction“)
in beiden Gruppen
Anorexia nervosa - •- pubmed: 3361
Treffer
• In Pro-Ana-Internet-Foren: zu 25% vertreten (Wooldridge et al. 2013)
• AN und Transsexualität, Probleme mit der sexuellen Identität, im
Zusammenhang mit Homosexualität (Ewan et al. 2014)
• UK: stabile Inzidenz
zwischen 2000 und 2009 (Micali et al. 2013)
Anorexia nervosa –
Körperschemastörung
• essstörungsspezifisches Kernsymptom
• kann über die akute Erkrankung hinaus anhalten
• prognostische Relevanz
• zu wenige Studien bezogen auf das Kindesalter (Legenbauer et al. 2014)
Anorexia nervosa –
ab wann behandlungsbedürftig?
• Ausgeprägter Gewichtsverlust
– körperlicher Zustand!
• Intensität der Symptomatik
– Essstörungssymptome
– comorbide Symptome
(Depression, Suidzialität, Ängste,
Zwangssymptome, selbstverletzendes Verhalten…)
• Belastung der Eltern / Familie
§ Gewichtszunahme wird “belohnt“
à Freiheiten und Eigenständigkeit
wiedererlangen
§ ein Zielgewicht wird definiert
(„gesunder Gewichtsbereich“)
§ regelmäßiges Wiegen
à Auseinandersetzung mit dem
Körpergewicht bzw. der therapeutisch
gewollten Gewichtszunahme
§ wichtig: Erreichen des
Zielgewichts und Durchhalten
der „Haltephase“ vor Entlassung
Anorexia nervosa – Heilungsverlauf
(nach Goddard et al. 2013)
• Vertrauen in Veränderung
• soziale Fertigkeiten [Selbstsicherheit]
• elterlicher Umgang mit Gefühlen [Authentizität]
als wichtige prädiktive Faktoren
allgemeiner Ansatz zur Prävention!
AD(H)S - Kategoriale Diagnostik
eines dimensionalen Problems
ADS
Aufmerksamkeit gestört
wenig
impulsiv /
hyperaktiv
Keine
Diagnose
ADHS
=HKS
sehr
impulsiv /
hyperaktiv
Aufmerksamkeit ungestört
Impulsiver
Subtyp
ADHS – Diagnosestellung
• Symptome situationsübergreifend
Schule, zuhause, Untersuchungssituation
–
• abnormes Ausmaß für Entwicklungsstand
• Beginn vor dem 7. LJ (Alter)
–
DSM V: 12. LJ: “several inattentive or hyperactive-impulsive
symptoms were present prior to age 12”
• mindestens seit 6 Monaten (Dauer)
ADHS - Diagnostik
• Anamnese !
• Anamnese !!
• Anamnese !!!
Es gibt keinen Test für ADHS,
sondern ADHS ist eine klinische Diagnose, die auf
• Zusammenschau aus Anamnese (auch Fremdanamnese),
• Verhaltensbeobachtung
standardisierte objektivierende Fragebögen
• testpsychologischen Untersuchungen,
• körperlich-pädiatrischer Untersuchung beruht.
Multiaxiale Klassifikation
in der kinder- und jugendpsychiatrischen Diagnostik
Versuch einer möglichst ganzheitlichen Erfassung
der individuellen Situation des Kindes bzw.
Jugendlichen
–
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–
–
–
–
Achse I: Klinisch-psychiatrisches Syndrom („Diagnose“)
Achse II: Entwicklungsverzögerungen
Achse III: Intelligenz
Achse IV:Körperlich-neurologische Erkrankung
Achse V: Psychosoziale Belastungsfaktoren
Achse VI:Psychosoziale Adaptation
• „Ungleichgewicht“ bereits auf der Achse V präsent,
bevor eine psychiatrische Diagnose gestellt wird
• Achse VI: beschreibt letztlich die Teilhabefähigkeit oder
Beeinträchtigung derselben in sozialen und Leistungs-Bezügen
(Schule, Familie, Peers)
ADHS – Suchterkrankungen – Risiko
Zusammenhang zwischen
ADHS im Kindesalter,
Genussmittelbahängigkeit
im Jugendalter
und Substanzmissbrauch und
–Abhängigkeit im Erwachsenenalter
(Levy et al. 2014)
N = 232 Individuen mit ADHS,
335 Kontrollpersonen
(mittleres Alter: 27.0 und 28.6 Jahre)
Prospektive Studie/Ergebnisse:
• Teilnehmer mit ADHS zeigten deutlich
häufiger eine Suchterkrankung
sowohl im Jugendalter
als auch als Erwachsene
• Teilnehmer mit ADHS, welche keine
Abhängigkeit im Jugendalter
entwickelt hatten, zeigten auch als
Erwachsene kein höheres Risiko für
eine Alkoholerkrankung, jedoch für die
Entwicklung einer Suchtentwicklung
im Hinblick auf andere Drogen
Entwicklungsverlauf
von Störungen des Sozialverhaltens (nach Loeber et al. 2000)
Frühe Kindheit
Angst
Opposition.
Trotzverhalten
Hyperkinetische
Störung
Adoleszenz
Depression
Störung des
Sozialverhaltens
Erwachsenenalter
Substanzmißbrauch
Antisoziale
Persönlichkeitsstörung
erhöhtes Suizidrisiko, v.a. in der Adoleszenz,
vermutlich bedingt durch Comorbidität
(Depression, Störung des Sozialverhaltens)
(Daviss 2008, McCarthy et al. 2009, Sourander et al. 2009,
Manor et al. 2010)
ADHS in der Kindheit – möglicher Einfluss auf
spätere Berufstätigkeit (Frederiksen et al. 2014)
• N = 250 Erwachsene
• Schulabbruch, Arbeitslosigkeit während des vergangenen
Jahres
• Erfassung von ADHS-Symptomen während der Kindheit
sowie während des Erwachsenenalters,
Geschlechtsunterschiede, psychiatrische komorbide
Störungen
• Ergebnisse: höhere Schulabbruchraten (weiterführende
Schulen) bei ausgeprägter ADHS-Symptomatik
(Hyperaktivität, Impulsivität) während der Kindheit,
erhöhte Rate von Langzeitarbeitslosigkeit bei Frauen,
nach Überprüfung für Geschlecht und Alter blieb eine
erhöhte Unaufmerksamkeit während des
Erwachsenenalters
• Langzeitarbeitslosigkeit korrelierte signifikant mit der
Anzahl der komorbiden Störungen, insbesondere mit
Angststörungen
Therapie – Schlussfolgerungen
•
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•
•
Die Behandlung des AD(H)S sollte im Einverständnis mit allen
Beteiligten erfolgen.
Sie sollte sowohl die Lebensumstände des Kindes,
die jeweilig geforderten Entwicklungsschritte, seine
Ausgangsvoraussetzungen als auch subjektive Belastung
durch die Symptomatik berücksichtigen.
Eine Diagnosestellung sollte leitlinienorientiert
möglichst frühzeitig erfolgen und auch komorbide Störungen erfassen.
Die Behandlung sollte frühzeitig einsetzen, multimodal und vor allem
individuell auf das betreffende Kind / den betreffenden Jugendlichen
zugeschnitten sein.
Die medikamentöse Therapie sollte einer Güterabwägung folgen.
Veränderungen in der (medikamentösen) Therapie sollten möglichst
mit allen Beteiligten gut vorbesprochen werden.
Therapeuten und Helfer sollten einander in ihren Bemühungen ergänzen.
Schizophrenie – Definition
• eine grundlegende Störung des Realitätsbezuges
• Klarheit des Bewusstseins in der Regel nicht beeinträchtigt
• Auftreten von verschiedenen Wahrnehmungsstörungen (vor
allem akustisch, optisch)
• Verlauf: häufig in Phasen oder Schüben
• Early Onset Schizophrenia (EOS):
Beginn vor dem 18. Lebensjahr
• Very Early Onset Schizophrenia (VEOS):
Beginn vor dem 13. Lebensjahr
• Symptomcluster: keine einzelnen spezifischen Symptome
Schizophrene Psychosen –
Unterformen
• paranoid: Wahnideen, akustische Halluzinationen,
am häufigsten und bekanntesten
• hebephren: verflachte bzw. inadäquate Affekte, formale
Denkstörungen, kaum Wahn oder Halluzinationen,
Jugendalter
• kataton: Bewegungsstarre (Stupor) oder motorische
Hyperaktivität, Haltungsstereotypien, Manierismen
• undifferenziert: fehlende Zuordnungskriterien oder keine
eindeutige Zuordnung möglich
• Schizophrenia simplex: schleichendes Sich-Einstellen der
Negativ-Symptome, ohne dass in der Vorgeschichte
produktive schizophrene Symptome nachweisbar sind
• Residual: nur noch Residualsymptome nachweisbar
Chronizität:
Beschäftigungssituation
Mögliche Bedeutung
für einen Lebensweg
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•
•
•
Entwicklungsschritte
Komorbide Störungen
Erwartungen an mich selbst / durch Dritte
Verlaufsformen psychischer Störungen
– längere Einnahme von Medikamenten
– Angst vor Stigmatisierung
– Übergänge
• Ist eine Wiedereingliederung nach einer
längeren Behandlung sinnvoll?
Anlaufstellen
• Wie verhalte ich mich als LehrerIn, MitschülerIn /
Freundin, Eltern „richtig“?
• Wo kann ich mich hinwenden?
– Vertrauenslehrer
– Beratungsstellen
– Hausärzte, Kinder- und Jugendärzte
– Kinder- und Jugendpsychiater und
Psychotherapeuten
– Kinder- und jugendpsychiatrische Institutsambulanz
– Kinder- und jugendpsychiatrische Klinik
Schlussfolgerung und Ausblick
• Diagnostik und dann Therapie
als mögliche Formen der Prävention
• Bedenken vor der Einnahme von Medikamenten
• Medikation (Prodromalstadium)
• Elterliche Authentizität / Aufklärung /
Unterstützung
VIELEN DANK
FÜR
IHRE AUFMERKSAMKEIT!
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