Salmonella enteritidis: Auftreten, Bedeutung und Kontrollmaßnahmen*

Werbung
Arch. Geflügelk. 1993, 57 (5), 193 - 198, ISSN 0003-9098. © Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart
Salmonella enteritidis: Auftreten, Bedeutung und Kontrollmaßnahmen *
Salmonella Enteritidis : Occurrence, relevance and control measurements
E. Vielitz
Manuskript eingegangen am 5. April 1993
Salmonellen sind Infektionserreger beim Menschen und
allen Tierarten. Sie kommen weltweit vor, es sind mehr als
2300 Serovare beschrieben worden . Aus der Sicht der
Geflügelpathologie unterscheiden wir 3 Kategorien:
1. wirtsspezifische Serovare, z. B. beim Huhn: ·Salmonella
pullorum und gallinarum ; sie besitzen keine Bedeutung
für Menschen und andere Tierarten.
2. nicht wirtsspezifische, invasive Serovare, z. B. Salmonella
enteritidis (S. e.) und Salmonella typhimurium (S. tm.).
3. nicht wirtsspezifische, nicht-invasive Serovare.
Die beiden zuletzt genannten Gruppen werden also vo m
Menschen auf das Tier und vom Tier auf den Menschen
übertragen. Sie sind sog. Zoonose-Erreger. Salmonellen
verursachen Infektionen des Darmes mit oder ohne Allgemeinerkrankung. D ie Schadwirkung erfolgt durch Endotoxine. Für die Epidemiologie bedeutsam ist das Vorhandensein gesund erscheinender, latent infizierter Dauerausscheider.
Die wirtsspezifischen Salmonellen des Huhnes, S. pullorum und S. gallinarum, verursachen hohe Verluste: bei der
Kükenaufzucht (S. pullorum), in der Legezeit (S. gallinarum), Hühnertyphus. D ie nicht wirtsspezifischen invasiven
Serovare verursachen allenfalls Erkrankungen im jungen
Kükenalter, sie können jedoch latent in den Herden vorhanden sein und werden mit dem Kot ausgeschieden. Durch
Verschleppung gelangen Salmonellen über tierische Lebensmittel in den Darmtrakt des Menschen, wo sie eine Entzündung teilweise mit Allgemeinerkrankung verursachen. Besonders Kinder und alte, gesch wächte Menschen sind gefährdet. Es wäre verkehrt, als Ursache für die allgemein
beobachtete Zunahme von Enteritis-Fällen beim Menschen
Geflügelprodukte anzusehen, da beispielsweise in Skandinavien bisher keine invasiven Salmonellen in der Hühnerhaltung aufgetreten sind, eine Zunahme dieser Salmonelleninfektion beim Menschen jedoch in den letzten Jahren
beobachtet wurde. Zudem zeigen auch die durch andere
Erreger hervorgerufenen Enteritiden beim Menschen eine
ständige Zunahme, wie dieses eine Übersicht des Bundesgesundheitsamtes ausweist (Schaubild 1). D er Mensch kann
sich - ebenso wie Tiere - vielfältig anstecken.
.
Im Jahre 1988 traten in Großbritannien Erkrankungen
des Menschen auf, die auf den Genuß roher Eier zurückgeführt wurden. Es wurde S. enteritidis isoliert, und zwar
*
Vortrag WPSA-Tagung Cuxhaven, 09. /10. 03. 93
Arch iv für Geflügelkunde 5/ 1993
der Phagentyp 4 (PT 4) . Es wurde dort festgestellt, daß bis
zu 0,6% der Eier einer infizierten Herde im Ei-Inneren
infiziert sein können. In letzter Zeit durchgeführte Untersuchungen zeigten, daß der Infektionsgrad von Eiern aus
deutschen Beständen weniger als 1 Promille ausmacht.
Es muß angenommen werden, daß S. e. ursprüng lich
durch Futtermittel in Zuchtbetriebe eingeschleppt wurde
und von diesen dann mit den Küken in die Legebetriebe
gelangte. Bis zum Ende der achtziger J ahre war dieser
Erregertyp nur selten beim Geflügel in Deutschland anzutreffen. Dieses hat sich in den letzten J ahren jedoch geändert:
Heute wird - wie in den übrigen europäischen Ländern
- vorwiegend S. enteritidis, Phagentyp 4, festgestellt.
Einen Überblick über das Vorkommen von Salmonellen
bieten die Jahreserhebungen des Bundesgesundheitsamtes,
die aufgrund der Untersuchungsergebnisse der tierärztlichen
Institute zusammengestellt werden. Tabelle 1 zeigt das Zahlenwerk der diagnostischen Untersuchungen 1991 bei Kalb,
Rind, Schwein, Küken, Hühnern und sonstigem Geflügel
sowie das Auftreten in Lebensmittelproben. S. e.-Isolate wie
auch S. tm.-Isolate werden gesondert ausgewiesen. Sie machen einen hohen Prozentsatz der insgesamt isolierten
Salmonellen aus (Küken 62,12%; Hühner 10,9 %) . Der
S. e.-Anteil bei den anderen Tierarten schwankt zwischen
4,0 % und 6,5%. Bei den Lebensmittelproben aus dem
Geflügelfleisch 30,1 % ; eihaltige Speisen 50,8 % - bezogen
auf die Gesamtzahl der Salmonella-Isolate.
Tabelle 2 zeigt das Vorkommen von Salmonellen in
Futtermitteln und in Abwasser- und Bodenproben. 0,99%
aller Futtermittelproben waren Salmonella positiv, davon
hatte S. e. einen Anteil von 7%. Abwasser- und Bodenproben waren etwa zu einem Fünftel - 19,53% - salmonellabehaftet.
4, 12% der Isolate aus Abwasser- und Bodenproben
konnten als S. e. identifiziert werden. Es ist also ganz
offensichtlich, daß Salmonellen in der Umwelt, im Futter
und somit bei Tieren und bei Menschen recht häufig
anz utreffen sind. Die Zunahme von S. e. in den letzten
Jahren belegt auch eine Aufstellung aus dem Bereich der
ehemaligen DDR (Tabelle 3). Sie zeigt einen starken Anstieg
der Enteritiserkrankungen beim Menschen im Lau fe der
achtziger Jahre bei gleichzeitiger Verschiebung im E rregerspektrum von S. typhimurium zu S. enteritidis.
Im folgenden soll über Eigenschaften der Salmonellen,
über Infektionsquellen und -wege sowie Naturreservoire
und Bekämpfungsmaßnahmen beim Geflügel berichtet werden.
194
VrELITZ,
Salmonella enteritidis
INFE'KTI~SE
vom Eierstock/Eileiter her infiziert sein (vertikal), oder
- viel häufiger - durch Eindringen der Keime durch
die Eischale nach Kotkontamination. Schmierinfektionen in der Brüterei führen zu einer schnellen Ausbreitung
beim Schlupf. Brütereiinfektionen sind auch deshalb so
bedeutsam, weil Eintagsküken die höchste Anfälligkeit
aufweisen. Relativ geringe Keimzahlen genügen für das
Zustandekommen der Infektion.
ENTERITIS
Infectious Enteritis in man
Fälle in der Bundesrep. Deutaohland
Cases Federal Republic of Germany
1980 - 1990
in 1000
140
120
100
80
60
40
20
0
1980 1981 1982 1983 1984 1986 1986 1987 1988 1969 1990
Als Erregerreservoire für Salmonellen sind Säuger einschließlich des Menschen, Vögel und Insekten zu nennen.
Besondere Bedeutung haben Mäuse und Käfer, da diese
häufig Ketteninfektionen von Aufzucht zu Aufzucht vermitteln. Sie überleben häufig im Stall, in der Wandisolation des
Stalles und in der Stallumgebung (Tabelle 4).
Die notwendigen Abwehrmaßnahmen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen :
RvOstert ao Inst.; FAO/ WHO Cenlre Berlin
1. S almonellajreie Eintagsküken
Bei S. enteritidis handelt es sich keinesfalls um einen „modernen" Keim: Er wurde bereits im Jahre 1888 als Erreger von
D arminfektionen beim Menschen nachgewiesen. Salmonellen werden nach ihren Antigenanteilen in Gruppen zusammengefaßt. S. e. besitzt die Antigenformel 0: 1,9,12 ;H: gm
und gehört zur Gruppe D, in der sich auch S. gallinarum /pullorum befindet. Aufgrund dieser Verwandtschaft
kann es zu serologischen Kreuzreaktionen zwischen diesen
Salmonellen ko mmen. E ine weitere Unterscheidungsmöglichkeit innerhalb eines Serovars bietet die sog. Lysotypie .
Hier werden spezielle Virussuspensionen - Phagen eingesetzt, welche die Salmonellakolonien ze rstören, lysieren. So kann man beim gleichen Serovar S. e.-verschiedene Phagentypen (PT) unterscheiden. Wie schon
betont ist in Europa in letzter Zeit PT 4 vorherrschend,
während PT 8 und PT 13 in Amerika dominieren. Der
Nachweis von speziellen Zytoplasmaeinschlüssen, sog. Plasmiden, ermöglicht weitere Unterscheidungen innerhalb eines
Serov ars. Durch diese Feindifferenzierungen werden Möglichkeiten eröffnet, Infektionsketten zu verfolgen und aufzudecken.
Die Salmonellen gehören zu den Enterobacteriaceaen, den
D armbakterien . Sie vermehren sich im Darm und können
von hier aus in den Körper vordringen - mit oder ohne
Erkrankung. Aber auch nach Ausscheidung geht die Vermehrung außerhalb des Wirtsorganismus weiter; abhängig
von der Umgebungstemperatur verdoppelt sich die Zahl
etwa binnen 20 Minuten. Salmonellen überleben bei Raumtemperatur im Futter, im Stall und in der Stallumgebung
über Monate. Eine Inak tivierung wird durch Hitzeeinwirkung, wie sie bei Paste urisierungsprozessen auftritt, erreicht.
Zur chemischen Desinfektion sind aldehyd- und phenolhaltige Mittel geeignet. Von praktischer Bedeutung ist die
Tatsache, daß eine Keimvermehrung bei Temperaturen
unter 8° C nicht stattfindet. Dieses hat Bedeutung für die
Eiergewinnung und -lagerung sowie für die Lebensmitteltechnologie insgesamt.
D ie Salmonella-Infektion beim Geflügel kommt im wesentlichen auf fo lgende Weise zustande:
alimentäre Infektion, d. h. Aufnahme der Keime aus der
Umgebung und mit dem Futtermittel, sowie
connatale Infektion, d. h. die Infektion beim Schlupf
durch infizierte Bruteier. Diese können im Ei-Inneren
Ausmerzung hühnerspezifischer und invasiver Serovare bei
den Zuchttieren. Dieses bedeutet eine ständige bakteriologische Kontrolle der Zuchttiere mit der K onsequenz, daß
infizierte Herden von der Bruteiproduktion aus geschlossen
werden müssen. Ab 01. 01. 94 gelten gesetzliche Vorschriften, die auf der EG-Zoonosen-Richtlinie 92/117 EWG vom
17. 12. 92 basieren. Alle Geflügelzuchtbetriebe, d. h. E lterntiere, Großelterntiere etc., werden in vierzehntägigem Abstand stichprobenartig untersucht. Im Falle des Nachweises
von S. e. und/oder S. tm. erfolgt Maßregelung : Absonderung, Abschlachtung, ggf. Therapie mit nachfolgender
Impfung.
Tabelle 1. Salmonella-Jahreserhebung in tierärztlichen Institutionen 1991 /BGA
Salmonella isolates, diagnostic laboratories, 1991/BGA
I. Futtermittel (ohne E infuhruntersuchungen)
I. Feedstuff (without import control)
Total
%
n Laboratorien
49
Probenzahl
Salmonella pos.
74538
740
0,99
32
696
46
52
94,05
6,22
7,03
n Lab. Sa!. pos. u. id.
Salmonella pos. u. id. *
S. T yphimurium
S. E nteritidis
II. Abwasser und Bodenproben
II. Sewage and soil samples
Total
n Laboratorien
Probenzahl
Salmonella pos.
n. Lab. Sa!. pos. u. id.
Salmonella pos. u. id. *
S. Typhimurium
S. E nteritidi s
%
15
1244
243
19,53
10
78
16
10
32,10
6,58
4,12
*
% bei ,Salmone ll a pos. und identifiziert' = % aller pos.
% in den weiteren Zei len = % der ,Sa lmo nella pos. und identifi ziert'
Archiv für Geflügelkunde 5/ 1993
VrELrTZ,
Salmone lla enteritidis
195
Tabelle 2. Salmonella-) ahreserhebungen in tierärztlichen Institutionen 1991 /BG A
Salmonella isolates, diagnostic laboratories, 1991/BGA
Diagnost ische Untersuchungen/Diagnos tic examinatio ns
K alb/veal
n Laboratorien
Proben za hl
Salmonella pos.
n Lab. Salm. pos. u. id.
Salmonella pos. u. id. *
S. Typhimurium
S. E nteritidis
38
22710
1115
30
1054
715
63
Küken
chicken
n Laboratorien
Probenzahl
Salmonella pos.
n Lab. Sa lm. pos. u. id .
Salmonella pos. u. id. *
S. T yphimurium
S. Enteritidis
38
37498
4366
32
4154
510
2712
%
Rind/cattle
4,9 1
30
18242
934
94,53
64,13
5,65
22
932
647
61
%
Hühner
hens
11,64
26
9566
532
95,14
11,68
62,12
13
525
59
58
%
Schwein/pigs
%
5,12
44
33964
550
1,62
99,79
69,27
6,53
29
533
194
22
96,91
35,27
4,00
%
sonst. Geflügel
other pou 1try
%
5,56
44
20529
1946
9,48
98,68
11 ,09
10,90
34
1524
721
135
78,31
37,05
6,94
Lebensmittel/foodstuffs
Fleisch u.
-produkte
meat/prod.
n Laboratorien
Probenzahl
Salmonella pos.
n Lab. Sal. pos. u. id.
Salmonella pos. u. id.*
S. T yphimurium
S. Enteritidis
49
104919
949
35
947
364
92
%
Gefl. fleisch
-produkte
poultry meat
0,90
43
6332
807
99,79
38,36
9,69
35
712
99
243
%
E ier, eihalt.
Speisen, -P rod .
eggs/eggs dishes
%
12,74
46
23294
240
1,03
88,23
12,27
30,11
32
238
27
122
99,17
11,25
50,83
* % bei ,Salmonella pos. und identifiziert' = % aller pos.
% in den weiteren Zeilen = % der ,Salmonella pos. und identifiziert'
2. Futterdekontaminationen
Wenn auch S. e. ve rgleichsweise selten im Futter anzutreffen ist, so stellt das Futter doch primär eine Infektionsquelle dar. Dekontamination kann erreicht werden
durch Hitzeeinwirkung und/oder Zusatz von Säuren (T abelle 5). Besonders wichtig ist eine bakteriologische K ontrolle
der Rohkomponenten - pflanzlichen und tierischen Ursprungs - , um stark kontaminierte Partien von vornherein
auszuschließen. Als besonders notwendig hat sich nach
skandinavischen Erfahrungen die Überwachung der Futtermühlen ergeben . Hier müssen ebenfalls routinemäßig bakteriologische Stufenkontrollen durchgeführt werden, um
Kontaminationsquelle n aufzuspüren. Es muß sichergestellt
sein, daß die unreine von der reinen Seite (nach Dekontamination) abgetrennt wird. Dieses wird für viele Betriebe eine
Reorganisation des Ablaufs und Umbaumaßnahmen bedeu ten. D a hierdurch hohe Kosten auftreten, müssen gesetzliche Vorschriften erlassen werden, um eine gleichartige
Behandlung zu gewährleisten.
3. Entseuchung der Tierstiille
Es hat sich gezeigt, daß Salmonellen über Jahre in Ställen
überleben - von Herde zu Herde. D as kann nur dadurch
Archiv für Geflüg elkunde 5/ 1993
erklärt werden, daß die Desinfektionsmaßnahm en un vollständig resp. unwirksam waren. Heißdampf bei gleichzeitiger Formalinvergasung haben sich zur Desinfektion
des gereinigten Stalles sehr bewährt. Wesentlich ist auch
eine ständige und konsequente Mäuse- und Insektenbekämpfun g sowie strikte Betriebshyg iene zur A bwehr der Einschleppung von Infektionserregern. Voraussetzung ist natürlich, daß die Ställe dicht sind, und so dem Eindringen
vo n Wildvögeln and Nagern von vornherein Einhalt gebo ten wird. Die wesen tlichen Ein zelmaßnahmen für die
Brüterei sowie Aufzucht- und Zuchttierbestände sind in
Tabelle 6 zusammengefaßt.
4. Aktiver Sabnonella- I nfektionsschutz
Durch Verabreichung von ges under Normaldarmflora, die
im wesentlichen aus anaeroben Keimen besteht, kann ein
gewisser Infektionsschutz bei Eintagsküken erreicht werden. Die „ungefä hrlichen"
ormalkeime halten die Rezeptoren für die „gefährlichen" Salmonellen im Darmkanal
besetzt. Bei der Naturbrut ve rmittelt die Glucke diese
Übertrag ung - neben anderen, womöglich gefäh rlichen
Keimen. Man spricht deshalb von competitiver Exklu sion
(CE). Dieses Verfahren wird von Prof. Nurmi, Finnland,
seit Jahren empfohlen und hat sich in Skandinavien bewährt.
196
V1ELITZ, Salmonella enteritidis
Tabelle 3. Beim Menschen von 1980-1989 erfolgte Salmonellaisolierung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR (Inst. für Experiment.
Epidemio l. , Wernigerode)
Salmonella isolates 1980- 1989 in the former GD R
Erkrankungen
Ausscheider
gesamt
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
6584
2434
9018
8397
4025
12422
9546
2829
12375
8509
2873
11382
10717
3141
13858
9218
2749
11967
15064
3316
18380
13935
3791
17726
13394
3456
16850
22990
37,7
9,8
8,3
3,8
1, 1
6,8
1,6
37,7
15,9
2,3
10,6
2,6
3,7
2,7
32,3
16,7
2,0
7,3
2,4
13,5
7,4
30,3
21,5
6,7
5,8
13,5
1,1
4,5
37,1
18,0
8,6
6,9
4,7
17,4
11,7
43,2
4,7
4,0
0,5
2,1
20,0
7,2
35,4
2,8
3,9
7,4
7,6
12,6
10,3
53,5
2,8
2,9
0,3
4,2
Bedeutendste S. Serovare (% Anteil)
S. typhimurium
S. agona
S. enteritidis
S. saintpaul
S. infantis
S. panama
S. manhatten
59,9
16,6
3,7
0,9
2,8
Tabelle 4. Naturreserrvoire für Salmonellen
Natural reservoirs for salmonella
111amals
Mensch (Dauerausscheider!)
Hund, Katze, Mäuse* alle landwirtschaftl. Nutznere
Vögel
Wassergeflügel, Tauben (bes. S. tm .), Wildvögel
Säuger
birds
Insekten
Käfer* (bes. Alphitobius diaperinus), Fliegen
insects
• vermittel n Kerteninfektionen von Aufzucht zu Aufzucht, da sie häufig im Biotop
Stall-Stallumgebu ng überleben
Die Verabfolgun g der Flora muß so früh wie möglich nach
dem Schlupf erfolgen, damit den gefährlichen Keimen keine
Chance gegeben wird. Wichtig ist jedoch, daß die Tiere
nicht bereits connatal infiziert sind . In diesem Falle versagt
das Nurmi-Verfahren. Nach eigenen Erfahrungen bietet die
CE keinen verläßlichen Schutz. Wir stellten fest, daß
CE-behandelte Herden sich in gleicher Weise wie unbehandelte Herden im späteren Lebensalter mit S. e. infizieren. Aus diesem Grund ergab sich für uns die Notwendigkeit, nach spezifischen Maßnahmen des Infektionsschutzes
zu suchen. Es boten sich die bei anderen Krankheiten
4,2
10,0
8,3
57,5
3,8
4,2
3,1
bewährten Impfmaßnahmen an. Zu bedenken ist jedoch,
daß Impfungen gegen bakterielle Infektionen prinzipiell
niedrigere Schutzraten vermitteln als gegen Virusinfektionen. Zudem soll im Falle der Salmonellen die Impfung
die Kontamination verhüten bzw. reduzieren, während das
Impfziel im allgemeinen die Verhütung der Erkrankung
respektive die Erhaltung der Leistungsfähigkeit ist.
Als Impfstoffe können Lebend- und Inaktivatvakzinen
angewandt werden (Tabelle 7). Bisher werden als Lebendvakzinen apathogene S. typhimurium-Mutanten angewandt;
sie erzeugen eine lokale Darmimmunität und wohl auch eine
systemische Immunität. Sie sind leicht - über das Trinkwasser - zu verabreichen. Voraussetzung für die Anwendung lebender Keime als · Impferreger ist ihre Stabilität, d. h. die absolute Sicherheit, daß diese Erreger nicht
wieder pathogen werden. Dieses ist bei den bisher angewandten Impfstoffen gewährleistet.
Inaktivatvakzinen stellen Präparationen aus inaktivierten
Erregern dar. Sie werden mit einem Adjuvans (Öl) emulgiert
und müssen injiziert werden. Inaktivatvakzinen erzeugen
schützende Antikörper, die im Blut zirkulieren und auch
auf die Nachkommenschaft übertragen werden; sie schützen
diese in den ersten Lebenswochen. Eine lokale Schleimhautimmunität im Darm, die zur Abwehr der Kontamination
besonders wichtig ist, wird durch Inaktivatvakzinen kaum
Tabelle 5. Salmonellen - Infektionen des Huhnes
Salmonella-i11fections of poultry
Proph ylaxe
Maßnahmen bei den Futtermitteln
Measurements for feedstuffs
Dekontamination durch:
1. Hitzeeinwirkung
Langzeitkondit.: Salmonex.
Pe!Jetierung
} 82 °C, 15-16% fochügkcü
Expander
Problematik: Rekontamination Verwendung von SterilLuft zur Kühlung, Inaktivierung von Wirkstoffen
2. Zusatz von Säuren, z. B. Propi onsäure, Ameisensäure
Problematik: Korrosivität
Störung der Darmflora
ggf. Kombination von 1.) und 2.)
Bakt. Kontrolle der Ro hkomponenten (pflanz!. und tierischen Ursprungs)
Laufende - 1 x monatl. - Bakt. Kontrolle der Produktionsstätte :
Staub- u. Tupferproben (Modell Dänemark)
Archiv für Geflüge lkund e 5/1993
VIELITZ, Salmonella enteritidis
Tabelle 6. E inzelmaßnahmen zur Erzeugung salmonellenfreier
Küken
M eas11re1nents for the prod11ction of salmonellajree chickens
A. Maßnahmen in der Brüterei/hatchery
Verwendung sauberer Bruteier
Waschen und Desinfektion der Schmutzeier - separate Brut,
ebenso Bruteier verdächtiger/positiver Herden
ggf. antibi oti sche Behandlung der Bruteier oder Küken
Formalinbegasung:
a) nach Sortierung
b) während der Vorbrut
c) nach der Umlage (18. Bebrütungstag)
d) während des Schlupfes
Reini gung und Desinfektion der Brutapparate und Bruträume
Bakterio logische Untersuchung von Meconium und stecke~ge­
bliebenen Embryonen zur Erkennung infizierter Zuchttiere
Personalhygiene, bakterio logische Untersuchung zur Erkennung von Dauerausscheidern
B. Maßnahmen in der Aufzucht/breeding
all in - all out Haltung
Reinigun g, Desinfektion, Entwesung von Ställen und Vorräumen, Umgebung der Stallungen (Insekten, Mäusen)
D armfl ora-S ubstituti on und/oder Impfungen
Verwendung dekontaminierter Futtermittel
C. Maßnahmen in der Zuchttierhaltung
all in - all out Haltung, gründliche Reini gung, D esinfektion
und Entwesung (Käfer, Mäuse)
Darmflora- Substitution und/oder Impfungen
Verwendung dekontaminierter Futtermittel
Einstreupflege
Regel mäßi ge Erneuerung der esteinstreu - Gewinnung sauberer Bruteier
H äufiges Sammeln der Bruteier (4 x pro T ag)
Formalin-Begasung der Bruteier unmittelbar nach dem Sammeln, Begasu ngsschränke auf der Farm
Bakterio logische Untersuchung vo n gesrorbenen Tieren und
Kotproben aus der Farm
wirksam. Außerdem kommt es bei der Verwendung von
S. e. -Keimen aufgrund der Verwandtschaft zu S. gallinarum/pullorum zu Kreuzreaktionen, wodurch die serologische Diagnose gestört wird. Bei der Verwendung von
Lebendvakzinen auf der Basis von S. typhimurium-Mutanten ist dieses nicht zu befürchten.
Tabelle 7. Impfstoffe gegen Salmonella-Infektionen
Vaccines against Salmonella lnjections
Lebendvakzinen:
apathogene Mutanten
Live vaccines:
apathogenic m11tants
lokale Darm-Immunität
systemische Immunität
orale Verabreichung (Trinkwasser)
z. B. T AD Salmonella vac
Inakti vatvakzinen:
abgetötete-inaktivierte Erreger
lnactivated vacc. :
killed inact. agents
in einer Adjuvans-Emulsion
Erzeugung vo n schützenden Antikörpern im Blut
Verabreichung durch Injektion
positive Pullorum-Reaktion nach
SE-Inaktivat
Archiv für Geflügelkunde 5/ 1993
197
Die bisherigen Ergebnisse der Anwendung von Vakzinen
sind sehr ermutigend. Sicherlich wird der kompletteste
Schutz durch die konsekutive Verabfolgung von Lebendund Inaktivatimpfstoffen erzeug t. Da die Impfstoffe noch
im Stadium der Felderprobung sind, muß ein abschließendes
Urteil über ihre Wirksamkeit zu einem späteren Zeitpunkt
gefällt werden. Sicher ist jedoch, daß Salmonella-Impfungen
keinesfalls die vorher genannten H ygienemaßnahmen ersetzen können. Impfungen bieten jedoch eine zusätzliche womög lich entscheidende - Chance zur A bsicherung der
Produktion. Durch die „Impfdecke" in der Tierpopulation
wird der Ausbreitung von virulenten Salmonellen Einhalt
geboten. Es entsteht gewissermaßen ein Deich, der die
Infektionsflut eindämmt und abwehrt. Der erlangte Schutz
ist jedoch nicht absolut, so ndern im Zusammenhang mit
der Infi:ktionsintensität zu sehen. Die Infektionskette Tier
- Nahrungsmittel - Mensch wird sicherlich primär entlastet, so daß die Salmonellaverbreitung zurück geht. H ygienemaßnahmen jedoch und die Einhaltung der Kühlkette in
der Lebensmittelverarbeitung, bei der Zubereitung und
Lagerung von Speisen bis zum Verzehr sind un abding bare
Voraussetzungen, um eine Kontrolle, d. h. einen nachhaltigen Rück gang der Häufigkeit infektiöser Darmentzü ndungen des Menschen zu erreichen.
Z usammenfassung
Nachdem die wirtspezifischen Salmonellen - S. pullorum /gallinarum - aus allen modernen Zuchtbetrieben
ausgerottet wurden, ist das nicht wirtspezifische, invasive
Salmonella-Serovar S. enteritidis (S. e.), Phagenty p 4, beim
Geflügel in den letzten Jahren vermehrt festgestellt worden .
Diese Salmonella-Infektion führt zu Erkrankun gen bei
kleinen Küken. Wichtiger ist jedoch die Lebensmittelhygienische Bedeutung. Da dieser E rreger bei vielen Tierarten und auch dem Menschen vorkommt, ist eine Ausrottung in den Geflügelbeständen sehr schwierig.
Reinfektionen sind auf vielfältige Weise möglich. Gesetzliche Vorschriften zur Kontrolle der S. e.-Infektion sind in
Vorbereitung.
Alle Zuchtbestände müssen zukünftig regelmäßig untersucht werden, infizierte Bestände werden von der BruteiProduktion ausgeschlossen. Neben strikter Anwendung von
Hygienemaßnahmen - Abschirmung der Betriebe und
Desinfektion, Einstallung gesunder Eintagsküken, Fütterung dekontaminierten Futters - sind Impfungen geeignet,
der Erregerausbreitung in den Beständen Einhalt zu gebieten
und eine Unterbrechung der Infektkette Muttertier Eintagsküken zu gewährleisten.
Salmonella enteritidis: Occurrence, re/evance and contro/ measurements
E. Vielitz
Summary
After eradication of host-specific salmonella - S. pullorum/gallinarum - out of all modern poultry breedings
stocks, an increasing occurrence of the non host-specific,
invasive salmonella-serovar S. enteritidis (S. e.), phage
type 4, has been o bserved in the last yea rs. This salmonella
causes mortality only in young chickens . More important
however, is the danger of food poisening. Because this agent
is not only seen in most animal species but also in man, the
eradication of salmonella in poultry stocks will be ve ry
difficult. Also the importance of reinfection must be
regarded. Regulations by law for the contro) of S. e.
infections will be in force very soon.
198
FRIES, Schlachtkörperbeanstandungen beim Broiler
All breeding flocks must be observed by regular monitoring, infected flocks must be excluded from hatching
egg production. Besides a careful hygienic program there
must be rhe guarantee of isolation and disinfection of farms,
setting up only healthy day-old chicks and use of
decontaminated feed . Other measurements of great importance are vaccinations, which will stop the spread of the
agent and will interrupt the chain of infection: parent day-old chick .
5 tich11Jorte:
Geflügel, Alter, Hygiene, Behandlung, Haltung, Brutei,
Salmonella
Anschrift des Verfassers : Dr. mcd. vet. Egon Viclitz, Fachtierarzt für Gefl ügel und
Mik robi ologi e, Lo hmann Tierzuch t GmbH , Vete rin är-Labor, Am Seedeich 9- 11 ,
27454 Cuxhaven 1
Arch. Geflügelk . 1993, 57 (5), 198- 202, ISSN 0003-9098. © Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart
Schlachtkörperbeanstandungen beim Broiler:
Ursachen, Reduzierungsmöglichkeiten und Entwicklungstendenzen*
Condemnations of broiler carcasses:
Causes, ·possibilities of reduction and further developments.
R. Fr ies**
Manuskript eingegangen am 13. April 1993
1. Einleitung
In der Geflügelwirtschaft hat nach wie vor das Jungmasthuhn eine überragende Bedeutung (Tab. 1). Gerade hier
sind steigende Verwerfzahlen zu beobachten (Tab. 2). Es
liegt daher nahe, mögliche Ursachen zu benennen, um darauf
aufbauend Gegenstrategien zum Aufkommen von verworfenen Tierkörpern zu entwickeln. Hier decken sich das
Interesse der Produzenten, möglichst wenig Verluste in Kauf
nehmen zu müssen, mit den Vorstellungen der Hygieniker,
möglichst wenige veränderte Tierkörper in der Fleischuntersuchung vorzufinden.
Mit diesem Beitrag soll eine Übersicht über auftretende
Veränderungen gegeben werden und es soll geprüft werden,
ob und wo sich möglicherweise Handlungsspielraum zur
Verringerung auftretender Veränderungen ergibt.
2. Sachverhalte
Hauptsächliche Gründe für Untauglichkeiten:
Nach der Statistikverordnung von 1976 sind für Rot- und
Geflügelfleisch Meldungen über erfolgte Beurteilungen und
die diesbezüglichen Begründungen an das Statistische Bundesamt zu erstatten (Tab. 3). Die in der offiziellen Statistik
angegebenen Begründungen für die Untauglichkeiten sind
vorformuliert, da sie die Bestimmungen der Geflügelfleischuntersuchungsverordnung (GFIUV) wiedergeben. Für häufig auftretende Merkmale existiert dort jedoch keine eigene
Tabelle 1. Schlachtungen und Lebenduntersuchun gen von G eflügel inländischer Herkunft in Mio Stück (Näherungs werte ;
Auswahl)
Slaughtered and inspected birds of national origin in millions, approx .
Jungmasthühner
Suppenhühner
Enten
Puten
1986
1987
1988
1989
1990
220
32
6
5
223
30
7
7
243
249
28
9
8
243
24
10
9
230
30
8
12
27
8
7
Quelle: STAT. BU D ESAMT
Tabelle 2. Der Fleischuntersuchung unterworfenes Geflügel in ländischer Herkunft in Mio kg und Untauglichkeitserklärungen in
Prozent (Auswahl )
Poultry meat inspected ( of national origin, in million kg) and condemnations
in per cent
1985
1986
1987
1988
1989
1990
Jungmasthühner
unters.
untaugl.
197
0,75
211
0,82
221
1,01
227
1,21
227
1, 17
234
1,24
Suppenhühner
unters.
untaugl.
33
1,61
31
1,56
33
1,59
28
1,94
25
2,18
32
2,60
Enten
unters.
untaugl.
10
0,52
13
0,52
14
0,84
13
0,73
16
0,73
13
0,39
Puten
unters.
53
0,73
70
0,58
74
0,58
99
0,71
105
0,52
128
0,63
*
Aus dem Institut für Anatomie, Physiologie und Hygiene der
Haustiere der Universität Bonn
** Aus einem Vortrag vor der Deutschen WPSA-Grppe in Cuxhaven
1985
untaugl.
Quelle: STAT. BUN D ESAMT
Arch iv für Geflügel kunde 5/ 1993
Herunterladen