Referenzwerte gesenkt - Arbeitskreis für Ernährungsforschung

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Arbeitskreis für Ernährungsforschung
Info Nr. 4/13
Folsäure – Referenzwerte gesenkt
Im Mai 2013 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zusammen mit den nationalen
Ernährungsgesellschaften Österreichs und der Schweiz Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr verändert. Dies betrifft das Vitamin Folsäure und den Mineralstoff Calcium. Interessant ist die Entwicklung der Referenzwerte für Folsäure, an der sich die Bewertung nach Stand der Wissenschaft
erkennen lässt. So sind jetzt die Referenzwerte für fast alle Altergruppen gesenkt worden (s. Tabelle).
Folsäure gehört zu den B-Vitaminen, ist wasserlöslich und wirkt zusammen mit den Vitaminen B6 und
B12 sowie Eisen. Folsäure kommt in allen grünen Pflanzenteilen und Samen vor. Es hat eine Aufgabe
bei Zellteilungen von Pflanze, Tier und Mensch.
Als in den 1990iger Jahren Studien nahe legten, dass ein Mangel von Folsäure in den ersten 4-6
Schwangerschaftswochen das Auftreten des seltenen Neuralrohrdefekts begünstigen könnte, erhöhten die Ernährungsgesellschaften die Referenzwerte. Nun ist Folsäure ein häufiges Vitamin. Es gibt
aber Faktoren, die die Folsäureverwertung beeinträchtigen. Dazu gehört Rauchen (Nikotin), Antibiotika und östrogenhaltige orale Kontrazeptiva („Anti-Baby-Pille“). Da letztere weit verbreitet sind und
gerade von Frauen im gebärfähigen Alter eingenommen werden, ist bei ihnen auf ausreichende Folsäureversorgung bei Kinderwunsch besonders zu achten. Folsäure ist außerdem empfindlich gegen
Erhitzung und Sauerstoff. Wichtig ist Folsäure für Kinder, die noch wachsen, wie auch in der Schwangerschaft – vor allem in den ersten Wochen. In Deutschland verdoppelte man 2000 die empfohlene
tägliche Folsäureempfehlung von 200 auf 400 µg für Erwachsene, für die anderen Altersgruppe entsprechend. In den USA wurde zudem die Anreicherung von Mehl mit Folsäure eingeführt, in Deutschland gibt es mit Folsäure angereichertes Speisesalz. Zudem empfiehlt man Frauen rechtzeitig vor der
Referenzwerte für Folsäure in µg pro Tag
Schwangerschaft ausreichend Folsäure evtl. durch Präparate aufzu-
Alter
neu ab 5/2013
alt ab 2000
0-4 Monate
60
60
4-12 Monate
85
80
1-4 Jahre
120
200
teten Studien darauf hin, dass zu-
7-10 Jahre
140
300
viel Folsäure (vor allem durch An-
10-13 Jahre
180
400
reicherung) bei Männern und im
Ab 13
300
400
Alter ein ungesundes Zellwachs-
Schwangere
550
600
tum anrege, möglicherweise sogar
Stillende
450
600
Krebs unterstütze. Die Abschaf-
nehmen. In den letzten Jahren
mehrte sich jedoch Kritik an den
hohen Werten. Aus den USA deu-
fung der mit Folsäure angereicherten Lebensmittel wurde erwogen. Nach Neubewertung von Studien, die eine hohe Zufuhr empfahlen,
erfolgte nun eine Absenkung der Werte bei Erwachsenen um 25 %, in geringerer Menge für Schwangere und Stillende. Lediglich für kleine Säuglinge im Beikostalter wurde die Empfehlung zur Folsäurezufuhr etwas angehoben. Was bedeutet dies für die Ernährung?
Referenzwerte sind Empfehlungen, die im Alltag eine geringe Rolle spielen. Die Nationale Verzehrsstudie II hat ergeben, dass die Folsäureaufnahme mit 190 bzw. 200 µg (Frauen bzw. Männer) geringer
als die Empfehlung von 300 µg ist, jedoch ohne Mangelerscheinungen. Vielleicht weist dies auch auf
einen zu hohen Referenzwert. Folsäurehaltige Lebensmittel sind Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte oder Nüsse. Damit erhält man durch Ernährung ausreichend von diesem Wachstumsvitamin.
Petra Kühne: Folsäure und Biotin. 100 Jahre Vitamine Teil X. Ernährungsrundbrief 3-13, S. 2-7
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