Der Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus, Thienemann, 1921), syn. C. maraena Reproduktion, Aufzucht und Besatzmaßnahmen in MV • Verbreitungsgebiet des Ostseeschnäpels in Mecklenburg-Vorpommern Historie • • • • • Der Ostseeschnäpel war auch schon vor der deutschen Wiedervereinigung ein Bestandteil der einheimischen Fischfauna und wurde damals auch befischt. In den schwierigen Übergangsjahren sanken die Fänge dann dramatisch ab, was wohl vor allem auf komplizierte Absatzfragen zurück zuführen war. Obwohl damals und auch bis heute keine exakten Bestandsgrößenberechnungen vorliegen wurde und wird der Fisch in diversen „Rote Listen“ nach wie vor als gefährdet eingeschätzt, obgleich das meiner Meinung nach nur dann begründet ist, wenn kein Besatz durchgeführt wird. Dies war 1992 der Anlass, um wieder eine künstliche Reproduktion in die Wege zu leiten, um eine stabilere Bestandssituation zu ermöglichen. Seit Mitte der 1990er Jahre und bis heute finanziert das Land mit Mittel der Europäischen Union (Pesca, FIAF, EFF) und Landesmitteln (Ostseeangelschein) Maßnahmen die wirksam zur Erhaltung der Art beitragen und auch den Absatz befördert haben (Werbekampagne „MV tut gut“). Historische Besatzmaßnahmen • 1895: 150.000 Jungfische, Küstenregion. • 1887: 30.000 Schnäpel, Dassower Binnensee • 1889-1896: 1,5 Mio. angebrütete Eier und Larven (C. lavaretus und C. oxyrhinchus), Mecklenburger Küste, Saaler Bodden, Breitling • 1968: 430 kg Schn1 (ca. 90.000 Stück einsömmrige Schnäpel von etwa 5g Gewicht), Darß-Zingster Boddenkette • 1974 und 1975 je 95.000 Stück Schn1, Darß-Zingster Boddenkette Danach erfolgte kein Besatz mehr, da die Schnäpelerbrütung 1978 in Rankwitz eingestellt wurde. Fangentwicklung 1984 bis 2011 60 Gesamtfang 55 55 50 45 41 40 t 37 35 32 28 30 27 25 25 20 28 20 15 15 23 18 17 14 11 10 6 5 6 4 13 12 6 7 4 6 7 11 9 3 0 1984 1987 1990 1993 1996 1999 Jahr 2002 2005 2008 2011 Ziele eines langfristigen Forschungsprogramms „Maränenwirtschaft in MV“ • Stabilisierung der Bestände in den Hauptverbreitungsgebieten der Art, Peenestrom /Achterwasser und Stettiner Haff • Stärkung des handwerklichen Fischereisektors • Wiedereinbürgerung der Art in die Darß- Zingster Boddenkette • Produktion von Besatzfischen für Teichanlagen, Silo (Rundbecken) und Langstromrinnen • Ziel ist hier eine gesicherte Speisefischproduktion • Aufbau eines künstlichen Laicherbestandes für die Produktion von Besatzfischen für Aquakulturanlagen • Stabilisierung der Gr. Maränenbestände in den Maränenseen des Landes Produktion des Besatzmaterials Ostseeschäpel für Küstengewässer • Laichgewinnung November/Dezember • Erbrütung November bis März • Aufzucht mit natürlichem Zooplankton in beleuchteten Netzkäfigen Ostseeschnäpel Aquakultur • Laichgewinnung November/Dezember aus einem künstlichen Laicherbestand • Erbrütung und Aufzucht wie oben oder Aufzucht von Jungfischen in Rinnen und Teichen Ostseeschnäpel Speisefische 400 g (450 Tage nach Besatz) GmbH • • Produktion von Speisefischen in der Teichwirtschaft Frauenmark (BIMES GmbH) Siloanlage Boek der Müritz-Plau Fischerei GmbH Fangdaten Stettiner Haff (DE, PL) 1994-2011 20 t 18 16 14 12 10 PL DE 8 6 4 2 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jahr Bewertung der aquakulturgestützten Besatzmaßnahmen, Besatz und Fangdaten Stettiner Haff (DE) 1994-2012 t Juvenile Mio. Larven t 20 0,80 18 0,70 16 0,60 14 12 0,50 10 0,40 8 0,30 6 0,20 4 0,10 2 0 0,00 1994 1996 1998 2000 2002 2004 Jahr 2006 2008 2010 2012 Besatz und Fangdaten Peenestrom/Achterwasser 1994-2012 t t Juvenile Larven Mio. 35 1,60 30 1,40 1,20 25 1,00 20 0,80 15 0,60 10 0,40 5 0,20 0 0,00 1993 1995 1997 1999 2001 2003 Jahr 2005 2007 2009 2011 Besatz und Fangdaten Darß-Zingster Boddenkette 1994-2012 kg Mio. kg 450 Juvenile Larven 2,60 2,40 400 2,20 350 2,00 1,80 300 1,60 250 1,40 200 1,20 1,00 150 0,80 0,60 100 0,40 50 0,20 0 0,00 1993 1996 1999 2002 Jahr 2005 2008 2011 Durchschnittlicher Tagesfang (8 Tage Laichfischfang) Tagesfang Ostseeschnäpel (kg), Peenestrom und Achterwasser kg 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Fang Saisonalität 1990 bis 2002 Monatlicher Fang(t) Ostseeschnäpel) Peenestrom / Achterwasser 1990 bis 2002 t 12 10 8 Ø1990-1998 6 Ø1999-2002 4 2 0 I II III IV V VI VII Month VIII IX X XI XII Zukünftige Aufgaben • Modellierung der Bestandsituation des Ostseeschnäpels in den inneren Küstengewässern (Virtuelle Populationsanalyse) • Wiedereinführung einer Laichschonzeit • Unterstützung von Eigeninitiativen der Fischer, wie z. B. dem Aufbau eigener Erbrütungseinrichtungen (Beispiel Bodensee) • Ausbau der Zusammenarbeit mit den polnischen Kollegen des Seefischereiinstitutes Gdynia, Außenstelle Swinoujscie • Weitere ökologische und fischereiliche Untersuchungen (Habitate, Fischereiaufwand, Räuber wie Zander und Barsch