STANDARD NACHHALTIGES BAUEN SCHWEIZ – HOCHBAU Ein wegweisendes Projekt der öffentlichen Hand und der Wirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung VORWORT Wer baut, braucht ein stabiles Fundament. Der neue Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) ist ein wichtiges Element für ein solches sicheres, nachhaltiges und zukunftsweisendes Fundament. Zwar gibt es auf dem Markt viele Planungshilfen, Standards und Labels. Diese decken jedoch oft nur Teilbereiche der Nachhaltigkeit ab. Mit dem neuen Standard soll das Rad nicht neu erfunden werden. Vielmehr sollen bewährte Instrumente und Labels integriert werden. Die schweizerische Planungs- und Baukultur soll berücksichtigt werden. Aber der Standard fördert vernetztes Denken und Handeln. Damit wirkt er zukunftsweisend und kann zur Orientierungshilfe für Bauverantwortliche werden. Das war der Grund für diese gemeinsame Initiative der Wirtschaft und Verwaltung – konkret vertreten durch EnergieSchweiz. Der Bundesrat hat die Förderung des nachhaltigen Bauens in seiner Strategie zur nachhaltigen Entwicklung verankert und unterstützt die Erarbeitung eines neuen Gebäudestandards. Der Standard basiert auf einer freiwilligen Verpflichtung zu hohen Qualitätszielen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. 2 Ein umfassender Nachhaltigkeitsstandard ist umso wichtiger, weil heute rund 40 Prozent des Energieverbrauches in der Schweiz in Gebäuden anfällt. Zwar stellt heute energieeffizientes Bauen keine Randerscheinung mehr dar, sondern wird zur Selbstverständlichkeit. Aber immer noch sind rund 1,5 Millionen Gebäude in der Schweiz sanierungsbedürftig. Zwar ist heute vieles technisch möglich, machbar und sinnvoll. Aber die jährliche Sanierungsrate liegt unter einem Prozent. Dieser neue Standard stösst technische Fortschritte an und ebnet den Weg für innovative Lösungen. Der Standard wird durch das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) getragen. Dieser Standard ist ein wichtiges Fundament, auf dem wir gemeinsam die Zukunft der Schweiz bauen können. Doris Leuthard Bundesrätin DER STANDARD SNBS Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) umfasst das Gebäude an sich und den Standort im Kontext seines Umfeldes. Ziel des neuen Standards ist es, die drei Dimensionen des nachhaltigen Bauens (Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) gleichermassen und möglichst umfassend in Planung, Bau und Betrieb mit einzubeziehen und damit den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie phasengerecht zu berücksichtigen. Basierend auf der Strategie für nachhaltige Entwicklung des Bundesrates wurden die relevanten Ziele der Nachhaltigkeit einer Immobilie festgelegt und mittels geeigneter Kriterien und Indikatoren beschrieben. Die definierten Qualitätsziele sind ausgerichtet auf den Nutzen für Mensch und Gesellschaft, auf städtebauliche und architekto- nische Aspekte, auf die Optimierung und Steigerung der ökonomischen Potentiale eines Gebäudes sowie auf den Schutz der Umwelt. Die Identifikation und gleichwertige Behandlung aller relevanten Faktoren, die Berücksichtigung der gegenseitigen Wechselwirkungen sowie das Abwägen und In-Einklang-Bringen von gesellschaftlichen, individuellen und institutionellen Interessen stellten bei der Erarbeitung des Standards die grösste Herausforderung dar. Vorerst ist eine Anwendung des Standards für die Nutzungsarten Wohnen (MFH) und Büro/ Verwaltung möglich. Der Standard lässt sich sowohl für Neubauten wie auch bestehende Gebäude (Bestand) einsetzen. Hilfsmittel, Normen und Richtlinien, die sich in der Praxis bewährt haben, sind wo immer möglich und sinnvoll in den neuen Standard SNBS integriert. Gesellschaft Ziele Wirtschaft Ziele Umwelt Ziele Gestalterische und städtebauliche Qualitäten Optimierung der Lebenszykluskosten Einsatz erneuerbarer Ressourcen und effizienter Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen Bauen für alle Marktfähigkeit Individuelle Gestaltungsspielräume Finanzierbarkeit und Handelbarkeit Räume für soziale Kontakte Regionalökonomischer Beitrag Klimaschutz Effizienter Umgang mit Stoffen und minimieren der Schadstoffkonzentration Gesundheit und Wohlbefinden Minimieren der Umweltauswirkungen Naturräume und Artenvielfalt erhalten sowie Boden schützen Die wichtigsten Ziele des nachhaltigen Bauens pro Bereich. 3 DIE WICHTIGSTEN ZIELSETZUNGEN DES STANDARDS Ein praktisches Beurteilungsinstrument Nachhaltiges Bauen ist ein weitreichendes Gebiet. Hier fliessen zentrale Themen der nachhaltigen Entwicklung zusammen wie Energie und Klimaschutz, Raumentwicklung und Mobilität, städtebauliche und architektonische Qualität, Konsum und Nutzung natürlicher Ressourcen, aber auch soziale Faktoren wie Zusammenhalt, Integration, Lebensqualität und Identifikation mit dem Ort. Das Ineinandergreifen verschiedenster Elemente verlangt eine klare Definition, was nachhaltiges Bauen ist, und ein ebenso konsequentes Umsetzen einer nachhaltigen Strategie. Der Standard für nachhaltiges Bauen zeichnet sich dadurch aus, dass die Nachhaltigkeit einer Immobilie nach definierten Kriterien und Indikatoren ganzheitlich beurteilt werden kann. Er ist für alle Interessierten offen zugänglich und anwendbar und schafft die Voraussetzungen für ein späteres, qualitativ hochwertiges Schweizer Label für nachhaltiges Bauen. Gebäude Kontext Lebenszyklus (Entwicklung, Projektierung, Realisierung, Bewirtschaftung, Rückbau) Betrachtungsrahmen der Nachhaltigkeit von Gebäuden. 4 3 4 5 6 Entwicklung 2 NEUBAU BESTAND Sanierung Bereich Gesetz/Norm/ bestehende Standards (variabel, je nach Kriterium) Projektierung Beurteilungsskala Skala zur Beurteilung von neuen und bestehenden Gebäuden. Systemgrenze Parzelle Bauwerkstyp (Neubau | Bestand) Bauwerksart (Wohnen | Verwaltung) Regionale Randbedingungen Areal | Quartier 1 Realisierung Damit wird eine Grundlage geschaffen, um die ortsbauliche Qualität nicht nur zu erhalten, sondern zu erhöhen. Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden können verbessert, die Infrastruktur und die Grundversorgung gemäss aktuellstem Stand der Technik zukunftsfähig gestaltet werden. Als Konsequenz daraus werden die Investitionen in nachhaltige Immobilien gefördert und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Planungs-, Bau- und Immobilienwirtschaft gestärkt. Gleichzeitig können Naturräume und Artenvielfalt gezielt erhalten werden, weil der Umgang mit Ressourcen effizienter und damit schonender erfolgt. Die negativen Umweltauswirkungen auf Boden, Wasser, Klima und Luft werden minimiert. Zielerreichung Nachhaltigkeit Bewirtschaftung Der Standard verfolgt im Wesentlichen vier Ziele: 1.Die ganzheitliche, aber auf die wesentlichen Punkte fokussierte Abdeckung des nachhaltigen Bauens. 2. Der Einbezug der Schweizer Planungs- und Baukultur. 3.Die Integration von bewährten Instrumenten und Labels der Schweiz. 4.Ein dem Planungsprozess angepasster Aufwand für die objektspezifische Anwendung. Der Standard SNBS baut auf bestehenden Instrumenten und Hilfsmitteln auf wie z. B. SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen – Hochbau, den Zielsetzungen der 2000-WattGesellschaft oder MINERGIE®. Auch werden diverse Planungsinstrumente der öffentlichen Bauherren (KBOB, Verein eco-bau) oder des SIA integriert. Er bindet damit zielführend Vorhandenes optimal ein und entwickelt es systematisch weiter. Er bietet erkennbare Mehrwerte dank neuen und innovativen Elementen. Durch die mehrstufige Beurteilungsskala kann der Standard SNBS aber auch als Rating-Instrument sowohl für neue als auch bestehende Gebäude eingesetzt werden. Mittels ausgewählter Indikatoren wird qualitativ oder quantitativ beurteilt, ob ein Gebäude die definierten Qualitätsziele erfüllt. Die in der Testphase beurteilten Objekte haben bestätigt, dass die umfassende Beurteilung eines Gebäudes aus Sicht des Anwenders einfach und effizient erfolgt. Je nach Ziel, Zeitpunkt und Datengrundlage ist eine vollständige Beurteilung eines Gebäudes von mittlerer Grösse in fünf bis zehn Arbeitstagen möglich. Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5 Grundlagen und Vorgaben BFE Standard SNBS Marketing Label Schulung Zertifizierung Vorstudie CCRS/ETHZ Kriterien und Messgrössen Administration und Organisation Qualitätssicherung Marktbefragung Nachweis Schulung Anwender Stufe 1: Standard Pricing Schulung Verkauf Stufe 2: Label Stufe 3: Lancierung Projekt SNBS Standard (Stufe 1) im Kontext eines umfassenden Zertifizierungssystems. DER STANDARD SCHAFFT MEHRWERTE 1. Der Standard ist ein praktisches Hilfsmittel Der Standard SNBS ist ein effizientes Hilfsmittel, um die Nachhaltigkeit eines Gebäudes in seiner Gesamtheit zu beurteilen. Er ist offen zugänglich und berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie und lässt sich für neue und bestehende Gebäude anwenden. Mit Hilfe eines einfach und logisch zu handhabenden Tools werden die Stärken und das Optimierungspotential evaluiert und visuell aufgezeigt. 2. Der Standard garantiert Qualität und Sicherheit Der Standard SNBS ist auf die Baukultur und die Rahmenbedingungen der Schweiz abgestimmt. Durch die breite Einbindung von öffentlicher Hand, Privatwirtschaft und Wissenschaft gibt er einem Unternehmen die langfristige Sicherheit, ein Gebäude nach nachhaltigen Kriterien zu planen und zu realisieren und die ökonomischen Ertragspotentiale unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu analysieren. 4. D er Standard leistet einen Beitrag zu Gesundheit und Lebensqualität Der Lebensalltag findet grösstenteils in Wohn- und Arbeitsbereichen statt, deren Qualitäten einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden leisten. Der Standard SNBS unterstützt eine attraktive Wohn- und Arbeitsumwelt als zentralen Bestandteil der Lebensqualität in der Schweiz. 5. D er Standard schafft eine glaubwürdige Imagebildung Der Standard SNBS besitzt durch seine breite Abstützung und seinen umfassenden Inhalt grosse Glaubwürdigkeit. Er bietet für Unternehmen ein praktisches Werkzeug für die nachhaltige Imagesicherung nach innen und nach aussen und schafft die Grundlagen für innovative, zukunftsweisende Projekte. 3. D er Standard berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus Anstatt kurzfristige finanzielle Anreize zu setzen, zielt der Standard SNBS darauf ab, den Wert eines Gebäudes über dessen gesamten Lebenszyklus zu erhalten oder gar zu steigern. Dazu gehören Faktoren wie eine gute Erreichbarkeit, optimierte Nutzungsmöglichkeiten oder ein wirtschaftlicher und umweltschonender Betrieb. 5 GESELLSCHAFT DER BEREICH GESELLSCHAFT Neben dem gesellschaftlichen Nutzungspotential spielt die Gestaltung des halböffentlichen und privaten Raums eine zentrale Rolle zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit eines Objekts. Dieser Prozess und die gleichzeitige gesellschaftliche Quartier| Stadt Architektonische Qualität Sensibilisierung führen zu Identitätsbildung und Identifikation. Der Bereich Gesellschaft wird umfassend betrachtet. So werden auch Aspekte wie Wohlbefinden und Gesundheit berücksichtigt. Darüber hinaus sollen kulturelle Werte erhalten und geschaffen sowie auch Kriterien der Gebrauchstauglichkeit und -qualität einbezogen werden. Gemeinschaftlicher Raum Privater/halböffentlicher Raum Öffentlicher Raum Aussenraum Infrastruktur Kernelemente des Standards im Bereich Gesellschaft. [K104] Diversität 6 GESELLSCHAFT KRITERIEN IM BEREICH GESELLSCHAFT Der Standard SNBS basiert im Bereich Gesellschaft auf bewährten Elementen: WBS (Wohnungs-BewertungsSystem des Bundesamtes für Wohnungswesen), MINERGIE-ECO ®, DGNB1, SIA 111 Leistungsmodell Planung und Beratung, SIA 111/1 Nachhaltiges Planen und Beraten (in Themen Gesellschaft Kontext und Architektur Planung und Zielgruppen Nutzung und Raumgestaltung Wohlbefinden und Gesundheit 1 Vernehmlassung), Kriterien in Anlehnung an SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen – Hochbau oder für das hindernisfreie Bauen die Norm SIA 500. Hinzu kommen neue, innovative Elemente wie die Frage nach städtebaulichen und architektonischen Qualitäten und dem Umgang mit den Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen. Nr. Kriterien Kurzbeschriebe 101 Ortsanalyse Das Kriterium bezweckt eine Auseinandersetzung mit dem Ort und seinen Qualitäten mittels einer systematischen Ortsanalyse. 102 Themen und Pflichtenheft Die Erkenntnisse aus der Ortsanalyse werden in ein Pflichtenheft umgesetzt und ermöglichen eine dem Kontext angepasste räumliche Einordnung. 103 Planungsverfahren Mit dem Kriterium soll eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität und ein frühzeitiger Einbezug der relevanten Zielgruppen sichergestellt werden. 104 Diversität Das Kriterium überprüft, ob die Belegungsdichte der Nutzung entsprechend angemessen ist und bezweckt ein vielfältiges Nutzendenspektrum. 105 Halböffentliche Räume Die Gebrauchsqualität und die Anpassbarkeit der halböffentlichen Innenund Aussenräume werden mit dem Kriterium beschrieben. 106 Private Räume Das Kriterium beurteilt die Veränderbarkeit der privaten Innenund Aussenräume und das Nutzungsangebot. 107 Visueller, akustischer und thermischer Komfort Mit diesem Kriterium werden die Hauptfaktoren für einen hohen Wohnkomfort betrachtet. Dabei spielen visuelle Aspekte, der Schallschutz und die Raumlufttemperatur eine zentrale Rolle. 108 Raumluftqualität Ziel dieses Kriteriums ist, die Nutzer vor gesundheitsschädigenden Emissionen zu schützen und eine gute Raumluftqualität zu gewährleisten. DGNB: Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen 7 Wirtschaft [K201] Lebenszykluskosten DER BEREICH WIRTSCHAFT Ein nachhaltiges Gebäude muss kostenrelevante Kriterien erfüllen. Untersucht werden das Ertragspotential sowie die Finanzier- und die Handelbarkeit eines Objekts. Dabei werden das Objekt an sich, aber auch der Standort im Kontext seines Umfeldes betrachtet. Ebenso wird die regionalökonomische Wirkung der Liegenschaft für die ökonomische Beurteilung berücksichtigt. Beschaffungsmarkt Investorenmarkt Nachfragemarkt Ziel: Kosteneffizienz Ziel: Nachhaltige Finanzierbarkeit und Handelbarkeit Ziel: Nachhaltiges Ertragspotential Einflussfaktoren: Baukosten, Unterhalt/Erneuerung, Betriebskosten Einflussfaktoren: Handelbarkeit, Finanzierbarkeit, Rendite Regionalwirtschaft Ziel: Betrag an regionale Wertschöpfung Einflussfaktoren: Objektgrösse, sozioökonomische Struktur des Standorts Kernelemente des Standards im Bereich Wirtschaft. 8 Einflussfaktoren: Aktuelle Mieten, Marktmieten, Leerstandsrisiko Wirtschaft KRITERIEN IM BEREICH WIRTSCHAFT Der Standard SNBS basiert im Bereich Wirtschaft auf bewährten Elementen: Berechnung der Lebenszykluskosten, Lageklassenschlüssel des SVIT 2, Statistiken, On- Themen Kosten Wirtschaft Handelbarkeit Ertragspotential Regionalökonomie 2 line- und Infoportale. Darüber hinaus kommen innovative Ansätze zum Tragen, die für die wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Bedeutung sind wie der Einbezug der Eigentumsverhältnisse oder die Nutzbarkeit des Grundstücks. Nr. Kriterien Kurzbeschriebe 201 Lebenszykluskosten Mit diesem Kriterium werden die über den Lebenszyklus – von der Projektentwicklung bis zum Rückbau – anfallenden Kosten betrachtet. 202 Objektgrösse und Eigentumsverhältnisse Das Kriterium beurteilt die Handelbarkeit einer Immobilie anhand der Objektgrösse und der Eigentumsverhältnisse. 203 Bausubstanz Der Zustand, die Qualität eines Gebäudes und dessen Bauweise haben massgebenden Einfluss auf seine Handelbarkeit. 204 Vermietungssituation Die Vermietungssituation wird als Indikator für die Beurteilung der Handelbarkeit verwendet. 205 Erreichbarkeit Mit dem Kriterium wird die Erreichbarkeit der Immobilie im regionalen und nationalen Kontext beurteilt. 206 Bevölkerung und Arbeitsmarkt Eine positive Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung beeinflusst die Nachfrage von Immobilien positiv. 207 Mietzinsniveau in der Gemeinde Dieses Kriterium beurteilt die Nachfrage und das Ertragspotential auf Ebene der Gemeinde. 208 Nutzbarkeit des Grundstücks Das Kriterium beurteilt, ob ein Grundstück für die entsprechende Nutzung geeignet ist und macht Aussagen zur Qualität der Grundversorgung. 209 Qualität der Lage und Entwicklungsperspektiven Dieses Kriterium betrachtet die Qualität der Lage anhand relevanter Faktoren und die Entwicklungsperspektiven des Standorts. 210 Regionalökonomisches Potential Dieses Kriterium beurteilt den Beitrag der Liegenschaft an die regionale Wirtschaft im Verhältnis zur Grösse der regionalen Wirtschaft. SVIT: Schweizerischer Verband der Immobilienwirtschaft 9 UMWELT DER BEREICH UMWELT Weil der Umgang mit Ressourcen effizienter und damit schonender erfolgen muss und gleichzeitig die Umweltauswirkungen minimiert werden sollen, sind die Ener- gie- und Klimathemen von Bedeutung. Aufbauend auf MINERGIE® und MINERGIE-ECO® mit Fokus auf Bauökologie und Energieeffizienz werden neu auch Faktoren wie Mobilität, Biodiversität sowie Umgang mit dem Boden miteinbezogen. Zentrale Themen MINERGIE®/MINERGIE-ECO® Bauökologie Energieeffizienz Klima Natur und Landschaft Kernelemente des Standards im Bereich Umwelt. [K304] Umweltschonender Betrieb 10 Mobilität UMWELT KRITERIEN IM BEREICH UMWELT Der Standard SNBS basiert im Bereich Umwelt auf bewährten Elementen: MINERGIE-ECO® 2011, SIAEffizienzpfad Energie (SIA 2040) mit den themenspezifischen Merkblättern für Energieausweis (SIA 2031), Umwelt Themen 3 Nr. Kriterien Kurzbeschriebe Energie 301 Primärenergie nicht erneuerbar Das Kriterium zeigt den nicht erneuerbaren Primärenergiebedarf eines Gebäudes für Erstellung, Betrieb und Mobilität auf. Klima 302 Treibhausgasemissionen Das Kriterium bezweckt die Ermittlung der Treibhausgasemissionen eines Gebäudes für Erstellung, Betrieb und Mobilität. 303 Umweltschonende Erstellung Ob ein Gebäude ressourcen- und umweltschonend erstellt wurde, wird mit diesem Kriterium beschrieben. 304 Umweltschonender Betrieb Mit dem Kriterium wird überprüft, ob die Voraussetzungen für einen ressourcen- und umweltschonenden Betrieb einer Immobilie vorhanden sind. 305 Umweltschonende Mobilität Das Kriterium zeigt auf, welche konkreten Massnahmen zu einer umweltschonenden Mobilität beitragen. 306 Artenvielfalt Mit diesem Kriterium wird beurteilt, ob das vorhandene natürliche Potential im Bereich Flora und Fauna am Standort ausgeschöpft wird. 307 Landschaftszersiedelung Die Landschaftszersiedelung und der Verbrauch an natürlichem Boden werden mittels geeigneter Indikatoren beurteilt. Ressourcen- und Umweltschonung Graue Energie (SIA 2032) und Mobilität (SIA 2039). Auch wurden bestehende Bewertungsinstrumente wie Tageslichttool (MINERGIE-ECO®), Ökobilanzierung (KBOB3) etc. integriert. Hinzu kommen neue, innovative Elemente: Biodiversität und Landschaftszersiedelung. Natur und Landschaft KBOB: Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren 11 BEURTEILUNG DER NACHHALTIGKEIT Über die Website nnbs.ch stellt der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz allen interessierten Kreisen ein kostenloses Beurteilungsinstrument zur Verfügung. Neben einer detaillierten Dokumentation zu den Kriterienbeschrieben und Indikatoren steht für die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt ein Bewertungstool auf ExcelBasis zum Download bereit. Mit diesen Instrumenten kann die Nachhaltigkeit eines Objekts umfassend beurteilt und innerhalb des Standards SNBS positioniert werden. Aus der Eingabe der erreichten Werte pro Bereich resultiert eine Gesamtbeurteilung. Beurteilungsbeispiel Das nachstehende Beispiel zeigt die Beurteilung des Indikators «Nutzungsangebot des Gebäudes» für das Kriterium 104 «Diversität» des Bereichs «Gesellschaft». Die Beurteilung und Auswertung über das Tool erfolgt in vier Schritten: 1. Beurteilung der Kriterien mittels Indikatoren Mittels verschiedener Indikatoren und auf der Basis der jeweiligen spezifischen Gebäudeeigenschaften werden die entsprechenden Kriterien im Detail beurteilt. Aus den erfassten Werten resultiert eine Objektbeurteilung bezüglich des jeweiligen Indikators. Angebot an EP-Wohnungstypen (EP = empfohlene Personenbelegung) gesamt 1 EP 2 EP 3 EP 30 3 20 7 100% 10% 67% 23% Gesamtanzahl der EP-Wohnungstypen im Gebäude Anteil Wohnungsangebot nach EP-Wohnungstypen im Gebäude 4 EP 5 EP 0% 0% 6 EP 0% 8 EP 0% Anteil des am häufigsten vertretenen EP-Wohnungstyps im Gebäude 0% 67% Bauwerkstyp Grösse des Bauvorhabens Neubau Mittleres Bauvorhaben Maximal zu erreichende Punktzahl 7 EP min. (<=) max. (>) Beurteilung: 52.5% < 52.5% 100 57.5% 52.5% 80 62.5% 57.5% 60 67.5% 62.5% 40 70.0% 67.5% 20 > 70.0% 70.0% 0 100 Erreichte Punktzahl 40 Erfüllungsgrad 40% 2. Einstufung des Resultates pro Indikator auf einer Beurteilungsskala von 1 bis 6 Das jeweilige Resultat erzielt nach der Einstufung pro Indikator einen Messwert auf einer Beurteilungsskala von 1 bis 6 (6 = die Zielsetzungen der nachhaltigen Entwicklung sind erfüllt). Die Indikatoren werden gewichtet (Faktor 1 bis 3). Indikator 3 Nutzungsangebot des Gebäudes im Kontext Einstufung Note 0 bis 19% 20 bis 34% 35 bis 49% 50 bis 69% 70 bis 84% 85 bis 100% 1 2 3 4 5 6 Note Gewichtung 3. Darstellung der Resultate pro Kriterium Die Resultate werden pro Kriterium, Thema und Bereich in einer Tabelle digital übernommen und als gewichtete Mittelwerte dargestellt. Kriterium / Indikator Kriterium 103: Planungsverfahren 4.8 1. Qualitätssicherungsverfahren 6.0 3 2. Umsetzung der Qualitätssicherungsmethode 3.0 1 3. Partizipation im Planungs- und Bauprozess 4.0 2 Kriterium 104: Diversität 4.2 1. Nettowohnflächen und Personenbelegung pro Wohneinheit 5.0 1 2. Soziokulturelles Umfeld und Nutzendenspektrum 4.0 1 3.0 2 6.0 1 3. Nutzungsangebot des Gebäudes im Kontext 4. Hindernisfreies Bauen 12 4. Datenerfassung zur Gesamtbeurteilung Die Ergebnisse werden in einem Diagramm kompakt visualisiert und so schnell verständlich gemacht. Die Gesamtbeurteilung zeigt Stärken und Schwächen des Objekts Bereich Gesellschaft Bereich Wirtschaft Note Themen 4.9 Note Note Umwelt 3.5 Note Kontext und Architektur 4.0 Planung und Zielgruppen 5.2 Nutzung und Raumgestaltung 5.6 Wohlbefinden und Gesundheit 4.8 Themen 4.0 Bereich hinsichtlich Nachhaltigkeit auf, ermöglicht eine gezielte Optimierung und dient als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Planungsschritte. Note Kosten 3.0 Handelbarkeit 4.0 Ertragspotential 4.5 Regionalökonomie 4.5 Themen Note Energie 3.5 Klima 3.4 Ressourcen- und Umweltschonung 4.6 Natur und Landschaft 2.4 Note Gesamtnote 4.1 13 Nachhaltig Bauen Ein Gebäude ist nachhaltig, wenn KONTEXT UND ARCHITEKTUR es im Kontext mit dem Ort steht und sein Umfeld berücksichtigt. KOSTEN seine Kosten über den Lebenszyklus betrachtet optimiert sind. ENERGIE es mit einem Minimum an nicht erneuerbaren Energien auskommt. PLANUNG UND ZIELGRUPPE die Zielgruppen in einem qualifizierten Verfahren einbezogen werden. HANDELBARKEIT seine Handelbarkeit zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist. KLIMA es minimale Treibhausgasemissionen verursacht. NUTZUNG UND RAUMGESTALTUNG es angemessene Gebrauchs- und Nutzungsqualitäten aufweist. ERTRAGSPOTENTIAL sein Ertragspotential in einem guten Verhältnis zu seinen Kosten steht. RESSOURCEN- UND UMWELTSCHONUNG die Erstellung und der Betrieb ressourcen- und umweltschonend erfolgen. WOHLBEFINDEN UND GESUNDHEIT es einen guten Komfort und eine optimale Raumluftqualität ermöglicht. REGIONALÖKONOMIE es einen positiven regionalökonomischen Beitrag liefert. Natur und Landschaft Natur und Landschaft nicht negativ beeinträchtigt werden. 10 GUTE GRÜNDE FÜR DEN STANDARD NACHHALTIGES BAUEN SCHWEIZ Der Standard SNBS 1.schafft ein gemeinsames Verständnis des nachhaltigen Bauens in der Schweiz. 2.baut auf bewährten Instrumenten auf und baut diese mit innovativen Elementen aus. 3.bezweckt eine umfassende Nachhaltigkeitsbeurteilung eines Gebäudes. 4.ermöglicht die Beurteilung von Neu- und Bestandesbauten und setzt Impulse für wegweisende Projekte. 14 5. ist eine anwenderfreundliche und zukunftsgerichtete Entscheidungsgrundlage für Bauherren und Investoren. 6.orientiert sich an der bundesrätlichen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung Schweiz. 7.berücksichtigt die schweizerische Planungs-, Bau- und Verwaltungskultur. 8.schafft die notwendigen Voraussetzungen für ein späteres Label (Zertifizierungssystem). 9.ist eine gemeinsame Initiative der Wirtschaft und der öffentlichen Hand. 10.wird durch das breit abgestützte Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS getragen. PROJEKTORGANISATION Steuerungsgruppe SNBS Olivier Meile (Vorsitz), Bundesamt für Energie Roger Baumann, Credit Suisse AG Heinrich Gugerli, Amt für Hochbauten Stadt Zürich, Verein eco-bau Margrit Hugentobler, ETH Wohnforum – ETH CASE Markus Koschenz, Implenia Schweiz AG Michael Roth, Diener & Diener Architekten Benjamin Wittwer, Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz Strategische Begleitgruppe Hans-Peter Burkhard (Vorsitz), Zentrum für nachhaltige Unternehmungs- und Wirtschaftspolitik (CCRS) Thomas Ammann, Hauseigentümerverband Schweiz Franz Beyeler, MINERGIE® Andreas Brühlmann, Zürcher Kantonalbank Bernhard Büchler, VSGU Verband Schweizerischer Generalunternehmer Peter Burkhalter, Verein Green Building Schweiz Daniel Dubas, Bundesamt für Raumentwicklung Lucius Dürr, Schweizerischer Versicherungsverband (SVV) Paul Eggimann, Baudirektion Kanton Zürich Norbert Egli, Bundesamt für Umwelt Christian Faber, Schweizerische Bundesbahnen SBB Thomas Fischer, GSGI Gruppe der Schweizerischen Gebäudetechnik-Industrie Raphael Frei, Bund Schweizer Architekten (BSA) Reinhard Friedli, Bundesamt für Bauten und Logistik Stefan Gasser, swisscleantech Association Antje Horvath, Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft Kanton Zürich / Konferenz Kantonale Energiedirektoren Peter C. Jakob, Bauart Architekten und Planer AG Stefan Jäschke, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Markus Jauslin, armasuisse Immobilien Florian Kuprecht, CBRE (Zürich) AG Markus Lüthi, UBS AG Thomas Lützkendorf, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Martin Ménard, Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (SIA) Hansruedi Preisig, Architekturbüro H. R. Preisig Max Renggli, Renggli AG Heinz Richter, Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen usic Yves Roulet, Retraites Populaires Thomas Schaumberg, Verband Immobilien-Investoren (VIV) Herbert Tichy, Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) Sebastian Tomczyk, Raiffeisen Schweiz Genossenschaft Alec von Graffenried, Losinger Marazzi AG Roger Waeber, Bundesamt für Gesundheit Projektleitung Stephan Wüthrich, CSD INGENIEURE AG Urs-Thomas Gerber, CSD INGENIEURE AG Sachauftragnehmer Hanspeter Bürgi, BÜRGI SCHÄRER Architektur und Planung AG, Hochschule Luzern T&A FG MSEA Ulrike Sturm, Hochschule Luzern T&A CCTP Robert Salkeld, Ernst Basler + Partner AG Andreas Ammann, Wüest & Partner AG Severin Lenel, Intep Integrale Planung GmbH Daniel Kellenberger, Intep Integrale Planung GmbH Rolf Loepfe, visu’l AG Impressum Auftraggeberin: Bundesamt für Energie BFE Text: CSD INGENIEURE AG, Bern und BRUSEGHINI PUBLIC RELATIONS GmbH, Zürich Konzept und Gestaltung: visu’l AG, Agentur für Identity und Kommunikation, Bern und Zürich Übersetzung: ACTA Conseils Sàrl Fotografie: Bild Seite 1, 8 und 10: Alexander Gempeler, Bern | Bild Seite 6: Katrin Simonett, Zürich 15 visu’l Einfach, umsetzungsorientiert, umfassend: Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS basiert auf Erprobtem und Bewährtem, baut dieses aber zielgerichtet und wegweisend aus zu einem ganzheitlichen Standard für nachhaltiges und damit zukunftsfähiges Bauen. Mit klaren, systematischen Beurteilungskriterien und einem übersichtlichen, leicht verständlichen Analyseinstrument können Bauten beurteilt, Stärken und Verbesserungspotential erkannt und visuell aufgezeigt werden. Der Standard SNBS schafft die Grundlage, um die städtebauliche Qualität weiter zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Planungs-, Bau- und Immobilienwirtschaft zu stärken. Berücksichtigt werden die drei Dimensionen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Dabei bezieht der Standard SNBS Themen wie Energie und Klimaschutz, Raumentwicklung und Mobilität, Konsum und Nutzung natürlicher Ressourcen genauso mit ein wie die sozialen Aspekte Zusammenhalt, Integration und Lebensqualität. Gleichzeitig wird der schweizerischen Planungs-, Bau- und Verwaltungskultur die nötige Beachtung geschenkt. Der Standard SNBS ist konsequent auf Beständigkeit ausgerichtet und berücksichtigt den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes. Entwickelt wurde der Standard SNBS auf Initiative von Wirtschaft und öffentlicher Hand, finanziert vom Bundesamt für Energie über das Programm EnergieSchweiz. Er besitzt durch seine breite Abstützung grösste Glaubwürdigkeit. Zusammen mit dem Verein Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS bildet der Standard SNBS einen wesentlichen Bestandteil der bundesrätlichen Strategie für eine nachhaltige Entwicklung. [email protected] www.nnbs.ch