Checkliste „Woran erkenne ich einen guten Steuerberater ?“ Es ist natürlich sehr schwierig, die Qualitäten eines Steuerberaters von aussen zu beurteilen, obwohl es, wie wir wissen, inhaltlich und auch fachlich erhebliche Unterschiede gibt. Wir haben nachfolgend Kriterien erarbeitet, die Ihnen in der Gesamtschau helfen werden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Inhaber Welche fachliche Qualifikation haben die Inhaber der Kanzlei ? Studium ? Zusatzqualifikationen Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt ? Sind die Inhaber als Persönlichkeit identifizierbar ? Können Sie erkennen, mit wem Sie es zu tun haben ? Handelt es sich um ehemalige Finanzbeamte ? Erkennbar ist dies in der Regel am Titel „Dipl. Finanzwirt“. Die Finanzbeamten sind in der Regel mindestens 10 Jahre im Dienst des Fiskus gewesen. Nach dem Wechsel auf die andere Seite müssen sie sich mental so ausrichten, dass sie Unternehmer sinnvoll beraten können und unternehmerisch denken. Oft sind die ehemaligen Finanzbeamten ehemalige Betriebsprüfer oder Mitarbeiter aus dem höheren Dienst. Sie lassen sich nach dem Ausscheiden aus der Finanzverwaltung als Steuerberater nieder. Die Ausbildung in der Behörde ist in der Regel hervorragend. Die Frage ist allerdings, ob die Ausbildung noch aktuell gehalten wurde. Als Mandant brauchen Sie aktive Beratung, die vorausschauend und kreativ ist, und Bürokratie, wo es möglich ist, vermeidet. Entscheiden Sie selbst, ob Sie das für erfüllt halten. Unterstellt wird oft, dass noch gute Verbindungen zum Finanzamt bestehen. Dies ist aber nach unserer Erfahrung, wenn überhaupt, allenfalls solange hilfreich, solange keine Interessenskonflikte auftreten. Im Konfliktfall, also wenn Sie anderer Meinung sind als das Finanzamt, nützt Ihnen das wenig. Letztlich müssen Sie selbst entscheiden, wie Sie dieses Kriterium bewerten. Entscheidend wird die Persönlichkeit des Beraters sein. Mitarbeiter Wieviele Mitarbeiter hat die Kanzlei ? Welche Qualifikation haben die Mitarbeiter ? Oft werden Buchhaltung und Lohn durch angelernte Kräfte „preiswert“ erledigt, mit entsprechenden fachlichen und steuerlich nachteiligen Auswirkungen für Sie. Nach unserer Erfahrung ist für eine steuerlich optimale Buchhaltung und eine rationelle Abwicklung der Einsatz von qualifizierten Steuerfachangestellen notwendig und sinnvoll. Wie lange arbeiten die Mitarbeiter in der Kanzlei, wie ist die Fluktuation ? Eine gewisse Fluktuation ist in einem Beruf, der immer noch von jungen Frauen dominiert ist, nicht zu vermeiden, wenn wir weiter Babys bekommen wollen. Eine hohe Fluktuation lässt aber in der Regel Rückschlüsse über die Arbeits- und Führungsqualität der Inhaber zu. Gibt es Aussagen zur Fortbildung der Mitarbeiter ? Ständige Weiterbildung auch der Mitarbeiter ist in Zeiten eines sich immer schneller ändernden Steuerrechts unverzichtbar. Größe der Kanzlei Wieviele Inhaber hat die Kanzlei ? Wieviele Mitarbeiter hat die Kanzlei ? Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis Inhaber zu Mitarbeiter ? Wenn ein Inhaber zu viele Mitarbeiter führt, und damit auch zu viele Mandanten betreut, leidet die persönliche Ansprechbarkeit. Oft wird mit Teamleitern gearbeitet, um dieses Problem zu lösen. Dann sprechen Sie aber nicht mehr mit einem der Inhaber. Das muss für Sie kein Problem sein, die Frage ist, ob Sie das wollen. Nach unserer Erfahrung ist ein Wert von 6-8 Mitarbeitern pro Inhaber optimal. Wie viele Niederlassungen hat die Kanzlei ? Auch hier taucht das Problem der persönlichen Ansprechbarkeit auf. Bei zu vielen Mitarbeitern pro Inhaber ist ggf. die Qualität der Leistung gefährdet, da sich der Inhaber nicht um alle Fälle kümmern kann. Andererseits besteht bei zu kleinen Kanzleien auch die Gefahr, dass der Inhaber versucht, alles selbst zu machen. Manche kleinen Kanzleien versuchen das zu verschleiern, indem immer von „wir“ gesprochen wird, obwohl es sich um einen Einmann-betrieb handelt. Qualifikation und Fachwissen Haben die Inhaber eine akademische Ausbildung (erkennbar am Titel, Universität Dipl. Kfm. oder Fachhochschule Dipl. BW) ? Haben die Inhaber eine Zusatzqualifikation, z.B. Wirtschaftsprüfer ? Entscheidend ist aber in erster Linie die Kundenorientierung und der Nutzen der angebotenen Leistung. Bei der betriebswirtschaftlichen Beratung ist ein Studium oder eine Zusatzqualifikation sicher hilfreich, um ein breites Wissensspektrum abzudecken. Auch werden rechtliche Aspekte in der Beratung in der Regel besser berücksichtigt. Qualifikation der Mitarbeiter ? Welches Leistungsspektrum wird angeboten ? Die fachliche Qualität ist von aussen schwer einschätzbar, siehe oben. Werden in der Kanzlei Checklisten benutzt, um die Qualität der Arbeit und Ihre Steuervorteile zu sichern ? Ist das Angebot am Nutzen und den Bedürfnissen des Mandanten orientiert ? Welche technischen und organisatorischen Hilfsmittel werden genutzt, z.B. EDV, Online – Buchhaltung, Online-Banking etc. ? Wie ist die Einstellung zu den Behörden ? Kritisch oder „untertänig“ ? Gibt es Referenzen ? Namen von Mandanten dürfen nur nach deren ausdrücklicher Einwilligung genannt werden, deshalb wird ein seriöser Berater hier in der Regel keine Namen nennen. Es gibt aber vermehrt Webseiten von Beratern mit Links zu Mandanten (mit deren Einwilligung natürlich). Kommunikation Wie kommuniziert die Kanzlei, sachlich oder persönlich, kundenorientiert also an Ihrem Nutzen orientiert, oder eher auf sich selbst orientiert ? Verstehen Sie, was der Berater sagt, ist er bemüht, verständlich zu kommunizieren, oder versteckt er sich eher hinter „Fachchinesisch“ (was im Steuerrecht keine Kunst ist) ? Ist Email vorhanden ? Gibt es Mandanten- Rundschreiben ? Wie sehen die aus, inhaltlich und optisch ? Wie sieht die Visitenkarte aus ? Gibt es eine Kanzlei – Broschüre, wie sieht die aus ? Kriterien wie bei der Webseite oben. Gibt es eine Besprechung des Jahresabschlusses, bevor er fertiggestellt wird, so daß Sie an der Gestaltung des Ergebnisses aktiv mitwirken und eingreifen können ? Gibt es ein Jahresendgespräch, in dem Maßnahmen vor Jahresende und Strategien für das nächste Jahr festgelegt werden ? Wird standardmäßig im Herbst eine Hochrechnung mit der voraussichtlichen Steuerbelastung erstellt, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden ? Webseite Gibt es überhaupt eine Webpräsenz ? Wenn nein, dürfte der Rest der Kanzlei ähnlich „altmodisch“ sein, inhaltlich und organisatorisch. Sind die Mitarbeiter vorgestellt, möglichst mit Bild ? Man kann sich dann einen Eindruck zu verschaffen, mit wem man es zu tun haben wird. Sind die Inhaber vorgestellt, mit Bild, mit Angaben zur Person, evtl. auch nfos zu privaten Dingen ? Sie können dann erkennen, mit wem Sie es zu tun haben werden, welche Menschen hinter der Kanzlei stehen. Ist die Seite inhaltlich eher persönlich oder eher sachlich gehalten ? Man kann daran erkennen, ob es den Inhabern in erster Linie um die Paragraphen oder die Mandanten geht. Ist die Sprache der Seite eher sachlich oder eher persönlich gehalten ? Sind die Darstellungen und Infos am Kunden und am Nutzen orientiert ? Spricht man über Sie, oder über sich ? Wo sind die Inhaber engagiert, wo sind sie Mitglied, fachlich, karitativ, kulturell, sportlich ? Welche Netzwerke und Kooperationen bestehen, die für Sie nützlich sein könnten ? Ganz wichtig: Wie aktuell ist die Seite und wie aktuell sind die angebotenen „aktuellen“ Infos ? Hier staunt man immer wieder, wie selten die Seiten aktualisiert werden. Daraus können Sie Ihre Schlüsse ziehen hinsichtlich der Aktualität der Kanzlei in fachlicher und organisatorischer Hinsicht, und im Hinblick auf andere Versprechungen hinsichtlich der Leistung. Bietet die Seite Zusatznutzen in der Form von Downloads, aktuellen Infos, sinnvollen Verlinkungen auf andere Seiten? Gibt es sogar ein Weblog mit aktuellen Hinweisen zu wichtigen und interessanten Themen ? Wie ist der Rang der Seite in Suchmaschinen ? Geben Sie „Steuerberater“ und den Ort in eine Suchmaschine ein. Preis Der Preis ist ein Kriterium bei der Auswahl, er sollte aber nie das entscheidende Argument sein. Der Preis muss zur benötigten und angebotenen Leistung passen. Steuerberater rechnen grundsätzlich nach der Gebührenordnung für Steuerberater (StbGebV) ab. Innerhalb dieser Gebühren gibt es allerdings Spielräume. Die Standardgebühr ist die sog. Mittelgebühr, quasi der „Listenpreis“. Macht die Kanzlei gar keine Aussage dazu ? Dann ist anzunehmen, dass generell die Mittelgebühr angesetzt wird, was bei vielen Kanzleien der Fall ist. Vorsicht bei Niedrigangeboten ! Es kann sich um ein Lockangebot handeln. Es gibt Kollegen, die angeln sich einen Mandanten mit einem Niedrigangebot, um später das Honorar zu erhöhen, oder Zusatzleistungen zu erhöhten Preisen an den Mann zu bringen. Gelegentlich wird Buchhaltung und Lohn unter Preis angeboten, um dann den Jahresabschluss entsprechend hoch abzurechnen. Lassen Sie sich trotzdem ein Angebot machen ! Der Steuerberater wird Ihnen wenigstens ungefähr sagen, wo Sie liegen. Eine genaue Angabe ist erst möglich, wenn das Volumen klar festgestellt ist. Ähnlich wie Sie bei einem Auto erst die Reparaturkosten nennen können, wenn Sie geklärt haben, was kaputt ist. Die Gefahr eines „Lockangebots“ besteht aber immer. Vergleichbar sind zB. Stundensätze, insbesondere von Mitarbeitern. Dabei muß aber die Qualifikation und die Effektivität beachtet werden, denn ein niedriger Stundensatz nützt Ihnen nur bei gleicher Effektivität wirklich etwas. Bei niedrigen Stundensätzen des Beraters ist Vorsicht angebracht ! Das ist ein Hinweis auf wenig Fortbildung, geringen persönlichen Einsatz, so dass alles die Mitarbeiter erledigen müssen. Ausserdem liegt auf der Hand, dass die persönliche Qualifikation nicht besonders hoch sein kann. Es kommt auch vor, dass der Berater alles selbst macht, und deshalb nur einen geringen Stundensatz berechnet. Das ist jedoch nicht effektiv. Bei einem zu niedrigen Preis besteht generell die Gefahr, dass die Leistung dem Preis angepasst wird. Dies ist aber nicht in Ihrem Sinn. Ein Problem besteht nur, wenn Sie zu einem hohen Preis eine geringe Leistung bekommen. Deshalb ist die benötigte Leistung das Entscheidende. Legen Sie deshalb den Schwerpunkt der Bewertung auf die Leistung ! Fachlich ist das oft von aussen schwierig, obwohl es hier große Unterschiede gibt, wie wir immer wieder feststellen. Aber es gibt auch andere Kriterien: Welche Leistungsinhalte werden angeboten ? Werden Leistungs-, Qualitäts- oder Zufriedenheitsgarantien gegeben ? Sind die Leistungen und das Angebot am Mandanten ausgerichtet ? Ihr Ziel muß sein, eine hohe Leistung zu einem angemessenen Preis zu bekommen. Alle anderen denkbaren Kombinationen erweisen sich langfristig als ökonomisch unsinnig. Gibt es Pauschalangebote ? Klären Sie die Inhalte des Angebots genau. Es besteht immer die Gefahr des „Nachkartens“ und der Zahlung von eigentlich gar nicht benötigten Leistungen. Weitere Anmerkungen und Feststellungen: