Mutter Natur - ao

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Mutter Natur
Es betrifft jede fünfte Frau. Einmal oder mehrmals. Viele sind betroffen und doch redet man
nicht darüber. Eventuell mit ein paar guten Freundinnen, aber in der Gesellschaft ist es
weitgehendst ein todgeschwiegenes Thema. Ich hätte mich nie mit diesem Thema befasst,
denn man stolpert nicht so einfach darüber. Hätte es nicht mich selbst, einige Freundinnen
und Patientinnen direkt betroffen. - Eine Fehlgeburt in den ersten drei Monaten.
Für mich war das kein tragisches Schicksal, den ich fing direkt an medizinische Artikel zu lesen und las
wie häufig das vorkommen kann. Also ein natürlicher Vorgang? Und doch hat es mich schwer
betroffen und traurig gemacht. Wie geht es wohl Frauen die von medizinischen und biologischen
Vorgängen weniger verstehen? Für sie muss es noch mehr Tragik beinhalten.
Heute erkennt man schon sehr früh, dass man schwanger ist. Zuverlässige Tests und
Ultraschallgeräte, die schon in der 8. Woche ein Bild geben, lassen keinen Zweifel mehr übrig. Wie
war das früher? Hatten die Frauen genauso viele Fehlgeburten und haben es eventuell gar nicht
gemerkt? Das einmal die Periode aussetzt und im nächsten Monat wiederkommt, ist nicht so
ungewöhnlich.
Oder leben wir heute so, dass es eine Zunahme der Fehlgeburten und unerfüllten Kinderwünsche
gibt? Zuerst eine Ausbildung und Arbeiten... bis Frau heute an ein Kind denkt, ist sie oft schon über
dreissig, von der Natur her gesehen eher spät dran. Viele haben Stress in der Arbeit und sind auch in
der Freizeit ständig „on tour“. Merkt unser Körper, dass er keine Ressourcen für eine Schwangerschaft
hat und lässt es darum nicht zu?
Es wirft viele Fragen auf, wenn etwas plötzlich nicht so läuft, wie es doch laufen sollte. Es sollte
eigentlich ein ganz natürlicher Vorgang sein. Einfach oder nicht? Wenn man die Entwicklung eines
Embryos genauer anschaut, ist es doch eher ein kleines Wunder, dass meist alles gut abläuft und
nicht mehr Probleme auftreten. Werfen wir einen Blick in die erste Entwicklung eines Menschen.
Jede Frau hat schon vor ihrer eigenen Geburt ihren späteren Eizellenvorrat in Form eines
Vorstadiums, den Primärfollikeln, angelegt. Anders als beim Mann, der immer wieder neue Spermien
bildet. Also machen diese Primärfollikel im Verlauf des Erwachsenwerdens bei jeder Frau alle
körperlichen Veränderungen und äusseren Einflüsse, wie Schadstoffe, mit. Was mit steigendem Alter
tatsächlich zu mehr Fehlgeburten oder Chromosomenstörungen führen kann.
Neuerdings hat man herausgefunden, dass auch das Alter des Partners einen Einfluss haben kann.
Bestimmte Krankheiten treten vermehrt bei einem höheren Alter des Mannes auf und die
Beweglichkeit der Spermien nimmt ab. Ist der Partner schon fünf Jahre älter als die Frau, ist die
Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft deutliche reduziert.
Das Alter macht demnach einen deutlichen Unterschied und zwar nicht ab 40, sondern schon mit 30
Jahren. Auch der Ablauf einer Befruchtung und die erste Entwicklungsphase ist kompliziert und
sensibel gegen über Störungen.
Nach der Befruchtung einer Eizelle begleiten vielfältige hormonelle Veränderungen den Embryo auf
seiner Reise zur Einnistung in die Gebärmutter. Meist geschieht die Befruchtung kurz nach dem
Eisprung noch im Eileiter. Die befruchtete Eizelle ist nur so gross wie der Bruchteil eines Millimeters.
Sie wandert während der 3. Schwangerschaftswoche langsam durch den Eileiter in Richtung
Gebärmutter. Unterwegs teilt sie sich ständig und wird deshalb rasch grösser. Wenn sie in der
Gebärmutter angekommen ist, nach drei bis vier Tagen, ist aus der einzelnen Zelle ein kleiner
Zellhaufen geworden. Am Ende der Woche hat sich darin schon ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum
gebildet, und nun heisst das Gebilde Keimblase(Blastozyste). Spätestens sieben Tage nach der
Befruchtung gräbt sich die Blastozyste in die schon darauf vorbereitete Schleimhaut der Gebärmutter
ein und lässt sich von ihr überziehen. Das nennt man Implantation und es kann dabei zu einer
leichten Schmierblutung kommen, die nicht selten für den Beginn der Mens gehalten wird. Die
äussere Zellschicht, der Trophoblast, stellt bei der Einnistung eine erste Verbindung zu den
mütterlichen Blutgefässen her. Während dieser Zeit arbeitet in den Eierstöcken der Gelbkörper und
produziert Hormone die die Schwangerschaft weiter unterhalten. Dieser Gelbkörper bildet sich aus
dem Rest der Blase aus der das Ei gesprungen ist.
Für diese erste Phase braucht es somit das richtige Hormonzusammenspiel, das Einnisten an der
richtigen Stelle, das richtige Scheidenmilieu für die Spermien, das richtige aufnehmen des kleinen
Zellhaufens in die Schleimhaut der Gebärmutter und vieles mehr. Aber schauen wir weiter.
Aus dem Zellhaufen entwickelt sich die Plazenta und das Kind. Die erste Verbindung zum mütterlichen
Kreislauf wird hergestellt. Danach entwickelt sich der Embryo rasant. In der fünften Woche schon
entwickelt sich das zentrale Nervensystem als Neuralrohr. Jede Störung oder Schädigung in dieser
wichtigen Phase kann zu einer Fehlbildung in diesem Bereich, dem sogenannten Neuralrohrdefekt,
führen. Die Entwicklung aller grösseren inneren Organe, der Knochen, Muskeln, aber vor allem der
grossen Blutgefässe (Schlagadern) und des Blutes hat nun begonnen. Am 19. Tag nach der
Befruchtung bilden sich zwei Herzschläuche, am 22. Lebenstag des Embryos ziehen sich diese
zusammen. Am Ende der 5. Woche schlägt das noch röhrenförmige embryonale Herz schon
regelmässig. Der Embryo ist ab jetzt (von der 5. bis zur 12. Woche) in einer höchst empfindlichen
Entwicklungsphase, denn die Organe werden gebildet und eine Schädigung kann nicht mehr so
einfach „repariert“ werden. Darum sinkt erst mit der 12. Woche das Risiko einer Fehlgeburt
erheblich.
Schädigende Einflüsse in dieser ersten Phase sind wie jeder kennt Alkohol, Drogen, Zigaretten,
Medikamente, bestimmte ansteckende Krankheiten oder Krankheiten die durch rohes Fleisch oder
andere Lebensmittel übertragen werden. Was weniger bekannt ist, ist das übermässiger Stress,
belastende Situationen, Ängste, extreme körperliche Belastung mit Puls über 130, schnelle Aufstiege
zum Beispiel mit einer Gondel oder der Aufenthalt über 2500m, die Entwicklung in dieser Phase
beeinflussen und auch schädigen kann.
Was kann man also tun um das Risiko einer Fehlgeburt in den ersten drei Monaten zu reduzieren?
Kurz zusammengefasst: sich vor Krankheiten schützen, einen Gang zurückfahren, Laster ablegen und
die nächste Hochgebirgstour absagen.
…Und wenn man schon eine Fehlgeburt erlebt hat, als erstes die Hoffnung nicht aufgeben!
Darüber hinaus kann man bei seinem/r Gynäkologen/in abklären lassen ob irgendetwas nicht in
Ordnung ist. Eine versteckte Krankheit? Eine Stoffwechselstörung kann zum Beispiel ein Hindernis
sein. Funktioniert denn alles normal? Das heisst sind die Eileiter offen, gibt es einen regelmässigen
Zyklus etc. Wenn dort nichts gefunden wird gibt es vielleicht andere Baustellen im eigenen Leben?
Ist der eigene Energiehaushalt im Lot? Die Chinesische Medizin kann hier mit Akupunktur und
Kräuterheilkunde unterstützen. Auch eine Ostheopathie kann Spannungen und Störungen im Körper
reduzieren.
Man kann sich auch die Frage stellen ob der Alltag nicht zu vollgepackt ist. Manchmal muss in dem
eigenen Leben Raum geschaffen werden, damit ein anderes Leben beginnen kann.
Wichtig ist es zu wissen, dass es vielen Frauen gleich ergangen ist und dass es eigentlich fast normal
ist. Es wäre gut man würde offener über diese Dinge reden, damit ein besserer Umgang mit diesem
Thema möglich wäre.
Das Beste, was man meiner Ansicht nach machen kann ist sich zu informieren, gewisse Dinge
abklären zu lassen, sein Alltag zu überdenken und mit ein paar Vertrauten offen zu reden, denen es
eventuell auch schon so ergangen ist. Also Kopf, Körper und Geist wieder in eine positive Spur
bringen. Dann kann man den buchstäblichen Staub von den Schultern klopfen, nach vorne Blicken
und bei einer erneuten Schwangerschaft mit einem vollendeten, gesunden „Resultat“ belohnt
werden. Und dann fangen ganz andere Themen an…
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