Pflanzenschutzinformation Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg Baumschulen und Landschaftsgartenbau (Sonderdruck) Stammschädlinge an Laubgehölzen – Schmetterlinge und Holzwespen Gefördert und begünstigt wird ein Befall am Pflanzort durch Fehler und Mängel im Umgang mit der Pflanzware, in der Pflanzung selbst sowie in der Entwicklungspflege. Die Schädlingsarten sind entweder am Standort an Altgehölzen vorhanden oder werden durch das Pflanzgut eingetragen. Alle verursachen sie durch das Anlegen von Bohrgängen im Holz Schwachstellen im Stammbereich bzw. im Kronenansatz, Eintrittspforten für Holz zerstörende Mikroorganismen (v.a. pilzliche Weißfäulen), allgemeine Behinderung in der Wasser- und nährstoffversorgung und Deformationen an Holz und Rinde von Stämmen. Übersicht zu den wichtigsten Arten: Artname Glasflüglerarten Blausieb Latein. Name Synanthedon, Sphecia spp Zeuzera pyrina Flugzeit Mai - Juli Entwicklung zweijährig Juni - Juli zweijährig Weidenbohrer Cossus cossus Juni - Juli zweijährig Schwertwespe Xiphydria camelus Mai - Okt. einjährig Der Weidenbohrer ist ein Nachtfalter aus der Gruppe der Holzbohrer. Seine Larven schädigen Jungpflanzungen und auch Altbäume vor allem von Linden, Apfel, Birke, Erle, Hasel, Pappel- und Weiden-Arten sowie weiteren Laubgehölzen. Die bis zu daumenstarken Bohrlöcher der Larven befinden sich im Stamm von Wurzelanlauf bis zum Kronenansatz. Die Folge des Befalls können Stammbruch oder Absterben der Kronen sein. Ausgangspunkt eines Weidenbohrerbefalls ist meist ein starkes Auftreten der Art in alten, anbrüchigen Weidenbeständen der unmittelbaren Umgebung, aber auch befallene Pflanzware mit Jungraupen kann dafür verantwortlich sein. Achtung: Das Schadsymptom ähnelt dem des Asiatischen Laubholzbocks (Anoplophora glabripennis). Abb. 1: Weidenbohrer - Falter Abb. 2: Weidenbohrer – Jungraupe Abb. 3: Weidenbohrer – Einbohrloch in Apfelrinde Abb. 4: Weidenbohrer – Raupenfraß in Weide Abb. 5: Weidenbohrer - Altraupe Das Blausieb oder der Kastanienbohrer ist ebenfalls ein Holzbohrer. Die Raupen dieser Art treten vor allem an Weißdorn, Eichenarten, Esskastanie, Rosskastanien-Arten, Birnen, Mehlbeeren sowie Gleditschie auf und verursachen dort ähnliche Schäden wie der Weidenbohrer. Die Larven sind weißlich-gelb gefärbt und tragen dunkle Punkte. Hier ist ein Eintrag mit befallenem Pflanzgut wahrscheinlicher, vor allem in Anzuchten aus begünstigteren Klimaten. Abb.6: Blausieb – Raupe Abb.7: Blausieb – Raupenschaden an Birne Glasflügler oder Glasschwärmer sind kleine, wespenähnliche Schmetterlinge, die tagaktiv schwärmen. Die Falter tragen durchsichtige, glashelle Flügel und einen farbigen Haarschopf am Hinterleib. Der Befall mit den Raupen dieser Arten konzentriert sich auf den Stammgrund, Wurzelanläufe und untere Stammhälften von jungen Bäumen von Birken, Erlen, Weiden, Eichen, Mehlbeere, Apfel und Pappel sowie an Johannisbeeren. Durch den Fraß der gelblichen bis weißen Raupen am Kambium und im Splint entstehen Rindenzerfaserungen, Fäuleherde und mechanische Schwachpunkte. Die geschädigten Bäume gehen in der Regel ein. Abb. 8: Apfelglasflügler – verlassene Puppenhülle Abb. 8: Apfelglasflügler - Falter Die Schwertwespe legt in der Rinde von jungen Stämmchen, Ästen oder auch stärkerem Holz von Birken, Erlen, Ulmen oder weiteren Laubgehölzen Eier ab. Die grünlich weißen Larven durchziehen den gesamten Holzteil mit runden Gängen, die mit Pilzmyzel zuwachsen und teilweise mit Kotresten und Genagsel verstopft werden. Die schwarzen, glänzenden Wespen sind 1,5 bis 2 cm groß, tragen stark geäderte helle Flügel und auffällige Dreieckflecken am seitlichen Hinterleib. Abb. 9: Schwertwespe – Raupe in Birkenstämmchen Abb. 9: Schwertwespe - Imago Gegenmaßnahmen Alle Maßnahmen, die eine Stressverminderung vor, während und nach der Pflanzung zum Inhalt haben, dienen dazu, Befall und Schaden durch Borkenkäfer zu verhindern. Schlüsselfunktionen haben folgende Faktoren: kritische Wahl des Standortes, der Art und Sorte sowie des Lieferers bzw. Produzenten; optimale Pflanzung, Sorgen für stressfreies An- und Weiterwachsen; Verwendung vitalen, befallsfreien Pflanzgutes; bedarfsgerechten Wasserversorgung besonders bei der Verwendung von ballierter Ware; Entfernung befallener Pflanzen bzw. Pflanzenorgane. Lehm-Jute-Bandagen und sonstige physikalisch wirkende Stammschutzanstriche oder Stammschutzeinrichtungen sind gegen Stammschädlinge unwirksam. mechanische Umgang mit befallenem Pflanzenmaterial Stark befallene, geschädigte und mit den Schadorganismen besetzte Bäume sind sofort nach Erkennen des Befalls aus dem Bestand zu entnehmen, um den Befallsdruck zu reduzieren. Die Beseitigung des Befallsmaterials wird bei diesen Schadorganismen, außer beim Asiatischen Laubholzbock (Anoplophora glabripennis), in keiner Form vorgeschrieben. Das gerodete Material sollte auf Deponien fernab vom Befallsort gebracht und ein massenweiser Rückflug der Tiere verhindert werden. Häckseln und Abtrocknen, ungeschütztes Durchfrieren oder ein Rotteprozess im Kompost zerstören weitgehend in Holz und Rinde enthaltene Entwicklungsstadien. Herausgeber: Text und Fotos: Telefon: Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LVLF) Ringstraße 1010, 15236 Frankfurt (Oder) Manfred Lehmann - LVLF – Pflanzenschutzdienst – Ref. Gartenbau und öffentliches Grün Vom-Stein-Straße 30 03050 Cottbus 0355 4991 7167 e-mail: [email protected]