Die Dokumentation des Wettbewerbsverfahrens

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Meerbusch-Osterath
Wohnquartier ehemalige Barbara-Gerretz-Schule
Nichtoffener einphasiger städtebaulicher Wettbewerb nach RPW 2013
Dokumentation
Meerbusch-Osterath
Wohnquartier ehemalige Barbara-Gerretz-Schule
Nichtoffener einphasiger städtebaulicher Wettbewerb nach RPW 2013
Dokumentation
Meerbusch-Osterath
Wohnquartier ehemalige Barbara-Gerretz-Schule
Nichtoffener einphasiger städtebaulicher
Wettbewerb nach RPW 2013 | Dokumentation
Ausloberin
Stadt Meerbusch
Stadtplanung und Bauaufsicht
Wettbewerbsbetreuung
pp a|s pesch partner architekten stadtplaner GmbH
Hörder Burgstraße 11 | 44263 Dortmund
in Zusammenarbeit mit der Stadt Meerbusch
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämt­
liche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
Inhalt
7 Grußwort
8 Der Wettbewerb: Anlass, Ziele und Ergebnis
8 Die Wettbewerbsaufgabe
10 Das Verfahren
14 Wettbewerbsteilnehmer
1. Preis
16 Schultz-Granberg Städtebau + Architektur, Berlin, mit
bbz landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis
22 Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg
28
Anerkennung
FABRIK·B Architekten, Berlin, mit
Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR, Nürtingen, und
Ripperger Stadtplaner / Architekt, Köln
34 2. Rundgang
44 1. Rundgang
50 Ausblick und weiteres Vorgehen | Empfehlungen
Das Wettbewerbsgebiet
6
VORWORT
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
Ortszentren versteht man nicht von ungefähr als Kern, als Herzstück je­
der Stadt, jedes Dorfes. Das Zentrum gibt dem Ort Gesicht und Identität,
es ist maßgeblich für Lebensqualität und Wohlgefühl. Entsprechend hoch
ist die Verantwortung bei der Planung und Gestaltung.
Das Areal zwischen Hochstraße und Fröbelstraße in Osterath, in dessen
Überplanung wir mit dem vorliegenden Städtebaulichen Wettbewerb
sehr frühzeitig eingestiegen sind, ist so ein Herzstück: städtebaulich
hoch interessant in der Ortsmitte gelegen, umgeben von Einzelhandel,
Gastronomie und Kirche soll hier ein attraktives Quartier entstehen, das
in einer gehaltvollen Architektursprache modernen Wohnbedürfnissen
Rechnung trägt.
Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll das Quartier vor allem
auch der Altersgruppe 65plus, die das geräumigere Eigenheim aufgeben
möchte, zentrale, attraktive und barrierefreie Wohnangebote machen.
Identitätsstiftende Elemente wie die Fassade der ehemaligen BarbaraGerretz-Schule und der Steigerturm der Feuerwache sollen als Akzente
des Quartiers erhalten bleiben.
Die beteiligten Büros haben elf spannende und städtebaulich richtungs­
weisende Entwürfe vorgelegt, die uns hochinteressante Perspektiven für
die künftige Gestaltung dieses Filetstücks geliefert haben. Nach intensi­
ver Diskussion, Abwägung und Bewertung wurden die Preise vergeben.
In dieser Dokumentation finden Sie sowohl die Ideen der beiden erstplat­
zierten Wettbewerber, als auch die Entwürfe, die das Preisgericht mit ei­
ner Anerkennung belohnt hat.
Auf der Basis des erstplatzierten Entwurfs, so bin ich überzeugt, können
wir mit Freude und Energie in das weitere Planungsverfahren einsteigen.
Angelika Mielke-Westerlage
Bürgermeisterin der Stadt Meerbusch
7
Der Wettbewerb: Anlass, Ziele und Ergebnis
Nach der Aufgabe der katholischen Grund­
schule Barbara-Gerretz-Schule und mit der
beabsichtigten Verlagerung der Feuerwehr
steht eine zentrale Fläche in Meerbusch-Oste­
rath für eine städtebauliche Entwicklung zur
Verfügung. In der Nähe des Haltepunktes
Meerbusch-Osterath und von öffentlichen und
privaten Versorgungseinrichtungen soll auf
der etwa 3,2 ha großen Fläche ein qualitätvol­
les innerstädtisches Wohnquartier entstehen.
Hierfür lobte die Stadt Meerbusch einen städ­
tebaulichen Wettbewerb aus. Mit ihm sollten
nicht nur die bestmögliche städtebauliche
Lösung und eine schrittweise Umsetzung auf­
gezeigt werden, sondern auch vor dem Hin­
tergrund des demografischen Wandels unter
anderem Aussagen zu zeitgemäßen Wohnfor­
men, zur Ausbildung des öffentlichen Raums,
zu einer möglichen Architektursprache und zu
potenziellen Nutzergruppen gemacht werden.
Die Jury hat dem ersten Preisträger Empfeh­
lungen für die weitere Bearbeitung mitgege­
ben. Der nun zu überarbeitende städtebau­
liche Entwurf wird dann Grundlage für die wei­
tere Planung und die Investorensuche sein.
Die Wettbewerbsaufgabe
Das Wettbewerbsgebiet
Das Wettbewerbsgebiet grenzt unmittelbar
an das Ortszentrum. Es reicht von der Frö­
belstraße im Westen bis zur Hochstraße und
Krefelder Straße im Osten. Nördlich schließt
sich ein kleinteiliges Wohngebiet an, südlich
der am Bommershöfer Weg gelegene REWEMarkt. Das Gebiet umfasst die Flächen der
(inzwischen aufgegebenen) Barbara-GerretzSchule, der Feuerwehr, die mittelfristig ihren
Standort verlagern wird, und weitere städti­
sche sowie private Flächen.
Ziele und Aufgaben
Die im Wettbewerbsverfahren erarbeitete
städtebauliche Lösung und die darauf auf­
bauende Weiterbearbeitung sollen Basis für
ein anschließendes Bauleitplanverfahren sein.
Für die Fläche und das Gebäude der ehema­
ligen Barbara-Gerretz-Schule sind sie zudem
Grundlage für die geplante Investorensuche.
Am 10. Januar 2017 prämierte das Preisge­
richt unter dem Vorsitz von Professor Kuni­
bert Wachten den Entwurf der Berliner Bü­
ros Schultz-Granberg Städtebau + Architek­
tur und bbz landschaftsarchitekten mit dem
ersten Preis. Von insgesamt elf eingereich­
ten Arbeiten erfüllte er am besten die hohen
Anforderungen an die städtebauliche Gestal­
tung des neuen Quartiers, an das gewünschte
Wohnangebot und an die Möglichkeiten einer
gestaffelten Umsetzung.
8
Städtebau und Architektur
––Einbindung des Quartiers in das Stadt­
gefüge
––Schaffung eines städtebaulich und archi­
tektonisch vorbildlichen Wohnquartiers
––Gestaltung der Quartierseingänge
––Ermöglichen einer dem Ort angemessenen
Dichte bei Einhaltung der Obergrenzen
gemäß § 17 BauNVO
––Aussagen zu einer möglichen Verdichtung
auf den privaten Grundstücken
––hochwertige Gestaltung der Bebauung in
einer zeitgemäßen und qualitätvollen
Architektursprache
––Berücksichtigung einer stufenweisen Ent­
wicklung
––vollständiger oder teilweiser Erhalt des
alten Schulgebäudes
Freiraum
––hohe Gestalt- und Nutzungsqualitäten des
Freiraums und des Wohnumfeldes
––Angebot an attraktiven und gut nutzbaren
öffentlichen Räumen, Frei- und Grünflä­
chen mit weitgehender Barrierefreiheit
––Vernetzung von Freiräumen und Wege­
führungen, insbesondere Anbindung des
Stadtteilparks
––Erhalt und Einbeziehen des erhaltenswer­
ten Baumbestands
––Barrierefreiheit des Außenraums
––fußgänger- und fahrradfreundliche Gestal­
tung
––Aussagen zur Qualität und Art der priva­
ten Freiräume (Nutzung, Zugänglichkeit)
Nutzungen
––Angebote für innerstädtisches Wohnen mit
hoher Nutzungsqualität und Barrierefrei­
heit
––vielfältige Wohnformen für verschiedene
Zielgruppen (Wohnen im Alter, Wohnen für
Familien, Wohnen für Einpersonenhaushal­
te), vorrangig in Mehrfamilien- und Stadt­
häusern
––Barrierefreiheit, Kinder- und Senioren­
freundlichkeit
––Aussagen zum Umgang mit dem Schul­
gebäude
––Überlegungungen für wohnergänzende
Nutzungen sind vorstellbar, wenn sie um­
setzungsorientiert und wirtschaftlich trag­
fähig sind
Verknüpfung und Erschließung
––Aussagen zur verkehrlichen Erschließung
––Entwicklung eines sinnfälligen Erschlie­
ßungskonzeptes mit Vorschlägen zu den
Anschlusspunkten an das Straßennetz
––Angebot eines internen Erschließungs­
systems mit hohen Nutzungs- und Aufent­
haltsqualitäten, die über die reine Ver­
kehrs­erschließung hinausgehen
––Integration des ruhenden Verkehrs in Tief­
garagen
––Angebot an (oberirdischen) Besucherstell­
plätzen
––Integration der bestehenden Stellplatzan­
lage in die Quartiersentwicklung
––Verknüpfung des Quartiers mit dem über­
geordneten Radwegenetz
––Entwicklung eines feinmaschigen Fuß­wege­
netzes auch zur Anbindung an das Ortszen­
trum, die umliegenden Quartiere und die
Freiräume
––Berücksichtigung der erforderlichen Feuer­
wehrbewegungsflächen
––Angebot an Fahrradstellplätzen
Energieeffizienz, Ver- und Entsorgung
––kompakte und flächensparende Bauweise
als Voraussetzung für Energieeffizienz
––Möglichkeiten zu einer klimafreundlichen
Energieversorgung
––Entwässerung nach Trennsystem
––soweit möglich Aussagen zum Umgang mit
Regenwasser
Umsetzung und Wirtschaftlichkeit
––städtebauliches Konzept für das gesamte
Wettbewerbsgebiet
––Umsetzungsmöglichkeit in sinnvollen Ent­
wicklungs- und Bauabschnitten
––Berücksichtigung der Belange der — befris­
tet am Standort verbleibenden — Feuer­
wehr in einem ersten Bauabschnitt
––Berücksichtigung der Eigentumsverhält­
nisse
––wirtschaftlich tragfähige Flächennutzung
9
Kolloquium am 6. September 2016
Das Verfahren
Der Wettbewerb wurde als nichtoffener ein­
phasiger städtebaulicher Wettbewerb nach
der „Richtlinie für Planungswettbewerbe RPW
2013“ ausgelobt. Der Wettbewerb richtete
sich an Bewerber bzw. Bewerbergemeinschaf­
ten, die die Fachdisziplinen Stadtplanung oder
Architektur und Landschaftsarchitektur abde­
cken. Vier Bewerber bzw. Bewerbergemein­
schaften wurden von der Ausloberin zur Teil­
nahme ausgewählt und eingeladen. 11 weitere
wurden in einem Bewerbungsverfahren ermit­
telt.
10
Teilnehmer
–– 3pass Architekt/innen und Stadtplaner/in­
nen, Köln, mit
stern landschaften, Köln
–– ARCHITEKTURBÜRO PAUL BÖHM, Köln, mit
Lill + Sparla Landschaftsarchitekten Part­
nerschaft mbB, Köln
–– Boris Enning Dipl.-Ing. Architekt BDA
Stadtplaner, Köln, mit
BIMBERG LANDSCHAFTSARCHITEKTEN
BDLA, Iserlohn
–– FABRIK·B Architekten, Berlin, mit
Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR,
Nürtingen, und Ripperger Stadtplaner/Architekt, Köln
–– hks Jochen König Architekten + Gesamt­
planer GmbH & Co. KG, Aachen, mit
Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten
GmbH, Essen
–– h.s.d. architekten bda, Lemgo, mit
club L94 Landschaftsarchitekten GmbH,
Köln
–– Kohlmayer Oberst Architekten, Stuttgart,
mit
Glück Landschaftsarchitektur BDLA, Stutt­
gart
–– Konrath und Wennemar Architekten Inge­
nieure PartmbB, Düsseldorf, mit
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH,
Duisburg
–– MOLESTINA ARCHITEKTEN, Köln, mit
FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH,
Düsseldorf
–– Eva Reber Architektur + Städtebau, Dort­
mund, mit
wbp Landschaftsarchitekten GmbH, Bo­
chum
–– ReindersArchitekten BDA, Osnabrück, mit
freiRAUMplanung Uwe Gernemann, Hil­
ter-Ebbendorf
–– Schultz-Granberg Städtebau + Architektur,
Berlin, mit
bbz landschaftsarchitekten, Berlin
–– SWSARCHITEKTEN, Karlsruhe, mit
RAMTHUN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR,
Baden-Baden
–– Theißen Architekten BDA, Dortmund, mit
L-A-E Landschaftsarchitekten Ehrig &
Partner, Bielefeld
–– VSU — Beratende Ingenieure für Verkehr,
Städtebau und Umweltschutz GmbH, Her­
zogenrath, mit
Dipl.-Ing. Christoph Wieacker, Köln, und
Dipl.-Ing. Peter Aubry, Büro für Land­
schaftsplanung Landschaft!, Aachen
Elf der zur Teilnahme aufgeforderten Bewer­
bergemeinschaften haben ihre Arbeiten abge­
geben. Sämtliche Arbeiten wurden vom Preis­
gericht durch einstimmigen Beschluss zum
Verfahren zugelassen.
Vorprüfzeitraum und Prüfer
Die Vorprüfung der Wettbewerbsarbeiten er­
folgte durch das Büro pp a|s pesch partner ar­
chitekten stadtplaner GmbH in Zusammenar­
beit mit der Stadt Meerbusch und dem RheinKreis Neuss.
Beurteilung der Wettbewerbsarbeiten
Am 10. Januar 2017 tagte das Preisgericht in
Meerbusch.
Preisrichter
–– Prof. Kunibert Wachten, Architekt und
Stadtplaner, Dortmund/Aachen (Vorsitz)
–– Michael Assenmacher, Architekt, Stadt
Meerbusch, technischer Beigeordneter
–– Prof. Gerd Aufmkolk, Landschaftsarchi­
tekt, Nürnberg
–– Werner Damblon, CDU-Fraktion
–– Jürgen Eimer, SPD-Fraktion
–– Angelika Mielke-Westerlage, Bürgermeiste­
rin der Stadt Meerbusch
–– Joachim Quaß, Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
–– Klaus Rettig, FDP-Fraktion
–– Prof. Dr. Norbert Schöndeling, Architekt,
Technische Hochschule Köln, Fakultät für
Architektur
–– Kirsten Steffens, Stadtplanerin, Stadt
Meerbusch, Leitung Stadtplanung und
Bauaufsicht
–– Leonore Wolters-Krebs, Architektin und
Stadtplanerin, Coesfeld
11
Preisgericht am 10. Januar 2017
Stellvertretende Preisrichter
–– Thomas Jung, CDU-Fraktion
–– Claus Klein, Architekt, Stadt Meerbusch,
Leitung Service Immobilien
–– Nicole Niederdellmann-Siemes, SPD-Frak­
tion
–– Jürgen Peters, Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen
–– Prof. Kathrin B. Volk, Landschaftsarchi­
tektin, Detmold
Beratende Mitglieder
–– Dieter Schmoll, Architekt, UWG-Fraktion
–– Manfred Weigand, (für) pro Osterath e.V.
Vorprüfer
–– Petra Fischer, Stadt Meerbusch, Fachbe­
reich 4, Abteilungsleitung Stadtplanung
–– Rita Neitzert, Stadt Meerbusch, Fachbe­
reich 4, Stadtplanung
–– Marcus Hons, Rhein-Kreis Neuss, Brand­
schutzdienststelle, Grevenbroich
–– Andreas Bachmann, pp a|s pesch partner
architekten stadtplaner GmbH, Dortmund
–– Sabine Isenberg, pp a|s pesch partner architekten stadtplaner GmbH, Dortmund
12
Zur Beurteilung der Wettbewerbsarbeiten
wurden die in der Auslobung angeführten Pla­
nungsziele und Anforderungen herangezogen:
Gestalterische, räumliche und Nutzungsqualitäten, insbesondere
–– die entwurfsbestimmende Grundidee und
Entwicklungsziele
–– die Einbindung in den Stadtraum
–– die Vernetzung mit der Umgebung und ih­
ren Nutzungen
–– städtebauliche und stadträumliche Quali­
tät
–– Gestalt- und Nutzungsqualitäten des Frei­
raums
–– Verteilung von Baumassen und Maßstäb­
lichkeit
–– Gestalt- und Grundrissqualität der Wohn­
gebäude
–– Barrierefreiheit, Kinder- und Senioren­
freundlichkeit
Funktionale Aspekte, insbesondere
–– Funktionsfähigkeit der äußeren und inne­
ren Erschließung und der Stellplatzlösun­
gen
–– Sicherung der planungsrechtlichen Um­
setzbarkeit
–– Energieeffizienz
–– Einhaltung der städtebaulichen Vorgaben
und Restriktionen
Wirtschaftlichkeit und Umsetzung, insbesondere
–– Wirtschaftlichkeit des städtebaulichen Ent­
wurfs
–– Umsetzungsmöglichkeit in Bauabschnitten,
–– Flexibilität
Rangfolge und Preisverteilung
Das Preisgericht beschloss einstimmig, wegen
der geringeren Anzahl eingereichter Arbeiten
die Anzahl der Preise und Anerkennungen an­
zupassen. Aufgrund der Qualitäten der Arbei­
ten beschloss das Preisgericht die folgende
Rangfolge:
1. Rang
Schultz-Granberg Städtebau + Architektur,
Berlin, mit
bbz landschaftsarchitekten, Berlin
2. Rang
Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg
3. Rang
FABRIK·B Architekten, Berlin, mit
Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR, Nürtingen, und Ripperger Stadtplane/Archi­
tekt, Köln
Das Preisgericht beschloss einstimmig, die
ausgelobte Wettbewerbssumme in Höhe von
27.000 Euro wie folgt zu verteilen:
1. Preis
1 4.000 Euro (brutto)
2. Preis 9.000 Euro (brutto)
Anerkennung 4.000 Euro (brutto)
13
Wettbewerbsteilnehmer
Preisträger
1. Preis
Schultz-Granberg Städtebau + Architektur,
Berlin, mit
bbz landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis
Konrath und Wennemar Architekten
Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit
KLA kiparlandschaftsarchitekten
GmbH, Duisburg
Anerkennung
FABRIK·B Architekten, Berlin, mit
Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR,
Nürtingen, und
Ripperger Stadtplaner / Architekt, Köln
2. Rundgang
Eva Reber Architektur + Städtebau, Dortmund,
mit
wbp Landschaftsarchitekten GmbH, Bochum
3pass Architekt/innen und Stadtplaner/innen,
Köln, mit
stern landschaften, Köln
1. Rundgang
Theißen Architekten BDA, Dortmund, mit
L-A-E Landschaftsarchitekten Ehrig & Partner,
Bielefeld
14
ARCHITEKTURBÜRO PAUL BÖHM, Köln, mit
Lill + Sparla Landschaftsarchitekten Partner­
schaft mbB, Köln
Kohlmayer Oberst Architekten, Stuttgart, mit
Glück Landschaftsarchitektur BDLA, Stuttgart
hks Jochen König Architekten + Gesamtplaner
GmbH & Co. KG, Aachen, mit
Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten
GmbH, Essen
Boris Enning Dipl.-Ing. Architekt BDA Stadtpla­
ner, Köln, mit
BIMBERG LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA,
Iserlohn
VSU - Beratende Ingenieure für Verkehr, Städ­
tebau und Umweltschutz GmbH, Herzogenrath,
mit
Dipl.-Ing. Christoph Wieacker, Köln, und
Dipl.-Ing. Peter Aubry Büro für Landschaftspla­
nung Landschaft!, Aachen
15
1. Preis
Schultz-Granberg Städtebau + Architektur, Berlin, mit
bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Ein typologisches Ensemble von Stadtvillen
ergänzt behutsam den vorhandenen Bestand
und lässt Raum für ein Wegenetz wichtiger
Verknüpfungen in die umliegende Stadt. Am
zentralen Wegekreuz entsteht der mit den
alten Platanen flankierte Quartiersplatz als
neue Adresse nördlich der Innenstadt. Wohn­
bereiche mit Gärten und Gemeinschaftsflä­
chen bilden eine hohe Aufenthaltsqualität.
Am nördlichen Rand des Quartiersplatzes
entstehen größere zusammenhängende Bau­
felder, die flächeneffizient entwickelt werden
können. Vor allem in diesem Bereich befin­
den sich Stadtvillen. Durch die unregelmäßi­
gen Grundstückzuschnitte und die Aufteilung
in Entwicklungsetappen sind die baulichen Er­
gänzungen nach Vorgabe der Abstandflächen
maßgeschneidert eingefügt. Sie nehmen vor­
handene Winkel auf und bilden eine Vielfalt an
Typologien, die sich an die jeweilige Situation
anpassen. Diese können schrittweise in den
vorgegebenen Etappen baulich unabhängig
errichtet werden, bilden jedoch durch Kuba­
tur und Anordnung ein charaktervolles städte­
bauliches Ensemble.
Es entsteht eine Familie von Solitären, die
im nördlichen Bereich durch Reihen- und Dop­
pelhäuser ergänzt werden.
Beurteilung durch das Preisgericht
Entwurfsprägend ist auf den ersten Blick die
Anordnung der prismenförmigen Baukörper.
Diese ermöglicht eine nicht uninteressante
Raumbildung für den gemeinschaftlichen Be­
reich. Bei näherer Betrachtung überzeugt der
Entwurf durch die Anordnung und Verknüp­
fung öffentlicher Räume sowie durch deren
sorgfältige, ortsangemessene Gestaltung.
Durch die Gemeinschaftsgärten und die Pri­
vatgärten können qualitätvolle Außenbereiche
entstehen. Die alte Schule begrenzt mit ihrer
16
Fassade eindeutig den öffentlichen Raum. Die
Baukörper lassen unterschiedliche und ab­
wechslungsreiche Wohnungsgrößen zu. Nach­
vollziehbar ist auch die städtebauliche Anbin­
dung der Freiräume an das Umfeld. Gelungen
ist die Beibehaltung und Form des alten Schul­
gartens mit Integration des Steigerturms.
Es bleibt jedoch fraglich, ob die Baukörper
in dieser Form realisiert werden können. Dies
wäre jedoch für die architektonische Beson­
derheit und die Qualität der gemeinschaftli­
chen Freiräume nicht unerheblich.
Die gemeinschaftlichen und öffentlichen
Räume sind deutlich zoniert und lassen eine
hohe Qualität erwarten. Hervorzuheben ist,
dass die bestehenden Platanen erhalten wer­
den und richtig in die Hofsituation eingebun­
den sind.
Die Erschließung erfolgt überwiegend über
drei Tiefgaragen. Dies hat zur Konsequenz,
dass das Quartier großteils autofrei bleibt mit
guter Funktionalität für den Fußgänger- und
Radverkehr. Es stellt sich jedoch die Frage, ob
in der Umsetzung die Anordnung der Tiefga­
ragen tragfähig ist.
Der Vorschlag zur Gestaltung des öffentli­
chen Raumes im Sinne der Integration in den
Osterather Ortsteil wird positiv hervorgeho­
ben.
Das Stellplatzangebot ist ausreichend, auch
wenn einige Stellplätze des REWE-Marktes
aufgegeben werden.
Hinsichtlich der Eigentümerstruktur ist eine
Realisierung in drei Bauabschnitten möglich.
Der Beitrag überzeugt durch seine robuste
städtebauliche Grundstruktur und lebt von
den raumbildenden Baukörperformen. Den­
noch zeigt er so viel Flexibilität, hier auch eine
andere als die gewählte Bauform städtebau­
lich qualitätvoll integrieren zu können.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
17
Lage
Exemplarischer Grundriss
kategorie/Typus
Umbau Schule
Stadtvilla — kurzer Typ
Stadtvilla — langer Typ
Zeile
Reihen
Exemplarische Grundrisse: Flexible Typologie
18 | 1. Preis · Schultz-Granberg Städtebau + Architektur, Berlin, mit bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Ansicht Nord | Blick auf die nördliche Platzkante
Ansicht Ost | Blick auf den alten Steigerturm Richtung Osten
19
Entwicklungsstufe 1: Schule
Zunächst kann das Schulgebäude umge­
baut werden. Hierzu gehört der Anbau des
2. rückwärtigen Treppenhaus an den nörd­
lichen Teil von 1942. Nach Roden der nörd­
lichen Platanenreihen und Rückbau der für
den Abriss vorgesehenen Gebäudeteile der
Schule lassen sich vier Neubauten mit einer
Grundfläche von 1100 m2 und ca. 42 Wohnun­
gen realisieren. Der Parkplatz nördlich von
Rewe bleibt erhalten bis zum Wegzug der
Feuerwehr. Der Quartiersplatz ist im westli­
chen Teil realisierbar. Die Hauptwegeverbin­
dungen sind in westliche und südliche Rich­
tung realisierbar. Die östliche Wegeverbin­
dung Richtung Stadtpark ist über das Feuer­
wehrgelände möglich. Eine Lärmschutzwand
zur Feuerwehr und zum vorhandenen Park­
platz lässt sich integrieren.
Entwicklungsstufe 2: Feuerwehr
Nach dem Wegzug der Feuerwehr kann in
einem Zug der Bereich nördlich von Rewe
entwickelt werden: Zunächst wird der be­
stehende Parkplatz auf das nötige Maß ver­
kleinert und nach Abriss der Feuerwehrge­
bäude Richtung Osten verlängert. Der Feu­
erwehrturm wird freigestellt und bleibt als
Landmarke erhalten. Fünf Neubauten mit
1500 m2 Grundfläche und ca. 50 Wohnungen
lassen sich realisieren. Mit Einbezug des pri­
vaten Flurstücks Nr. 33 lassen sich drei wei­
ter Gebäude (eingestrichelt) im nördlichen
Bereich und die wichtige Wegeverbindung
Richtung Hoterhof realisieren. Dies ist vor­
behaltlich Einigung mit dem Eigentümer des
Grundstückes im Sinne eines städebaulichen
Ensembles wünschenswert.
Wegeverbindungen
Der Quartiersplatz liegt an der Kreuzung der beiden Hauptwegever­
bindungen und bildet den Mittelpunkt des neuen Quartiers. In alle vier
Himmelsrichtungen lassen sich schnell und direkt angrenzende Gebie­
te erreichen: im Süden Ortszentrum und Kirche, im Westen Schule und
Kindergarten, im Osten: Stadtpark und Bahnhof und im Norden zum
Hotel.
Entwicklungsstufe 3: Private Gärten
Private Gärten spielen eine besondere Rolle
im Stadtumbau. Oft entstehen bauliche Ver­
änderung und Nachverdichtungen auf Initia­
tive der Bewohner selbst: Anbauten, energe­
tische Sanierungen, Aufstockungen, Umbau­
ten, Grundstücksteilungen etc. gehören zu
den typischen Erscheinungen in einer sol­
chen Situation. Die Frage nach dem Entwick­
lungspotenzial und dem Interventionserfor­
dernis durch die kommunale Planung lässt
sich im Rahmen einer Aktivierungs- und Pro­
zessstrategie mit den Eigentümern ausloten.
Dieser Beitrag geht davon aus, dass eine zu­
mindest teilweise Zusammenlegung der
Grundstücke möglich und gewünscht ist und
Bauformen einen angemessenen Übergang
vom urbaneren südlichen Teil des Projektge­
bietes in das nördlich gelegene EFH Gebiet
zulassen. Mit diesen Annahmen wären ca. 26
weitere Wohnungen möglich.
Verkehr
Autoverkehr wird weitestgehend aus dem Gebiet herausgehalten.
Zufahrten von den umgebenden Straßen binden ebenerdige Park­
plätze und Tiefgaragen an. Lediglich für Feuerwehr und Möbelwa­
gen ist der Quartiersplatz zugänglich. An strategischen Punkten
sind Car-Sharing Stationen vorgesehen.
20 | 1. Preis · Schultz-Granberg Städtebau + Architektur, Berlin, mit bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Städtebauliche
Einbindung
21
2. Preis
Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit
KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Das (…) Konzept der Entwicklungsstufen führt
zur Ausbildung kleinteiliger, für Meerbusch
üblicher Baugruppen. Das dörfliche Ortsbild
bleibt erhalten. Der Ortskern von MeerbuschOsterath wächst ein Stück weit nach Norden.
Daher ist die hier übliche Dichte von drei bis
vier Geschossen auch um den Quartiersplatz
angemessen. Zu den Rändern hin, insbesonde­
re zum nördlich angrenzenden Wohngebiet
hin nimmt die Dichte schnell ab. 2- bis 3-ge­
schossige Gebäude dominieren hier.
Als Ursprung der Vernetzungslinien ent­
steht am Schnittpunkt der Wegeverbindun­
gen ein Quartiersplatz als Grüne Mitte. Pflanz­
schollen, Sitzgelegenheiten und Spielflächen
machen diesen verkehrsfreien Aufenthalts­
raum zur lebendigen Mitte im Quartier für
Jung und Alt. Kleine Plätze im Quartier wer­
den als baumüberstandene Trittsteine ausge­
bildet: kleinformatiges, identitätsstiftendes
Spiel und Aufenthalt lassen hier eine differen­
zierte Raumbildung zu. Wohnraumbezogene
Freiräume ergänzen das grüne Passepartout
des Quartiers.
Es wird Wert auf robuste Baustrukturen mit
einfachen Geometrien in einer für den Woh­
nungsbau gängigen Gebäudetiefe von 11 m ge­
legt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Dem Beitrag gelingt im Grundsatz die Lösung
der gestellten Aufgabe, nämlich die Konzep­
tion eines städtebaulichen Grundgerüstes in
schwieriger Lage auf Grundstücken unter­
schiedlichen Charakters.
In unmittelbarer Nähe zur Ortsmitte Meer­
busch-Osterath werden Wohnungen in einer
wünschenswerten Anzahl angeboten. Diese
22
sind in differenziert ausgeformten und von
der Höhe angemessenen Gebäuden unterge­
bracht. Sie gruppieren sich um einen gut pro­
portionierten Platz, der als zentraler öffentli­
cher Raum eine gewisse Mittelpunktfunktion
einnehmen kann. Dem Schulgebäude an die­
ser Stelle eine besondere Nutzung zu geben,
ist richtig und unterstützt die Bedeutung des
kleinen Platzes. Die Vorschläge zum Umbau
sind in der dargestellten Form konstruktiv und
vom geforderten Umfang her nicht möglich.
Das Wohnangebot wird an den Übergän­
gen und in den nördlich anschließenden Gär­
ten durch Reihen- und Stadthäuser ergänzt,
dabei erscheint die Anordnung eines weiteren
Mehrfamilienhauses in den nördlichen Gärten
zu massiv.
Trotz Binnenlage gelingt die Vernetzung
mit den angrenzenden Stadtvierteln, z. T. aber
mit einer allzu verwinkelten Führung.
Die Verkehrserschließung mit dem Verzicht
auf die Durchfahrbarkeit für PKW ist gut ge­
löst. Die Stellplätze für die Wohnungen wer­
den in Tiefgaragen angeboten, die oberirdisch
angeordneten Parkplätze sind in der darge­
stellten Disposition unbefriedigend.
Die Teilung in Bauabschnitten ist grund­
sätzlich möglich, Probleme entstehen an der
Schnittstelle zwischen den Häusern A5 und B1.
Schon mit der Realisierung eines ersten
Bauabschnittes entsteht ein in sich schlüssi­
ges Teilquartier, die Bildung eines Torsos wird
vermieden. Angesichts der Anzahl der Woh­
nungen, des Verhältnisses von öffentlichen
Räumen und Bauland erfüllt der Entwurf die
Bedingungen der Wirtschaftlichkeit.
Der Entwurf ist flexibel, robust und ent­
wicklungsfähig, für weitere vertiefende Be­
trachtungen allerdings behaftet mit den be­
schriebenen Mängeln.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
23
03.Riegel
04.Winkel
01.Pflegewohngemeinschaft
02.Punkthaus
01.Pflegewohngemeinschaft
ehemalige Barbara-Gerretz-Schule
Erdgeschoss
Regelgeschoss
Dachgeschoss
Erdgeschoss
Regelgeschoss
Staffelgeschoss
Erdgeschoss
Regelgeschoss
Staffelgeschoss
Erdgeschoss
Regelgeschoss
Staffelgeschoss
02. Punkthaus
03. Riegel
04. Winkel
24 | 2. Preis · Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg
Weg
Bestandsgebäude
Quartiersweg
Pflegewohngemeinschaft
Quartiersplatz
Quartiersplatz
ehem. Feuerwehr
Steigerturm ehem. Feuerwehr
Schnitt A-A
Schnitt B-B
25
Landschaftsplanung
ppQualitäten des Stadtteilparks prägen die
neue Quartiersmitte
ppSchaffung einer „grünen Mitte“
ppPflanzschollen, Sitzgelegenheiten und
Spielflächen schaffen lebendige Mitte
ppkleine Plätze, sogenannte „Trittsteine“, gliedern die Wege durchs Quartier
ppBaumbestandene Rad- und Fußgängerver­
bindungen stärken die lokale Einbindung
des Quartiers
Erschließung
ppErschließung Individualverkehr über „Am
Hoterhof“ von Norden bzw. Fröbelstraße
ppWendemöglichkeit nördlich des Quartiers­
platzes; keine Durchfahrung des Quartiers
ppTiefgaragenzufahrten über „Am Hoterhof“
und Fröbelstraße
ppTG Entwicklungsstufe 2 wird gekoppelt mit
TG Entwicklungsstufe 1
ppDurchquerung des gesamten Areals mit
dem Fahrrad und fußläufig möglich
Rettung | Entsorgung
ppQuartier für Feuerwehr und Müllfahrzeuge
befahrbar
ppGebäude mit II oder II+SG werden über die
viertellige Steckleiter der Feuerwehr ent­
fluchtet
ppGebäude mit III+SG werden direkt angefah­
ren und über die Drehleiter der Feuerwehr
entfluchtet
ppEntsorgung des Mülls an zentralen Sammel­
stellen
26 | 2. Preis · Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure PartmbB, Düsseldorf, mit KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg
sofort
kurzfristig
Entwicklungsstufe 1_a
Entwicklungsstufe 1_b
mittelfristig
langfristig
Entwicklungsstufe 2
Entwicklungsstufe 3
27
Anerkennung
FABRIK·B Architekten, Berlin, mit
Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR, Nürtingen, und
Ripperger Stadtplaner/Architekt, Köln
28
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Wohnquartier ist durch seine vorgeschla­
gene Architektur- und Freiraumgestaltung als
eigenständiges Ensemble erkennbar, fügt sich
jedoch in Formensprache, Material und Kör­
nigkeit in seine Umgebung ein. Alle Gebäude
interpretieren die prägende Dachform des
Satteldaches in Osterath in zeitgemäß klarer
Formensprache. Das homogene und dennoch
lebendige Material des Mauerwerkes lehnt
sich an dem historischen Ortskern an und un­
terstützt die plastische Ausformulierung der
Wohngebäude. Maßstabsgerechte und den
Sehgewohnheiten entsprechende Zitate wie
Klappläden, Sitz- und Vorgartenmauern,
Baumpflanzungen und Wegebeläge führen die
Geschichte des neuen Wohnquartiers „Ehema­
lige Barbara-Gerretz-Schule“ in eine lebendige
Gegenwart.
Die drei Wohntypologien Einfamilien-, Rei­
hen- und Mehrfamilienhaus ermöglichen ein
ausgeglichenes Wohnangebot für verschiede­
ne Altersgruppen und Haushaltsgrößen. Der
Aspekt des altersgerechten barrierefreien
Wohnens am Quartiersparken und in der Frö­
belstraße wird durch die Nähe zum Ortszen­
trum und die fußnahen Einkaufsmöglichkeiten
berücksichtigt. Die Reihenhäuser ermöglichen
ein preisgünstigeres Wohnen für Familien mit
Eigengarten und Stellplatz. Die Einfamilien­
häuser im Norden runden das differenzierte
Wohnangebot ab.
Der Entwurf ist gekennzeichnet durch eine re­
lativ geringe Dichte, daher kann auf Tiefgara­
genplätze verzichtet werden. Dies wird er­
reicht durch die Vielzahl der Plätze — insge­
samt vier —, denen allerdings die Aufenthalts­
qualität fehlt. Der Quartiersplatz hat beispiels­
weise keine Sichtbeziehung zur Schule. Der
Wohnhof bietet als gemeinschaftlicher Platz
keine besondere Aufenthaltsqualität als Er­
gänzung zu den privaten Gärten.
Der Entwurf nimmt Rücksicht auf die An­
dienung des REWE-Marktes. Es werden keine
Immissionen für die Bewohner erwartet. Aller­
dings sind die Südseiten des Mehrfamilienhau­
ses auf den Parkplatz ausgerichtet.
Entgegen der Wettbewerbsaufgabe weist
der Entwurf lediglich 30 Wohneinheiten in
Mehrfamilienhäusern auf, 34 Wohneinheiten
werden in Einfamilienhäusern angeboten. So­
mit werden weitaus weniger Wohneinheiten
im Mehrfamilienhaussegment angeboten als
seitens der Auslobung gewünscht. Durch die
Umwandlung von Einfamilien- zu Mehrfamili­
enhäusern wäre zwar die Anzahl der Wohnein­
heiten zu erhöhen, allerdings müsste dann
auch eine Lösung für den ruhenden Verkehr
gefunden werden.
Positiv ist zu erwähnen, dass der Entwurf
sich städtebaulich gut in die Umgebungsbe­
bauung einfügen würde. Auch eine zeitver­
setzte Realisierung wäre möglich.
Städtebauliches Konzept
Querschnitt A
Längsschnitt B
29
Funktionales Konzept
30 | Anerkennung · FABRIK·B Architekten, Berlin, mit Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR, Nürtingen, und Ripperger Stadtplaner/Architekt, Köln
Wohnhöfe
Materialien Fassade
Wohngebäudetypen
Umnutzung Barbara-Gerretz-Schule
EG + 1. OG
DA
Reihenhaus
EG 1. OG
DG
DA
Mehrfamilienhaus
EG – 2. OG
DA
Einfamilienhaus
EG OG
DA
31
Städtebauliche Einbindung
Wegenetz Fußgänger
Freiraum/Grünplan
Entwicklungsstufen
32 | Anerkennung · FABRIK·B Architekten, Berlin, mit Tünnemann Landschaftsarchitektur GbR, Nürtingen, und Ripperger Stadtplaner/Architekt, Köln
Historische Gedächtnisorte/Einsprengsel
Öffentlicher Raum/Platzfolgen
Erschließung MIV
33
2. Rundgang
Eva Reber Architektur + Städtebau, Dortmund, mit wbp Landschaftsarchitekten GmbH,
Bochum
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Mit der Neubebauung wird im 2. BA ein Quar­
tiersplatz um den Feuerwehrturm geschaffen,
der als Gelenk im Stadtquartier fungiert: er
nimmt die Verbindung zum Stadtpark nach
Osten auf, verknüpft nach Süden den Bestand
mit dem Platz an der Kirche, führt nach Nor­
den über den neuen Anger in die nördlichen
Stadtquartiere und bindet — über die Fugen
der Neubebauung — auch den neuen Gemein­
schaftshof mit ein.
34
Es entstehen insgesamt 75 neue Wohnungen,
davon 52 Wohneinheiten am neuen Gemein­
schaftsplatz, 15 Reihenhäuser, 4 Doppelhaus­
hälften und 4 Einfamilienhäuser. Für die Be­
wohner am Gemeinschaftsplatz wird ein zu­
sätzliches Angebot im Erdgeschoss als Ge­
meinschaftsraum mit 120 m2 angeboten.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
35
2. Rundgang
3pass Architekt/innen und Stadtplaner/innen, Köln, mit
stern landschaften, Köln
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Schwerpunkt des Entwurfs liegt im Alten
Schulhof und im Bereich der alten Feuerwa­
che. Gemeinsam schaffen sie eine durchlässi­
ge, jedoch lesbare und erfahrbare Raumabfol­
ge mit klaren Merkmalen und klarer Gestal­
tung. Mittels des Pavillongartens an der VHS
und einer Begrünung der Verbindung zum
Stadtpark wird der öffentliche Charakter des
Kerns des Planungsgebietes deutlich. Der ehe­
36
malige Schulhof bewahrt seinen architekto­
nisch klar geformten Raum, dessen Kanten
durch die neuen Baukörper in ähnlicher Di­
mensionierung gebildet werden. Die starke
Verbindung zwischen innen und außen, sowohl
auf der städtebaulichen Ebene (Quartierinne­
res und Umgebung) als auch auf der architek­
tonischen Ebene (Erdgeschosszone und Hof)
bewahrt den lebendigen „Spirit“ des Ortes.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
37
2. Rundgang
Kohlmayer Oberst Architekten, Stuttgart, mit
Glück Landschaftsarchitektur BDLA, Stuttgart
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Vielfältig vernetzt mit der Umgebung über
räumliche und bauliche Strukturen und Nut­
zungen entsteht ein fließender Raum ohne fix
definierte Raumkanten. Gleichwohl findet sich
ein zentraler Anger, ausgebildet als Mitte des
neuen Quartiers unter Berücksichtigung der
vorhandenen Grünstrukturen.
38
Es entstehen identifikationsstiftende Adres­
sen und Nachbarschaften für die zukünftigen
Bewohner. (Haus-)gemeinschaftliche Freiflä­
chen und Gärten fördern das Miteinander; die
Erdgeschosszone ist der Quartiermitte zuge­
wandt. Die Bank vor der Tür —
­ wie wir es aus
dem Urlaub im Süden kennen und schätzen.
Die Gebäude können typologisch vielfältig be­
spielt werden und bieten eine hohe Flexibilität
in der Belegungsstruktur.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
39
2. Rundgang
hks Jochen König Architekten + Gesamtplaner GmbH & Co. KG, Aachen, mit
Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH, Essen
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Das Baugebiet zwischen den mit einer Stra­
ßenrandbebauung gesäumten Straßen Frö­
belstraße und Hauptstraße wird homogen mit
freistehenden Einzelhäusern bebaut. Es ent­
steht eine homogene und offene Baustruktur,
die geprägt ist von Durchlässigkeit und Wege­
vernetzung.
Die trapezförmige Grundform der Gebäude
leitet sich ab aus den durch die umgebenden
Straßen vorgegebenen Richtungen. Sie sind
40
so zueinander angeordnet, dass sich zwischen
ihnen auf privaten, halböffentlichen und öf­
fentlichen Flächen unterschiedliche Grünräu­
me und Räume mit urbanem Charakter ent­
stehen.
Die Trapezhäuser sind als Dreibund organi­
siert. Teilweise werden hier Maisonettewoh­
nungen angeboten, so dass ein variabel ge­
staltbarer Wohnungsmix mit Wohnungen von
65 m2 bis 125 m2 entsteht.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
41
2. Rundgang
Boris Enning Dipl.-Ing. Architekt BDA Stadtplaner, Köln, mit
BIMBERG LANDSCHAFTSARCHITEKTEN BDLA, Iserlohn
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Das Entrée an der Fröbelstraße bilden zwei
winkelförmige Baukörper, die für den geför­
derten Wohnungsbau geeignet sind. Nörd­
lich schließen Stadtvillen als Ensemble aus
vier Gebäuden das Gebiet ab. Im Süden wer­
den westorientierte Wohnriegel angeordnet.
Der östliche Riegel bildet schon die Platzkan­
te zum „Platz am Turm“. Dieser wird auf der
Südseite von einem Winkelbau gefasst, der für
Seniorenwohnungen gedacht ist.
42
Das Quartier wird mit einem ausgewogenen
Mix unterschiedlicher Haustypen beplant.
Maßstäblich am Bestand orientierte Wohnrie­
gel in der Quartiersmitte bieten Flächen für
geförderten und freien Wohnungsbau. Am
Platz liegen Seniorenwohnungen mit einem
Serviceangebot. Als weitere Wohnform wird
die Stadtvilla mit hochwertigem Wohnen in
zentraler Lage angeboten. Von dieser Wohn­
form werden insbesondere auch „best agers“
angesprochen.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
43
1. Rundgang
Theißen Architekten BDA, Dortmund, mit
L-A-E Landschaftsarchitekten Ehrig & Partner, Bielefeld
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Um dem Thema „Wohnen im Park“ gerecht zu
werden, soll der Autoverkehr weitestgehend
aus dem Gebiet heraus gehalten werden. Die
äußeren Gebäude werden über Spielstraßen
an den Rändern des Gebietes erschlossen und
erhalten offene Stellplätze. Die Gebäude im
Innern werden auf einen Sockel aus „Tief“-Ga­
ragen gestellt, die in der Höhe ca. 1,20 m über
Gelände enden und somit natürlich belüftet
werden können.
44
Die vorgeschlagenen Baukörper sind im Grund­
riss annähernd quadratisch und somit keiner
bestimmten Richtung zuzuordnen. Gleichzei­
tig sollen diese Baukörper nicht parallel zuei­
nander errichtet werden. Hierdurch wird die
heterogene Ausbildung des nördlich angren­
zenden Baugebietes mit anderen Mitteln fort­
geführt.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
45
1. Rundgang
ARCHITEKTURBÜRO PAUL BÖHM, Köln, mit
Lill + Sparla Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB, Köln
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Während sich der nördliche Teil mehr der of­
fenen Bebauung des Vororts angliedert, wen­
det sich der Bereich der alten Schule und der
Feuerwache dem Ortskern zu.
Die Bebauung im Norden besteht aus Punkt­
häusern und Stadtvierteln, die sich entlang ei­
ner Erschließungsstraße aneinander reihen. Es
handelt sich um dreigeschossige Baukörper,
deren Wohneinheiten jeweils über die Innen­
höfe erschlossen werden. Dadurch entstehen
mehrere kleine Gemeinschaftsorte (Communi­
ties) und Wohngruppen. Diese können je nach
46
Grundrissorganisation aus unterschiedlich gro­
ßen Familien, Einzelpersonenhaushalten und
auch betreuten Wohngemeinschaften für älte­
re Menschen bestehen.
Der zweite Bereich bekommt einen urba­
nen, eher geschlossenen Charakter mit defi­
nierten Raumkanten und geschlossener Baus­
truktur. Hier erweitert sich der Stadtkern um
einen zentralen Bereich, wichtig sind dabei die
Erhaltung und Stärkung der Wegebeziehun­
gen.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
47
1. Rundgang
VSU – Beratende Ingenieure für Verkehr, Städtebau und Umweltschutz GmbH,
Herzogenrath, mit
Dipl.-Ing. Christoph Wieacker, Köln, und
Dipl.-Ing. Peter Aubry Büro für Landschaftsplanung Landschaft!, Aachen
Auszug aus dem Erläuterungsbericht
Aus dem Gedanken des grünen Quartiers re­
sultiert eine zwingende Reduzierung großer
befestigter Flächen. Mit dem Sonderbau des
Parkdecks, das mit einer Skateranlage gesta­
pelt ist, gelingt sowohl die notwendige Anbin­
dung der privaten Garagenanlagen, eine an­
gemessene Abschirmung zum Lebensmittel­
markt als auch der notwendige Flächengewinn
für Wohngebäude und Platz- und Aufenthalts­
flächen.
48
Die dreigeschossigen Gebäudetypen mit ei­
nem Punkthaus als Vierspänner, Riegelbauten
als 2- und 6-Spännern, einer Reihenhausgrup­
pe, Stadtvillen und zweigeschossigen freiste­
henden Einfamilienhäusern auf kompakten
Grundstücken bieten Handlungsoptionen für
nachfrageangepasste Konzepte und moderne
Angebote innovativer Bauherren.
Die insgesamt kubischen Gebäudeformen
erlauben es, die überbauten Flächen in der
vierten Ebene zu begrünen. Damit können im
neuen Quartier ökologische Funktionen reak­
tiviert werden.
Städtebauliches Gestaltungskonzept
49
AUSBLICK UND WEITERES VORGEHEN | EMPFEHLUNGEN
Das Preisgericht empfahl dem Auslober ein­
stimmig, entsprechend der Bekanntmachung
und der Auslobung, den ersten Preisträger
mit der weiteren Bearbeitung der Aufgabe
zu beauftragen.
Die in den schriftlichen Beurteilungen be­
schriebenen Punkte und Empfehlungen sol­
len bei der weiteren Bearbeitung berück­
sichtigt werden.
Zudem wurden dem 1. Preisträger vom
Preisgericht folgende Hinweise und Empfeh­
lungen gegeben:
50
–– D
ie Bebauung ist auf die liegenschaftlichen
Rahmenbedingungen des ersten Bauab­
schnittes anzupassen. Dabei sollten weite­
re Baukörper als im Entwurf vorgeschla­
gen realisiert werden. Insbesondere ist zu
prüfen, ob der südliche Riegelbau bereits
im 1. BA umgesetzt werden kann. Ziel soll­
te es sein, bereits in einer frühen Phase die
größtmögliche städtebauliche Qualität zu
erreichen.
–– Es sollte geprüft werden, inwieweit unter
Beibehaltung des städtebaulichen Gerüs­
tes und der aufgezeigten Qualitäten an­
dere als die vorgeschlagenen polygonen
Baukörper denkbar sind, und welche Aus­
wirkungen dies auf das gewünschte Woh­
nungsgemenge haben würde.
51
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