ksbl-6-15:Layout 1 20.5.2015 13:30 Uhr Seite 1 «Unser Ansporn ist es, Operationen zu vermeiden» PD Dr. Hans-Heinrich Trouillier leitet im Kantonsspital Baselland die vor einem Jahr eröffnete Wirbelsäulen-Orthopädie und Chirurgie. Er erklärt, weshalb gerade die Wirbelsäule so sensibel und das duale Prinzip aus konservativen und operativen Behandlungen für den Patienten so wertvoll ist. pr I www.regioaktuell.com Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates Rheinstrasse 26, 4410 Liestal Tel. 061 925 22 20 I Fax 061 925 28 08 www.ksbl.ch I PD Doktor Hans-Heinrich Trouillier leitet die 2014 am Kantonsspital Baselland neu eröffnete Wirbelsäulen-Orthopädie und Chirurgie. Mit einem dualen System aus konservativen und operativen Methoden sucht er für die Patienten die optimale Lösung. 6-2015 Menschen leiden unter Rückenbeschwerden. Haben Rückenprobleme im Allgemeinen und Wirbelsäulenbeschwerden im Speziellen wirklich zugenommen oder gehen wir heute anders damit um? Prof. Dr. Hans-Heinrich Trouillier: Rückenbeschwerden sind immer mehr ein Krankheitsbild, das ins Bewusstsein rückt. Vieles konnte man in den vergangenen Jahrzehnten nicht so gezielt versorgen, weil das Know-how nicht da war und weil manche Behandlungsmethoden einfach noch nicht entwickelt waren. Es ist aber auch ein Phänomen der Industrienationen, dass immer mehr Patienten im Alter einen hohen Anspruch an Lebensqualität und Mobilität haben. Da findet man sich nicht mehr so leicht mit Rückenbeschwerden ab. Was bietet das Kantonsspital Baselland für Wirbelsäulenpatienten? Wir sind aktuell ein fünfköpfiges Team. Neben mir als leitendem Arzt gehören zwei Oberärzte und zwei Assistenzärzte dazu. Wenn ein Patient von seinem behandelnden Arzt an uns überwiesen wird, setzen wir zuallererst auf eine umfassende Beratung. Anhand der mitgebrachten Bildgebung und der Diagnostik entscheiden wir zusammen mit dem Patienten und allenfalls den Angehörigen, wie wir vorgehen werden. Funktionieren Chirurgie und konservative Behandlungsmethoden zusammen? Es ist genau diese Zusammenarbeit, die uns von anderen abhebt. Wir lassen aus Prinzip die Sprechstunden dieser beiden Bereiche parallel laufen. Ich habe in meinem Team auch Schmerztherapeuten und physikalische Mediziner, die den ganzen konservativen Bereich abdecken. Da wir die Sprechstunden parallel laufen lassen, können wir auch im gesamten Team besprechen, was wir dem Patienten am besten anbieten. Dieses gleichberechtigte duale Prinzip zwischen operativer und konservativer Behandlung ist ein Vorteil dieser Klinik, den andere in dieser Form nicht bieten. Wir haben beides in einem Team, was dem Patienten lange Wege erspart. Wieso ist gerade die Wirbelsäule so heikel für eine Behandlung? Man kommt bei der Wirbelsäule sehr schnell in den Bereich einer neurologischen Störung. Das ist oft etwas Irreversibles, und davor haben die Leute natürlich Angst. Deshalb ist es unser Ansporn, Operationen zu vermeiden und eine Wirbelsäulentherapie erst möglich zu machen. Die Wirbelsäule ist komplexer als einfache Gelenke. Wir haben bei der Wirbelsäule eine ganze Gelenkkette, die nicht nur über die reine Mechanik funktioniert, sondern auch den ganzen Nervenapparat steuert. Für uns ist es eine grosse Verantwortung, mit den Ängsten der Patienten umzugehen. Dafür setzen wir auf eine sehr offene und direkte Kommunikation. Wir wollen den Patienten von Anfang an ehrlich und klar die Problematik darstellen und mögliche Lösungswege aufzeigen. tg I Regio aktuell: Herr Dr. Trouillier, immer mehr GESUNDHEIT Ist eine Operation das Allheilmittel gegen Wirbelsäulenbeschwerden? Nein, überhaupt nicht. Wir behandeln unsere Patienten nach einem Stufenprinzip: Wir versuchen zuerst, das Problem konservativ zu behandeln. Dazu gehört unter anderem die Physiotherapie. Ist für uns aber von Anfang an klar, dass dies nicht reicht oder im Verlaufe der Behandlung der Erfolg sich nicht einstellt, gehen wir zum nächsten Schritt. Zu diesem gehören die interventionellen Schmerztherapien. Gerade hier profitiert der Patient von der Behandlung im Kantonsspital Baselland, weil wir mit dem Kantonsspital Laufen eine spezielle Schmerzklinik mit Spezialisten beiziehen können. Erst in der dritten Stufe kommt die Situation, dass man operativ eingreifen muss. Und auch dort wird versucht, den Eingriff minimalinvasiv durchzuführen, um eine rasche Rehabilitation zu ermöglichen. 1